Titel: | Verbesserungen an Flinten, Musketen und anderen derlei Feuergewehren, worauf sich John Somerville, Beamter von Currie in der Grafschaft Edinburgh, am 28. April 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. LIV., S. 335 |
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LIV.
Verbesserungen an Flinten, Musketen und anderen
derlei Feuergewehren, worauf sich John
Somerville, Beamter von Currie in der Grafschaft Edinburgh, am 28. April 1835 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. December 1835, S.
193.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Somerville's verbesserte Flinten und Musketen.
Gegenwaͤrtige Verbesserung an den Feuergewehren bezwekt Verhuͤtung des
zufaͤlligen Losgehens derselben, wenn der Druͤker bei gespanntem Hahne
durch irgend einen Zufall abgelassen wird, oder wenn der Hahn selbst aus irgend
einer Veranlassung unwillkuͤrlich niederschlaͤgt. Dieser Zwek soll
dadurch erreicht werden, daß unter der falschen Schwanzschraube und vor dem Hahne
oder dem Hammer bewegliche Sicherheitszapfen oder Stifte angebracht werden, die das
gaͤnzliche Herabfallen des Hammers auf die Zuͤndkapsel oder an den
gewoͤhnlichen Flintenschloͤssern: das Anschlagen des Flintensteines an
den Stahl hindern. Diese Sicherheilszapfen werden beim Abfeuern eines Gewehres durch
den Druk der rechten Hand des Schuͤzen entfernt; d.h. sie entfernen sich aus
der Bahn des Hammers oder des Hahnes, waͤhrend beim Zielen und Ablassen des
Druͤkers das hintere Ende des Kolbens durch die Kraft des rechten Armes gegen
die Schulter angedruͤkt wird.
Die Bewegung der Sicherheitszapfen kann beim Andruͤken des Kolbens gegen die
Schulter hervorgebracht werden, entweder indem man den Daumen der rechten Hand,
waͤhrend diese den Kolben erfaßt, auf einen beweglichen Knopf druͤkt,
der dann durch Hebelverbindungen so auf die Sicherheitszapfen wirkt, daß diese nach
Einwaͤrts und aus der Bahn des Hammers oder des Hahnes gezogen werden. Oder
dasselbe kann geschehen, indem man beim Anlegen des Kolbens den Ballen der rechten
Hand oder auch die rechte Handwurzel auf einen aͤhnlichen Knopf
druͤkt, und dadurch gleichfalls die Bewegung der Sicherheitszapfen bewirkt.
Die Gewehre dieser Art koͤnnen mit vollkommener Sicherheit auf dem linken
Arme getragen werden, ohne daß man befuͤrchten darf beim Ergreifen der Flinte
mit der rechten Hand an die Sicherheitszapfen zu gerathen; denn man ergreift die
Flinte, wenn man sie in der Ruhe tragen will, immer um einen Zoll hoͤher an
dem Schafte, als dieß beim Zielen und beim Abfeuern der Fall ist. Im ersten Falle,
d.h. wenn man die Flinte in der Ruhe traͤgt, kommen die entsprechenden Theile
des Daumens und der Hand nicht mit den beweglichen Sicherheitszapfen in Beruͤhrung; wird
hingegen die Hand mehr gegen den Kolben hin gezogen, und ergreift sie den Schaft so,
wie es beim Abfeuern der Fall ist, so kommen die angegebenen Theile des Daumens oder
der Hand auf die beweglichen Knoͤpfe zu liegen, wo dann diese so
niedergedruͤkt werden, daß die Sicherheitszapfen zuruͤkgezogen
werden.
