Titel: Ueber eine neue Methode der Bienenzucht und über eine eigene Art von Bienenstöken, in denen man jährlich 296 Pfund Honig ernten kann. Von Hrn. Thomas Nutt, aus Lincolnshire.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LV., S. 298
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LV. Ueber eine neue Methode der Bienenzucht und uͤber eine eigene Art von Bienenstoͤken, in denen man jaͤhrlich 296 Pfund Honig ernten kann. Von Hrn. Thomas Nutt, aus Lincolnshire.Wir uͤbergeben hier unseren Lesern mit Umgehung des Unwesentlichen einen vollkommenen Auszug aus der Abhandlung, die Hr. Nutt dem Journal des connaissances usuelles einsandte, und in der er uͤber sein in der Bienenwirthschaft Epoche machendes System der Bienenzucht alle Details bekannt machte, die er fuͤr jene, die ihm folgen wollen, fuͤr noͤthig erachtete. Wenn unseren Lesern auch einiges dessen, was sie hier finden werden, bereits aus dem Polytechn. Journale Bd. XXXII. S. 297, Bd. XXXVI. S. 237, Bd. XLII. S. 299, Bd. XLVIII. S. 158, Bd. XLIX. S. 320 und Bd. LI. S. 160 bekannt ist, so wird es ihnen doch gewiß angenehm seyn, das Ganze in einem authentischen, vom Erfinder Nutt selbst ausgegangenen Aufsaze zusammengestellt zu besizen. Sie werden dadurch der deutschen Uebersezung, welche von Nutt's groͤßerem Werke angekuͤndigt wurde, und welche doch nicht in viele Haͤnde kommen duͤrfte, fuͤglich entbehren koͤnnen. Wir fuͤgen hier nur noch den Wunsch bei, daß recht viele unserer Landsleute, die leider in der Bienenzucht noch sehr weit zuruͤk sind, diesen Aufsaz studiren moͤchten. A. d. R. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Januar und Februar 1835. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Nutt's neue Methode der Bienenzucht etc. Ich uͤbergebe dem Publicum hiemit meine Beobachtungen uͤber die Bienenzucht, ohne hiebei um die Gunst derjenigen, die sie lesen werben, zu buhlen, und ohne uͤbrigens auch dadurch die Animositaͤt meiner allenfallsigen Gegner rege machen zu wollen. Ich habe von einer gewissenhaften Kritik nichts zu fuͤrchten; am meisten Angriffe erwarte ich aber von jenen Leuten, die blind an ihren Theorien und Systemen haͤngen, wie fehlerhaft dieselben auch immer seyn moͤgen, obwohl ich auch von diesen Individuen und ihren Werken durchaus nirgendwo mit Verachtung gesprochen habe. Wer sich jedoch zu weit gegen mich verfehlen sollte, dem werde ich, bevor ich mich in einen Streit mit ihm einlasse, sagen: „Man bringe eine Reihe meiner Bienenstoͤke in eine guͤnstige Lage, und warte nur die Resultate eines einzigen Sommers ab, bevor man Argumente gegen meine Methode schmiedet.“ Man wird sich hieraus uͤberzeugen, daß meine Anspruͤche sich auf einen solideren Grund fußen, als auf eitle Ruhmrednerei. Zum Gluͤk sprechen auch die Erfahrungen vieler anderer, die mein System bereits annahmen, laut fuͤr mich; so wie denn mein Bienenstok im vergangenen Herbste, wo er in der Nationalgallerie ausgestellt war, beinahe allgemeine Bewunderung erregte. Meine Methode ist das Resultat zehnjaͤhriger Erfahrung, hundertfach wiederholter und immer wieder neu angestellter Versuche, so daß es sich hier nicht von einer Theorie, sondern von reinen Thatsachen handelt. Sie ist ganz meine Erfindung, und ich verdanke nichts den Buͤchern, die ich erst spaͤter zu lesen Gelegenheit hatte. Von den Bienen allein erhielt ich meinen Unterricht; sie brachten mich auf meine Ideen uͤber die Bienenzucht, und ich haͤtte vielleicht nichts verbessert, und noch weniger ein so bequemes und brauchbares System erfunden, wie mir das meinige zu seyn scheint, wenn ich vorher zu viel aus Buͤchern geschoͤpft haͤtte. Nachdem ich mit mir im Reinen war, las ich allerdings viele Buͤcher uͤber meinen Gegenstand; allein in keinem derselben fand ich einen klaren praktischen Unterricht, der mich gelehrt haͤtte, wie man die groͤßte Menge des besten Honigs gewinnen koͤnne, ohne die Bienen zu toͤdten, und ohne zu irgend einem anderen so heftigen Mittel seine Zuflucht nehmen zu muͤssen, wie man die Bienen immer gesund erhalten, und wie endlich dem Schwaͤrmen vorgebaut werden koͤnnte. Diese Aufgaben sezte ich mir, und die sichere Loͤsung derselben soll man in meiner Abhandlung finden. Ich behaupte keineswegs, daß meine Methode keiner weiteren Verbesserung mehr faͤhig sey; allein ich glaube, daß die Principien, auf denen sie beruht, gut sind. Von der Behandlung der Bienen. Ich glaube meinen Gegenstand nicht besser beginnen, und meinen Lesern das Folgende auf keine andere Weise verstaͤndlicher machen zu koͤnnen, als indem ich hier vorlaͤufig das Wesentliche eines Zweigespraͤchs vorausschike, welches ich in der National-Gallerie in London mit einem Lord hatte.Dieses Zweigespraͤch fuͤhrte im Mechanics' Magazine einen großen Streit herbei, indem man behauptete, daß dasselbe von dem hochwuͤrdigen Hrn. Thomas Clark, der Hrn. Nutt bei der Abfassung seines Werkes unterstuͤzte, ohne Angabe der Quelle aus einem aͤlteren Werke, welches den Titel Spectacle de la nature fuͤhrt, entlehnt worden