Titel: Ueber die Bereitung von Oehl- und Weingeistfirnissen, Goldlak, Goldgrund etc. Von Hrn. J. Wilson Neil zu London.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LVI., S. 280
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LVI. Ueber die Bereitung von Oehl- und Weingeistfirnissen, Goldlak, Goldgrund etc. Von Hrn. J. Wilson Neil zu London.Hr. Neil war lange Jahre hindurch einer der ersten und groͤßten Firnißfabrikanten zu London, und seine Fabrikate standen bei den Wagenfabrikanten sowohl als bei anderen in hohem Rufe. Er hat die Resultate seiner langen Erfahrungen zum Besten des Publikums in die Haͤnde der Society for the Encouragement of Arts etc. niedergelegt, die ihm auch in Anerkennung seiner Leistungen ihre goldene Isis-Medaille ertheilte. A. d. Repert. Aus dem II. Theile des XLIX. Bandes der Transaction of the Society for the Encouragement of Arts. etc.; auch im Repertory of the Patent-Inventions. Februar, Maͤrz, April etc. 1832. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Bereitung von Oehl- und Weingeistfirnissen etc. Da meine Abhandlung fuͤr solche Leute bestimmt ist, welche noch wenige oder gar keine Kenntnisse in der Firnißbereitung besizen, so hielt ich es fuͤr noͤthig in meinen Angaben und Vorschriften sehr ausfuͤhrlich zu seyn. Wer bereits mehr mit dem fraglichen Gegenstande bekannt ist, wird zwar in meiner Abhandlung viel Ueberfluͤssiges finden; allein ich bin uͤberzeugt, daß die competentesten Richter hieruͤber darin mit mir uͤbereinstimmen werden, daß dergleichen Anleitungen, wie ich sie hier geben will, nicht ausfuͤhrlich und genau genug seyn koͤnnen, es mag sich um den Bau der Oefen, um die Wahl der Gefaͤße und uͤbrigen erforderlichen Geraͤthe, um die Wahl und Beurtheilung der verschiedenen Substanzen, aus denen die Firnisse bestehen, oder endlich um das einfachste, bequemste und vortheilhafteste Verfahren bei den verschiedenen Operationen handeln. Ich empfehle jedem Praktiker, der Firnisse zu bereiten beginnt, ein genaues Journal oder Buch, zu fuͤhren, und in diesem jedes Mal den Monatstag und das Jahr einer jeden Arbeit, die Quantitaͤt und Qualitaͤt des angewendeten Gummi's, die Menge des Oehles, Terpenthines und der troknenden Substanzen; die Zahl der Stunden, waͤhrend welcher die Masse gekocht wurde, die Quantitaͤt Firniß, die er erhielt, die Zahl der Behaͤlter, in denen das Product aufbewahrt ist, und den Namen, womit diese Behaͤlter bezeichnet sind, einzutragen. Zugleich muß aber auch bemerkt werden, ob die Luft naß, kalt, oder troken, sehr heiß und troken etc. war. Aus diesen Beobachtungen wird der Fabrikant naͤmlich zuverlaͤssig große Belehrung schoͤpfen. Die Firnißfabrikation wurde bisher von denen, die sich mit ihr beschaͤftigten, in allen ihren Details als ein tiefes Geheimniß bewahrt. Es ist daher kein Zweifel, daß auch dieser Fabrikationszweig noch mannigfach vervollkommnet und verbessert werden wird, wenn er ein Mal in seinen Details offenkundig geworden, und wenn sich Maͤnner von wahren chemischen Kenntnissen mit einer Pruͤfung desselben beschaͤftigen werden. Moͤge gegenwaͤrtige Abhandlung, – das Resultat 30jaͤhriger praktischer Erfahrung und sorgsamen Studiums, – diejenigen, die bereits in diesem Fache arbeiten, zu diesen Forschungen aneifern, oder anderen Lust und Liebe zu denselben einfloͤßen; dieß ist der sehnlichste Wunsch des Verfassers. Jedermann, der im Sinne hat. Firniß in einem fuͤr ihn gewinnbringenden Maßstabe zu bereiten, muß sich vor Allem hiezu ein hinlaͤnglich großes und außerhalb der Stadt gelegenes Local anschaffen. Das Gebaͤude, in welchem die Fabrikation vor sich gehen soll, muß von allen anderen Gebaͤuden entfernt seyn, damit kein Ungluͤk durch Feuer geschehen koͤnne. Im Allgemeinen ist ein Gebaͤude von 18 Fuß Laͤnge auf 16 Fuß Breite zur Fabrikation von jaͤhrlichen 4000 Gallons Firniß und daruͤber hinreichend, wenn außerdem fuͤr Gebaͤude gesorgt ist, in denen die Geraͤthschaften und die Materialien und Fabrikate aufbewahrt werden. Ueber die Einrichtungen und Werkzeuge, welche nothwendig sind, wenn die Fabrikation im angegebenen Maßstabe betrieben werden soll, werde ich weiter unten die ausfuͤhrlichsten Anweisungen geben, so wie ich auch die wohlfeilste Methode angeben werde. Es versteht sich uͤbrigens, daß jeder Fabrikant, je nach Umstaͤnden und je nach seinen Absichten, die Zahl, Groͤße, Form und Beschaffenheit der Einrichtungen und Werkzeuge verschieden modificiren kann und wird. Man verschaffe sich also ein Gebaͤude, oder fuͤhre ein solches auf, welches 18 Fuß lang und 16 Fuß breit ist; die hintere Wand soll 18, die vordere hingegen nur 9 Fuß hoch seyn, und mit einem 4 Fuß breiten Eingange, der mit aushaͤngbaren Fluͤgelthuͤren verschlossen wird, versehen seyn. Das Dach muß sich nach Vorwaͤrts neigen; in den beiden Endmauern muß gleichfalls ein 4 Fuß breiter Eingang mit aushaͤngbaren Fluͤgelthuͤren angebracht werden, damit ein freier Luftzug in dem Locale hergestellt werden kann. Ferner lasse man drei Gewoͤlbfenster, jedes von 4 Fuß Laͤnge auf 3 Fuß Breite machen, und in dem Dache befestigen, so zwar, daß sich diese Fenster nicht direct uͤber den Oefen, sondern auf der Seite derselben befinden, und hinlaͤnglich Licht darauf werfen. Eben so verschaffe man sich drei Rahmen, die genau so groß, als die Rahmen der Gewoͤlbfenster, und genau eingefalzt sind; in diesen Rahmen haͤnge man mittelst Angelgewinden breite Fluͤgel, die sich nach Außen oͤffnen, und welche, wenn es noͤthig ist, von Innen mittelst eines Federhebels und einer Schnur geoͤffnet werden koͤnnen, ein. Die Gewoͤlbfenster und Fluͤgel muͤssen gut mit Blei verwahrt seyn, damit keine Naͤsse eindringen kann, was sehr bedenkliche Folgen haben koͤnnte. Wenn das Dach und die Thuͤren hergestellt sind, so lege man in der linken Eke an der Ruͤkenmauer, ungefaͤhr 2 Fuß tiefer als das Niveau, welches der Boden erhalten soll, ein Grundlager von 4 Fuß Laͤnge und eben so viel Breite. Hierauf lege man eine Lage Ziegel und Moͤrtel, wobei besonders darauf zu achten ist, daß die Ziegel an jener Stelle, an welche das Aschenloch kommt, gehoͤrig gelegt sind. Dann bezeichne man auf der Grundlage den Umfang der Muͤndung des Topfes oder Kessels, wobei man rund herum zwischen den Wanden und dem Umfange des Topfes oder Kessels einen Raum von 9 Zollen zu lassen hat. Wenn der Kessel an der Muͤndung 30 Zoll im Durchmesser hat, so beginne man das Aschenloch, und fuͤhre dasselbe 4 Ziegelschichten hoch, und zwar rings herum in einer Ziegeldike von 9 Zoll. Den leeren Raum fuͤlle man aus, indem man Erde, Thon oder Geroͤll in gleicher Hoͤhe mit dem Aschenloche eintritt. Nachdem dieß geschehen, lege man sowohl an der hinteren als an der vorderen Wand des Aschenloches ein starkes, flaches Stuͤk Eisen, auf welches die schmiedeisernen Staͤbe zu ruhen kommen. Diese Staͤbe muͤssen oben 1 1/2 Zoll, an den Enden hingegen 2 Zoll breit und flach seyn, damit, wenn sie dicht an einander gelegt werden, ein Raum von einem halben Zolle zwischen denselben bleibt. Die Staͤbe sollen 2 Fuß lang seyn, und da das Aschenloch 16 Zoll weit ist, so sind 7 solcher Stangen nothwendig. Wenn die Roststangen eingelegt sind, so bringe man den Thuͤrstok und das Thuͤrchen an, welches einen Fuß Weite auf 8 Zoll Hoͤhe haben muß. Dann baue man uͤber den Roststangen die Feuerstelle 3 Schichten hoch aus guten Baksteinen, wobei man den Raum so wie die Mauer emporsteigt, an beiden