Titel: Vergleichende Untersuchung des Avignon-Krapps und des Elsasser-Krapps; von Hrn.H. Schlumberger.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXXIX., S. 193
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XXXIX. Vergleichende Untersuchung des Avignon-Krapps und des Elsasser-Krapps; von Hrn.H. Schlumberger.Diese Abhandlung wurde der Société industrielle zu Muͤlhausen den 27. November 1833 vorgelesen. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen. No. 32, S. 99. Untersuchung des Avignon-Krapps und des Elsasser-Krapps. Vor Hausmann war das Krappfaͤrben eine ziemlich unsichere Sache; durch eine Entdekung, welche dieser geschikte Fabrikant machte – sie besteht bekanntlich in einem Zusaze von Kreide zum Faͤrbebad – wurde allen Schwierigkeiten begegnet. Fruͤher waren alle Kattunfabrikanten genoͤthigt, auf die mit Krapp gefaͤrbten Baumwollenzeuge eine besondere Sorgfalt zu verwenden; sie z.B. auf den Bleichplan auszulegen, und das Bleichen des Grundes auf der Wiese durch taͤglich oͤfters wiederholtes Begießen zu beschleunigen, weil die nach der alten Methode gefaͤrbten Mordants (Beizmittel) weder ein langes Auslegen auf der Wiese, noch andere zum Aviviren (Beleben) der Farben dienende Passagen vertrugen. Hausmann wurde auf dieses gluͤkliche Resultat durch die Verlegung seiner Fabrik an einen anderen Ort gefuͤhrt. Nachdem er zu Rouen ein sehr schoͤnes Roth fabricirt hatte, mußte er spaͤter die groͤßten Schwierigkeiten uͤberwinden, um dasselbe Roth zu Logelbach bei Colmar, wo er sich etablirt hatte, zu faͤrben. Durch zahlreiche Versuche mittelte er aus, daß das Krappfaͤrben zu Rouen deßwegen gelang, weil das Wasser kohlensauren Kalk enthielt, waͤhrend er zu Logelbach ein sehr reines Wasser hatte. Hausmann versezte nun sein Wasser zum Krappfaͤrben mit kohlensaurem Kalk oder weißer Kreide, und erhielt die genuͤgendsten Resultate, so daß er die Krappfarben zu Logelbach eben so schoͤn und solid, wie fruͤher zu Rouen darstellen konnte. Die anderen Fabrikanten gedrukter Baumwollenzeuge am Oberrhein, welche in ihren Fabriken ein sehr reines Wasser hatten, benuzten unverzuͤglich Hausmann's Entdekung, und erhielten dadurch viel schoͤnere und solidere Farben, die den Operationen des Avivirens sehr gut widerstanden; heut zu Tage haͤlt man sich aber nicht mehr so streng an diesen Zusaz von Kreide zum Faͤrbebad, welcher fruͤher so noͤthig und nuͤzlich war. In mehreren Faͤrbereien ersezt man die Kreide durch Kalk, Potasche oder kohlensaures Natron, und erhaͤlt eben so gute Resultate. Der Elsasser-Krapp, welcher fast ausschließlich in den Fabriken angewandt wurde, nachdem der hollaͤndische in Folge des Prohibitivsystems nicht mehr eingefuͤhrt werden konnte, wird jezt nur mehr in sehr geringer Menge gebraucht. Man ersezt ihn allgemein durch den Avignon-Krapp, welcher zwar erst seit zwanzig Jahren benuzt, aber jezt dem Elsasser-Krapp vorgezogen wird, so zwar, daß man lezteren zur Darstellung mehrerer Farben, wie z.B. des Tuͤrkischroths etc. sogar fuͤr ungeeignet haͤlt. Versuche uͤber das Faͤrben mit diesen beiden Krappsorten. Da die Fabrikanten uͤber den wirklichen Unterschied zwischen dem Avignon- und Elsasser-Krapp, so wie uͤber den allgemein gebraͤuchlichen Zusaz von Kreide, Kalk, Potasche oder Soda beim Faͤrben, immer sehr verschiedener Ansicht waren, so veranlaßte mich dieses, eine Reihe von Versuchen anzustellen, um diesen Gegenstand aufzuklaͤren. Um bei diesen Versuchen moͤglichst genau zu verfahren, nahm ich zum Faͤrben eines gleich großen Musters von Baumwollenzeug, welcher mit den verschiedenen Mordants fuͤr Roth, Rosenroth, Schwarz und Violett bedrukt, und im Kuͤhkothbade gut gereinigt worden war, immer destillirtes Wasser und ein gleiches Gewicht Krapp, entweder Avignoner oder Elsasser. Das Faͤrbeverfahren war fuͤr alle genau dasselbe. Ich nahm 12 Gramme (3 Quent. 12 Gran) Krapp von einer guten Sorte auf einen (franzoͤsischen) Quadratfuß Zeug, und ein Liter (2 Pfd. 5 Quent. 35 Gran) destillirtes Wasser von 40° C. (32° R.); das Ganze brachte ich in eine glaͤserne Flasche mit weiter Oeffnung, die ich im MarienbadeMan fuͤllt naͤmlich Wasser in einen kupfernen Kessel, und stellt das glaͤserne Gefaͤß hinein, welches man mit hoͤlzernen Staͤben von den Seiten spreißt und auch durch solche von dem Boden des Kessels trennt. A. d. R. erhizte, so daß die Fluͤssigkeit nach drei Viertelstunden ins Kochen kam, worauf ich sie eine Viertelstunde lang im Kochen erhielt. Von Zeit zu Zeit ruͤhrte man das Muster im Faͤrbebad um. Ich faͤrbte sowohl mit dem Avignon- als mit dem Elsasser-Krapp theils ohne, theils mit Zusaz von Kreide, Kalk, kohlensaurem Kali, kohlensaurem Natron und Aezkali, die ich in verschiedenen Verhaͤltnissen fuͤr dasselbe Krappgewicht anwandte. Die Muster wurden, als man sie aus dem Bade nahm, genau untersucht. Es zeigte sich, daß wenn man zu viel Kalk, Kali oder Natron anwendet, das Faͤrben der Mordants verhindert wird, und daß eine zu große Menge Kreide hellere Farben liefert. Uebrigens fand zwischen dem Avignon- und Elsasser-Krapp nur ein sehr geringer Unterschied Statt, man mochte mit oder ohne Zusaz von Kreide oder Alkali faͤrben, wenn nur dieser Zusaz in gehoͤrigem Verhaͤltnisse angewandt wurde, naͤmlich von der Kreide 1/12 des Krappgewichtes, von dem Kalk 1/175, dem kohlensauren Kali oder Natron 1/60, und dem Aezkali 1/80. Als man einen Theil dieser Muster durch ein kochendes SeifenbadMan bereitet dieses Seifenbad, indem man in 8 Pfund Wasser von 64° R. 1/3 Unze (160 Gran) weiße Marseiller Seife aufloͤst. A. d. R. nahm, zeigte sich kein Unterschied zwischen denjenigen, die mit Avignon-Krapp, mit oder ohne Zusaz von einem der genannten Salze gefaͤrbt waren, und denjenigen, welche mit Elsasser-Krapp, mit einem Zusaze von Kreide oder Kalk gefaͤrbt waren, waͤhrend diejenigen, welche bei lezterer Krappsorte bloß mit reinem Wasser oder mit Zusaz von Potasche oder Soda gefaͤrbt waren, eine hellere und truͤbere Farbe besaßen. Als man die durch das Seifenbad passirten Muster bei schoͤnem Wetter auf die Wiese auslegte, bemerkte man, daß diejenigen, welche mit Elsasser-Krapp ohne Zusaz von Kreide oder Kalk gefaͤrbt waren, taͤglich matter und blaͤsser wurden; und daß nach vier Tagen und einer zweiten Passage durch Seife von dem Mordant fuͤr Roth nur noch eine schwache orangerothe Farbe, und von demjenigen fuͤr Violett nur ein schmuziges Grau zuruͤkblieb; das Lilas war fast zerstoͤrt. Die Farben, welche der Elsasser-Krapp mit Zusaz von Kreide und Kalk lieferte, so wie alte mit Avignon-Krapp, mit oder ohne diesen Zusaz erhaltenen Farben, wurden hingegen durch das Auslegen auf die Wiese und das Passiren durch Seife lebhafter. Das Schwarz war die einzige Farbe, welche mit Elsasser-Krapp ohne Kreide gefaͤrbt, gewoͤhnlich den Operationen des Avivirens besser widerstand, als das mit Avignon-Krapp oder auch mit Elsasser-Krapp ohne Kreide gefaͤrbte. Ein anderer Theil der gefaͤrbten Muster wurde durch ein auf 80° C. (64° R.) erhiztes Seifenbad passirt; dann durch ein gesaͤuertes Bad, welches kaum das Lakmus roͤthete, und ebenfalls auf 80° C. erhizt war,Um ein solches saures Bad zu erhalten, vermischt man 8 Pfd. Wasser mit 80 Gran Salpetersaͤure von 35° Beaumé. In diesem Bade duͤrfen die