Titel: Verbesserungen an den gegenwärtig gebräuchlichen Maschinen zur Verfertigung von Schnüren aus Garn, womit zu gleicher Zeit Taue gelegt werden können, und worauf sich William Norvell, Mechaniker von Newcastle-upon-Tyne, am 8. Mai 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LIII., S. 268
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LIII. Verbesserungen an den gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Maschinen zur Verfertigung von Schnuͤren aus Garn, womit zu gleicher Zeit Taue gelegt werden koͤnnen, und worauf sich William Norvell, Mechaniker von Newcastle-upon-Tyne, am 8. Mai 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1834, S. 65. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Verbesserte Maschinen zur Verfertigung von Schnuͤren aus Garn etc. Der Patenttraͤger bezwekt durch seine Erfindung nicht nur eine einfachere und zwekmaͤßigere Methode zum Drehen des hanfenen Garnes zu Schnuͤren, sondern er will die Schnuͤre auch auf eine bessere Weise, als dieß bisher in irgend einer Maschine geschah, in Taue legen. Das gesponnene hanfene Garn wird naͤmlich auf Spulen aufgewunden, und diese Spulen werden an Spindeln oder Achsen in dem Gestelle der Maschine aufgezogen. Von diesen Spulen steigen die einzelnen Enden des Garnes durch schief geneigte Roͤhren nach Aufwaͤrts, und durch die Umdrehung dieser Roͤhren, so wie des Wagens, in denen die Spulen aufgehaͤngt sind, wird das Garn in Schnuͤre gedreht, die dann ihrerseits wieder zu Tauen gelegt werden. Wir wollen den Patenttraͤger selbst sprechen lassen. „Meine Erfindungen, sagt derselbe, bestehen 1) in der Anwendung zweier oder mehrerer Roͤhren, von denen man in Fig. 49 zwei in schief gegen einander geneigter Stellung und so angebracht sieht, daß sie zur Aufnahme der Schnuͤre unmittelbar uͤber dem Preßbloke aa bereit sind, und daß sie beinahe in einer Linie mit A, dem Punkte, an welchem das Tau geschlossen oder gelegt wird, liegen. und sind Ansichten der gegenuͤberstehenden Seiten; ist eine Seitenansicht, und B ein seitlicher Durchschnitt einer dieser Roͤhren. Die Roͤhren selbst nehme ich nicht als meine Erfindung in Anspruch, wohl aber deren Bau und die gegenseitige Stellung derselben unter einem Winkel.“ „2) In zwei gewoͤhnlichen flachen Seilleitungsrollen oder Rollen c, c Fig. 49, welche ich an den erwaͤhnten Roͤhren anbringe, und um welche eine Schnur so gewunden ist, daß dieselbe nicht abgleiten kann, wie dieß der Durchschnitt zeigt. Diese Rollen stehen durch ein Kron- oder Centralrad D, welches sich lose um die aufrechte Hauptwelle b, b dreht, mit einander in Verbindung. EE ist ein kleineres Rad, deßgleichen an jeder Roͤhre an einer losen Buͤchse eines angebracht ist, welches in das erwaͤhnte Kron- oder Centralrad eingreift. F, F sind Zahn- oder Stirnraͤder, die gleichfalls an den erwaͤhnten losen Buͤchsen angebracht sind, und welche in ein kleineres, an der Welle 2 einer jeden Roͤhre befindliches Rad G eingreifen. H ist ein Winkelrad, welches mit dem Rade G an einer und derselben Welle befestigt ist, und welches in ein anderes, an der Querachse 3 einer jeden Roͤhre angebrachtes Rad j eingreift. K ist ein Spornrad, welches sich an dem entgegengesezten Ende der Welle des Rades j befindet, und in ein anderes Spornrad L von gleicher Groͤße, deßgleichen an jeder Roͤhre eines angebracht ist, eingreift. Vermittelst dieses Raͤderwerkes in Verbindung mit den beschriebenen Rollen wird jede Schnur, so wie dieselbe uͤber die Rolle c vorwaͤrts gezogen wird, in vollkommen gleichem Grade gespannt erhalten. Die Art und Weise, auf welche die Rollen verbunden sind, nehme ich nicht als meine Erfindung in Anspruch, wohl aber deren Anwendung an den Roͤhren.