sey. A. d. R. Lord. Ich besize sechs Bienenstoͤke, und wuͤnschte dieselben nach Ihrem Systeme zu leiten; wie habe ich dabei zu verfahren? Ich. Dieß haͤngt von dem Zustande ab, in welchem sich Ihre Stoͤke befinden. Sind sie bluͤhend, oder kann man aus den sechsen nur drei gute zu Stande bringen? L. Dieß weiß ich nicht. Ich habe nie gehoͤrt, daß man zwei Stoͤke mit einander vereinen koͤnne; allein gesezt, drei meiner Stoͤke seyen gut und drei schlecht, welche glauben sie, daß nach Ihrer Methode eingerichtet werden koͤnnten? I. Natuͤrlich die drei guten, denn mit diesen muͤßten die drei schlechten Stoͤke ganz oder zum Theil vereinigt werden. Gegen die Vereinigung der guten Stoͤke mit den schlechten, an Honig armen, habe ich zwei Einwendungen zu machen, und diese sind: 1) enthalten die schlechten und an Honig armen Stoͤke gewoͤhnlich eine große Anzahl von Drohnen; 2) ergibt sich aus der Vereinigung der Bienen eines zu vollen mit jenen eines zu leeren Stokes gewoͤhnlich das Resultat, daß lezterer die uͤberschuͤssige Bevoͤlkerung nicht zu unterhalten vermag. Niemand hat mit einem solchen Verfahren noch Gutes erreicht. L. Erklaͤren Sie mir die Methode, nach der Sie meine Bienenstoͤke behandeln wuͤrden. I. Die drei reichen Bienenstoͤke muͤssen eine gehoͤrige Menge der Bienen der armen Stoͤke aufnehmen; die reichen werden auf diese Weise den ganzen Winter uͤber die armen ernaͤhren, und die armen Bienen werden im naͤchstfolgenden Fruͤhlinge durch ihre Arbeit große Dienste leisten. L. Ich hoͤrte sagen, daß im Winter eine große Anzahl von Bienen zu Grunde gehe. I. Allerdings; allein eine noch groͤßere Menge derselben wuͤrde ihren Untergang finden, wenn man sie bis zum Fruͤhlinge in Huͤlflosigkeit ließe. Die armen Stoͤke wuͤrden beinahe ganz aussterben; waͤhrend man die reichen, welche die armen aufnahmen, dieser Vermehrung der Zahl der Bienen ungeachtet, in gedeihlichem und gutem Zustande finden wird. L. Glauben Sie, daß es fuͤr die Bienen besser sey, wenn sich den Winter uͤber eine große Anzahl in den Stoͤken befindet? I. Ja; in einem guten Stoke waͤchst mit der Zahl der Bienen auch das Gedeihen desselben, und die verschiedenen Arten von Bienen befinden sich in gehoͤrigem Verhaͤltnisse. In einem armen Stoke hingegen bringt das Uebelbefinden der Bienen bald eine ganz andere Wirkung hervor; denn die Bienen werden hier einander gegenseitig zerstoͤren. L. Schwaͤcht aber eine große Anzahl von Bienen, die sich den Winter uͤber in einem Stoke befindet, denselben nicht? I. Nein; wenn der Stok oder die Kiste, in welchem sie sich befinden, den Winter hindurch an einen gehoͤrigen Ort gebracht wird. Laͤßt man die Stoͤke hingegen zu allen Zeiten an einem und demselben Orte, so bin ich gewiß, daß deren Ertrag und die Anzahl der Bienen in denselben abnehmen wird. L. Ich sehe hienach, daß der Stand, den man den Bienenstoͤken gibt, nach Ihrem Systeme von großer Wichtigkeit ist. Sagen Sie mir Ihre Ansicht uͤber den Winterschlaf der Bienen; ist es wahr, daß diese Insecten, wie viele aͤltere Schriftsteller behaupten, den Winter uͤber vollkommen erstarrt und unthaͤtig sind? I. Ohne Zweifel, wenn ihre Stoͤke ein gehoͤriges Winterquartier haben. L. Sagen Sie mir nun, welchen Stand ich meinen Stoͤken den Winter uͤber geben soll? I. Die Wahl eines guten Winterquartieres ist von großem Belange fuͤr das Gedeihen der Stoͤke im naͤchsten Fruͤhlinge und Sommer. Wenn Sie Ihre Stoͤke an einen kalten, trokenen, gegen Norden gelegenen Theil Ihrer Gebaͤude bringen wollen, an einen Ort, wo sie zugleich auch gegen Laͤrm und uͤblen Geruch geschuͤzt sind, so werden Ihre Bienen den Winter uͤber schlafen. Dabei muß man sie aber auch gegen alle ploͤzliche Veraͤnderungen in der atmosphaͤrischen Luft schuͤzen, indem diese einen uͤblen Geruch in den Stoͤken hervorbringen, und auch den Bienen schaͤdlich sind. Laͤßt man die Bienenstoͤke den Winter uͤber gegen Suͤden gestellt, so erwachen die Bienen in Folge der Waͤrme und Feuchtigkeit der Luft zuweilen aus ihrer Erstarrung; sie fressen daher zu fruͤh den Honig auf, so daß sie spaͤter Mangel daran haben; sie sezen sich uͤberdieß durch die Waͤrme der Sonne angelokt nicht selten der Luft aus, und fallen, so wie sie ein kalter Luftstrom beruͤhrt, zu Tausenden auf die Erde, wo sie eine Beute der Huͤhner und sonstiger Voͤgel werden. L. Sollen die Bienen im Fruͤhlinge oder im Herbste gefuͤttert werden? I. Zu jeder dieser Zeit, wenn es die Umstaͤnde erfordern; denn ganz gegen meine Principien ist es, die Bienen darben zu lassen. Ich lasse meine Stoͤke immer gehoͤrig verproviantirt, und begnuͤge mich mit der Ausnahme der Haͤlfte ihres Honigs, wobei der Bienenzuͤchter wohl zufrieden seyn kann. L. Wie viel Honig und Wachs gewinnen Sie in jedem Sommer aus einem Ihrer Stoͤke mit Seitenbuͤchsen? I. Ich erntete aus einem gegen 296 Pfd. Honig und Wachs. Diesen Ertrag gab mir ein einziger Schwarm, und zwar nicht bloß ein Mal, sondern seit dem Jahre 1826 bereits mehrere Male. Dieser Schwarm lebt noch und gedeiht so gut wie fruͤher. L. Wie