| Titel: | Ueber eine neue Methode der Bienenzucht und über eine eigene Art von Bienenstöken, in denen man jährlich 296 Pfund Honig ernten kann. Von Hrn. Thomas Nutt, aus Lincolnshire. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXVI., S. 370 | 
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                        LXVI.
                        Ueber eine neue Methode der Bienenzucht und
                           uͤber eine eigene Art von Bienenstoͤken, in denen man jaͤhrlich 296
                           Pfund Honig ernten kann. Von Hrn. Thomas Nutt, aus Lincolnshire.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. Januar und
                              Februar 1835.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        (Fortsezung und Beschluß von Heft 4, S.
                           312.)
                        Nutt's neue Methode der Bienenzucht etc.
                        
                     
                        
                           Von der Ventilation.
                           Aufmerksame Beobachtung der Bewegungen, welche die Bienen unter gewissen
                              Umstaͤnden und namentlich waͤhrend der Hize machen, fuͤhrte
                              mich auf die Idee, daß eine gehoͤrige Ventilation der Bienenstoͤke
                              noͤthig sey, obschon ich uͤbrigens durch einen Zufall auf die richtige
                              Leitung dieser Ventilation gebracht wurde. Jeder Bienenzuͤchter wird bemerkt
                              haben, daß sich die Bienen oft scheinbar ohne Zwek, ohne Notwendigkeit und ohne den
                              Ort zu veraͤndern, bewegen, und eine bedeutende Zeit hindurch Tag und Nacht
                              mit Lebhaftigkeit die Fluͤgel schlagen. Man glaubte, daß dieß nur die jungen
                              Bienen waͤren, die sich so bewegten, um ihre Fluͤgel zu erproben; da
                              ich aber auch alte Bienen dieselben Bewegungen machen sah, so schloß ich, daß dieß
                              zur Abkuͤhlung des Stokes geschehe.
                           Die in zu großer Menge in einem Stoke zusammengehaͤuften Bienen geniren
                              einander und sind gezwungen zu schwaͤrmen; der gesammelte Blumenstand
                              gaͤhrt, verdirbt und faͤrbt den Honig, und uͤberdieß bekommen
                              die Bienen dann leicht eine Krankheit, welche unter dem Namen des Bauchflusses
                              bekannt ist, und woran eine große Anzahl derselben zu Grunde geht. Meine
                              Vorgaͤnger haben die Zeichen der Unbehaglichkeit der Bienen unter diesen
                              Umstaͤnden wohl erkannt, und einige derselben, wie z.B. der Abbé de la Rocca, haben auch gerathen, zum Behufe des
                              Luͤftens einige Oeffnungen in den Bienenstoͤken anzubringen. Ich bin
                              jedoch weiter gegangen, und glaube zuerst auf die Bienenstoͤke eine
                              gehoͤrige Ventilation angewendet zu haben. Nachdem ich bemerkt hatte, daß die
                              Bienen waͤhrend der großen Hize eine am Plafond ihres Stokes befindliche
                              Honigwabe aufgegeben hatten, und daß sie lebhaft mit den Fluͤgeln schlugen,
                              sah ich gar bald ein, daß dieß durch die große Hize und durch den Mangel an frischer
                              Luft bedingt sey. Ich suchte daher den Bienen Luft zu verschaffen, und kam hiebei
                              natuͤrlich, sowohl um den Gang der Ventilirung gehoͤrig zu reguliren,
                              als auch um die Temperatur nicht zu sehr zu erniedrigen, auf die Unwendung des Thermometers. Wenn
                              Jemand, der nie etwas hievon hoͤrte, allenfalls daruͤber erstaunt
                              seyn, und eine solche Maßregel fuͤr unnuͤz und kleinlich
                              erklaͤren sollte, so muß ich ihn fragen, ob er mir ein besseres Mittel
                              angeben koͤnne, das Schwaͤrmen zu verhindern, die Bienen nach Belieben
                              zu dirigiren, und sie zu zwingen, ihre Waben da zu bauen, wo man es will, ihre Eier
                              an einen bestimmten Ort zu legen, und statt des gelben verdorbenen Honigs immer
                              weißen reinen Honig zu erzeugen. Nur durch die Ventilation kann man in der That zu
                              diesem Resultate gelangen. Als allgemeine Regel gilt, daß man die Waͤrme
                              nicht unter 15 bis 16° R. sinken und nicht uͤber 20 bis 25° R.
                              steigen lassen soll, indem jene Temperatur, die fuͤr die Seidenraupenzucht
                              paßt, auch fuͤr die Bienenzucht die geeignetste ist. Sobald diese Temperatur
                              in einem geschlossenen Bienenstoke uͤberschritten wird, soll man darauf
                              bedacht seyn, etwas Luft einzulassen, und zu ventiliren, was auf folgende
                              hoͤchst einfache Weise geschieht. In den seitlichen Kisten ist, wie ich oben
                              gesagt habe, am Scheitel eine vierekige Oeffnung z
                              angebracht, die zur Aufnahme eines Bleches und der Roͤhre H dient. In diese Roͤhre, welche mit
                              Loͤchern von 1 1/2 Linie im Durchmesser ausgestattet ist, wird das
                              Thermometer eingesenkt, und das Ganze wird dann mit dem Dekel x bedekt. Findet man nun bei der Abnahme dieses Dekels und bei der
                              Beobachtung des Thermometers, daß die Temperatur im Bienenstoke uͤber 18 bis
                              20° R. betraͤgt, so laͤßt man den Dekel offen. Hiedurch
                              entsteht naͤmlich mittelst der halbkreisfoͤrmigen Oeffnung ein
                              Luftzug, welcher von der falschen Schublade gegen die obere Oeffnung Statt findet,
                              und wodurch im Sommer die Temperatur auf 18, 20, und hoͤchstens 25° R.
                              erhalten wird. Im Winter, wo die Bienen erstarrt seyn sollen, ist eine Temperatur
                              von – 10° R. durchaus nicht zu fuͤrchten; denn man sieht, daß
                              die Bienen die strengen russischen Winter ohne allen Nachtheil ertragen. Einige
                              Schriftsteller empfehlen die Bienenstoͤke im Winter ganz zu schließen und sie
                              mit Stroh einzubinden; dieß ist jedoch nicht nur unnoͤthig, sondern sogar
                              schaͤdlich. Wenn man die Stoͤke im Winter an einen trokenen,
                              gleichmaͤßig kalten und ruhigen Ort bringt, so darf man von dem Eindringen
                              der Kaͤlte nichts fuͤrchten; man hebt die Stoͤke in Rußland
                              sogar einige Linien von der Tafel, auf der sie stehen, empor.
                           Das Thermometer ist ein dem Bienenzuͤchter unumgaͤnglich nothwendiges
                              Instrument, denn ohne dasselbe kann man die Temperatur im Inneren der
                              Bienenstoͤke nicht erfahren, und eine zu große Hize ohne Erneuerung der Luft
                              wird den Bienen toͤdtlich. Unter 12° R. arbeiten die Bienen nicht; bei
                              18, 20, 25 und selbst 30° R. gedeihen sie aber, wenn die Luft
                                 gehoͤrig erneuert wird; denn ich habe oben nicht gesagt, daß sie
                              eine so hohe Temperatur nicht ohne Nachtheil ertragen koͤnnen, wenn
                              gehoͤrig ventilirt wird. Die Thaͤtigkeit der Bienen wird unter der
                              Einwirkung eines gehoͤrigen Luftzuges erhoͤht, und eine
                              Nachlaͤssigkeit von unserer Seite ist es, wenn man diese nicht
                              gehoͤrig benuzt. Wenn die Bienen in Folge der zu großen Hize gezwungen
                              werden, sich außer ihrem Stoke aufzuhalten, und in Klumpen von der Groͤße
                              eines Kopfes zusammengeballt zu bleiben, so verliert man 20 bis 30 Tage Arbeit in
                              der schoͤnsten Jahreszeit. Nur ein Fehler der Bienenzuͤchter ist es,
                              wenn die Koͤnigin und die Schwaͤrme auswandern oder durch
                              unertraͤgliche Hize zu Grunde gehen.
                           Um die Wahrheit des hier Gesagten zu zeigen, den Nuzen des Thermometers zu beweisen,
                              und um zu zeigen, welche Unterschiede in der Temperatur eine zu große Leere oder
                              eine Ueberfuͤllung der Bienenstoͤke hervorbringen, will ich hier nur
                              eine meiner Erfahrungen anfuͤhren, und dann noch einen Auszug aus meinen
                              Thermometerbeobachtungen beifuͤgen.
                           Am 26. Junius 1826 ließ ich eine meiner Kisten, in der sich die Bienen und ihre
                              Arbeit in gutem Zustande befanden, schwaͤrmen. Das Thermometer zeigte den Tag
                              vorher in den seitlichen Kisten 34° R., und stieg am Tage des Ausfluges
                              beinahe ploͤzlich bis auf 39° R. Da ich die Bienen zwingen wollte
                              ihren Stok zu verlassen, so gab ich ihnen keine Luft, und ließ zu diesem Behufe nur
                              den Eingang durch den mittleren Pavillon und seine Schublade. Eine halbe Stunde nach
                              Mittag begab sich der Schwarm in die Luͤfte, und flog die Sonne verdunkelnd
                              uͤber meinen Kopf weg. Nachdem er 5 Minuten lang in der Luft geschwebt, sezte
                              sich die Koͤnigin auf einen in meinem Garten befindlichen Baum, wo sie den
                              Sonnenstrahlen ausgesezt war und wo sich bald die uͤbrigen Bienen um sie
                              lagerten. Ich traf nun meine Anstalten, um mich des Schwarmes zu
                              bemaͤchtigen; d.h. ich brachte ein Tuch zwischen ihn und die Sonne, ließ ihn
                              bis zum Abende auf solche Weise beschattet, und begnuͤgte mich ihn zu
                              beobachten. Die in dem Stoke zuruͤkgebliebenen Bienen sezten nach dem Abfluge
                              des Schwarmes ihre Arbeiten wie fruͤher fort. Ich brachte das Thermometer
                              abermals in die Kiste, um zu erfahren, welche Veraͤnderungen in der
                              Temperatur die Verminderung der Bevoͤlkerung hervorgebracht habe, wobei ich
                              fand, daß die Temperatur durch den Abzug des Schwarmes um 11° R. gefallen
                              war: die Temperatur im Bienenstoke betrug naͤmlich 25° R.,
                              waͤhrend die aͤußere Luft 14° R. hatte. Ich nahm nun zur
                              Fortsezung meiner
                              Versuche die Glasgloke ab, die sich auf dem mittleren Pavillon befand und welche 14
                              Pfd. wog. Durch diese Operation sank die Temperatur auf 19° R. Da ich den
                              abgeflogenen Schwarm wieder mit dem Mutterstoke, den er aus Mangel an Raum verlassen
                              hatte, vereinigen wollte, so dachte ich, daß ich zu diesem Behufe eine der
                              seitlichen Kisten wegnehmen muͤßte. Die Kiste, die ich nun hienach entfernte,
                              wog 60 Pfd.; ich ersezte sie sogleich durch eine andere leere Kiste und zog das
                              Blech, welches die Communication absperrte, zuruͤk; die Temperatur glich sich
                              alsbald aus und sank auf 14° R. Da ich vermuthete, daß die Bienen nicht aus
                              freiem Antriebe in den Mutterstok zuruͤkkehren wuͤrden, so suchte ich
                              mich ihrer gegen 10 Uhr Nachts zu bemaͤchtigen. Ich brachte daher unter die
                              Stelle, wo sich der Schwarm angesezt hatte, ein Geruͤst, auf welches ich ein
                              Tuch breitete; auf dieses schuͤttelte ich die Bienen von den Aesten herab:
                              die Koͤnigin, welche ich bald entdekte, sperrte ich besonders ein. Den auf
                              solche Weise gefangenen Schwarm brachte ich hierauf ganz nahe an den Mutterstok, wo
                              ich das Tuch oͤffnete; kaum hatten die Bienen den Mutterstok gerochen, so
                              verließen sie das Tuch, und kehrten in den Stok zuruͤk. Den
                              naͤchstfolgenden Morgen wurde mir sehr bange, daß der Schwarm neuerdings
                              abfliegen moͤchte, und ich ließ daher die gefangene Koͤnigin ganz nahe
                              an der Oeffnung des Mutterstokes los. In einigen Minuten war sie hier von einigen
                              tausend Bienen umgeben; allein sie flog nicht ab, sondern kehrte mit Erscheinen der
                              Sonnenstrahlen in den Stand zuruͤk, wohin ihr auch die Bienen folgten.
                              Unmittelbar hierauf arbeiteten die Bienen mit außerordentlicher Thaͤtigkeit,
                              und in 6 Tagen fuͤllten sie eine große Gloke mit Honig. Die Temperatur des
                              Stokes stieg neuerdings auf 25° R.; allein ich beruhigte mich, nachdem ich am
                              zehnten Tage um 5 Uhr Morgens zwei koͤnigliche Nymphen oder Puppen todt vor
                              dem Flugloche fand, und daraus abnahm, daß nun kein weiteres Schwaͤrmen
                              noͤthig sey. Bemerken muß ich noch, daß drei Tage spaͤter das Morden
                              der Drohnen begann. Seither hat nun diese Bienencolonie nie mehr geschwaͤrmt,
                              indem ich sie zu gehoͤriger Zeit zu ventiliren wußte. Es scheint also, wie
                              denn auch andere Schriftsteller dieser Ansicht sind, wahrscheinlich, daß das
                              Schwaͤrmen durch eine zu große Hize im Bienenstoke veranlaßt werde, und daß
                              es durch das Abfliegen der Koͤnigin aus dem Stoke bedingt ist. Dieses
                              Abfliegen tritt selbst dann ein, wann in dem Mutterstoke keine Koͤnigin mehr
                              zuruͤk ist; denn das Vorhandenseyn einiger dem Ausfallen naher
                              Koͤniginnen-Nymphen im Stoke reicht hin, um die
                              zuruͤkgebliebenen Bienen an ihren Stok zu fesseln. Es ist daher auch
                              wahrscheinlich, daß immer einige Eier, aus denen Koͤniginnen werden sollen, im Stoke
                              vorhanden sind, und daß man diese je nach Umstaͤnden aufzieht oder
                              toͤdtet.
                           Ich fuͤge nun hieruͤber noch einen Auszug aus meinen
                              Thermometerbeobachtungen bei. Die Tabellen beduͤrfen keiner weiteren
                              vorlaͤufigen Erlaͤuterung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 56, S. 374
                              April; Tag; Stunde;
                                 Thermometer
                              
