Titel: Analyse der schwefelsauren Alaunerde des Vulkans bei Pasto; von Hrn. Boussingault.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXIV., S. 294
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LXIV. Analyse der schwefelsauren Alaunerde des Vulkans bei Pasto; von Hrn. Boussingault. Aus den Annales de Chimie et de Physique. April 1833, S. 348. Analyse der schwefelsauren Alaunerde. Als ich mich in dem Krater des Vulkans von Pasto befand, um seine Producte zu untersuchen, suchten die mich begleitenden Indier sehr eifrig nach einer salzigen Substanz, die ich nach ihrem Geschmak leicht als ein Alaunerdesalz erkannte. Es war in der That Alaun, und meine Fuͤhrer sammelten davon eine große Menge zum Gebrauche bei der Faͤrberei. Jeder Bewohner des Dorfes Pasto besizt in seinem Hause eine Fabrik von Wollenzeug, und oft findet man in demselben Stokwerk eine Kuͤche, ein Schlafgemach, einen Webestuhl und eine Faͤrberwerkstaͤtte. Die ruanas oder punchos der Peruaner, alte Kleider der Incas, welche von den spanischen Amerikanern angenommen wurden, werden in bedeutender Menge in der Provinz de los Pastos fabricirt. Diese Producte stehen in sehr großem Rufe und ich muß auch gestehen, daß in Bezug auf Haltbarkeit und Lebhaftigkeit der Farben die Indianer von Pasto die europaͤischen Faͤrber nicht sehr zu weiden haben. Die Pastuhos faͤrben ihr Roth mit Cochenille, welche man auf den Cactus von Penipe und Riobamba sammelt. Das Alan erhaͤlt man durch Indigo und das Gelb mit einer krautartigen Pflanze, die im Lande sehr verbreitet ist. Die chemischen Agentien, welche man in diesen kleinen Faͤrbereien anwendet, sind: Aschenlange, Saft von wilden Citronen (limones sutiles). Schwefelsaͤure und Alaun. Die Schwefelsaͤure bereitet man mit dem Schwefel der Vulkane und dem Salpeter, welcher in den Tagen der Trokniß aus den Steinen auswittert, die auf dem Boden liegen, der dem Cotopaxi als Basis dient. Die Bewohner des schoͤnen Dorfes Guano sind fast alle Schwefelsaͤurefabrikanten. Es kostete mich die groͤßte Muͤhe, um die Erlaubniß zu erhalten, eine solche Fabrik zu besehen. Den Schwefel verbrennt man in kleinen Bleikammern, deren Hohlraum nur zwei bis drei Kubikmeter betraͤgt. Der Besizer dieses Etablissements, ein ehrwuͤrdiger Greis, sagte mir, daß er nach vieljaͤhrigen Versuchen seine Fabrikation so weit vervollkommnet habe, daß er das Pfund seiner Saͤure zu 1 Piaster (5 Franken 40 Cent.) liefern koͤnne. Den Alaun findet man, wie ich oben gesagt habe, in dem Krater des Vulkans von Pasto in weißen Massen, oft in Begleitung von Gyps; er haͤngt an dem tachytischen Gestein, welches durch die schwefeligen Daͤmpfe veraͤndert ist. Dieser Alaun gleicht in seinen aͤußeren Eigenschaften ganz demjenigen von Saldana, welchen ich vor mehreren Jahren beschrieben habe, obgleich die Lagerungsverhaͤltnisse dieser beiden Alaunerdesalze ganz verschieden sind, indem die schwefelsaure Alaunerde von Saldana in einem Uebergangsgebirge vorkommt. Man wird aus unten folgender Analyse ersehen, daß die beiden Alaunerdesalze sich in ihrer Zusammensezung aͤhnlich sind. Durch einige vorlaͤufige Versuche, die ich nicht anzufuͤhren brauche, uͤberzeugte ich mich, daß die schwefelsaure Alaunerde von Pasto nur Schwefelsaͤure, Alaunerde, Wasser und eine geringe Menge einer fremdartigen unaufloͤslichen Substanz enthaͤlt, worauf ich die Analyse folgender Maßen anstellte: 2,45 Gramme schwefelsaure Alaunerde wurden aufgeloͤst, wobei 0,18 Gr. zuruͤkblieben. Die durch Ammoniak gefaͤllte Alaunerde wog 0,34 Gr. Die Fluͤssigkeit wurde gekocht, um das uͤberschuͤssige Ammoniak zu verjagen; durch Zusaz von salzsaurem Baryt erhielt man 2,35 Gr. schwefelsauren Baryt, welcher 0,81 Saͤure entspricht. Der Baryt, welcher sich in der Aufloͤsung befand, wurde durch Schwefelsaͤure gefallt, der schwefelsaure Baryt abfiltrirt, die Fluͤssigkeit zur Trokniß verdampft und der Ruͤkstand ausgegluͤht, um die Ammoniaksalze zu verjagen, wobei nur eine unwaͤgbare Menge schwefelsauren Kalks zuruͤkblieb. Die Analyse gab also als Resultat: Fremdartige Stoffe 0,18 Schwefelsaͤure 0,81 Alaunerde 0,34 Wasser (durch den Gewichtsunterschied) 1,12 Schwefelsauren Kalk Spuren Nach Abzug der fremdartigen Substanzen erhaͤlt man in Procenten: Schwefelsaͤure 35,68 Alaunerde 14,98 Wasser 49,34 Diese Zusammensezung entspricht derjenigen der schwefelsauren Alaunerde von Saldana oder der Formel: l ³ + 18 Aq.