Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über einen neuen, von Hrn. Henry Robert, Uhrmacher zu Paris, erfundenen Wekermechanismus. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. II., S. 2 |
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II.
Bericht des Hrn. Francoeur
uͤber einen neuen, von Hrn. Henry Robert, Uhrmacher zu
Paris, erfundenen Wekermechanismus.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Septbr. 1833,
S. 289.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Bericht uͤber einen neuen erfundenen
Wekermechanismus.
Der Nuzen der von Hrn. Robert in
Vorschlag gebrachten Erfindung ergibt sich am besten aus einer
Betrachtung des Mechanismus, dessen man sich bisher bediente, um
die Weker zur bestimmten Stunde schlagen zu machen. Das
Gehaͤuse der Wekeruhren enthaͤlt naͤmlich
gewoͤhnlich eine Gloke und einen Hammer, welcher durch
ein Raͤderwerk in eine rasche Hin- und Herbewegung
versezt wird. Dieses Raͤderwerk wird durch eine Trommel, deren
Feder man aufzieht, wenn sich der Weker spaͤter
hoͤren lassen soll, in Bewegung gesezt. Ein Vorfall oder
Ausheber dient als Sperrer fuͤr dieses Raͤderwerk,
und dieser Vorfall wird durch einen sinnreichen Mechanismus zum
Spielen gebracht. Eine Centralscheibe, die sich unter dem
Stundenrade befindet, hebt denselben naͤmlich empor,
indem sie sich bestaͤndig gegen das Ende eines an diesem
Rade angebrachten Stiftes reibt. An einer Stelle des Umfanges
dieser Scheibe befindet sich ein Ausschnitt, und der Augenblik,
in welchem das Schlagwerk abgeht, wird durch den Einfall des
Stiftes an dem Rade in diesen Ausschnitt bestimmt. Der Vorfall
befreit naͤmlich in Folge dieses Einfalles das
Raͤderwerk des Schlagwerkes, und die Folge hiervon ist,
daß der Hammer lebhaft auf die Gloke schlaͤgt. Der
Augenblik des Abganges des Schlagwerkes haͤngt von der
Stelle, an welcher sich der Ausschnitt in der Scheibe befindet,
ab, und indem man einen Zeiger, der diese Scheibe mit sich
fuͤhrt, dreht, bringt man auch den Ausschnitt genau auf
die gewuͤnschte Stunde, so daß sich das Schlagwerk also
vernehmen laͤßt, wenn der Stundenzeiger gerade
uͤber dem Zeiger des Wekers anlangt.
Dieser Mechanismus hat nun offenbar den Nachtheil, daß das
Raͤderwerk des Schlagwerkes bestaͤndig auf das
Stundenrad druͤkt und die Bewegung erschwert. Dieß
geschieht, der Weker mag aufgezogen seyn oder nicht, und deßhalb
muß man der Triebkraft an diesen Wekeruhren auch eine
groͤßere Staͤrke geben. Ueberdieß ist das Abgehen
des Schlagwerkes an diesen Uhren auch nicht ganz gewiß, weil die
Scheibe, in der sich der Ausschnitt befindet, einen kurzen
Halbmesser hat, und weil die Bewegung des Stiftes, der in
denselben einfaͤllt, eine langsame ist. Die geringste
Excentricitaͤt im Zifferblatte erzeugt bedeutende
Unterschiede im Augenblike des Abganges, und daher geschieht es
auch gar haͤufig, daß sich das Schlagwerk um eine
Viertelstunde zu fruͤh oder zu spaͤt hoͤren
laͤßt.
Die Weker der gewoͤhnlichen Uhren sind nach einem etwas
anderen Plane gebaut. Die Scheibe mit dem Ausschnitte ist an dem
Stundenrade befestigt, und dreht sich mit demselben um. Ein
Ausloͤshebel, auf welchen eine Feder druͤkt, reibt
sich mit seinem Ende auf dem Umfange dieser Scheibe, und dieses
schraͤg abgeschnittene oder schraͤg zulaufende
Ende faͤllt in den Ausschnitt, wenn derselbe unter ihm
anlangt, und dadurch wird das Schlagwerk frei.
Diesen lezteren Mechanismus hat nun auch Hr. Robert befolgt; allein er hat an
demselben eine Modifikation angebracht, ohne die er sich an den
Taschenuhren nicht bequem anwenden ließ, und ohne welche die Feder
immer noch bestaͤndig, und selbst wenn der Weker nicht
aufgezogen war, auf das Stundenrad druͤkte.
An der Uhr des Hrn. Robert hat nun der
Vorfall oder Ausheber zwei Arme, von denen zwar der eine auf die
Scheibe druͤkt, allein nur dann, wann der Weker
aufgezogen ist. Denn, ist dieß nicht der Fall, so wird der
Vorfall durch ein Sperrrad emporgehoben, so daß er keinen
weiteren Einfluß auf das Gehwerk ausuͤbt. Der Gang der
Uhr wird also hier nur dann durch die Gegenwart des Wekers
genirt, wann die Trommel des Schlagwerkes aufgezogen wird.