viel blieb denn den Bienen im Stoke, nachdem Sie eine so große Menge Honig ausgenommen hatten? I. 109 Pfd., damit ist aber durchaus nicht gesagt, daß die Bienen diese 109 Pfd. fuͤr den Winter brauchten; sie brauchten vielmehr nur 12 Pfd., und ich bin ganz gewiß, daß sie im Fruͤhlinge bei einem Vorrathe von 96 Pfd. zu arbeiten begannen. Wenn die Bienenzuͤchter Vortheil von ihrer Wirthschaft haben wollen, so muͤssen sie mit solcher Liberalitaͤt zu Werke gehen, und den Bienen durchaus große Wintervorraͤthe gestatten. L. Glauben Sie denn, daß der einfache Landmann im Stande ist, die Bienenzucht nach Ihrem Systeme zu betreiben? I. Allerdings, wenn man sich die Muͤhe geben will, dasselbe zu empfehlen und zu verbreiten. L. Es scheint mir, daß die Zahl der Bienen in einem Stoke ungeheuer ist; koͤnnen Sie in Ihren Stoͤken eben so viele fassen und regieren? I. Ich will Ihnen auch in Betreff dieses Punktes, uͤber welchen ich schon oft befragt wurde, frei sagen, was mich die Erfahrung lehrte. Da fuͤr jede Vermehrung, die der Mutterstok durch die Nachkommenschaft der Koͤnigin erhaͤlt, Raum genug ist; da die Ventilation das Schwaͤrmen verhindert; da die Koͤnigin hinlaͤnglichen Raum von gleicher Temperatur hat, so wird die Geburt einer neuen Regentin auf keine Weise noͤthig. Die Bienen bleiben ruhig, bessern die koͤnigliche Geburtsstaͤtte aus, bemaͤchtigen sich der Nymphen oder Embryonen, erweitern den Bau, und schaffen die Koͤrper der todten Insecten aus dem Stoke hinaus. Bei den anderen Methoden, wo die zu große Hize die Koͤnigin zwingt, den Stok zu verlassen, bleibt die koͤnigliche Larve oder Puppe nicht ruhig, sondern sie wird des Fortpflanzungstriebes, den ihre Mutter hatte, theilhaftig, und die Mutter sucht dann eine andere Wohnung. Da aber nach meiner Methode das Schwaͤrmen zu verhindern, die Koͤnigin ihr Kind aufgibt, ehe dieses seine Reife erlangt hat, so wird auf diese Weise die Geburt der kuͤnftigen Koͤnigin verspaͤtet, oder sie erfolgt auch ohne Gefahr fuͤr die Ruhe des Stokes, so daß die Koͤnigin die absolute Herrschaft im Stoke fortfuͤhrt. L. Glauben Sie, daß die Koͤnigin mehrere Jahre lang lebe? I. Ich habe mich durch die Erfahrung uͤberzeugt, daß sie uͤber 4 Jahre lang leben koͤnne. Ob sie immer natuͤrlichen Todes stirbt, weiß ich nicht; allein ich vermuthe, daß man sie so lange leben laͤßt, als sie fruchtbar ist; wird sie ein Mal unfruchtbar, so glaube ich, daß man sie als ein fuͤr die Gesellschaft unbrauchbar gewordenes Glied zum Stoke hinauswirft; uͤbrigens geschieht dieß meiner Ansicht nach nicht eher, als bis die Larve, aus der die kuͤnftige Koͤnigin werden soll, eingesezt worden ist. L. Glauben Sie, daß die Bienen den Honig in die Zellen absezen, so wie sie ihn aus den Blumen aufsaugen und ohne ihn auf irgend eine Weise zuzubereiten? I. Ich glaube nicht, daß die Bienen den Honig verarbeiten, sondern daß sie ihn aus den Blumen aufsaugen, ihren Honigbehaͤlter damit fuͤllen und ihn dann in die zu diesem Behufe eingerichteten Zellen uͤberfuͤllen. L. Auch ich bin Ihrer Ansicht, und glaubte nicht, daß die Bienen den Honig haͤrter zu machen im Stande sind, im Falle er zu fluͤssig seyn sollte; doch duͤrfte es moͤglich seyn, daß der Honig in den Saͤken der Bienen eine Art von Reinigung erfaͤhrt. I. Dieß weiß ich nicht. L. Auf welche Weise vermehren sich die Bienen, und glauben Sie, daß nur die Koͤnigin allein Eier lege? I. Die Drohnen und Arbeitsbienen legen nie Eier; sondern diese kommen lediglich von der Koͤnigin. Es herrschen uͤbrigens sehr verschiedene Ansichten hieruͤber; aller menschliche Scharfsinn wurde bereits aufgeboten, um auch in dieser Hinsicht in das Geheimniß der Natur zu dringen, allein immer bestehen noch eine Menge Zweifel. Die englischen Bienenzuͤchter Torley, Varder, Wildman, Bonner, Keys etc., die sich mit diesem Gegenstande beschaͤftigten, glaubten das Geheimniß gefunden zu haben. Nach der Ansicht von Huish, der auch ich beipflichte, begattet sich die Koͤnigin nie, sondern sie ist Jungfrau und Mutter zugleich; Réaumur und andere Naturforscher laͤugnen dieß aber gegen Mazaldi, Swammerdam und andere.Es ist unbegreiflich, wie ein so ruhiger und nuͤchterner Beobachter, wie Hr. Nutt, dieser rein mystischen Ansicht beipflichten konnte. Waͤre er Anatom, so wuͤrde er diese Behauptung gewiß nicht aufstellen, sondern gefunden haben, daß die Koͤnigin ein vollkommenes Weibchen ist, und daß es unter den Bienen vollkommene Maͤnnchen gibt, und daraus gewiß zu dem Schlusse gekommen seyn, daß bei den Bienen eine Begattung Statt findet, selbst wenn er sie bisher noch nicht sehen konnte; denn nichts ist in der Natur zweklos. A. d. R. Wenn es ja maͤnnliche Bienen in einem Stoke gibt, so sind dieß die Drohnen. Ich habe jedoch eine eigene Ansicht hieruͤber, die ich erst nach weiteren Versuchen und Beobachtungen, welche ich in meinem Beobachtungsbienenstoke anstelle, kund geben werde. L. Glauben Sie, daß mit diesem Ihrem Beobachtungsbienenstoke das Geheimniß gefunden werden koͤnne? I. Wenn man aus der Einsicht aller