| Titel: | Ueber die Eigenschaft der Metalle und anderer festen Substanzen, gasförmige Körper zur Vereinigung zu disponiren; von M. Faraday. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXXV., S. 213 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXV.
                        Ueber die Eigenschaft der Metalle und anderer
                           festen Substanzen, gasfoͤrmige Koͤrper zur Vereinigung zu disponiren; von
                           M.
                              Faraday.
                        Aus den Phil. trans. 1834, im Journal de Pharmacie. Jan. 1835, S.
                              36.
                        Eigenschaft der Metalle und anderer festen Substanzen,
                           gasfoͤrmige Koͤrper zur Vereinigung zu disponiren.
                        
                     
                        
                           Bald nach der merkwuͤrdigen Entdekung, welche Doͤbereiner im Jahre 1823 machte, daß naͤmlich der
                              Platinschwamm die Eigenschaft besizt, bei gewoͤhnlicher Temperatur die
                              Verbrennung des Wasserstoffs zu veranlassen, stellten die HH. Thenard und Dulong eine Reihe
                              merkwuͤrdiger Versuche uͤber diesen Gegenstand an, und erwiesen, daß
                              diese Eigenschaft nicht bloß von der Zertheilung des Metalles herruͤhrt,
                              sondern hauptsaͤchlich von einem gewissen Zustande seiner Oberflaͤche
                              abhaͤngt, welcher durch Aussezen desselben an die Luft, oder durch einen
                              Strom von Sauerstoff, Wasserstoff oder Kohlensaͤure, oder wenn man das Metall
                              in Queksilber taucht, allmaͤhlich abnimmt und verschwindet. Sie zeigten auch,
                              daß Platindraht oder Blech ebenfalls diese Eigenschaft besizen, aber in einem
                              geringeren Grade, als das sehr zertheilte Platin, und dieselbe unter dem Einflusse
                              der naͤmlichen Ursachen schneller verlieren; daß man endlich diese
                              Eigenschaft bei dem Platin immer wieder herstellen kann, wenn man es entweder bis
                              zum Rothgluͤhen erhizt, oder mit Salpetersaͤure oder mehreren anderen
                              chemischen Agentien behandelt. Endlich zeigten sie auch, daß das Palladium, Rhodium,
                              Iridium und mehrere andere metallische und nicht metallische Substanzen, wie das
                              Glas, Porcellan, der Bimstein, die Kohle, eine analoge Eigenschaft besizen, aber in
                              einem viel geringeren Grade, als das Platin.
                           Die Ursache, welche diese merkwuͤrdige Wirkung veranlaßt, kennen wir noch
                              nicht vollstaͤndig; wir wissen bloß nach den Untersuchungen jener Gelehrten,
                              daß diese Wirkungen nicht von elektrischen Einfluͤssen herruͤhren,
                              obgleich sie auch nicht wesentlich von der Natur der Koͤrper, die sie
                              hervorbringen, abzuhaͤngen scheinen, sondern voruͤbergehend sind, wie
                              im Allgemeinen die Wirkungen der Elektricitaͤt.
                           Die Aufmerksamkeit des Hrn. Faraday wurde neuerdings auf
                              diesen Gegenstand gelenkt, naͤmlich bei Gelegenheit einer Reihe von
                              Versuchen, welche er uͤber die Elektricitaͤt anstellte. Hr. Faraday fand, daß wenn man die Gasarten, welche man durch
                              Zersezung des Wassers mittelst der Saͤule erhaͤlt, einige Zeit in der
                              Gloke laͤßt, worin sie sich entbanden, sie immer mehr an Volumen abnehmen und
                              endlich ganz verschwinden, wenn man sie nach Unterbrechung des Kreislaufs in
                              Beruͤhrung mit den als Pole dienenden Platindraͤhten ließ. Er fand bei
                              fortgesezten Versuchen, daß nur der Draht, welcher als positiver Pol gedient hatte,
                              die Verschwindung der Gasarten veranlassen konnte, und daß dieser Draht, so wie auch
                              der Draht des negativen Pols, weder auf Wasserstoffgas noch auf Sauerstoffgas, wenn
                              jedes fuͤr sich in einer Gloke enthalten ist, eine Wirkung
                              aͤußert.