                           Bemerkungen. Wenn das Thermometer – 1,33°
                              R. zeigt, so ist es Zeit die Bienen aus ihrem Winterquartiere zu entfernen. Mit
                              jedem Tage, und in dem Maße die Temperatur steigt, nimmt auch die Bewegung in dem
                              Bienenstoke zu. Zeigt das Thermometer 8° R., so kann man den Bienen die
                              Nahrung entziehen. Die Bienen haben um diese Zeit viele Feinde; die Umgebungen der
                              Stoͤke muͤssen rein gehalten werden, und wenn man die todten Bienen
                              von dem Boden entfernt, so erspart man den am Leben gebliebenen eine Arbeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 56, S. 374
                              Monat Mai; Stunde;
                                 Thermometer;
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 56, S. 375
                              Monat Mai; Stunde;
                                 Thermometer;
                              
                           Bemerkungen. In diesem Monate schwaͤrmen die
                              Bienen, wenn die Stoͤke in bluͤhendem Zustande sind; man muß daher um
                              diese Zeit durch Ausziehen der Blechschieber nach Beduͤrfniß die
                              Communication mit den uͤbrigen Kisten herstellen. Haͤlt sich die
                              Temperatur auf 12,4° R., oder steigt sie noch daruͤber, so soll man
                              den Bienen Luft zu geben anfangen, ohne die Stoͤke jedoch zu sehr
                              abzukuͤhlen. Am Ende dieses Monates kann man in dem umgestuͤrzten
                              Stoke bereits die mit Honig gefuͤllten Gloken ausnehmen und durch leere
                              Gloken ersezen. Dieselbe Operation wird auch in der großen Gloke auf dem Pavillon
                              noͤthig. Ich nahm am 15. Mai 1826 eine Gloke mit Honig aus, welche 12 Pfd.
                              wog, und eine Kiste, welche 42 Pfd. hatte, was beilaͤufig den vierten Theil
                              des in dem Stoke enthaltenen Honigs ausmachte. Die Temperatur nahm in demselben
                              Verhaͤltnisse ab.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 56, S. 376
                              Monat Juni; Stunde; Temperatur
                              
