Titel: Ueber eine neue Methode Papier durch Anwendung des Steindrukes zu modeln oder in Dessins zu pressen.
Fundstelle: Band 59, Jahrgang 1836, Nr. III., S. 24
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III. Ueber eine neue Methode Papier durch Anwendung des Steindrukes zu modeln oder in Dessins zu pressen. Aus dem Journal des connaissances usuelles. November 1835, S. 216. Neue Methode Papier durch Anwendung des Steindrukes zu modeln oder in Dessins zu pressen. Der Gegenstand, den wir hier in diesem Aufsaze abhandeln wollen, besteht in der Erzielung eines Modelns oder einer sogenannten Gaufrirung des Papieres nach einer wohlfeileren Methode, als dieß bei der Anwendung von Walzen und Kupferplatten moͤglich ist. Die Ersparniß, welche durch die neue Methode erreicht werden soll, ergibt sich 1) an dem rohen Materiale, indem man die verlangte Zeichnung eben so leicht mittelst weißem Statuenmarmor oder lithographischem Steine, als durch Anwendung einer kupfernen oder staͤhlernen Walze hervorbringen kann; und 2) an der Zeit, indem in dieser Hinsicht sowohl die Zeichnungen, als die Abdruͤke schneller angefertigt werden koͤnnen. Die Beize oder Auslassung (reserve), deren man sich zu bedienen hat, um die Zeichnung auszufuͤhren, die man hohl auf dem Marmor oder auf dem lithographischen Steine hervorbringen will, soll folgender Maßen bereitet werden. Man laͤßt eine Unze arabisches Gummi in so viel kalten Wassers zergehen, als noͤthig ist, damit die Aufloͤsung mit dem Pinsel aufgetragen werden kann. In einem anderen Gefaͤße loͤst man ein Quentchen saures kleesaures Kali in einem halben Glase warmen Wassers auf; und diese Aufloͤsung vermengt man, wenn sie vollkommen abgekuͤhlt ist, unter Umruͤhren mit einer hoͤlzernen Spatel mit der Gummiaufloͤsung. Um die Beize oder Auslassung sichtbar zu machen, sezt man ihr etwas Carmin bei; dieser Zusaz soll jedoch nur dann geschehen, wenn man sich ihrer wirklich bedienen will. Die Aufbewahrung der Beize findet in gut verschlossenen Gefaͤßen Statt. Jene Art von Salbe (couverte), womit nach Vollendung der Zeichnung der ganze Stein uͤberzogen wird, bereitet man auf folgende Weise. Man laͤßt in einem Gefaͤße von entsprechender Groͤße uͤber dem Marienbade 4 Unzen Jungfernwachs zergehen, und sezt diesem, wenn es vollkommen geschmolzen ist, unter Umruͤhren mit einer hoͤlzernen Spatel in duͤnnem Strome 4 Unzen Terpenthingeist, und hierauf auch noch einige Tropfen Olivenoͤhl bei, damit die Mischung nicht so schnell trokne. Nachdem diese Mischung bereitet, muß man ihr auch noch und unter bestaͤndigem Umruͤhren 4 Quentchen gebrannten Kienruß, welcher vorher mit rectificirtem Terpenthingeiste abgerieben worden ist, beifuͤgen. Der Kienruß muß durch dieses Abreiben einen solchen Grad von Fluͤssigkeit bekommen, daß er sich leicht mit der uͤbrigen Masse vermengen laͤßt. Nach vollendeter Mischung nimmt man die Masse vom Marienbade und bewahrt sie in einem glasirten Topfe auf, den man luftdicht verschließt, damit sich der Terpenthingeist nicht verfluͤchtigen kann. Die erste Tinte, deren man sich bedient um auf eine Aezung oder Saͤuerung (acidulation) zu zeichnen, oder um Theile, die bereits bei der ersten Operation geaͤzt wurden, vor einer zweiten Saͤuerung oder Aezung zu bewahren, bereitet man nach folgender Vorschrift. Man sezt einen großen, gußeisernen, mit einem Dekel versehenen Topf auf ein mit Holz angemachtes Feuer, und gibt 4 Unzen Jungfernwachs, 2 Unzen weiße, sehr duͤnn geschnittene Seife, und 3 Unzen basisches kohlensaures Kali in denselben. Alles dieß laͤßt man unter bestaͤndigem Umruͤhren und unter Vermeidung eines zu starken Feuers zergehen, um ihm nach gehoͤrig erfolgter Verbindung noch 2 Unzen gereinigtes Hammelfett zuzusezen. Wenn dieser Talg geschmolzen ist, traͤgt man nach und nach und in kleinen Quantitaͤten, d.h. nachdem sich die fruͤher zugesezte Quantitaͤt gehoͤrig vermengt hat, einen Schoppen Wasser ein; worauf man das Gefaͤß zudekt und das Feuer so verstaͤrkt, daß die Masse zum Sieden kommt. Ist sie in vollen Sud gelangt, so dekt man das Gefaͤß ab, und ruͤhrt das Gemenge so lange um, bis das Wasser ganz verdampft ist, und bis die vier uͤbrigen Substanzen wie Oehl fließen. In diesem Zustande traͤgt man mit einem Male eine Unze calcinirten Kienruß ein, welcher nur mit so viel entfetteten Leinoͤhles abgerieben worden, daß er einen Teig damit bildet. Dann wirft man in kleinen Quantitaͤten und unter bestaͤndigem Umruͤhren 4 Unzen Gummilak in die Masse, und ist dieser Lak geschmolzen, so treibt man die Feuerung so weit, daß sich die Masse entzuͤnden laͤßt, wenn man ein Stuͤk angezuͤndetes Papier dem daraus emporsteigenden Dampfe naͤhert. Man erkennt, daß die Masse gehoͤrig gekocht worden ist, wenn man mit einer Spatel einige Tropfen davon auffaßt, und sie in einen kalten Teller fallen laͤßt. Wenn naͤmlich der herabfallende Tropfen schnell erstarrt, und zwischen den Fingern bricht, so dekt man das Gefaͤß zu, nimmt es schnell vom Feuer, und sezt es bis an den Dekel in ein Loch, welches man zum Voraus zu diesem Behufe in den Boden gegraben, und in welchem man es zur Verhuͤtung des Eindringens der Luft in das Gefaͤß mit trokener Asche umgibt. Nach einigen Minuten kann man den Dekel mit Vorsicht abnehmen, um dann, wenn sich die Masse beim Eindringen der Luft nicht entzuͤndet, unter Umruͤhren des Ganzen sachte eine Unze fetten oder Copalfirniß hinein zu gießen. Ist die Masse in diesem Zustande noch fluͤssig genug, so gießt man sie in einen mit trokener Seife ausgeriebenen Model; waͤre sie hingegen bereits zu sehr erhaͤrtet, so muͤßte man sie noch ein Mal auf das Feuer bringen, um sie abermals so in Fluß zu sezen, daß sie gegossen werden kann. Die zweite Tinte dient zum Zeichnen auf die gebimsten Theile. Da das Verfahren bei ihrer Bereitung ganz dasselbe ist, wie das eben beschriebene, so brauchen wir hier nur mehr die Dosen ihrer Ingredienzien anzugeben. 4 Unzen Jungfernwachs; 2 Unzen sehr duͤnn geschnittene weiße Seife; 2 Unzen kohlensaures Natron; 1 Unze gereinigtes Hammelfett; ein Schoppen Wasser; eine Unze mit entfettetem Leinoͤhle abgeriebener Kienruß; 3 Unzen arabisches Gummi und eine Unze fetter oder Copalfirniß. Erste Operation oder Verfahren um auf den Stein zu aͤzen (aciduler.) Man nimmt weißen Statuenmarmor oder einen lithographischen Stein und zeichnet, nachdem er gebimst worden, mit einem Pinsel oder mit einer Feder, welche man in die sogenannte Beize (reserve) getaucht, darauf. Nach Vollendung der Zeichnung, und nachdem man den Stein lauwarm werden ließ, legt man ihn auf einen Tisch. Dann nimmt man eine zu diesem Zweke bestimmte lithographische Walze, die man in der Salbe (couverte), welche zu diesem Behufe auf einem Steine ausgebreitet worden ist, rollt; und wenn die Walze uͤberall gleichmaͤßig mit Salbe beladen worden, so rollt man sie so gerade als moͤglich auf dem gezeichneten Steine, bis dieser ganz mit einer duͤnnen Schichte Salbe uͤberzogen worden ist. Nach Auftragung dieser Salbe laͤßt man den Terpenthingeist verdunsten; daß dieß in gehoͤrigem Grade erfolgt sey, erkennt man leicht daran, wenn die Salbe nicht vom Steine laͤßt, sobald man mit dem Finger darauf druͤkt. Nach vollendeter Verdunstung befeuchtet man den Stein auf seiner ganzen Oberflaͤche mit einem Schwamme mit Wasser, worauf man dann die Walze unter Anwendung von etwas Druk so lange daruͤber fuͤhrt, bis die mit der Beize gemachte Zeichnung vollkommen bloß gelegt ist. Diesen Zwek erreicht man nur durch wechselweises Befeuchten und Daruͤberfuͤhren der Walze. Sollte die Walze im Laufe dieser Operation etwas von der Salbe wegschaffen, so koͤnnte man diesem Uebelstande abhelfen, indem man etwas von der ersten Tinte mit dem Pinsel auftruͤge. Wenn dieß geschehen ist, laͤßt man den Stein troknen, und nach gehoͤrigem Troknen fuͤhrt man eine Eisenplatte daruͤber, die so weit erhizt seyn muß, daß dadurch eine leichte Schmelzung der Salbe bedingt wird, damit auf diese Weise alle die kleinen Unterbrechungen, die durch die Reibung der Walze entstehen konnten, beseitigt werden. Die Schmelzung genuͤgt, wenn die Salbenschichte zu glaͤnzen anfaͤngt. Wenn der Stein hierauf wieder abgekuͤhlt ist, so bildet man um die Zeichnung herum, welche weiß ist, einen erhabenen Rand aus Wachs, und gießt Scheidewasser darauf, welches durch Zusaz von Wasser auf 5º verduͤnnt worden ist. Diese Aezung laͤßt man so lange dauern, als es die Tiefe, welche man den Zeichnungen geben will, erfordert. Die Erfahrung allein gibt die zur Aezung noͤthige Zeit an; denn nach mehrfachen Versuchen bemerkte man, daß Scheidewasser von gleicher Staͤrke auf einen und denselben Stein innerhalb gleicher Zeit mehr oder weniger wirkte, so daß man also sehr wachsam seyn muß um zu sehen, daß die Aezung nicht zu rasch von Statten gehe. Hier muß nunmehr von der Anwendung der ersten Tinte zum Zeichnen auf geaͤzte Gegenstaͤnde gesprochen werben. Wenn man z.B. einen Stern haben will, der aus dem Grunde hervortritt, so wird zuerst die ganze Zeichnung mit Scheidewasser, welches auf 3º verduͤnnt worden, geaͤzt; und ist die erste Aezung tief genug, so waͤscht man den Stein mit Wasser ab und laͤßt ihn troknen. Nach dem Troknen loͤst man von der ersten Tinte in Wasser auf, wobei man sie jedoch dik haͤlt, und bedekt dann den ganzen Grund und die Bordure mit Huͤlfe eines Pinsels mit dieser Tinte. Um Palmenzweige in zweiter Tiefe hervorzubringen, krazt man diese in die erste Tinte. Dieses Krazen geschieht mit einem sehr harten und sehr spizigen Holze; da jedoch das erste Mal immer noch eine fette Schichte zuruͤkbleibt, so faͤhrt man dieselben Zuͤge noch ein zweites Mal mit dem Holze nach, bis die Zeichnung fuͤr jenen Theil, der nicht mit der ersten Tinte bedekt worden, rein ist. Man taucht das Holz hiebei in Scheidewasser von 2º. Die Raͤnder der Blaͤtter zeichnet man mit Huͤlfe einer Feder oder eines Pinsels mit dieser Tinte, worauf man den Stein troknen laͤßt, und mit Saͤure von 3º aͤztMit groͤßerem Vortheile, meint die Redaction des Journal des connaissances usuelles, duͤrfte man sich hiezu eines staͤhlernen Grabstichels bedienen.. Nach Beendigung der Aezung waͤscht man den Stein mit Wasser, und dann mit Terpenthingeist ab, bis er vollkommen weiß geworden ist. In diesem Zustande bringt man den Stein unter die lithographische Presse, wobei man ein Tuch auf den Abdruk und einen Schmuzbogen daruͤber legt. Auf diese Weise erhaͤlt man einen troknen Model. Zweite Operation oder Verfahren um zu modeln und schwarz abzuziehen mit einem Druke. Wenn der Stein die erste Operation erlitten hat und vollkommen troken geworden ist, so bereitet man sich ein gesaͤuertes Wasser von 2º, und damit waͤscht man den Stein, um ihn zu entfetten, schnell mit Huͤlfe eines Schwammes ab. Hierauf waͤscht man ihn mit reinem Wasser, und dann reibt man ihn so lange mit Bimsstein ab, bis das Wasser vollkommen gleichmaͤßig darauf stehen bleibt, d.h. bis die Fettschichte vollkommen verschwunden ist; worauf man ihn endlich noch ein Mal mit reinem Wasser waͤscht, und endlich troknen laͤßt. In diesem Zustande zeichnet man mit der zweiten Tinte auf die gebimsten Stellen, welche man sich fuͤr die Zeichnung vorbehielt, um dann nach vollendetem Troknen neuerdings zu aͤzen, und um endlich das Weitere bis zum Abziehen nach der beim Steindruke uͤblichen Methode zu vollbringen; doch muß, wie gesagt, ein Tuch aufgelegt werden. Will man anstatt eine Zeichnung mit der Gaufrirung zu verbinden, nur einen entsprechenden Grund (fond local), so braucht man den Stein keiner besonderen Zubereitung zu unterwerfen. Es genuͤgt, nachdem die Salbe mit Terpenthingeist weggeschafft worden ist, eine mit lithographischer Schwaͤrze oder irgend einer anderen Farbe versehene Walze daruͤber zu fuͤhren, und nach obigem Verfahren zum Abdruke zu schreiten.