Titel: Ueber die Anwendung der sogenannten Verdrängungsmethode bei pharmaceutischen Zubereitungen; von Hrn. Guilliermond.
Fundstelle: Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XLVIIIXLVII., S. 299
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XLVIIIXLVII. Ueber die Anwendung der sogenannten Verdraͤngungsmethode bei pharmaceutischen Zubereitungen; von Hrn. Guilliermond. Aus der Thesis des Hrn. Guilliermond im Journal de Pharmacie. Julius 1835, S. 349. Ueber die Anwendung der sogenannten Verdraͤngungsmethode. Die sogenannte Verdraͤngungsmethode ist schon vielfach in gewissen Industriezweigen angewandt worden, um die aufloͤslichen Bestandtheile einer Substanz mit der moͤglichst geringen Menge des Aufloͤsungsmittels zu extrahiren. Dieses Verfahren gruͤndet sich auf eine Erscheinung, die zwar nicht allgemein, aber doch fuͤr viele Faͤlle guͤltig ist und haͤufig beobachtet werden kann, daß naͤmlich eine Fluͤssigkeit, die mit den aufloͤslichen Theilen eines Pulvers impraͤgnirt ist, in welchem sie sich vertheilt befindet, dieses Pulver verlaͤßt, wenn man eine neue Fluͤssigkeit auf dasselbe wirken laͤßt. Das Auslaugen, das Deken des Zukers, Real's Filtrirpresse,Real's Filtrirpresse besteht bekanntlich im Wesentlichen aus einem laͤnglichen Behaͤltniß von Zinn, in welches man das zuvor mit Wasser benezte Pulver bringt, und aus einer vertikalen Roͤhre, die auf dieses Behaͤltniß aufgeschraubt wird und eine schmale, aber lange Wassersaͤule zu fassen vermag. Die Fluͤssigkeit, womit die Roͤhre gefuͤllt ist, treibt diejenige, womit das Pulver benezt ist (welches daher mit Wasser keinen Teig bilden darf), aus und tritt an ihre Stelle, in Folge eines Druks, wie ihn eine Wassersaͤule auszuuͤben vermag, welche gleiche Hoͤhe mit der Fluͤssigkeit in der Roͤhre und gleiche Basis mit dem Durchmesser des Behaͤlters hat.A. d. R. Dumont's Filter,Dumont's Filter, welches man im Polyt. Journale Bd. XXXV. S. 358 beschrieben findet, dient zur Entfaͤrbung des Cassonadesyrups mittelst Kohle. Die hiezu angewandte Kohle enthaͤlt salzige Substanzen; man benezt sie zur Befreiung hievon im Apparate selbst mit einer gehoͤrigen Quantitaͤt Wasser, mit dessen Zuguß man nicht eher aufhoͤrt, als bis es geschmaklos ablaͤuft. Nun aber haͤlt das Kohlenpulver noch Wasser zuruͤk. Dieß wird seinerseits durch Syrup verdraͤngt, den man auf die Kohle gießt und der sich nicht mit dem Wasser vermischt. Man kann den Augenblik, wo alles Wasser ausgetrieben ist, daran wahrnehmen, daß ploͤzlich eine suͤße Fluͤssigkeit an die Stelle einer ganz geschmaklosen tritt. Wenn die Wirksamkeit der Kohle erschoͤpft ist, muß man dieselbe erneuern, aber sie zuvor von dem Syrup befreien, womit sie geschwaͤngert bleibt. Dieß erreicht man vollstaͤndig, indem man noch ein Mal Wasser auf die Kohle gießt. Der Syrup fließt nun durch den unteren Hahn ab, und zwar rein, so lange bis nach vollstaͤndiger Verdraͤngung desselben nun das Wasser nachfolgt. Wollte man die Kohle herausnehmen, um sie in einer Schuͤssel auszuwaschen, so wuͤrde man eine betraͤchtlich groͤßere Wassermenge anwenden muͤssen, ohne doch den Zwek so vollstaͤndig zu erreichen.A. d. N. Dubelloy's Kaffeemaschine sind die bekanntesten Anwendungen dieser Erscheinung; schon Vauquelin uͤberzeugte sich, als er abwechselnd suͤßes und salziges Wasser durch Sand laufen ließ, daß die Fluͤssigkeiten einander gegenseitig verdraͤngen. Spaͤter fuͤhrten die HH. Robiquet und Boutron dieses Verfahren in der organischen Chemie ein; sie brachten naͤmlich weißes Senfmehl, aus welchem der groͤßere Theil des fetten Oehls ausgepreßt worden war, in eine dike und lange Roͤhre, welche an einem Ende duͤnn ausgezogen, am anderen mit einem Stoͤpsel von Krystallglas verschlossen war, fuͤllten dieselbe vollends mit Aether und schlossen sie dann zu; die Einrichtung war so getroffen, daß der Aether nur sehr langsam abfließen konnte; diese Fluͤssigkeit wirkte auf das Oehl wie ein, Kolben und trieb dasselbe so zu sagen vor sich her, so daß das zuerst Abfließende fast reines Oehl war, welches kaum nach Aether roch. In der neuesten Zeit haben die HH. Boullay uͤber diese Erscheinung eine Abhandlung bekannt gemacht, worin sie dieselbe