                           Bemerkungen. Am 8. Jun. nahm ich eine Kiste aus, welche
                              56 Pfd. wog; am 10.
                              eine Gloke von 14 1/2 Pfd., und am 12. Jun. eine zweite Kiste mit 60 Pfd. Im Julius
                              nahm ich dann noch zwei Kisten, eine von 52 und eine von 60 Pfd. aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 56, S. 377
                              Monat Juli; Stunde; Temperatur
                              
                           Bemerkungen. Wenn die Wiesen, welche den
                              Bienenzuͤchtern zu Gebot stehen, verbluͤht zu seyn scheinen, so kann
                              man die Bienenstoͤke an einen anderen passenderen Ort schaffen; es wird ihnen
                              dieß nicht nur nicht schaden, sondern vielmehr sehr nuͤzlich werden.
                           Der Ertrag, den mir dieser Bienenstand in einem Jahre an Honig gab, war also
                              folgender:
                           
                           
                              
                                 Am 27. Mai eine Gloke und eine Kiste
                                    mit
                                   54 Pfd.
                                 
                              
                                   –     9. Jun.
                                    eine Kiste mit
                                   56 –
                                 
                              
                                   –   10.   –   eine
                                    Gloke mit
                                   14 –
                                 
                              
                                   –   12.   –   eine
                                    Kiste mit
                                   60 –
                                 
                              
                                 Im Jul. eine Kiste mit
                                   52 –
                                 
                              
                                      –    eine
                                    Kiste mit
                                   60 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 296 Pfd.
                                 
                              
                           
                        
                           Von der Ableitung (dérivation) der Bienen.
                           Da oben in der Einleitung von der sogenannten Ableitung der Bienen, d.h. von der
                              Umwandlung eines bluͤhenden Bienenstokes in einen leeren zum Behufe des
                              Einsammelns des Honigs und des Wachses die Rede war, und da ich mich gegen diese
                              Methode ausgesprochen habe, so will ich meine Ansicht hieruͤber vollkommen
                              kund geben.
                           Huish hat in seinem Werke uͤber die Bienenzucht
                              die Art und Weise, die Bienen abzuleiten, zwei Mal beschrieben, und doch finde ich
                              keine ganz bestimmten Angaben hieruͤber. Er sagt naͤmlich:
                              „Unter Ableitung (dérivation) der
                                 Bienen verstehe ich jenen Act, durch welchen die Bienen des einen Stokes
                                 gezwungen werden, in einen anderen zu entfliehen. Dieß geschieht, indem man den
                                 bluͤhenden Stok auf einen anderen armen, oder einen leeren auf einen
                                 vollen Stok sezt, und dann an lezteren schlaͤgt, damit die Bienen in den
                                 leeren Stok emporsteigen.“ Spaͤter fuͤgt er bei, daß
                              bei diesem Verfahren jedes Mal viele Bienen getoͤdtet werden. Ich kann diese
                              Methode des Hrn. Huish, der doch als Autoritaͤt
                              unter den Bienenzuͤchtern gilt, durchaus nicht anrathen. Auf dem Papiere
                              laͤßt sich leicht sagen: man schaffe die Bienen eines vollen Stokes in einen
                              leeren hinuͤber, und nehme dann den Honig und das Wachs aus; allein dieß ist,
                              abgesehen von der Unmenschlichkeit dieses Verfahrens, nicht nur nicht so leicht
                              gethan, sondern man darf auch nicht vergessen, daß zur Wohlfahrt eines Bienenstokes
                              auch nothwendig die Eier und Larven der Bienen gehoͤren, die hiebei
                              gaͤnzlich zerstoͤrt werden. Dieses Verfahren ist nach meiner Ansicht
                              so unverstaͤndig, daß ich in Ermangelung eines besseren selbst der Erstikung
                              noch den Vorzug geben moͤchte. In welchem Zustande muß sich naͤmlich
                              eine auf diese Weise ploͤzlich von ihren Nachkommen und den Fruͤchten
                              ihrer Arbeiten getrennte Bienencolonie befinden? Wird die Operation im Mai oder
                              Junius unternommen, so vergeht immer lange Zeit, ehe die Bienen wieder an die Arbeit
                              gehen koͤnnen, die Bienen schwaͤrmen nicht, und man verliert die zur
                              Honigeinsammlung guͤnstigste Zeit; geschieht sie hingegen erst nach dem
                              Sommer, so wird der
                              Bienenstok fuͤr den Winter zu arm seyn, und die Bienen werden groͤßten
                              Theils aus Noth zu Grunde gehen. Ich muß daher diese Methode durchaus mißbilligen,
                              und halte es fuͤr einen großen Vorzug der meinigen, daß bei ihr alle diese
                              Nachtheile wegfallen.
                           