                           Als jedoch Hr. Faraday seine Versuche mit
                              Platindraͤhten, welche bei Zersezung des Wassers durch die Saͤule als
                              Pole gedient hatten, vervielfaͤltigte, fand er bald, daß der
                              eigenthuͤmliche Einfluß des positiven Drahts einzig und allein von der
                              Reinheit der Oberflaͤche des Platins abhaͤngt, und daß wenn der
                              negative Draht nicht eben so wirkt, dieses den Metallen und erdigen Substanzen
                              zugeschrieben werden muß, welche sich auf seiner Oberflaͤche absezen, und ihre Reinheit
                              veraͤndern; daß endlich alle mechanischen oder chemischen Mittel, welche die
                              Oberflaͤche des Platins reinigen koͤnnen, ihm in demselben Grade die
                              Eigenschaft ertheilen, auf ein Gemisch von Sauerstoff- und Wasserstoffgas zu
                              wirken, und daß eines der kraͤftigsten unter diesen Mitteln darin besteht,
                              das Metall in kochende Schwefelsaͤure zu tauchen und es dann 12 oder 15
                              Minuten lang in reinem Wasser zu lassen, um ihm die lezten Spuren von Saͤure
                              zu benehmen. Er uͤberzeugte sich, daß wenn durch Erhizen dem Platin nicht in
                              allen Faͤllen diese Eigenschaft ertheilt werden kann, man dieses den
                              fremdartigen Substanzen zuschreiben muß, welche die Flamme oder die Brennmaterialien
                              oft auf seiner Oberflaͤche absezen.
                           Die Wirkung des vorbereiteten Platins auf ein Gemisch von Sauerstoff- und
                              Wasserstoffgas nimmt zwar, wie Hr. Faraday fand,
                              allmaͤhlich ab, indessen kann das Metall nach Umstaͤnden sie mehr oder
                              weniger lange beibehalten, besonders wenn es gegen aͤußere Einfluͤsse
                              geschuͤzt ist.
                           So hatten zwei Platinbleche,Hr. Faraday nahm zu seinen Versuchen Platinbleche,
                                    die 1/2 Zoll breit und 2 Zoll lang waren, einige waren 1/200 Zoll dik,
                                    andere 1/70, und wieder andere 1/600. die in einer kleinen luftdicht verschlossenen Flasche aufbewahrt wurden,
                              nach Verlauf von 8 Tagen von ihrer Eigenschaft nichts verloren, waͤhrend zwei
                              andere, auf dieselbe Art vorbereitete, welche man an der Luft liegen ließ, nach 12
                              Stunden und bei einem starken Luftstrome sogar schon in kuͤrzrer Zeit
                              unwirksam waren. Vorbereitete Bleche, die in eine kleine Menge destillirten Wassers
                              gebracht und in luftdicht verschlossenen Flaschen aufbewahrt wurden, hatten nach 24
                              Tagen von ihren Eigenschaften nicht merklich verloren, und besaßen sie nach Verlauf
                              von 53 Tagen noch in hohem Grade.
                           Hr. Faraday untersucht dann den Einfluß verschiedener
                              Gasarten auf die Wirkung des Platins, wenn man sie in das Knallgas bringt. Er fand,
                              daß eine betraͤchtliche Menge atmosphaͤrischer Luft in das Gemisch
                              eingefuͤhrt, die Wirkung des Platinblechs nicht verhindert, selbst wenn die
                              Luft zwei Drittel des Gasgemisches ausmacht. Dagegen reichte ein Achtundvierzigstel
                              oͤhlerzeugendes Gas hin, um den Einfluß des Platinblechs vollstaͤndig
                              zu hemmen; das oͤhlerzeugende Gas scheint seine Wirkung jedoch nicht auf das
                              Platin selbst auszuuͤben, denn wenn man das Blech herausnimmt und es in ein
                              anderes Gemisch von Sauerstoff und Wasserstoff taucht, so veranlaßt es deren
                              Verbindung.