Der Patenttraͤger bemerkt, daß er wohl wisse, daß schon viele Vorrichtungen
ersonnen wurden, wodurch das zufaͤllige Losgehen der Feuergewehre mit
Huͤlfe von Schiebebolzen, Faͤngern, Sperrern, die die Bewegung der
Hauptfeder, des Druͤkers oder des Hammers hinderten, verhuͤtet werden
sollte. Allein bei allen diesen Vorrichtungen war, so viel er weiß, eine eigene
Bewegung der Hand des Schuͤzen, eine Bewegung, die von jener beim Zielen und
Abfeuern ganz unabhaͤngig war, erforderlich; dasselbe war auch an jenem
Mechanismus der Fall, auf den der Patenttraͤger selbst im Jahre 1824 ein
Patent genommen hatte. Keine von allen den Vorrichtungen, die vor dem Abfeuern eine
eigene Bewegung der Hand noͤthig machen, bilden nun einen Theil der
gegenwaͤrtigen Erfindung, obschon sie sehr wohl mit lezterer in Verbindung
gebracht werden koͤnnen. Eben so wenig gehoͤrt hieher eine von jenen
Vorrichtungen, gemaͤß welchen der Daumen der rechten Hand laͤngs des
Schaftes angelegt werden oder uͤberhaupt aus einer solchen Stellung gebracht
werden muß, wie sie zum festen Anlegen des Gewebes beim Abfeuern noͤthig ist;
so wie auch leine jener Erfindungen hieher zu zaͤhlen, die an der unteren
Seite des Schaftes angebracht sind, und welche beim Ergreifen des Feuergewehres
durch den mit den Fingern der rechten Hand ausgeuͤbten Druk nach
Aufwaͤrts in Thaͤtigkeit gebracht werden.
Die auf Taf. V beigegebene Zeichnung zeigt mehrere
Methoden die Erfindung des Patenttraͤgers in Ausfuͤhrung zu bringen,
obschon sich der Erfinder keineswegs auf diese Formen beschraͤnkt, sondern
ausfuͤhrlich bemerkt, daß sie je nach der Art und Groͤße der
Feuergewehre und auch nach dem Willen des Buͤchsenmachers mannigfach
modificirt werden koͤnnen.
Fig. 29 zeigt
eine Percussions-Doppelflinte von der Seite; ebendieselbe ersieht man in Fig. 30 von
Oben oder im Grundrisse; es erhellt hieraus eine der Methoden, nach welchen die
Erfindung des Patenttraͤgers in Anwendung gebracht werden kann. A ist der Kolben; B, B sind
die Laͤufe; C die Schwanzschraube oder Kammer;
D die Kapselzapfen; E
die falsche Schwanzschraube, an deren unterer Seite die Hebel angebracht sind, womit
die Sicherheitszapfen in Bewegung gesezt werden. F ist
der Schild der falschen Schwanzschraube; G, G die beiden
Druͤker; H das Schloßblatt; I, I die Haͤmmer oder Haͤhne: alle diese
Theile sind auf die gewoͤhnliche Art und Weise verfertigt.
a, a sind die Sicherheitszapfen, die uͤber den
Schild F hinausragen, und die sich in den unter der
falschen Schwanzschraube angebrachten Leitungsstuͤken bewegen. Man ersieht
dieß aus Fig.
31, in welcher die ganze Vorrichtung von dem Kolben abgenommen und in
einer Stellung abgebildet ist, in der die Sicherheitszapfen uͤber die falsche
Schwanzschraube hinausragen. Fig. 32 ist eine andere
Ansicht derselben Vorrichtung, woran diese Zapfen nach Einwaͤrts und aus der
Bahn der Haͤmmer oder der Haͤhne gezogen sind, c, c sind Krummhebel, die an ihren laͤngeren Enden durch
Stiftgelenke mit den Sicherheitszapfen in Verbindung stehen, und deren
Stuͤzpunkte sich in den in der falschen Schwanzschraube befestigten Zapfen
d, d befinden. Die kuͤrzeren Enden dieser
Krummhebel kreuzen sich, und stehen durch Stege mit dem einen Ende des
Schieberstuͤkes f in Verbindung. Das andere Ende
dieses Stuͤkes bildet mit dem kuͤrzeren Arme des Krummhebels g, dem der Zapfen h als
Stuͤzpunkt dient, ein Gefuͤge, waͤhrend auf den
laͤngeren Arm dieses Hebels g der Knopf, der
Knauf oder der Hebel i wirkt, auf welchen je nach dem
Orte, an dem er angebracht ist, der Daumen oder sonst ein anderer Theil der rechten
Hand druͤkt, sobald man den Kolben zum Behufe des Abfeuerns fest ergriffen
hat. k ist eine Feder, die mit dem einen Ende an dem
Buͤgel oder Riemen der falschen Schwanzschraube festgemacht ist;
waͤhrend sie mit dem anderen Ende auf den laͤngeren Arm des Hebels g druͤkt, und daher durch das Schiebstuͤk
f und die Hebel c die
Sicherheitszapfen immer so außerhalb der falschen Schwanzschraube zu erhalten sucht,
daß sie die Haͤmmer hindern bis aus die Zuͤndkapselzapfen
herabzufallen, wenn sie durch irgend einen Zufall zur unrechten Zeit losgelassen
werden sollten. Druͤkt man hingegen zum Behufe des wirklichen Abfeuerns auf
den Theil i, so bewegt dieser das laͤngere Ende
des Hebels g, und bewirkt dadurch, daß das
kuͤrzere Ende dieses lezteren das Schiebstuͤk f anzieht, und daß dieses durch die Stege e
die laͤngeren Enden der Hebel c nach
Einwaͤrts bewegt, wodurch die Sicherheitszapfen in die falsche
Schwanzschraube zuruͤkgezogen werden, wie man dieß in Fig. 32 sieht. So wie der
Druk der Hand auf das Stuͤk i wieder
nachlaͤßt, treibt die Feder, k die
Sicherheitszapfen wieder in ihre fruͤhere Stellung zuruͤk.
In Fig. 33
sieht man gleichfalls die untere Seite einer falschen Schwanzschraube, an der jedoch
zum Behufe der Bewegung der Sicherheitszapfen eine modificirte Einrichtung getroffen
ist. Diese Zapfen ragen in dieser Figur hervor, waͤhrend sie in Fig. 34 in die
falsche
Schwanzschraube zuruͤkgezogen sind. Hier sind zwei Federn k, k angebracht, und der Knopf i wirkt auf das Ende des Hebels g, der den
zwischen den Enden der Hebel c, c befindlichen
Tuͤmmler l umdreht, und dadurch die Zapfen nach
Auswaͤrts draͤngt.
Dem Stuͤke oder Knopfe i kann man die aus Fig. 35
ersichtliche Gestalt geben, und es, nachdem es durch ein Angelgewinde mit dem Kolben
in Verbindung gebracht worden ist, mittelst der Feder k
hinreichend aus dem Kolben hervordraͤngen lassen. Oder man kann ihm auch die
Knopfform geben, die man in Fig. 36 sieht, in welchem
Falle dann der Stiel oder Schwanz des Knopfes auf den Hebel g wirkt. Oder endlich kann man es in gleicher Hoͤhe mit der
Oberflaͤche des Kolbens oder in einer Versenkung anbringen.
In Fig. 29 und
30 sieht
man den Knopf i in einer solchen Stellung angebracht,
daß mit dem Daumen der rechten Hand auf ihn gewirkt werden kann. Will man die
Bewegung der Sicherheitszapfen hingegen durch einen Druk mit dem Ballen des rechten
Daumens hervorbringen, so muß der Knopf in der Naͤhe jener Stelle angebracht
werden, die in Fig.
29 und 30 durch K angedeutet ist. Soll endlich
vollends die Bewegung mit der rechten Handwurzel bewirkt werden, so ist der Knopf an
jener Stelle anzubringen, die in Fig. 29 und 30 mit L angedeutet ist. In diesen beiden lezteren
Faͤllen muß der Hebel g, auf den der Knopf i wirkt, eine etwas andere Gestalt und Einrichtung
haben, z.B. eine solche, wie man sie in Fig. 37 sieht.
Schließlich bemerkt der Patenttraͤger, daß, wenn die Haͤmmer nach dem
Abfeuern auf den Kapselzapfen ruhen, die Enden der Sicherheitszapfen gegen die
inneren Seiten der Haͤmmer druͤken. Soll die neue Vorrichtung an einem
Feuergewehre mit einem einzigen Laufe angebracht werden, so versteht sich von
selbst, daß man nur einen Zapfen a, einen Hebel c und ein Stuͤk e
braucht.