Bewegungen und Arbeiten der Bienen, wie sie in meinem Beobachtungsbienenstoke moͤglich ist, etwas hieruͤber lernen kann, so glaube ich allerdings, daß man bei einiger Aufmerksamkeit endlich zu diesem Ziele kommen muͤsse. Von der Wahl des Locales zur Ueberwinterung der Bienen. Obiges Zweigespraͤch enthaͤlt einige Bemerkungen uͤber die beste Lage des Ortes, an welchem die Bienenstoͤke uͤberwintert werden sollen; da nun diese Bemerkungen mehr auf die gewoͤhnlichen Bienenstoͤke aus Stroh, als auf meine Bienenstoͤke ihre Anwendung finden, so will ich hier auch nur von ersteren sprechen, und dieß um so mehr, als ich meine Stoͤke noch nicht beschrieben habe. Ich besaß im Jahre 1824 sechs gewoͤhnliche Bienenstoͤke, welche in diesem Jahre vollkommen gut gediehen waren; ich theilte sie in zwei Partien, und wog sie, wobei sich folgende Resultate ergaben: Erste Partie.    Zweite Partie. Nr. 1 wog   35 Pfd.    Nr. 4 wog   42 Pfd. Nr. 2  –   38  –    Nr. 5  –   32  – Nr. 3  –   40  –    Nr. 6  –   37  – ––––––– –––––––     Summa 113 Pfd.      Summa 111 Pfd. Die erste aus Nr. 1, 2 und 3 bestehende Partie, welche 113 Pfd. wog, ließ ich den Winter uͤber an derselben Stelle stehen, an der sie sich im Sommer befunden hatte; die zweite aus Nr. 3, 4 und 5 bestehende Partie hingegen, deren Gewicht nur 111 Pfd. betrug, brachte ich an einen trokenen, kalten, gegen Norden gelegenen Ort. Am 26. Maͤrz 1825 wog ich nun meine 6 Bienenstoͤke wieder, und dabei erhielt ich folgende Resultate: Erste Partie.    Zweite Partie. Nr. 1 wog 15 Pfd.    Nr. 4 wog 37 Pfd. Nr. 2  – 16  –    Nr. 5  – 27  – Nr. 3  – 19  –    Nr. 6  – 32  – –––––– ––––––     Summa 50 Pfd.      Summa 96 Pfd. Von den ersteren, an dem waͤrmeren Orte gebliebenen Stoͤken hatte demnach jeder um 21 oder alle drei zusammen um 63 Pfd. abgenommen; jene hingegen, die ich gegen Norden gestellt hatte, erlitten nur einen Gewichtsverlust von 15 Pfd., so daß also auf jeden einzelnen Stok ein Verlust von 5 Pfd. kam. Hieraus ergibt sich, daß die Wahl des Ueberwinterungsortes allein in der Gewichtsabnahme per Stok einen Unterschied von 16 Pfd. bedingt. Es ist wahrlich jammervoll, wie viele Bienen jaͤhrlich zu Grunde gehen, weil aus Unwissenheit oder Vorurtheil kein passender Ueberwinterungsort fuͤr sie gewaͤhlt wird. Ueberdieß muß ich noch bemerken, daß die noͤrdlich aufbewahrten Stoͤke im naͤchstfolgenden Fruͤhlinge zuerst, d.h. im Monat Mai schwaͤrmten; waͤhrend die suͤdlich aufbewahrten erst im Junius schwaͤrmten, und Nr. 2 in diesem Jahre gar nicht schwaͤrmte. Ende Oktober des Jahres 1825 wog ich meine 6 Stoͤke neuerdings, und nun erhielt ich folgende Resultate: Erste Reihe. Nr. 1 wog 28 Pfd.    Der Schwarm dieses Stokes wog 14 Pfd. Nr. 2  – 22  –    Schwaͤrmte nicht. Nr. 3  – 30  –    Der Schwarm dieses Stokes wog 14  – –––––– ––––––   Summa 80 Pfd.                   Summa 28 Pfd. Zweite Reihe. Nr. 4 wog   44 Pfd.    Sein Schwarm wog 32 Pfd. Nr. 5  –   43  –      –     – 28  – Nr. 6  –   41  –      –     – 30  – –––––– –––––   Summa 128 Pfd.     Summa 90 Pfd. Aus diesen Daten ergibt sich, daß jeder der drei ersten Bienenstoͤke im Durchschnitte in einem Jahre 11 Pfd. verlor, waͤhrend jeder der drei lezteren Stoͤke in derselben Zeit 36 Pfd. gewann. Ich glaube, daß ich unter diesen Umstaͤnden uͤber die Wichtigkeit der Wahl des Ueberwinterungslocales der Bienenstoͤke nichts mehr zu sagen brauche. Ein Bienenstok, der im Fruͤhlinge gut und kraͤftig seyn soll, darf den Winter uͤber nicht der Sonne ausgesezt werden, sondern man muß ihn an einen kalten trokenen Ort bringen; unter diesen Umstaͤnden wird ein starker Schwarm den Winter uͤber nur 5 bis 6 Pfd. Honig verbrauchen; waͤhrend er in einer warmen Lage im Fruͤhlinge ganz erschoͤpft seyn wuͤrde. Von meinem Kistenbienenstoke und der Art und Weise die Bienen darin zu ziehen. Mehrere und darunter einige sehr sinnreiche Methoden den Bienen den Honig zu nehmen, ohne sie zu toͤdten, wurden bereits von verschiedenen Bienenzuͤchtern in Vorschlag gebracht; keine derselben entsprach jedoch vollkommen. Der Blaͤtterbienenstok von Dimbar und Hubert; der Bienenstok von Huish mit den Kreuzstangen, die Methode Kiste auf Kiste oder Stok auf Stok zu stellen etc., hatten alle denselben Zwek; alle fanden sie Bewunderer und Tadler, und alle scheiterten sie bei der Probe. Welches Loos meiner Erfindung zu Theil werden wird, wird die Zeit lehren; ich glaube jedoch Jedermann versichern zu koͤnnen, daß mein Bienenstok mit seitlicher Kiste, so wie mein umgestuͤrzter und mein Beobachtungsbienenstok mehr Sicherheit und Nuzen gewaͤhren, als irgend ein anderer: indem man den Honig ausnehmen kann, ohne daß man die Bienen zu toͤdten oder auch nur in ihrer Arbeit zu stoͤren braucht. Wenn die Bienen im Sommer durch verschiedene Einrichtungen in ihren Arbeiten beguͤnstigt werden, so entsteht unter ihnen durchaus nicht jene Unbehaglichkeit, die sie, nachdem man ihnen ihre Waben genommen, antreibt, ihre Stoͤke zu veraͤndern; sie sammeln vielmehr mit jedem Tage mehr und mehr von den