                           
                           Vier Raumtheile Kohlensaͤure mit einem Raumtheile Knallgas gemischt,
                              verhindern die Wirkung des Platins nicht, waͤhrend ein Achtel Kohlenoxyd sie
                              vollstaͤndig aufhaͤlt.
                           Wenn auch nur 1/16 oder 1/20 Schwefelwasserstoff zugegen ist, findet diese Wirkung
                              des Platins selbst nach 70stuͤndiger Beruͤhrung nicht mehr Statt, und
                              in diesem Falle hat das Platinblech die Eigenschaft verloren, auf andere
                              explodirende Gasgemische zu wirken. Man erhaͤlt analoge Resultate, wenn man
                              auf einen Platinschwamm einen Strom von Wasserstoffgas richtet, welches mit einem
                              anderen Gase gemischt ist.
                           Das Wasserstoffgas, welches man bei Zersezung des Wassers durch Eisen erhaͤlt,
                              zeigt ein sehr sonderbares Verhalten. Es verbindet sich unter dem Einflusse des
                              Platins nicht nur nicht mit Sauerstoff, sondern das Metall, welches einige Zeit in
                              dieses Gemisch getaucht wurde, hat auch die Eigenschaft verloren, auf ein anderes
                              explodirendes Gemisch zu wirken. Hr. Faraday schreibt
                              dieß dem Umstande zu, daß solches Wasserstoffgas, wenn es auch noch so gut gewaschen
                              wurde, immer etwas Kohlenoxydgas enthaͤlt.
                           In der Voraussezung, sagt Hr. Faraday, daß bis jezt noch
                              keine Theorie uͤber die Wirkung des Platins auf die Gasarten aufgestellt
                              wurde, wage ich es einige Ideen vorzulegen, wodurch sich dieselben, wie es mir
                              scheint, erklaͤren lassen.Hauptsaͤchlich die im Folgenden so klar vorgetragene und mit allen
                                    Beobachtungen so gut uͤbereinstimmende Theorie des Hrn. Faraday uͤber eine der
                                    merkwuͤrdigsten Erscheinungen, welche in den Doͤbereiner'schen Zuͤndmaschinen bereits eine so
                                    schoͤne Anwendung gefunden hat, veranlaßt uns auch, diesen Aufsaz
                                    noch mitzutheilen, nachdem wir bereits in Bd. LI. S. 274 des Polytechnischen Journals eine Notiz
                                    uͤber die Versuche jenes beruͤhmten Chemikers geliefert
                                    hatten. A. d. R. Vorerst ist zu bemerken, daß die Wirkung des Platins keinem
                              eigenthuͤmlichen und voruͤbergehenden Zustande dieses Metalles
                              zugeschrieben werden kann, sey es ein elektrischer oder von was immer fuͤr
                              einer Art. Um in dieser Hinsicht alle Zweifel zu beseitigen, braucht man sich nur an
                              alle die verschiedenartigen Mittel zu erinnern, durch welche man einem Platinblech
                              die Eigenschaft ertheilen kann, deren Ursache wir aufsuchen. Die Erfahrung lehrt,
                              daß sie eben so wenig von der Porositaͤt, Zertheilung oder Dichtigkeit des
                              Metalles abhaͤngt. Die einzige Bedingung, welche wesentlich zu seyn scheint,
                              ist die, daß die Oberflaͤche vollkommen rein und metallisch ist. Zwar werden
                              die Form, welche man dem Metall gibt und der Zustand, worin es sich befindet, auf
                              die Schnelligkeit der Erscheinung und einige Nebenumstaͤnde, wie die
                              Entzuͤndung des Platins und die Verbrennung des Gases, Einfluß haben
                              koͤnnen; aber wenn auch das Metall in lezterer Hinsicht im guͤnstigsten Zustande ist, so
                              wird doch keine Wirkung Statt finden koͤnnen, wenn erstere Bedingung nicht
                              erfuͤllt ist.
                           Die fragliche Wirkung wird offenbar durch die meisten, wenn nicht durch alle festen
                              Koͤrper hervorgebracht, durch mehrere unter ihnen freilich nur in schwachem
                              Grade. Dulong und Thenard
                              haben gezeigt, daß diese Eigenschaft so ziemlich allen Metallen, so wie den Erden,
                              dem Glase etc. angehoͤrt, und es kann daher die Frage, ob sie elektrischen
                              Ursprungs ist, gar nicht in Betracht kommen.
                           Ich habe aus allen auf diesen Gegenstand bezuͤglichen Erscheinungen die
                              Ueberzeugung geschoͤpft, daß jene Wirkungen ganz secundaͤrer Art sind,
                              und daß sie von dem natuͤrlichen Zustande der Elasticitaͤt der Gase in
                              Verbindung mit der Wirkung einer Anziehungskraft, welche mehrere Koͤrper in
                              einem sehr hohen Grade besizen, abhaͤngen; ich meine hier die
                              Anziehungskraft, welche die Adhaͤsion hervorruft, ohne zugleich eine
                              chemische Verbindung zu bewirken, die aber unter der Gewalt guͤnstiger
                              Umstaͤnde, wie die im gegenwaͤrtigen Falle Statt findenden, die
                              Verbindung von Koͤrpern, welche gleichzeitlich ihrer Wirkung unterworfen
                              sind, veranlassen kann. Ich bin geneigt anzunehmen (und wahrscheinlich bin ich es
                              nicht allein), daß bei der Molecularanziehung wie bei der chemischen Verwandtschaft,
                              die Wirkungssphaͤre jedes Theilchens sich uͤber diejenigen, mit
                              welchen es unmittelbar und offenbar vereinigt ist, hinaus erstrekt, und daß diese
                              Wirkung in der Entfernung Resultate von hoher Wichtigkeit herbeifuͤhren kann.
                              Ich glaube, daß dieß die Ursache ist, welche die von Doͤbereiner entdekte Erscheinung und mehrere andere analoge
                              veranlaßt.
                           Die hygrometrischen Koͤrper, welche die Eigenschaft haben, den Wasserdampf zu
                              veraͤndern und zu verdichten, ohne sich chemisch mit ihm zu verbinden,
                              liefern ein Beispiel von dieser Art von Anziehung. Die kleine Luftschichte, welche
                              oft an der Oberflaͤche des Glases im Queksilberbarometer haͤngen
                              bleibt, und die man nicht ohne Schwierigkeit austreiben kann, liefert ein noch
                              auffallenderes Beispiel davon. Die fremdartigen Koͤrper, welche in einer
                              Salzaufloͤsung der Krystallisation entgegenwirken, scheinen dieß durch eine
                              Wirkung derselben Art zu thun, denn sie uͤben auf die Theilchen, die sich
                              ihnen naͤhern, eine Anziehung aus, welche, ohne stark genug zu seyn, um eine
                              chemische Verbindung hervorzubringen, doch im Stande ist, sie an ihrer
                              Oberflaͤche anhaͤngend zu machen. Aus der Untersuchung mehrerer
                              aͤhnlicher Erscheinungen scheint hervorzugehen, daß diese Art von Anziehung
                              gleichzeitlich von der Molecularanziehung und von der chemischen Verwandtschaft
                              abhaͤngt.
                           
                           Die Gasarten und Daͤmpfe koͤnnen in den relativen Entfernungen ihrer
                              Theilchen durch die Wirkung der aͤußeren Agentien große Veraͤnderungen
                              erleiden, und wenn sie in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Platin sind,
                              koͤnnen sich ihre Molecule denjenigen des Metalles außerordentlich
                              naͤhern.Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an eine von Hrn. Prof. Doͤbereiner im vergangenen Jahre bekannt
                                    gemachte, das Platin und Iridium betreffende Beobachtung. Er fand
                                    naͤmlich, daß diese beiden Metalle in außerordentlich fein
                                    zertheiltem Zustande (worin man sie erhaͤlt, wenn man ihre
                                    Aufloͤsung in Schwefelsaͤure mit gewissen organischen
                                    Substanzen vermengt, der Einwirkung des Lichts aussezt) waͤhrend des
                                    Troknens an der Luft ihr 200 oder 250 faches Volumen Sauerstoffgas
                                    verschluken, ohne sich chemisch mit ihm zu verbinden; das Gas verdichtet
                                    sich so mit einer Kraft, die einem Druke von 800 bis 1000
                                    Atmosphaͤren entspricht. Eine so große mechanische Capacitaͤt
                                    eines Metalles fuͤr das Sauerstoffgas ist bis jezt ohne Beispiel, und
                                    wirft ein großes Licht auf die sonderbaren chemischen Wirkungen, welche Hr.
                                    Prof. Doͤbereiner bei 2 Mineralien
                                    beobachtete, als er sie mit verschiedenen oxydirbaren Substanzen und mit der
                                    atmosphaͤrischen Luft in Beruͤhrung brachte. Er glaubt, daß
                                    diese Eigenschaft bei geeigneter Benuzung zu noch wichtigeren Entdekungen
                                    fuͤhren wird, als er bereits gemacht hat. A. d. R. Die hygrometrischen Koͤrper liefern uns hievon ein Beispiel; ihr
                              Einfluß reicht hin, um einen Dampf in fluͤssigen Zustand
                              uͤberzufuͤhren, der sich durch mechanische Verfahrungsarten nur
                              mittelst eines Drukes verdichten ließe, welcher im Stande waͤre, sein
                              anfaͤngliches Volumen auf ein Zehntel oder sogar ein Zwanzigstel zu
                              vermindern.
                           Wir muͤssen hier auch noch einen anderen wichtigen Umstand
                              beruͤksichtigen, naͤmlich den Zustand von Elasticitaͤt, unter
                              welchem sich die Gasarten einer auf sie wirkenden Flaͤche gegenuͤber
                              befinden. Wir haben nur sehr unvollstaͤndige Begriffe uͤber die innere
                              Constitution und besonders uͤber den Zustand der Theilchen der festen,
                              fluͤssigen und gasfoͤrmigen Koͤrper; indessen betrachten wir
                              immer den gasfoͤrmigen Zustand als von der natuͤrlichen Repulsion der
                              Theilchen oder ihrer Atmosphaͤren herruͤhrend, indem wir jedes
                              Theilchen als einen kleinen Mittelpunkt einer Atmosphaͤre von
                              Waͤrmestoff, Elektricitaͤt oder eines anderen Agens ansehen; wir sind
                              also wahrscheinlich nicht im Irrthum, wenn wir die Elasticitaͤt als von einer
                              Wechselwirkung abhaͤngend betrachten; diese Wechselwirkung fehlt aber ganz
                              auf der Seite, wo die Gastheilchen mit dem Platin in Beruͤhrung sind, und wir
                              muͤssen folglich a priori bei diesem Theile des
                              Gases eine Verminderung der elastischen Kraft um wenigstens die Haͤlfte
                              erwarten. Nun hat aber Dalton gezeigt, daß die elastische
                              Kraft der Theilchen eines Gases leine Wirkung auf diejenige der Theilchen eines
                              anderen Gases aͤußert, indem sich beide in Beziehung zu einander wie ein
                              leerer Raum verhalten; auch ist es nicht wahrscheinlich, daß die Molecule des
                              Platins auf diejenigen einer elastischen Fluͤssigkeit einen aͤhnlichen Einfluß
                              aͤußern koͤnnten, wie ihn gasfoͤrmige Theilchen derselben Art
                              auf einander ausuͤben wuͤrden.
                           Hieraus, sagt Hr. Faraday, scheint mir hervorzugehen, daß
                              die Molecule des Wasserstoffs oder jedes anderen Gases oder Dampfes, wenn sie sich
                              in der Naͤhe des Platins befinden, in ihrer Beruͤhrung mit dem Metall
                              sich gerade so verhalten, als wenn sie in fluͤssigem Zustande waͤren,
                              und ihm folglich viel naͤher liegen als einander gegenseitig, vorausgesezt,
                              daß das Metall keine Wirkung auf sie ausuͤbt.
