Titel: Bericht des Hrn. Francoeur über verschiedene Uhrmacherarbeiten, welche Hr. Perron von Besançon der Société d'encouragement vorlegte.
Fundstelle: Band 51, Jahrgang 1834, Nr. VII., S. 24
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VII. Bericht des Hrn. Francoeur uͤber verschiedene Uhrmacherarbeiten, welche Hr. Perron von Besançon der Société d'encouragement vorlegte. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. August 1833, S. 249. Mit Abbildungen auf Tab. I. Francoeur's Bericht uͤber verschiedene Uhrmacherarbeiten. Hr. Perron hat die Gesellschaft um die Beurtheilung mehrerer Producte seiner Kunst und Gewandtheit gebeten. Diese Gegenstaͤnde sind: 1) eine neue Hemmung fuͤr Pendeluhren; 2) eine neue Art von Compensation, und 3) Plane der Thurmuhr zu Ornans. Die Commission hat die Ehre der Gesellschaft folgende Bemerkungen uͤber diese Gegenstaͤnde vorzutragen. 1. Von der Hemmung mit beweglichen Walzen. Dieses Stuͤk zeichnet sich hauptsaͤchlich durch die Art und Weise aus, auf welche das sogenannte Hemmungsrad arbeitet. Die Zaͤhne dieses Rades sind naͤmlich an den Enden so abgeschnitten, daß sie schiefe Flaͤchen bilden, und auf diese wirken die Arme des Ankers nach einander, damit die Triebkraft dem Pendel wieder jenen Theil der Bewegung zuruͤkgebe, die er durch die Widerstaͤnde verliert. Zur Verminderung der Reibung bringt Hr. Perron an jedem Arme des Ankers eine bewegliche Walze an, welche die Reibungen in Reibungen von der zweiten Gattung verwandelt. Es ist dieß die umgekehrte Graham'sche Hemmung, denn dieser beruͤhmte Kuͤnstler hatte die schiefen Flaͤchen an den Enden der Arme des Ankers angebracht. Uebrigens ist die Hemmung des Hrn. Perron sehr sorgfaͤltig ausgefuͤhrt. Zur Vermeidung des Vorruͤkens sind an dem Anker Nußschrauben angebracht. Was nun die Prioritaͤt der Erfindung betrifft, so muͤssen wir bemerken, daß die Uhrmacher schon seit mehreren Jahren einen Theil der schiefen Flaͤchen des Ankers auf die Zaͤhne des Hemmungsrades zu uͤbertragen suchten. Hr. Duclos that noch mehr; denn er hat an seinen zierlichen Uhren aus Pappendekel, welche so großes Interesse erregten, und welche wegen ihrer sinnreichen Einrichtung auch wirklich der allgemeinen Aufmerksamkeit wuͤrdig waren, diese Flaͤchen ganz auf die Zaͤhne des Rades uͤbergetragen. Der geringe Absaz, welchen diese Uhren hatten, benimmt ihren Einrichtungen nichts von ihrem Verdienste, indem dieses auf anderen Gruͤnden beruht. Hr. Gille hat im lezten Julius ein Patent auf die ruhende Hemmung seiner Pendeluhren mit Weker genommen, und an diesen Uhren auch Raͤder mit schiefen Flaͤchen angebracht, die den Raͤdern der Secunden-Pendeluhr des Hrn. Perron aͤhnlich ist. Die Hemmungen des Hrn. Duclos sind zuruͤkspringende; allein der Ruͤksprung ist an denselben geringer, als an der Hemmung des Hrn. Perron. Hr. Duclos sagt, daß er auch ruhende Hemmungen verfertigt habe, was bei seinem Systeme leicht begreiflich ist. Die Hemmungen des Hrn. Gille sind ruhende; jene des Hrn. Perron hingegen zuruͤkspringende, weil er die schiefen Flaͤchen auf bewegliche Walzen des Ankers wirken laͤßt, und weil die schiefen Flaͤchen nicht mit dem Anker concentrisch sind. Da diese Systeme in den bis jezt uͤber diesen Gegenstand erschienenen Werken nicht beschrieben sind, so schlagen wir vor dieselben im Bulletin bekannt zu machen. Hr. Perron scheint die Pendeluhren aus Pappendekel nicht genau untersucht zu haben; denn er glaubt, daß dieselben mit der Graham'schen Hemmung gehen, waͤhrend es doch gewiß ist, daß die Zaͤhne des Rades mittelst schiefer, an den Enden dieser Zaͤhne befindlicher Flaͤchen auf einen Anker mit Fluͤgeln aus Horn wirken. Er irrt auch, wenn er seine Erfindung als mit einer freien Hemmung ausgestattet darstellt. 