Titel: | Beschreibung eines von der Steinkohlen- und Hüttenwerk-Compagnie des Aveyron eingeführten Gebläses. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LIV., S. 258 |
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LIV.
Beschreibung eines von der Steinkohlen-
und Huͤttenwerk-Compagnie des Aveyron eingefuͤhrten
Geblaͤses.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. April 1833, S. 104.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Beschreibung eines von der Steinkohlen- und
Huͤttenwerk-Compagnie des Aveyron eingefuͤhrten
Geblaͤses.
Dieses Geblaͤse wird durch eine Dampfmaschine getrieben. Es besteht 1) aus
einem Geblaͤscylinder von 7 Fuß im Durchmesser und 8 Fuß Lauf; 2) aus einem
Regulator von gleichbleibendem Rauminhalte und aus Windroͤhren aus Eisenblech
von 3 Fuß im Durchmesser; 3) endlich aus Apparaten, durch welche der Gang der
Maschine je nach dem Verbrauche an Wind regulirt, und zugleich den Unfaͤllen
vorgebeugt wird, welche entstehen koͤnnten, wenn die
Austrittsoͤffnungen ploͤzlich einen groͤßeren
Flaͤchenraum erhielten.
1) Vom Geblaͤscylinder. An diesem Cylinder A, Fig. 42 befindet sich zum
Eintritte der Luft und zu deren Austritte in den Regulator eine merkwuͤrdige
Einrichtung von Klappen, in Folge deren der Kolben seinen Lauf vollkommen
zuruͤklegen, und so nahe als moͤglich an die Dekel M, welche die beiden Basen bilden, gelangen kann.
Hieraus folgt, daß der schaͤdliche RaumUnter dem Namen „schaͤdlicher Raum“ (espace nuisible) versteht man jenen Raum, der
sich zwischen der Basis des Cylinders und dem Kolben befindet, wenn derselbe
an das Ende seines Laufes gelangt ist.A. d. O.sehr klein ist, d.h. daß beinahe alle Luft, die den Raum des
Geblaͤscylinders erfuͤllt, bei jedem Stoße der Maschine ausgetrieben
wird. Man sieht wohl, daß, wenn der Kolben seinen Lauf nicht vollkommen
zuruͤklegt, nicht alle Luft ausgetrieben wird; die comprimirte Luft, welche
zuruͤkbleibt, folgt dann dem Kolben auf seiner
Ruͤkwaͤrtsbewegung, und erst wenn diese Luft bis unter den
atmosphaͤrischen Druk herabgelangt, kann dann die Luft die Klappen CC oͤffnen und in den Cylinder eindringen.
Es muß also, wenn man die Menge der bei jedem Kolbenstoße erzeugten Luft berechnen
will, der ganze Raum, welchen der Kolben durchlief, ehe die aͤußere Luft
eintreten konnte, sammt dem Raume, der sich am Ende des Laufes zwischen dem Dekel
und dem Kolben befand, von dem Rauminhalte des Geblaͤscylinders abgezogen
werden. Jede Einrichtung, in deren Folge der Kolben also seinen Lauf vollkommen
beendigen kann, und durch welche der schaͤdliche Raum so viel als
moͤglich verkleinert wird, wird also die nuzende Wirkung oder Kraft der
Maschine bedeutend erhoͤhen. Die beste unter den bisher in dieser Hinsicht
bekannt gewordenen Vorrichtungen ist nun die hier abgebildete.
2) Von dem Regulator. Der Regulator besteht aus einer
Kugel aus starkem Eisenblech von 8000 Kubikfuß Rauminhalt. Er hat keinen der
Nachtheile der Wasser- oder Kolbenregulatoren, und gewaͤhrt den
Vortheil, daß er einen regelmaͤßigen Wind- oder Luftstrom liefert,
indem er eine solche Menge Luft enthaͤlt, daß der Druk der Luft in demselben
bei jedem Stoße des Kolbens des Geblaͤscylinders nicht wohl eine
Veraͤnderung erleiden kann. Sein Rauminhalt verhaͤlt sich
naͤmlich zu jenem des Geblaͤscylinders, wie 27 zu 1, und also steht
die Menge der Luft, die er enthaͤlt, zu jener, die er erhaͤlt, in eben
demselben Verhaͤltnisse, wobei jedoch die Wirkung des schaͤdlichen
Raumes noch in Anschlag zu bringen ist. Die Luft befindet sich bei ihrem Austritte
aus dem Geblaͤscylinder nothwendig auf einem hoͤheren Grade von Druk,
als in dem Regulator, und dieser Druk kann nach den Angaben der Manometer bei einem
regelmaͤßigen Gange hoͤchstens auf ein Zehntel Kilogramme
geschaͤzt werden.