Muster natuͤrlich nicht laͤnger als eine halbe Stunde bleiben. A. d. R. endlich noch zum zweiten Male durch Seife. Durch das Passiren im Sauerbade erlitten die Muster nach einer halben Stunde dieselbe Veraͤnderung, wie durch viertaͤgiges Auslegen auf die Wiese; naͤmlich die Farben der mit Elsasser-Krapp ohne Kreide oder Kalk gefaͤrbten, waren fast ganz zerstoͤrt, und es blieben nur noch schwache roͤthliche und grauliche Farben, die streifig und matt waren, an Statt des schoͤnen Roths und Violetts zuruͤk, die derselbe Krapp mit Kreide, oder der Avignon-Krapp, mit oder ohne Zusaz von kohlensaurem Kalk oder Alkali, lieferte. Der Elsasser-Krapp gab nach diesen Operationen auch ein viel schoͤneres Schwarz als der Avignon-Krapp, oder als Elsasser-Krapp mit Kreide. Anfangs schrieb ich dieses schlechte Resultat der Qualitaͤt des Elsasser-Krapps zu, pruͤfte aber bald mehrere andere Sorten, die mir jedoch immer dieselben Resultate lieferten, nur wechselte die Intensitaͤt der matten Farben vom Ziegelroth bis zum schwachen Orangeroth. Ich hatte seitdem Gelegenheit, eine sehr große Anzahl von Krappmustern zu probiren, und fand, daß der Avignon-Krapp gewoͤhnlich solide Farben lieferte, die sich nur in der Lebhaftigkeit nach der Guͤte der Wurzeln unterschieden, waͤhrend man mit dem Elsasser-Krapp nur unhaltbare Farben erhielt, welche aber durch einen Zusaz von Kreide so verbessert wurden, daß sie sich von denjenigen eines guten Avignon-Krapps nicht mehr unterschieden.Das Verfahren des Hrn. Schlumberger, einen Pariser Quadratfuß zum gewoͤhnlichen Krapproth gebeizten Kattun auf die angegebene Weise mit 3 Quent. 12 Gran Krapp zu faͤrben, und dann auf die Art zu aviviren, daß man den gefaͤrbten, ausgewaschenen und getrokneten Zeug eine halbe Stunde lang in eine auf 64° R. erhizte Seifenaufloͤsung bringt, hierauf, nachdem er ausgewaschen ist, noch eine halbe Stunde lang in das auf 64° R. erhizte saure Bad, ihn auswascht und noch eine Viertelstunde lang durch ein Seifenbad nimmt, wieder auswascht und troknet, laͤßt sich sehr gut zum Probiren des Krapps behufs seines Ankaufs fuͤr die Kattundrukereien benuzen. Tuͤrkischroth-Garnfaͤrbereien koͤnnen an Statt des gebeizten Kattunzeugs auch zu Tuͤrkischroth gebeiztes Garn anwenden, wovon man eine dem Krapp gleiche Quantitaͤt abwiegt. A. d. R. Die verschiedenen Quantitaͤten dieser Salze, welche man beim Krappfaͤrben zusezt, geben sehr mannigfaltige Resultate. Da alle diese Zusaͤze in den vorhergehenden Versuchen fuͤr unnuͤz befunden wurden, um mit Avignon-Krapp haltbare Farben zu erhalten, so werde ich hier nur die Resultate angeben, welche ich mit dem Elsasser-Krapp erhielt. Wenn man 1/50 Kreide vom Gewichte des Krapps nimmt, so erhaͤlt man nach den Aviviroperationen eben so dunkle Farben, aber weniger schoͤne, als mit 1/5. Die Quantitaͤten, welche zwischen diesen beiden Glaͤnzen liegen, machen die Farben um so schoͤner, je groͤßer das Verhaͤltniß ist. Der Unterschied in der Intensitaͤt der mit Elsasser-Krapp bei diesen verschiedenen Verhaͤltnissen von Kreide erzielten Farben ist nur sehr gering; waͤhrend, wenn man dem Avignon-Krapp bis zu 1/10 zusezt, merklich an Farbstoff verloren geht. Der zweifach kohlensaure Kalk wirkt eben so, wie der neutrale. Da dieses Salz sich durch die Waͤrme der Flotte zersezt, so wirkt es auf den Elsasser-Krapp nur im Verhaͤltniß des entstandenen neutralen kohlensauren Salzes befestigend. Hartes Wasser wirkt beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp durch seinen Gehalt an zweifach kohlensaurem Kalk. Der reine (gebrannte) Kalk bietet bei seiner Anwendung zum Faͤrben mit Elsasser-Krapp viele Schwierigkeiten dar, da die Anzahl der geeigneten Verhaͤltnisse sehr beschraͤnkt, und nach der Qualitaͤt des Krapps verschieden ist. Ein Siebenzigstel reicht hin, um das Faͤrben des Mordants zu verhindern, indem dadurch die mit dem Zeuge verbundene Alaunerde ganz aufgeloͤst wird. Ein Hundertundvierzigstel verursacht einen Verlust an Farbstoff, macht aber die Farben solid. Ein Zweihundertachtzigstel gibt nach den Aviviroperationen nur eine ziegelrothe Farbe, und nur mit einem Hundertfuͤnfundsiebenzigstel Kalk liefert der Elsasser-Krapp schoͤne solide Farben. Wenn man von krystallisirtem einfach kohlensaurem Natron und Potasche bis ein Fuͤnftel des Krappgewichtes anwendet, so verhindern sie ganz das Faͤrben der Mordants. Ein Zwoͤlftel dieser Salze verursacht mit dem Avignon-Krapp einen Verlust an Farbstoff, welcher mit dem Elsasser-Krapp kaum merklich ist, mit welchem man Farben erhaͤlt, die den Aviviroperationen besser widerstehen, als ohne diesen Zusaz; aber die Lebhaftigkeit der mit Kreide erhaltenen Farben bei weitem nicht erreichen. Mit einem Achtzigstel dieser Alkalien widerstehen die Farben den Aviviroperationen noch besser, als mit jenem Verhaͤltnisse. Reines Aezkali verhindert das Faͤrben der Mordants, und loͤst die mit dem Zeuge verbundene Alaunerde auf, wenn man davon 1/20 zusezt. Mit 1/30 erleidet man einen betraͤchtlichen Verlust an Farbstoff, und mit 1/70 erhaͤlt man sehr satte Farben, die aber nicht haltbar sind. Diese Farben widerstehen den Aviviroperationen noch weniger, wenn man nur ein Hundertsiebenzigstel zusezt. Mit 1/30 oder 1/15 oder 1/7 seines Gewichtes Malagaschmak vermengt, gibt der Elsasser-Krapp nach den Aviviroperationen etwas dunklere und grauere Farben als fuͤr sich allein. Das Schwarz, welches man mit diesem Gemenge erhaͤlt, widersteht den Aviviroperationen nicht viel besser, als das mit bloßem Krapp erzielte. Der Elsasser-Krapp wirkt beim Faͤrben der geoͤhlten Zeuge fuͤr Tuͤrkischroth eben so, wie wir es bisher fuͤr Weißboden gesehen haben. Die geoͤhlten und gebeizten, mit Elsasser-Krapp gefaͤrbten Zeuge geben, nach den zur Darstellung dieses Artikels geeigneten Aviviroperationen, matte und braͤunliche Farben, die beim Auslegen auf die Wiese immer schwacher werden, so daß nach vier Tagen nur ein Ziegelroth zuruͤkbleibt, an Statt des schoͤnen Scharlachroths, welches der Avignon-Krapp oder der Elsasser-Krapp mit Zusaz von Kreide liefert. Man erhaͤlt aͤhnliche Resultate, wenn man die geoͤhlten Zeuge vor dem Beizen (mit Mordant) durch ein Schmakbad nimmt, und den Mordant in einem Kreide- oder Kuͤhkothbade puzt. Wenn man den Krapp mit destillirtem Wasser von verschiedenen Temperaturgraden 0,12,30,50° C. (0,9,24,40° R.) auswascht, so verliert er beinahe 2/5 seines Gewichtes an aufloͤslichen Substanzen, behaͤlt aber hinsichtlich der Haltbarkeit der Farben dieselben Eigenschaften bei, welche ihn vor dieser Operation auszeichneten. Der so ausgewaschene Avignon-Krapp gibt direct haltbare Farben, waͤhrend der ausgesuͤßte Elsasser-Krapp einen Zusaz von Kreide erfordert. Der Elsasser-Krapp erfordert, nachdem ihn alle aufloͤslichen Substanzen durch Behandlung mit Wasser von 20° C. (16° R.) entzogen wurden, um solide Farben zu geben, eine geringere Menge Kreide, als der nicht ausgewaschene; und wenn man dieses Verhaͤltniß von Kreide uͤberschreitet, so verliert man beim Faͤrben so viel Farbstoff, daß man mit 1/15 Kreide mehr als die doppelte Menge von ausgewaschenem Krapp anwenden muß. Ein aͤhnlicher Verlust an Farbstoff findet Statt, wenn man dem ausgewaschenen Avignon-Krapp eine sehr geringe Menge Kreide zusezt. Der