Titel: Anwendung des Kautschuks an den Karden zum Kardätschen der Wolle, Baumwolle, Seide und sonstigen Faserstoffe, so wie zum Aufrauhen wollener und anderer Zeuge, worauf sich James Walton, Tuchappretirer von Sowerby Bridge, in der Grafschaft York, am 27. März 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXI., S. 332
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LXI. Anwendung des Kautschuks an den Karden zum Kardaͤtschen der Wolle, Baumwolle, Seide und sonstigen Faserstoffe, so wie zum Aufrauhen wollener und anderer Zeuge, worauf sich James Walton, Tuchappretirer von Sowerby Bridge, in der Grafschaft York, am 27. Maͤrz 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April 1835, S. 233. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Verbesserte Karden zum Kardaͤtschen der Wolle, Baumwolle etc. Ich erklaͤre hiemit, sagt der Patenttraͤger, daß meine Erfindung in der Anwendung von Kautschuk anstatt der Lederstreifen, deren man sich gewoͤhnlich zur Verfertigung der Karden bedient, besteht; und daß ich hiedurch den Karden nicht nur eine groͤßere Elasticitaͤt, sondern auch eine groͤßere Dauerhaftigkeit zu geben beabsichtige. Fig. 36 zeigt einen Aufriß einer Karde, deren Unterlage a, a aus Kautschuk besteht, in welche die Zaͤhne eingesezt sind, und an der zur Erhaltung der Regelmaͤßigkeit der Entfernung der Zaͤhne von einander am Ruͤken des Kautschuks ein Stuͤk Leinenzeug von der sogenannten braunen hollaͤndischen, oder irgend einer anderen aͤhnlichen Sorte b, b fest angeklebt ist. Dieser an den Kautschuk befestigte Leinenzeug haͤlt die Zaͤhne fester an Ort und Stelle; die Unterlage erhaͤlt dadurch weit mehr Festigkeit, waͤhrend die Bewegung der Zaͤhne ihrer Elasticitaͤt ungeachtet weit weniger unsicher ist. Der an den Kautschuk geklebte Zeug wird dann mit Naͤgeln an dem Cylinder, oder an dem Brette, oder an der gewoͤhnlichen Kardaͤtschmaschine befestigt; soll er hingegen mit einem Kitte angeklebt werden, so ist es besser den Zeug abzunehmen, indem er in diesem Falle nur leicht an dem Kautschuk befestigt zu seyn braucht. Werden die Karden mit der Hand verfertigt, so muß der Zeug b, b vorher in einer Maschine durchstochen werden, gleichwie dieß auch mit den ledernen Unterlagen zu geschehen pflegt, damit die Entfernung der Zaͤhne von einander vollkommen gleichmaͤßig regulirt werde. Im Falle man den Zeug b, b zwischen zwei Kautschuklagen anbringen wollte, wie man dieß aus Fig. 37 ersieht, muͤßte der Kautschuk auf gleiche Weise durchstochen werden, damit der Arbeiter die Zaͤhne hindurchbringen kann, ohne dieselben zu verbiegen oder auf sonstige Weise aus der Form zu bringen. Das Durchstechen der Loͤcher bewerkstellige ich mit der patentirten Maschine des Hrn. Dyer von Manchester, deren man sich gegenwaͤrtig allgemein zu diesem Behufe bedient. Ich muß jedoch hier bemerken, daß wenn ich hier vom Ankleben oder Ankitten sprach, ich mich dazu jedes Mal des sogenannten Kautschukkittes bediene, der gegenwaͤrtig so allgemein gebraucht wird und so allgemein bekannt ist, daß ich ihn nicht weiter zu beschreiben brauche. Da hingegen die zum Schneiden des Kautschuks dienenden Vorrichtungen nicht so bekannt sind, und da ich den Kautschuk vorzugsweise in dem Zustande, in welchem er im Handel vorkommt, zu meinem Zweke anwende, so will ich nun angeben, welcher Mittel ich mich bediene, um ihn schichtenweise von den Bloͤken abzuschneiden, in denen er gegenwaͤrtig eingefuͤhrt wird. Dieser rohe Kautschuk in Bloͤken ist mir naͤmlich lieber, als jener, der erst in irgend einem Aufloͤsungsmittel aufgeloͤst, und dann in Modeln in Bloͤke gegossen wird. Ich schneide den Blok naͤmlich zuerst der Laͤnge nach in Stuͤke, deren Groͤße der Natur der zu verfertigenden Karden entspricht, und lege die Flaͤche oder