Titel: Verbesserungen in der Fabrikation oder Gewinnung von Oehl aus gewissen Substanzen, und in der Erzeugung von Gas aus diesen oder ähnlichen Substanzen oder aus dem aus denselben gewonnenen Oehle, auf welche Verbesserungen sich Richard Butler, Kaufmann von Austin Friars, City of London, am 29. Januar 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XXXII., S. 126
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XXXII. Verbesserungen in der Fabrikation oder Gewinnung von Oehl aus gewissen Substanzen, und in der Erzeugung von Gas aus diesen oder aͤhnlichen Substanzen oder aus dem aus denselben gewonnenen Oehle, auf welche Verbesserungen sich Richard Butler, Kaufmann von Austin Friars, City of London, am 29. Januar 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. October 1833, S. 111. Verbesserungen in der Fabrikation oder Gewinnung von Oehl etc. Die Substanzen, aus welchen Oehl und Gas gewonnen werden sollen, sind bituminoͤser Schiefer (mit Ausnahme der Schieferkohle) und bituminoͤser Sandstein, welche im Zustande der Reinheit, wenn sie entzuͤndet oder in ein starkeß Feuer geworfen werden, gewoͤhnlich nicht zusammenbaken, und welche, wenn sie auf die spaͤter zu beschreibende Weise der Destillation oder Verkohlung unterworfen werden, ein Oehl und ein Gas geben, in dem keine Naphthalins enthalten ist. Das Verfahren, nach welchem das Oehl und das Gas aus den genannten Mineralsubstanzen ausgezogen wird, ist folgendes. Diese Substanzen werden naͤmlich in kleine Stuͤke verwandelt, wobei man alle fremdartigen Dinge, wie Thon oder Schwefelkies, sorgfaͤltig aus ihnen entfernt, und hierauf in eine Retorte, wie man sie zur Gasbereitung aus Steinkohlen benuzt, gebracht, und zwar in einer solchen Menge, daß die Retorte beilaͤufig zur Haͤlfte damit angefuͤllt ist. Man kann auch etwas Wasser zusezen, wodurch die Operation beguͤnstigt wird, doch ist dieß nicht durchaus noͤthig. Die Retorte ist mit zwei Oeffnungen versehen, an denen Roͤhren mit Haͤhnen angebracht sind, so daß diese Roͤhren nach Belieben geschlossen werden koͤnnen. Jede dieser Roͤhren oͤffnet sich an ihrem anderen Ende in ein geschlossenes Gefaͤß oder in einen Recipienten, welcher in einem Zuber oder in einer Wanne angebracht ist. Eine zweite Roͤhre verbindet den ersten Recipienten mit einem zweiten, und eine dritte verbindet den zweiten mit einem dritten Recipienten, so daß auf diese Weise also eine dem Woolf'schen Apparate aͤhnliche Vorrichtung hergestellt wird. Jede der beiden Oeffnungen der Retorte fuͤhrt also zu einer eigenen Reihe von Recipienten und beide Reihen muͤssen luftdicht verschlossen werden. Der dritte Recipient der einen dieser Reihen ist mit einer Roͤhre versehen, die in einen Gasometer fuͤhrt; die von dem dritten Recipienten der anderen Reihe auslaufende Roͤhre steht hingegen mit einem Wurme oder einem Kuͤhlapparate in Verbindung, welcher sich in einen vierten Behaͤlter oder Recipienten oͤffnet, aus dem gleichfalls wieder eine Roͤhre austritt, die nach Belieben mit demselben oder einem anderen Gasometer in Verbindung gebracht werden kann, so daß auf diese Weise kein Gas verloren geht. Ich sage nach Belieben, weil das aus dieser Reihe von Gefaͤßen erhaltene Gas nicht so rein ist, als jenes, welches man aus der zweiten Reihe erhaͤlt. Man kann auch mehrere Retorten so einrichten, daß sie mit zwei Hauptroͤhren arbeiten, von denen jede durch eine kleinere Roͤhre mit einer der beiden Oeffnungen der Retorte in Verbindung steht. Bei dieser Einrichtung werden auf jede Reihe von Retorten zwei Reihen von Gefaͤßen kommen; die Haͤhne muͤssen an den Hauptroͤhren angebracht werden, so daß diese nach Belieben geoͤffnet oder geschlossen werden koͤnnen. Unter der Retorte oder unter der ganzen Reihe von Retorten wird in einem gewoͤhnlichen Ofen ein schwaches Feuer angezuͤndet, und nachdem der Hahn jener Roͤhre, die nicht mit dem Wurme oder dem Kuͤhlapparate in Verbindung steht, geschlossen worden, waͤhrend der andere Hahn offen blieb, wird die Operation bald beginnen. Anfangs entwikelt sich ein waͤsseriger Dampf aus der Retorte, auf den ein gelber oͤhliger Dampf folgt; beide Daͤmpfe werden durch die Uhren in die einzelnen Recipienten des Apparates gefuͤhrt, und daselbst verdichtet; die fluͤchtigsten Theilchen gelangen in den Kuͤhlapparat. Sobald die oͤhligen Theilchen dunkler gefaͤrbt werden und ohne beigemischtes Wasser aus den Retorten uͤbergehen (was man wohl erkennen kann, indem an der Roͤhre, die von der Retorte in den ersten Recipienten fuͤhrt, ein Stuͤk Glas angebracht wurde), wird der zu dieser Reihe von