Seiten erweitert, und einen 8 Zoll breiten und 6 Zoll hohen Feuerzug, der sich rechts nach Aufwaͤrts windet, anbringt. Auf die dritte Ziegelschichte lege man eine andere Schichte Ziegel, deren innere und obere Kanten so zugehauen sind, daß man den Topf in deren Mitte sezen kann. Das uͤbrige Mauerwerk wird kreisfoͤrmig aus gewoͤhnlichen Ziegeln aufgebaut, und der Feuerzug in einer Weite von 5 Zoll auf 7 Zoll Hoͤhe spiralfoͤrmig herumgefuͤhrt. Hiebei ist jedoch darauf zu sehen, daß der Feuerzug nicht zu hoch an den Waͤnden des Topfes emporsteige; denn sonst wuͤrde der Topf, im Falle er nicht vollkommen gefuͤllt ist, in Gefahr kommen manchmal uͤberhizt zu werden, wodurch sich dessen Inhalt leicht entzuͤnden koͤnnte. Die oberste Schichte muß in Cement eingesezt und so gelegt werden, daß die inneren Raͤnder unter den umgebogenen Rand der Muͤndung des Topfes kommen, waͤhrend die aͤußeren Raͤnder etwas hoͤher gelegt sind. Dieser Topf, den man in Fig. 1 sieht, und den ich den eingesezten Topf oder Kessel (set-pot) nenne, dient zum Sieden des Oehles, zur Bereitung des Goldgrundes, des Lakes, des Braunschweiger Schwarzes u.s.w. Zum Behufe des Baues des Kochofens (boiling furnace) grabe man ein Grundlager von 4 Fuß Laͤnge auf 4 Fuß Breite und 2 Fuß Tiefe aus; und zwar so, daß das vordere Thuͤrchen gegen die hintere Wand des Gebaͤudes Fronte macht. Dann lege man, wie oben gesagt worden, eine Schichte Ziegel und Moͤrtel, worauf man genau auf die angegebene Weise das Aschenloch baut, nur mit dem Unterschiede, daß man hier zwischen dem hinteren Ende des Aschenloches und der Mauer einen Raum von 1 Fuß laͤßt, waͤhrend dieser Raum bei ersterem Ofen 2 Fuß 2 Zoll betrug. Nachdem das Aschenloch 4 Fuß hoch aufgemauert worden, legt man die 7 Roststangen ein, und bringt dann das Thuͤrchen an, um hierauf einen kreisrunden Feuerherd von 21 Zoll im Durchmesser aus 4 Ziegelreihen aufzubauen, und darauf die in Fig. 2 ersichtliche gußeiserne Platte von 35 Zoll Laͤnge und Breite auf einen Zoll Dike, in deren Mitte sich ein koch von 17 Zollen im Durchmesser befindet, zu legen. Am Ruͤken des Mauerwerkes muß ein Feuerzug von 8 Zoll Weite auf 6 Zoll Hoͤhe, der in einen Schornstein fuͤhrt, angebracht werden. Endlich statte man das Aschenloch außer dem Thuͤrchen mit einem Gitter aus, womit der ganze Ofen dann fertig ist. Der Gummiofen (gum furnace) muß in der rechten Eke der hinteren Wand angebracht werden; man graͤbt fuͤr ihn einen Grund von 3 Fuß Laͤnge und Breite auf 2 Fuß Tiefe aus, legt in diesen eine Schichte Ziegel und Moͤrtel, und baut hierauf das Aschenloch, dessen Ruͤken 16 Zoll weit von der hinteren Wand und 9 Zoll weit von der Seiten- oder Endwand entfernt seyn muß. Das Aschenloch soll 16 Zoll Weite auf 28 Zoll Laͤnge haben, und 5 Ziegel hoch aufgebaut werden, waͤhrend zugleich auch der uͤbrige Theil des Gemaͤuers in einer Laͤnge von 30 Zollen und vorn in einer Breite von 37 Zollen aufgefuͤhrt wird, um dann das Ganze zu ebnen und fest einzutreten. Hierauf lege man an dem Ruͤken des Aschenloches ein, und vorn zwei flache Stuͤke Eisen, auf welche die 7 Roststangen zu liegen kommen. Diese Stangen sollen eben so dik seyn, wie die bereits beschriebenen; ihre groͤßte Laͤnge soll aber mit Einschluß der 1 1/2 Zolle, die an jedem Ende zu einer Breite von 2 Zollen verflacht sind, nur 13 Zoll betragen. Die Roststangen werden 9 Zoll von dem Mauerwerke entfernt gelegt, und dann wird ein kreisrunder Feuerherd von 9 Zoll im Lichten ohne Thuͤre gebaut, das Aschenloch aber offen gelassen. Hierauf fuͤhrt man zwischen dem Feuerherde und der Fronte ein 4zoͤlliges Mauerwerk aus guten Ziegeln, die rings um den Feuerherd herum mit Thon ausgefuͤttert werden, auf, wobei die Ziegel gut und fest gelegt, und an den aͤußeren Enden verkeilt werden muͤssen. Ueber der dritten Ziegelreihe laͤßt man ruͤkwaͤrts einen Feuerzug von 8 Zoll Weite auf 6 Zoll Hoͤhe, der mit dem Schornsteine communiciren muß, anbringen, und auf diese dritte Ziegelreihe legt man abermals 2 Schichten, wodurch der Ofen nach Oben weiter wird. Ferner halte man eine gußeiserne Platte von 3/4 Zoll Dike, 30 Zoll Laͤnge und Breite in Bereitschaft; in dieser Platte, die man in Fig. 3 abgebildet sieht, muß sich nicht in der Mitte, sondern bloß 6 Zolle von dem vorderen Rande entfernt, ein kreisrundes Loch von 11 Zoll im Durchmesser befinden; und wenn endlich das senkrechte Gemaͤuer winkelrecht mit den Kanten der Platte aufgebaut worden, legt man vorn ein bewegliches Gitter uͤber das Aschenloch, womit der ganze Ofen fertig ist. In allen diesen Oefen muß einen Tag lang ein schwaches Feuer unterhalten werden, damit sie gehoͤrig austroknen, ohne Spruͤnge zu bekommen. Der Gummitopf, den man noͤthig hat, muß aus Kupfer bestehen, und in den lezteren Ofen No. 3 passen. Seine Hoͤhe soll vom Boden bis zum Scheitel 2 Fuß 9 Zoll betragen, waͤhrend der aͤußere Durchmesser des Bodens 9 1/2 Zoll mißt. Der Boden soll aus einem Bloke Kupfer gehaͤmmert seyn, und der ganze aus einem Stuͤke geformte untere Theil des Topfes soll, wie in Fig. 4 bei a ersichtlich ist, die Form eines Hutes ohne Krempe haben. Der obere Theil des Topfes b besteht aus Kupferblech, hat die Form eines Cylinders von 2 Fuß 2 Zoll Hoͤhe, und mißt oben 10 Zoll im Durchmesser bei einer Dike von beilaͤufig 3/8 Zoll. Der untere Theil dieses Cylinders ist mit kupfernen Nieten, deren Koͤpfe sich nach Innen zu befinden, an den Bodentheil genietet. Vor dem Annieten des Bodentheiles wird jedoch an demselben horizontal rund um den Topf und unter den großen Nieten ein kupferner Rand von beilaͤufig 3/8 Zoll Dike befestigt, und eben so muß vor dem Vernieten auch der 1 1/2 Zoll breite eiserne Reifen d und an diesem ein eiserner Griff angebracht werden, der 1 Zoll breit und 1 Zoll dik ist, und dessen Breite bei Abnahme der Dike allmaͤhlich bis auf 2 Zoll zunimmt. Die Laͤnge dieses Griffes muß vom Topfe an bis zum aͤußeren Ende 2 Fuß 8 Zoll betragen. Als Siedetopf nimmt man einen kupfernen Topf e, welcher in den Ofen Fig. 5 paßt. Der Boden dieses Topfes muß, so wie jener des Gummitopfes, aus einem Stuͤke gehaͤmmert seyn, und folgende Dimensionen haben: aͤußerer Durchmesser durch den Boden 20 Zoll; Hoͤhe 7 Zoll. Der cylindrische Theil des Topfes muß 2 Fuß 10 Zoll Tiefe haben, und mittelst starker kupferner Nieten, die wenigstens 3/4 Zoll hervorruͤgen, und auf beiden Seiten gehoͤrig verhaͤmmert werden, mit dem Bodentheile verbunden werden. Diese Nieten muͤssen groß und stark seyn, weil der Topf keinen vorspringenden Rand hat, und weil also die Nieten das Gewicht des Topfes und des Inhaltes desselben tragen muͤssen. Der Topf muß genau in die Platte passen, jedoch so, daß er mit Leichtigkeit abgehoben werden kann. 7 Zoll unterhalb der Muͤndung des Topfes muß an jeder Seite ein starker eiserner Henkel angenietet seyn; am besten ist es hiebei, wenn der Raum fuͤr die Henkel 7 Zoll, der Durchmesser 1 1/2 Zoll, und der Vorsprung uͤber die Waͤnde 4 Zoll betraͤgt. An Geraͤtschaften sind ferner erforderlich: 2 kupferne Loͤffel, von denen jeder 2 Quart faßt. Der bauchige Theil derselben soll aus Kupfer gehaͤmmert, und an einem kupfernen Stiele von 3 1/2 Fuß Laͤnge und 3/4 Zoll Durchmesser, an dessen Ende sich ein hoͤlzerner Griff befindet, genietet seyn. 2 gute Loͤffel aus Kupfer- oder Eisenblech, welche fuͤr den eingesezten Topf oder Kessel bestimmt, und mit guten Griffen aus Eschenholz versehen sind. Fuͤr einen Topf von 40 GallonsEin Gallon entspricht 2 1/2 Wiener Maaß. A. d. R. und daruͤber muß der Loͤffel 3 Quart fassen; der Stiel muß 5 Fuß lang seyn, und gegen den Griff schmaͤler zulaufen. 