2. Von dem Compensator der Pendeluhr. Hr. Perron bringt unter der Linse einen horizontalen, bimetallischen oder aus zweierlei Metallen bestehenden Arm an, welchen er an der Aufhaͤngestange befestigt, so daß die Linse bei den Veraͤnderungen der Temperatur durch die Formveraͤnderung dieses Stabes hinauf- oder herabsteigt, damit auf diese Weise der Mittelpunkt der Schwingung versezt, und die Laͤnge der Aufhaͤngung unwandelbar gemacht wird. Es ist offenbar, daß Hr. Perron die fruͤheren, der seinigen aͤhnlichen Erfindungen nicht kannte; denn sein Pendel ist bis auf einige Verschiedenheiten in der Form einem Pendel, welches sich schon lange Zeit uͤber in der Sammlung der Gesellschaft befindet, vollkommen gleich. Der Compensationsstab dieses lezteren ist naͤmlich gerade, waͤhrend jener des Hrn. Perron gekruͤmmt ist. Hr. Duclos, der dieses Pendel einst der Gesellschaft vorlegte, fuͤhlte wohl, daß dasselbe wegen der Schwierigkeit, mit der sich der Apparat reguliren laͤßt, in der Anwendung Hindernisse finden duͤrfte; uͤbrigens hat er viele Pendeluhren nach diesem Principe verfertigt, und namentlich eine fuͤr das Observatorium zu Nantes, welche in der Industrieausstellung vom Jahre 1821 zu sehen war. Dieses Verfahren wurde ferner auch bei mehreren Thurmuhren aus der Fabrik des Hrn. Cahier von Tillay befolgt. 3. Von der Thurmuhr zu Ornans. Die Thurmuhr zu Ornans, welche Hr. Perron in einer deutlichen, aber etwas nachlaͤssigen Zeichnung vorlegte, ist zwar sehr gut ausgefuͤhrt, enthaͤlt aber in ihrer Einrichtung nichts Neues. Das bei ihr befolgte System ist ganz dasselbe, wie jenes an den sogenannten Jura-Uhren. Eine Stundenschneke regulirt den Gang des Rechens, und ersezt das gewoͤhnliche Zaͤhlrad, und dieser Rechen steigt auf einen Grad herab, welcher die Zahl der Schlaͤge bestimmt, die der Hammer macht, wenn sich der Rechen erhebt. Eben dieß gilt auch von dem Schlagwerke der Viertelstunden, welches durch eine Schneke mit zwoͤlf Zaͤhnen, von denen jeder drei Grade hat, regulirt wird. Derjenige dieser Grade, auf welchen der zweite Rechen trifft, bestimmt den Hammer einen, zwei oder drei Schlaͤge zu machen. Die ganze Einrichtung ist sehr sinnreich, sie bietet jedoch, wie gesagt, nichts Neues dar. Die von Hrn. Perron vorgelegten Gegenstaͤnde geben einen neuen Beweis von dem Scharfsinne und den Kenntnissen dieses Kuͤnstlers. Das System der Hemmungsraͤder mit schiefen Flaͤchen wird sich sehr nuͤzlich bewaͤhren, und duͤrfte, weil es viel leichter auszufuͤhren ist, an den Taschenuhren mit Vortheil das Cylinderrad ersezen. Die Raͤder mit schiefen, auf Stifte wirkende Flaͤchen scheinen sich naͤmlich mehr fuͤr die Taschenuhren, als fuͤr die Pendeluhren zu eignen, weil dadurch, vorausgesezt, daß sie wie an den englischen und schweizerischen Taschenuhren an der Unruhe angebracht werden, eine freie Hemmung entsteht. Schon dadurch, daß hier Ankerstifte wirken, wird die Wirkung viel sicherer, waͤhrend die Hemmung an den Pendeluhren ungeachtet der beweglichen Stifte keine freie, und nicht ein Mal eine ruhende seyn kann. Was uͤbrigens die Prioritaͤt der Erfindung betrifft, so lassen wir diese Frage dahin gestellt seyn, indem Hr. Perron versichert, schon im Jahre 1798 Uhren nach diesem Systeme verfertigt zu haben. Die Commission schlaͤgt daher vor die Hemmungen der HH. Perron, Gille und Duclos, so wie die Compensatoren der HH. Perron und Duchemin durch Beschreibungen und Abbildungen allgemein bekannt zu machen. I. Beschreibung der Hemmung mit