Apparaten gehoͤrige Hahn geschlossen, und dafuͤr der Hahn der anderen Reihe geoͤffnet. Zugleich wird dann das Feuer verstaͤrkt, damit die Retorten so schnell als moͤglich zum Rothgluͤhen kommen, wo dann Oehl mit einer großen Menge Gas aus den Retorten uͤbergeht. Das Gas gelangt in den Gasometer; das Oehl hingegen wird in den verschiedenen Zwischenrecipienten verdichtet. Man erhaͤlt auf diese Weise Oehle von verschiedener Dichtigkeit oder specifischer Schwere, von denen jenes, welches aus dem Kuͤhlapparate uͤberging, das fluͤchtigste ist. Ich nenne daher auch, da diese Oehle nicht mit einander vermengt werden sollen, das fluͤchtigere Oehl, das Oehl No. 1, das andere hingegen Oehl No. 2. In die Zuber oder Bottiche, in denen sich die Recipienten befinden, wird zum Behufe der schnelleren Verdichtung der Producte Wasser gebracht, Im Allgemeinen ist es besser auch in die Retorte etwas Wasser zu geben; doch ist dieß, wie bereits oben bemerkt worden, nicht durchaus nothwendig. Die Substanzen koͤnnen auch vor dem Eintragen in die Retorte getroknet und sogar schwach geroͤstet werden; und bezwekt man hauptsachlich nur die Erzeugung von Gas, so sollen diese Substanzen sogar, bevor man sie in die Retorten bringt, sorgfaͤltig getroknet, und die Retorten unmittelbar schnell bis zum Rothgluͤhen erhizt werden. In den verschiedenen Behaͤltern, in welchen die Oehle No. 1 und No. 2 verdichtet werden, sind diese Oehle, besonders das Oehl No. 1 beim Uebergehen mit ammoniakalischem Wasser und einer geringen Menge fremdartiger Substanzen vermischt; diese Substanzen schieden sich jedoch bald ab, und das Oehl schwimmt dann auf der Oberflaͤche des zugleich mit uͤbergegangenen Wassers. Das Oehl No. 2 geht, wenn gehoͤrige Sorgfalt angewendet worden, wasserfrei uͤber. Die auf diese Weise gewonnenen Oehle befinden sich, wie man zu sagen pflegt, in rohem Zustande; und koͤnnen auf irgend eine der zwekmaͤßigeren Reinigungsmethoden, wie durch Behandlung mit Schwefelsaͤure, durch Filtration und Destillation gereinigt werden. Diese Oehle koͤnnen, obschon es besser ist, sie vorher einem gewissen Grade von Reinigung zu unterwerfen, auch in ihrem rohen Zustande zur Gasbereitung verwendet werden, und diese Gasbereitung kann auf irgend eine der Methoden, nach welchen andere Oehle in Gas verwandelt werden, geschehen. Die Oehle No. 1 und No. 2 sind in ihrem rohen Zustande ganz frei von Sauerstoff, und enthalten, wenn sie auf die angegebene Weise bereitet worden, nie so viel davon, als in dem Steinkohlentheere enthalten ist, den man in den Steinkohlen-Gaswerken, in welchen man die Kohle in rothgluͤhende Retorten wirft, gewinnt. Diese Oehle unterscheiden sich ferner in ihrem rohen Zustande auch noch dadurch von dem Steinkohlentheere, daß sie kein Naphthalin enthalten. Das Oehl No. 2 hat außerdem auch noch die Eigenthuͤmlichkeit, daß, wenn dasselbe abgezogen und destillirt wird, und wenn bei diesem Processe die fluͤchtigeren oder zuerst uͤbergehenden Theile, d.h. die Haͤlfte der Quantitaͤt, mit welcher man arbeitet, bei Seite gestellt, und die zuruͤkbleibende Haͤlfte dann einer niedrigen Temperatur ausgesezt wird, daß sich, sage ich, in diesem Theile des destillirten Oeles No. 2 kleine Floken einer weißen, farblosen und leichten Substanz, die aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht, absondern. Das ungereinigte Gas, es mag aus den erwaͤhnten Oehlen oder direct aus den genannten Mineralsubstanzen erzeugt werden, unterscheidet sich von dem ungereinigten Steinkohlengase gleichfalls dadurch, daß es kein Naphthalin enthaͤlt. In Fallen, in welchen die erwaͤhnten Mineralsubstanzen mit Steinkohlen gelagert oder in dieselben eingebettet sind, enthalten sie Naphthalins; solcher bituminoͤser Schiefer oder Sandstein ist nicht rein, und soll daher auch, nachdem man sich durch Versuche hiervon uͤberzeugt hat, nicht angewendet werden. Ich habe nur noch zu bemerken, daß das Gas, es mag direct aus den oben erwaͤhnten Materialien oder aus den, aus denselben gewonnenen Oehlen erzeugt werden, in den meisten Fallen gereinigt werden muß, bevor man es zum Behufe der Beleuchtung anwendet, und daß man es zu diesem Zweke, wie dieß in den Gaswerken gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, durch Wasser, und wenn es besonders unrein ist, durch Nasser, in welchem etwas Kalk enthalten ist, leiten muß. Der Apparat zur Erzeugung der Oehle und des Gases aus den angegebenen Substanzen bildet keinen Theil meiner Erfindung; er ist hinlaͤnglich bekannt, und kann ohne Beeintraͤchtigung der Erfindung verschiedenartig abgeaͤndert werden.