                        
                           Vom Umkehren der Bienenstoͤke.
                           Der Zufall, der schon zu so vielen nuͤzlichen Entdekungen fuͤhrte, und
                              der mich, wie gesagt, zur Idee der Ventilation fuͤhrte, brachte mich auch auf
                              das Umkehren oder Umstuͤrzen der Bienenstoͤke. Als ich naͤmlich
                              eines Morgens meine Bienenstoͤke besuchte, fand ich, daß man einen der
                              schoͤnsten aus Bosheit um und um gekehrt hatte. Gluͤklicher Weise war
                              der umgestuͤrzte Bienenstok, welcher aus einem gewoͤhnlichen Stoke
                              bestand, den ich durch eine vierekige Kiste, auf die ich ihn einige Wochen lang
                              stellte, vergroͤßert hatte, in eine dike Heke gefallen, in der er beschattet
                              und gegen die Strahlen der aufgehenden Sonne geschuͤzt lag. Ich forschte, wie
                              ich diesen Unfall wieder gut machen koͤnnte, und ließ endlich den Stok in der
                              Stellung, in der er sich befand; nur bedekte ich ihn so gut ich konnte mit einer Art
                              von Stok, den ich auf die gleichfalls umgestuͤrzte Kiste sezte. Die
                              naͤchstfolgenden Tage bemerkte ich, daß die Bienen mit groͤßter
                              Thaͤtigkeit an der Ausbesserung des erlittenen Unfalles arbeiteten, wobei ich
                              ihnen, so viel mir moͤglich war, Beistand leistete. Dieser durch die Bosheit
                              hervorgebrachte Zufall fuͤhrte mich nun auf die Idee meines
                              umgestuͤrzten Bienenstokes, den ich seither studirte und vervollkommnete.
                           Fig. 11 zeigt
                              meinen sogenannten umgestuͤrzten Bienenstok, welcher in einer anderen Art von
                              Pavillon mit Gittern befestigt ist. A ist
                              naͤmlich eine mit Gittern versehene achtekige Kiste, in der sich bei B ein umgestuͤrzter, die Bienen enthaltender
                              Bienenstok befindet. Diese große, mit Gittern versehene und auf Fuͤßen
                              ruhende Kiste hat 17 Zoll Weite und eben so viel Hoͤhe; d.h. sie ist so groß,
                              daß man den achtekigen Bienenstok leicht hineinbringen und herausnehmen kann. Wenn
                              nun der achtekige Stok in die aus Fig. 12 ersichtliche
                              Stellung gebracht, und in dieser mit vier Schrauben befestigt worden, so sezt man
                              die Kiste C darauf, welche unten keinen Boden hat, und
                              deren Durchmesser beinahe jenem der Kiste A gleichkommt.
                              In der Seite dieser Kiste C sind Loͤcher
                              angebracht, durch welche die beiden durchloͤcherten, blechernen und zur
                              Ventilation bestimmten Cylinder H eingefuͤhrt
                              werden. In den Dekel dieser Kiste oder Schublade C
                              werden ferner mehrere Loͤcher gebohrt, worauf man dann in die Mitte eine
                              große Glasgloke E, die 12 bis 14 Maaß Honig fassen kann, und rings um
                              diese herum 9 kleinere Glasgloken e, e etc. sezt, von
                              denen jede gegen 4 Pfd. zu fassen vermag. Ist die Jahreszeit guͤnstig, so
                              werden die Bienen eines solchen umgekehrten Stokes bald die Glasgloken mit Honig
                              gefuͤllt haben; waͤre die Jahreszeit hingegen unguͤnstig, so
                              muͤßte man den Bienen kleinere Glaͤser geben. Ueber alle diese Gloken
                              stuͤrzt man eine andere Kiste oder Schublade, welche unten gleichfalls keinen
                              Boden hat; in dieser Kiste muͤssen sich eine oder mehrere Thuͤren
                              befinden, in denen man zum Behufe der Beobachtung des Thermometers zur
                              Bewerkstelligung der Ventilation, zum Einsezen der hiezu dienenden Blechcylinder und
                              um den Bienen Zutritt zu gestatten, mehrere Oeffnungen anbringt. Der Dekel dieser
                              Kiste, deren Tiefe von der Hoͤhe der Gloken abhaͤngt, kann nach
                              Belieben geschlossen oder geoͤffnet werden.
                           An jener Seite der ersten und zweiten Kiste, welche unmittelbar hinter das Gitter zu
                              stehen kommt, bringt man eine entsprechende Oeffnung an, durch welche die Bienen in
                              den achtekigen Stok, und von hier nach ihrem Belieben in die Gloken gelangen
                              koͤnnen. Alle diese einzelnen Theile muͤssen vollkommen genau und gut
                              an einander gefuͤgt und außen angestrichen seyn. Tiefer Bienenstok kann auf
                              folgende Weise gefuͤllt werden. Nachdem man Anfangs Mai oder Ende Oktobers
                              einen reichlich mit Bienen besezten Stok ausgewaͤhlt hat, schafft man die
                              durch die Raͤucherung betaͤubten Bienen in eine achtekige Kiste, die
                              man dann sorgfaͤltig umkehrt, und in den oben beschriebenen Gitterpavillon
                              einsezt; hierauf sezt man die Kiste, die die Glasgloke zu tragen hat,
                              daruͤber, und endlich auch die Kiste, welche das Ganze bedekt. Wenn Alles
                              dieß geschehen ist, so zieht man das Blech, wodurch die Bienen in den achtekigen
                              Stok gesperrt waren, zuruͤk, und damit ist Alles beendigt. Die Bienen werden
                              bald diesen Stok mit Honig zu fuͤllen beginnen, und ebendieß wird dann auch
                              mit der vierekigen Kiste und endlich mit den Glasgloken geschehen: sind leztere
                              voll, so nimmt man sie ab, und sezt neue an deren Stelle.
                           Dieser umgekehrte Bienenstok hat das Gute, daß man zu jeder Zeit, im Falle man dessen
                              bedarf, eine geringe Quantitaͤt frischen Honig haben kann. Wild dessen
                              Bevoͤlkerung zu zahlreich, und sollte man dieselbe vermindern muͤssen,
                              so verschließt man die Blechcylinder; indem man den Bienen auf diese Weise die Luft
                              benimmt und die Temperatur im Stoke erhoͤht, zwingt man sie zum Emporsteigen,
                              wo sie dann in eine daruͤber gestuͤrzte Gloke oder in eine Kiste
                              abschwaͤrmen, die man zum Anlegen eines neuen Standes verwenden kann. Der umgestuͤrzte
                              Stok ist hier der Mutterstok, in welchem die Fortpflanzung geschieht; die
                              uͤbrigen Theile sind Vorrathskammern.
                           
                        
                           Von dem Beobachtungsstoke.
                           Ich will nun auch noch meinen sogenannten Beobachtungsbienenstok beschreiben, den man
                              in Fig. 13 zu
                              groͤßerer Deutlichkeit geoͤffnet abgebildet sieht. Dieser Stok besteht
                              naͤmlich aus zwei Theilen: naͤmlich aus einem unteren Bienenstoke g, welcher unter einem Brette befestigt ist, und aus
                              einem ober diesem Brette befindlichen, glaͤsernen Bienenstoke, der sich um
                              einen Zapfen oder eine Spindel dreht. Dieser leztere, der in der Abbildung mit a, b, c, d bezeichnet ist, ist der eigentliche
                              Beobachtung- oder Sommerstok; den unteren mit g
                              bezeichneten Stok kann man auch den Winterpavillon nennen. Auf dem Boden oder Brette
                              f befindet sich ein kleiner, runder oder vierekiger,
                              leerer Sokel von 2 Zoll Dike, und in den Waͤnden dieses hohlen Sokels sind
                              Loͤcher angebracht, durch welche die Bienen eintreten koͤnnen. Auf
                              diesem Sokel befindet sich ferner eine hohle, gleichfalls durchloͤcherte
                              Welle oder Spindel P, die man in Fig. 14 bei q sieht, und um welche sich der obere Bienenstok dreht.
                              In dem Boden f und unter dem Sokel sind ein oder mehrere
                              Loͤcher angebracht, durch welche die in den Sokel gerathenen Bienen nach
                              Belieben in den unteren Bienenstok g herab, oder durch
                              die hohle Welle in den oberen Bienenstok emporsteigen koͤnnen. Fig. 14 gibt
                              eine Idee dieses Sokels, der in Fig. 13 nur angedeutet
                              ist, um diese Zeichnung nicht zu sehr zu verwirren; man sieht hier kleine
                              halbkreisfoͤrmige Oeffnungen X, X, durch welche
                              die Bienen zuerst eintreten.
                           Der obere Theil des Bienenstokes, der sich um die Welle P
                              dreht, besteht an seiner Basis sowohl, als an seinem Scheitel aus im Kreuze
                              gestellten Armen von 23 Zoll Laͤnge, welche durch Rahmstuͤke von 10
                              Zoll Hoͤhe mit einander verbunden sind. Zwischen diesen Armen und den
                              Rahmstuͤken werden in Falzen, die zu diesem Behufe angebracht sind, 8
                              Glaͤser aufgezogen, die das ganze Gehaͤuse bilden: 4 Glaͤser
                              von 10 Zoll im Gevierte bilden die großen Seiten; die anderen 4 Glaͤser,
                              welche in zwei Stuͤke geschnitten werden, liefern die dreiekigen
                              Stuͤke fuͤr den Boden und den Scheitel des Gehaͤuses.
                           Das auf solche Weise gebildete glaͤserne Gehaͤuse wird nun unten von
                              der oben erwaͤhnten durchloͤcherten Welle, und oben von der hohlen
                              Welle getragen, die nach ihrem Austritte aus dem Gehaͤuse von den Rahmstuͤken
                              festgehalten wird, welche ein achtekiges, aber fensterloses und mit r bezeichnetes Gehaͤuse bilden. Die unteren Arme
                              der Rahmstuͤke sind durchloͤchert, und auf diese Loͤcher werden
                              kleine Glasgloken oder zum Behufe der Ventilation auch Blechroͤhren gesezt.
                              Fig. 14
                              zeigt diese gekreuzten durchloͤcherten Arme, auf welche die Gloken gestellt
                              werden, die man abnimmt, wenn sie mit Honig gefuͤllt sind. Der ganze Apparat,
                              so wie er hiemit beschrieben ist, wird in ein mit Laden versehenes Gehaͤuse
                              gebracht, welches man nach Belieben oͤffnen und schließen kann.
                           Sollte man ein Unbehagen unter den Bienen bemerken, so koͤnnte man eine der
                              kleinen Glasgloken abnehmen, und dadurch etwas Luft in den Stand eintreten lassen.
                              Wollen die Bienen nach einem Jahre oder daruͤber schwaͤrmen, so muß
                              man entweder am Eingange in die Glasgloke, oder so nahe am Sokel als
                              moͤglich, einen leeren zubereiteten Bienenstok, oder auch unten in der
                              Naͤhe des achtekigen Bienenstokes, in welchem sich eine Thuͤre
                              befindet, einen neuen Bienenstok anbringen, den man durch ein Eisenblech mit dem
                              Mutterstoke in Verbindung bringt. Auf diese Weise wird also der umgekehrte
                              Bienenstok sowohl als der Beobachtungsstok derselben Vorzuͤge theilhaftig
                              gemacht, die ich oben bei den seitlichen Kisten angedeutet habe. Alle diese
                              scheinbaren Abweichungen von meinem Systeme sind also nur Folgesaͤze oder
                              Corollarien, welche zu dessen Vervollstaͤndigung dienen.
                           