Aus diesen Angaben laͤßt sich nun schließen, daß bei jedem Kolbenstoße eine
Menge Luft in den Regulator tritt, welche dem 27sten Theile seines Rauminhaltes
gleichkommt, deren Druk aber um 1/10 Kilogramme hoͤher ist. Da nun diese
zustroͤmende Menge Luft sich mit der in dem Regulator enthaltenen Luft vermengt, und
eine gleiche durch die Windroͤhren L entweichende
Menge ersezt, so folgt hieraus, daß das Zehntel des staͤrkeren Drukes sich
uͤber die ganze Masse verbreitet, und daß der mittlere Druk der in dem
Regulator enthaltenen Luft um 1/270, Kilogramme dadurch vermehrt wird. Diese beinahe
unmerkliche Vermehrung des Drukes ist nur eine augenblikliche; denndeun sie wird sogleich durch das etwas raschere Ausstroͤmen der Luft
neutralisirt, und dieser von dem 1/270 Kilogramme herruͤhrende Wechsel der
Geschwindigkeit ist an den Roͤhren kaum bemerkbar.
An dem Scheitel des Regulators ist eine Klappe S
angebracht, welche mit einem dem Druke, bei welchem man arbeitet, angemessenen
Gewichte belastet ist. Wird der regelmaͤßige Gang der Maschine durch irgend
eine Ursache beschleunigt, oder stehen die Austrittsoͤffnungen nicht mit
jener Menge Luft, welche durch die Klappen DE
ausgetrieben wird, im Verhaͤltnisse, so dient die Klappe S zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes zwischen dem
Verbrauche und dem Zuflusse in den Regulator.
3) Von dem Apparate, welcher zum Reguliren des Ganges der
Maschine dient. An dem oberen Ende der großen Roͤhre T in welche die Luft bei ihrem Austritte aus dem
Cylinder gelangt, befindet sich ein kleiner Apparat, durch welchen die Abgabe an
Wind oder Luft je nach dem Verbrauche derselben in den Feuern regulirt wird, und
zwar indem der Gang des Bewegers des Geblaͤses in demselben
Verhaͤltnisse rascher oder langsamer gemacht wird. Es wird also hier nur so
viel Dampf verbraucht, als durchaus nothwendig ist, so daß eine wesentliche
Ersparung an Steinkohlen in den Kesseln Statt findet. Dieser Zwek wird nun durch den
kleinen Kolben c, welcher sich in dem Cylinder P bewegt, erreicht. Die Stange t folgt naͤmlich der Bewegung des Kolbens c, an welchem sie festgemacht ist, und bewegt auf diese Weise den
Kniehebel l, welcher folglich an der Stange k zieht. Diese leztere communicirt endlich mittelst
eines anderen Kniehebels und einer senkrechten, der Stange t aͤhnlichen Stange J mit dem Gesperre
der Maschine. Die Einrichtung ist jedoch eine solche, daß, wenn die Stange t herabsinkt, die entsprechende Stange J emporsteigt und umgekehrt.
Der Eintritt der Luft in dem Cylinder P erfolgt bei der
Oeffnung o, und der Kolben c
ist mit einem dem verlangten Druke entsprechenden Gewichte belastet. Arbeitet das
Geblaͤse, so hebt es den kleinen Kolben c und die
Stange t empor, waͤhrend die mit dem Gesperre in
Verbindung stehende Stange J herbsinkt, und die Maschine
in Ruhe versezt. Indessen stroͤmt die Luft aus, und der Druk vermindert sich
in dem Maße des Verbrauches an Luft. Sobald nun der Druk niedriger geworden, als das Gewicht des
kleinen Kolbens, so steigt dieser wieder herab, zieht dabei die Stange t mit sich, welche ihrerseits die Stange J, welche sich an dem Gesperre befindet, emporsteigen
macht, und die Maschine kommt also wieder in Gang: der erzeugte Wind oder die Luft
ersezt dann alsogleich den verbrauchten Wind wieder u.s.f.