Schaͤzen, welche den Eigenthuͤmer sowohl der Quantitaͤt als der Qualitaͤt nach uͤberraschen werden. Meine Bienenstoͤke sind, wie mir scheint, keiner wesentlichen Verbesserung mehr faͤhig; sie bewahrten sich mehrere Jahre hindurch sowohl bei mir, als bei anderen, so daß ich mir zu den Principien, auf welche ich sie gruͤndete, mit allem Rechte Gluͤk wuͤnschen kann. Man wird in der beigefuͤgten Zeichnung alle Details derselben sehen, so daß jeder gewandte Arbeiter sie hienach zu verfertigen im Stande seyn wird. Je besser die Arbeit an den Kisten, um so sicherer kann man auf ein vollkommenes Gelingen meines Systemes rechnen. Die Ansichten uͤber die Groͤße, welche man den Kisten geben soll, sind sehr verschieden; nach meiner Meinung gibt man allen ihren Seiten am besten 11 bis 12 Zoll und dabei eine Tiefe von 9 bis 10 Zoll. Das beste Holz zu denselben ist rothes Cedernholz, wenn man sich solches verschaffen kann; denn es haͤlt die Motten ab und ist ein schlechter Waͤrmeleiter. Wenn die Kisten jedoch nur gut gearbeitet, gut zusammengefuͤgt und ohne Aeste sind, so kommt es auf die Art des Holzes nicht so sehr an; die meisten meiner Kisten bestehen aus gesundem Tannen- oder Rothfoͤhrenholze. Die Seitenwaͤnde der Kisten, besonders aber die vordere Seite, muͤssen 1 1/2, Zoll Dike haben; die inneren Seiten, der Dekel und der Ruͤken brauchen nur einen Zoll dik zu seyn, und was endlich die beiden inneren Seiten des Pavillons betrifft, so brauchen sie gar bloß einen halben Zoll dik zu seyn, besonders wenn man sich der Platten aus Weißblech bedient. Die durchbrochenen Seitenwaͤnde, durch welche die Communication vermittelt wird, muͤssen genau an einander passen und parallel seyn. Es ist dieß von großer Wichtigkeit, damit man die seitlichen Kisten wegnehmen kann, ohne daß man die Honigwaben zu beschaͤdigen und sie mit dem fluͤssigen Honige zu vermengen braucht, wie dieß an den auf einander gesezten oder umgekehrten Bienenstoͤken so oft geschieht. Mein ganzer Bienenstok besteht aus 6 beweglichen und von einander unabhaͤngigen Haupttheilen; naͤmlich: 1) aus dem Fußgestelle oder Sokel; 2) aus dem mittleren Pavillon; 3) und 4) aus den beiden seitlichen Kisten; 5) aus der achtekigen Kiste, und 6) aus der glaͤsernen Gloke, welche an ihrem Scheitel zum Behufe der Einfuͤhrung einer Thermometerroͤhre durchloͤchert seyn muß. Der Sokel, welcher alle uͤbrigen Theile traͤgt, und den man in Fig. 1 abgebildet sieht, besteht aus 10 Stuͤk. 1 und 2 sind zwei Bretter, welche den Dekel und den Boden bilden, und bei 15 Zoll Breite 3 Fuß 5 Zoll Laͤnge und 9 Linien Dike haben. 3, 4, 5 sind die beiden seitlichen Waͤnde und die hintere Wand von 3 Zoll Hoͤhe. 6 und 7 sind zwei Bretter, welche den Sokel in drei gleiche Theile theilen; in jedes derselben ist der Laͤnge nach eine Spalte von 3 Zoll Laͤnge und 9 Linien Hoͤhe geschnitten. Durch diese mit A, A bezeichneten Spalten koͤnnen die Bienen aus den falschen Schubladen in die Schublade des mittleren Stokes gelangen, in welche man in einem kleinen, mit grobem Mousselin oder einer Art von Filet bedekten Schuͤsselchen Nahrung bringt. 8 und 9 sind zwei Hoͤlzer, die sich in Charnirgelenken bewegen, und womit man die leeren Schubladen schließen kann. 10 ist die mittlere Schublade, deren Seiten gleich den beiden Scheidewaͤnden 6 und 7 mit aͤhnlichen Spalten B, B versehen sind, mit Spalten, welche den fruͤher erwaͤhnten entsprechen. Der Dekel des Sokels hat an drei Stellen und 2 1/2 Zoll von dem vorderen Rande entfernt, drei halbkreisfoͤrmige Oeffnungen o, o, o, von denen jede drei Zoll lang ist. Durch diese Loͤcher gelangen die Bienen aus dem Stoke in die falsche Schublade, aus der sie abfliegen. An den gewoͤhnlichen Bienenstoͤken gelangen die Bienen durch eine an der Basis des Bienenstokes angebrachte Oeffnung in denselben; an meinem Stoke hingegen, der ventilirt wird, brauche ich zwischen dem Bienenstoke und der freien Luft eine Art von Kammer; diese Kammern nun sind die beiden sogenannten falschen Schubladen, welche ich mittelst der Hoͤlzer 8 und 9 nach Belieben schließe oder oͤffne. Der mittlere Pavillon, den man in Fig. 2 sieht, ist eine Kiste ohne Boden von einem Fuße im Gevierte und von 10 Zoll Hoͤhe. Die vordere Seite A, welche 1 1/2, Zoll Dike hat, hat ein kleines, nach Innen verglastes, nach Außen mit Laden versehenes Fenster von 5 Zoll Hoͤhe auf 3 Zoll Breite. In den beiden Seiten B, B, welche 7 Linien Dike haben, sind in Entfernungen von einem Zolle von einander horizontale und parallele Oeffnungen von 7 Linien Hoͤhe angebracht. Die erste dieser Oeffnungen oder Spalten ist 8 bis 9 Zoll lang; die oberen werden allmaͤhlich immer kuͤrzer und kuͤrzer, so daß die oberste nur mehr einen Zoll lang ist. Der 1 1/2 Zoll dike Dekel C hat in der Mitte ein Loch von einem Zoll im Durchmesser, und um dieses Loch herum befinden sich in Entfernungen von einem Zoll von dem mittleren Loche mehrere andere kleinere Loͤcher von 7 bis 8 Linien im Durchmesser. Der Ruͤken dieses Pavillons ist flach und 1 1/2 Zoll dik. An