schiefen Flaͤchen und beweglichen Walzen von Hrn. Perron, Uhrmacher zu Besançon. Die Hemmung ist bekanntlich der wesentlichste und zarteste Theil an allen zum Messen der Zeit bestimmten Instrumenten. Die Triebkraft muß mittelst guter Verzahnungen und ohne Verlust an Kraft an dieselbe gelangen, so daß die Hemmung einzig nur dazu dient, dem Pendel das wieder zu ersezen, was es, wenn es auf einer Schneide ruht, durch die Reibung am Aufhaͤngungspunkte, und wenn es mittelst Federn aufgehaͤngt ist, durch den Widerstand der Luft und der Aufhaͤngfedern verliert. Dieser Zwek laͤßt sich also erreichen: 1) wenn man eine Hemmung verfertigt, deren Strich (trainée) auf den Hebeln lang ist, indem man das Pendel nur kurze Schwingungen beschreiben laͤßt, die bekanntlich mehr isochron oder gleichmaͤßig sind, als die großen; 2) wenn man kein Oehl an die Aufhaͤngepunkte bringt, indem das Oehl, wenn es diker wird, die Reibung vermehrt. Diese Bedingungen werden nun durch die Hemmung mit beweglichen Walzen erfuͤllt. Hr. Perron versichert diese beweglichen Walzen an einer astronomischen Pendeluhr angebracht zu haben, an welcher er die Walzen in Rubinen laufen ließ. Diese Hemmung, welche man in Fig. 1 und 2 abgebildet sieht, besteht aus einem Hemmungsrade C, deren fuͤnf mit 1, 2, 3, 4 und 5 bezeichnete Zaͤhne eine dreiekige Form und eine schief abgeschnittene Flaͤche haben. Jeder dieser Zaͤhne wirkt wechselsweise auf die Walzen, welche mittelst zweier Bruͤken oder Galgen an den Armen BD angebracht sind. Der Mittelpunkt der Bewegung dieser Arme oder dieser Hemmungsstuͤke befindet sich in A. In der Stellung, in welcher die Hemmung abgebildet ist, hat der Zahn oder das Dreiek 1 eben auf die Walze des Armes B gewirkt, und denselben von dem Mittelpunkte des Rades entfernt, waͤhrend sich der Arm D demselben indessen naͤherte. In demselben Augenblike, in welchem der Zahn 1 die Walze an der Seite B verlaͤßt, ruht der Zahn 2 auf der Walze des Armes D, der sich in Folge des Impulses, der ihm durch die Einwirkung des Dreiekes 1 auf die Walze des Armes B mitgetheilt worden, dem Mittelpunkte des Rades zu naͤhern fortfaͤhrt. Ist die Kraft dieses Impulses erschoͤpft, so gelangt der Arm D in Folge seiner eigenen Schwere wieder an seine fruͤhere Stellung zuruͤk; das Dreiek 2 wirkt dann mit seiner schiefen Flaͤche auf die Mitte des Armes D, und gibt demselben auf diese Weise einen neuen Impuls oder Stoß, worauf dann das Dreiek 3 auf die Walze des Armes B zu ruhen kommt und seinen Impuls erhaͤlt. Hierauf stemmt sich das Dreiek 4 auf die Walze des Armes D, und diese Wirkung dauert auf diese Weise so lange fort, bis die Triebkraft erschoͤpft ist. Der Erfinder sagt, daß sich diese Hemmung sehr leicht verfertigen laͤßt, daß die Reibung bei ihr gering ist, daß sie eine sehr geringe Triebkraft erfordert, und daß die Walzen nicht eingeoͤhlt zu werden brauchen. Er bemerkt, daß das Rad an der Graham'schen Ankerhemmung 30 Zaͤhne hat, und auf die Hebel des Ankers und hierauf auf die convexen und concaven, sehr weit von dem Mittelpunkte der Bewegung des Ankers entfernten Ruhepunkte wirkt. Dieß veranlaßt eine weit groͤßere Reibung, so daß das, was durch die Aushebungen (levées) an Kraft gewonnen wird, auf den Ruhen wieder verloren geht. An der neuen Hemmung ist dieß gerade umgekehrt; das Rad wirkt indem es sehr klein ist, mittelst kurzer Hebel auf große, sehr weit von dem Mittelpunkte der Bewegung entfernte Armhebel der Hemmung; die Ruhen, welche an dem Rade Statt finden, geschehen auf einem sehr kurzen Hebel, und dieser Hebel verkuͤrzt sich sogar noch durch die großen Supplementbogen, indem er sich