2 Umruͤhrer, Fig. 6, aus Kupferstaͤben von 3/4 Zoll im Durchmesser, 3 1/2 Fuß Laͤnge, welche an dem einen Ende bis auf 1 1/2 Zoll an Breite zunehmen, waͤhrend sie an dem anderen Ende in 7 Zoll lange Griffe auslaufen. Ein großer, starker, gut gearbeiteter, kupferner Trichter mit umgebogenen Raͤndern, zum Abgießen von siedendem Firniß und Oehl; zinnerne und geloͤthete Trichter taugen hiezu nicht, weil sie schmelzen wuͤrden. Eine kupferne Oehlkanne, Fig. 7, die 2 Gallons faßt, und die zum Nachgießen von heißem oder siedendem Oehle bestimmt ist. Ein messingenes oder kupfernes Sieb, in welchem bei einem Durchmesser von 9 Zollen 60 Maschen auf den Zoll kommen, und welches zum Durchseihen des ersten Firnisses dient. Ein messingenes Sieb von 9 Zoll im Durchmesser, mit 40 Maschen auf den Zoll, zum Durchseihen des Goldgrundes, des Terpenthines, des Firnisses, des gekochten Oehles etc. Ein ganz gleiches Sieb zum Durchseihen des Lakes und des Braunschweiger Schwarz. Ein Sattel, Fig. 8, welcher aus einem 12 Zoll breiten, und an beiden Seiten um 1 1/4 Zoll aufgebogenen Stuͤk Eisen- oder Zinnblech besteht, und der auf den Rand des Topfes und des Trichters gelegt wird, damit waͤhrend des Herausnehmens des Firnisses nichts davon verloren gehe. Eine blecherne Gießkanne, welche 3 Gallons faßt, wie eine Garten-Gießkanne in verkleinertem Maßstabe und ohne Sprizkopf geformt ist, und welche nie zu etwas anderem als zum Eingießen des Terpenthines in den Firniß verwendet wird. Ein Krug aus Weißblech von 3 Gallons Gehalt, der mit einer starken Handhabe und vorn mit einer weiten Muͤndung versehen ist; er dient zur Aufnahme der Spuͤlwasser, wenn dieselben aus dem Gummitopfe ausgegossen werden. Ein kleiner Besen, in Form eines Handbesens, dessen Kopf 5 Zoll Laͤnge und 5 Zoll im Umfange hat, waͤhrend sein Griff 3 Fuß lang ist. Mit diesem Besen wird der Gummitopf nach jedesmaligem Gebrauche ausgewaschen; er muß immer rein erhalten, und in Terpenthinoͤhl aufbewahrt werden. Ein eiserner Dreifuß mit einem kreisrunden, aus 4 gekreuzten Staͤben bestehenden und 14 Zoll im Durchmesser messenden Scheitel, und 12 Zoll hohen Fuͤßen. Man bedient sich seiner, um den Gummitopf zwischen jedem Gusse eine Minute lang mit dem Boden nach Aufwaͤrts gekehrt darauf zu sezen. Anleitung zum Klaͤren des Oehles, welches zur Firnißbereitung bestimmt ist. Man verschaffe sich eine kupferne Pfanne, Fig. 9, welche, je nachdem es die Umstaͤnde erfordern, 50 bis 80 Gallons faßt. Diese Pfanne seze man auf den Siedeofen, Fig. 5, und fuͤlle sie bis auf 5 Zoll von dem Rande mit Leinoͤhl. Dann mache man in dem Ofen ein Feuer an, welches so unterhalten werden muß, daß das Oehl in den ersten zwei Stunden allmaͤhlich, aber langsam an Hize zunimmt; nach dieser Zeit steigere man die Hize bis zu leichtem Aufwallen, und befindet sich irgend etwas Schaum auf der Oberflaͤche, so nehme man ihn mit einem kupfernen Loͤffel ab. Hierauf lasse man das Oehl langsam 3 Stunden lang kochen, um dann endlich in kleinen Quantitaͤten auf je ein Gallon Oehl und unter oͤfterem Aufruͤhren des Oehles eine Unze gute calcinirte Bittererde in dasselbe einzutragen. Ist alle Bittererde zugesezt, so lasse man die Fluͤssigkeit eine Stunde lang lebhaft sieden, und nachdem dieß geschehen, Deke man das Oehl mit einem Dekel zu, damit waͤhrend des Herausnehmens und Ausloͤschens des Feuers kein Staub hineinfalle. Alsdann deke man das Oehl ab, und lasse es bis zum naͤchsten Morgen stehen, um es hierauf noch heiß in die Gießkanne umzuleeren oder durch die Roͤhre und den Hahn in einen zinnernen oder bleiernen Behaͤlter abzulassen, und wenigstens 3 Monate lang darin stehen zu lassen. Ein hoͤlzerner Behaͤlter waͤre nicht hiezu geeignet, indem er das Oehl durchsikern lassen wuͤrde. Die Bittererde wird hiebei alle Saͤure und allen Schleim aus dem Oehle an sich ziehen, und damit zu Boden fallen, waͤhrend das Oehl klar und rein zuruͤkbleibt. Man hat bei der Anwendung dieses Oehles wohl darauf zu sehen, daß man den Bodensaz nicht aufruͤhrt, weil das Oehl sonst nur fuͤr schwarze Farben geeignet waͤre. Anleitung zur Fabrikation von Firniß im Kleinen und mit den wenigsten Geraͤthschaften. Man verschaffe sich zuvoͤrderst einen Gummitopf wie No. 3, der im Nothfalle auch kleiner seyn kann; und ferner einen eisernen Dreifuß mit kreisrundem Scheitel, dessen 16 Zoll lange Fuͤße unten weiter von einander entfernt sind, als oben, und in dessen Scheitel der Gummitopf bequem einpaßt. Diesen Dreifuß stelle man in einem Hofraume, Garten, auf einem Felde etc., oder uͤberhaupt an einem Orte, wo keine Feuersgefahr Statt finden kann, in eine Grube; und nachdem um ihn herum mit losen Ziegelsteinen eine Art von temporaͤrer Feuerstelle gelegt worden, mache man ein gutes Kohks- oder Steinkohlen- oder noch besser ein Holzkohlenfeuer an. Wenn nun dieses Feuer eine starke Hize gibt, so seze man den Gummitopf mit 3 Pfd. Copalgummi auf, wobei jedoch wohl zu bemerken, daß das Gummi sich sehr leicht entzuͤnden kann, wenn das den Gummitopf umgebende Feuer hoͤher hinaufschlaͤgt, als innen in dem Topfe das Gummi reicht. Sobald das Gummi zu schmelzen und zu dampfen beginnt, ruͤhre man es zur Befoͤrderung des Flusses mit dem kupfernen Stabe um; fuͤhlt sich das Gummi klumpig und nicht fluͤssig an, und steigt es bis zur Mitte des Topfes empor, so hebe man den Topf vom Feuer, und seze ihn in das Aschenbett, wobei man so lange umruͤhrt, bis das Gummi niedersinkt. Hierauf seze man den Topf wieder auf das Feuer, welches mittler Weile lebhaft unterhalten werden muß, und ruͤhre so lange um, bis das Gummi wie Oehl fließt, was man erkennt, wenn man den Umruͤhrer so weit emporhebt, daß dessen Blatt sichtbar wird. Sollte das Gummi nicht wie Oehl fließen, so nehme man es, wenn es bis zur Mitte des Topfes emporsteigt, ab, und ruͤhre dasselbe, bis es wieder niedersinkt, um den Topf dann wieder aufsezen zu koͤnnen. Ist das Gummi hierauf unter bestaͤndigem Umruͤhren bis uͤber das Blatt des Umruͤhrers emporgestiegen, so ruft man dem Assistenten zu, daß er sich bereit halten soll. Dieser ergreift daher nun die kupferne, mit geklaͤrtem Oehle gefuͤllte Kanne, und legt sie so an, daß ihr Schnabel 1 1/2 Zoll weit uͤber den Rand des Gummitopfes hineinragt. Der Assistent muß sich vollkommen ruhig halten und besonnen seyn, und darf nichts von dem Oehle verschuͤtten, indem sonst leicht Alles in Flammen gerathen koͤnnte. Ist das Gummi endlich bis auf 5 Zoll von dem Rande des Topfes emporgestiegen, so laͤßt man das Oehl sehr langsam eingießen, waͤhrend man selbst bestaͤndig umruͤhrt. Wenn das Feuer hiebei stark und regelmaͤßig ist, so werden sich das Oehl und das Gummi in beilaͤufig 8 oder 10 Minuten concentriren und vollkommen klar werden. Man erkennt dieß am besten, wenn man mit dem Umruͤhrer etwas von dem Firnisse auf einen Glasscherben tropft; erscheint die Masse naͤmlich hiebei ganz klar und durchsichtig, so haben sich das Oehl und das Gummi concentrirt oder mit einander verbunden. Die Mischung wird dann hierauf weiter gekocht, bis sie zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger spinnt; auch dieß erkennt man, indem man alle Minuten etwas davon auf den Glasscherben tropft, und dann mit den Fingern probirt. Ist die Mischung hinreichend gekocht, so muß sie stark kleben, und sich wie Vogelleim in feine Faͤden ausziehen; ist sie hingegen weich, dik, fettig, und spinnt sie nicht, so ist sie noch nicht genug gekocht. In dem Augenblike, in welchem man sieht, daß die Masse gehoͤrig gekocht ist, nehme man sie vom Feuer, um sie 15 bis 20 Minuten lang, oder uͤberhaupt so lang stehen zu lassen, bis sie so weit abgekuͤhlt ist, daß die Vermengung mit Terpenthinoͤhl geschehen kann. Man muß daher so viel hievon bereit halten, als zum Fuͤllen der Eingießkanne noͤthig ist; das Eingießen selbst geschieht anfangs in einem kleinen, dann aber immer mehr und mehr zunehmenden Strome. Sollte der Firniß rasch in dem Topfe emporsteigen, so ruͤhre man ihn zur Zerstoͤrung der Blasen an der Oberflaͤche bestaͤndig um; man huͤte sich aber mit dem Umruͤhren bis gegen den Boden des Topfes hinab zu langen, weil das Terpenthinoͤhl sonst zum Theil in Dampf verwandelt wuͤrde, und weil der Firniß in einem Augenblike uͤberlaufen koͤnnte. Man muß daher waͤhrend des Vermengens und waͤhrend des Eingießens bestaͤndig umruͤhren, und uͤberdieß einen kupfernen Loͤffel zur Hand haben, damit, wenn man das Emporsteigen der Masse nicht gewaltigen koͤnnte, der Assistent dieselbe zum Behufe des Abkuͤhlens loͤffelweise herausheben, und dann wieder herabfallen lassen kann. Sobald der Firniß gehoͤrig gemischt ist, gebe man das Sieb No. 1 in den kupfernen Trichter, und seihe den Firniß ab, um ihn hierauf in offene Kruͤge oder Behaͤlter zu bringen, in denen man ihn ruhig stehen laͤßt, und in denen er um so besser werden wird, je laͤnger er steht. Nimmt man etwas von dem Firnisse aus dem Behaͤlter, so hat man jedes Mal darauf zu achten, daß man denselben am Boden nicht aufruͤhre. Allgemeine Vorschriften u. Vorsichtsmaßregeln, welche man bei der Firnißbereitung zu beobachten hat. Der Ort, in welchem die Bereitung geschehen soll, muß, ehe man zur Arbeit schreitet, von allen unnoͤthigen Gegenstaͤnden gesaͤubert werden; dafuͤr muͤssen aber die noͤthigen Geraͤtschaften in vollkommen reinem Zustande und in gehoͤriger Ordnung zur Hand seyn. Ist das Wetter schoͤn, so siebe man außer dem Hause in einer gehoͤrigen Entfernung etwas trokene Asche durch ein feines Sieb, um aus dieser Asche ein Aschenbett zu bilden, welches etwas groͤßer, als der Boden des Siedetopfes, 1 1/2 Zoll tief, und vollkommen eben seyn muß. In einer Entfernung von beilaͤufig 4 Fuß von dem Aschenbette erbaue man dann einen 4 Schichten oder Lagen hohen Kreis aus losen Ziegeln, wobei man die Ziegel so legt, daß wenn der Gummitopf in diesen Kreis eingesezt wird, er auf seinem hervorstehenden Rande ruht, und mit dem Boden beilaͤufig 6 Zoll weit von der Erde entfernt ist. Auf diesen Ziegelkreis wird der Topf jedes Mal gesezt, so oft er vom Feuer genommen wird, um die Masse nieder zu ruͤhren. In einer Entfernung von 4 Fuß muß der eiserne Dreifuß, der zum Umkehren des Topfes nach dem jedesmaligen Ausspuͤlen bestimmt ist, angebracht seyn. Der Topf wird naͤmlich auf diese Weise immer rein erhalten, und nur allmaͤhlich abgekuͤhlt, weil ein zu rasches Abkuͤhlen eine schnellere Oxydation des Kupfers bewirken wuͤrde. In der Naͤhe dieses Dreifußes muß sich der große, weite, blecherne Krug, der zur Aufnahme des Spuͤlichts bestimmt ist, und auch der Besen, womit der Topf ausgewaschen wird, befinden. Ferner muß auch noch ein kupferner Loͤffel, und eine blecherne oder zinnerne Flasche mit 3 Gallons Terpenthinoͤhl zur Hand seyn. Wenn nun Alles auf diese Weise hergerichtet, so seze man, wenn mit dem Siede- und dem Gummitopfe zu gleicher Zeit gearbeitet werden soll, den Siedetopf mit 8 Gallons Oehl auf, und lasse von dem Assistenten das Feuer anmachen; eben so lasse man auch den Gummiofen heizen, und seze den Gummitopf mit 8 Pfd. Gummi auf. Das Gummi wird, wenn das Feuer lebhaft ist, in 3 Minuten zu schmelzen beginnen, und sein Gas, seinen Dampf und seine Saͤure von sich geben; man ruͤhrt es um, und wartet, wie oben gesagt worden, das Emporsteigen desselben ab. 8 Pfd. Copal brauchen vom Anfange bis zu dem Augenblike, in welchem sie wie Oehl fließen, im Allgemeinen 16 bis 20 Minuten, doch haͤngt diese Zeit großen Theils von der Staͤrke des Feuers und von der Aufmerksamkeit der Arbeiter ab. Waͤhrend der ersten 12 Minuten, waͤhrend welcher das Gummi schmilzt, muß der Assistent nach dem Oehle sehen, und dasselbe zu lebhaftem Aufwallen bringen, so zwar, daß es weder zu heiß, noch zu kalt ist, und aussieht, als wollte es zu sieden anfangen. Ist dieß der Fall, so fassen der Arbeiter und der Assistent den Siedetopf bei den beiden Henkeln, heben ihn aus der Platte und sezen ihn auf das Aschenbett. Der Arbeiter kehrt dann augenbliklich zu dem Gummitopfe zuruͤk, waͤhrend der Assistent drei Loͤffel voll Oehl in den Gießkrug bringt, und diesen dann, um ihn heiß zu erhalten, auf die eiserne Platte hinter den Gummitopf stellt. Ist das Gummi so weit geschmolzen, daß in einigen Minuten das Oehl zugesezt werden kann, so ruft der Arbeiter dem Assistenten zu, daß er sich bereit halten soll, worauf dieser dann den Oehlkrug mit beiden Haͤnden emporhebt, dessen Schnabel auf den Rand des Topfes auflehnt und mit dem Zugießen so lange wartet, bis ihm dieß angedeutet wird. Dieses Eingießen geschieht auf die oben angedeutete Art und Weise, und nach demselben wird das Sieden, wie gesagt, noch so lange fortgesezt, bis die Masse, auf einen Glasscherben getropft, ganz klar aussieht. Ist dieß der Fall, so wird der Gummitopf auf den Ziegelkreis gestellt, waͤhrend der Assistent drei Loͤffel voll heißes Oehl in den Gießkrug, und eine gleiche Quantitaͤt in einen anderen Krug fuͤr den dritten Gummiguß schuͤttet, so daß also nur mehr 3 1/2 Gallons Oehl in dem Siedetopfe zuruͤkbleiben. Alsdann hebt der Arbeiter den Gummitopf mit fester Hand empor, stuͤzt den Rand desselben auf den Rand des Siedetopfes, und erhebt hierauf den Boden des Gummitopfes allmaͤhlich, bis sein ganzer Inhalt in den Siedetopf gelaufen ist. Der Gummitopf muß hiebei am Ende eine Minute lang mit nach Oben gekehrtem Boden gerade uͤber dem Siedetopfe gehalten werden; auch ist wohl zu bemerken, daß der Assistent, so wie das Uebergießen beginnt, mit einem diken Stuͤke eines alten, aber undurchloͤcherten Teppiches bereit stehen muß, damit er, im Falle die Masse beim Eingießen Feuer fangen sollte – ein Umstand, der sich zuweilen ereignet, wenn der Gummitopf sehr heiß ist, – gehoͤrige Huͤlfe leisten koͤnne. Sollte sich naͤmlich der Gummitopf entzuͤnden, so hat man nichts weiter zu thun, als ihn mit dem Boden nach Oben gekehrt zu halten, wo dann das Feuer selbst verlischt; hat hingegen der Siedetopf Feuer gefangen, so muß der Assistent schnell den Teppich uͤber den siedenden Topf breiten, und ihn rings herum mit den Zipfeln anhalten, wo dann der Brand in wenigen Minuten nachlaͤßt. So wie der Gummitopf ausgeleert worden, muß er auch schon mit einem halben Gallon Terpenthin und mit dem Besen von Unten bis Oben ausgewaschen werden; das Spuͤlicht wird dann in den eigens hiezu bestimmten Krug gegossen, und der Topf ausgetroknet, worauf man abermals 8 Pfunde Gummi in den Topf bringt, und auf dieselbe Weise verfaͤhrt. Wenn nun drei solche Guͤsse geschehen, so befinden sich 8 Gallons Oehl und 24 Pfd. Gummi in dem Siedetopfe, unter welchem man hierauf ein starkes, lebhaftes Feuer unterhaͤlt, bis die ganze Oberflaͤche der Masse mit Schaum uͤberdekt ist, und rasch