| Titel: | Ueber Firnißbereitung. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXXXI., S. 449 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber Firnißbereitung.
                        Aus dem Dictionnaire technologique, Bd. XXII., S.
                              135.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        (Fortsezung und Beschluß von Heft 5, S.
                           364.)
                        Ueber Firnißbereitung.
                        
                     
                        
                           Fette Firnisse.
                           Die fetten Firnisse sind Terpenthinoͤhlfirnisse, zu welchen auch fixe Oehle,
                              die austroknend gemacht wurden, kommen; leztere ertheilen ihnen die erforderliche
                              Weichheit, ohne deßwegen ihren Uebergang in den festen Zustand merklich zu
                              verzoͤgern. Das Copalharz und der Bernstein sind immer ihre Grundlage. Ihre
                              Bereitung ist zwar sehr einfach, aber doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden,
                              und erheischt, um allen Unfaͤllen vorbeugen zu koͤnnen, nicht nur
                              große Sorgfalt, sondern auch eine gewisse Geschiklichkeit.
                           Die Apparate, welche man hiezu anwendet, sind sehr, einfach. In fast allen Schriften
                              uͤber den Copal- und Bernsteinfirniß wird angerathen, sich zu dieser
                              Operation eines glasirten irdenen Topfes mit oder ohne Dekel zu bedienen. Dieses
                              Verfahren scheint uns, abgesehen von der damit verbundenen Gefahr einer
                              Entzuͤndung, sehr mangelhaft zu seyn; jene Substanzen faͤrben sich
                              naͤmlich, wenn man sie in einem solchen Gefaͤße schmilzt,
                              betraͤchtlich, und muͤssen daher an und fuͤr sich schon einen
                              sehr dunklen Firniß liefern; derselbe wird dann durch das immer stark
                              gefaͤrbte Trokenoͤhl, welches ihm beigemischt wird, beinahe
                              schwaͤrzlich werden. Man begreift daher nicht, wie man mit solchen Mitteln
                              die weißen Copalfirnisse darstellen konnte, wovon in allen Werken uͤber
                              diesen Gegenstand die Rede ist.
                           Wenn man den Copal in dem Maaße, als er in Fluß kommt, mit den Oehlen verbinden
                              koͤnnte, so muͤßte man beinahe farblose Firnisse erhalten; diese
                              Aufgabe ist aber noch zu loͤsen. Tingry hat in
                              seinem Werke, jedoch in einer anderen Absicht, einen Apparat beschrieben, welcher
                              dazu bestimmt schien, diesen Zwek zu erreichen. Obgleich dieser sehr sinnreiche
                              Apparat ohne nuͤzliche Anwendung geblieben ist, so ist es vielleicht doch nicht
                              unmoͤglich, ihn durch einige Veraͤnderungen brauchbar zu machen. Er
                              besteht aus einem irdenen Ofen, der wie ein Windofen ohne Thuͤre aussieht,
                              und dessen Rost durch eine thoͤnerne Scheidewand ersezt ist, die in der Mitte
                              ein großes rundes Loch hat. Die zur Verbrennung erforderliche Luft streicht durch
                              mehrere im Umfange des Ofens angebrachte Loͤcher in denselben; ein etwas
                              conischer Cylinder aus Eisenblech, der einige Zoll kuͤrzer ist als der Ofen,
                              paßt in das Loch der Scheidewand, und verschließt es luftdicht. Dieser Cylinder
                              darf, wenn er sich an seiner Stelle befindet, nicht uͤber den oberen Rand des
                              Ofens hinausgehen, und muß entweder mit einem in ihn passenden Dekel aus Eisenblech
                              oder mit einem Pfropf aus gebrannter Erde oben moͤglichst gut verschlossen
                              werden koͤnnen; der untere Theil desselben bleibt offen. Innen muß dieser
                              Cylinder an seinem oberen Theile auch noch mit einigen Stiften ausgeruͤstet
