Titel: | Ueber ein schnellfahrendes Floß. Von Hrn. Alfred Canning. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LVI., S. 338 |
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LVI.
Ueber ein schnellfahrendes Floß. Von Hrn.
Alfred
Canning.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 561, S.
82.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Canning's schnellfahrendes Floß.
Ich habe in einem fruͤheren, an die Redaction gerichteten Schreiben die
Prioritaͤt der Erfindung jener Art von Floͤße, die Hr. Burden in Amerika als die seinige geltend machen will, in
Anspruch genommen, und mache nun auch auf demselben Wege zur Unterstuͤzung
meiner Behauptung folgende weitere Details uͤber mein im Jahre 1817 erbautes
Floß bekannt.Wir machten unsere Leser im Polyt. Journ. Bd. LII. S. 462 mit den Anspruͤchen des Hrn. Canning, und Bd. LII. S. 161 mit dem Floße des Hrn. Burden bekannt. Da die Sache dereinst fuͤr die
europaͤische Binnenschifffahrt von einiger oder selbst von großer
Wichtigkeit werden koͤnnte, so nehmen wir keinen Anstand auch
gegenwaͤrtigen Aufsaz des Hrn. Canning
mitzutheilen.A. d. R.
Fig. 46 zeigt
mein Floß von der Seite; Fig. 47 hingegen ist ein
Grundriß. A, A sind die Schwimmer oder Floßbalken; B ist das Verdek; C, C die
Ruderraͤder; D, D die Steuerruder, welche durch
ein beilaͤufig 7 Zoll breites Brett mit einander verbunden sind. In der
Naͤhe der beiden Enden dieses Brettes befindet sich ein Loch, welches zur
Aufnahme von F, F dient. C,
C sind die Steuertaue, die uͤber das Rad H gehen. I ist ein Querdurchschnitt eines
Schwimmers oder Floßbalkens.
Um den Schwimmern die gehoͤrige Schwimmkraft zu geben, ließ ich dieselben in
Kammern von 14 Zoll Laͤnge, 10 Zoll Tiefe und 4 Zoll Weite, zwischen denen
ich 3 Zoll lange solide Stellen ließ, aushoͤhlen. Dieses Floß wurde,
waͤhrend es am Ufer der Seine lag, durch eine schwer beladene Barke, welche
dagegen geworfen wurde, zertruͤmmert. Bald darauf baute ich ein
aͤhnliches, aber groͤßeres Floß nach demselben Principe, an welchem
ich jedoch statt der Schwimmer Troͤge, welche aus halbzoͤlligen Dielen
gebaut waren, anbrachte. Mit diesem Floße machte ich eines Tages in Begleitung eines
Freundes und meines kleinen Sohnes eine Probefahrt auf der Seine, die beinahe
ungluͤklich ausgefallen waͤre. Es rannte naͤmlich ein
franzoͤsisches Dampfboot, welches offenbar seine gewoͤhnliche Bahn
verlassen hatte, mit fuͤrchterlicher Gewalt gegen die Steuerbordseite des
Floßes, zertruͤmmerte dieselbe und tauchte das Verdek unter. Mein Sohn und
mein Freund wurden mit Muͤhe gerettet; ich selbst blieb auf dem Wrake, und brachte
dasselbe in einiger Entfernung gluͤklich ans Land.
Dieser Unfaͤlle ungeachtet ließ ich nun mein Floß sogleich wieder neu bauen,
mit dem Unterschiede jedoch, daß ich statt der Troͤge zwei Reihen kleiner
Faͤsser anbrachte. Die Faͤsser, die 28 an der Zahl waren, hatten
verschiedene Groͤße; das groͤßte war das vierte vom Bauche her
gezaͤhlt. Diese Faͤsser wurden mit halbzoͤlligen Dielen belegt,
welche gleichsam lange Faßdauben bildeten, und auf die Faͤsser geschraubt
waren. Die Dielen ragten an beiden Enden uͤber die Faͤsser hinaus, und
bildeten so gleichsam den Vorder- und Hintertheil. Die Zwischenraͤume
zwischen den Dekeln der Faͤsser und den aͤußeren Dielen wurden mit
einem Gemenge aus Pech, Theer, Korkschnizeln und Saͤgespaͤnen
ausgefuͤllt.
Dieses Floß erregte allgemeines Aufsehen; die angesehensten Maͤnner, worunter
auch Sir Sydney Smith, besuchten dasselbe, und gaben mir
ihre Zufriedenheit damit zu erkennen. Es gewaͤhrte auch große Sicherheit,
denn es konnte weder sinken noch umschlagen; es fuhr schneller, als irgend ein
Segelschiff, und der Raum fuͤr die Fahrenden war bequemer, als er auf einem
gewoͤhnlichen Schiffe seyn kann. Ich wollte nun ein groͤßeres Floß
dieser Art bauen, um damit auf der Seine regelmaͤßige Fahrten zu unternehmen;
der Praͤfect des Seinedepartements versagte mir jedoch aus den fruͤher
angegebenen Gruͤnden die Erlaubniß hiezu. Ich verkaufte mein kleines Floß
daher an General Frobriand und Hrn. Mallett, die es zu Vergnuͤgensfahrten auf dem See von Montmorency
verwendeten.
Am 20. December 1833, also fruͤher als noch irgend eine Nachricht von Burdens Floß nach England gekommen war, fing ich an zu
meinem eigenen Gebrauche ein kleines Floß nach meinem Plane zu bauen, welches nun
beinahe vollendet ist.