regelmaͤßige Flaͤche des Blokes dann auf eine Metalloberflaͤche, welche sich frei zwischen zwei Fuͤhrern bewegt, die so weit von einander entfernt sind, als es die Dike des abzuschneidenden Kautschukstuͤkes erfordert. Es erhellt daher offenbar, daß sich die Dike des abgeschnittenen Kautschukstuͤkes danach richtet, je nachdem man die Dike der Metallplatte abaͤndert. Dann wird ein scharfes Messer, welches man mit Wasser befeuchtet, saͤgend gegen den Kautschuk angedruͤkt, waͤhrend man lezteren zugleich durch eine Walze zwischen die Fuͤhrer vorwaͤrts treibt, und auf diese Weise ein Stuͤk davon abschneidet, welches genau die erforderliche Dike hat. Die auf diese Weise abgeschnittenen Stuͤke koͤnnen so mit einander vereinigt werden, daß sie den Unterlagen der Karden, die man verfertigen will, entsprechen; und sind vollends die Zaͤhne in dieselben eingesezt, so kann man sie auf die gewoͤhnliche Weise an die Kardenbretter nageln oder auch daran kitten. Man sieht diese Vorrichtung in Fig. 38 in einer Seiten- und in Fig. 39 in einer Endansicht. L ist hier das Messer und h, h die Unterlage, auf der es ruht. N, N ist der Kautschukblok und n eine der abgeschnittenen Schichten. M ist die Walze, welche mittelst Gewichten, die an beiden Seiten an den kleinen Staͤben m, m angebracht sind, auf den Kautschuk N, N gedruͤkt wird. Das Abschneiden der Kautschukstreifen wird sehr erleichtert, wenn man das Messer bestaͤndig mit Wasser befeuchtet. Uebrigens bemerke ich ausdruͤklich, daß ich diesen Schneidapparat durchaus nicht als meine Erfindung in Anspruch nehme, sondern daß ich diese Methode gegenwaͤrtig fuͤr die beste halte. Den zum Spizen der Kardendraͤhte oder Zaͤhne dienenden Apparat sieht man in Fig. 35 im Aufrisse; man sieht hier naͤmlich einen Theil einer Welle, woran die Messer oder Feilen, so wie sie unten beschrieben werden sollen, angebracht sind. Diese Welle muß in gehoͤrigen Zapfenlagern aufgezogen und durch irgend eine Triebkraft in Bewegung gesezt werden; man sieht sie in C, C, und sie kann eine Laͤnge haben, wie sie eben erfordert wird. d, d, d, d sind eine Anzahl kreisrunder staͤhlerner Ringe oder Scheiben, deren beide Seiten schief abgedacht zulaufen, und mit feilenartigen Zaͤhnen ausgestattet sind, mit deren Huͤlfe die Zaͤhne oder Draͤhte der Karden beim Umdrehen der Welle zugespizt werden. Ich habe in der Zeichnung nur einige dieser Feilen dargestellt, indem deren Anzahl von der Laͤnge der Karden, welche geschaͤrft werden sollen, abhaͤngt. D, D sind zwei hervorstehende Randstuͤke, welche sich frei an der Welle bewegen koͤnnen, und welche zum Behufe der Fixirung der kreisfoͤrmigen Feilen mit Stellschrauben versehen sind. p, p, p, p sind Schrauben, mit denen man den kreisfoͤrmigen Feilen eine beliebige schiefe Stellung geben kann, wie dieß weiter unten angegeben werden soll. Dieser Apparat wird in jeder Hinsicht auf aͤhnliche Weise angewendet, wie die gewoͤhnlichen zum Schaͤrfen der Karden dienenden Cylinder; nur werden die Zaͤhne oder Draͤhte hier nicht meißelfoͤrmig geschliffen, wie dieß an den gewoͤhnlichen Cylindern der Fall ist, sondern sie bekommen eine ekige Gestalt, welche ihre Wirkung erhoͤht. Ich finde es auch von Nuzen, die Schaͤrfungsinstrumente oder Feilen etwas schief zu stellen, und dieß bewirke ich mittelst der Stellschrauben p, p, die sich in den angegebenen Randstuͤken D, D befinden, und indem ich das Loch in der Mitte einer jeden Feile etwas groͤßer bohre, als der Durchmesser der Welle ist, damit die Schraube gegen die eine Seite der Feilen angedruͤkt werden kann, so daß diese mithin eine etwas schiefe Stellung annehmen muͤssen. Je nachdem man daher die kreisfoͤrmigen Feilen stellt, werden die in die Zwischenraͤume zwischen den Feilen eindringenden Drahtspizen mehr oder minder stumpf zugefeilt