Titel: Wohlfeile Verfahrungsarten zur Bereitung reiner Mangansalze für technische Zweke; von Thomas Everitt, Professor der Chemie.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXV., S. 129
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XXV. Wohlfeile Verfahrungsarten zur Bereitung reiner Mangansalze fuͤr technische Zweke; von Thomas Everitt, Professor der Chemie. Aus dem London and Edinburgh Philos. Magaz. Maͤrz 1835, S. 193. Everitt's Bereitung reiner Mangansalze fuͤr technische Zweke. Da ich zu Faͤrbeversuchen einige Pfund reiner Mangansalze noͤthig hatte, so veranlaßte mich dieß die in unseren Lehrbuͤchern der Chemie angegebenen Verfahrungsarten zur Bereitung derselben hinsichtlich ihres praktischen Werthes zu pruͤfen. Das Verfahren Faraday's mit salzsaurem Ammoniak ist zwar leicht ausfuͤhrbar, und liefert ein ganz reines Product, aber kostspielig; dasjenige von Turner, welcher das behufs der Sauerstoffgasgewinnung gegluͤhte Oxyd mit einem Sechstel Kohlenpulver vermengt, und in einem bedekten Tiegel eine halbe Stunde der Weißgluͤhhize aussezt, dann in Salzsaͤure aufloͤst, zur Trokniß abdampft, und die so erhaltene Masse eine Viertelstunde in vollkommenem Flusse erhaͤlt etc., gibt auch gute Resultate, ist aber langwierig und kostspielig, wenn man Zeit und Muͤhe dabei in Anschlag bringt. Dazu kommt noch, daß man zwar durch das erste Ausgluͤhen in der Folge etwas Salzsaͤure erspart (indem keine als Chlor davongeht), aber indem man das Mangan auf Oxydul reducirt, zugleich auch das Eisen in einen solchen Zustand versezt, daß es nach dem Aufloͤsen in Salzsaͤure beim zweiten Ausgluͤhen viel schwerer abzuscheiden ist, als wenn es im Zustande von Oxyd geblieben waͤre. Da ich eine große Menge eisenhaltigen salzsauren Mangans, welches bei der Chlorbereitung mit Salzsaͤure und gewoͤhnlichem Braunstein als Ruͤkstand bleibt, zu meiner Verfuͤgung hatte, so stellte ich eine Reihe von Versuchen mit dieser Fluͤssigkeit an, um das Eisen von dem Mangan abzuscheiden. Folgende beide Methoden kann ich hiezu als ganz genuͤgend empfehlen. Erstes Verfahren. Es beruht auf dem Umstande, daß wenn eine Aufloͤsung von salzsaurem Eisen, worin das Metall vollkommen oxydirt ist (was in obiger Fluͤssigkeit immer der Fall ist), zur Trokniß verdampft, und die Hize dann allmaͤhlich erhoͤht wird, sich eine geringe Menge desselben als Eisenchlorid sublimirt, und der Rest in freie Salzsaͤure und zuruͤkbleibendes Eisenoxyd zersezt wird. Die klar abgegossene oder filtrirte Fluͤssigkeit, welche gewoͤhnlich sauer und dunkel gefaͤrbt ist, wird in einer Porcellanschale zur Trokniß abgedampft, wobei man eine Masse von kleinen hellgelben Krystallen erhaͤlt; die Hize des Sandbades muß nun bedeutend erhoͤht, und die Masse bestaͤndig umgeruͤhrt werden, wobei darauf zu achten ist, daß die Seiten der Schale eben so gut wie der Boden derselben erhizt werden; das Salz wird dann bald ein aschgraues Aussehen erhalten, und wenn man die Operation so lange fortsezt, bis keine salzsauren Daͤmpfe mehr entweichen (wovon man sich uͤberzeugt, indem man einen in Ammoniak getauchten Glasstab uͤber die Masse haͤlt), so erhaͤlt man dann, nachdem die Masse in Wasser aufgeweicht und filtrirt worden ist, eine farblose Fluͤssigkeit, die alles salzsaure Mangan und kein Eisen enthaͤlt, denn sie gibt mit eisenblausaurem Kali einen rein weißen Niederschlag. Man kommt noch schneller zum Ziele, wenn man das trokne gelbe Salz in einen gewoͤhnlichen eisernen Kochloͤffel bringt, und mit einem Eisenstabe uͤber schwachem Feuer so lange umruͤhrt, bis es aschgrau wird, oder sich keine salzsauren Daͤmpfe mehr daraus entbinden. Die Hize darf nie beinahe zum Rothgluͤhen steigen, so daß die Masse in Fluß kaͤme; bei kleinen Quantitaͤten kann man diesen Theil der Operation in einem Platintiegel vornehmen. Hat man nun reines salzsaures Mangan, so lassen sich daraus alle anderen Mangansalze bereiten: das kohlensaure Mangan durch Faͤllen mit kohlensaurem Natron, Filtriren und Aussuͤßen etc.; und aus diesem wieder alle uͤbrigen Manganverbindungen. Sollte der Braunstein urspruͤnglich Baryt oder Kalk enthalten haben, so muͤssen diese vor der Faͤllung mit kohlensaurem Mangan aus der Aufloͤsung entfernt werden, naͤmlich ersterer durch etwas schwefelsaures Natron, und lezterer durch ein wenig kleesaures Ammoniak. (Dieses schlaͤgt jedoch nach Turner die lezten Spuren von Kalk nicht nieder.) Zweites Verfahren. Es beruht auf dem Umstande, daß kohlensaures Mangan das Eisen aus den Eisenoxydaufloͤsungen in der Siedhize niederschlaͤgt. Man versezt die filtrirte Aufloͤsung von salzsaurem Eisenoxyd und Manganoxydul mit einer geringen Menge kohlensauren Natrons, so daß etwas Eisenoxyd und kohlensaures Mangan niederfaͤllt: dann kocht man die Fluͤssigkeit fuͤnf oder zehn Minuten lang, wodurch sich das kohlensaure Mangan wieder aufloͤsen und das Eisenoxyd niederschlagen und ersezen wird. Wenn man nach dem Filtriren einer kleinen Quantitaͤt der Aufloͤsung findet, daß sie mit eisenblausaurem Kali einen blaͤulichen Niederschlag gibt, und also noch etwas Eisen enthaͤlt, so sezt man noch etwas kohlensaures Natron zu und kocht die Fluͤssigkeit wieder; bei einiger Uebung erhaͤlt man auf diese Art die Aufloͤsung ganz eisenfrei, waͤhrend nur sehr wenig kohlensaures Mangan in dem gefaͤllten Eisenoxyd zuruͤkbleibt. Die filtrirte Aufloͤsung enthaͤlt nun bloß salzsaures Natron und salzsaures Mangan, und aus ihr laͤßt sich daher vollkommen reines kohlensaures Mangan niederschlagen. Will man sogleich reines salzsaures Mangan frei von allen Natron- oder Kalisalzen erhalten, so versezt man die unreine Manganaufloͤsung, nachdem sie durch theilweises Abdampfen und Wiederaufloͤsen von ihrem Saͤureuͤberschuß befreit wurde, mit einer zur Ersezung des Eisenoxyds hinreichenden Menge kohlensauren Mangans, kocht sie einige Zeit, filtrirt etc.: oder wenn man gerade kein kohlensaures Mangan hat, nimmt man einen Theil von der Fluͤssigkeit, schlaͤgt daraus mit kohlensaurem Natron alles Eisen und Mangan nieder, und suͤßt den aus kohlensaurem Mangan und Eisenoxyd bestehenden Niederschlag gut aus; dann nimmt man ihn noch feucht vom Filter, sezt ihn der uͤbrigen Fluͤssigkeit zu, und bringt sie wie vorher zum Kochen; alles Eisen wird dann niederfallen und durch Mangan ersezt werden. Die Menge der Fluͤssigkeit, welche besonders gefaͤllt werden muß, haͤngt von dem Gehalt der Aufloͤsung an Eisen und freier Saͤure ab: bei meinen Versuchen gab 1/20 der Aufloͤsung einen zur gaͤnzlichen Reinigung der uͤbrigen 10/20 hinreichenden Niederschlag; ich hatte aber beinahe allen Saͤureuͤberschuß durch Abdampfen beseitigt. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut zur Reinigung einer Aufloͤsung von salzsaurem Mangan, welche nur eine Spur Eisen enthaͤlt, indem man dabei die Muͤhe erspart, die ganze Fluͤssigkeit abzudampfen, und den Ruͤkstand zu erhizen. So hatte ich bei einem meiner Versuche eine starke Aufloͤsung von salzsaurem Mangan, die nur eine Spur Eisen enthielt; diese ganz zur Trokniß abzudampfen und den Ruͤkstand zu erhizen, wuͤrde (da sie uͤber ein Pfund Mangansalz enthielt) eine sehr langwierige Operation gewesen seyn, indem man sie aber mit einigen Granen kohlensauren Mangans versezte und eine Viertelstunde kochte, erhielt man sie ganz rein. Diese Verfahrungsarten gelingen jedoch nur dann vollstaͤndig, wenn das Eisen ganz auf der hoͤchsten Oxydationsstufe ist; sollte noch Eisenoxydul zugegen seyn, so muͤßte dieses vorher durch Salpetersaͤure in Oxyd uͤbergefuͤhrt werden. Nach dem zweiten Verfahren kann man auch den Ruͤkstand, welchen man bei der Chlorbereitung mittelst Salz, Braunstein und Schwefelsaͤure erhaͤlt, vollkommen eisenfrei machen. Der Faͤrber, Toͤpfer, Glasmacher kann sich also nach diesen Methoden mit geringen Kosten alle Manganverbindungen chemisch rein verschaffen: die Abwesenheit allen Eisens ist aber bei vielen technischen Anwendungen derselben von großer Wichtigkeit, worauf ich in der Folge in diesem Journale wieder zuruͤkzukommen beabsichtige. Zusaz der Redaction des Polytechnischen Journals. Hr. Everitt bemerkt am Schlusse seiner Abhandlung noch, daß er in einer besonderen Notiz von der Anwendung obiger Verfahrungsarten zur Analyse eisen- und manganhaltiger Mineralien handeln, und die bisher dabei angewandten Methoden einer Kritik unterwerfen wird. Es liefert dieses einen auffallenden Beweis, wie wenig man sich in England um die auslaͤndische Literatur bekuͤmmert, denn bekanntlich ist dieser Gegenstand durch die Versuche von Fuchs uͤber die Faͤllung der Metalloxyde durch kohlensauren Kalk und die Carbonate der uͤbrigen alkalischen Erden laͤngst erschoͤpft.Beitrag zur Scheidung des Eisenoxydes vom Eisenoxydul und von anderen Metalloxyden, vom Dr. Joh. Nep. Fuchs, Professor der Mineralogie und Akademiker in Muͤnchen. Schweigger-Seidel's neues Jahrbuch der Chemie und Physik 1831, Bd. II. S. 184. In der auf diesen Gegenstand bezuͤglichen Abhandlung hat Hr. Prof. Fuchs die zweite Methode, welche Hr. Everitt zur Reinigung der Mangansalze von Eisenoxyd angibt, ebenfalls schon empfohlen. Er sagt naͤmlich a. a. O. S. 192. „Vorzuͤglich geeignet fand ich den kohlensauren Kalk zur Scheidung des Eisenoxydes vom Manganoxydul, und ich glaube, daß er dazu in den meisten Faͤllen bessere Dienste leistet und bequemer anzuwenden ist, als irgend eines der bis jezt in Vorschlag und Anwendung gebrachten Scheidungsmittel – es mag sich dabei darum handeln, das quantitative Verhaͤltniß dieser beiden Koͤrper genau zu bestimmen, oder sich bloß eisenfreies Mangan zu verschaffen. Der kohlensaure Kalk scheidet naͤmlich aus der salzsauren Aufloͤsung (in der Kaͤlte) keine Spur von Manganoxydul ab, waͤhrend er alles Eisenoxyd niederschlaͤgt. Ist Kupferoxyd vorhanden, was ein nicht seltener Begleiter der Manganerze ist, so faͤllt es ebenfalls als basisches salzsaures Kupferoxyd nieder; um aber auch die lezte Spur davon zu entfernen, muß man die Aufloͤsung eine Zeit lang mit kohlensaurem Kalk kochen, wobei aber auch etwas Manganoxyd ausgeschieden wird. Die so behandelte Manganaufloͤsung ist gewoͤhnlich wasserklar, und gibt mit hydrothionsaurem Ammoniak einen blaß roͤthlichen, und mit Blutlauge einen weißen Niederschlag.“ Der roͤthliche Praͤcipitat, welchen man bisweilen mit Blutlauge erhaͤlt, mag wohl fast immer von einem Hinterhalte von Kupferoxyd herruͤhren. „Man kann auch eine eisenhaltige Manganaufloͤsung (schwefel-, salz- oder salpetersaure) durch Behandlung mit kohlensaurem Manganoxydul leichter als nach irgend einer der bekannten Verfahrungsarten eisenfrei erhalten. Das kohlensaure Manganoxydul braucht, wie sich wohl von selbst versteht, zu diesem Zweke nicht eisenfrei zu seyn; man kann daher einen Theil der unreinen Aufloͤsung mit kohlensaurem Kali praͤcipitiren, und mit dem Praͤcipitat den anderen Theil reinigen.“ Wir bemerken bei dieser Gelegenheit noch, daß die Versuche, welche Hr. Horace Demarcay in seiner im Polytechnischen Journale Bd. LIII. S. 303 enthaltenen Abhandlung: uͤber die Anwendung der unaufloͤslichen Salze zur Trennung verschiedener Metalloxyde mittheilt, auch groͤßten Theils nur eine Wiederholung derjenigen von Fuchs und eine Anwendung dieser lezteren auf mehrere specielle Faͤlle sind; was Hr. Demarcay aber Neues beigefuͤgt hat, scheint noch sehr der Bestaͤtigung zu beduͤrfen. Hr. Demarcay bemerkt, daß der englische Chemiker Herschel eigentlich die Prioritaͤt aller Thatsachen, worauf Hr. Fuchs seine Versuche stuͤzt, fuͤr sich in Anspruch nehmen kann; dagegen laͤßt sich aber wohl mit Recht einwenden, daß wenn Hr. Prof. Fuchs durch die Bekanntmachung der von ihm entdekten Analysirmethode nicht Hrn. Herschel veranlaßt haͤtte, auf seine in keiner wissenschaftlichen Zeitschrift des Continents mitgetheilte und laͤngst in Vergessenheit gerathene Abhandlung wieder aufmerksam zu machen, der franzoͤsische Chemiker dessen Beobachtungen wahrscheinlich eben so wenig wie jeder andere an das Tageslicht gebracht und weiter verfolgt haben wuͤrde.