zum Gegenstand einer sowohl theoretischen als praktischen Untersuchung machten. Diese Chemiker stellten darin aber zwei Behauptungen auf, welche uns sehr unwahrscheinlich vorkamen, naͤmlich 1) daß der hohe Druk, welcher die Basis des Real'schen Systems ausmacht, ganz unnuͤz ist und 2) daß die Fluͤssigkeiten einander gegenseitig genau verdraͤngen.Die HH. Boullay behaupten naͤmlich, daß die Resultate der Real'schen Presse ganz und gar nicht von dem hohen Druk der Wassersaͤule abhaͤngen und daß man sie eben so gut dadurch erreichen kann, daß man bloß ein solches Gewicht Wasser uͤber das Pulver bringt, als noͤthig ist, die Fluͤssigkeit womit dasselbe genezt ist, vollstaͤndig zu verdraͤngen, mit Einem Worte ein Gewicht Wasser, welches dem des zu verdraͤngenden Wassers gleichkommt. Wenn man auf Einmal, doch vorsichtig, auf die Oberflaͤche des befeuchteten Pulvers ein Volumen Wasser gleich dem vom Pulver zuruͤk gehaltenen bringt, so wuͤrde dasselbe nach der Meinung dieser Chemiker die mit den aufloͤslichen Theilen gesaͤttigte Fluͤssigkeit eben so und in demselben Zustande vor sich her treiben, als in der Real'schen Presse, und an ihre Stelle treten, ohne sich damit zu vermischen. Sie empfehlen daher als Recipienten zur Aufnahme des Pulvers bloß einen glaͤsernen oder zinnernen Trichter anzuwenden; unter demselben kann man einen Hahn anbringen, welcher die Producte zu fractioniren gestattet; wenn dieser Hahn mit dem Recipienten durch eine enge Glasroͤhre verbunden ist, so kann er dazu dienen, zwei nicht mit einander mischbare Fluͤssigkeiten zu trennen, die man durch einander verdraͤngt hat. (Journale de Pharmacie. Junius 1833, S. 281. Erdmann's Journ. fuͤr techn. Chemie, 1833, Nr. 9, S. 96.A. d. R. Dieß veranlaßte mich diesen Gegenstand neuerdings aufzunehmen; die Versuche, welche ich unter der Aufsicht des Hrn. Soubeiran in der Centralapotheke in Paris anstellte, sind in zwei große Reihen getheilt: 1) Behandlung der Substanzen mit Wasser und 2) Behandlung mit Alkohol. Bei jeder dieser Reihe wandte ich dreierlei Verfahrungsarten an: 1) Das Einweichen oder die Cadet'sche Methode; das Pulver wurde naͤmlich mit seinem doppelten Gewicht Wasser befeuchtet, nach zwoͤlfstuͤndigem Aufweichen unter die Presse gebracht und die erhaltene Fluͤssigkeit durch ein gleiches Gewicht Wasser ersezt. 2) Die Methode mit ununterbrochener Verdraͤngung. 3) Das Einweichen und die Verdraͤngungsmethode; das Pulver wurde naͤmlich nach vorlaͤufigem Einweichen nach der Verdraͤngungsmethode behandelt. Alle Versuche wurden mit der groͤßten Sorgfalt angestellt. Man wandte immer destillirtes Wasser an. Alle Substanzen waren grob gepulvert, durch dasselbe Sieb geschlagen und das Pulver noch unter sich gemengt worden. Es wurde dann genau nach der Anzahl der Behandlungen, denen man es unterziehen wollte, abgetheilt. Ich bediente mich glaͤserner Trichter, in welchen das Pulver durch ein wenig Stroh und eine Schichte Baumwolle auf einer gewissen Hoͤhe erhalten wurde; es wurde nach seiner Beschaffenheit mehr oder weniger gehaͤuft; dann bedekte man es mit einem Stuͤk Filtrirpapier, welches durchloͤchert war und durch Glasstaͤbchen festgehalten wurde. Erste Reihe. Behandlung mit Wasser. Erster Versuch. Ratanhia.               Einweichung.               Verdraͤngung. Pulver 185 Gramm Gramm. Gramm. Wasser 370     –     1 Fluͤssigk.   100 gab   8 Extract Nach dem Auspressen hielt das Pulver     2     –   100   8     – 100 Gramm Wasser zuruͤk und ich     3     –   100   5     – bekam daraus 270 Gramm Fluͤssigk.     4     –   100   2     –     5     –   100   2     – Gramm. Gramm.     6     –   100   3     – 1 Fluͤssigk. 270 gab 13 Extr.     7     –   100   2     – 2     – 270   8 –     8     –   100   1     – 3     – 270   4 –     9     –   400   4     –     Summa 810 25          Summa 1200 35 Die Verdraͤngungsmethode lieferte also mehr Product, naͤmlich 35 Gramm Extract gegen 25. Sie war auch in Bezug auf die anzuwendende Wassermenge vortheilhafter. Bei dem Einweichen brauchte man 270 Gramm Wasser, um 15 Gramm Extract zu erhalten; bei der Verdraͤngungsmethode erhielt man hingegen 16 Gr. Extract, waͤhrend man nur 200 Gramm Wasser anwandte. Um 25 Gramm Extract zu erhalten, brauchte man also bei der Methode des Einweichens 810 Gramm Wasser, waͤhrend man mit nur 500 Gramm Wasser bei der Verdraͤngungsmethode ein gleiches Resultat erhielt. Die Fluͤssigkeit, welche man beim Einweichen gewann, war uͤberdieß truͤb roth, waͤhrend bei der Verdraͤngungsmethode im Gegentheil eine glaͤnzend rothe erhalten wurde. Diese Operation, mit einer neuen Quantitaͤt derselben Wurzel wiederholt, gab ein analoges Resultat.               