werden, so wie dieß zu diesem oder jenem Behufe erforderlich ist. Stellt man naͤmlich die Feilen gerade, so werden die Drahtspizen den winkeligen, zwischen den Feilen befindlichen Raͤumen entsprechen; stellt man sie hingegen schief, so koͤnnen die Drahtspizen nicht bis auf den Grund der Zwischenraͤume dringen, sondern sie muͤssen, indem sie bald gegen die eine, bald gegen die andere der Feilen stoßen, mehr oder minder stumpf abgefeilt werden: und zwar je nach dem Grade der Schiefheit der Stellung der Feilen. Beim Spizen oder Zufeilen der an einem Cylinder aufgezogenen Karden muͤssen sich die Feilen oder Schaͤrfungsinstrumente so weit erstreken, als die Karde breit ist. Beim Schaͤrfen der Rauhwalzen fand ich es jedoch zuweilen auch fuͤr zwekdienlich, die Feilen auf einzelne Theile der Drahtoberflaͤchen, die des Schaͤrfens eben beduͤrfen, wirken zu lassen. An jenen Karden, die man statt der Kardendisteln und bei bestimmten Arten des Kardaͤtschens anwendet, fand ich es auch zwekmaͤßig, die Zaͤhne oder Draͤhte derselben schief oder in diagonaler Richtung zu schneiden und zu schaͤrfen, wie man sie in Fig. 40 sieht.Diese Figur ist in der Originalzeichnung ausgelassen. A. d. R. Um sowohl das Durchfuͤhren der Zaͤhne oder Draͤhte durch den Kautschuk als auch das spaͤtere Schaͤrfen zu erleichtern, ist es gut, dieselben vorher zu beoͤhlen. Fig. 41 gibt eine Endansicht der Welle, woran man auch einen Durchschnitt einer kreisrunden Feile bemerkt, und woraus man ersieht, daß das mittlere Loch dieser Feile zum Behufe der schiefen Stellung etwas groͤßer ist, als der Durchmesser der Welle. Fig. 42 gibt eine Ansicht eines Theiles eines Cylinders, welcher zum Aufrauhen von Tuch dient, und woran zwischen den Karden Schuzvorrichtungen angebracht sind, damit sie nicht zu kraͤftig gegen das Tuch angedruͤkt werden koͤnnen. Die Vortheile, welche diese Art von Karden gewaͤhrt, bestehen darin, daß die Zaͤhne wegen der groͤßeren Elasticitaͤt des Kautschuks ohne wesentlichen Nachtheil fuͤr die Karde niedergedruͤkt werden koͤnnen; daß sie zugleich fest genug sind, um das Kardaͤtschen und Aufrauhen unter allen Verhaͤltnissen zu vollbringen; und daß sie endlich, selbst wenn sie bis zur Flaͤche des Kautschuks niedergedruͤkt werden, nicht nur nicht verbogen werden, sondern augenbliklich, so wie der Druk nachlaͤßt, wieder ihre fruͤhere Stellung annehmen. Wenn ich zum Behufe des Aufrauhens wollener oder anderer Zeuge statt der Distel- oder gewoͤhnlichen Drahtkarden meine verbesserten Karden anwende, so kann ich die Zeuge naß behandeln, ohne daß der Kautschuk beim Uebergange vom Zustande der Trokenheit in jenen der Naͤsse jene Veraͤnderungen erleidet, die bei den Distelkarden Statt finden. Durch Abwechselung der Dike des Kautschuks kann ich ferner der ganzen Arbeit eine solche Zartheit geben, daß ich mit meinen Karden eben so gut feine Seidenzeuge, als gewoͤhnliche Wollentuͤcher aufzurauhen im Stande bin; und unter allen diesen Umstaͤnden wird der Kautschuk der abgenuͤzten Karden dennoch immer einen seinem urspuͤnglichen Werthe naͤher kommenden Werth besizen, als das Leder oder irgend eine andere Substanz. Die Dike des Kautschuks betraͤgt, so wie ich ihn gewoͤhnlich anwende, 1/8 Zoll zum Behufe des Aufrauhens, doch duͤrfte dieß nach der Laͤnge des Drahtes, aus welchem die Zaͤhne bestehen, und nach der erforderlichen Elasticitaͤt verschieden seyn; je diker der Kautschuk und je kuͤrzer die Draͤhte, um so groͤßer wird die Steifheit der Karden seyn. Ich beschraͤnke meine Patentanspruͤche auf die Anwendung von Kautschuk als Unterlage fuͤr die Zaͤhne oder Draͤhte der Karden, auf welche Weise dieß auch geschehen mag, und bezweke dadurch groͤßere Elasticitaͤt und Dauerhaftigkeit derselben.

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