“ „3) Besteht meine Erfindung in der Anwendung der Wechselraͤder (change-wheels) MMMM, um jeder Schnur die gehoͤrige Drehung zu geben, bevor das Tau gelegt wird. Dieß bewirke ich mittelst kleiner Spindeln oder Achsen 4,4, welche parallel mit der Linie einer jeden Roͤhre B angebracht sind. An dem unteren Ende einer jeden dieser Spindeln sind die Winkelraͤder NN aufgezogen, und diese werden durch andere Winkelraͤder, welche unmittelbar uͤber jedem der Preßbloͤke aa angebracht sind, in Bewegung gesezt. An dem oberen Ende einer jeden Spindel ist ein Wechselrad M angebracht, welches in ein anderes aͤhnliches, an dem unteren Ende einer jeden Roͤhre angebrachtes Rad eingreift. Man braucht also nur die Groͤße der zulezt erwaͤhnten Wechselraͤder abzuaͤndern, um den Schnuͤren jede beliebige und je nach der Groͤße der Taue erforderliche Drehung zu geben. Das Auswechseln dieser Raͤder ist bei der Art und Weise, auf welche sie an den Roͤhren B, B und an den Spindeln 4, 4 angebracht sind, sehr leicht moͤglich. In Folge der Neigung, welche die Roͤhren gegen einander haben, stehen die Schnuͤre an den oberen Enden der Roͤhren, wo sie in Taue gelegt werden, beinahe mit einander in Beruͤhrung, waͤhrend ihnen unmittelbar unterhalb die gehoͤrige Drehung gegeben wird.“ „4) Beruht meine Erfindung auf der Anwendung eines metallenen Preß- oder Drukblokes P, der sich unmittelbar uͤber jener Stelle befindet, an welcher die Schnuͤre in ein Tau A gelegt werden. Die untere Flaͤche dieses Blokes ist polirt, auch ist das untere Ende der Muͤndung, bei welcher das Tau eintritt, glokenfoͤrmig ausgehoͤhlt, damit das Tau bei seinem Eintritte nicht aufgerieben wird. Ein oder zwei Hebel mit Gewichten 5,5, welche auf den Preßblok wirken, bringen den gehoͤrigen Druk auf das Tau hervor, und reguliren auch jede Unregelmaͤßigkeit, die allenfalls beim Legen der Schnuͤre vorgefallen seyn koͤnnte. Da die Muͤndung des Blokes innen vollkommen polirt ist, so werden auch die Taue ganz glatt; und die erwaͤhnten Hebel und Gewichte bewirken nicht bloß, daß die Taue in gehoͤriger Spannung durch den Preßblok laufen, sondern sie geben denselben auch eine gewisse Dehnung, weßhalb sich dergleichen Taue vorzuͤglich zur Anwendung auf Schiffen, in Bergwerken etc. eignen.“ „Diese Beschreibung umfaßt alle meine Erfindungen; die uͤbrigen Theile der Maschine sind den gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen aͤhnlich, und ich brauche sie daher nur kurz zu beruͤhren. Unabhaͤngig von der Maschine ist an jenem Theile, der die Zugbewegung hervorbringt, und der seitwaͤrts abgebildet ist, ein Rad oder eine Rolle Q befestigt. d ist ein Rad mit einer Furche oder Kehle, um welches das Tau laͤuft, wobei dasselbe, damit es nicht abgleiten kann, durch den mit einem Gewichte beschwerten Hebel e, e, der auf die Seilleitungsrolle f wirkt, in diese Furche oder Kehle gedruͤkt wird. Nachdem das Tau diese Rolle f verlassen, kann es