                        
                           Von der Raͤucherung.
                           Die Raͤucherung ist bei allen anderen Methoden ein Zerstoͤrungsmittel;
                              nach der meinigen hingegen wird sie ein Mittel die Bienen bei guter Gesundheit zu
                              erhalten. Wenn ich in einem Bienenstande einige Zeichen von Unbehagen bemerke; wenn
                              eine Wachsmotte, eine Maus, eine Spinne oder irgend ein anderer Feind der Bienen in
                              den Stok eingedrungen zu seyn scheint, und wenn sich die Bienen dessen nicht
                              entledigen koͤnnen; wenn man ihnen auf keine andere Weise zu Huͤlfe zu
                              kommen im Stande ist, und wenn folglich das Leben der ganzen Colonie in Gefahr
                              kommt, so soll man den Stok aufgeben, und die Bienen mit moͤglich geringster
                              Gefahr gestochen zu werden, aus demselben entfernen. Ich bediene mich hiezu eines
                              Raͤucherungsapparates, womit die Bienen ohne irgend eine Gefahr fuͤr
                              sie oder fuͤr den, der die Operation unternimmt, betaͤubt werden
                              koͤnnen.
                           Dieser Apparat, den man in Fig. 15 abgebildet sieht,
                              besteht aus einem Dreifuße, in dessen Mitte ein rundes Loch angebracht ist. Am Rande
                              dieses Loches wird ein Sak aus Calico oder Baumwollzeug befestigt, und auf dasselbe dann
                              vollkommen eben der Stok gelegt, den man der Gesundheit der Bienen wegen
                              ausraͤuchern oder auch ganz umleeren will. Unten an dem Calicosake befestigt
                              man hierauf einen abgestuzten Kegel oder eine Art von Trichter aus Eisenblech,
                              dessen Boden zum Behufe des Eintrittes der aͤußeren Luft durchloͤchert
                              ist, und der eine Art von Korb bildet. An dem Henkel dieses Korbes, der, im Falle
                              man sich des Apparates bedient, mit einem diken Tuche umhuͤllt wird,
                              befestigt man ein kegelfoͤrmiges, nach Oben spiziges, durchloͤchertes
                              Gehaͤuse aus Eisenblech, welches einige Aehnlichkeit mit einer
                              Kutschenlaterne und 5 Zoll im Durchmesser hat. In dieses Gehaͤuse bringt man,
                              wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, ein Stuͤk rohen Feuerschwamm,
                              Kugelschwamm oder Zunder von der Groͤße eines Huͤhnereies. Kaum ist
                              dieser Schwamm entzuͤndet, und kaum steigt der aus demselben entwikelte Rauch
                              einige Minuten lang in den Bienenstok empor, so fallen die Bienen zu Tausenden
                              betaͤubt auf den Boden des Trichters herab. Ist einmal der groͤßte
                              Theil herabgefallen, so schlaͤgt man sachte mit der Hand an den Bienenstok,
                              um die zuruͤkgebliebenen gleichfalls herabfallen zu machen, und um dann den
                              Stok abzunehmen. Man schuͤttelt diesen nun uͤber einer ausgebreiteten
                              Serviette, um auch noch die lezten Bienen herauszuschaffen, unter denen sich
                              gewoͤhnlich die Koͤnigin befindet, weil sich diese meistens zu
                              hoͤchst oben im Stoke aufhaͤlt. Sollte man die Koͤnigin nicht
                              in der Serviette finden, so haͤtte man sie in dem blechernen Trichter oder
                              Korbe zu suchen.
                           Will man auf diese Weise einen Schwarm in einen anderen Stok schaffen, oder will man
                              zwei Schwaͤrme mit einander vereinigen, so kann man, indem man mit zwei
                              Stoͤken auf ein Mal arbeitet, eine der Koͤniginnen toͤdten, und
                              dann die uͤbrig behaltene mit den Bienen in einen Stok bringen. Sind alle
                              Bienen auf solche Weise in einen Stok geschafft, so umwikelt man denselben mit einem
                              Tuche und verschließt sowohl die Nacht, als den naͤchstfolgenden Tag
                              uͤber das Flugloch, damit keine Bienen austreten koͤnnen. Am
                              naͤchsten Abende oder mit Einbruch der Daͤmmerung oͤffnet man
                              hierauf das Flugloch, wobei man sich wohl in Acht zu nehmen hat, daß man nicht
                              gestochen wird; die Bienen machen naͤmlich in demselben Augenblike einen
                              großen Laͤrm: da es jedoch zum Abfliegen schon zu spaͤt ist, so
                              bleiben sie in ihrer neuen Wohnung.
                           Die beste Zeit zur Uebersiedelung der Bienen oder zur Vereinigung zweier
                              Stoͤke in einen einzigen ist dann, wann alle Larven zu Bienen geworden, oder
                              bevor noch die Eier der Koͤnigin ausgefallen und zu Larven geworden sind:
                              d.h. beilaͤufig im Monate Maͤrz. Sollte es kalt seyn, so ist es
                              besser, die Raͤucherung in einem auf 12° R. erwaͤrmten Zimmer
                              vorzunehmen; denn wuͤrden die Bienen waͤhrend der Raͤucherung
                              der Kaͤlte ausgesezt, so koͤnnten sie leicht krank werden.
                              Zwoͤlf bis fuͤnfzehn Stunden reichen hin, um die Bienen so vollkommen
                              an ihre neue Behausung zu gewoͤhnen, daß sie darin fortarbeiten, als wenn
                              nichts mit ihnen vorgegangen waͤre.
                           Bei meiner Methode mit den seitlichen Kisten bedarf es aller dieser
                              Vorsichtsmaßregeln nicht; ich empfehle daher die Raͤucherung auch nur
                              fuͤr den Fall, wo man die Bevoͤlkerung zweier oder dreier
                              Stoͤke mit einander vereinigen will, oder fuͤr Personen, die glauben,
                              daß sie die Koͤnigin nicht leicht finden wuͤrden.
                           
                        
                           Von der Sicherung der Bienen.
                           Ich habe oben bei Gelegenheit der Beschreibung meines Binenstokes bemerkt, daß die
                              Hoͤlzer, welche die Schubladen bilden, und auf denen sich der Boden meiner
                              Kisten befindet, so eingerichtet seyn muͤßten, daß die Bienen mit aller
                              Sicherheit aus und ein gelangen koͤnnen, waͤhrend kein fremder Feind,
                              der ihnen den Honig raubt, einzudringen vermag. Da ich vielleicht Einiges
                              anzufuͤhren uͤbersah, so erlaube ich mir hier noch folgende
                              Bemerkungen beizufuͤgen.
                           Als ich einem Lord in der Nationalgallerie meine Bienenwirthschaft erklaͤrte,
                              und ihm auseinander sezte, auf welche Weise ich den Honig aus meinen Kisten
                              ausnehme, wendete er mir ein, daß beim Wegnehmen der vorderen Schublade und beim
                              Ausziehen des Eisenbleches, durch welches die Communication zwischen dem mittleren
                              Pavillon und dem daruͤber befindlichen Bienenstoke hergestellt wird, fremden
                              Bienen Zeit gestattet wird in den Stok einzudringen, und den heimischen allenfalls
                              darin Schaden zuzufuͤgen. Dieser Einwurf beruht jedoch auf keinem festen
                              Grunde; denn innerhalb einer so kurzen Zeit ist keine solche Gefahr zu
                              befuͤrchten, obschon ich nicht zweifle, daß allerdings waͤhrend der
                              Operation fremde Bienen in den Stok eindringen koͤnnen, in der Meinung, ihn
                              leer und frei zu finden. Obschon nun ein solcher Unfall nicht sehr zu
                              befuͤrchten waͤre, so koͤnnte demselben doch folgender Maßen
                              vorgebaut werden. Statt der zum Verschließen dienenden Stuͤke Holz
                              koͤnnte man naͤmlich auch auf bleibende Weise ein kleines Stuͤk
                              Holz anbringen, und in dieses 10 bis 15 Loͤcher bohren, welche nach Außen 9
                              Linien und nach Innen etwas weniger im Durchmesser haͤtten. Vor jedem dieser
                              Loͤcher koͤnnte man an einem Faden ein kleines Stuͤk
                              durchsichtigen Talk oder Glimmer aufhaͤngen, welches die Bienen sowohl beim
                              Ausfliegen, als beim Heimkehren ohne alle Beschwerlichkeit in Bewegung sezen
                              koͤnnten.
                           