emporzusteigen beginnt. Ist die Masse bis in die Naͤhe der Nieten der Henkel emporgestiegen, so sezt man den Topf auf das Aschenbett, ruͤhrt die Masse nieder, und streut allmaͤhlich die troknenden Substanzen ein. Dabei muß bestaͤndig umgeruͤhrt werden, und wenn sich der Schaum gesenkt hat, so sezt man den Topf neuerdings auf den Ofen, und traͤgt allmaͤhlich und nach und nach den Rest der troknenden Substanzen ein, wobei jedoch zu bemerken, daß man den Topf jedes Mal vom Feuer hebt, so oft die Masse bis zu den Nieten emporsteigt. Im Allgemeinen, und wenn das Feuer von gehoͤriger Staͤrke ist, muß das Sieden von dem Eingießen der lezten Quantitaͤt Gummi an 3 1/2 bis 4 Stunden lang fortgesezt werden; allein man darf nie nach der Zeit allein urtheilen, weil die Witterung, die Qualitaͤt des Oehles, des Gummi's, der troknenden Substanzen und der Grad der Hize des Feuers einen großen Einfluß darauf haben. Man probire die Masse daher, wenn sie ein Mal 3 Stunden lang gekocht hat, auf einem Glasscherben, und seze das Kochen so lange fort, bis sie sich zwischen den Fingern gehoͤrig spinnend anfuͤhlt. Hat sie diesen Grad erreicht, so hebt man den Topf auf das Aschenbett, und ruͤhrt die Masse nieder, und bis sie so weit abgekuͤhlt ist, als es zur Vermengung derselben mit dem Terpenthine noͤthig ist; auch dieß haͤngt von Umstaͤnden ab, und die dazu noͤthige Zeit wird bei kaltem Wetter 1/2, zur Sommerszeit hingegen bis gegen 1 Stunde betragen. Der Terpenthin, welcher beigegossen werden soll, muß vorher bereit gehalten werden; man gießt unter bestaͤndigem Umruͤhren der oberen Schichte, wie dieß schon weiter oben angedeutet worden, 15 Gallons zu, und diese werden hinreichen, um der Masse die gehoͤrige Consistenz zu geben, wenn das Gummi gut ist und gut geschmolzen wurde. Ist das Gummi hingegen schwach, oder wurde es nicht gehoͤrig geschmolzen, so werden 12 Gallons hinreichen, und selbst diese Quantitaͤt duͤrste manchmal schon zu groß seyn. Es ist daher am besten, wenn man, nachdem man 12 Gallons Terpenthinoͤhl zugegossen, eine Portion von dem Firnisse in eine flache Schuͤssel gießt, und dann nach 2 bis 3 Minuten nachsieht, ob er die gehoͤrige Consistenz hat; findet man ihn hiebei noch zu dik, so sezt man noch etwas mehr Terpenthin zu, und seiht ihn endlich schnell ab. Wenn endlich die ganze Masse fertig und in die Behaͤlter gebracht worden, so gießt man das Terpenthinspuͤlicht, womit die Gummitoͤpfe ausgewaschen worden, in den Siedetopf, und waͤscht auch diesen mit Huͤlfe des Besens von Unten bis Oben schnell damit aus, um ihn hierauf inwendig mit einem großen, wollenen, in Bimssteinpulver getauchten Lumpen abzureiben. Ebendieß hat auch mit den Loͤffeln, Trichtern und Umruͤhrern zu geschehen, die zulezt mit reinem Terpenthin abgespuͤlt, und mit einem reinen, weichen Lumpen abgewischt werden. Die Siebe muͤssen vollkommen mit Terpenthin bedekt werden, denn auf diese Weise wird das Verkleben derselben verhindert. Alle diese Anweisungen in Betreff des Schmelzens des Gummi's, des Eingießens des Oehles, des Siedens der Masse und der Vermengung mit Terpenthin, finden mit einigen Ausnahmen, die spaͤter angegeben werden sollen, bei der Bereitung aller Copalfirnisse etc. ihre Anwendung. Von dem Copalgummi. Das Copalgummi ist von verschiedener Guͤte und Beschaffenheit, wonach man mehrere Sorten unterscheidet. Das beste kommt von Sierra Leone in Afrika; es hat in dem Zustande, in welchem es eingefuͤhrt wird, die Groͤße von kleinen Kartoffeln, und ist außen mit einer rauhen, aus Staub oder einer thonartigen Substanz bestehenden Schichte uͤberzogen. Die Firnißfabrikanten, Gummihaͤndler und Materialisten kaufen es gewoͤhnlich in diesem Zustande, und lassen es von Weibern, welche Stuͤk fuͤr Stuͤk mit scharfen Federmessern oder Rasirmesserklingen abschaben, reinigen, dann nach drei verschiedenen Qualitaͤten sortiren. Die feinsten und blassesten Stuͤke werden zusammengelegt, und Kutschenkastengummi (body-gum) genannt; die zweite Sorte ist unter dem Namen Wagengummi (carriage-gum) bekannt; die dritte Sorte endlich, welche aus dem Ueberreste, aus welchem bloß das Holz, die Steine und sonstigen Unreinigkeiten ausgelesen werden, besteht, ist die schlechteste, und dient zur Bereitung des Goldgrundes und des schwarzen Laks. Eine zweite Art von Copalgummi wird aus Suͤdamerika eingefuͤhrt; sie ist dem afrikanischen aͤhnlich, doch sind die Stuͤke desselben viel groͤßer. Leute, die keine Sachverstaͤndigen sind, halten diese Art von Gummi fuͤr die beste; sie ist jedoch kaum ein Drittheil von dem werth, was gutes afrikanisches Copalgummi werth ist; denn sie enthaͤlt gewoͤhnlich, selbst wenn man sie noch so sorgfaͤltig abgeschaͤlt und sortirt hat, so viel Saͤure und Saft, daß nur 3/2, und in manchen Faͤllen sogar nur 1/3 davon schmelzbar ist. Ganze Kisten dieses Gummis sind oft keinen Heller werth, und die wenigen brauchbaren Stuͤke, die man darunter findet, und die man bei einiger Erfahrung und Uebung leicht erkennt, taugen nur zu sehr wohlfeilen Firnissen. Die dritte Art endlich wird nie fuͤr sich allein eingefuͤhrt, sondern sie findet sich unter dem Gummi Anime. Die Stuͤke dieser Sorte sind sehr groß, blaß, hart und durchsichtig; sie schmelzen gut, erhaͤrten gut, und geben vortrefflichen Firniß. Von dem Gummi Anime. Alles Gummi Anime kommt aus Ostindien, und wird bei den Auctionen, welche die ostindische Compagnie haͤlt, in Partien von zwei Kisten, von denen jede 3 bis 5 Centner wiegt, und die sowohl in Hinsicht auf Guͤte, als auf Groͤße sehr verschieden sind, verkauft. Jene Kisten, in welchen sich das blasseste und groͤßte Gummi befindet, werden am theuersten bezahlt, besonders wenn das Gummi bereits abgeschabt ist. Es wird aber auch eine große Menge Gummi eingefuͤhrt, das nicht abgeschabt, und dadurch gereinigt worden, daß es einige Tage in sehr starkem Alkali gelegen, dann mit einem Besen abgerieben, und zulezt in Wasser abgewaschen worden. Dieses Gummi ist nicht so gut, wie das mit dem Messer abgeschaͤlte, und wird daher gewoͤhnlich auch um 1/3 wohlfeiler verkauft, als lezteres. Beim Sortiren des Gummi Anime sucht man alle großen und durchsichtigen Stuͤke zuerst aus, und bewahrt sie unter dem Namen Kutschenkastengummi auf; den Ueberrest theilt man hieraus in dieselben Sorten, die beim Copalgummi angegeben worden. Man findet diese Gummisorten uͤbrigens bei den Gummihaͤndlern und Materialisten bereits sortirt. Vom Bernsteine. Es gibt zweierlei Sotten von Bernstein von verschiedener Guͤte. Der beste Bernstein kommt aus Preußen und Polen, und findet sich daselbst unter der Erde und in Bergwerken oder in Flußbetten; er ist sehr duͤnn, blaß, hart und durchsichtig. Man verfertigt aus dieser Sorte verschiedene Arten von Knoͤpfen und mannigfache andere Gegenstaͤnde, auch gibt sie den solidesten, haͤrtesten und dauerhaftesten Firniß, den man haben kann, man mag sie fuͤr sich allein, oder in Verbindung mit Gummi etc. anwenden. Die zweite Sorte, welche unter dem Namen Seebernstein bekannt ist, kommt aus verschiedenen Gegenden; sie ist viel dunkler, hat meistens die Groͤße von Kaffeebohnen, ist schwerer schmelzbar, wird nicht so fluͤssig, gibt beim Schmelzen am meisten Salz, Gas und Saͤure, und laͤßt am Boden des Gefaͤßes, in welchem sie geschmolzen wird, eine bedeutende Menge erdiger Bestandtheile zuruͤk, waͤhrend sich die erste Sorte vollkommen aufloͤst und wie Oehl fließt. Von dem Gummi Sandarach. Dieses Gummi ist so bekannt, daß leine Beschreibung desselben noͤthig ist. Ich bemerke bloß, daß man sich auch hier den groͤßten und reinsten verschaffen soll, indem man hiebei immer am besten und wohlfeilsten fahren wird. Von dem Gummi Mastix. Auch dieses Gummi ist hinreichend bekannt, indem man es in dem Laden eines jeden Materialisten antrifft. Will man sehr feinen Mastixfirniß fuͤr kostbare Gemaͤlde bereiten, so breitet man es in einer Theemulde oder auf einer Tafel aus Mahagonyholz aus, sucht die feineren und reinen Stuͤke aus, und laͤßt die uͤbrigen zuruͤk. Diese reineren Stuͤke bewahrt man zur Bereitung von Firniß fuͤr Gemaͤlde auf, waͤhrend man die schlechteren Stuͤke zu gewoͤhnlichem Mastixfirniß verwendet. Von dem Kazenaugengummi (Gum cat's eye) oder Dammarharze. Diese Art von Gummi, welches wenig bekannt ist, bildet große, blasse, durchsichtige Massen; es fuͤhlt sich zwischen den Zaͤhnen ganz harzig und pulverig, und ist dem Gummi Sandarach aͤhnlich. Es loͤst sich in heißem Terpenthin auf, ist nicht viel besser, als blasses Harz, und wird hauptsaͤchlich zur Bereitung eines Firnisses fuͤr Papiertapeten und zur Verfaͤlschung des wohlfeilsten Mastixfirnisses verwendet. Dieß sind die vorzuͤglichsten Arten von Gummi, deren man sich bei der Firnißfabrikation bedient; einige andere Arten, die noch angewendet werden, kommen so selten vor, daß keine ausfuͤhrliche Beschreibung derselben noͤthig ist. Nachdem man sich den noͤthigen Gummi verschafft, und denselben nach der angegebenen Methode sortirt hat, verschaffe man sich ein Brett von der Groͤße einer großen Theemulde, und befestige an demselben ein Ruͤken- und zwei Endstuͤke, so jedoch, daß dessen vordere Seite offen bleibt. Man verschaffe sich ferner ein Stuͤk Blei von 8 Zoll Laͤnge, auf 6 Zoll Breite und 2 Zoll Dike, und lege dieses auf die hoͤlzerne Mulde, waͤhrend man das eine Ende mit dem sortirten Gummi, welcher zerschlagen werden soll, fuͤllt. Zum Zerschlagen braucht man einen kleinen Hammer, dessen umgekehrtes Ende gestaͤhlt und scharf geschliffen ist. Nachdem diese Vorbereitungen getroffen, seze man sich vor das Brett, und schaffe mit der linken Hand jedes Stuͤk Gummi, welches nicht zerschlagen zu werden braucht, auf die eine Seite; dagegen fasse man aber jedes Stuͤk, welches groͤßer als eine Haselnuß, mit dem Zeigefinger und dem Daumen der linken Hand, lege es auf das Blei, und fuͤhre mit der rechten Hand einen Schlag mit dem Hammer darauf, um es auf diese Weise in Stuͤke von der Groͤße einer Haselnuß zu verwandeln. Hiemit ist das Gummi so weit fertig, daß es in den Gummitopf gebracht werden kann, und ich habe nur noch zu bemerken, daß man bei diesem Zerschlagen jedes schwarze, schmuzige oder waͤsserige Stuͤk Gummi, so wie es einem unter die Hand kommt, bei Seite legen soll, um es seiner Zeit mit gleichartigen Gummistuͤken zu verwenden. Von der Wahl des Leinoͤhles. Die Wahl des Leinoͤhles ist bei der Firnißbereitung von groͤßter Wichtigkeit, indem die Schoͤnheit und Dauerhaftigkeit des Firnisses großen Theils von ihr abhaͤngt. Die Guͤte des Oehles kann auf folgende Weise gepruͤft werden: man fuͤlle ein Flaschchen mit Oehl, und halte es gegen das Licht; ist das Oehl schlecht, so erscheint es hiebei undurchsichtig, truͤb und dik; uͤberdieß hat es einen sauren und bitteren Geschmak, und einen starken, ranzigen Geruch. Oehl von dieser Art muß verworfen werden, so wie auch Oehl, welches aus gruͤnem, unreifen Samen ausgepreßt worden, und in welchem eine große Menge waͤsseriger, schleimiger und saͤuerlicher Bestandtheile enthalten ist. Oehl, welches aus schoͤnem, ausgereiften Samen gepreßt worden, zeigt sich, wenn man es in einem Flaͤschchen gegen das Licht haͤlt, durchsichtig, blaß und glaͤnzend; es hat einen milden, suͤßlichen Geschmak und einen schwachen Geruch, ist specifisch leichter, als unreines Oehl, troknet, nachdem es geklaͤrt worden, schnell und vollkommen, und veraͤndert die Farbe des Firnisses nicht wesentlich, sondern erhaͤlt ihn klar und glaͤnzend. Von dem Terpenthin-Oehle oder Geiste. Der Terpenthingeist, den man zu den Firnissen nimmt, muß so rein und stark als moͤglich, und frei von Saͤure seyn. Einiger Terpenthin, welcher aus gruͤnen Baͤumen gewonnen, enthaͤlt viel brennzelige Holzsaͤure, die beim Destilliren mit dem aͤtherischen Oehle uͤbergeht, so daß das Product einen starken und bitteren Geschmak hat, und nachdem es einige Zeit ruhig gestanden, besonders gegen den Boden hin milchig wird. Je laͤnger der Terpenthingeist daher gestanden, um so weniger Saͤure werden die oberen Theile desselben enthalten, und um so reiner wird er seyn, indem die Unreinigkeiten zu Boden fallen. Von der Wahl der troknenden Mittel zur Firnißbereitung. Die troknenden Mittel, deren man sich bisher bei der Firnißbereitung bediente, wurden meistens ohne alle besondere Vorsicht oder Critik angewendet. Man trug gewoͤhnlich große Quantitaͤten Mennig, Bleiglaͤtte, Bleizuker, Zinkvitriol, rohem tuͤrkischen Bernstein etc. ein, ohne alle Ruͤksicht auf die Qualitaͤt und Quantitaͤt; dieß hatte die nachtheiligsten Folgen fuͤr die Zartheit der Farbe der Firnisse, die auf diese Weise vielmehr beschmuzt wurden. Der Bleizuker, den man dem Firnisse als troknendes Mittel zusezen will, muß aus Bleiweiß, und nicht aus Bleiglaͤtte bereitet seyn, denn dieser ist der feinste, reinste und durchsichtigste. Aller Bleizuker enthaͤlt beilaͤufig 14,2 Procent Krystallisationswasser; es waͤre daher dem Firnisse sehr nachtheilig, wenn man dieses Salz in diesem Zustande anwenden wuͤrde, indem das Wasser die vollkommene Vereinigung der gummigen und oͤhligen Bestandtheile mit dem Bleie zu einem Ganzen verhindert. Man muß den Bleizuker deßhalb in Pulver verwandeln, ihn in diesem Zustande auf Patronenpapier in einen Trokenofen legen, und unter oͤfterem Umruͤhren vollkommen troknen. Er bildet dann ein feines, weißes, dem Haarpuder aͤhnliches Pulver, welches, nachdem es durch ein vierzigmaschiges Sieb gebeutelt worden, als troknendes Mittel angewendet werden kann. Dieses Pulver muß in einer wohl verschlossenen steinernen Flasche aufbewahrt werden, indem es sonst Feuchtigkeit aus der Luft anziehen wuͤrde. Der weiße Vitriol, Zinkvitriol oder das schwefelsaure Zink, dessen man sich allgemein bedient, um die Firnisse schnell troknen zu machen, wird groͤßten Theils aus Deutschland eingefuͤhrt. Gegen ihn lassen sich noch mehr Einwendungen machen, als gegen den Bleizuker; denn er veraͤndert nicht nur die Farbe des Firnisses, sondern beeintraͤchtigt auch die Elasticitaͤt und Dauerhaftigkeit des Oehles. Eine andere Einwendung, die man gegen die Anwendung des Zinkvitrioles in diesem Zustande machen kann, ist die, daß man den Firniß mehrere Monate stehen lassen muß, damit er sich seze, und daß der Firniß, wenn er nicht sehr duͤnn ist, in der Naͤhe des Bodens des Behaͤlters nie klar wird. Der Zinkvitriol muß daher ganz auf dieselbe Weise wie der Bleizuker zerrieben, getroknet, gesiebt, und bis zum Gebrauche vor der Beruͤhrung der Luft geschuͤzt werden. Wenn er sorgfaͤltig getroknet und durchgesiebt worden, so ist er eines der staͤrksten und wirksamsten troknenden Mittel, denn er nimmt, wenn er in gehoͤriger Quantitaͤt angewendet wird, sowohl aus dem Oehle, als aus dem Gummi und Terpenthine alle waͤsserigen Theile auf; seine adstringirende und absorbirende Kraft ist so groß, daß, wenn Wasser mit dem Firnisse vermengt worden, er dasselbe an sich und mit sich zu Boden zieht. Er verbindet sich nie mit dem Oehle, wie dieß mit den Bleioxyden der Fall ist. Die Bleiglaͤtte, die man anwendet, soll so frei als moͤglich von allen erdigen Bestandtheilen seyn. Die beste ist die, welche von dem reichsten und weichsten Blei herstammt, und welche in England mit WB (wind blown) bezeichnet ist; diese bildet große, breite Schuppen, glaͤnzt, blaͤttert sich, und fuͤhlt sich, zwischen den Fingern gerieben, weich und milde an. Schlechte Bleiglaͤtte hingegen gibt sich durch ihr undurchsichtiges, mattes, erdiges Aussehen zu erkennen; sie fuͤhlt sich dabei hart und rauh an, und ist voll fremdartiger Substanzen. Diese muß jedes Mal verworfen werden, so wie auch die gemahlene Bleiglaͤtte, indem alle Unreinigkeiten, die damit in den Firniß kommen wuͤrden, diesem lezteren nothwendig schaden muͤßten. Der Mennig darf ebensowenige erdige oder fremdartige Substanzen enthalten, als die Bleiglaͤtte; man hat hierauf sorgfaͤltig zu achten, indem der Mennig haͤufig mit Erden, Oker etc. verfaͤlscht ist. Man erkennt seine Reinheit an seiner hellen glaͤnzenden Farbe, an seinem Gewichte, oder auch durch die Analyse. Der beste Mennig ist, wenn er mit Sicherheit angewendet werden kann, ein starkes und wirksames troknendes Mittel. Der tuͤrkische Bernstein (turkeyamber) wurde fruͤher und noch gegenwaͤrtig von Vielen als troknendes Mittel angewendet. Ich selbst benuzte ihn mehrere Jahre hindurch, bis ich mich durch die Erfahrung uͤberzeugte, daß ihm keine besondere troknende Kraft zukommt, indem er nur ein Gemenge von Thon, Eisen, Vitriol, Zink etc. ist. Ich fand, daß er alle Firnisse, in die er gebracht wird, laͤngere Zeit hindert, sich zu sezen, und gab ihn daher auf. Von dem Asphalte. Es gibt so verschiedene Sorten von Asphalt oder Erdharz, daß es sehr schwer ist, den guten von dem schlechten zu unterscheiden. Es gibt einen chinesischen, aͤgyptischen, franzoͤsischen, Neufchateler und neapolitanischen Asphalt, und mehrere Sorten werden gegenwaͤrtig auch in England erzeugt. Der beste Asphalt, den ich noch fand, ist natuͤrlicher aͤgyptischer Asphalt; er ist schwarz, glaͤnzend, schwer, und schmilzt, wenn er auf ein heißes Schuͤreisen gestreut wird, sehr leicht, wobei er einen starken, unangenehmen, knoblauchartigen oder dem Asand aͤhnlichen Geruch entwikelt. Er loͤst sich weder in Oehl, noch in Wasser, noch in Terpenthingeist auf, ist, wie er im Handel vorkommt, gewoͤhnlich mit einer Schichte Staub oder Thon uͤberzogen und mit Steinen, Sand etc. verunreinigt, und muß, wie spaͤter gesagt werden wird, geschmolzen werden. Dem aͤgyptischen Asphalte steht in Hinsicht auf Guͤte der neapolitanische, der ihm auch dem aͤußeren Ansehen nach am aͤhnlichsten ist, zunaͤchst. Diese Art ist nicht so schmuzig; sie loͤst sich in Oehl auf, theilt demselben jedoch nie eine so dunkelschwarze Farbe mit, als dieß der wirkliche aͤgyptische Asphalt thut. Es gibt verschiedene Sorten von neapolitanischem, franzoͤsischem und deutschem Asphalte, welche sich saͤmmtlich in Oehl aufloͤsen, und die in ihren Eigenschaften wenig von einander verschieden sind; nur muß ich bemerken, daß sich der weichste und fluͤssigste mir immer als der beste erwies. In lezter Zeit hat man endlich in England, und besonders in London einen Asphalt erzeugt, der an Guͤte beinahe dem besten neapolitanischen, franzoͤsischen und deutschen Asphalte gleichkommt. Man erhaͤlt ihn beim Verbrennen von Pech, Colophonium oder Leinoͤhl, welche Substanzen die Lampenschwarz-Fabrikanten verbrennen, als Ruͤkstand. Leinoͤhl, fuͤr sich allein verbrannt, gibt kaum einen Ruͤkstand; so wie man es aber mit Colophonium vermengt, erhaͤlt man als Ruͤkstand einen sehr schoͤnen Asphalt, der dem aͤgyptischen beinahe gleichkommt. Der aus Pech bereitete Asphalt hingegen ist noch schlechter; denn er ist grob und koͤrnig und erlangt nie die gehoͤrige Haͤrte; seine Farbe ist braun. Der aus Gastheer bereitete Asphalt endlich eignet sich weder zum schwarzen Lake, noch zum Braunschweiger Schwarz (Bruswick-Black), sondern nur zu schlechteren Fabrikaten. Nachdem ich hiemit die erforderlichen Apparate und Geraͤthschaften, so wie die Ingredienzien und deren Eigenschaften beschrieben, so will ich nun Anleitungen, nach welchen man bei der Bereitung von verschiedenen Firnissen zu verfahren hat, deren Bestandtheile, und die Zweke, zu welchen sie benuzt werden, angeben. Ich habe hiebei nur zu bemerken, daß man die oben gegebenen allgemeinen Instruktionen und Vorsichtsmaßregeln nie aus den Augen verlieren darf. Von der Bereitung von Copalfirnissen fuͤr feine Gemaͤhlde etc. Man schmelze 8 Pfd. des reinsten, blassen, afrikanischen Copalgummi's, und gieße, wenn es vollkommen in Fluß gerathen, 2 Gallons heißes Oehl, altes Maaß, hinzu. Damit koche man ihn, bis er stark spinnt, um ihm dann nach 15 Minuten, oder waͤhrend er noch sehr heiß ist, 3 Gallons, altes Maaß, Terpenthin der von einem mit Terpenthin gefuͤllten Gefaͤße abgenommen worden, zuzusezen. Es wird vielleicht waͤhrend der Vermengung eine bedeutende Quantitaͤt Terpenthin entweichen; allein der Firniß wird dadurch nur um so glaͤnzender, durchsichtiger und fluͤssiger werden, leichter aufzutragen seyn, schneller troknen, und nach dem Troknen sehr dauerhaft und solid seyn. Sollte man den Firniß, nachdem er durchgeseiht worden, zu dik finden, so verseze man ihn, bevor er ganz kalt geworden, mit so viel Terpenthin als noͤthig ist, um ihm die gehoͤrige Consistenz zu geben. Von dem sogenannten Jungferncopal fuͤr Kuͤnstler (Artist's Virgin Copal). Man waͤhle aus dem besten abgeschaͤlten, afrikanischen Copalgummi vor dem Zerschlagen die schoͤnsten, durchsichtigsten, runden, blassen, und wie Krystalltropfen aussehenden Stuͤke aus, zerschlage sie sehr klein, trokne sie an der Sonne oder bei einem sehr gelinden Feuer, und verwandle sie, wenn sie abgekuͤhlt, in ein grobes Pulver. Dann verschaffe man sich einige zerbrochene Flaschen oder etwas Flintglas, koche es mit weichem Wasser und Soda, und verwandle es wie das Gummi in ein grobes Pulver. Dieses Pulver koche man ein zweites Mal mit Wasser, und nachdem dieß geschehen, und das Wasser abgeseiht worden, wasche man es 3 oder 4 Mal mit Wasser ab, um es von allen Unreinigkeiten zu befreien, und hierauf am Feuer oder in einem Ofen zu troknen. Von diesem wohl getrokneten Pulver vermenge man 2 Pfd. mit. 3 Pfd. Copalpulver, und dieses Gemenge bringe man, nachdem es gehoͤrig vermischt worden, in den Gummitopf, in welchem das Gummi unter bestaͤndigem Umruͤhren geschmolzen wird. Das Glas verhindert hiebei das Gummi zusammenzubaken, und folglich wird eine sehr geringe Hize hinreichen, um das Gummi in Fluß zu bringen. Wenn das Gummi gehoͤrig in Fluß zu seyn scheint, so halte man 3 Quart geklaͤrtes und sehr heißes Oehl zum Zugießen bereit; damit koche man es so lange, bis es zwischen den Fingern gut spinnt, und dann beginne man die Vermischung, die jedoch hier eher bei einer heißeren Temperatur als beim Kutschenkastenfirniß geschehen muß, indem der Firniß in diesem Falle wegen der geringeren Quantitaͤt schneller kalt werden wuͤrde. Man gieße also hienach 5 Quart heißen Terpenthin zu, seihe unmittelbar darauf durch, und gieße die Masse in ein offenes Gefaͤß oder in eine große glaͤserne Flasche, in der man sie der Luft und dem Lichte aussezt. Man bewahre sie jedoch, bis sie zum Gebrauche alt genug geworden, vor dem Sonnenscheine und vor Naͤsse