mit Wasser von 20° C. (16° R.) ausgewaschene und getroknete Elsasser-Krapp gibt beim Faͤrben mit reinem Wasser mehr Farbstoff, als der auf dieselbe Art ausgewaschene Avignon-Krapp, obgleich diese Krappsorten, ehe sie mit Wasser behandelt wurden, eine gleiche Menge Farbstoff enthielten. Ich erhielt mit zweifach kohlensaurem Kalk, welchen ich der Flotte beim Faͤrben mit ausgewaschenem Krapp zusezte, dieselben Resultate, wie mit der Kreide. Dieses saure Salz wird durch die Hize der Flotte zersezt, und wirkt hier nur durch die ihm entsprechende Menge des einfach kohlensauren Kalks. Das Wasser, womit der Avignon-Krapp bei Temperaturen von 0,12,30,50° C. (0,9,24,40° R.) und bei der Siedhize ausgewaschen worden ist, gibt, nachdem es filtrirt wurde, beim Faͤrben eben so schoͤne und eben so haltbare Farben, wie der Krapp selbst, waͤhrend das Wasser, womit der Elsasser-Krapp bei denselben Temperaturen ausgewaschen wurde, nur ganz unhaltbare Farben liefert. Der italiaͤnische Krapp, welcher in der Gegend von Neapel gebaut wird, und dessen Wurzeln bis 18 Millimeter Dike haben, ist sehr reich an Farbstoff. Er gibt viel solidere Farben, als der Elsasser-Krapp, die aber denen des Avignon-Krapps nachstehen. Ein geringer Zusaz von Kreide reicht hin, um damit die lebhaftesten Farben zu erhalten. Der hollaͤndische und Smyrnaer-Krapp erfordern, um solide Farben zu liefern, einen aͤhnlichen Zusaz von Kreide, wie der Elsasser. Analyse der Krappasche. Hr. Persoz, welchem ich diese Resultate mittheilte, glaubte, daß der kohlensaure Kalk wohl noͤthig seyn koͤnnte, um den Farbstoff des Krapps inniger zu befestigen, und im natuͤrlichen Zustande im Avignon-Krapp enthalten seyn duͤrfte, waͤhrend der Elsasser-Krapp keinen enthielte. Mehrere Chemiker haben schon Krapp eingeaͤschert und seine Asche analysirt, gaben jedoch die zu ihren Versuchen angewandte Krappsorte nicht an. Hr. Chevreul fuͤhrt in seinen im Druk erschienenen Vorlesungen uͤber Faͤrberei einige Arten und Qualitaͤten von Krapp an, welche er einaͤscherte. Er erhielt aus 100 Theilen Krapp 9,5 bis 13,5 Theile Asche, gibt aber deren Bestandtheile nicht an. Hr. Kuhlmann erhielt von 20 Grammen Krapp, von welcher Sorte sagt er nicht, 1,49 Gramme AschePolyt. Journ. Bd. XIII. S. 244. A. d. R., welche ihm bei der Analyse lieferten: Einfach kohlensaures Kali 0,113 Schwefelsaures Kali 0,032 Phosphorsaures Kali 0,037 Salzsaures Kali 0,703 Kohlensauren Kalk 0,467 Phosphorsauren Kalk 0,082 Kieselerde 0,020 Verlust 0,031 ––––– 1,490 Nach John liefern 100 Theile Krapp: Weinstein und weinsteinsauren Kalk   8,0 Schwefelsaures und salzsaures Kali   2,0 Phosphorsauren Kalk und Kali   7,5 Kieselerde   1,5 Eisenoxyd.   0,5 –––– 19,5 Buchholz fand in 100 Theilen Krapp 1,8 Kalksalz mit vegetabilischer Saͤure. Alle diese Analysen zeigen, daß der Krapp Kalksalze enthaͤlt; da wir aber nicht wissen, welche Krappsorten diese Chemiker analysirten, so koͤnnen wir aus denselben keinen Schluß ziehen. Ich untersuchte daher sowohl den Avignon- als den Elsasser-Krapp auf einen Kalkgehalt, und aͤscherte dazu 500 Gramme von jedem ein, nachdem ich sie vorher bei 100° C. (80° R.) ausgetroknet hatte. Ich erhielt mit dem Avignon-Krapp 56,79 und mit dem Elsasser-Krapp 45,46 Asche. Aus dieser Asche wurden mit heißem Wasser alle aufloͤslichen Salze ausgezogen. Dieselben bestanden hauptsaͤchlich aus kohlensaurem Kali, denn als ich sie, nachdem sie zur Trokniß verdampft waren, mit Décroizille's Alkalimeter pruͤfte, zeigten sie 66 Grad. Sie enthieltet, ferner ein wenig salzsaures Kali, und zwar der Avignon-Krapp mehr als der Elsasser; endlich sehr wenig schwefelsaures Kali. Die in Wasser unaufloͤslichen Theile wurden mit verduͤnnter Salzsaͤure erhizt, welche aus dem Ruͤkstande des Avignon-Krapps viel Kohlensaͤure entband, waͤhrend bei dem des Elsasser-Krapps gar kein Aufbrausen Statt fand. Man verdampfte bis zur Trokniß, um die Kieselerde unaufloͤslich zu machen, nahm den Ruͤkstand in schwach gesaͤuertem Wasser wieder auf, filtrirte, suͤßte aus, und versezte dann die klare Fluͤssigkeit mit Ammoniak in Ueberschuß, welches phosphorsauren Kalk, Alaunerde und Spuren von Bittererde niederschlug. Der Avignon-Krapp enthielt verhaͤltnismaͤßig viel phosphorsauren Kalk und sehr wenig Alaunerde, der Elsasser-Krapp hingegen viel Alaunerde und wenig phosphorsauren Kalk. Die ammoniakalische Fluͤssigkeit, filtrirt, und mit kohlensaurem Kali gefallt, lieferte kohlensauren Kalk. Nachdem er mit Wasser ausgesuͤßt war, wurde er mit Schwefelsaͤure behandelt und gegluͤht. Der erhaltene schwefelsaure Kalk entsprach bei dem Avignon-Krapp 26,58 Gr. kohlensaurem Kalk, und bei dem Elsasser-Krapp 6,32. Der Avignon-Krapp enthaͤlt also mehr als vier Mal so viel kohlensauren Kalk wie der Elsasser. Da diese Versuche mit gemahlenem Krapp, wie man ihn in den Faͤrbereien anwendet, angestellt wurden, so koͤnnte man allenfalls vermuthen, daß die große Menge kohlensauren Kalkes, welche im Avignon-Krapp gefunden wurde, demselben zufaͤllig waͤhrend des Mahlens beigemengt wurde. Der Versuch wurde folglich mit ganzen Wurzeln wiederholt, die man zuerst mit destillirtem Wasser aussuͤßte, und dann bei 100° C. troknete; man aͤscherte von jeder 300 Gramme ein. Es entband sich auch dieses Mal, wie bei der ersten Analyse, viel Kohlensaͤure aus der Asche des Avignon-Krapps, nachdem dieselbe mit Wasser ausgesuͤßt worden war, waͤhrend die ebenfalls ausgesuͤßte Asche des Elsasser-Krapps mit Saͤure gar nicht aufbrauste. Durch die Einaͤscherung von 300 Grammen Avignon-Krapp erhielt man 26,30 Gr. Asche, bestehend aus: In Wasser aufloͤslichen Salzen, hauptsaͤchlich kohlensaurem Kali,     salzsaurem und sehr wenig schwefelsaurem Kali 12,20 Kieselerde   0,45 Phosphorsaurem Kalk und sehr wenig Alaunerde   2,40 Kohlensaurem Kalk 10,70 Verlust   0,55 ––––– 26,30 Durch die Einaͤscherung von 300 Grammen Elsasser-Krapp erhielt man 21,60 Gr. Asche, bestehend aus: In Wasser aufloͤslichen Salzen, hauptsaͤchlich kohlensaurem Kali,     salzsaurem und wenig schwefelsaurem Kali 12,70 Kieselerde   1,95 Alaunerde und wenig phosphorsaurem Kalk   4,00 Kohlensaurem Kalk   2,63 Verlust   0,32 ––––– 21,60 Nach diesen beiden Analysen fand ich im Avignon-Krapp uͤber vier Mal so viel kohlensauren Kalk, als im Elsasser. Die Kohlensaͤure-Entbindung, welche bloß bei dem Avignon-Krapp Statt findet, scheint zu beweisen, daß die geringe Menge Kalk, welche man im Elsasser-Krapp findet, darin mit Kieselerde und Alaunerde verbunden ist, von denen er ziemlich viel enthaͤlt; hieraus wuͤrde folgen, daß der Elsasser-Krapp keinen oder nur eine sehr geringe Menge kohlensauren Kalk enthaͤlt. Da aus diesen Analysen aber noch nicht hervorgeht, ob der kohlensaure Kalk ganz gebildet im Avignon-Krapp enthalten ist, oder von einer Pflanzensaure, die durch das Einaͤschern in kohlensaures Salz verwandelt wurde, herruͤhrt, so stellte man noch folgende Versuche an, um zu erfahren, ob der kohlensaure Kalk als solcher im Krapp enthalten ist. Man suͤßte den Avignon- und Elsasser-Krapp mit einer großen Menge siedendheißen destillirten Wassers aus, um ihm alle aufloͤslichen Substanzen zu entziehen, und preßte die Ruͤkstaͤnde in Baumwollenzeug aus. Ein Theil dieser ausgewaschenen Krappsorten wurde in