dem Mittelpunkte der Bewegung beilaͤufig bis auf eine Linie naͤhert. Hieraus erhellt, daß von Seite des Rades eine große Kraft auf die an den Armen der Hemmung angebrachten Walzen ausgeuͤbt wird, und daß die Ruhen die Kraft des Impulses aufheben, weil der wirkende Hebel sich in dem Maße, als die Supplementbogen groͤßer und groͤßer werden, immer mehr und mehr verkuͤrzt. Es erhellt ferner, daß diese Hemmung eine sehr freie ist, weil das Rad auf Walzen statt auf Stifte wirkt; die Walzen haben naͤmlich keine Reibung, und es entsteht folglich keine Abnuͤzung und mehr Bestaͤndigkeit in dem Isochronismus der Schwingungen. Statt an dem Hemmungsrade, an dessen Welle sich der Secundenzeiger befinden sollte, 30 Zaͤhne anzubringen, hat es der Erfinder fuͤr besser erachtet, dem vorlezten Rade 60 in ein Getriebe mit 10 Fluͤgeln eingreifende Zaͤhne, und dem Hemmungsrade nur 5 Zaͤhne zu geben. Die Zaͤhne des Secundenrades stehen immer in denselben Verhaͤltnissen mir den Fluͤgeln des Getriebes des Hemmungsrades und mit den Zaͤhnen dieses Rades; der Secundenzeiger muß daher auf einem gut eingetheilten Zifferblatte die Secunden immer mit großer Genauigkeit angeben. II. Beschreibung der Hemmung des Hrn. Duclos. Diese Hemmung wurde von Hrn. Duclos an den Uhren angewendet, die derselbe aus Pappendekel, verfertigte, und die seiner Zeit so großes Aufsehen machten. Die Raͤder bestanden aus Pappendekel, und die Fluͤgel des Ankers aus Horn. In Fig. 3 sieht man die Stellung dieser Hemmung im Augenblike der Aushebung; Fig. 4 zeigt dieselbe hingegen im Augenblike des Falles. a ist das Aushebungsrad. b sind die Zaͤhne desselben; c sind die Ruhebogen; d ist die Achse des Ankers; e der Anker aus Horn. Die Aushebung geschieht durch die schiefe Flaͤche des Zahnes b; der Fall oder die Ruhe, wenn dieser Zahn den Anker verlaͤßt, wie man dieß aus Fig. 4 sieht. Die Ruhebogen sind mit einer und derselben Zirkeloͤffnung gezogen, deren Mittelpunkt sich in d befindet. III. Beschreibung der Hemmung mit schiefen Flaͤchen des Hrn. Gille. Diese aus Fig. 5 ersichtliche, ruhende Hemmung ist nach dem Graham'schen Principe gebaut. Das Rad c hat Zaͤhne aa, deren Ende schief abgeschnitten ist, und auf welche abwechselnd die Fluͤgel bb des Ankers treffen. Da diese Fluͤgel gleich lang sind, so wird die Unruhe mit einer regelmaͤßigen Reibung eben so weit auf die eine, als auf die andere Seite getrieben, wobei die Ruhe auf demselben Kreise Statt findet. IV. Beschreibung des Compensations-Pendels des Hrn. Perron. Man sieht dieses Pendel in Fig. 6. AB ist die Pendelstange; CD ein aus Stahl und Messing bestehender Stab, welcher mittelst einer Schraube mit ausgekerbtem Kopfe E an der Pendelstange befestigt ist. Die Pendelstange geht frei durch die Linse, und diese Linse ist mittelst zweier Laͤufer F, G, mit denen die beiden Stangen H, J durch Charniergelenke verbunden sind, an den Enden des bimetallischen Stabes CD aufgehaͤngt. Die beiden Stangen HJ tragen die Linse naͤmlich mittelst einer durch deren Mittelpunkt gehenden Schraube, und die ganze Einrichtung ist so getroffen, daß sich die beiden Stangen sowohl an den Laͤufern, als an dem Mittelpunkte der Linse in Folge des Temperaturwechsels frei bewegen koͤnnen. Der Stab CD muß aus gut gehaͤmmertem Messinge verfertigt und drei Mal so dik als der staͤhlerne Stab seyn, welcher leztere, nachdem er gehaͤrtet worden und nachdem man ihn blau anlaufen ließ, mittelst zahlreicher, nahe an einander befindlicher Stifte an den Messingstab genietet wird, so daß beide Staͤbe gleichsam nur einen und denselben Koͤrper ausmachen. Hr. Perron hat dem Messingstabe deßhalb eine so bedeutende Dike gegeben, weil er den staͤhlernen Stab uͤberwaͤltigen und ihn je nach dem Temperaturgrade nach verschiedenen Richtungen biegen muß. Diese zusammengesezte Stange kann nun gerade oder gebogen seyn, wie man aus der Abbildung ersieht. Wenn derselbe bei einer mittleren Temperatur von 10° gerade ist, so wird er eine convexe Form annehmen, wenn man ihn in einer Trokenstube einer Hize von 27° aussezt, weil sich das Messing staͤrker ausdehnt als der Stahl, und weil sich der zusammengesezte Stahl also kruͤmmen muß. Sinkt die Temperatur hingegen von diesen 27° wieder auf 0°, so werden sich die beiden Staͤbe verkuͤrzen; da sich der Messingstab jedoch hierbei mehr zusammenzieht, als der staͤhlerne, so wird der zusammengesezte Stab concav werden. Wuͤrden die beiden Metalle von einander getrennt seyn, so wuͤrde deren ungleiche Ausdehnung nur in gerader Linie Statt finden, und haͤtten die beiden Staͤbe gleiche Dike, so wuͤrde der staͤhlerne den messingenen hindern sich zu kruͤmmen. Wenn nun die Pendeluhr mit ihrem bimetallischen Stabe versehen und die Uhr nach einer Temperatur von 0°, der man sie aussezt, regulirt ist, so wird sich die Pendelstange, wenn die Temperatur um 27° R. steigt, um 78/360 Linien verlaͤngern, und die Uhr also in 24 Stunden um 20 bis 25 Secunden zu spaͤt gehen. Der bimetallische Stab muß laͤnger seyn, als es noͤthig ist; und wenn die an den beiden Enden angebrachten Laͤufer F, G die Linse um 90 oder 100/362 Linien heben, so ist der Stab zu lang. In diesem Falle naͤhert man dann die Laͤufer dem Mittelpunkte des Stabes, und haͤlt sie an den Punkten 2,2 an; dann wiederholt man den Versuch noch ein Mal, und ist die Verlaͤngerung noch zu groß, so bringt man die beiden Laͤufer an die Punkte 3,3. Wenn man nun bei diesem wiederholten Versuche 78/360 Linien erhaͤlt, so wird der bimetallische Stab gerade das zur Compensation erforderliche Maß haben, weil er die Linse dann gerade um so viel emporhebt, als sie in Folge der Verlaͤngerung der Pendelstange herabsank. Auf diese Weise wird der Mittelpunkt der Pendelschwingung immer gleich weit von dem Aufhaͤngepunkte entfernt bleiben. In Fig. 7 sieht man ein Stuͤk des bimetallischen Stabes in der Haͤlfte der natuͤrlichen Groͤße, und so wie er sich fuͤr eine Linse von beilaͤufig 20 Pfunden eignet, abgebildet. Die beiden punktirten Linien bezeichnen den Durchgang der Stifte, mittelst welcher die beiden Staͤbe mit einander verbunden sind; der obere duͤnnere Stab besteht aus Stahl. V. Beschreibung des Compensationspendels des Herrn Duchemin. Fig. 8 ist ein Laͤngendurchschnitt des Compensators des Hrn. Duchemin. Fig. 9 zeigt denselben in der Haͤlfte der natuͤrlichen Groͤße und ohne Stellschrauben. Fig. 10 ist ein Querdurchschnitt. Gleiche Buchstaben beziehen sich an saͤmmtlichen Figuren auch auf gleiche Gegenstaͤnde. A ist die Linse. B, die obere an dem Compensator befestigte Stange. C, die untere Stange, welche die Linse traͤgt. D, D, E, E sind die Compensationsstaͤbe, welche zu 2/3 aus Messing und zu 1/3 aus Stahl bestehen. Die in Fig. 9 durch Punkte angedeuteten Linien bezeichnen die Kruͤmmungen, welche diese Staͤbe bei der Ausdehnung erleiden. n ist eine große horizontale Schraube, welche nach Rechts und nach Links mit Schraubengaͤngen versehen ist, und welche die beiden als Schraubenmuttern dienenden Stuͤke g, g traͤgt, von denen die eine nach Rechts, die andere nach Links mit Schraubengaͤngen ausgestattet ist. FF sind ausgekerbte Knoͤpfe, die sich an den Enden der Stellschraube nn befinden. G ist eine Schraubenmutter, die zum Reguliren der Laͤnge des Pendels dient. Die beiden