                              seyn, an denen man einen Sak aus Metalltuch anhaͤngt, der mit Copal
                              gefuͤllt ist; die Oeffnung wird dann mit dem Dekel verschlossen; der Dekel
                              wird endlich an die Raͤnder des Cylinders mit Lehm anlutirt und eben so der
                              Cylinder an die Scheidewand. Nachdem alles so hergerichtet und der obere Theil des
                              Cylinders mit gluͤhenden Kohlen umgeben worden ist, wird der Copal schmelzen
                              und durch das Metalltuch unten aus dem Cylinder abstießen, ohne durch das Feuer
                              merklich veraͤndert worden zu seyn; man kann ihn sogleich aus dem Sak in
                              kochendes Oehl fallen lassen, damit er sich mit demselben verbindet. (Man sehe Fig. 15, 16, 17, 18 und 19.)
                           In der Firnißfabrikation sind schon große Verbesserungen vorgenommen worden, und sie
                              ist deren noch immer faͤhig. Man bedient sich nicht mehr des Steinguttopfes
                              der alten Lakirer, sondern hat ihn durch einen kupfernen Kolben (Fig. 11) ersezt; rings um
                              den Bauch dieses Gefaͤßes bringt man eine kupferne Rinne an, damit der
                              geschmolzene Copal, wenn er im Hals des Kolbens uͤber den Rand
                              hinauslaͤuft, sich in der Rinne sammelt, so daß man Zeit hat, das
                              Gefaͤß vom Feuer zu nehmen, ehe eine Entzuͤndung erfolgt Der Kolben
                              muß auch mit Henkeln oder einem sehr langen Griff versehen seyn, damit man ihn
                              bequem vom Feuer nehmen kann, ohne sich zu verbrennen; er muß endlich so groß seyn,
                              daß man vier bis sechs Pfund Copal auf ein Mal schmelzen kann, und dieser nimmt im
                              geschmolzenen Zustande bekanntlich einen drei bis vier Mal groͤßeren Raum
                              ein, als vorher. Dieses Gefaͤß hat vor den fruͤher
                              gebraͤuchlich gewesenen den Vorzug, daß die Hize darin viel
                              gleichfoͤrmiger und hoͤher ist; obgleich der Copal ein schlechter
                              Waͤrmeleiter ist,
                              so schmilzt er darin doch viel schneller, und veraͤndert sich folglich
                              weniger.
                           Hr. Mérimée, der sich viel mit
                              Firnißfabrikation beschaͤftigte, empfiehlt auf dem Halse jenes Kolbens eine
                              ungefaͤhr 2 Fuß lange und oben mit einem sehr engen Metalltuch versehene
                              eiserne oder kupferne Roͤhre anzubringen (Fig. 12, 13 und 14); auch will er
                              seitwaͤrts am Halse des Kolbens eine kleine Tubulatur angebracht haben, die
                              er mit einem Korkstoͤpsel verschließt, welchen er herauszieht, wenn er die
                              schmelzende Masse umruͤhren will. Die Daͤmpfe, welche sich
                              waͤhrend des Schmelzens entwikeln, gehen leicht durch das Metalltuch, und um
                              ihren unangenehmen Geruch zu beseitigen, kann man sie ohne Gefahr anzuͤnden.
                              Jene Roͤhre scheint uns sehr vortheilhaft zu seyn; die kleine Tubulatur
                              hingegen duͤrfte ihrem Zweke nicht sonderlich entsprechen. Das zweite Mal, wo
                              man sich des Kolbens bedient, ist dieser Theil naͤmlich schon so sehr mit
                              Firniß uͤberzogen, daß man den Kork nicht leicht herausziehen oder ersezen
                              kann; haͤlt er fest, so zerbricht man ihn, und die Tubulatur ist dann
                              unnuͤz, gelingt es aber ihn herauszubringen, so koͤnnen die durch
                              diese Oeffnung entweichenden Daͤmpfe Feuer fangen, und einen Unfall
                              verursachen. Wir glauben, daß es besser waͤre, die kleine Tubulatur
                              wegzulassen, und den Kolben vom Feuer zu heben, um mit der Eisenstange die
                              schmelzende Masse umzuruͤhren, nachdem man fuͤr einen Augenblik die
                              mit Metalltuch versehene eiserne Roͤhre weggenommen hat; sollte man die
                              Gasarten uͤber derselben angezuͤndet haben, so muͤßte man
                              natuͤrlich die Flamme ausloͤschen, ehe man die Roͤhre aus dem
                              Kolben zieht. Bei einiger Sorgfalt laͤßt sich diese Operation ohne die
                              geringste Gefahr vornehmen; man muß aber immer die Vorsicht gebrauchen, die
                              Haͤnde mit grober befeuchteter Leinewand zu umhuͤllen.
                           Man kann sich zur Bereitung der fetten Firnisse auch eines glaͤsernen Kolbens
                              bedienen. Dieses Verfahren ist zwar weniger oͤkonomisch, muß aber den oben
                              angegebenen vorgezogen werden, wenn es sich darum handelt, schoͤne Producte
                              zu erhalten. Da der Copal ein schlechter Waͤrmeleiter ist, und deßhalb
                              moͤglichst schnell geschmolzen werden muß, damit die Theile, welche zuerst in
                              Fluß kamen, sich nicht verkohlen, ehe die uͤbrigen vollends schmelzen, so muß
                              man, damit das Gefaͤß, worin er enthalten ist, nicht springt, dasselbe
                              anfangs in einer Entfernung von beilaͤufig 18 Zoll vom Feuer halten, es ihm
                              dann allmaͤhlich naͤhern, und es endlich auf einen eisernen Dreifuß
                              stellen, so daß es die gluͤhenden Kohlen beinahe beruͤhrt. Man kann
                              sich auch, um den Copal waͤhrend des Schmelzens im Glaskolben
                              umzuruͤhren, einer Glasstange bedienen, aber nur mit großer Vorsicht, denn bei dem
                              geringsten Stoß gegen seinen Boden, welcher immer sehr duͤnn ist, kann er
                              zerbrechen, worauf die Operation verloren waͤre. Um dieses zu vermeiden, ist
                              es besser, den Kolben einen Augenblik vom Feuer zu nehmen, und ihm dann eine
                              drehende Bewegung zu ertheilen. In diesem Falle muß man sich einer etwas starken
                              eisernen Zange bedienen, deren Arme beim Zusammen, gehen einen Ring bilden, womit
                              man den Hals des Kolbens faßt. Es waͤre viel einfacher ihn mit der Hand vom
                              Feuer zu nehmen, indem man dieselbe mit groben Lappen umhuͤllt, um sich nicht
                              zu verbrennen; dabei wird aber der Hals des Kolbens, so weit ihn die Huͤlle
                              der Hand beruͤhrt, abgekuͤhlt, und ein Theil des fluͤchtigen
                              Oehles, welches sich waͤhrend der Operation entbindet, verdichtet. Lezteres
                              laͤuft dann am Halse des Kolbens auf den Boden hinab, verkohlt sich, und
                              erzeugt schwarze Streifen, welche das Product stark faͤrben.
                           Der Kolben muß nach jeder Operation gereinigt werden; dieß ist sehr leicht, wenn man
                              heißes Terpenthinoͤhl dazu anwendet, welches man dann zu den folgenden
                              Operationen nimmt. Wenn Firniß von einer vorhergehenden Operation im Kolben
                              zuruͤkbleibt, so verkohlt er sich waͤhrend des Schmitzens des Copals,
                              und man erhaͤlt ein gefaͤrbtes Product.
                           Wenn man darauf achtet, daß der Kolben nicht zu schnell erhizt wird, und auch langsam
                              erkaltet, so kann man sich eines solchen oͤfters bedienen, denn er zerbricht
                              beinahe immer entweder im Anfange und am Ende der Operation.
                           Mit solchen Glaskolben kann man jedes Mal nur ein Pfund Copal schmelzen; ein Kolben,
                              der acht Pfund Wasser faßt, ist groß genug.
                           Ein verstaͤndiger und mit diesen Manipulationen vertrauter Arbeiter kann
                              wenigstens zwei Kolben zugleich bedienen, und also an einem einzigen Tage eine sehr
                              große Menge Firniß bereiten.
                           
                        
                           Copalfirniß.
                           
                              
                                 Harter Copal
                                 8 Unzen.
                                 
                              
                                 Trokenoͤhl
                                 2–3 oder 4 Unzen.
                                 
                              
                                 Terpenthinoͤhl
                                 8 Unzen.
                                 
                              
                           Man vertheilt diese 3 Substanzen in besondere Gefaͤße, schmilzt den Copal auf
                              angegebene Weise, erhizt das bleiglaͤttehaltige Leinoͤhl bis beinahe
                              zum Sieden und sezt es dann in kleinen Portionen dem geschmolzenen Copal zu, indem
                              man nach jedem Zusaz umruͤhrt, um die Verbindung zu beguͤnstigen.
                              Nachdem das Oehl und der Copal vermischt sind, sezt man auch, und zwar in kleinen
                              Portionen, das Terpenthinoͤhl zu, welches ebenfalls vorher erhizt worden seyn muß. Da das
                              Gemisch von Leinoͤhl und Copal eine viel hoͤhere Temperatur hat, als
                              diejenige ist, wobei das Terpenthinoͤhl kocht, so verwandeln sich die ersten
                              Portionen, welche man von lezterem zusezt, beinahe ganz in Dampf. Um diesen Verlust
                              zu vermeiden, kann man nach dem zweiten oder dritten Zusaz warten, bis das Gemisch
                              sich ein wenig abgekuͤhlt hat, ehe man den Rest zusezt.
                           Man kann beim Zusezen des Terpenthinoͤhls nicht vorsichtig genug seyn, denn
                              die Daͤmpfe, welche in reichlicher Menge aus dem Gefaͤße emporsteigen,
                              worin das Gemisch enthalten ist, entzuͤnden sich ungemein leicht, und
                              koͤnnen dadurch große Unfaͤlle veranlassen. Ist der Firniß fertig und
                              auf ungefaͤhr 40 oder 32° R. erkaltet, so filtrirt man ihn durch
                              Leinewand, um die fremdartigen Koͤrper oder Stuͤke von ungeschmolzenem
                              Copal, welche darin enthalten seyn koͤnnten, abzusondern. Die
                              Copalstuͤke nimmt man dann zu gewoͤhnlichen Firnissen, welche immer
                              gefaͤrbt sind.
                           Beinahe alle Firnißfabrikanten sind der Meinung, daß man zuerst das Trokenoͤhl
                              mit dem geschmolzenen Copal verbinden muß, ehe man das Terpenthinoͤhl zusezt.
                              Dieß ist aber ein Irrthum. Siedend heißes Terpenthinoͤhl verbindet sich sehr
                              leicht mit schmelzendem Copal, und wir glauben, daß man wenigstens in gewissen
                              Faͤllen besser thut, diese beiden Substanzen mit einander zu verbinden, ehe
                              man das Trokenoͤhl zusezt. Wollte man aber sogleich alles
                              Terpenthinoͤhl in das Gefaͤß schuͤtten, worin der geschmolzene
                              Copal enthalten ist, so wuͤrde, wie bereits bemerkt wurde, eine große Menge
                              Oehl verdampfen und rein verloren gehen; man muß daher das Terpenthinoͤhl in
                              geringer Menge auf zwei oder drei Mal zusezen und jedes Mal umruͤhren;
                              obgleich nun nach jedem Oehlzusaz ein betraͤchtliches Aufsieden Statt findet,
                              und eine reichliche Menge Dampf aus dem Gefaͤße austritt, so
                              verfluͤchtigt es sich doch nicht ganz, sondern es bleibt immer eine gewisse
                              Menge davon in Verbindung mit dem Copal, welche hinreicht um die Vereinigung des
                              uͤbrigen zu beguͤnstigen, nachdem sich die Masse ein wenig
                              abgekuͤhlt hat. Bei Bereitung weißer Copalfirnisse, die man erhaͤlt,
                              wenn man sehr schoͤnen Copal und farbloses Trokenoͤhl anwendet,
                              wuͤrde sich natuͤrlich lezteres, wenn man es bis zum Sieden erhizen
                              wollte (und bloß in der Siedhize kann es sich mit dem Harz vereinigen)
                              faͤrben, so daß der beabsichtigte Zwek nicht erreicht werden koͤnnte.
                              Anders verhaͤlt es sich aber bei dem oben angegebenen Verfahren; denn einer
                              Aufloͤsung von Copal in Terpenthinoͤhl, die noch sehr heiß ist,
                              laͤßt sich Terpenthinoͤhl, welches bloß auf 40 oder 45° R.
                              erhizt ist, sehr leicht einverleiben. Wenn man also den Copal auf eine Art geschmolzen hat, daß er