verduͤnnte und heiße Schwefelsaͤure eingetragen, welche mit dem Avignon-Krapp ein Aufbrausen verursachte, waͤhrend sie auf den Elsasser-Krapp nicht wirkte. Hieraus geht also schon hervor, daß der Avignon-Krapp ein in kochendem Wasser unaufloͤsliches kohlensaures Salz enthaͤlt, welches im Elsasser-Krapp nicht vorkommt. Ein anderer Theil der mit kochendem Wasser ausgewaschenen Krappsorten wurde einige Stunden in verduͤnnte und kochendheiße Essigsaͤure eingeweicht. Man filtrirte, suͤßte aus und dampfte das Aussuͤßwasser ab. Mit Ammoniak versezt, gab es einen Niederschlag; man filtrirte nun die Fluͤssigkeit und versezte sie mit kohlensaurem Kali, welches daraus kohlensauren Kalk faͤllte. Dieses Salz gesammelt, ausgesuͤßt, mit Schwefelsaͤure in schwefelsauren Kalk verwandelt, gegluͤht und gewogen, entsprach an kohlensaurem Kalk: Bei dem Avignon-Krapp 0,70 Grammen Bei dem Elsasser-Krapp 0,18      – Bei einer anderen Sorte Elsasser-Krapp 0,15      – Es ist also wahrscheinlich, daß der Avignon-Krapp von Natur kohlensauren Kalk enthaͤlt, der Elsasser-Krapp hingegen keinen oder nur eine sehr geringe Menge und daß der Avignon-Krapp die ihm eigene Soliditaͤt hauptsaͤchlich diesem Salze verdankt. Hr. Kuhlmann fand bei seiner Analyse der KrappwurzelPolytechn. Journal Bd. XIII. S. 244. A. d. R. in derselben eine freie Pflanzensaͤure, welche sich durch ihre Eigenschaften der Aepfelsaͤure zu naͤhern scheint. Er stellte alle seine Versuche mit Elsasser-Krapp an, bemerkt aber, daß die anderen Krappsorten ihm spaͤter so ziemlich dieselben Resultate gaben. Da wir im Avignon-Krapp kohlensauren Kalk gefunden haben, so wird es sehr unwahrscheinlich, daß er zugleich eine freie Saͤure enthaͤlt, wie Hr. Kuhlmann behauptet; ich habe mich auch durch eigends deßhalb angestellte Versuche uͤberzeugt, daß bloß der Elsasser-Krapp diese Saͤure enthaͤlt, der Avignon-Krapp aber durchaus keine. Wenn man mit Avignon-Krapp ohne allen Zusaz und mit destillirtem Wasser faͤrbt, so bildet sich auf der Flotte anfangs ein violetter Schaum, bei dem Elsasser hingegen ein gelblicher, welcher durch kohlensaure Alkalien oder Kreide sogleich in Violett, also in die Farbe des Schaumes vom Avignon-Krapp verwandelt wird. Wir sehen in der That, daß der Farbstoff des Krapps, besonders ehe er mit Mordants verbunden ist, durch die Saͤuren eine gelbliche Farbe und durch die Alkalien eine blaͤulichviolette annimmt. Der Elsasser-Krapp, mit kochendem Wasser behandelt, roͤchet auch stark das Lakmuspapier, waͤhrend ein Absud von Avignon-Krapp es nur sehr schwach roͤthet. Die Kreide wirkt auf den filtrirten und siedendheißen Absud des Avignon-Krapps gar nicht, waͤhrend sie in einem Absud von Elsasser-Krapp ein sehr starkes Aufbrausen hervorbringt. Merkwuͤrdig ist es aber, daß die beiden Decocte auch noch nach der Behandlung mit Kreide, selbst wenn diese in großem Ueberschuß zugesezt wurde, die Eigenschaft beibehalten, das Lakmus sehr schwach zu roͤthen, gerade so, wie es der Avignon-Krapp vor dieser Operation thut. Der Avignon-Krapp enthaͤlt hoͤchstens ein wenig Kohlensaͤure, denn wenn man ihn mit Wasser kocht, so entsteht ein starker Schaum, was bei dem Elsasser-Krapp nicht der Fall ist. Diese Kohlensaͤure kann entweder von einer anfangenden Gaͤhrung der zukerigen und schleimigen Substanzen herruͤhren, oder daher, daß der kohlensaure Kalk, welchen wir gefunden haben, im Krapp als zweifachkohlensaurer enthalten ist. Die geringe Menge Kalk, welche nach unserer Analyse der Elsasser-Krapp enthaͤlt, scheint mit Saͤuren verbunden zu seyn, so daß sie Salze bildet, welche gar keine befestigende Kraft haben; dadurch erklaͤrt es sich, warum man bei einem Zusaz von kohlensaurem Kali oder Natron und besonders durch diese Alkalien in kaustischem Zustande mit diesem Krapp etwas haltbarere Farben erhaͤlt, wenn anders diese Alkalien in groͤßerer Menge angewendet werden, als noͤthig ist, um seine freie Saͤure zu neutralisiren. In diesem Falle werden naͤmlich die Kalksalze durch die Alkalien zersezt und in aͤzenden oder kohlensauren Kalk verwandelt, der aber nicht in hinreichender Menge vorhanden ist, um die mit diesem Krapp erzielten Farben ganz zu befestigen. Es waͤre sehr interessant, wenn man eine vollstaͤndige Analyse der in den verschiedenen Krappsorten enthaltenen Salze besaͤße; Hr. Persoz hat sich vorgenommen diese Arbeit zu unternehmen und sie spaͤter der Société industrielle mitzutheilen. Krapp, der in demselben Lande, aber in verschiedenem Erdreich gebaut wurde, enthaͤlt sehr verschiedene Quantitaͤten von Kalksalzen. Die Avignonwurzeln, aus dem Palud genannten Erdreich und aus einigen anderen enthalten gewoͤhnlich am meisten Kalk und liefern immer sehr solide Farben. Wir besaßen oft Avignon-Krapp von anderem Erdreich, welcher weniger lebhafte Farben gab, den man aber durch einen geringen Zusaz von Kreide verbessern konnte; eben so hatten wir bisweilen Elsasser-Krapp, welcher nach den Aviviroperationen viel dunklere Farben lieferte, als anderer, die aber immer matt und streifig waren, was nur von einer mehr oder weniger betraͤchtlichen Menge kohlensauren Kalks herruͤhren konnte, welche diese Wurzeln enthielten. Die Krappfabrikanten suchen hauptsaͤchlich waͤhrend des Zerreibens die verschiedenen Theile, woraus die Wurzeln bestehen, zu sondern: naͤmlich den Holzstoff, den fetten und fleischigen Theil und die Oberhaut. Die groͤßere oder geringere Reinheit eines dieser Theile oder der verschiedene Gehalt des Gemenges an holzigem und fleischigem Theile machen die verschiedenen Sorten aus, welche diese Fabrikanten in den Handel bringen. Krappsorten von derselben Wurzel koͤnnen daher nicht nur einen verschiedenen Gehalt an Farbstoff haben, sondern auch sehr verschiedene Resultate hinsichtlich der Haltbarkeit der Farben geben, denn es ist moͤglich, daß der kohlensaure Kalk in den Wurzeln ungleich vertheilt ist und daß einer dieser Theile, wie z.B. der Holzstoff, mehr Kalksalze enthaͤlt, als der fleischige Theil. Auch habe ich bei einem Versuche mit Elsasser Krapp, dessen fleischigen Theil ich sorgfaͤltig von dem holzigen getrennt hatte, gefunden, daß lezterer haltbarere Farben gab, als ersterer; dieser Versuch muß jedoch mit dem Avignon-Krapp wiederholt werden, welcher eine groͤßere Menge von Kalksalzen enthaͤlt. Jedenfalls waͤre es sehr interessant, sowohl von dem holzigen als von dem fleischigen Theile eine besondere Analyse zu haben. Versuche uͤber den Anbau des Krapps. Dieser wichtige Unterschied zwischen dem Elsasser- und Avignon-Krapp, Pflanzen derselben Art, ruͤhrt daher hauptsaͤchlich nur von dem Erdreich her, in welchem diese Wurzel angebaut wurde. Der Boden, in welchem man am Niederrhein den Krapp baut, ist sehr kieselerdehaltig, waͤhrend derjenige in der Gegend von Avignon gewoͤhnlich kalkhaltig ist. Ich bestimmte den kohlensauren Kalk einiger Bodenarten, die zum Anbau des Avignon-Krapps dienen, weil wir gesehen haben, daß einige Sorten dieses Krapps beim Faͤrben weniger lebhafte Farben liefern, waͤhrend andere, wie diejenigen von Palud, immer sehr schoͤne Farben geben. Der District Palud ist ein hellgraues Erdreich, welches Muscheln enthaͤlt. 100 Theile dieser Erde gaben, nachdem sie bei der Temperatur des siedenden Wassers getroknet worden war: Kohlensauren