Außerdem ist der Abgang des Schlagwerkes an den neuen Wekern viel
genauer und bestimmter, als dieß bei dem gewoͤhnlichen
Vorfalle der Uhren moͤglich ist, weil der Arm des Hebels
in einen Ausschnitt faͤllt, der an dem Umfange einer
Scheibe angebracht ist, der man ohne allen Nachtheil einen
hinlaͤnglich großen Durchmesser geben kann, und welche
dennoch mit der Drehungsachse der Zeiger ziemlich concentrisch
ist. Die neue Uhr besteht auch aus einer geringeren Anzahl von
Stuͤken. An den gewoͤhnlichen Uhren wirkt der
Vorfall, indem er den Stundenzeiger hebt oder senkt; seine
Ausloͤsung ist in senkrechter Richtung gegen das
Zifferblatt angebracht, und daher muß man der Uhr eine
groͤßere Dike geben. Der Vorfall des Hrn. Robert hingegen bewegt sich in einer
mit dem Zifferblatts parallelen Flaͤche, und daher ist
sie bequemer in der Tasche zu tragen, in ihrem Mechanismus
weniger complicirt, und in ihrem Gange sicherer.
Hieraus erhellt, daß der Weker des Hrn. Robert nach denselben Principien gebaut ist, wie der
Weker an den gewoͤhnlichen Stokuhren, und daß der Zeiger
folglich abziehen oder abrechnen muß, d.h., daß er die Zahlen
des Zifferblattes, auf welche der Zeiger des Wekers gestellt
werden muß, damit er nach Ablauf einer bestimmten Anzahl von
Stunden schlage, in umgekehrter Ordnung einzeichnet. Hr. Robert hat aber diesen Mechanismus
nicht nur so modificirt, daß er an den Taschenuhren angewendet
werden kann, sondern es ist ihm auch gelungen, das
Haupttriebwerk von dem Mechanismus des Wekers unabhaͤngig
zu machen, ausgenommen der Weker ist aufgezogen.
Nach einem in der Uhrmacherkunst allgemein angenommenen Grundsaz
verdient ein Widerstand, der sich bestaͤndig gleich
bleibt, selbst wenn er etwas bedeutender ist, den Vorzug vor
einem wandelbaren Widerstande, der die Dauer der Schwingungen
veraͤndern, und der Uhr einen ungleichen Gang geben kann.
In dieser Hinsicht sollte man also glauben, daß die Uhr des Hrn.
Robert, an welcher der Vorfall
nur dann auf dem Gehwerke lastet, wann die Feder des Wekers
gespannt ist, minder regelmaͤßig geht, weil das Triebwerk
bei aufgezogenem Weker einen ungewohnten Druk erleidet. Dieser
wandelbare Widerstand ist jedoch hier ohne allen Nachtheil,
weil er weder auf die Hemmung, noch auf irgend eines der lezten
Triebraͤder des Gehwerkes wirkt. Es kann also nur dann,
wann das erste Triebrad diesem geringen zufaͤlligen
Widerstande ausgesezt ist, eine Veraͤnderung in den
Schwingungen der Unruhe Statt finden, und es ist offenbar, daß
diese Bauart hier derjenigen vorgezogen werden muß, bei welcher
eine groͤßere Triebkraft noͤthig ist, und bei
welcher man am Ende doch immer auf einen wandelbaren Widerstand
stoͤßt.
Die Commission ist daher der Ansicht, daß die Wekeruhr des Hrn.
Robert vor den
gewoͤhnlichen Taschenuhren mit Wekern den Vorzug
verdiene, und zwar: 1) weil bei ihr die Summe des Widerstandes
geringer ist, so daß sie folglich eine weniger starke Triebkraft
erfordert; 2) weil deren Theile einfacher sind; 3) weil der
Abgang des Schlagwerkes mit groͤßerer Genauigkeit
bestimmt ist, und 4) endlich, weil die Dike der Uhr dadurch
vermindert wird.
Beschreibung des neuen Vorfalles oder
Aushebers der Wekeruhren des Hrn. Robert.
Der Arm AB dieses in Fig. 14 abgebildeten Aushebers ersezt fuͤr
sich allein die drei Stuͤke PDR des gewoͤhnlichen Vorfalles, welche in der
Zeichnung durch punktirte Linien angedeutet sind. Der Augenblik,
in welchem der Weker schlaͤgt, wird durch das Einfallen
des Schnabels B in den in der
Scheibe N angebrachten Ausschnitt
O bestimmt. Diese Scheibe
gehoͤrt dem Wekerrade an, und dreht sich mit demselben
mit fetter Reibung auf dem Stundenrade; sie vollendet so wie
dieses leztere ihre Umdrehung innerhalb 12 Stunden. Der
Ausschnitt O ist auf solche Weise
angebracht, daß sich das Schlagwerk in dem Augenblike vernehmen
laͤßt, in welchem der Zeiger auf dem Null am Zifferblatte
anlangt.
Wenn die Feder abgewunden ist, so wird der Ausheber durch das
Sperrrad E emporgehoben, und in
dieser Stellung ist der Mechanismus dargestellt. Ist die Feder
des Wekers hingegen aufgezogen, so haͤlt das Sperrrad E den Vorfall nicht mehr durch
seinen Druk auf den Vorsprung T
gehoben, sondern der Schnabel B ruht
so lange auf dem Umfange der Scheibe, bis er auf den Ausschnitt
O trifft, in welchen er dann
einfaͤllt.