horizontalen, bimetallischen Staͤbe D, D, E, E sind an ihren Enden mittelst zweier Platten ii mit einander verbunden. Diese Platten sind mit Huͤlfe von vier Schrauben befestigt, und werden dadurch auch so weit von einander entfernt gehalten, daß die beiden Stuͤke gg und die Stellschrauben nn auf dem unteren Stabe EE ruhen koͤnnen, ohne daß sie dabei den oberen Stab D beruͤhren. Die Stange B ist in den Stab DD des Compensators geschraubt; die Stange C, welche die Linse traͤgt, geht bei s frei durch den unteren Stab EE, und ist bei l an der Mitte der Stellschraube nn eingehaͤngt. Der Compensator ist so eingerichtet, daß das Messing an den bimetallischen Staͤben nach Innen gekehrt ist, so daß der Compensator auf diese Weise durch die Ausdehnung solche Formveraͤnderungen erleidet, wie sie in Fig. 9 durch punktirte Linien angedeutet sind. Man sieht, daß derselbe durch die Ausdehnung seinen Parallelismus verloren hat, und daß die Linse durch die doppelte und gleichzeitige Wirkung der beiden bimetallischen, ausgedehnten Staͤbe des Compensators an dem Stabe EE aufgehaͤngt ist. Wenn man nun die Stellschraube nn mittelst eines der Knoͤpfe F in Bewegung sezt, so entfernen oder naͤhern sich die Schraubenmuttern gg den Enden des Compensators, je nachdem man die Schraube nach Links oder nach Rechts dreht. Dieß geschieht, wenn man den wahren Compensationspunkt finden will, eine Operation, welche geschehen kann, ohne daß die Pendeluhr in Unordnung geraͤth, weil die als Schraubenmuttern dienenden Stuͤke gg bei mittlerer Temperatur auf einer beinahe ebenen und horizontalen Flaͤche gleiten. Man bemerkt ferner auch, daß das Gewicht der Linse, welche mittelst der Stange C an der Schraube nn eingehaͤngt ist, diese Schraube auf die Stuͤke gg druͤkt, und also bewirkt, daß sich diese gegen die obere Flaͤche des bimetallischen Stabes EE stemmen; daß dieser Stab durch die beiden duͤnnen Stahlplatten ii mit dem oberen Stabe DD verbunden ist, und endlich, daß der obere Stab an der Pendelstange B befestigt ist. Die Enden der Stellschraube nn gehen frei durch die Platten ii; nur wird eines der Enden durch einen Einschnitt zuruͤkgehalten, durch welchen dieses Ende an einer und derselben Stelle festgehalten wird, wenn man die Schraube dreht. Der Erfinder hat alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit der Compensator bei den Bewegungen, welche durch die Veraͤnderungen der Temperatur bewirkt werden, kein Hinderniß erleide. Der Punkt, an welchem die durch die Veraͤnderungen der Temperatur bewirkte auf- und absteigende Bewegung am Compensator am ausgesprochensten ist, befindet sich gegen die Mitte des bimetallischen Stabes EE in der Naͤhe der Stange C bei s. Wenn man die Stuͤke gg daher diesem Punkte naͤhert, so wuͤrde die Linse das Maximum ihrer auf- und absteigenden Bewegung besizen, wenn die Laͤnge der Stangen BC keinen Veraͤnderungen unterworfen waͤre. Weil aber bei derselben Temperatur, in welcher sich der Compensator befindet, eine Veraͤnderung in der Laͤnge der Stangen, d.h. in der Laͤnge des Pendels Statt findet, so muß dieser Unterschied durch irgend einen Punkt der Bewegung des Compensators an dem bimetallischen Stabe EE corrigirt oder compensirt werden. Diesen Punkt muß man nun mit den Stuͤken gg suchen, indem man sie mittelst der Stellschraube nn bewegt, und zwar gegen den Mittelpunkt des Compensators, wenn die Uhr in Folge der vermehrten Waͤrme zuruͤkbleibt, gegen die Enden hingegen, wenn sie vorgeht. Diese Operationen werden vorgenommen, nachdem das Pendel bei verschiedenen Temperaturen probirt worden.

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