Dieser Apparat ist nur dann von Nuzen, wenn in Folge einer Verminderung der Zahl oder
des Durchmessers der Roͤhren, welche das Geblaͤse speist, nicht die
ganze Kraft des Geblaͤses benuzt werden kann. Arbeitet die Maschine mit ihrer
ganzen Kraft, so geht das Spiel des Gesperres auf die gewoͤhnliche Weise
mittelst Hebeln von Statten, die durch die Stange der Luftpumpe in Bewegung gesezt
werden.
Ein zweiter Apparat n befindet sich zwischen dem
Regulator und dem Geblaͤscylinder. Dieser besteht, so wie der eben
beschriebene, aus einem kleinen Cylinder c' mit seinem
Kolben, welcher durch die Communicationsroͤhre m
der Einwirkung der Luft oder des sogenannten Windes ausgesezt ist. Dieser Kolben
hebt oder senkt sich, je nachdem der Druk zu- oder abnimmt; er oͤffnet
oder schließt auch durch die Wirkung der Stange mit Raͤdchen und Scharnier
n und des Hebels q die
Klappe G. Wenn nun die Austrittsoͤffnungen durch
irgend einen Zufall augenbliklich vergroͤßert werden, so wird die Luft oder
der Wind, indem er viel zu große Austrittsmuͤndungen hat, ploͤzlich an
Druk verlieren, so daß der Kolben des Cylinders beim Austreiben der Luft beinahe
keinen Widerstand mehr zu uͤberwinden hat. In diesem Falle kaͤme man
in Gefahr, daß der Kolben gegen die Dekel oder Basen des großen Cylinders
schlaͤgt und dieselben zerbricht; diesem Unfalle wird nun aber durch die
Kehlklappe G vorgebeugt, indem sich dieselbe bei der
Bewegung der zu dem Kolben p' gehoͤrigen Stange,
welche offenbar dann eintritt, wenn der Druk der Luft abnimmt, zu schließen
trachtet.
Fig. 42 zeigt
das ganze Geblaͤse im Durchschnitte.
A ist der Speisungscylinder der Maschine.
B der Kolben, welcher sich in dem Cylinder bewegt.
CC die unteren Klappen fuͤr den Eintritt
der Luft.
D die untere Klappe fuͤr den Austritt der
Luft.
E die obere, zu demselben Zweke bestimmte Klappe.
F die Kolbenstange.
G die Kehlklappe.
H das Parallelogramm.
I der Schwengel.
J die Roͤhre der Luftpumpe.
L die Windroͤhre.
MM die beiden Boden des Cylinders A.
N die obere Klappe fuͤr den Eintritt der
Luft.
P der Cylinder des Regulirapparates.
R der Luftbehaͤlter oder Regulator.
S die Sicherheitsklappe des Regulators.
T die Windroͤhre.
c der Kolben des Regulators.
k die Stange.
l der rechtwinkelig gebogene Hebel.
m die Verbindungsroͤhre zwischen der
Roͤhre T und dem kleinen Apparate x.
n die Stange mit den Raͤdchen, welche die Klappe
G in Thaͤtigkeit sezt.
o die Eintrittsoͤffnung in den Cylinder P.
p' der kleine Kolben.
q der an der Achse der Klappe angebrachte Hebel.
c' der kleine Cylinder des Apparates x.
x der Apparat, durch welchen den Unfaͤllen, die
durch eine ploͤzliche Erweiterung der Austrittsoͤffnungen des Windes
entstehen koͤnnten, vorgebeugt wird.
Hr. Saulnier erstattete der Gesellschaft im Namen der
Commission der mechanischen Kuͤnste einen guͤnstigen Bericht
uͤber dieses Geblaͤse, dessen Beschreibung der Minister des Handels
und der oͤffentlichen Arbeiten der Gesellschaft mittheilen ließ.