der vorderen und hinteren Seite des mittleren Pavillons sieht man bei K, K zwei kleine Brettchen oder Leisten, welche die Fugen der seitlichen Kisten verdeken, und welche die Verbindung lezterer mit dem mittleren Pavillon erleichtern. Auf diese mittlere Kiste wird die Glasgloke Fig. 6 gesezt, welche 9–10 Zoll im Durchmesser, 12–15 Zoll Hoͤhe und eine gehoͤrige Dike haben kann, und daruͤber wird dann die achtekige Kiste, Fig. 5, gestuͤrzt, deren Holz 9–10 Linien dik seyn kann, waͤhrend sie 10 1/2 Zoll im Durchmesser und 1 Fuß Hoͤhe hat, und uͤberdieß mit einem 6–8–9 Zoll hohen, beweglichen, und mit einem kleinen Fenster ausgestatteten Hute versehen ist. Die Gloke muß auf einem Brette ruhen, welches dem Dekel der mittleren Kiste genau entspricht, und gleich diesem durchloͤchert ist, damit solcher Maßen zwischen dem Inneren des mittleren Pavillons und der Gloke eine Communication vermittelt ist. Will man die Gloke mit der achtekigen Kiste abnehmen, so laͤßt sich die Blechplatte leichter zwischen den beiden Brettern, als zwischen der Gloke und dem Dekel des Pavillons durchschieben. Zu leichterem Gebrauche sind an den Seiten dieser Kiste drei Fenster angebracht, welche verglast oder nicht verglast und mit einem kleinen Laden versehen sind; verglast muͤßten diese Fenster seyn, wenn man die Bienen in der achtekigen Kiste selbst arbeiten lassen wollte; nicht verglast hingegen, wenn sie bloß zum Bedeken der Gloke dienen soll. Die seitliche Kiste Fig. 4 hat einen Fuß im Durchmesser und 9 Zoll Hoͤhe. Ihre Seiten a, a, welche 1 1/2 Zoll Dike haben, sind mit einem kleinen, mit Glas und Laden verschlossenen Fenster von 4 1/2 Zoll Hoͤhe auf 3 Zoll Breite versehen. Ihr Boden c, in welchem sich kein Fenster befindet, ist von gleicher Dike. In der Seitenwand d, welche nur 7 Linien Dike hat, sind aͤhnliche parallele und horizontale Laͤngenspalten angebracht, wie an den beiden Seiten des mittleren Pavillons. Diese Spalten muͤssen auch, wenn die seitliche Kiste an die mittlere gestellt wird, genau mit den Spalten dieser lezteren correspondiren. In den Dekel f der seitlichen Kiste ist ein Loch von 4 bis 5 Zoll im Gevierte geschnitten, und rings um dieses Loch herum ist ein Rahmen von 2 1/2 Zoll Hoͤhe z angebracht, der mit einem einpassenden beweglichen Dekel a verschlossen wird. In dieses vierekige Loch wird eine Roͤhre aus Eisenblech H, welche in Fig. 7 abgebildet ist, eingesezt, und diese, wie man sieht, durchloͤcherte Roͤhre von 9 Zoll Laͤnge und einem Zoll im Lichten dient zur Aufnahme des Thermometers. Sie endigt sich oben in eine kleine und gleichfalls durchloͤcherte Roͤhre aus Eisenblech, welche die Oeffnung z verschließt und so in die Kehle von z eingesezt wird, daß sie mit den Raͤndern in einer Flaͤche liegt. Die zweite seitliche Kiste, welche man aus Fig. 3 ersieht, ist der oben beschriebenen vollkommen aͤhnlich; d.h. die dem mittleren Pavillon zugekehrte Seite hat gleichfalls parallele, horizontale und den Spalten des Pavillons entsprechende Spalten. Die Spalten saͤmmtlicher Kisten muͤssen nach einem und demselben Muster geschnitten werden, damit der Parallelismus zwischen denselben vollkommen gesichert ist. In Fig. 8 sieht man nun alle die bisher beschriebenen Theile zu einem Bienenstoke vereinigt und auf den Sokel gestellt. 1 ist der Sokel mit der mittleren und den beiden seitlichen oder falschen Schubladen 8 und 9, welche nach Belieben mittelst Hoͤlzer, die sich in Charnirgelenken bewegen, geoͤffnet und geschlossen werden koͤnnen. 2 ist der mittlere Pavillon mit den beiden kleinen Latten oder Brettchen K, K, welche die Fugen der Kisten verschließen. 3, 4 sind die beiden seitlichen, an die mittlere angestellten Kisten. 5 die achtekige Kiste. 6 die darunter befindliche Gloke S. Zwischen den Sokel und den Kisten werden nach Belieben die kleinen Bleche a, a, a eingeschoben, womit die halbkreisfoͤrmigen Loͤcher verschlossen werden koͤnnen. Gleichfalls durch Bleche, welche in der Zeichnung mit a bis bezeichnet sind, wird nach Belieben auch die Communication zwischen den Kisten und dem mittleren Pavillon und zwischen diesem und der Gloke hergestellt oder abgesperrt. Bevoͤlkerung des Bienenstokes von dem mittleren Pavillon aus. Da ich spaͤter ausfuͤhrlich angeben werde, auf welche Weise ich die Bienen betaͤube, um sie in die Bienenstoͤke bringen zu koͤnnen, so brauche ich hier nur zu bemerken, daß der mittlere Pavillon, in welchen man den Schwarm zuerst bringt, nicht schwerer zu bevoͤlkern ist, als ein gewoͤhnlicher Bienenstok. Die Koͤnigin laͤßt sich leicht in demselben nieder und schreitet bald zur Fortpflanzung. Dieser Pavillon ist vorzuͤglich da, wo die Bienen noch nicht vollkommen sind, von großem Nuzen; sein Nuzen bewaͤhrt sich uͤbrigens aber auch nach deren vollkommener Ausbildung. Das Schwaͤrmen ist nicht durchaus nothwendig. An den gewoͤhnlichen Bienenstoͤken laͤßt sich das Schwaͤrmen nicht verhindern; auch kann hier der Honig nicht leicht gesammelt werden. Das Schwaͤrmen wird unter diesen Umstaͤnden unvermeidlich, weil