Einweichung.                     Verdraͤngung. Pulver 160 Gramm.     Pulver 160 Gramm. Wasser 320     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 74 Gramm Wasser     1 Fluͤssigk.   452 gab 22,25 Extract. zuruͤk.     2     –   400   5,5     – Gramm. Gramm.     3     –   450   2        – 1 Fluͤssigk. 246 gab 15     Extr.          Summa 1302 29,75 2     – 246   4,5   – 3     – 246   2,5   –     Summa 738 22 Zweiter Versuch. Geduldwurzel.                 Einweichung.                 Verdraͤngung. Pulver 200 Gramm     Pulver 200 Gramm. Wasser 400     – Gramm. Gramm. Das pulver hielt 115 Gramm Fluͤssigkeit     1 Fluͤssigk. 100 gab   9 Extr. zuruͤk.     2     – 100   8   – Gramm. Gramm.     3     – 100   8   – 1 Fluͤssigk. 285 gab 30 Extr.     4     – 100   8   – 2     – 285 10 –     5     – 100   7   – 3     – 285   3 –     6     – 100   5   –     Summa 855 43     7     – 100   4   –     8     – 100   3   –     9     – 100   1   –     Summa 900 53 Auch in diesem Falle gab offenbar die Verdraͤngungsmethode vortheilhaftere Resultate. Wir erhielten naͤmlich bei derselben mit 500 Gramm Wasser 40 Gramm Extract, waͤhrend bei dem Einweichen nur mit 570 Gramm dasselbe Resultat erhalten wurde. Mit 900 Gramm Wasser erhielt man endlich bei der Verdraͤngungsmethode 53 Gramm Extract, waͤhrend man bei dem Einweichen mit 855 Gramm Wasser nur 43 Gramm Extract erhielt. Dritter Versuch. Seifenkraut.                 Einweichung.                   Verdraͤngung. Pulver 270 Gramm       Pulver 270 Gramm. Wasser 540     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 100 Gramm Wasser       1 Fluͤssigk.   100 gab   24 Extr. zuruͤk       2     –   100   22   – Gramm. Gramm.       3     –   100   20   – 1 Fluͤssigk.   440 gab 60 Extr.       4     –   100   10   – 2     –   440 13   –       5     –   100     4   – 3     –   440   7   –       6     –   100     4   – 4     –   440   2   –       7     –   100     7   – Summa 1760 82       8     –   100     4   –       9     –   100     4   –     10     –   100     4   –       Summa 1000 103 Hier war ebenfalls der Vortheil auf Seite der Verdraͤngungsmethode: mit 400 Gramm Wasser erhielt ich 86 Gramm Extract; 440 Gramm Wasser lieferten aber bei dem Einweichen nur 60 Gr. Extract. Bei der Verdraͤngungsmethode erhielt man im Ganzen 103 Gramm; durch Einweichen hingegen nur 82 Gramm. Ich bemerke noch, daß das Wasser nur sehr schwer durch das Pulver drang, welches sich um den dritten Theil seines Volumens aufblaͤhte und daß das Ablaufen sehr lange dauerte. Vierter Versuch. Suͤßholzwurzel.                 Einweichung.                   Verdraͤngung. Pulver 330 Gramm.     Pulver 330 Gramm. Wasser 660     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 140 Gramm Wasser       1 Fluͤssigk.   100 gab 11 Extr. zuruͤk       2     –   100 13   – Gramm. Gramm.       3     –   100 13   – 1 Fluͤssigk.   520 gab 38 Extr.       4     –   100 14   – 2     –   520 18   –       5     –   100 14   – 3     –   520   3   –       6     –   100   9   –   Summa 1560 59       7     –   100   9   –       8     –   100   5   –       9     –   100   3   –     10     –   100   3   –     11     –   100   3   –     12     –   100   1   –       Summa 1200 98 Die Verdraͤngungsmethode war vortheilhafter: mit 500 Gramm Wasser erhielt ich 61 Gramm Extract; bei dem Einweichen gaben 520 Gramm Fluͤssigkeit nur 38 Gramm Extract. 