                              sich nicht faͤrben konnte, so wird man damit einen sehr schoͤnen und
                              eben so guten Firniß erhalten.
                           Den Copalfirniß soll man wo moͤglich nicht sogleich nach seiner Bereitung
                              anwenden; er klaͤrt sich in der Ruhe und wird mit der Zeit besser. Wollte man
                              ihn sogleich anwenden, so muͤßte er eine syrupartige Consistenz haben,
                              waͤhrend er, wenn man ihn aufbewahren will, etwas fluͤssiger seyn muß,
                              weil er mit der Zeit selbst in gut verschlossenen Gefaͤßen viel diker wird.
                              Man kann ihn mit Terpenthinoͤhl verduͤnnen, aber auf Kosten seiner
                              Guͤte: er muß dann sogleich verbraucht werden; sonst faͤllt
                              meistentheils nach einigen Tagen ein Antheil Copal als eine dike Gallerte nieder,
                              selbst wenn man, was durchaus noͤthig ist, das Terpenthinoͤhl und den
                              Firniß vor ihrer Vermischung erhizt hat.
                           Man aͤndert die Menge des Trokenoͤhls, wie man dieß aus unserer
                              Vorschrift ersieht, nach der Anwendung, wozu der Firniß bestimmt ist, ab.
                              Enthaͤlt er davon viel, d.h. die groͤßte angegebene Menge, so
                              behaͤlt er mehr Elasticitaͤt und ist leichter anzuwenden, troknet aber
                              nicht so schnell. Man muß solchen also vorzugsweise fuͤr biegsame
                              Koͤrper, wie Leder, Wichsleinewand etc. gebrauchen. Nimmt man hingegen wenig
                              Leinoͤhl dazu, so troknet er schneller und nimmt eine schoͤnere
                              Politur an; da er aber nicht besonders weich bleibt, so kann er nur auf harte
                              unbiegsame Koͤrper aufgetragen werden, wie Eisen, Kutschenfuͤllungen
                              etc.
                           Das angegebene Verhaͤltniß von Leinoͤhl kann zwar abgeaͤndert,
                              aber weder sehr vergroͤßert, noch um Vieles vermindert werden. Eine
                              groͤßere Menge Oehl wuͤrde der Haltbarkeit des Firnisses schaden, und
                              da er zu langsam austroknen wuͤrde, so koͤnnte sich der in der Luft
                              schwebende Staub an ihn anhaͤngen. Eine kleinere Quantitaͤt als die
                              geringste angegebene, waͤre eben so nachtheilig. Der Firniß wuͤrde zu
                              schnell austroknen, waͤre schwer zu vertheilen, wuͤrde troken und
                              sproͤde werden. Risse bekommen, und endlich gar nicht lange dauern. Ein guter
                              Firniß muß im Sommer nach 24 Stunden so fest werden, daß der Staub sich nicht mehr
                              an ihn anhaͤngen kann, und daß die Finger, wenn man sie darauf legt, keinen
                              Eindruk darin hinterlassen. In diesem Zustande kann er jedoch noch nicht als
                              vollkommen troken betrachtet werden, besonders wenn er polirt werden soll. Ehe man
                              diese Operation vornimmt, muß man die Gegenstaͤnde, worauf er aufgetragen
                              ist, noch mehrere Tage in einer warmen Stube austroknen.
                           Der Copalfirniß nimmt eine sehr schoͤne Politur an, und ist auch unter allen
                              Firnissen der glaͤnzendste und dauerhafteste; er wird fuͤr Holz, Eisen, Leder
                              etc., kurz uͤberall wo es sich um einen dauerhaften Firniß handelt,
                              angewandt.Wir erinnern die Firnißfabrikanten bei dieser Gelegenheit an eine
                                    Beobachtung, welche Berzelius machte, daß
                                    naͤmlich der Copal mit Aezammoniak in der Waͤrme stark
                                    aufschwillt, und eine klare Gallerte bildet, die sich in Alkohol zu einer
                                    farblosen klaren Fluͤssigkeit loͤst; er empfiehlt eine in
                                    Alkohol bereitete Aufloͤsung der Copalgallerte zum Lakiren von
                                    Gegenstaͤnden, die in der Waͤrme getroknet werden
                                    koͤnnen, und denen das vorhandene Ammoniak nicht nachtheilig ist
                                    (Polytechn. Journ. Bd. XXVI. S.
                                       156); durch die Entdekung Barnard's, daß
                                    das Kautschukohl den Copal schon in der Kaͤlte vollstaͤndig
                                    aufloͤst, wird die Fabrikation der Copalfirnisse endlich
                                    bedeutender Verbesserungen faͤhig (man vergleiche hieruͤber
                                    die Abhandlung im Polytechnischen Journal Bd. LVI. S. 288). A. d. R.
                              