                        
                           
                           Einwendungen gegen die aufgesezten
                                 Bienenstoͤke.
                           Nachdem ich nun eine vollkommene Beschreibung meiner Bienenstoͤke
                              vorausgeschikt habe, sey es mir erlaubt, hier einige Einwuͤrfe gegen die
                              aufgesezten Stoͤke niederzulegen. Der erste dieser Einwuͤrfe ist, daß
                              die Bienen durch dieses Verfahren gestoͤrt und in Unordnung gebracht werden;
                              sie werden also, abgesehen davon, daß man sie zwingt sehr hoch hinauf zu steigen,
                              waͤhrend sie unten wohnen koͤnnten, gehindert, eine große Menge Honig
                              und Wachs zu sammeln. Die Anhaͤnger dieser Methode sezen zuerst in die
                              unterste Kiste einen Schwarm; gedeiht er, so wird diese bald Eier und Larven von
                              verschiedenem Alter enthalten, und so wird sie bleiben, bis sie durch die Arbeiten
                              der Bienen ausgefuͤllt worden ist. Ist diese Epoche eingetreten, so muß man
                              eine zweite Kiste aufsezen, die sich auf gleiche Weise fuͤllt, und in welcher
                              gleichfalls Waben mit Larven, Eiern und Honig enthalten sind, u.s.f. Mit welcher
                              Vorsicht man hiebei auch immer zu Werke gehen mag, so werden die Bienen doch sehr
                              viele Zeit mit der Vereinigung der Waben der einen Kiste und dem neuen Aufsaze
                              vertragen. Endlich unterscheidet sich ein vollkommener Bienenstand dieser Art nur
                              dadurch von den gewoͤhnlichen Bienenstoͤken, daß er hoͤher ist.
                              Soll der Honig ausgenommen werden, so kann dieß nur dadurch geschehen, daß man
                              zwischen den einzelnen Kisten ein schneidendes Instrument durchfuͤhrt, wobei
                              nothwendig eine große Menge von Eiern, Larven und Bienen getoͤdtet und
                              zerschnitten werden muͤssen. Auch ist der Ertrag dieser Stoͤke nur
                              gering, und will man sich des ganzen Inhaltes derselben bemaͤchtigen, so
                              muͤssen die Bienen gleichfalls getoͤdtet werden.
                           Vergleicht man hiemit den Gang meines Bienenstokes, so wird man finden, daß man durch
                              gehoͤrige Regulirung der Temperatur immer den geeigneten Grad von Hize darin
                              zu unterhalten im Stande ist, und daß die Koͤnigin daher ihre Eier immer in
                              den mittleren Pavillon legt und aufzieht, waͤhrend sie in den
                              gewoͤhnlichen, nicht ventilirten Bienenstoͤken von Hize getrieben,
                              ihre Eier bald da-, bald dorthin legt. Eben so wird der zur Ernaͤhrung
                              der jungen Larven dienende Blumenstaub an einem zu heißen Orte aufbewahrt, bald
                              verderben und den Honig gelb faͤrben. In meinen Bienenstoͤken befindet
                              sich die Koͤnigin im Mittelpunkte der Colonie; die mittlere Kiste hat innen
                              nur 11 und mit der Glasgloke nur 18 bis 24 Zoll Hoͤhe, waͤhrend die
                              aufgesezten Stoͤke eine bedeutende Hoͤhe haben, wodurch den Bienen die
                              Arbeit bedeutend erschwert wird. Diese Thierchen muͤssen naͤmlich hier
                              der ganzen Laͤnge nach in dem Stoke emporkriechen, um dahin zu gelangen, wo
                              sie ihre Producte absezen, und dabei hat bestaͤndig Verwirrung Statt; in
                              meinem Bienenstoke hingegen sind der Oeffnungen mehrere, und mehrere von einander unabhaͤngige
                              Kisten vorhanden, so daß sich die Arbeitsbienen jederzeit ohne Hinderniß dahin
                              begeben koͤnnen, wohin es ihnen gutduͤnkt. Daher kommt es denn auch,
                              daß in meinen Staͤnden 10,000 Bienen mehr leisten, als in den aufgesezten
                              Staͤnden eine drei Mal groͤßere Anzahl zu arbeiten vermag. Ueberdieß
                              kann man bei lezterer Methode den Honig auch nicht zu jeder beliebigen Zeit
                              ausnehmen und nachsehen, wie weit die Arbeiten gediehen sind.
                           
                        
                           Von der Ernaͤhrung der Bienen.
                           Eines der wichtigsten, und dessen ungeachtet von den Bienenzuͤchtern allgemein
                              vernachlaͤssigten Dinge ist die Ernaͤhrung der Bienen.
                              Gewoͤhnlich wird so viel Honig aus den reichen Stoͤken genommen, daß
                              die Bienen kaum den Winter uͤber mit dem Reste bestehen koͤnnen; die
                              Bienen leiden daher Mangel, gehen zu Grunde, und werden im Fruͤhjahre oft
                              schon an den ersten schoͤnen Tagen zum Schwaͤrmen gezwungen. Nach
                              meiner Methode hingegen muß man die Bienen zu jeder Zeit, wo sie es
                              beduͤrfen, sorgfaͤltig fuͤttern. In den gewoͤhnlichen
                              Bienenstoͤken kann man das Futter nicht leicht in den Bereich der Bienen
                              bringen; an meinen Stoͤken hingegen ist nichts leichter, als dieß, indem ich
                              durch die Schublade den Bienen zu jeder Zeit Alles bieten kann, was sie
                              beduͤrfen, ohne daß sie beim Fressen der Kaͤlte oder den Angriffen
                              ihrer Feinde ausgesezt sind. In gewissen Faͤllen wird den Bienen jedoch auch
                              ein Ueberfluß an Nahrung schaͤdlich, gleichwie dieß auch mit einer Nahrung
                              von schlechter Qualitaͤt der Fall ist. Als allgemeine Regel in Betreff der
                              Fuͤtterung der Bienen gilt: daß man ihnen im Herbste reichliche, im Winter
                              hingegen weniger reichliche Nahrung zu geben hat. Ist die Jahreszeit
                              unguͤnstig, so muͤssen auch die Schwaͤrme, die ihren Stok
                              verließen, gefuͤttert werden. Einige behaupteten, das Fuͤttern mache
                              die Bienen faul; allein dieß scheint nur eine Vermuthung, die auf keinen festen
                              Gruͤnden beruhen duͤrfte.
                           Als kuͤnstliches Futter gibt man den Bienen ein Gemeng aus grobem Rohzuker
                              oder gereinigtem Zuker und gutem Ale oder Bier, welches man sich auf folgende Weise
                              bereitet. Man laͤßt ein Pfund Zuker in zwei Pfund Bier zergehen, welches man
                              auf hellem Feuer in einem reinen Gefaͤße aus Weißblech kocht. Diesem
                              verduͤnnten Syrupe seze ich zuweilen, besonders im Fruͤhlinge ein
                              Quentchen Kochsalz zu, indem ich fand, daß dieser Zusaz dem Durchfalle oder
                              Bauchflusse, dem die Bienen zuweilen unterworfen sind, vorbeugt. Selbst wenn die
                              Krankheit ausgebrochen ist, kann ich dieses Heilmittel empfehlen. Honig allein als
                              Futter gegeben ist den Bienen schaͤdlich; einige Bienenzuͤchter
                              sezen dem Honige etwas Schwefel oder Tabak zu; allein alle diese Zusaͤze
                              werden oft nachtheilig und machen die Bienen krank, wenn sie es nicht schon sind.
                              Schlechter Honig wird den Bienen schaͤdlich.
                           
                        
                           Verschiedene Rathschlaͤge.
                           Ich sezte mir in meiner Abhandlung zwei Aufgaben: 1) wollte ich meine Methode der
                              Bienenzucht lehren; und 2) wollte ich solche Details liefern, die Jedermann
                              veranlassen wuͤrden, in seinem und der Bienen Interesse mein System zu
                              befolgen und anzunehmen. Obschon ich nun die wichtigsten dieser Details, so gut ich
                              konnte, hier mitgetheilt habe, so fuͤhle ich doch, daß noch eine Menge von
                              Dingen zu besprechen und eine Menge von Fragen zu stellen waͤren. Wie weit
                              entfernen sich die Bienen zum Behufe der Einsammlung des Honigs von ihren
                              Staͤnden? Was ist der Honig, wie wird er erzeugt, und warum enthalten viele
                              Pflanzen viel und andere gar keinen Honig? Schwizt der Honig natuͤrlich aus,
                              oder wird dieß Ausschwizen durch den Reiz, den ein Insect ausuͤbt,
                              befoͤrdert? Haben die Bienen einen bestimmten Laut; welchen Krankheiten sind
                              sie unterworfen, und was fuͤr Heilmittel gibt es gegen diese? Alle diese und
                              noch 1000 andere aͤhnliche Fragen waͤren zu eroͤrtern; allein
                              ich will am Schluͤsse lieber einige praktische Erfahrungen beifuͤgen,
                              die den Bienenzuͤchtern wahrscheinlich angenehmer seyn werden, als derlei
                              Untersuchungen.
                           Die Kisten sollen saͤmmtlich aus festem, gesundem und dauerhaftem Holze
                              bestehen; denn die Festigkeit bringt auch die Reinlichkeit mit sich, und diese ist
                              in den Bienenstoͤken unumgaͤnglich nothwendig. Man reinige die
                              Stoͤke jaͤhrlich, nachdem man sie in das Winterlocal gebracht hat.
                           Man mache in der Scheidewand des Sokels und sehr nahe am Eingange desselben einen
                              Durchgang, damit die Bienen, wenn sie es fuͤr gut finden, aus der einen
                              falschen Schublade in die andere gelangen koͤnnen. Diese Verbesserung scheint
                              mir sehr zur Bequemlichkeit der Bienen beizutragen.
                           Die Lage, welche man den Bienenstoͤken gibt, ist von groͤßter
                              Wichtigkeit. Die gegen Norden gelegene Seite muß im Sommer geschlossen und
                              ruͤkwaͤrts durch eine Heke oder eine Mauer geschuͤzt seyn. Die
                              beste Lage ist jene gegen Suͤdost und im Fruͤhlinge gegen
                              Suͤden. In dem Maße als die Jahreszeit fortschreitet, soll man den
                              Stoͤken eine solche Bewegung geben, daß sie der Sonne folgen; sobald die
                              Sonne aber ein Mal 12 Stunden uͤber dem Horizonte bleibt, soll man die
                              Stoͤke gegen Suͤdost gerichtet lassen. Man treffe immer die Einrichtung, daß
                              Morgens die ersten Sonnenstrahlen auf die Stoͤke fallen; nur wenn die Sonne
                              zu stark brennt, gebe man um Mittag etwas Schatten.
                           Die Stoͤke seyen 20 Zoll oder 2 Fuß vom Boden entfernt, und der darunter
                              befindliche Boden oder Rasen rein; in der Nachbarschaft soll sich immer etwas Wasser
                              befinden; eine große Schuͤssel mit Wasser und etwas Moos oder mit einigen
                              Strohhalmen duͤrfte am geeignetsten seyn.
                           Man dulde keinen Ameisenhaufen in der Naͤhe seiner Bienenstoͤke; denn
                              diese Thiere sind die natuͤrlichen Feinde der Bienen; ebendieß gilt auch von
                              den Wespen, den Huͤhnern und anderen Voͤgeln.
                           In den ersten Tagen des Fruͤhlings oͤffne man die Thuͤren oder
                              Flugloͤcher nur einen Zoll weit; in dem Maße als die Jahreszeit
                              voranschreitet, oͤffne man sie aber immer mehr und mehr, um sie
                              spaͤter mit Eintritt der Kaͤlte wieder mehr zu schließen. Wespen und
                              Hornisse dulde man nie in der Nachbarschaft; das sicherste Mittel sie zu entfernen
                              ist, sich ihrer Koͤnigin zu bemaͤchtigen. Man lasse Licht in die
                              Behausung der Bienen treten, wenn man sieht, daß ihnen dieß nicht widerlich ist; nie
                              lasse man die Laden aber ohne Grund offen; man bringe zu diesem Behufe an jedem
                              Laden ein kleines Gewicht an, wodurch derselbe von selbst geschlossen wird.
                           Man ventilire die Kisten und die Glasgloken, wenn die Temperatur in denselben
                              uͤber 17° R. steigt.
                           Man reize die Bienen nie und auf keine Weise; eben so verwerflich ist es sie zu
                              jagen. Der mittlere Bienenstok soll nie auf irgend eine Weise beunruhigt werden.
                           Man halte immer einen einfachen Stok oder eine einfache Kiste, theils um die zu armen
                              Stoͤke zu verstaͤrken, theils um Schwaͤrme daraus zu
                              erhalten.
                           Man nehme seinen Bienen nicht zu viel Honig, sondern lasse ihn ihnen vielmehr im
                              Ueberflusse; denn wer seine Bienen entbloͤßt, entzieht sich selbst den
                              Gewinn. Nie beruͤhre man, um den Honig zu gewinnen, den mittleren Stok.
                           Honig erster Qualitaͤt erhaͤlt man mittelst meiner seitlichen
                              Bienenstoͤke in den Monaten Mai und Junius, und zwar ohne daß ein Nachtheil
                              fuͤr den Bienenstok daraus erwachst. Die Leichtigkeit, mit der man eine volle
                              Gloke oder Kiste ausnehmen und durch eine leere ersezen kann, gibt ein ganz
                              vortreffliches Mittel zur Verhuͤtung des Schwaͤrmens an die Hand. Noch
                              Mitte Augusts kann man die Gloken und die seitlichen Kisten ausnehmen; allein
                              spaͤter soll man nur mit groͤßter Vorsicht daran gehen, damit den
                              Bienen ein hinlaͤnglicher Vorrath fuͤr den Winter bleibt; nur wenn die
                              Witterung sehr guͤnstig ist, kann man spaͤter noch eine Ernte machen,
                              doch ist dieß fuͤr keinen Fall sehr klug. Bevor man das Eisenblech zum Behufe
                              der Herstellung der Communication zwischen dem Pavillon und der seitlichen Kiste
                              zuruͤkzieht, muß man leztere mit fluͤssigem Honige ausreiben, um die
                              Bienen in dieselbe zu loken. Auch darf hier keine Ventilation geduldet werden; denn
                              die Bienen wuͤrden wahrscheinlich lieber aus dem Pavillon auswandern, als in
                              einen kalten Stok einziehen. Ich muß hierauf wohl aufmerksam machen, denn bereits
                              einige Personen haben mir geklagt, daß ihre Stoͤke lieber schwaͤrmten,
                              als daß sie sich seitlich ausbreiteten. Wenn man eine der seitlichen Kisten
                              abgenommen hat, so muß man die Loͤcher der durchbrochenen Blechroͤhre,
                              in welche das Thermometer eingesenkt wird, verstopfen; denn es geschieht nicht
                              selten, daß diese Loͤcher von den Bienen gegen Ende Novembers oder je nach
                              der Witterung auch fruͤher mit Stopfwachs verlegt werden.
                           Im Winter bringe man die Bienenstoͤke an einen trokenen, kalten, ruhigen,
                              gegen Norden oder Nordost gekehrten Ort. Den Eingang zu dem Stoke verschließe man
                              mit einem Drahtgitter oder mit einem ausgeschlagenen Zinkbleche, damit die Feinde
                              der Bienen abgehalten sind, und sie selbst dennoch genug Luft haben. Gegen Ende
                              Februar und sobald die Vegetation beginnt, aͤndere man die Lage der
                              Stoͤke; spaͤter bringe man sie immer mehr und mehr in die Sommerlage,
                              beobachte deren Wachsthum, und verfahre uͤbrigens wie gesagt worden.
                           
                        
                           Von dem Wachse.
                           Das Wachs ist genau und in der wahren Bedeutung genommen eine in dem Koͤrper
                              der Bienen erzeugte Substanz, aus der diese Insecten hauptsaͤchlich die Waben
                              verfertigen. Ich sage hauptsaͤchlich, weil zu jeder Zelle auch noch etwas
                              Vorwachs verwendet wird, welches eine zaͤhe Substanz ist, mit deren
                              Huͤlfe die Waben an dem Stoke oder an der Kiste befestigt werden. Das
                              kaͤufliche Wachs ist ein aus den Waben gewonnenes Product, welches man auf
                              folgende Weise erhaͤlt. Nachdem man allen Honig, der in den Waben enthalten
                              war, abtropfen ließ, gebe man sie in einen Kessel, in welchen man so viel Wasser
                              bringt, daß sie davon bedekt sind. Dieß erhize man uͤber einem hellen Feuer,
                              bis Alles geschmolzen ist, und bis das Wachs und die damit verbundenen
                              Unreinigkeiten oben schwimmen. Dann schuͤtte man das Ganze in einen starken
                              Sak aus Canevas von der Form der Syrupfilter, und werfe es in heißes Wasser. Das
                              Wachs wird in der Siedhize bald aufgeloͤst oder fluͤssig; allein ein
                              Theil bleibt mit Unreinigkeiten vermengt. Der Sak wird daher wieder in siedendes
                              Wasser gebracht, um dessen Inhalt zu erweichen, und hierauf auf einer schiefen
                              Flaͤche mit einer schweren Walze das Wachs ausgepreßt; dasselbe kann auch
                              geschehen, indem man den Sak zwischen zwei erhizte Metallplatten in eine Presse
                              bringt. Nachdem man das Wachs gesammelt hat, schmilzt man dasselbe abermals
                              uͤber einem gelinden Feuer, wobei man ihm zur Verhinderung des Anbrennens
                              etwas Wasser zusezt. Endlich gießt man es in Model, oder man laͤßt es auf
                              einen hoͤlzernen Cylinder von 2 Fuß im Durchmesser und 2 Fuß Laͤnge
                              fallen, welcher zur Haͤlfte in Wasser untertaucht, und den man
                              bestaͤndig umdreht. Das Wachs wird auf diese Weise abgekuͤhlt, und
                              bildet bandartige Streifen, die man auf Plagen gebracht unter dem Einflusse der Luft
                              und des Lichtes bleicht. Es gibt uͤbrigens Wachs, welches nie gut bleicht.
                              Gutes Wachs ist schoͤn dunkelgelb, fest, bruͤchig, leicht schmelzbar
                              und von angenehmem balsamischen Geruche.
                           
                        
                           Anhang.
                           Das Journal des connaissances usuelles, welches Hrn. Nutt im Namen des Comité
                                 d'agriculture die große silberne Medaille fuͤr seine Anleitung zur
                              Bienenzucht zustellen ließ, hat sich entschlossen, selbst einige Nutt'sche Bienenstoͤke zu halten, und nicht nur
                              die Resultate, zu denen es selbst gelangt, sondern auch die Beobachtungen anderer,
                              die sich gleichfalls solche Stoͤke anschafften, in seinen Spalten bekannt zu
                              machen. Wir werden das Wesentliche aus diesen Beobachtungen fuͤr unsere Leser
                              ausheben, und fuͤgen jezt schon folgenden Nachtrag bei, den wir aus dem
                              lezten Aprilhefte dieser Zeitschrift entnehmen.
                           Der Nutt'sche Bienenstok kann wie jeder andere durch einen
                              Schwarm, den man in den mittleren Behaͤlter bringt, bevoͤlkert werden;
                              allein dieser Schwarm muß stark seyn und eine sehr fruchtbare Koͤnigin haben,
                              wenn der Stok schon am Ende des ersten Jahres so bevoͤlkert seyn soll, daß
                              man gleich beim Beginne des naͤchsten Fruͤhlinges eine Honigernte
                              erwarten darf. Da solche Schwaͤrme jedoch selten sind, und da diejenigen, die
                              eine neue Methode befolgen, gewoͤhnlich bald die Resultate derselben zu sehen
                              verlangen, so ist es im Falle man keinen hinreichend starken Schwarm hat, besser,
                              mehrere Stoͤke in einen zu vereinigen. Wir haben hiebei die von Hrn. Nutt empfohlene Raͤucherungsmethode versucht, die
                              uns bei einem schwachen Stoke auch gelang; allein anderen, die sie gleichfalls
                              erproben wollten, mißlang sie; und da sie demnach eine genaue Kenntniß und große
                              Erfahrung zu erfordern scheint, so koͤnnen wir sie nur denen anrathen, die leztere
                              wirklich schon besizen. Wir befolgen demnach zum Behufe der Bevoͤlkerung der
                              neuen Stoͤke lieber die Methode der Umfuͤllung (transvasement), und bedienen uns dabei zur Befestigung der Waben lieber
                              kleiner Haselnußstaͤbchen, als der von Nutt empfohlenen Metalldraͤhte.
                              Die Umfuͤllungsmethode ist in folgendem Schreiben der Madame de Souville vollkommen dargestellt.
                           
                              „Der mittlere Pavillon meines Nutt'schen
                                 Bienenstokes wimmelt gegenwaͤrtig von einer zahlreichen und
                                 kraͤftigen Bevoͤlkerung, die das Resultat zweier schoͤner
                                 und eines mittelmaͤßigen gewoͤhnlichen Bienenkorbes ist. Die
                                 Vereinigung dieser gelang vollkommen; allein nicht durch die ungluͤkliche
                                 Raͤucherungsmethode, die mich noch um alle meine Bienen gebracht haben
                                 wuͤrde, sondern nach dem Verfahren eines benachbarten jungen Bauers, der
                                 mit großem Geschike Bienenzucht treibt. Dieser verpflanzte naͤmlich gegen
                                 11 Uhr Mittags den Inhalt der drei vollen in drei leere Koͤrbe, indem er
                                 leztere auf die umgestuͤrzten ersteren sezte, und dann eine halbe Stunde
                                 lang ringsherum an die vollen Stoͤke schlug. Die mit Honig und Wachswaben
                                 gefuͤllten Koͤrbe trug er, nachdem er sich uͤberzeugt
                                 hatte, daß die Koͤnigin sich in den leeren Korb begeben, ziemlich weit
                                 von dem neuen Domicile der Bienen weg, um dort den Honig auszunehmen und die
                                 schoͤnste Brut auszuwaͤhlen. Diese ausgewaͤhlten Waben
                                 befestigte er mit kleinen Haselnußruthen im Inneren des Pavillons. Nachdem die
                                 leeren Stoͤke bis zum Abende an einem abgelegenen Orte aufbewahrt worden
                                 waren, breitete er gegen Abend ein Tuch auf den Boden, und schuͤttete mit
                                 einem raschen, lebhaften Stoße alle drei Schwaͤrme darauf. Aus dem auf
                                 diese Weise aufgeschuͤtteten Bienenhaufen, der bei einem bedeutenden
                                 Durchmesser 4 Zoll Dike hatte, entfernte er hierauf zwei Koͤniginnen, mit
                                 Hinterlassung der dritten, welche er fuͤr die beste hielt. Nun brachte er
                                 6 Linien uͤber der Erde den mittleren Pavillon des Nutt'schen Stokes mit den Waben an, und da die Thierchen Schuz und
                                 Waͤrme bedurften, so begaben sie sich ohne allen Anstand, und wie in
                                 einer Procession in ihre neue Wohnung: so zwar, daß Abends 8 Uhr auch nicht eine
                                 einzige Biene mehr auf dem Tuche zuruͤkgeblieben, und auch nicht eine
                                 einzige zu Grunde gegangen war. Der Pavillon wurde hierauf sachte aufgehoben,
                                 und auf seinen Sokel gestellt, in dessen Schublade Futter angebracht war; die
                                 Bienen bleiben von 10 Uhr Abends bis zum zweitfolgenden Tage Morgens 5 Uhr in
                                 ihrer neuen Behausung eingesperrt, wo man sie, von ihrer Ruhe und dem Gelingen
                                 der Uebersiedelung uͤberzeugt, frei ausfliegen ließ. Alles geht seither
                                 auch seinen vollkommen geregelten Gang.“
                              
                           Wir haben dasselbe Verfahren auf unseren Rath auch mit den 
                              Nutt'schen Bienenstoͤken der Wittwe Casimir Perrier im Bois de Boulogne bei Paris befolgen sehen, und
                              es gelang abermals vollkommen. Weitere Bemerkungen sollen folgen in dem Maße, als
                              sie sich ergeben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