auf eine beliebige Weise aufgewunden werden. g, g sind zwei Wechselraͤder, durch welche die Geschwindigkeit des ausgekehlten Rades d, d so abgeaͤndert werden kann, daß sie der verschiedenen Staͤrke und Dike der Taue entspricht. h ist ein Spiralrad, welches durch die an der Welle l angebrachte Schraube ohne Ende k in Bewegung gesezt wird. m ist ein Bandrad, welches durch einen von der Welle der Maschine oder von irgend einer anderen Triebkraft herlaufenden Riemen getrieben wird. nn ist ein Reibungsriemen und eine Klauenbuͤchse. Die Welle q wird von zweien Wechselraͤdern p, p getrieben, und durch Abaͤnderung der Groͤße dieser Raͤder wird die Geschwindigkeit der Trommeln R, R, so wie sie fuͤr jede Art von Tau erforderlich ist, regulirt.“ „Die Welle s und die Raͤder t, t, welche man in Fig. 50 sieht, dienen zum Umkehren der Bewegung dieser Trommeln, im Falle sogenannte linkhaͤndige Taue (lefthand ropes) verfertigt werden sollen. u, Fig. 49 und 50, ist ein Winkelgetriebe, welches das Hauptkronrad v, v treibt, und dieses sezt seinerseits wieder die Trommeln R, R in Bewegung. w, w ist ein fixirtes oder sogenanntes Sonnenrad, welches den Trommeln, so wie sie sich um dasselbe drehen, mittelst der Zwischenraͤder x, x, x eine umgekehrte Bewegung mittheilt. Dadurch wird naͤmlich eine umgekehrte oder retrograde Bewegung mitgetheilt, in deren Folge die Schnuͤre die gehoͤrige Drehung erhalten. Die fuͤr Taue von jeder Staͤrke und Dike erforderlichen retrograden Bewegungen oder die gehoͤrigen Drehungen kann man hervorbringen, wenn man die Durchmesser der an den unteren Enden der Trommelspindeln angebrachten Getriebe y, y, y nach Umstaͤnden abaͤndert. Die Wagen der erwaͤhnten Zwischenraͤder x, x, x schieben sich rund um den Ring z, z. W, W ist das Gestell der Maschine, und des Apparates, der die Zugbewegung bewirkt. T, T, T sind die Spulen, auf welche das Garn aufgewunden ist, und deren Zahl sich nach der Groͤße der Maschine etc. richtet.“ „Die Maschine, welche hier Im Grundrisse und Aufrisse beschrieben ist, ist fuͤr Taue von 3 bis 71/2 Zoll im Umfange und von unbestimmter Laͤnge berechnet.“ „Ich bin vollkommen uͤberzeugt, daß die von mir angegebenen Einrichtungen und Erfindungen von groͤßtem Einflusse auf die Fabrikation von Tauwerk seyn muͤssen. Der Seiler kann mit meiner Maschine nicht nur weit leichter arbeiten, sondern die in derselben verfertigten Seile werden auch besser und dauerhafter. Die Wechselraͤder MMMM muͤssen verschieden abgeaͤndert, und so angebracht werden, daß man sie in ein Paar Minuten austauschen kann, je nachdem es der Grad der Drehung, den die Schnuͤre bekommen sollen, erfordert. Die Drehung der Schnuͤre sowohl, als das Legen der Schnuͤre zu einem Seile geschieht hier regelmaͤßiger, als in irgend einer anderen Maschine. Der Preßblok P gibt den Tauen nicht nur Glatte und ein besseres Aussehen, sondern sie werden zugleich auch durch die belasteten Hebel 5 5 gehoͤrig gestrekt, was bei den gewoͤhnlichen Tauen, die sich bei ihrer Anwendung oft auf eine unangenehme Weise ausdehnen und verduͤnnen, durchaus nicht der Fall ist. Die Einrichtung der Zugbewegung endlich, so wie die retrograde Bewegung der Trommeln scheint mir hier vorzuͤglicher, als an irgend einer anderen aͤhnlichen Maschine.“

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV