| Titel: | Anhang zu Hrn. Wilson Neil's Abhandlung über die Firnißbereitung. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXXXII., S. 460 | 
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                        LXXXII.
                        Anhang zu Hrn. Wilson Neil's Abhandlung uͤber die
                           Firnißbereitung.Der hoͤchst interessante Aufsaz des Hrn. Neil,
                                 zu welchem gegenwaͤrtiger Nachtrag gehoͤrt, ist im Polytechn.
                                 Journale Bd. LII. S. 302 u. S. 372 enthalten. A. d. R.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              Maͤrz 1835, S. 203.
                        Anhang zu Neil's Abhandlung uͤber die Firnißbereitung.
                        
                     
                        
                           Leinoͤhl.
                           Man gebe 25 Gallons Leinoͤhl in einen eisernen oder kupfernen Topf, welcher
                              wenigstens 30 Gallons zu fassen vermag, zuͤnde ein Feuer darunter an, und
                              steigere die Hize allmaͤhlich so, daß das Oehl zwei Stunden lang gelinde
                              siedet. Waͤhrend dieser Zeit verdunstet die in dem Oehle enthaltene
                              Feuchtigkeit, und wenn sich Schaum auf die Oberflaͤche erhebt, so nehme man
                              diesen ab, und bewahre ihn zu niedrigeren Zweken eigens auf. Hierauf steigere man
                              das Feuer allmaͤhlich, und streue in kleinen Quantitaͤten 3 Pfd.
                              schuppige Bleiglaͤtte (W. B. scale litharge), 3
                              Pfd. guten Mennig und 2 Pfd. tuͤrkischen Oker (umber) ein, welche vollkommen troken und frei von aller Feuchtigkeit seyn
                              muͤssen. Wuͤrde man feuchte Troknungsmittel anwenden, so wuͤrde
                              sich das Oehl aufblaͤhen, dunkel werden, truͤb und dik, klebrig und
                              zaͤh aussehen, nicht in gehoͤriger Zeit troknen und erhaͤrten,
                              und beim Auftragen nicht nur wie eine Haut auf den Gegenstaͤnden liegen,
                              sondern sich auch sehr leicht in Blaͤschen erheben.
                           Sobald nun die Troknungsmittel dem Oehle zugesezt worden sind, verhindere man durch
                              fortwaͤhrendes Umruͤhren, daß sie sich zu Boden sezen, weil sie sonst
                              anbrennen und das Oehl schwarz faͤrben, oder es auch zu dik machen
                              wuͤrden, bevor es noch hinreichend gekocht hat. Das Feuer ist so zu regeln,
                              daß das Oehl vom Zeitpunkte des Zusazes der Troknungsmittel an drei Stunden lang
                              langsam fortsiedet; sobald sich nach Ablauf dieser Zeit kein Schaum mehr bildet, und
                              wenig oder gar kein Rauch aus dem Oehle emporsteigt, muß man sich einiger
                              Federspulen bedienen. Dergleichen Federspulen muß man naͤmlich alle 2 Minuten
                              in das Oehl eintauchen; denn wenn das Oehl hinreichend gekocht hat, so werden die
                              Federn knattern, oder sich ganz verbrannt aufkruͤmmen. Ist dieß der Fall, so
                              loͤsche man das Feuer alsogleich aus, und lasse das Oehl wenigstens 10 bis 24
                              Stunden lang oder daruͤber in dem Topfe stehen, denn die Troknungsmittel
                              sezen sich weit schneller zu Boden, wenn man das Oehl in dem Topfe selbst
                              abkuͤhlen laͤßt, als sie sich sezen, wenn dieses unmittelbar nach dem
                              Sieden aus dem Topfe herausgenommen wird.
                           Das gesottene Oehl soll jederzeit in dazu eingerichteten Gefaͤßen oder in
                              Behaͤltern, welche mir Blei ausgefuͤttert und gegen die Sonne
                              geschuͤzt sind, aufbewahrt werden; bleierne Behaͤlter
                              beguͤnstigen die Klaͤrung und die troknende Eigenschaft. Es muß vor
                              dem Zutritte der Luft und der Sonne verwahrt bleiben, indem es sonst schmierig und
                              klebrig, oder, wie man zu sagen pflegt, kleistrig wird. Gutes, nach diesen
                              Anweisungen gesottenes Oehl wird blaß, duͤnn, fluͤssig und
                              glaͤnzend seyn; es wird sich mit dem Pinsel oder der Buͤrste leicht
                              auftragen lassen, und beim Troknen glaͤnzend und hart werden, ohne
                              Unebenheiten zu bekommen. Einige Firnißsieder sezen dem gesottenen Oehle Harz zu, um
                              auf diese Weise dessen Quantitaͤt zu vermehren; dieß ist jedoch ein Betrug,
                              denn der Art verfaͤlschtes Oehl wird den Farben sehr schaͤdlich, indem
                              es lange klebrig bleibt, und sich beim Auftragen mit dem Pinsel schmierig zeigt,
                              oder sich verkleistert. Selbst wenn solches Oehl getroknet ist, wird dessen
                              Oberflaͤche gewoͤhnlich schwarz; auch faͤllt es bald ab, so daß
                              die Gegenstaͤnde, die dadurch geschuͤzt werden sollen, weder der
                              Sonne, noch der Witterung Stich halten.
                           
                        
                           Mohnoͤhl.
                           Auch dieses bekanntlich sehr milde Oehl erfordert eine vorlaͤufige Behandlung,
                              um es schneller troknen zu machen. Da es eine blaͤssere Farbe hat, als die
                              uͤbrigen Oehle, und da die Erfahrung zeigte, daß sich zarte Farben, wenn sie
                              mit diesem Oehle abgerieben werden, nicht so leicht veraͤndern, so gibt man
                              ihm in solchen Faͤllen den Vorzug vor den uͤbrigen Oehlen. Ich theile hier
                              folgende beide Methoden das Mohnoͤhl schnell troknend zu machen mit.
                           Erstes Verfahren. Man gebe in vier Pinten reinen weichen
                              Wassers zwei Unzen auslaͤndischen weißen Vitriol (foreign white copperas), und erwaͤrme das Wasser in einem reinen
                              kupfernen oder glasirten irdenen Gefaͤße, bis der Vitriol aufgeloͤst
                              ist. Dann gieße man die Aufloͤsung in eine reine glaͤserne oder
                              steinerne Flasche, welche drei Gallons zu fassen vermag, seze ihr 1 1/2 Gallons
                              Mohnoͤhl bei, und schuͤttle die Flasche regelmaͤßig und lebhaft
                              wenigstens zwei Stunden lang. Nach Ablauf dieser Zeit gieße man den Inhalt in eine
                              weite irdene Schale aus, in der man ihn acht Tage ruhig stehen lassen soll, wo dann
                              das Oehl klar und hell obenauf stehen wird, und mit einem Loͤffel abgenommen
                              werden kann. Endlich seze man das abgenommene Oehl in einer glaͤsernen
                              Flasche der Einwirkung des Lichtes aus, an welchem es in wenigen Wochen vollkommen
                              klar und farblos werden wird.
                           Zweites Verfahren. Man gibt in vier Pinten reinen weichen
                              Wassers zwei Unzen weißen Vitriol, und erwaͤrmt das Wasser wie beim vorigen
                              Verfahren. Dann sezt man 1 1/2 Gallons Mohnoͤhl, eine Unze calcinirte
                              Bittererde, und eine Unze gepuͤlverten Braunstein zu, und schuͤttelt
                              die Flasche wenigstens zwei Stunden lang sehr lebhaft, worauf man die Masse in einen
                              neuen flanellenen, uͤber einem flachen irdenen Geschirre aufgehaͤngten
                              Sak leert. Wenn die Fluͤssigkeit durch den Sak gelaufen ist, so werden die
                              Troknungsmittel herausgeschafft, der Sak ausgewaschen und zu einer neuen Operation
                              aufbewahrt. Das Oehl und das Wasser werden dann, nachdem sie eine Woche lang ruhig
                              gestanden haben, auf die oben beschriebene Weise von einander geschieden. Man stellt
                              das Oehl in einer Flasche an das Licht; je laͤnger es aufbewahrt wird, um so
                              blaͤsser wird es, und um so schneller wird es troknen.
                           
                        
                           Nußoͤhl.
                           Das ohne Mitwirkung der Waͤrme aus den Wallnuͤssen gewonnene Oehl ist
                              sehr blaß und sehr rein; von weit schlechterer Beschaffenheit ist jedoch jenes,
                              dessen man sich gewoͤhnlich in den Kuͤnsten und Gewerben bedient;
                              dieses troknet naͤmlich wegen der Roͤstung oder Erhizung, der man die
                              Nuͤsse vor dem Auspressen aussezte, weit schneller, als das kalt gepreßte;
                              leider ist es aber dabei auch weit dunkler von Farbe. Das kalt gepreßte
                              Nußoͤhl muß, wenn man es schneller troknen machen will, auf dieselbe Weise
                              behandelt werden, wie das Mohnoͤhl.