                           Diese Principien reichen hin, um die Wirkung des Platins bei der Verbindung des
                              Sauerstoffs und Wasserstoffs zu erklaͤren; der Einfluß der bezeichneten
                              Ursachen, naͤmlich die Abwesenheit von elastischer Kraft und die Anziehung
                              des Metalles fuͤr die Gase, bewirkt bei ihnen eine solche Verdichtung, daß
                              sich ihre gegenseitige Verwandtschaft sogar schon bei der gewoͤhnlichen
                              Temperatur aͤußern kann. Die Abwesenheit von elastischer Kraft hat den
                              doppelten Vortheil, ihnen zu gestatten, der Anziehungskraft des Metalles besser zu
                              folgen, und einen Theil der sich ihrer gegenseitigen Verbindung bestaͤndig
                              widersezenden Repulsivkraft verschwinden zu machen. Die Folge der Vereinigung beider
                              Gasarten ist Bildung von Wasserdampf und Temperaturerhoͤhung; aber die
                              Anziehung des Platins zum Wasser ist nicht groͤßer und nicht einmal so groß,
                              wie zu den Gasen, daher dieser Dampf schnell in den Gasen zerstreut wird. Ein neuer
                              Theil der Gase kommt nun mit dem Platin in Beruͤhrung, verbindet sich und so
                              fort. Diese Reihe von Verbindungen wird durch die entwikelte Waͤrme noch
                              erleichtert, und leztere kann ihrerseits auch stark genug werden, um
                              Entzuͤndung hervorzubringen.
                           Nach dem Vorhergehenden ist leicht einzusehen, warum das Platin rein seyn muß, damit
                              die Vereinigung der Gasarten erfolgen kann, und warum es folglich diese Wirkung
                              unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden nicht ausuͤbt; alsdann kann
                              naͤmlich zwischen dem Metall und den Gasarten nicht jene innige
                              Beruͤhrung Statt finden, welche noͤthig ist, damit leztere die
                              Wirkungen erleiden, welche allein ihre chemische Verbindung veranlassen
                              koͤnnen. Es ist merkwuͤrdig, daß dieselbe Kraft des Platins, welche
                              ihm die Eigenschaft ertheilt, Verbindungen der Gasarten mit einander zu veranlassen,
                              auch die Ursache ist, welche macht, daß seine Oberflaͤche in den
                              gewoͤhnlichen Faͤllen durch Verdichtung fremdartiger Substanzen zu
                              unrein ist, um ihre Wirkung auf den Sauerstoff und Wasserstoff aͤußern zu
                              koͤnnen.
                           
                           Man braucht das Platin nur der Luft auszusezen, so uͤberzieht es sich schon
                              mit einiger Unreinigkeit, welche es unfaͤhig macht, die beobachtete Wirkung
                              hervorzubringen; daher verliert auch der Platinschwamm durch langen Gebrauch oft
                              seine Kraft; eine bloße Temperaturerhoͤhung reicht hin, um sie ihm wieder zu
                              geben.
                           Im guͤnstigsten Zustande zum Hervorbringen dieser Erscheinung befindet sich
                              das Platin, welches man durch Erhizen des mit Salmiak gefaͤllten Doppelsalzes
                              erhaͤlt; seine Oberflaͤche ist sehr ausgedehnt, sehr rein, und den
                              Gasarten, welche man damit in Beruͤhrung bringt, außerordentlich
                              zugaͤnglich; die aͤußere Oberflaͤche desselben schuͤzt
                              die innere gegen jede Unreinigkeit, wie Dulong und Thenard beobachtet haben; endlich macht es seine
                              schwammige Textur zu einem so schlechten Waͤrmeleiter, daß der groͤßte
                              Theil der durch die Verbindung der ersten Gastheilchen frei werdenden Waͤrme
                              im Innern der Masse zuruͤkgehalten wird, und so die Verbindung der
                              uͤbrigen erleichtert.
                           
                              A. B.