der Bienenstok zu einer gewissen Zeit zu voll ist, und weil hiedurch eine zu große Hize in demselben entsteht. Obschon sich nun alle Beobachter davon uͤberzeugt haben, welches Unbehagen eine zu große Hize in diesen Insecten veranlaßt, so wußte doch keiner derselben ein wirksames Mittel dagegen in Anwendung zu bringen; an meinem eben beschriebenen Bienenstoke, und mittelst der Ventilation, die ich darin herstellen kann, laͤßt sich hingegen allen diesen Unannehmlichkeiten leicht abhelfen. Wenn der Schwarm in die mittlere Kiste oder in den Pavillon gebracht worden ist, so werden anfaͤnglich alle Communicationswege mit den uͤbrigen Kisten versperrt; man oͤffnet nur den kleinen Schieber aus Eisenblech, wodurch die Communication zwischen diesem Pavillon und seiner Schublade hergestellt wird, und laͤßt diese leztere offen. Hier muß ich bemerken, daß, wenn der mittlere Pavillon bevoͤlkert ist, und die beiden seitlichen Kisten es ebenfalls sind, man sich kleiner Eisenbleche bedient, in welche Loͤcher von solcher Groͤße geschlagen sind, daß die Bienen frei aus und ein koͤnnen; daß man sich ganzer Bleche nur dann bedient, wann man ganz abschließen will, und daß die Bleche ganz weggenommen werden, wenn die Ventilation zu geschehen hat. Die Bienen gehen, sobald sie in den Pavillon gebracht worden sind, an ihre Arbeit, kriechen in die Schublade, und steigen von hier wieder in die Kiste empor, gleichwie sie dieß auch an einem gewoͤhnlichen Bienenstoke thun wuͤrden; nur ist hier der Unterschied, daß hier nicht so leicht schaͤdliche Thiere eindringen koͤnnen, wie dort. So wie sich Zeichen des Schwaͤrmens zeigen, was man an einer außerordentlichen Bewegung der Bienen erkennt, so muß ihre Wohnung erweitert werden, und dieß geschieht, indem man den Schieber beseitigt, der die Communication zwischen dem Pavillon und der Glasgloke 6 absperrt. Da die Bienen hier Raum finden, so werden sie nicht schwaͤrmen, sondern im Stande verbleiben. Da aber im Laufe eines Jahres gewoͤhnlich mehrere Auswanderungen auf einander folgen, und da auf das Abstiegen eines Schwarmes nach 12 bis 14 Tagen gewoͤhnlich ein zweiter nachfolgt, so wird es noͤthig, den Bienen bald noch mehr Raum zu geben, und dieß geschieht durch Entfernung des blechernen Schiebers, Fig. 10, der bisher die Verbindung zwischen dem Pavillon und einer der seitlichen Kisten absperrte. Die uͤberschuͤssige Bevoͤlkerung wird daher unter diesen Umstaͤnden nicht schwaͤrmen, sondern sich in dem neu geoͤffneten Raume niederlassen. Sollte man Zeichen eines dritten Schwaͤrmens bemerken, die Temperatur in dem Bienenstoke bedeutend steigen, und sich durch das Auskriechen der Bienen aus dem Stoke ein sogenannter Bart bilden, so oͤffnet man den Bienen auch noch die zweite seitliche Kiste. Bevor man jedoch diese Communicationen eroͤffnet, ist es gut, das Innere der Kisten, namentlich in der Naͤhe der Communicationsoͤffnungen mit etwas fluͤssigem Honig auszureiben. Da es in Folge der Erweiterung der Wohnung der Bienen auch noͤthig ist, ihnen mehrere Ausgaͤnge zu eroͤffnen, so zieht man nun die kleinen Bleche, Fig. 9, ab, womit bisher die Communication zwischen den seitlichen Kisten und den falschen Schubladen abgesperrt war, so daß die Bienen nun auch durch die halbkreisfoͤrmigen Oeffnungen auskriechen koͤnnen. Im Augenblike, wo Alles in Thaͤtigkeit ist, hat der Bienenstand also drei Oeffnungen, an denen die Bienen austreten koͤnnen, und welche man je nach Umstaͤnden verschließen kann, theils indem man die mittlere oder die beiden falschen Schubladen schließt, theils indem man die halbkreisfoͤrmigen Oeffnungen mit den Eisenblechen absperrt. Merkwuͤrdig bei dieser Art von Bienenstoͤken ist, daß der Schwarm, der zuerst den mittleren Pavillon bevoͤlkerte, selbst dann noch daselbst zu bauen fortfaͤhrt, wenn man ihm die Wohnung erweitert. Die Bienen tragen naͤmlich ihre Ernte in die Gloke und in die beiden seitlichen Kisten, wo sie Magazine anlegen, ohne daselbst Eier zu legen und Junge aufzuziehen. Hieraus erklaͤrt sich auch, warum der Honig, den ich sammle, immer weiß und nicht mit dem gelben Bluͤthenstaube vermengt ist, womit sie die jungen Larven fuͤttern, und der sich in den gewoͤhnlichen Bienenstoͤken erhizt und den Honig braun faͤrbt. Ich kann uͤberdieß durch die Oeffnungen z, die sich oben in den beiden seitlichen Kisten befinden, die ich nach Belieben mit dem Dekel x luftdicht verschließen kann, und in welche ich ein Thermometer einsenke, auch frische Luft in den Bienenstand schaffen, und dadurch die Koͤnigin zwingen, immer in dem mittleren Pavillon zu verbleiben, und daselbst der Fortpflanzung obzuliegen. Die Koͤnigin bedarf naͤmlich zum Aufziehen der kleinen Larven einer hoͤheren Temperatur, als die uͤbrigen Arbeitsbienen ihrer zur Honigbereitung beduͤrfen. Die Koͤnigin will ferner bei der Fortpflanzung auch gegen alle Beobachtung geschuͤzt seyn, und zieht schon deßhalb die mittlere Kiste als Aufenthalt vor. Vom Einsammeln des Honigs. Wenn die Bienen ihre Arbeiten vollbracht haben (wovon man