Kalk 93 In kochender Salzsaͤure unaufloͤsliche Theile   6 Ferner, ein wenig Eisenoxyd. Die Erde desselben Districts, von einer anderen Stelle genommen, gab: Kohlensauren Kalk 90 In kochender Salzsaͤure unaufloͤsliche Theile   5 Ferner, ein wenig Eisenoxyd. Die Erde eines anderen Districts, von welcher man rosenrothen Krapp von guter Qualitaͤt geerntet hatte, besaß eine gelblichgraue Farbe, dunkler als die von Palud; 100 Theile dieser Erde enthalten: Kohlensauren Kalk 38 In kochender Salzsaͤure unaufloͤsliche Theile 50 Ferner, ein wenig Eisenoxyd. Eine vierte Erde, welche die schlechteste Krappsorte geliefert haben muß, war roͤthlichbraun und mit mehr als der Haͤlfte ihres Gewichtes Kalk- und Kieselsteinen vermengt. Nachdem ich sie von diesen gesondert hatte, brauste sie mit Saͤuren nur schwach auf; sie enthielt in 100 Theilen: Kohlensauren Kalk   7 In kochender Salzsaͤure unaufloͤsliche Theile 90 Ferner, Eisenoxyd. Aus diesen Analysen geht hervor, daß der Unterschied zwischen den verschiedenen Sorten von Avignon-Krapp, welche beim Faͤrben mit reinem Wasser mehr oder weniger lebhafte Farben geben, nur von dem mehr oder weniger kalkhaltigen Erdreich herruͤhrt, worin diese Wurzeln angebaut wurden: und es ist offenbar, daß der Krapp von dem zulezt angefuͤhrten Boden nur Farben von geringer Haltbarkeit geben kann. Der botanische Garten der Société industrielle enthaͤlt mehrere Krapparten, die mit Pflanzen von Elsasser-Krapp, Pflanzen von Avignon-Krapp und Samen von Smyrnaer-Krapp erzielt wurden. Nachdem man diese Wurzeln aus dem Boden gezogen hatte, wusch man sie mit destillirtem Wasser, um sie von der ihnen anhangenden Erde zu reinigen; dann troknete man sie bei 40 bis 45° C. (32 bis 36° R.), um sie hierauf in Pulver zu verwandeln. Als ich mit diesen verschiedenen Krappsorten Zeugmuster faͤrbte, erhielt ich mit allen bei Anwendung von reinem Wasser nur ganz unhaltbare Farben, waͤhrend sie mit Kreide nach den Aviviroperationen die schoͤnsten und solidesten Farben lieferten. Diese Krappsorten waren alle in demselben Boden angebaut, welcher wenig kohlensauren Kalk, nur 5 Procent, enthaͤlt. Diese Versuche beweisen, daß die Avignonwurzeln, in ein wenig Kalk enthaltendes Erdreich verpflanzt, Krapp von derselben Art wie der Elsasser liefern, und sezen es so zu sagen außer Zweifel, daß der Unterschied zwischen dem Avignon- und dem Elsasser-Krapp nur von dem Erdreich herruͤhrt. Es haͤngt daher nur von den Oekonomen des Elsasses ab, einen dem Avignoner ganz gleichen Krapp hervorzubringen, indem sie ihren Boden durch mergelhaltigen Kalkstein verbessern, wenn anders das Klima keinen Einfluß auf die Assimilirung des kohlensauren Kalks im Krapp waͤhrend seiner Vegetation hat.Man will im botanischen Garten der Société industrielle Versuche anstellen, um den Einfluß des Klima's auf die Assimilation des kohlensauren Kalks im Krapp kennen zu lernen, indem man diese Wurzeln in ein sehr kalkhaltiges Erdreich pflanzt; andererseits wird man zu gleicher Zeit Avignon-Krapp in einem Boden anbauen, der wenig oder gar keinen Kalk enthaͤlt und hiezu besonders hergerichtet wird. A. d. O. Bisher suchten die Elsasser Krappfabrikanten den Unterschied nur in dem Verfahren die Wurzeln zu troknen und zu zerreiben, so daß man sich nicht wundern darf, daß ihre zahlreichen Versuche von keinem Erfolge gekroͤnt wurden, da sie ihnen eine ganz falsche Richtung gaben. Die Krappanbauer des mittaͤgigen Frankreichs, welche durch das. Klima beguͤnstigt sind, muͤssen besonders gute Resultate erhalten, wenn sie ihren kiesigen Boden, der ihnen gegenwaͤrtig nur schlechte Krappsorten liefert, mit Kalkstein duͤngen. Man ist allgemein der Meinung, daß die Krappwurzeln einige Jahre im Boden bleiben muͤssen, um solide Farben geben zu koͤnnen. Um diese Behauptung zu pruͤfen, pflanzte Hr. Koechlin-Schuch seit mehreren Jahren Krappsorten im botanischen Garten der Société industrielle an. Man ließ die alten Wurzeln immer im Boden und pflanzte im Fruͤhling neue durch Ableger. Im November 1833 sammelte man alle Wurzeln von verschiedenem Alter ein, sowohl von der Elsasser als von der Avignoner Sorte, um sie beim Faͤrben zu probiren, nachdem sie bei einer Temperatur von 40–45° C. (32–36° R.) ausgetroknet worden waren. Es ergab sich, daß die Wurzeln, welche nur ein Jahr lang im Boden waren und die man sich durch Ableger verschafft hatte, welche im Maͤrz gepflanzt und im November geerntet wurden, beinahe eben so viel Farbstoff enthielten, wie diejenigen, welche zwei, drei und fuͤnf Jahre im Boden blieben. Der geringe Unterschied, der zwischen diesen Krappmustern Statt fand, war zu Gunsten der dreijaͤhrigen. Die Wurzeln von der Elsasser Sorte gaben im Allgemeinen etwas dunklere Farben als die von der Avignoner. Wie ich bereits eben bemerkt habe, erfordert der zu Muͤlhausen gebaute Krapp einen Zusaz von Kreide, um solide Farben zu geben. Durch diesen Zusaz erhaͤlt man mit Krapp, der nur ein Jahr oder vielmehr acht Monate lang im Boden war, eben so schoͤne und solide Farben als mit solchem, der zwei, drei und fuͤnf Jahre lang darin blieb, ohne Unterschied, ob er von der Avignoner oder Elsasser Sorte ist. Als man diese Wurzeln aus dem Boden zog, bemerkte man, daß der Krapp von der Elsasser Sorte, welcher durch Ableger im Maͤrz gepflanzt und im November desselben Jahres geerntet wurde, schon eine große Menge fuͤnfzehn Zoll langer WurzelnDie zwei- und dreijaͤhrigen Wurzeln sind 3 bis 3 1/2 Fuß lang. A. d. O. erzeugt hatte. Die Avignonsorte hingegen, welche zu derselben Zeit und auf die naͤmliche Art gepflanzt wurde, hatte nur sehr wenig Wurzeln, die kaum einen halben Fuß lang waren; sie zeigte aber viele junge Triebe, die bei den Pflanzen der Elsasser Sorte nur in geringer Menge vorkamen. Diese jungen Triebe geben getroknet beim Faͤrben ein eben so dunkles Roth wie die Wurzeln, erfordern aber ein wenig mehr Kreide, wenn die Farbe eben so haltbar seyn soll. Bei dem in einem wenig kalkhaltigen Boden gebauten Krapp, welcher beim Faͤrben einen Zusaz von kohlensaurem Kalk erfordert, kann man also annehmen, daß die Wurzeln, welche ein Jahr lang im Boden blieben, beinahe eben so viel Farbstoff enthalten und eben so haltbare Farben geben, wie die Wurzeln, welche mehrere Jahre lang darin blieben. Der Oekonom muß nun beurtheilen, ob es hinsichtlich des Ertrags vortheilhaft ist, die Wurzeln zwei oder drei Jahre lang im Boden zu lassen. Ob sich dieses bei dem Avignon-Krapp oder bei Wurzeln, die in einem kalkhaltigen Erdreich gebaut wurden, eben so verhaͤlt, ist eine Frage, welche durch neue Versuche entschieden werden muͤßte; denn es waͤre wohl moͤglich, daß diese Wurzeln im ersten Jahre weniger Kalksalze absorbiren als in den folgenden, wenn sie kraͤftiger werden, so daß sie also dadurch an und fuͤr sich ein haltbareres Roth zu liefern in Stand gesezt wuͤrden. Bemerkungen uͤber die Wirkung der Kreide beim Krappfaͤrben. Wir koͤnnen bis jezt noch nicht erklaͤren, auf welche Art der kohlensaure Kalk beim Krappfaͤrben wirkt und die Farbe haltbar macht. Nach Hausmann soll die Wirkung der Kreide darin bestehen, daß sie irgend eine im Krapp enthaltene Saͤure neutralisirt. Wir haben schon oben bemerkt, daß nur der Elsasser-Krapp eine freie Saͤure enthaͤlt, welche nach Hrn. Kuhlmann der Aepfelsaͤure sehr aͤhnlich ist und daher auch durch Kali und Natron neutralisirt werden muͤßte; keines dieser Alkalien aͤußert aber, wie wir so eben gesehen haben, beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp eine nuͤzliche Wirkung. Auch habe ich schon gezeigt, daß mit Wasser ausgesuͤßter und dadurch von seiner Saͤure und allen aufloͤslichen Substanzen gereinigter Krapp dieselben Eigenschaften beibehaͤlt, wie vor dieser Operation; d.h. daß ausgewaschener Avignon-Krapp haltbare Farben gibt, waͤhrend ausgewaschener Elsasser-Krapp einen Zusaz von Kreide erfordert. Da diese Quantitaͤt von kohlensaurem Kalk, welche erfordert wird, um die mit ausgewaschenem Elsasser-Krapp gefaͤrbten Farben haltbar zu machen, eine geringere ist als derselbe nicht ausgewaschene Krapp erheischt, so ist klar, daß ein Theil des kohlensauren Kalks zur Saͤttigung der freien Saͤure dieses Krapps verwandt wird und damit ein Salz bildet, welches im Farbebade zuruͤkbleibt, ohne zur Befestigung der Farben beizutragen. Spaͤter stellte Hr. Bartholdi die Behauptung auf, die Kreide wirke beim Faͤrben mit Krapp auf die Art, daß sie die schwefelsaure Bittererde, welche diese Wurzel nach ihm enthalten soll, zersezt. Leztere, die beim Faͤrben schaͤdlich sey, werde durch die Kreide unaufloͤslich und somit fuͤr die Flotte unschaͤdlich gemacht. Dieser Ansicht stimmte spaͤter auch Hausmann bei. Berthollet aͤußert in seinen Anfangsgruͤnden der Faͤrbekunst, ohne sich uͤber die Wirkung der Kreide waͤhrend des Faͤrbens auszusprechen, nur einige Zweifel uͤber Bartholdi's Erklaͤrung. Wir haben schon gesehen, daß die beiden Krappsorten nur eine sehr geringe Menge Bittererde enthalten und uͤberdieß, daß die schwefelsaure Bittererde beim Faͤrben nicht einmal schaͤdlich ist, denn man kann dem Avignon-Krapp ein Zwoͤlftel davon zusezen und erhaͤlt dann noch eben so lebhafte und dunkle Farben, wie ohne die Anwendung dieses Salzes. Die HH. Dingler und Kurrer verwerfen in ihrer Uebersezung von Bancroft's FarbebuchBancroft's neues englisches Farbebuch, herausgegeben von Dingler und Kurrer (Nuͤrnberg bei Schrag), Bd. II. S. 328. Hausmann's Ansicht, erkennen uͤbrigens den großen Nuzen der Kreide an. Nach ihnen wirkt dieselbe bloß auf den Mordant, indem sie die nicht mit dem Gewebe verbundenen Theile desselben neutralisirt und auf dem Zeuge befestigt; leztere blieben, ohne den Zusaz von Kreide, in dem Farbbade schwebend und wuͤrden sich eines Theiles des Farbstoffes bemaͤchtigen, damit einen Lak bildend. Nach jenen Schriftstellern ist dieser Verlust an Farbstoff und dieser Lak der Entwikelung der mit dem Zeuge verbundenen Farben, so wie ihrer Haltbarkeit nachtheilig und verursacht außerdem ein starkes Einfaͤrben des weißen Grundes. Auch kann nach ihnen die Kreide den Farbstoff des Krapps aufloͤsen und dadurch seine Verbindung mit den aufgedrukten Mordants beguͤnstigen. Ich faͤrbte mit Mordants bedrukte Zeugmuster, die nur sehr schlecht oder auch gar nicht gepuzt (durch Kuͤhkoth passirt und gewalkt) waren, mit Avignon-Krapp und reinem Wasser, ohne Zusaz von Kreide oder Alkali und erhielt eben so schoͤne und haltbare Farben, wie mit den am besten gepuzten Mordants; nur ging dabei sehr viel Farbstoff verloren, so daß ich genoͤthigt war, die Menge des Krapps bis auf das Dreifache zu steigern. In diesem Falle konnte man durch Zusaz von ein Zwoͤlftel Kreide oder ein Sechszigstel Potasche oder Soda nur sehr wenig Krapp ersparen. Ich faͤrbte auch vollkommen gut gepuzte Mordants, so wie Alaunerde, die mittelst ihrer Aufloͤsung in Aezkali auf dem Zeuge befestigt war und also ganz rein darauf zuruͤkblieb; mit Elsasser-Krapp ohne Kreide erhielt ich nur ganz unhaltbare Farben, mit Avignon-Krapp hingegen oder auch mit Elsasser-Krapp bei Zusaz von Kreide sehr schoͤne Farben. Der kohlensaure Kalk dient auch nicht als Aufloͤsungsmittel des Farbstoffes, denn beim Faͤrben ohne Kreide oder ein anderes kohlensaures Salz erhaͤlt man eben so dunkle und satte Farben, wie bei einem Zusaz dieser Salze, nur sind sie mit Elsasser-Krapp dargestellt, nicht haltbar. Da keiner unter den Schriftstellern, welche vom Kreidezusaz handeln, eine genuͤgende Erklaͤrung uͤber seine Wirkung beim Faͤrben gibt, so stellte ich Versuche in der Absicht an, um zu ermitteln, ob vielleicht eine Verbindung von Alaunerde, Kalk und Farbstoff entstehen muß, damit die Farbe den Aviviroperationen widerstehen kann. Ich fand zuerst, daß der aͤzende und kohlensaure Kalk nicht die einzigen Substanzen sind, welche mit Elsassere-Krapp haltbare Farben erzeugen koͤnnen und daß mehrere Metalloxyde und Metallsalze dieselbe Eigenschaft haben. Der neutrale phosphorsaure Kalk wirkt wie der kohlensaure Kalk, nur nicht so kraͤftig, und verursacht beim Faͤrben auch keinen Verlust an Farbstoff; wir haben auch gesehen, daß der Avignon-Krapp viel mehr phosphorsauren Kalk enthaͤlt als der Elsasser. Essigsaurer Kalk, wenn man davon ein Fuͤnfzehntel des Krappgewichtes nimmt, verhindert ein wenig das Faͤrben der Mordants und macht die Farben nur sehr wenig haltbar. Die kohlensaure Bittererde ersezt die Kreide und liefert beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp eben so schoͤne Farben. Dieses Salz muß jedoch mit vieler Umsicht angewandt werden; denn wenn man davon ein Fuͤnfzehntel des Krappgewichts nimmt, verhindert es das Faͤrben der Mordants gaͤnzlich; im Verhaͤltnis von einem Hunderttel des Krappgewichts traͤgt es nur sehr wenig bei. die Farben haltbarer zu machen; waͤhrend ein Dreißigstel das beste Resultat gibt. Das Zinkoxyd bei 100° C. (80° R.) getroknet gibt eben so schoͤne und haltbare Farben wie die Kreide, verursacht aber einen geringen Verlust an Farbstoff beim Faͤrben der Mordants. Am besten sezt man es im Verhaͤltniß von einem Fuͤnfzehntel des Krappgewichts zu. Das kohlensaure Zink wirkt beim Faͤrben wie das Zinkoxyd; die Farben widerstehen aber den Aviviroperationen etwas weniger. Frisch gefaͤlltes Bleioxyd, in trokenem Zustande einem Fuͤnfzehntel des Krappgewichts entsprechend, verhindert ein wenig das Faͤrben der Mordants, gibt aber Farben, welche den Avivirpassagen vollkommen widerstehen und dadurch eben so schoͤn wie die mit Kalk werden. Ein Siebentel dieses Oxyds verhindert fast ganz das Faͤrben der Mordants und ein Dreißigstel erzeugt Farben, die fast gar nicht haltbar sind. Dasselbe Oxyd, bei der Siedhize des Wassers getroknet, trug nichts mehr zur Haltbarkeit der Farben bei, als man davon dem Krapp ein Fuͤnfzehntel zusezte. Frisch gefaͤlltes Manganoxydul-Hydrat verhindert fast gaͤnzlich das Faͤrben der Mordants, wenn man davon ein Fuͤnfzehntel oder auch nur ein Dreißigstel (in trokenem Zustande angenommen) zusezt. Ein Sechzigstel verursacht noch einen Verlust an Farbstoff; die Farben widerstehen aber den Aviviroperationen sehr gut und man erhaͤlt sehr schoͤnes Roth und Rosenroth. Mit einem Dreihunderttel dieses Oxyds erhaͤlt man sehr schoͤne Farben, die aber nicht haltbar sind. Reines Mangansuperoxyd-Hydrat in denselben Verhaͤltnissen wie das Oxydul angewandt, verhindert das Faͤrben der Beizen nicht so sehr, die Farben widerstehen aber den Aviviroperationen etwas weniger. Das in Deutschland vorkommende Mangansuperoxyd (der Pyrolusit) verursacht beim Faͤrben keinen Verlust an Farbstoff und liefert auch keine haltbaren Farben. Das Kobaltoxyd-Hydrat verhindert das Faͤrben der Mordants einiger Maßen, wenn man davon ein Fuͤnfzehntel oder ein Dreißigstel nimmt. Diese Farben widerstehen den Aviviroperationen weniger als die mit einem gleichen Zusaz von Zinkoxyd erhaltenen: ich erhielt schoͤne rothe und violette Farben, die aber schwach waren. Ein Fuͤnfzehntel oder ein Dreißigstel phosphorsaures Kobalt erzeugt sehr gute Farben, welche aber den Avivirpassagen nur schwach widerstehen. Trokene oder gallertartige Kieselerde, kohlensaurer Strontian, kohlensaures Blei, Zinnoxyd und Chromoxyd-Hydrat, im Verhaͤltniß von einem Fuͤnfzehntel oder einem Dreißigstel angewandt, geben sehr gute Farben, ohne Verlust an Farbstoff. Diese Farben widerstehen den Aviviroperationen besser als diejenigen, welche man mit Elsasser-Krapp und reinem Wasser erhaͤlt; sie sind dunkler, aber immer truͤbe und erhalten mit Kieselerde, Zinnoxyd und kohlensaurem Blei einen Stich ins Gelbliche, mit kohlensaurem Strontian ins Braͤunliche und Mit Chromoxyd ins Violette. Kleesaurer, weinsteinsaurer und citronensaurer Kalk, kohlensaurer Baryt, phosphorsaure Bittererde, phosphorsaures Zink, trokenes Zinnoxydul, Nikeloxyd-Hydrat, Wismuthoxyd-Hydrat, Bleisuperoxyd- und Eisenoxyd-Hydrat, im Verhaͤltniß von einem Fuͤnfzehntel und einem Dreißigstel angewandt, tragen nichts zur Haltbarkeit der Faͤrben bei und verhindern auch das Faͤrben der Mordants nicht im Geringsten. Das Eisenoxyd machte das Roth ein wenig violett, nach dem Aviviren war es aber von den anderen nicht mehr verschieden. Ein Fuͤnfzehntel schwefelsaurer oder salzsaurer Kalk verursacht beim Faͤrben einen Verlust an Farbstoff und gibt den Farben keine Haltbarkeit. Sezt man dem Krapp Alaunerde-Hydrat (in dem Verhaͤltniß von ein Dreißigstel an wasserfreier Erde) zu, so verhindert dasselbe großen Theils das Faͤrben der Mordants; mit einem Sechszigstel erhielt ich hingegen ein sehr schoͤnes Roth und mit einem Hundertfuͤnfzigstel ein noch schoͤneres, aber ohne Haltbarkeit. Das Kupferoxyd-Hydrat verhindert das Faͤrben der Mordants gaͤnzlich, wenn man davon ein Fuͤnfzehntel zusezt; bei einem Dreißigstel verliert man an Farbstoff und erzielt keine haltbare Farbe. Ein Fuͤnfundsiebenzigstel kohlensaures Kupfer (im nassen Zustande angewandt) verursacht beim Faͤrben einen großen Verlust an Farbstoff; die schwache Farbe, welche ich erhielt, schien aber haltbar zu seyn. Nasses Zinnoxydul-Hydrat, im Verhaͤltniß von einem Dreißigstel in trokenem Zustande, und nasses Eisenoxyd-Hydrat, im Verhaͤltniß von einem Dreißigstel und einem Sechszigstel, verhindern das Faͤrben der Mordants gaͤnzlich. Mit einem Zweihunderttel dieses Eisenoxyds ging das Faͤrben sehr gut von Statten; das Roth erhielt einen Stich in Violett, wurde aber nicht haltbar. Ich bemerkte im Allgemeinen, daß das Krappbad ein haltbareres und schoͤneres Schwarz lieferte, wenn das Roth und Violett den Aviviroperationen nicht widerstanden, waͤhrend man bei haltbarem Roth und Violett ein schwaͤcheres Schwarz erhielt. Wenn man die Wirkung dieser verschiedenen Oxyde und Salze beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp mit einander vergleicht, so findet man, daß fast alle diejenigen, welche die Farben haltbar machen, die Eigenschaft haben, mit der Alaunerde Verbindungen einzugehen, die meistens auch im Mineralreich vorkommen. Dahin gehoͤren: der reine, kohlensaure und phosphorsaure Kalk, die kohlensaure Bittererde, das Bleioxyd, das reine und kohlensaure Zinkoxyd, das Manganoxydul- und Mangansuperoxyd-Hydrat, das reine und phosphorsaure Kobaltoxyd, endlich der essigsaure Kalk, welcher am schwaͤchsten wirkt. Der Alaunerde-Kalk (eine Verbindung, worin die Alaunerde die Rolle der Saͤure spielt) kommt nicht nur in der Natur vor, sondern kann auch auf nassem Wege erhalten werden.Gmelin's Handbuch der theoretischen Chemie, Bd. I. S. 718. Weiter unten fuͤhre ich einen Versuch an, welcher beweist, daß die schon mit dem Zeuge verbundene Alaunerde den kohlensauren Kalt zersezt, um sich mit seiner Basis zu verbinden. Der Wawellit ist phosphorsaure Alaunerde mit phosphorsaurer Bittererde verbunden.Nach den Analysen von Fuchs und Berzelius ist der Wawellit nur basisch phosphorsaure Alaunerde mit Krystallisationswasser und gemengt mit flußsaurer Alaunerde. Vergl. Berzelius Jahresbericht uͤber die Fortschritte der physischen Wissenschaften, erster Jahrgang, S. 86. A. d. R. Der Spinell ist Alaunerde-Bittererde. Der Gahnit Alaunerde-Zinkoxyd. Das Bleigummi, Alaunerde, Bleioxyd. Mehrere Granate und der manganhaltige Epidot sind Verbindungen von Kieselerde, Alaunerde und Manganoxyd. Man kennt eine Verbindung von Alaunerde mit Kobaltoxyd und eine von phosphorsaurer Alaunerde mit phosphorsaurem Kobalt. Diese Versuche fuͤhren zu dem Schluß, daß die Alaunerde sich nicht nur mit dem Zeuge und dem Farbstoff des Krapps, sondern auch noch mit einer dritten Substanz, womit sie eine unaufloͤsliche Verbindung bilden kann, vereinigen muß, wenn haltbare Farben entstehen sollen. Ich suchte nun diese Verbindung mit der Alaunerde außerhalb des Faͤrbebades hervorzubringen, indem ich Muster, die mit Mordants von essigsaurer Alaunerde und essigsaurem Eisen bedrukt waren, durch ein auf 60° C. (48° R.) erhiztes Kreidebad passirte; ich faͤrbte sie dann mit Elsasser-Krapp ohne Kreide, erhielt aber keine haltbaren Farben. Ich passirte dann Muster, die mit Mordants bedrukt, durch Kuͤhkoth genommen, und gereinigt waren, durch ein Kreidebad, wie man es behufs des Krappfaͤrbens zu thun pflegt, indem ich ein Liter Wasser und einen Gramm weiße Kreide auf einen Quadratfuß Zeug nahm und allmaͤhlich im Marienbade erhizte, um es nach fuͤnf Viertelstunden zum Sieden zu bringen, worin ich es dann eine Viertelstunde lang unterhielt. Ich reinigte das Muster gut und erhielt auch dieses Mal beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp Farben ohne Haltbarkeit. Nur bemerkte ich nach dem Faͤrben, daß das Rosenroth ein wenig angegriffen war. Als ich diesen Versuch wiederholte und zwanzig Gramme kohlensauren Kalb an Statt eines Grammes nahm, bemerkte ich eine schwache Gasentbindung, als das Kreidebad auf ungefaͤhr 60° (48° R.) erhizt war. Durch diese Passage wird die mit dem Zeuge verbundene Alaunerde aufgeloͤst und vollkommen davon getrennt, denn nach dem Faͤrben erhielt ich bei den mit essigsaurer Alaunerde bedrukten Mustern gar kein Roth mehr, waͤhrend das Eisenoxyd sich sehr gut sowohl violett als schwarz faͤrbte. Dieses Muster gab nach den Aviviroperationen kein besseres Violett, als dasjenige, welches ohne vorhergegangene Passage durch Kreide in Krapp gefaͤrbt worden war. Aehnliche Passagen gab ich auch mit viel und wenig Kreide, Mustern, die schon mit Elsasser-Krapp gefaͤrbt waren, oder ich passirte sie nach dem Faͤrben durch eine kalte oder kochende Kalkmilch und mehr oder weniger lange. Die Muster von diesen verschiedenen Passagen waren unter sich nicht verschieden und gaben nach den Aviviroperationen Farben, welche etwas haltbarer als die gewoͤhnlichen ohne Passage, aber immer sehr streifig und truͤbe waren und konnten mit den Farben, welche man beim Krappfaͤrben mit Kreidezusaz erhaͤlt, bei weitem nicht verglichen werden. Endlich befestigte ich auf Baumwollenzeug Gemenge von Alaun, erde mit Kalk, oder Bittererde, oder Zinkoxyd, oder Chromoxyd, indem ich die Aufloͤsungen dieser Oxyde mit essigsaurer Alaunerde vermischte; konnte aber dadurch beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp kein haltbareres Roth erhalten. Vermischt man essigsaure Alaunerde in verschiedenen Verhaͤltnissen mit essigsaurem Eisen und laͤßt diese beiden Oxyde sich durch Laͤnge der Zeit mit dem Zeuge verbinden, nimmt sie dann durch Kuͤhkoth, walkt und faͤrbt sie mit Elsasser-Krapp, so erhaͤlt man nach dem Aviviren auch nur grauliche Eisenfarben, indem die Alaunerde ganz vom Zeuge verschwunden ist, waͤhrend man mit denselben Mordants, wenn man sie mit Avignon-Krapp, oder mit Elsasser-Krapp und Kreide faͤrbt, nach den Aviviroperationen sehr schoͤnes Braun oder Braunroth erhaͤlt. Wir haben schon weiter oben gesehen, daß der Elsasser-Krapp zum Farben des Tuͤrkischroths auf geoͤhlten Zeugen ebenfalls einen Zusaz von Kreide erfordert, obgleich hier die Alaunerde bereits mit fetten Saͤuren, adstringirenden Stoffen, und fast immer auch mit Kalksalzen mit fetten Saͤuren (welche in Folge der vielen Passagen durch kalkhaltiges Wasser zufaͤllig hineinkommen) verbunden ist. Man muß also nach diesen Versuchen annehmen, daß der kohlensaure Kalk oder die Oxyde und Salze, welche ihn ersezen koͤnnen, waͤhrend der Operation des Faͤrbens nicht anders wirken, als daß sie diese Farben haltbar machen. Wir wollen uns nicht bestimmt uͤber diese Wirkung aussprechen, bis uns neue Versuche uͤber diesen Gegenstand positivere Resultate gegeben haben. Die nuͤzliche Wirkung des kohlensauren und phosphorsauren Kalks beim Faͤrben erklaͤrt uns, warum mit Saͤuren behandelter Krapp, welcher dadurch seine Kalksalze, keineswegs aber Farbstoff verloren hat, keine haltbaren Farben mehr geben kann. Wenn man dem zuvor mit einer Saͤure behandelten Krapp beim Faͤrben kohlensauren Kalk zusezt, so geschieht es fast immer, daß man die Vereinigung des Farbstoffs mit den Mordants großen Theils verhindert. Wendet man in diesem Falle nicht einen sehr großen Ueberschuß von Krapp an, so erhaͤlt man nur sehr helle Farben, die aber immer haltbar sind. Ich habe schon bemerkt, daß man bei Krapp, welcher mit kaltem Wasser ausgewaschen wurde, ebenfalls diesen Verlust an Farbstoff erleidet, wenn man beim Faͤrben einen geringen Ueberschuß von Kreide zusezt. Hienach sollte man glauben, daß unter den aufloͤslichen Theilen des Krapps ein Stoff vorkommt, welcher waͤhrend des Faͤrbens die Aufloͤsung des Farbstoffes, bei Gegenwart von kohlensaurem Kalk, beguͤnstigt. Mehrere Fabrikanten pflegen immer verschiedene Krappsorten mit einander zu vermengen, was in doppelter Hinsicht zwekmaͤßig ist; denn außer dem verschiedenen Gehalt an Farbstoff koͤnnen diese Wurzeln auch verschiedene Quantitaͤten von Kalksalzen enthalten, daher man ein mittleres guͤnstiges Resultat erhalten muß. Ein Gemenge von gleichen Theilen Elsasser-Krapp und gutem Avignon-Krapp (Palud) liefert, ohne Kreidezusaz, eine sehr haltbare Farbe, was daher ruͤhrt, daß der Avignon-Krapp oft eine groͤßere Menge von Kalksalzen enthaͤlt, als erforderlich ist, um haltbare Farben zu erzeugen. Diese merkwuͤrdige Eigenschaft des Krapps, die lebhaftesten und haltbarsten Farben durch die bloße Dazwischenkunft des kohlensauren Kalks zu erzeugen, laͤßt uns hoffen, daß wir dereinst Mittel finden werden, auch die Farben von anderen Farbstoffen, die wir bisher fuͤr fluͤchtig hielten, zu befestigen. Ich habe schon oft Elsasser-Krapp erhalten, welcher beim Faͤrben mit reinem Wasser Farben gab, die nicht viel haltbarer waren, als diejenigen, welche man mit Fernambukholz oder Quercitronrinde erhaͤlt; wahrscheinlich war solcher Krapp in einem Erdreich angebaut, welches viel weniger Kalk enthielt, als anderes. Resultate. Ans diesen Versuchen geht hervor: 1) Daß der kohlensaure Kalk (oder eine der unten unter No. 8 angegebenen Substanzen, welche ihn ersezen koͤnnen) beim Krappfaͤrben unumgaͤnglich noͤthig ist, um haltbares Roth und Violett auf Baumwollenzeug hervorzubringen, der mit Alaunerde und EisenoxydDasselbe wird auf dem Zeuge durch essigsaures Eisen, welches mit vielem Wasser verduͤnnt ist, befestigt. A. d. O. gebeizt ist. 2) Daß beim Faͤrben mit Avignon-Krapp, welcher an und fuͤr sich kohlensauren Kalk enthaͤlt, der Zusaz von Kreide oder Alkali unnuͤz ist, um haltbare Farben hervorzubringen, wenn dieser Krapp viel Kalk enthaͤlt, wie z.B. die Sorte Palud oder einige andere; man trifft jedoch bisweilen Sorten von Avignon-Krapp, die in wenig Kalk enthaltendem Erdreich angebaut waren, und einen geringen Kreidezusaz erfordern. 3) Daß man mit Elsasser-Krapp, welcher an und fuͤr sich nur eine sehr geringe Menge von Kalksalzen enthaͤlt, auch die Mordants gut faͤrben und eine eben so dunkle Farbe wie mit Avignon-Krapp erhalten kann, welche aber den Aviviroperationen nicht widersteht, wenn man zum Faͤrben reines (keinen Kalk enthaltendes) Wasser angewandt hat; daß man hingegen nach dem Aviviren Farben erhaͤlt, die in jeder Hinsicht mit den schoͤnsten, mittelst Avignon-Krapp dargestellten, den Vergleich aushalten, wenn man beim Faͤrben Kreide zugesezt hat. 4) Daß der Elsasser-Krapp mit EisenoxydWelches auf dem Zeuge durch concentrirtes essigsaures Eisen befestigt wurde. als Mordant ein haltbareres und schoͤneres Schwarz liefert, wenn das Faͤrbebad von der Art ist, daß es ein Roth und Violett liefert, welche den Aviviroperationen nicht widerstehen. 5) Daß sich der Elsasser-Krapp bei Zusaz von Kreide eben so gut zum Faͤrben des Tuͤrkischroths eignet, wie der Avignon-Krapp. 6) Daß beim Faͤrben mit Elsasser-Krapp das Verhaͤltniß der Kreide nach dem Kalkgehalt des anzuwendenden Wassers abgeaͤndert werden muß; man nimmt von derselben ein Fuͤnftel des Krappgewichts, wenn das Wasser sehr rein ist und laͤßt sie ganz weg, wenn das Wasser an und fuͤr sich schon viel kohlensauren Kalk enthaͤlt. 7) Daß der aͤzende Kalk, der neutrale phosphorsaure Kalk, die kohlensaure Bittererde, das Bleioxyd-Hydrat, das Zinkoxyd, kohlensaure Zink, Manganoxydul, Mangansuperoxyd-Hydrat, Kobaltoxyd-Hydrat, der essigsaure Kalk und das phosphorsaure Kobalt mit dem kohlensauren Kalk die Eigenschaft gemein haben, mit dem Farbstoff des Krapps haltbare Farben zu liefern. Die Wirksamkeit dieser Substanzen nimmt von der ersten angefangen immer mehr ab. 8) Daß hartes Wasser die mit Elsasser-Krapp gefaͤrbten Farben durch den in ihm enthaltenen zweifachkohlensauren Kalt befestigt, indem dieses Salz durch die Hize des Faͤrbebades in neutralen kohlensauren Kalk und sich entbindende Kohlensaͤure zersezt wird. 9) Daß der Avignon-Krapp die Eigenschaft haltbare Farben zu liefern verliert, wenn man ihn mit einer Saͤure behandelt, welche auf die in ihm enthaltenen Kalksalze wirkt. 10) Daß die Krappwurzeln, welche in einem wenig Kalt enthaltenden Erdreich angebaut wurden, nachdem sie ein Jahr im Boden waren, eben so viel Farbstoff enthalten, und mit Zusaz von Kreide eben so haltbare Farben geben, wie Krapp, der mehrere Jahre lang im Boden blieb. 11) Daß der Unterschied zwischen dem Avignon- und Elsasser-Krapp nur von dem mehr oder weniger kalkhaltigen Erdreiche, worin er angebaut wurde, herruͤhrt.