1200 Gramm Wasser lieferten bei der Verdraͤngungsmethode 98 Gramm Extract; mit 1560 Gramm Wasser erhielt man hingegen beim Einweichen nur 59. Das Wasser filtrirte anfangs sehr schnell durch das Pulver hindurch; nach und nach blaͤhte sich dasselbe aber auf und die Operation konnte sehr genau von Statten gehen. Ich brauchte nur 4 Stunden, um das Pulver mittelst der Verdraͤngungsmethode vollstaͤndig zu erschoͤpfen, waͤhrend bei dem Einweichen zwei Tage dazu noͤthig waren. Fuͤnfter Versuch. Sennesblaͤtter. Nachdem ich die Sennesblaͤtter gepulvert und durch dasselbe Sieb wie die vorhergehenden Substanzen geschlagen hatte, wollte ich sie nach der Verdraͤngungsmethode behandeln. Anfangs ließ das Pulver die Fluͤssigkeit sehr schnell durchlaufen, und die erste Fluͤssigkeit enthielt auch sehr wenig aufgeloͤst; bald aber blaͤhte es sich um die Haͤlfte seines Volumens auf, indem in allen seinen Theilen eine klebrige Substanz austrat, und nachdem ich noch 200 Gramm einer sehr concentrirten Fluͤssigkeit erhalten hatte, kam die Operation ganz ins Stoken. Ich nahm nun eine neue Quantitaͤt Sennesblaͤtter, begnuͤgte mich dieses Mal sie zu mahlen und brachte sie in den Verdraͤngungsapparat. Nachdem das Wasser uͤber das Pulver gegossen war, lief es bis zum Ende sehr rasch ab; die klebrige Substanz hatte nicht Zeit sich zu entwikeln und die Substanz wurde in weniger als zwei Stunden erschoͤpft. Folgendes, waren die Resultate:                   Einweichung.                   Verdraͤngung. Pulver 170 Gramm.     Pulver 170 Gramm. Wasser 340     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt zwei Drittel des Wassers     1 Fluͤssigk.   100 gab   3 Extr. zuruͤk     2     –   100   3   – Gramm. Gramm.     3     –   400 13   – 1 Fluͤssigk. 112 gab   8 Extr.     4     –   400 11   – 2   – 188 13   –     5     –   200   3   – 3   – 225   7   –     Summa 1200 33     Summa 525 28 Bei der Verdraͤngungsmethode erhielt man dieses Mal bloß mehr Product. Sechster Versuch. Klettenwurzel. Bei der Klettenwurzel war die Verdraͤngungsmethode nicht anwendbar. Nachdem 200 Gramm Fluͤssigkeit abgelaufen waren, kam die Operation gaͤnzlich ins Stoken. Folgendes waren hiebei die Resultate:                 Einweichung.                   Verdraͤngung. Pulver 200 Gramm.     Pulver 200 Gramm. Wasser 400 Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 125 Gramm Wasser     1 Fluͤssigk. 100 gab 13 Extr. zuruͤk     2     – 100 15   – Gramm. Gramm. 1 Fluͤssigk. 275 gab 46 Extr. 2     – 275 16   – 3     – 275   6   –   Summa 825 68 Siebenter Versuch. Seifenwurzel. Diese Operation ging bei der Verdraͤngungsmethode nicht besser von Statten, als die vorhergehende. Achter Versuch. Enzian. Der Enzian eignete sich fuͤr die Verdraͤngungsmethode nicht viel besser als die vorhergehenden Substanzen. Die Fluͤssigkeit lief zwar ab, aber nur in langen Zwischenraͤumen, und nach vier Tagen hatte ich kaum 700 Gramm Fluͤssigkeit, die nur 20 Gramm Extract gaben. Die lezten Fluͤssigkeiten liefen schneller ab; die Masse hatte sich naͤmlich zusammengezogen und es waren darin mehrere Risse entstanden, durch welche die Fluͤssigkeit sehr leicht drang; sie hatte aber nur wenig aufgeloͤst, denn 108 Gramm Wasser enthielten nur 2 Gramm Extract. Mit 300 Gramm Pulver erhielt man bei der Methode des Einweichens 82 Gramm Extract, indem man 1425 Gramm Wasser anwandte. Wir wollen nun zur dritten Verfahrungsart uͤbergehen, welche darin besteht, das Pulver weichen zu lassen, ehe man es in den Trichter gießt und ihre Resultate mit den vorher erhaltenen vergleichen. Ich wandte hiebei dieselben Pulver an, wovon ich einen Theil zu diesen Versuchen zuruͤk behalten hatte. Erster Versuch. Suͤßholzwurzel. Pulver, 330 Gramm. Ich weichte es vier und zwanzig Stunden lang in ein Kilogramm Nasser ein, welches ich dann in einen Trichter goß; es liefen daraus 400 Gramm Wasser ab, worauf ich es nach der Verdraͤngungsmethode weiter behandelte.   1 Fluͤssigkeit   400 Gramm gab 21 Gramm Extract.   2       –   100     –   9     –     –   3       –   100     –   9     –     –   4       –   100     –   8     –     –   5       –   100     –   8     –     –   6       –   100     –   7     –     –   7       –   100     –   6     –     –   8       –   100     –   4     –     –   9       –   100     –   3     –     – 10       –   100     –   2     –     – 11       –   100     –   2     –     – ––––– ––––     Summa 1400 79 Die Gesammtmenge des Extracts war also nicht so betraͤchtlich wie bei dem unausgesezten Verdraͤngen, aber groͤßer als bei dem bloßen Einweichen. Wir erhielten naͤmlich: Durch Verdraͤngen. Durch Einweichen und Verdraͤngen. Durch Einweichen. 97 Gramm Extr.                             79           59 Die Wasserquantitaͤten, welche angewandt wurden, um diese Extracte zu erhalten, stehen so ziemlich in demselben Verhaͤltnisse. Beim Verdraͤngen. Beim Einweichen und Verdraͤngen. Beim Einweichen. 1200 Gramm Wasser.                         1400         2120 Zweiter Versuch. Seifenkraut. Pulver, 270 Gramm. Ich versezte das Pulver mit 1200 Gramm Wasser und ließ es vier und zwanzig Stunden lang weichen, worauf ich es in den Apparat brachte; es liefen daraus 400 Gramm Fluͤssigkeit ab.   1 Fluͤssigkeit   400 Gramm gab   39 Gramm Extract.   2       –   100     –     8     –     –   3       –   100     –     8     –     –   4       –   100     –     8     –     –   5       –   100     –     7     –     –   6       –   100     –     8     –     –   7       –   100     –     7     –     – Transport 1000   85 ––––– ––––   8 Fluͤssigkeit   100 Gramm gab     6 Gramm Extract.   9       –   100     –     7     –     – 10       –   100     –     5     –     – 11       –   100     –     3     –     – 12       –   200     –     2     –     – ––––– ––––     Summa 1600 108 Wir erhielten also:   Extract durch Verdraͤngen. Einweichen und Verdraͤngen. Einweichen.   120 Gramm.   108 Gramm.     82 Gramm. Wasser 1100 1600 1760 Diese Resultate stimmen mit den vorhergehenden uͤberein. Es verdient hier bemerkt zu werden, daß die Substanzen, wobei die Verdraͤngungsmethode nicht anwendbar war, auch keine besseren Resultate gaben, als man sie zuvor noch einweichte. Ich habe auch mit Sassaparillwurzel Versuche angestellt, da sie mir aber ganz verschiedene Resultate lieferte, glaubte ich von derselben besonders sprechen zu muͤssen. Drei Mal behandelte ich dieselbe Substanz und drei Mal erhielt ich ziemlich gleiche Resultate. Erster Versuch. Sassaparillwurzel.                 Einweichung.                   Verdraͤngung. Pulver 120 Gramm.     Pulver 120 Gramm. Wasser 240     – Gramm. Das Pulver hielt 60 Gramm Wasser     1 Fluͤssigkeit 100 gab   4 Gramm. zuruͤk     2       – 100   4     – Gramm. Gramm.     3       –   –   3     – 1 Fluͤssigk. 180 gab 14 Extract.     4       –   –   3     – 2     – 180   4     –     5       –   –   2     – 3     – 180   2     –     6       –   –     1     –     Summa 540 20           Summa   60 17 Einweichung und Verdraͤngung. Das Pulver verschlukte 600 Gramm Wasser und ließ davon 233 ablaufen. 1 Fluͤssigkeit 233 Gramm gab 10 Gramm Extract. 2       – 100     –   4     –     – 3       – 100     –   2     –     – 4       – 100     –   2     –     – 5       – 100     –   1     –     – –––– ––––     Summa 633 19 Wir erhielten also: Durch Verdraͤngung. Einweichen und Verdraͤngung. Einweichung.     Extract   17;         Extract   19; Extract   20;     Wasser 600;         Wasser 633; Wasser 540; Zweiter Versuch. Sassaparillwurzel. Ich bediente mich bei diesem Versuche des Apparates der HH. Boullay; da die Fluͤssigkeit sehr rasch ablief, mußte ich eine große Menge Wasser anwenden. Das Wasser hatte sich ohne Zweifel mehrere Wege eroͤffnet, denn es lief regelmaͤßig in zwei Faͤden ab, wovon der eine viel und der andere fast gar nichts aufgeloͤst enthielt. Dieser Uebelstand wurde meiner Meinung nach dadurch verursacht, daß die Scheibe am oberen Theil des Kegels angebracht war; bei einem anderen Versuche beseitigte ich sie und ersezte sie durch eine kleinere, die beilaͤufig in der Mitte des Kegels angebracht wurde, worauf die Operation viel regelmaͤßiger von Statten ging.             Einweichung.               Verdraͤngung. Pulver 300 Gramm.     Pulver 300 Gramm. Wasser 600     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 200 Gramm Wasser     1 Fluͤssigk.   250 gab   6 Extract zuruͤk.     2     –   300   6     – 1 Fluͤssigk.   400 gab 35 Extr.     3     –   300   6     – 2     –   400 16   –     4     –   300   9     – 3     –   400   7   –     5     –   300   6     –     Summa 1200 58     6     –   300   6     –     7     –   300   6     –     8     –   900   9     –         Summa 2950 54 Einweichung und Verdraͤngung. 1 Fluͤssigkeit   430 Gramm gab 17 Gramm Extract. 2       –   400     – 15     –     – 3       –   300     – 10     –     – 4       –   300     –   8     –     – 5       –   100     –   2     –     – –––– –––     Summa 1530 52 Wir erhielten also: Bei der Verdraͤngungsmethode. Beim Einweichen u. Verdraͤngen. Beim Einweichen.     Extract     54 Gramm;             52 Gramm;     58 Gramm;     Wasser 2950;         1530; 1200. Dritter Versuch. Sassaparillwurzel.       Einweichen.           Verdraͤngung. Wasser 600, Extract 29. Wasser 1601, Extract 33 Gram.         Einweichen und Verdraͤngung.                         Wasser 1022, Extract 31. Die Fluͤssigkeiten, welche man beim Einweichen erhielt, wurden filtrirt, was einigen Verlust veranlassen konnte. Jedenfalls sind die Abweichungen bei diesen Operationen aber nicht merklich. Zweite Reihe. Behandlung mit Alkohol. Erster Versuch. Digitalis.                       Einweichen.                       Verdraͤngung. Pulver 250 Gramm.     Pulver 250 Gramm. Alkohol 500     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 100 Gramm Alkohol     1 Fluͤssigk.   200 gab 30 Extract. zuruͤk.     2     –   200 20     – Gramm. Gramm.     3     –   200 12     – 1 Fluͤssigk.   400 gab 48 Extract.     4     –   200   4     – 2     –   400 20     –     5     –   200   4     – 3     –   400 10     –     6     –   200   4     –     Summa 1200 Alkohol 78 Extr.     7     –   200   3     –         Summa 1400 Alkohol 77 Extr. Einweichen und Verdraͤngung. 1 Fluͤssigkeit   350 Gramm gab 28 Gramm Extract. 2       –   350     – 24     –     – 3       –   300     – 12     –     – 4       –   300     – 12     –     – 5       –   300     –   4     –     – ––––– ––––       Summa 1700 Alkohol. 80 Extract. Wir erhielten also an Extract: Beim Einweichen. Beim Einweichen und Verdraͤngen. Beim Verdraͤngen.   78 Gramm Extr.                   80 Gramm.     77 Gramm und brauchten an Alkohol: Beim Einweichen. Beim Einweichen und Verdraͤngen. Beim Verdraͤngen.   1200 Alkohol.                           1700.         1400. Zweiter Versuch. Suͤßholzwurzel.                     Einweichen.                     Verdraͤngung. Pulver 140 Gramm.     Pulver 140 Gramm. Alkohol 280     – Gramm. Gramm. Das Pulver hielt 50 Gramm Alkohol     1 Fluͤssigk. 200 gab 24 Extract. zuruͤk.     2     – 200   8     – Gramm. Gramm.     3     – 200   5     – 1 Fluͤssigk. 240 gab 25 Extract.         Summa 600 Alkohol 37 Extr. 2     – 240 10     – 3     – 240   2     –     Summa 720 Alkohol 37 Extr. Einweichen und Verdraͤngung. 1 Fluͤssigkeit 180 Gramm gab 13   Gramm Extract. 2       – 300     – 22,5     –     – 3       – 200     –   3       –     – –––– –––       Summa 680 Alkohol. 38,5 Extr. Wir erhielten also: Beim Einweichen. Beim Einweichen und Verdraͤngen. Beim Einweichen.   37 Gramm Extr.                   38,5 Extr.     37 Gramm. 720 Alkohol.                   680.   600. Dritter Versuch. Ratanhia. Einweichen und Verdraͤngung. Verdraͤngung. Pulver   130 Gramm. Pulver   130 Gramm. Erhaltenes Extract     58     – Erhaltenes Extract     59     – Angewandter Alkohol 1150     – Angewandter Alkohol 1950     – Hier findet ein sehr geringer Unterschied zwischen den Producten Statt. Vierter Versuch. Schierling. Einweichen und Verdraͤngung. Verdraͤngung. Pulver   500 Gramm. Pulver   500 Gramm. Erhaltenes Extract     56     – Erhaltenes Extract     83     – Angewandter Alkohol 2650     – Angewandter Alkohol 2700     – Bei diesem Versuche gab die Verdraͤngungsmethode ein bei weitem vortheilhafteres Resultat. Um wich hievon vollends zu uͤberzeugen wiederholte ich die Operation und erhielt als Resultat: Einweichen und Verdraͤngung. Verdraͤngung. Pulver   300 Gramm. Pulver   500 Gramm. Erhaltenes Extract     49     – Erhaltenes Extract     65     – Angewandter Alkohol 3000     – Angewandter Alkohol 3070     – Bei der Behandlung des Schierlings nach der Verdraͤngungsmethode war also ein vorlaͤufiges Einweichen durchaus nachteilig. In anderen Faͤllen ist es, wo nicht nachthellig, wenigstens ganz unnuͤz. Aus den angegebenen Resultaten ersieht man leicht die Vortheile und Nachtheile der Verdraͤngungsmethode. Es ist klar, daß in allen Faͤllen, wo sich dieses Verfahren leicht anwenden laͤßt, es hinsichtlich der Qualitaͤt der Producte, der Ersparung an Fluͤssigkeit und der Einfachheit der Manipulation einen unbestreitbaren Vortheil darbietet. Mit Ausnahme einer einzigen Substanz erhielt ich in allen Faͤllen, wo ich Wasser anwandte, mittelst der Verdraͤngungsmethode mehr Extract, als durch das Einweichen. Wahrscheinlich gibt es aber auch noch andere Substanzen, die sich eben so wie die Sassaparillwurzel verhalten. Mit Alkohol erhielt ich hingegen andere Resultate; nur der Schierling lieferte mir bei zwei Versuchen mehr Extract bei der Verdraͤngungsmethode, als nach vorlaͤufigem Einweichen, waͤhrend ich in allen anderen Faͤllen davon eine gleiche Menge erhielt; ein vorlaͤufiges Einweichen war hier unnuͤz, meistens sogar schaͤdlich. Aus obigen Versuchen geht nun hervor: 1) daß die Verdraͤngungsmethode gleich vortheilhaft fuͤr alle Substanzen ist, die nur wenig schleimige Substanz enthalten und sich nicht viel aufblaͤhen koͤnnen, wenn man sie mit Wasser getraͤnkt hat; 2) daß sie bei der Behandlung mit Alkohol noch groͤßere Vortheile darbietet und zwar erstens, weil die organischen Substanzen durch Alkohol mehr angegriffen werden als durch Wasser, und zweitens, weil man bei diesem Verfahren weniger Alkohol verliert als bei jedem anderen; 3) endlich, daß vorlaͤufiges Einweichen durchaus unnuͤz ist. Es ergibt sich ferner daraus, daß die Verdraͤngungsmethode keineswegs fuͤr alle Substanzen anwendbar ist; einige lassen sich nur sehr schwer diesem Verfahren anpassen und andere gar nicht; so eignet es sich z.B. nicht zur Bereitung der waͤsserigen Extracte aus solchen Substanzen, welche die Eigenschaft haben, sich im Wasser aufzublaͤhen; und die Anzahl dieser ist sehr betraͤchtlich. Wir muͤssen ferner bemerken, daß wenn man auch bei Anwendung kleiner Quantitaͤten ein gutes Resultat erhaͤlt, es dessen ungeachtet mit Massen anders ausfallen kann. Die Operation wird in allen moͤglichen Faͤllen mehr oder weniger genau von Statten gehen, je nach der Feinheit des Pulvers und der Art wie man es gehaͤuft hat, wozu eine sehr große Geschiklichkeit gehoͤrt. Wurde das Pulver zu sehr zusammengedruͤkt, so wird die Fluͤssigkeit sehr langsam hindurchgehen und im Sommer wird dieselbe auch in Gaͤhrung kommen koͤnnen. War das Pulver ungenau gehaͤuft, so werden sich die Fluͤssigkeiten falsche Wege eroͤffnen, daher man mehr oder weniger gehaltreiche Fluͤssigkeiten erhalten wird. Sehr große Umstaͤndlichkeiten verursacht auch das Pulvern; denn abgesehen von dem Verlust, den es verursachen kann, ist es auch unmoͤglich sogleich den geeigneten Grad von Feinheit fuͤr jedes Pulver zu treffen. Ich mußte mich nun durch directe Versuche uͤberzeugen, wie weit man sich auf die Verdraͤngung der Fluͤssigkeiten durch einander verlassen kann oder vielmehr meine schon aufgestellte Behauptung beweisen, daß bei dem Ausweichen der organischen Substanzen keine genauere Verdraͤngung Statt finden kann, als wenn man Fluͤssigkeiten von verschiedener Natur durch einander verdraͤngen will, wobei man jedoch die Verdraͤngungen des Aethers durch Wasser ausnehmen muß. Ich nahm dreißig Gramm Geduldwurzel-Extract und loͤste es in zweihundert und fuͤnfzig Gramm Wasser aus, worauf ich es mit Pulver impraͤgnirte, welches durch Wasser und Alkohol erschoͤpft war; es waren nun bei der Verdraͤngungsmethode sechshundert Gramm Wasser erforderlich, um die Substanz zu erschoͤpfen und zwar um bloß den groͤßeren Theil des Extracts zu gewinnen. Dieser Versuch war besonders noͤthig, um zu zeigen, daß bei der Behandlung der Vegetabilien nach der Methode des Ausweichens, die ungenaue Verdraͤngung nicht bloß daher ruͤhrt, daß die Pulver die aufloͤslichen Bestandtheile in ihren Zellen enthalten, indem sie sich in dem eben angefuͤhrten Falle außer denselben befanden. Dieser Versuch ist also entscheidend. Wir wollen nun sehen, ob die Verdraͤngung der Fluͤssigkeiten durch einander sich auf eine genuͤgendere Weise bewirken laͤßt. Ich brachte ein Pulver, welches sowohl mit Wasser als mit Alkohol extrahirt war, in den Verdraͤngungsapparat und traͤnkte es mit der gehoͤrigen Vorsicht mit