sich uͤberzeugen kann, wenn man durch die kleinen Fenster in die Kisten schaut), und wenn man den Honig einsammeln will, so schiebt man zwischen den Pavillon und die Gloke ganz sacht einen Schieber aus Eisenblech, und hebt dann, indem man die achtekige Kiste, welche uͤber die Gloke gestuͤrzt ist, abnimmt, und nachdem man mit einem Metalldrahte die Verbindungen, welche sich zwischen der Gloke und dem beweglichen Boden der achtekigen Kiste gebildet, aufgehoben hat, die Gloke selbst ab. Nachdem man hierauf den darin enthaltenen Honig ausgenommen, bringt man sie wieder an Ort und Stelle, und zieht das Eisenblech zuruͤk, um die Communication wieder herzustellen. Dieses Abnehmen der Glasgloke zum Behufe des Einsammelns des Honigs soll an einem schoͤnen Sonnentage geschehen. Zeigen die Bienen einige Minuten nach der Abnahme der Gloke keine Unruhe, so ist dieß ein Beweis, daß die Koͤnigin unter ihnen ist; fliegen sie hingegen auf die Gloke, und machen sie ein großes Geraͤusch, so ist dieß ein Beweis, daß die Koͤnigin mit abgenommen wurde. In lezterem Falle muß man die Gloken ganz sachte wieder an Ort und Stelle bringen, und einen anderen Tag zur Honigausnahme abwarten; in ersterem hingegen, d.h. wenn sich die Koͤnigin in dem Bienenstoke befindet, muß man die Gloke in ein schwarzseidenes oder in ein anderes gefaͤrbtes Tuch so einhuͤllen, daß alles Licht dadurch abgehalten wird. Wenn dieß geschehen ist, so stelle man die Gloke sacht im Schatten und in einer Entfernung von 10 bis 15 Metern von dem Mutterstoke auf ein Brett, und zwar so, daß unten ein kleiner Raum bleibt, bei welchem die Bienen auskriechen koͤnnen, was denn die Bienen auch ungesaͤumt thun, um wieder zu ihren Genossen zuruͤkzukehren. Eben dieses Verfahren, wie man es bei diesen Gloken beobachtete, schlaͤgt man spaͤter auch mit den seitlichen Kisten ein, wenn sie voll geworden sind, und eine Ausnahme des Honigs noͤthig ist. Um im Augenblike, wo man die Ausnahme unternehmen will, die Anzahl der Bienen in den Kisten oder Gloken zu vermindern, soll man die Nacht vorher den Dekel, womit der Scheitel der Kiste verschlossen ist, abnehmen, und das Holz, womit die falsche Schublade des Sokels verschlossen ist, weit oͤffnen; denn durch die hiedurch entstehende Kaͤlte werden die Bienen veranlaßt werden, sich in die mittlere Kiste zuruͤkzuziehen. Soll eine seitliche Kiste geleert werden, so schiebt man zwischen die beiden Kisten ein Eisenblech, und sezt die seitliche Kiste, wie gesagt, in eine gewisse Entfernung von dem Mutterstoke, waͤhrend eine andere Person eine andere leere Kiste an den Pavillon ansezt. Ist die Koͤnigin in der Kiste, welche man ausnehmen will, gefangen, so bleiben die in ihr enthaltenen Bienen ruhig; allein im Mutterstoke entsteht dafuͤr augenbliklich eine allgemeine Unruhe, so daß man, um allen Unfaͤllen vorzubeugen, die Kiste alsogleich wieder in ihre fruͤhere Stellung an der Seite des Pavillons bringen muß. Wuͤrde man dieß nicht thun, so wuͤrden die Bienen alsogleich den Mutterstok verlassen, und sich auf die auszunehmende Kiste sezen. Geht die Operation gut, d.h. befindet sich die Koͤnigin nicht in der auszunehmenden Kiste, so muß man diese in vollkommener Dunkelheit halten, und eine kleine Oeffnung lassen, wo dann die Bienen alsogleich auskriechen, und zum Mutterstoke zuruͤkfliegen werden. Nachdem der Honig aus der Kiste genommen ist, muß man, wenn man keine seitlichen Kisten zum Auswechseln hat, die leere Kiste sogleich wieder an Ort und Stelle bringen, und den Schieber aus Eisenblech entfernen, damit die Communication damit hergestellt werde. Sollte der mittlere Bienenstok oder der Pavillon aus irgend einem Grunde schwaͤrmen wollen, so muͤßte man eine zu diesem Behufe vorbereitete Kiste nehmen, sie ganz in die Naͤhe des Mutterstokes bringen, und zur Herstellung der Communication, von ersterer zu lezterem ein kleines Stuͤk Brett legen. Wenn der Schwarm eine mit Honig ausgestrichene Kiste zu seiner Aufnahme bereit findet, so wird er sich nach und nach in dieselbe begeben, selbst wenn die Koͤnigin nicht zuerst hinein kriechen sollte. Hat sich der Schwarm vollkommen in der neuen Kiste fixirt, so sezt man diese noch an demselben Abende auf den Sokel; hierauf sperrt man zwei oder drei Wochen lang die beiden Kisten ab, waͤhrend man die untere Oeffnung zum Behufe des Eintrittes der Bienen offen laͤßt. Nach Ablauf dieser Zeit und wenn man die beiden Colonien mit einander vereinigen will, so stellt man die Communication zwischen den Stoͤken her, und verschließt die halbkreisfoͤrmige Oeffnung der seitlichen Kiste, wo dann die Bienen nur eine einzige Familie bilden. Eine der Koͤniginnen stirbt, so daß fuͤr beide Kisten nur mehr eine einzige uͤbrig bleibt. Die Eier und die Larven werden durch die Ventilation bald in die mittlere Kiste hinuͤber geschafft, und bald werden die Zellen, welche zur Aufnahme der Eier und Larven bestimmt waren, mit Honig angefuͤllt. (Fortsezung und Beschluß im naͤchsten Hefte.)

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