Titel: Vorschlag zu einem Thermometerpendel. Von Hrn. William Witty.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXXIV., S. 168
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XXXIV. Vorschlag zu einem Thermometerpendel. Von Hrn. William Witty. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 550, S. 347. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Witty's Vorschlag zu einem Thermometerpendel. Die Compensationspendel fuͤr Uhren sind von solch anerkanntem Nuzen, daß jeder Vorschlag zur Verbesserung derselben, wenn er nur einige Wahrscheinlichkeit fuͤr sich hat, allerdings einiger Beruͤksichtigung werth seyn duͤrfte. Ich nehme mir daher die Freiheit, dem Publikum folgende Methode zur Benuzung der Ausdehnung der tust als Compensationsmittel vorzulegen. Das Harrison'sche Pendel ist das beste aller bisher bekannten Pendel; es ist daher auch unter allen am weitesten verbreitet, obwohl man dasselbe immer noch an vielen Kirchthurmuhren vermißt. Der Grund hievon duͤrfte, wie uns scheint, hauptsaͤchlich darin zu suchen seyn, daß die Verfertigung desselben außerordentliche Sorgfalt und Gewandtheit erfordert; und hieraus folgt, daß jede Erfindung, die ohne die Vollkommenheit im Principe zu beeintraͤchtigen, die Ausfuͤhrung der Vorrichtung erleichtert, eine wesentliche Verbesserung seyn wuͤrde. In der beigefuͤgten Zeichnung Fig. 30 ist b eine Pendelstange, an deren glaͤsernen Kugel oder Linse A sich eine Fortsezung oder eine Roͤhre a, c und ein kleines Haarroͤhrchen d befindet. Sezt man die Kugel A der Einwirkung der Waͤrme aus, so wird ein Theil der in ihr eingeschlossenen Luft ausgetrieben werden, und taucht man das Ende der Roͤhre d nun unter Queksilber, so wird beim Abkuͤhlen der Luft in der Kugel ein Theil des Queksilbers in dieselbe eindringen. Wenn so viel Queksilber, als zum Fuͤllen der Roͤhre a, c noͤthig ist, auf diese Weise eingedrungen, so zieht man die Roͤhre d aus dem Queksilber, kehrt die Kugel um, damit das Queksilber die Roͤhre a, c ausfuͤllt, und bringt dann eine Weingeistlampe unter die Kugel, um auf diese Weise alle Luft aus a, c auszutreiben. Hierauf soll man die Kugel wieder in ihre natuͤrliche und aus der Zeichnung ersichtliche Stellung bringen, wo dann das Queksilber durch den Druk der Luft in der Roͤhre a, c erhalten wird. Hierauf bringe man d mit einer guten Luftpumpe in Verbindung, um die Kugel so luftleer als moͤglich zu machen, so zwar, daß das Queksilber in der Roͤhre a, c faͤllt, und in A beinahe eben so hoch steht, als in a, c. Nachdem dieß geschehen, laͤßt man allmaͤhlich Luft, die durch Schwefelsaͤure oder auf irgend eine andere Weise getroknet worden, in den Recipienten der Luftpumpe, und aus diesem in die Kugel A eindringen. Hiedurch wird ein Steigen des Queksilbers in der Roͤhre a, c erfolgen, und ist dieses Steigen bis auf einen gewissen Punkt, der durch Versuche ausgemittelt werden muß, gediehen, so muß die Roͤhre d luftdicht verschlossen werden. Da nun der mit c bezeichnete Theil der Roͤhre einen vollkommen luftleeren Raum bildet, so wird jede Ausdehnung oder Zusammenziehung der Luft in A, die durch den Wechsel ihrer Temperatur hervorgebracht wird, ein Steigen oder Fallen des Queksilbers in a, c bewirken. Wenn daher die mit dieser Kugel in Verbindung stehende Pendelstange durch ein Steigen der Temperatur etwas laͤnger wird (wodurch der Mittelpunkt der Pendelschwingungen tiefer herabsinken, und die Uhr folglich langsamer gehen wuͤrde), so wird sich zugleich auch die Luft in A ausdehnen, einen vermehrten Druk auf das Queksilber, und mithin auch ein Steigen desselben in der Roͤhre a, c bewirken. Dadurch wuͤrde folglich der Mittelpunkt der Pendelschwingungen wieder um eben so viel emporsteigen, als er durch die Verlaͤngerung der Pendelstange herabsank, so daß die Pendelschwingungen folglich vollkommen isochron bleiben wuͤrden. Zieht sich die Pendelstange hingegen in Folge der Verminderung der Temperatur zusammen, so wird der Mittelpunkt der Schwingungen emporsteigen; zugleich wird sich aber auch die Luft in A zusammenziehen, so daß das Queksilber in a, c nun wieder faͤllt, und den Mittelpunkt der Pendelschwingungen um eben so viel herabsinken macht. So einfach nun das Princip dieses meines Compensationspendels zu seyn scheint, so wenig verhehle ich mir die Schwierigkeiten, die sich der praktischen Ausfuͤhrung desselben entgegenstemmen duͤrften. Dazu gehoͤrt z.B. die Ausdehnung und Zusammenziehung des Glases durch die Waͤrme, die Neigung des Queksilbers zur Oxydation, so wie auch dessen Neigung in Dampfgestalt emporzusteigen und oben in a c haͤngen zu bleiben, die Wirkung des verschiedenen Drukes der Luft auf das Glas etc. Die Bestimmung des Durchmessers von ac, so wie die erforderliche Quantitaͤt des Queksilbers und das Volumen der Luft in A etc. uͤberlasse ich jenen, welche einen Versuch mit dem von mir vorgeschlagenen Principe anstellen wollen. Vielleicht duͤrfte man es vortheilhafter finden die Roͤhre mit Weingeist zu fuͤllen, der sich 5 1/2 Mal mehr ausdehnt, als das Queksilber. Ich habe noch verschiedene andere Anwendungen dieses Principes zur Erreichung eines aͤhnlichen Zwekes ausgedacht, gebe aber der hier angedeuteten wegen ihrer Einfachheit den Vorzug, so daß ich nichts mehr zu bemerken habe, als daß ich glaube, daß die Thermometerfabrikanten im Stande seyn duͤrften, ein derlei Compensationspendel fuͤr 45 bis 20 Schillinge zu liefern.

Tafeln

Tafel Tab. III
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