Alkohol. Wenn man nun auf dasselbe eine Schichte Wasser gießt, so sollte dieses nach Boullay den Alkohol genau verdraͤngen und zwar ohne sich mit demselben zu vermischen. Wir wollen nun sehen was geschah: Das Pulver wog sechshundert Gramm und verschlukte dreizehnhundert Gramm Alkohol. Lezteren verdraͤngte ich durch Wasser und sammelte die durchgehende Fluͤssigkeit in Glaͤsern auf, wovon jedes nur zweihundert Gramm faßte. Der angewandte Alkohol zeigte 81 1/2° an Gay-Lussac's Centesimal-Alkoholometer. Das Glas, welches sich zuerst fuͤllte, enthielt einen Alkohol, der 8 1/2° an Gay-Lussac's Araͤometer zeigte, das zweite einen von 81 1/2°, das dritte Alkohol von 81, das vierte von 80, das fuͤnfte von 72, das sechste von 53, das siebente von 40. Ich erhielt also nur 400 Gramm Alkohol von demselben Grad. Ich stellte nun einen anderen Versuch an, um zu sehen, ob mir die Verdraͤngung des Weins besser gelaͤnge. Ich nahm ein indifferentes Pulver und traͤnkte es mit Wein, wovon es 700 Gramm verschlukte. Die ersten Portionen von Wein, welche abliefen, schienen eine Veraͤnderung in ihrer Natur erlitten zu haben, ich fuhr aber fort Wein auszugießen, bis diese Wirkung erschoͤpft war und der Wein durch den unteren Theil des Apparates von derselben Beschaffenheit ablief, wie er auf die Oberflaͤche des Pulvers gegossen wurde; nachdem das Pulver so mit Wein gesaͤttigt worden war, goß ich Wasser auf seine Oberflaͤche, um die weinige Fluͤssigkeit zu verdraͤngen. Ich sammelte zuerst eine Quantitaͤt Fluͤssigkeit von gleichem Gewicht mit derjenigen, welche das Pulver verschlukt hatte; sie war aber viel weniger gefaͤrbt als der Wein. Das zweite Mal erhielt ich davon 200 Gramm, die noch weniger gefaͤrbt waren, und so fort bis zur Erschoͤpfung. Dieser Versuch bewies mir also, daß das Wasser und der Wein sich vermischt hatten. Um mich aber nicht auf so unsichere Reagentien, wie es das Gesicht und der Geschmak sind, zu verlassen, wiederholte ich den Versuch auf eine Art, welche die Thatsache außer Zweifel sezt. Das indifferente Pulver, welches in den Apparat gebracht wurde, verschlukte 780 Gramm Wein. Ich bestimmte zuerst die Quantitaͤt Alkohol, welche der Wein enthielt, mittelst Gay-Lussac's kleinem Destillirapparat. Ich maaß genau seinen Grad und fing die Operation erst an, als der nach der Verdraͤngung gesammelte Wein genau denselben Alkoholgehalt zeigte, wie vorher. Der Wein lieferte einen Alkohol, welcher am Centesimal-Akoholometer 43 Grad zeigte. Ich sammelte dann die Fluͤssigkeit in graduirten Glasern, wovon jedes 150 Gramm faßte, auf und behandelte den Inhalt jedes Glases in Gay-Lussac's Destillirapparat, wobei ich genau den araͤometrischen Grad des Alkohols bemerkte, den der Inhalt jedes Glases bei der Destillation gab. So lieferte das erste Glas, welches 150 Gramm Wein enthielt, einen Alkohol, der 43° am Araͤometer zeigte. Das zweite 43 Das dritte 40 Das vierte 30 Das fuͤnfte 20 Das sechste 15. Ich glaube, daß dieser Versuch genuͤgend ist und die Sache außer Zweifel sezt. Aus allen diesen Versuchen folgere ich, daß es nuͤzlich ist die Verdraͤngungsmethode in allen den Faͤllen zur Bereitung der Extracte anzuwenden, wenn das Auflosungsmittel, dessen man sich bedient hat, spaͤter wieder abgeschieden werden muß und keinen medicinischen Zwek hat, denn dann kann man ohne Nachtheil durch Aufschuͤtten von Wasser auf die Masse, den Alkohol austreiben, wenn solcher angewandt wurde. Wenn es sich aber darum handeln wuͤrde, eine Fluͤssigkeit durch eine andere zu verdraͤngen, um sie dann zu dieser oder jener Arzenei zu verwenden, z.B. zur Bereitung der Tincturen und der pharmaceutischen Weine, so liefe man Gefahr in diese Arzeneien eine mehr oder weniger große Quantitaͤt Wasser zu bringen, und dadurch deren Natur zu veraͤndern. Aus den Beobachtungen des Hrn. Baudrimont, welcher die Verdraͤngungsmethode zum Ausziehen des Runkelruͤbensaftes anzuwenden versuchte, und dabei fand, daß das Wasser sich bestaͤndig mit dem Zuker vermischt und zwar in desto groͤßerem Verhaͤltnisse, je geringer der Druk war, duͤrfte man ferner folgern, daß der hohe Druk bei der Real'schen Filtrirpresse zum Extrahiren der organischen Substanzen nicht unnuͤz ist.