| Titel: | Ueber eine neue Methode Fahrzeuge auf Canälen fortzuschaffen, auf welche sich Charles Bonnycastle, aus der Grafschaft Albemarle im Staate Virginia, im Jahre 1834 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. I., S. 1 | 
| Download: | XML | 
                     
                        I.
                        Ueber eine neue Methode Fahrzeuge auf
                           Canaͤlen fortzuschaffen, auf welche sich Charles Bonnycastle, aus der Grafschaft
                           Albemarle im Staate Virginia, im Jahre 1834 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 582. S.
                              14.
                        Ueber eine neue Methode Fahrzeuge auf Canaͤlen
                           fortzuschaffen.
                        
                     
                        
                           Die von Hrn. Bonnycastle erfundene Methode, auf die wir
                              unsere Leser hier aufmerksam machen zu muͤssen glauben, besteht in der
                              Anwendung einer Schienenbahn, welche der bekannten Palmer'schen einfachen Eisenbahn aͤhnlich ist, und entweder in
                              gleicher Hoͤhe mit dem Wasser oder etwas uͤber demselben laͤngs
                              der Mitte des Canals hinlaͤuft. Auf diese Schienenbahn laͤßt der
                              Erfinder die Triebkraft, womit die Fahrzeuge in Bewegung gesezt werden sollen,
                              dadurch wirken, daß er an beiden Seiten der Bahn in horizontaler Richtung zwei
                              Raͤder kreisen laͤßt, welche durch irgend eine geeignete Vorrichtung
                              so an die Bahn angedruͤkt werden, daß hiedurch eine solche Reibung
                              hervorgebracht wird, wie sie zur Bewirkung der Ortsveraͤnderung oder zum
                              Treiben der Boote erforderlich ist. An jeder Seite der Bahn laͤuft ein ganzer
                              Zug von an einander gehaͤngten Booten, denen der Erfinder eine schmale Form
                              gibt, indem je zwei in gleicher Richtung zu gehen haben; auf dem ersten Paare
                              befindet sich die Dampfmaschine oder die sonstige Triebkraft. Die an den
                              gegenuͤber liegenden Seiten der Schienenbahn befindlichen Boote sind durch
                              gehoͤrige, uͤber dieselbe laufende Baͤnder mit einander
                              verbunden; deren Vorder- und Hintertheile sind so gebaut und einander so
                              angepaßt, daß, waͤhrend dieselben Spielraum genug haben, um Curven zu
                              umschiffen, sie sich im Ganzen doch so viel als moͤglich wie ein aus einem
                              einzigen Boote bestehendes Fahrzeug verhalten. Die Vortheile, welche der
                              Patenttraͤger durch diese seine Vorrichtung zu erlangen glaubt, sind
                              folgende:
                           1) Laͤßt sich auf diese Weise die Dampfkraft oder eine andere Triebkraft zum
                              Treiben der Schiffe und Boote auf Canaͤlen oder anderen Gewaͤssern,
                              auf denen sie bisher noch nicht benuzt werden konnte, weil die Ruderraͤder zu
                              nachtheilig auf die Ufer wirkten, verwenden.
                           
                           2) Gestattet die bestimmte Linie, welche mittelst der Schienenbahn erhalten wird,
                              eine bedeutende Verlaͤngerung des Zuges von an einander gehaͤngten
                              Booten. Da deren Weite und Tiefe hiebei verhaͤltnißmaͤßig vermindert
                              wird, so wird auch der Widerstand und das hieraus folgende Auswaschen des Canales
                              bedeutend vermindert.
                           3) Kann man hier kurze Boote anwenden, so daß sich selbst lange Zuͤge von
                              Booten um solche Curven bewegen koͤnnen, wie sie an den Canaͤlen nicht
                              selten vorkommen. Eben so gestattet diese Einrichtung die Bewegung der Boote
                              uͤber schiefe Flaͤchen. In lezterem Falle bedient man sich der
                              Raͤder mit Reibungsrollen, wie sie gegenwaͤrtig gewoͤhnlich
                              angewendet werden, und zugleich auch fixirter oder locomotiver Dampfmaschinen.
                           Seine Patentanspruͤche begruͤndet der Patenttraͤger auf folgende
                              Weise: „Als meine Erfindung erklaͤre ich die Anwendung von einer
                                 oder mehreren Schienenbahnen, welche sich etwas uͤber oder auch etwas
                                 unter der Wasserflaͤche von Canaͤlen, Fluͤssen, Seen und
                                 anderen Gewaͤssern befinden; die angegebene Verbindung der Boote; die
                                 Anwendung einer Triebkraft, deren Raͤder die Schienenbahnen gleichsam
                                 umklammern; und die Anwendung dieser Bewegung zum Treiben von Booten, Barken und
                                 anderen Fahrzeugen auf Canaͤlen, Fluͤssen, Seen und anderen
                                 Gewaͤssern.“
                              
                           So viele Vorrichtungen bereits ausgedacht wurden, um die Triebkraft auf andere Weise
                              als durch Ruderraͤder zum Treiben der Fahrzeuge zu verwenden – (wir
                              erwaͤhnen hier z.B. nur einer laͤngs des Canales laufenden Kette oder
                              eines Seiles, der Raͤder, welche man auf dem Boden oder auf dem Saumwege
                              laufen ließ; der Zahnstangen, welche man laͤngs der Mitte der Canaͤle
                              legte, und in welche man ein Zahnrad eingreifen ließ), – so scheint uns doch
                              der gegenwaͤrtige Plan neu und vielleicht nicht ganz unbrauchbar zu seyn. Das
                              einzige Hinderniß, welches demselben im Wege liegt, duͤrfte darin zu suchen
                              seyn, daß die Canaͤle und die Boote lediglich fuͤr diese Art von
                              Communication gebaut seyn muͤßten.