                           
                        
                           Firniß, der bloß aus Copal und Leinoͤhl
                                 besteht.
                           Man bereitet auch einen Firniß, bloß aus gewoͤhnlichem Leinoͤhl und
                              Copal; dieser Firniß wuͤrde, wie es sich denken laͤßt, viel zu langsam
                              austroknen, als daß man ihn zum Firnissen gebrauchen koͤnnte; er wird von den
                              Malern fuͤr Gemaͤlde angewandt, aber nicht zum Ueberfirnissen
                              derselben, wo er wegen des langsamen Austroknens eher schaͤdlich als
                              nuͤzlich waͤre, sondern an Statt des Mohnoͤhls zum
                              Verduͤnnen bereits mit Oehl abgeriebener Farben, wenn dieselben zu dik sind.
                              Dieser Firnißzusaz gibt den Farben viel Leben und macht das Braun kraͤftiger;
                              uͤberdieß gewaͤhrt er noch den großen Vortheil, daß er das Einschlagen
                              verhindert. Man bereitet ihn ganz einfach, indem man ein Pfund Leinoͤhl mit
                              einem Viertelpfund schoͤnen Copals in einem Glaskolben, der 6 bis 8 Pfund
                              Wasser faßt, erhizt. Die Temperatur muß moͤglichst schnell bis zum Sieden
                              erhoͤht werden; der Copal blaͤht sich dann auf, schwimmt auf dem Oehl,
                              und zergeht endlich vollkommen, indem er eine große Menge eines fluͤchtigen,
                              scharfen und sehr unangenehmen Oehles entbindet und betraͤchtlich
                              aufschwillt.
                           
                        
                           Bernsteinfirniß.
                           Dieser Firniß ist immer stark gefaͤrbt und wird deßwegen wenig angewandt; man
                              bereitet ihn auf dieselbe Art wie den Copalfirniß, mit denselben Quantitaͤten
                              und den naͤmlichen Vorsichtsmaßregeln. Alles was wir vom Copal gesagt haben,
                              ist auch auf den Bernstein anwendbar.
                           
                        
                           Schwarzer Firniß fuͤr eiserne
                                 Gegenstaͤnde.
                           
                              
                                 Judenpech
                                   8 Unzen.
                                 
                              
                                 Kolophonium
                                   8   –
                                 
                              
                                 Trokenoͤhl
                                 16   –
                                 
                              
                                 Copal- oder Bernsteinfirniß
                                 16   –
                                 
                              
                                 Terpenthinoͤhl, eine hinreichende
                                    Menge.
                                 
                                 
                              
                           
                           Man schmilzt das Judenpech und Kolophonium in einer Pfanne uͤber gelindem
                              Feuer, sezt ihnen das Trokenoͤhl und dann den Copalfirniß zu; endlich
                              verduͤnnt man die Masse noch mit so viel Terpenthinoͤhl, daß man sie
                              leicht mit einer Buͤrste auftragen kann. Gewoͤhnlich sezt man diesem
                              Firniß auch noch etwas Kienruß zu, um ihn schwaͤrzer zu machen.
                           
                        
                           Terpenthinoͤhl-Firniß.
                           Man bereitet mehrere Terpenthinoͤhl-Firnisse; die meisten dienen aber
                              nur, um Farben fuͤr die Firnißmalerei anzuruͤhren, und nicht zum
                              Firnissen. Wir wollen hier nur die Bereitung des Gemaͤldefirnisses als des
                              wichtigsten angeben, und verweisen hinsichtlich der uͤbrigen auf Watin's und Tingry's
                              Werke.
                           
                        
                           Gemaͤldefirniß.
                           
                              
                                 Mastix in Koͤrnern
                                 16 Unzen.
                                 
                              
                                 Terpenthinoͤhl
                                 32   –
                                 
                              
                           Man bringt diese beiden Substanzen in einen Glaskolben und erhizt sie im Marienbade,
                              indem man von Zeit zu Zeit umruͤhrt, so lange, bis die Aufloͤsung
                              erfolgt ist. Dann laͤßt man den Firniß ein wenig erkalten und seiht ihn durch
                              Leinewand, um die fremdartigen Substanzen abzusondern, welche ihn bei
                              laͤngerer Beruͤhrung faͤrben koͤnnten. Man laͤßt
                              ihn hierauf acht oder zehn Tage lang ruhig stehen; es scheidet sich dann ein in
                              Terpenthinoͤhl unaufloͤsliches Harz daraus ab, das sich in kleinen
                              Warzen an die Seitenwaͤnde des Gefaͤßes anhaͤngt. Endlich
                              filtrirt man ihn durch ungeleimtes Papier; wenn der Mastix gut ausgelesen und das
                              Terpenthinoͤhl sorgfaͤltig rectificirt war, muß der Firniß beinahe so
                              weiß wie Wasser seyn.
                           Mehrere andere Substanzen, die wir nicht erwaͤhnt haben, vertreten in gewissen
                              Fallen die Firnisse, und werden nach gehoͤriger Zubereitung auch als solche
                              angewandt. Dahin gehoͤren verschiedene Gummiarten, Zuker, Eiweiß, die man in
                              Wasser zergehen ließ, endlich Wachs in Terpenthinoͤhl zergangen oder in
                              Wasser als Emulsion zertheilt. Leztere Substanz verdient einige Aufmerksamkeit. Ihre
                              Aufloͤsung in Terpenthinoͤhl bildet Firnisse, welche die
                              Kunstschreiner sehr oft auf Meublen aus Nußbaumholz anwenden. Mittelst Aezlauge in
                              Wasser zertheilt, dient das Wachs zum Ueberziehen gewisser Tischlerarbeiten und noch
                              oͤfters der getaͤfelten Fußboͤden, welchen man sodann einen
                              bedeutenden Glanz ertheilen kann, wenn man sie mit einer groben Buͤrste stark
                              reibt. In Wasser als Emulsion zertheilt, liefert es einen fuͤr die
                              Wachsmalerei sehr schaͤzbaren Firniß, der unter dem Namen Wachsmilch bekannt ist. Wir wollen seine Bereitung
                              angeben. Man schmilzt eine gewisse Menge weißen Wachses in einer Porcellanschale,
                              sezt dann eine gleiche Quantitaͤt Weingeist von 36° B. (0,837 specif.
                              Gew.) zu, ruͤhrt die Masse um, und schuͤttet hierauf das Ganze auf
                              einen breiten Reibstein; man erhaͤlt so eine koͤrnige Masse, die
                              keinen Zusammenhang hat; diese zertheilt man noch durch sanftes Reiben mit einem
                              Reibstein, wobei man von Zeit zu Zeit ein wenig Weingeist zusezt; wenn die ganze
                              Masse gut zertheilt zu seyn scheint, versezt man sie so lange mit Wasser in kleinen
                              Portionen, bis dasselbe ungefaͤhr das vierfache Gewicht des angewandten
                              Wachses betraͤgt. Man seiht die Emulsion dann durch ein Stuͤk Canevas,
                              um das nicht gehoͤrig zertheilte Wachs daraus abzuscheiden. Zum Auftragen
                              dieses Firnisses oder vielmehr dieses zertheilten Wachses bedient man sich eines
                              Pinsels von Dachshaaren, welchen man in die Wachsmilch eintaucht, und womit man die
                              ganze Oberflaͤche der Malerei sanft uͤberstreicht. Nachdem das in der
                              Wachsmilch enthaltene Wasser verdunstet ist, scheint das Gemaͤlde mit einem
                              weißen sehr feinen Staube bedekt zu seyn, der ihm nicht anklebt. Hierauf
                              fuͤllt man ein mit einem hoͤlzernen Griff versehenes Gehaͤuse
                              aus Eisendraht mit gluͤhenden Kohlen, und faͤhrt damit sanft und sehr
                              vorsichtig uͤber die Malerei hin; das zertheilte Wachs schmilzt und
                              verbreitet sich uͤber die ganze Oberflaͤche. Man laͤßt es
                              erkalten und gibt den Glanz, indem man es mit weicher Leinewand oder einer
                              Buͤrste reibt. Man kann auf dieselbe Art mehrere Schichten auftragen, wenn
                              man es fuͤr noͤthig haͤlt. Laͤßt der Glanz etwas nach,
                              so braucht man nur neuerdings zu reiben, um ihn wieder herzustellen. Nach
                              fuͤnf bis sechs Wochen, wo das Wachs erst ganz erhaͤrtet ist, nimmt es
                              bei nochmaligem Reiben einen viel schoͤneren Glanz an, und dieser
                              verschwindet dann nicht mehr.
                           Das Wachs ist unveraͤnderlich und folglich auch der damit bereitete Firniß. Im
                              Alterthume benuzte man es zu Farben, wie heut zu Tage das Oehl, und diesem Umstande
                              verdanken wir die Erhaltung der Gemaͤlde an den Mauern von Herculanum und
                              Pompeji.
                           
                        
                           
                           Beschreibung der Apparate zur Firnißfabrikation.
                           Weingeistfirniß.
                           Fig. 6.
                              Destillirapparat, der auf seinem Ofen aufgesezt und mit einem Schlangenrohre
                              versehen ist. Er unterscheidet sich von den gewoͤhnlichen bloß durch die
                              Eisenstange, welche bis auf den Boden des Marienbades hinabreicht, und welche oben
                              mit einer Kurbel, unten aber mit einem Kreuze versehen ist.
                           Fig. 7 zeigt
                              den Hut des Kolbens im Durchschnitt, damit man das eiserne Stuͤk sehen kann,
                              welches quer durch denselben geht, und in seiner Mitte ein Loch hat, welches der
                              Dille des Hutes senkrecht gegenuͤber liegt; es dient dazu, die Eisenstange in
                              senkrechter Stellung zu erhalten.
                           Fig. 8 zeigt
                              das Marienbad im Durchschnitt, damit man die Stange sieht, die mit einem Kreuz
                              versehen ist, und bis auf dessen Boden hinabreicht.
                           Fig. 9 zeigt
                              die Eisenstange mit ihrer Kurbel; unten ist sie mit einem vierekigen Stuͤk
                              versehen, uͤber welches das eiserne Kreuz paßt und mit welchem lezteres durch
                              eine Schraube verbunden wird.
                           Fig. 10 zeigt
                              das eiserne Kreuz von der Stange abgenommen; in der Mitte hat es ein vierekiges
                              Loch, in welches das Vierek der Stange paßt.
                           
                        
                           Apparate zur Fabrikation der fetten Firnisse.
                           Fig. 11 zeigt
                              den kupfernen Kolben, welcher um seinen Bauch eine Art von Traufe aus demselben
                              Metalle hat, die dazu dient, den geschmolzenen Copal zuruͤkzuhalten, wenn
                              derselbe uͤber das Gefaͤß hinaussteigen wuͤrde. Dieser Kolben
                              ist mit Henkeln versehen, damit man ihn bequem von einem Orte zum anderen
                              transportiren kann.
                           Fig. 12.
                              Derselbe Kolben, nach Angabe des Hrn. Mérimée mit einer kupfernen oder eisernen Roͤhre, die
                              mit Drahttuch versehen ist, ausgestattet.
                           Fig. 13 zeigt
                              die mit Drahttuch versehene Roͤhre des Herrn Mérimée, vom Kolben abgenommen, im Aufriß; unten hat sie
                              eine Kehle, die in den Hals des Kolbens paßt.
                           Fig. 14.
                              Dieselbe Roͤhre des Hrn. Mérimée im
                              Grundriß.
                           
                        
                           Tingry's Apparat zum Schmelzen des Copals.
                           Fig. 15 zeigt
                              den ganzen Apparat im Durchschnitt, damit man die Stellung der eisernen
                              Roͤhre sieht, welche durch den Ofen geht, und worin der Copal geschmolzen
                              wird.
                           
                           Der ganze leere Raum zwischen der Roͤhre und der inneren Seitenwand des Ofens
                              dient zur Aufnahme von Kohlen. Die zur Verbrennung erforderliche Luft dringt durch
                              Loͤcher in den Ofen, die im Umkreise desselben angebracht sind.
                           Fig. 16 zeigt
                              den Sak aus Metalltuch, in welchen man den Copal legt; er paßt in die eiserne
                              Roͤhre und stuͤzt sich auf deren oberen Rand.
                           Fig. 17.
                              Dekel aus gebrannter Erde, welchen man auf die Roͤhre legt; er dient, die
                              Communication zwischen dem Feuer und dem Copal zu unterbrechen, und wird mit
                              Ofenerde lutirt.
                           Fig. 18. Eine
                              Schale, die man unter die Roͤhre stellt, und welche den schmelzenden Copal
                              aufnimmt, so wie er herabfließt.
                           Fig. 19 zeigt
                              den ganzen Apparat von Außen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