und Feuchtigkeit. Auf diese Weise erhaͤlt man den feinsten Copalfirniß fuͤr Gemaͤhlde. Firniß fuͤr Kunstschreiner. Man schmelze 7 Pfd. feinsten afrikanischen Copalgummi, und seze ein halbes Gallon blasses geklaͤrtes Oehl zu. Drei bis vier Minuten spaͤter, wenn die Masse stark spinnt, bringe man sie vor die Thuͤre, oder in ein Gemach, in welchem sich kein Feuer befindet, und vermenge sie mit 3 Gallons Terpenthin, um sie hierauf durchzuseihen und zur Benuzung bei Seite zu stellen. Dieser Firniß wird, wenn er gehoͤrig gekocht worden, in 10 Minuten troknen; ist er hingegen zu stark gekocht, so wird er sich gar nicht mit Terpenthin vermengen, und zuweilen wird er sich, wenn er mit Terpenthin gekocht wird, wohl mit ihm, keineswegs aber mit irgend einem anderen Firnisse, der weniger gekocht ist, als er, vermengen. Dieser Firniß erfordert daher einige Genauigkeit, die sich nur durch die Uebung erlernen laͤßt; er findet seine Anwendung hauptsaͤchlich bei Lakirern, Kunstschreinern, Wagenanstreichern etc. Bester Koͤrper- oder Kutschenkasten-Copalfirniß fuͤr Kutschenfabrikanten etc. Dieser Firniß ist fuͤr die Theile des Kastens der Kutschen und andere aͤhnliche Gegenstaͤnde, welche lakirt werden sollen, bestimmt. Man schmelze 8 Pfd. feinen afrikanischen Copalgummi, seze 2 Gallons (altes Maaß) geklaͤrtes Oehl zu, koche ihn damit sehr langsam 4 bis 5 Stunden lang, bis er sehr spinnend geworden, verseze ihn hierauf mit 3 1/2 Gallons Terpenthin, seihe ihn dann durch, und gieße ihn endlich in ein geeignetes Gefaͤß. Diese Firnisse, welche in dem Gummitopfe und ohne alle troknende Mittel bereitet werden, sind viel blaͤsser, als die Firnisse, bei denen jeder Guß in den Siedetopf gegossen und dann abgekocht wird. Firniß, der ganz aus Copalgummi bereiter worden, ist fluͤssiger, biegsamer und weicher als Firniß, der mit einem Zusaze von Gummi Anime oder ganz aus lezterem bereitet worden; er hat auch die gute Eigenschaft, daß er seine Farbe beibehaͤlt, oder daß er sogar, nachdem er aufgetragen worden, ausbleicht oder blasser wird, waͤhrend die mit Gummi Anime bereiteten Firnisse nach dem Auftragen jedes Mal dunkler werden. Aechte Copalfirnisse troknen wegen ihrer Biegsamkeit und Weichheit etwas langsam; sie behalten selbst nach Monaten noch so viel Weichheit, daß sie nicht eher polirt werden koͤnnen, als bis sie ihre Feuchtigkeit abgegeben und hart geworden; dann halten sie aber lange, bekommen nie Spruͤnge und verlieren ihren Glanz nicht. Um diesem langsamen Troknen abzuhelfen, nehmen die Wagenfabrikanten, Anstreicher und Firnißfabrikanten auf 2 Toͤpfe des oben angegebenen Firnisses folgende Mischung. Sie nehmen 8 Pfd. feinen blassen Gummi Anime, 2 Gallons geklaͤrtes Oehl und 3 1/2 Gallons Terpenthin, kochen dieß 4 Stunden lang, und gießen es, nachdem es durchgeseiht worden, in zwei der oben beschriebenen Toͤpfe, um es gut damit zu vermischen. Dieß bewirkt, daß der Firniß schneller troknet und erhaͤrtet, und daher weit eher polirt werden kann. Einige Firnißfabrikanten geben, gewiß gegen ihre eigene Ueberzeugung, in jeden kleinen Topf Firniß 1/2 bis 1 Pfd. Bleizuker oder Zinkvitriol, oder auch von beiden 1/2 Pfd.; kein Firniß, der mit solchen troknenden Mitteln behandelt worden, ist jedoch so glaͤnzend, farblos, biegsam und dauerhaft, als wie Firniß, der ohne solchen Zusaz bereitet worden. Jeder Firniß, dem Blei zugesezt worden, wird haͤrter, und wenn man die damit beschriebenen Gegenstaͤnde nach einiger Zeit genau betrachtet, wird man finden, daß die Bleitheilchen durch die Luft aus demselben ausgeschieden worden, so zwar, daß sie als ein aͤußerst feiner weißer Staub auf der Oberflaͤche der Politur erschienen, und zwar in dem Maße, als viel Blei zugesezt worden. Gewoͤhnlicher Kutschenkastenfirniß zu demselben Zweke wie obiger. 8 Pfd. bester afrikanischer Copalgummi, 3 Gallons geklaͤrtes Oehl, 3 1/2 Gallons Terpenthin werden vier Stunden lang oder bis sie spinnen, gekocht, vermengt und geben durchgeseiht beilaͤufig 5 1/2 Gall. 8 Pfd. bester Gummi Anime, 2 Gallons geklaͤrtes Oehl, 3 1/2 Gallons Terpenthin werden wie gewoͤhnlich gekocht, heiß durchgeseiht, und in den eben angefuͤhrten afrikanischen Gummifirniß gebracht, wobei man 2 Toͤpfe dieses Animefirniß auf einen Topf Copalfirniß nimmt. Dieser Firniß wird schneller troknen und erhaͤrten, als der beste Copalfirniß, er wird sich schnell poliren lassen, aber weder so lang, noch so gut halten, als lezterer. Schnell troknender Copalfirniß fuͤr Kutschenkasten etc. 8 Pfd. bester afrikanischer Copalgummi, 2 Gallons geklaͤrtes Oehl, 1/4 Pfd. getrokneter Bleizuker, 3 1/2 Gall. Terpenthin werden gekocht, bis sie spinnen, vermengt und durchgeseiht. Ferner werden 8 Pfd. feiner Gummi Anime, 2 Gallons geklaͤrtes Oehl, 1/4 Pfd. weißer Zinkvitriol, 3 1/2 Gall. Terpenthin auf gleiche Weise gekocht, vermengt, noch heiß in den ersteren Topf geseiht und damit vermengt. Man erhaͤlt hiedurch einen Firniß, der im Winter in 6, und im Sommer in 4 Stunden troknet, und der sich zum Ueberfirnissen aͤlterer Arbeiten von dunkler Farbe etc. sehr gut eignet. Bester blasser Kutschenfirniß. 8 Pfd. afrikanischer Copalgummi von 2ter Sorte, 2 1/2 Gall. geklaͤrtes Leinoͤhl werden sehr spinnend gekocht, 1/4 Pfd. getrokneter Zinkvitriol, 5 1/2 Pfd. Bleiglaͤtte, 5 1/2 Gall. Terpenthin werden vermengt, durchgeseiht etc. 8 Pfd. Gummi Anime von 2ter Sorte, 2 1/2 Gallons geklaͤrtes Oehl, 1/4 Pfd. getrokneter Bleizuker, 1/2 Pfd. Bleiglaͤtte, 5 1/2 Gall. Terpenthin werden heiß mit obiger Masse vermengt. Man erhaͤlt auf diese Weise einen Firniß, der, wenn er gehoͤrig gekocht worden, im Sommer in 4, und im Winter in 6 Stunden troknet. Er eignet sich, wie schon sein Namen andeutet, vorzuͤglich zum Anstreichen der Raͤder, Federn und der uͤbrigen Theile des Wagengestelles etc., und er ist es auch, der gewoͤhnlich von Anstreichern gekauft und angewendet wird, indem er wegen seines schnellen Troknens und seines starken Glanzes im Allgemeinen ihren Zweken entspricht. Zweiter Wagenfirniß. 8 Pfd. Gummi Anime von zweiter Sorte, 2 3/4 Gallons feines geklaͤrtes Oehl, 5 1/4 Gallons Terpenthin, 1/4 Pfd. Bleiglaͤtte, 1/4 Pfd. getrokneter Bleizuker, 1/4 Pfd. getrokneter Zinkvitriol werden wie oben gekocht und vermengt. Wenn drei Guͤsse in den Siedetopf gegossen, die troknenden Mittel in regelmaͤßigem Verhaͤltnisse zugesezt, und die Masse gut gekocht worden, so erhaͤlt man einen Firniß, der im Winter in 4, im Sommer hingegen schon in 2 Stunden troken, hart und fest wird. Er eignet sich hauptsaͤchlich zum Ueberfirnissen dunkler Kutschengestelle, schwarzen Lakes, und wird auch von den Anstreichern zu dunklen Gegenstaͤnden verwendet. Firniß fuͤr Taͤfelwerk. 8 Pfd. Gummi Anime von zweiter Sorte, 3 Gallons geklaͤrtes Oehl, 1/4 Pfd. Bleiglaͤtte, 1/4 Pfd. getrokneter Zinkvitriol, 1/4 Pfd. getrokneter Bleizuker, 5 1/2, Gallons Terpenthin werden gut gekocht, bis sie stark spinnen, dann vermengt und durchgeseiht. Wenn es sich um große Quantitaͤten handelt, so ist es immer am besten, wenn man die drei Guͤsse in dem Siedetopfe abkocht. Dieser Firniß eignet sich vorzuͤglich fuͤr Anstreicher und Lakirer; er troknet im Sommer in 2, und im Winter in 4 Stunden. Mahagonyfirniß wird entweder mit denselben Quantitaͤten und nur mit etwas dunklerem Gummi bereitet, oder man sezt diesem Firnisse etwas Goldgrund zu. (Beschluß im folgenden Hefte.)

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV