Titel: | Ueber verschiedene Bottiche und Weingeschirre aus Mauerwerk. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. LXIV., S. 360 |
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LXIV.
Ueber verschiedene Bottiche und Weingeschirre aus
Mauerwerk.
Aus dem Journal des connaissances usuelles. Okt. 1835, S.
155.
Ueber Bottiche und Weingeschirre aus Mauerwerk.
Waͤhrend sich Rebenanpflanzungen in mehreren Gegenden Frankreichs
fortwaͤhrend vermehren, wird das zu Faͤssern taugliche Holz von Tag zu
Tag theurer und seltener, so daß die hohen Preise der Geschirre, welche mehr gelten
als der Wein selbst, den Grundbesitzer vor jeder neuen reicheren Weinlese bangen
machen. Wie laͤßt sich diesen Folgen der fruͤheren
Forstverwuͤstungen und diesem Mangel an entsprechenden Geschirren abhelfen?
Wie lassen sich endlich die Vorurtheile besiegen, die gegen die Moͤglichkeit
eines Ersazmittels der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Geschirre
herrschen? Wir glauben, daß dieß nur durch Beispiele und durch wiederholte
Bekanntmachung der Wege, die man einzuschlagen hat, geschehen koͤnne. Wenn
wir naͤmlich Beispiele unter unseren Augen haben, zu deren Gunsten eine
mehrjaͤhrige Erfahrung spricht; wenn die Vorzuͤge der neuen Geschirre
in ihrer Dauerhaftigkeit, ihrer Wohlfeilheit und darin gelegen sind, daß der Wein in
ihnen an Guͤte gewinnt, wird man selbst dann noch anstehen dieselben
anzunehmen, und auf diese das individuelle mit dem allgemeinen Interesse in Einklang
zu bringen?
Man hat zwar schon fruͤher und auch neuerdings wieder mehrere Versuche in
dieser Hinsicht angestellt, von denen nur wenige erfolgreich waren; denn einerseits
ließen die neuen Weingeschirre den Wein durch, andererseits schadeten sie seiner
Farbe und seinen uͤbrigen Eigenschaften so sehr, daß man sie notwendig
aufgeben mußte.
Allein was laͤßt sich hieraus mehr schließen, als daß Unerfahrenheit die
Ursache dieser schlechten Resultate war, und daß, wenn man bei diesen Versuchen
scheiterte, dieß durch die Anwendung schlechter Mittel, durch die Fehler im Baue,
durch die Unvollkommenheit der Kitte, und vielleicht auch durch den Mangel an Geduld
bedingt war. Heut zu Tage, wo die Anwendung des roͤmischen oder hydraulischen
Cementes so allgemein verbreitet ist, und so große Fortschritte gemacht hat, ist
kein Herumtappen gleich dem fruͤheren mehr erlaubt; denn der Weg zur
Herstellung von Baugegenstaͤnden, welche wasserdicht und
unempfaͤnglich gegen die nachteiligen Einfluͤsse der
Atmosphaͤre sind, ja welche sogar mit der Zeit immer mehr und mehr an
Festigkeit gewinnen, ist gebahnt. Die von uns angestellten Proben hatten den besten
Erfolg, und was wir leisten konnten, wird ein anderer wohl eben so gut und
wahrscheinlich noch besser bewerkstelligen koͤnnen. Wir wollen daher hier das
Verfahren beschreiben, nach welchem wir einander gegenuͤber zwei Bottiche,
von denen der eine 200 und der andere 320 Winzerbuͤtten fassen kann, und
inzwischen ein großes Stuͤkfaß herstellten. Alle drei Geschirre haben ein
gemeinschaftliches Schwenkbeken (cuvette) und 12
Cisternen oder Behaͤlter, welche zusammen 68 große Stuͤkfaͤsser
oder 34 Fuhren (chars) fassen, wovon auf das große
Stuͤkfaß 4 und auf jede der Cisternen 2 1/2 Fuhren kommen.
Von diesen Bottichen hat der mittlere 11 Fuß in der Breite auf 6 Fuß 10 Zoll in der
Tiefe und 8 Fuß Hoͤhe; der große Bottich hingegen hat 11 Fuß Breite, 11 Fuß 4
Zoll Tiefe und gleiche Hoͤhe; das kuppelfoͤrmig geendigte
Stuͤkfaß endlich hat 4 Fuß im Gevierte und 6 Fuß Hoͤhe. Die alten
Mauern des Kellers haben 40 und die neuen 16 Zoll Dike, waͤhrend die vordere
Wand des Stuͤkfasses nur 6 Zoll mißt.
Der Keller, in welchem diese drei Stuͤke gebaut wurden, war in
fruͤheren Jahren beinahe 7 Fuß tief ausgegraben worden. Seine Waͤnde
schienen zwar ein festes Mauerwerk zu haben; da sich jedoch viele große Kiesel darin
befanden, der Moͤrtel zum Theil fett, zum Theil mager war, und da sie im
Inneren sowohl hohle Raͤume als Salpeter enthalten konnten, so mußten wir uns
gegen allenfallsiges Durchsikern und gegen Zersezung der Cemente vorsehen. Wir
ließen daher, nachdem gehoͤrige Stuͤzen angebracht worden, die alten
Mauern der ganzen Hoͤhe und Laͤnge, welche die Bottiche bekommen
sollten, nach, 10 Zoll tief ausbrechen, und da an dem ganzen Baue Alles verbunden
seyn mußte, so legten wir sogleich die Grundlage fuͤr den Boden der Bottiche
und des Stuͤkfasses. Diese hatte drei Schichten, von denen die erste aus
Kieseln, welche in fetten Moͤrtel gelegt wurden; die zweite aus einer 4
Zoll diken Schichte Steinmoͤrtel, und die dritte aus einer Taͤfelung
mit starken durch hydraulischen Kalk oder Puzzolane verbundenen Baksteinen bestand.
Die Taͤfelung war einige Zoll weit in die alten und neuen Mauern eingelassen.
Nachdem diese Grundlagen nach Ablauf einiger Wochen Festigkeit gewonnen, nahmen wir
die Arbeiten wieder auf, beschraͤnkten uns jedoch fuͤr das erste Jahr
auf den Bau eines einzigen Bottiches und der 12 Cisternen, da mir dieser Bau
fuͤr einen ersten Versuch und fuͤr die dringendsten
Beduͤrfnisse zu genuͤgen schien.
Unsere erste Sorge richteten wir auf folgende Wiederherstellung der aufgebrochenen
Waͤnde oder Mauern. Wir legten zuerst drei Reihen schmaler und stark
gebrannter Baksteine (sogenannter Barons), von 5 Zoll Breite auf 14 bis 15 Zoll
Laͤnge und 21 Linien Dike, mit einem sehr duͤnnen Moͤrtel.
Nachdem diese Steine sehr schnell gefaßt hatten, fuͤllten wir den
Zwischenraum zwischen den Baksteinen und dem alten Gemaͤuer mit massivirtem
Steinmoͤrtel aus, wobei jedoch von Seite des Arbeiters einige Gewandtheit
noͤthig war, damit die Verkleidung nicht erschuͤttert wuͤrde.
Auf diesen drei Reihen schmaler Baksteine und auf diese erste Grundlage legten wir
eine Reihe doppelt gebrannter Steine, die das Ganze bedekte; und auf diese Weise
ununterbrochen fortfahrend waren in zwei Tagen saͤmmtliche alte Mauern
ausgebessert und geebnet. Es blieb uns nur noch die vordere Wand, bei deren Bau um
so mehr die groͤßte Aufmerksamkeit erforderlich war, als sie nicht gleich den
uͤbrigen im Erde reiche eine Stuͤze finden konnte. Wir waren demnach
auch gezwungen hier unser Verfahren abzuaͤndern, und diese Mauer mit
sogenannten Kaͤsten zu erbauen. Einen solchen Kasten bauten wir uns mit
Balken von 4 Zoll im Gevierte, welche auf einer Seite behauen, lothrecht in einer
Entfernung von 18 Zoll von einander angebracht, und außen sowohl als innen mit
Streben und Gegenstreben versehen wurden, und endlich mit starken Dielen von der
Laͤnge der Mauer, welche allmaͤhlich und je nach der Erhoͤhung
der Grundmauer angebracht wurden. Mit besonderer Sorgfalt verbanden wir diese Mauer
mit den benachbarten.
Da jedoch diese Mauer eine solche Verkleidung bekommen mußte, daß sie den Cement,
womit sie uͤberzogen werden sollte, erfassen und festhalten konnte, und da
ihre Verkleidung, in so fern es ohne Beeintraͤchtigung ihrer Festigkeit
thunlich war, mit der Verkleidung der uͤbrigen Waͤnde in Einklang
gebracht werden sollte, so verfuhren wir auf folgende Weise. Wir verschafften uns
gut gebrannte Baksteine, sogenannte briquetons, von
ungleicher Laͤnge, und sehr feinen Steinmoͤrtel. Nachdem dieser
Steinmoͤrtel mit der Kelle in duͤnnen Schichten laͤngs der inneren
Dielen gelegt worden war, betteten wir mit der Hand und mit Anwendung von Druk die
Baksteine so ein. daß die langen mit den kuͤrzen wechselten. Zugleich wurde
der uͤbrige leer gebliebene Theil des Kastens mit Steinmoͤrtel
ausgefuͤllt und mit Kraft massivirt: jedoch so, daß er sich mit den
Baksteinen verband, und die Anordnung derselben nicht beeintraͤchtigt wurde.
Auf diese Weise ward auch diese Mauer in zwei Tagen 7 Fuß 2 Zoll hoch
aufgefuͤhrt, wo dann in dieser Hoͤhe noch drei Lagen großer Baksteine
angebracht wurden. Die beiden lezteren dieser Lagen bildeten nach Innen eine
Einziehung von 5 Zoll, und trugen ein Karnieß von 4 Zoll Dike. Innen wurde eine
Boͤschung aus Steinmoͤrtel mit kleinen Baksteinen und Hammerschlag
versezt angebracht, damit man in das Innere des Bottiches hineinsehen, den Gang der
Gaͤhrung verfolgen, und den zum Abziehen des Weines geeigneten Zeitpunkt
ermitteln konnte. Den Kasten oder den Model fuͤr diese Mauer nahmen wir erst
nach drei Wochen ab; nach welcher Zeit der Steinmoͤrtel schon bedeutende
Haͤrte gewonnen hatte; dessen ungeachtet hielten wir es fuͤr besser
ihn vor der Application des Ueberzuges noch weitere 14 Tage troknen zu lassen, so
daß wir vorlaͤufig nur den zwischen den Fugen der Baksteine durchgedrungenen
Moͤrtel mit der Kelle zu entfernen, und solcher Maßen eine mehr ebene
Oberflaͤche herzustellen suchten.
Den Steinmoͤrtel und die Cemente, deren wir uns bedienten, bereitetet wir uns,
bevor uns roͤmischer Cement zu Gebot stand, auf folgende Weise. Wir nahmen
zwei Drittheile koͤrnigen und mehrmals ausgewaschenen Flußsand, und versezten
diesen vorlaͤufig mit einem aus frischen gut gebrannten Ziegeln und
Hammerschlag bestehenden Pulver. Dann nahmen wir drei Theile dieses Gemenges,
befeuchteten es mit Flußwasser, und bildeten daraus ein Beken, in welches wir einen
Theil von dem fettesten und moͤglich frischesten Aezkalk brachten, um ihn
sogleich mit Wasser zu begießen, und sobald Zeichen des Aufsiedens entstanden, mit
dem nassen Sande, womit er umgeben war, zu bedeken. Der Kalk beginnt unter diesen
Umstaͤnden bald zu arbeiten und sich auszudehnen; es bilden sich Risse in
seiner Bedekung, die jedoch von den Arbeitern sorgfaͤltig verstrichen werden,
damit dem Kalke seine ganze Kraft bleibe. Ist die große Thaͤtigkeit des
Kalkes voruͤber, so uͤberzeugt man sich durch einige Loͤcher,
die man in den Haufen macht, ob die Loͤschung vollkommen erfolgt ist; wenn
hiebei aus diesen Loͤchern noch Kalkstaub aufsteigt, so traͤgt man
durch sie zum Behufe der voͤlligen Loͤschung nach und nach kleine
Quantitaͤten Wasser ein, um dann die Masse, nachdem die Loͤcher
geschlossen worden sind, noch eine Stunde lang liegen zu lassen. Waͤhrend dieser Ruhezeit
loͤscht man eine andere Quantitaͤt Kalk auf gleiche Weise ab, um sich
einen gehoͤrigen Vorrath von dieser Composition zu verschaffen. Um endlich
den Moͤrtel selbst anzumachen, schlaͤgt man den Sand, womit der Kalk
bedekt ist, zuruͤk, zerdruͤkt lezteren so gut als moͤglich mit
der Kruͤke, und vermengt ihn nach und nach und ohne Zusaz von Wasser mit dem
Sande. Wenn die ganze Masse durch langes Abarbeiten gehoͤrig vermengt ist, so
wirft man endlich drei Fuͤnftheile kleine Kiesel darauf, und arbeitet das
Ganze neuerdings mit den Armen um.
Obschon das Verhaͤltnis von einem Theile Aezkalk auf drei Theile Sand mit dem
Principe Vitruv's, der einen Theil Kalk auf zwei Theile
Sand angibt, im Widerspruche zu stehen scheint, so vertraͤgt sich dasselbe
doch vollkommen damit, indem der Aezkalk durch das Loͤschen so sehr an Umfang
zunimmt, daß beinahe das angegebene Verhaͤltniß dabei herauskommt. Sollte
jedoch der Steins moͤrtel zu mager scheinen, ein Fall, der in Folge des
Zusazes der abgewaschenen Kiesel oͤfter eintritt, so kann man ihn durch Zusaz
einer mit geloͤschtem Kalke bereiteten Kalkmilch fetter machen. Der
Steinmoͤrtel muß zaͤhe und adhaͤrent seyn; denn nur fette
Moͤrtel und Steinmoͤrtel sind bei dieser Art von Bauten
zulaͤssig. Um den Kalkkoͤrnern, welche allenfalls der ersten
Loͤschung entgangen sind, Zeit zur vollkommenen Abloͤschung zu lassen,
soll man den Steinmoͤrtel erst einen Tag nach seiner Bereitung anwenden, und
ihn im Momente seiner Anwendung unter wiederholter Befeuchtung mit Kalkmilch
abermals durcharbeiten. Moͤrtel und Cemente dieser Art erhaͤrten sehr
schnell zu einer vollkommen undurchdringlichen Masse; und mit solchem Materiale
wurden hoͤchst wahrscheinlich auch jene unsterblichen Kunstwerke der
Roͤmer, deren Festigkeit und Bindung wir bewundern, und an deren Nachahmung
man schon verzweifeln wollte, erbaut.
Um jedoch wieder zu unserem Bottiche zuruͤkzukehren, bemerken wir, daß wir
denselben nach Ablauf von abermaligen 14 Tagen auskehren und sorgfaͤltig
auswaschen ließen, um ihn dann mit einem ersten Bewurfe zu versehen, den wir aus
zwei Theilen Puzzolane, einem Theile gewaschenen Flußsand, und 1 1/2 Theilen guten,
schon lange geloͤschten Kalk bereiteten, oder den man auch durch eine
Schichte roͤmischen Cement ersezen kann. Aezkalk wendeten wir hier deßhalb
nicht an, weil ungeachtet aller Vorsicht immer einige Theilchen der
Abloͤschung entgehen und dann durch Aufblaͤhen den Bewurf uneben
machen. Wir ließen diesen Bewurf mit dem Sperber auftragen und ebnen, und zur
Verhuͤtung eines schnellen Troknens den ganzen Tag uͤber fortwaͤhrend benezen,
was zu seiner Dauerhaftigkeit durchaus nothwendig ist.
Den Tag darauf trugen wir nach abermaliger Befeuchtung dieses Bewurfes eine neue
Schichte Puzzolancement auf, die jedoch nur eine halbe Linie dik war. Wir nahmen
hiezu 4 Theile gesiebte Puzzolane, 2 Theile gewaschenen feinen Sand, 3 Theile
geloͤschten Kalk und 1/10 Puzzolanpulver, welches vorher mit
Olivenoͤhl abgeknetet worden war. Zwei Arbeiter waren hiebei
beschaͤftigt; der eine trug den Bewurf auf; der andere glaͤttete und
befeuchtete ihn abwechselnd, und dieses Glaͤtten sezte man bis zu Ende des
zweiten Tages fort. Wenn durchaus kein Riß in diesem Ueberzuge bemerkbar war und er
uns fest genug erschien, ließen wir eine erste Schichte Oehl auftragen, und nach
Einsaugung dieser und erfolgter Polirung der Waͤnde auch noch eine zweite und
lezte.
Der Bottich sah, nachdem er diese Behandlung erlitten hatte, beinahe marmorartig aus,
und konnte mit den vollendetsten Arbeiten dieser Art verglichen werden. In Hinsicht
auf Weinbereitung erhielt er jedoch seinen vollen Werth erst durch die Bedekung mit
einem flachen Gewoͤlbe, welches zur Concentrirung des Alkohols diente, und in
dessen Mitte eine Oeffnung von 20 Zoll im Gevierte, die mit einem eichenen Rahmen
versehen war, angebracht wurde, damit durch dieselbe das Abladen der gelesenen
Trauben und das Zerquetschen derselben vorgenommen werden konnte. Dieses sehr
gedruͤkte Gewoͤlbe ließen wir aus zwei sich kreuzenden Reihen von
Ziegelplatten, die mit Gyps und Kalk verbunden wurden, bauen; und nachdem es mit dem
leichtesten Tuff geebnet worden war, bedekten wir es mit einem gut
zusammengefuͤgten Getaͤfel. Es versteht sich, daß der Boden und die
Waͤnde des Bottiches sorgfaͤltig gegen alle Beschaͤdigung
geschuͤzt waren.
Es wurde bereits schon 10 Mal in diesem Bottiche gekeltert, und noch nie drangen die
Saͤuren durch. Der Wein gewann in denselben merklich an Qualitaͤt,
ohne einen Verlust an Quantitaͤt zu erleiden: er kommt nach einer 12 bis
15taͤgigen Gaͤhrung geistiger und roͤther aus dem Bottiche, als
sonst gewoͤhnlich, und erhaͤlt sich in Gefaͤßen von gleicher
Beschaffenheit aufbewahrt nicht nur mit dem moͤglich geringsten Verluste
durch Abfall, sondern er bleibt auch immer frisch, und gegen die
Zufaͤlligkeiten, denen er in den hoͤlzernen Geschirren ausgesezt ist,
geschuͤzt. Auch veredelt er sich immer mehr und mehr, weßhalb er denn von
solchen Weinhaͤndlern und Consumenten, die von keinem Vorurtheile befangen
sind, sehr gesucht ist.
Ein so glaͤnzender Erfolg und die Aussicht auf eine neue reichliche Ernte bestimmten uns
zur weiteren Verfolgung dieser Unternehmung. Wir bauten daher nach demselben
Principe neue Bottiche und neue Stuͤkfaͤsser, und haben alle Ursache
uns hiezu Gluͤk zu wuͤnschen, so daß wir die von uns befolgte Methode
mit gutem Grunde allen groͤßeren Weinbergbesizern aufs Beste anempfehlen
koͤnnen. Sie werden hiebei nicht nur 3/4 bei der Anschaffung des Geschirres
gewinnen, sondern ihre Weine werden sich auch sehr gut halten, ein kleiner Raum wird
zur Unterbringung einer weit groͤßeren Quantitaͤt hinreichen; die
Erweiterung der Keller wird daher unnoͤthig werden, und die
Unterhaltungskosten der Geschirre werden wegfallen.
Wir wollen nun zeigen, auf welche Weise wir unsere Weinbehaͤlter bauten. In
gleichem Niveau mit dem erwaͤhnten Speisekeller befand sich ein
gewoͤlbter Keller, der in gewoͤhnlichem Geschirre ungefaͤhr 30
Fuhren Wein fassen konnte: die Fuhre aus zwei Stuͤkfaͤssern bestehend
und beilaͤufig zu 7 Hectoliter oder 15 Cntr. gerechnet. Da dieser Raum
fuͤr die Ernte, welche unsere jungen Rebenpflanzungen versprachen, nicht
hinzureichen schien, so mußte unser Keller entweder erweitert, oder auf irgend eine
Weise in Stand gesezt werden, eine groͤßere Menge Wein zu fassen, als dieß
bei Anwendung der gewoͤhnlichen Geschirre moͤglich war. Diese
Raumersparnis die lange Zeit das Ziel unseres Strebens war, erreichten wir
vollkommen durch den Bau zweier Reihen von Weinbehaͤltern oder Cisternen,
welche zusammen 140 große Stuͤkfaͤsser oder 70 Fuhren fassen, und
welche den beiden erwaͤhnten Bottichen und anderen in Zukunft zu bauenden
Bottichen keinen Eintrag thun.
Wir bauten im ersten Jahre die erste Reihe dieser Cisternen oder Behaͤlter,
und kaum waren sie vollendet, so fuͤllten wir drei derselben mit jungem, noch
ganz schaͤumendem Weine. Obwohl sich die Bewuͤrfe damals noch in
keinem solchen Zustande befanden, wie gegenwaͤrtig, wo wir Puzzolane zu
denselben verwenden koͤnnen, so bestanden sie dennoch diese harte Probe
vollkommen gut. Der Wein erlitt nicht die geringste Veraͤnderung in
denselben; er blieb voll Feuer, und verdiente offenbar vor jenem der
fruͤheren Jahrgaͤnge den Vorzug; er schmekte nie wie neuer Wein, und
ward beim Verkaufe immer dem in hoͤlzernen Geschirren aufbewahrten Weine
vorgezogen, obwohl er mit diesem in einem und demselben Bottiche gekeltert worden
war.
Wir theilten unseren Keller, der 6 Klafter 4 1/2 Fuß in der Laͤnge maaß, durch
11 Scheidewaͤnde in 12 Abtheilungen, von denen jede im Lichten 3 Fuß Breite
und 4 Fuß 8 Zoll Laͤnge hatte. Es blieben demnach fuͤr die
Scheidewaͤnde, die gleich den vorderen Waͤnden aus sogenannten Barons, einer
Art von Baksteinen, gebaut wurden, 4 1/2 Fuß. Die Scheidewaͤnde selbst wurden
mit sogenannten Zangen gegen die Kellermauer gelehnt und befestigt. Einen Fuß hoch
uͤber dem Niveau der Bodentaͤfelung des Kellers wurde in der Mitte
eines jeden Faches ein messingener, in einen Stein eingelassener Hahn angebracht.
Der Boden der Behaͤlter oder Cisternen mußte daher nicht bloß bis zu dieser
Hoͤhe emporgefuͤhrt werden, sondern man mußte ihm auch die zum
Abziehen noͤthige Neigung oder Senkung geben. Wir glaubten jedoch die
Haͤlfte dieses Grundgemaͤuers ersparen zu koͤnnen, indem wir
den Boden 6 1/2 Zoll hoch mit kiesiger, festgestampfter Erde auffuͤllten. Auf
diese tennenartige Oberflaͤche brachten wir dann eine beinahe 4 Zoll dike
Schichte Steinmoͤrtel, der wir gegen den Hahn hin eine Neigung oder Senkung
von 6 Linien gaben, und auf die wir dann eine gut verkittete Taͤfelung
legten. Nach gehoͤriger Erhaͤrtung dieses Bodens fuͤhrten wir
mit ausgesuchtem Materiale und mit so wenig Moͤrtel als moͤglich 3 Fuß
8 Zoll hoch die Mauern auf, deren Fugen wir mit aller Sorgfalt verkleideten. In
dieser Hoͤhe wurden die Anlaͤufe der Woͤlbungen, welche jede
einzelne Cisterne schließen sollten, mit Steinmoͤrtel gelegt. Die
Ausbauchungen dieser zum Theil mit Steinmoͤrtel, zum Theil mit Barons
gebauten Gewoͤlbe betrugen 8 bis 9 Zoll. Oben und vorne wurde an jeder
einzelnen Cisterne eine Oeffnung von 10 auf 14 Zoll angebracht, und diese Oeffnung,
welche in einer nach allen vier Richtungen abgedachten Flaͤche in einen Stein
geschnitten ist, wird mit einem anderen Steine verschlossen. Um diesen Stein nach
Belieben wegheben zu koͤnnen, sind in denselben Griffe oder Henkel
eingelassen; in seiner Mitte befindet sich ferner auch noch das Spundloch. Sind die
Cisternen mit Wein gefuͤllt, so verstreicht man die Fugen mit einem Kitte aus
Talg und Heuasche, wo dann keine Verduͤnstung mehr zu befuͤrchten
steht.
Nach unserem urspruͤnglichen Plane sollte die Basis des Bewurfes der Cisternen
aus Puzzolane bestehen; da wir uns jedoch zur Zeit des Baues derselben keine solche
verschaffen konnten, so suchten wir sie durch ein Gemenge aus Kieselpulver,
Hammerschlag und doppelt gebrannten Ziegeln, welchem wir mit gutem
geloͤschtem Kalke Bindekraft gaben, zu ersezen. Dieser Bewurf, der
gleichfalls mit Oehl eingelassen und dann geglaͤttet und polirt wurde, schien
sehr gut, und hielt auch im ersten Jahre ganz gut. Da jedoch im zweiten Jahre einige
Veraͤnderungen daran bemerkbar wurden, und da diese mit der Zeit vielleicht
noch weitere Fortschritte haͤtten machen koͤnnen, so entschlossen wir
uns statt dieses Bewurfes einen mit roͤmischem Cemente bereiteten anzuwenden,
was denn auch unter Beobachtung des obigen Verfahrens geschah, seitdem wir Gelegenheit fanden, uns
diese kostbare Substanz zu verschaffen.
Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß es besser ist den inneren Bewurf der Cisternen vor
ihrer Zuwoͤlbung anbringen zu lassen; denn der Arbeiter arbeitet, so lange
sie offen sind, viel leichter, weil er genug frische Luft hat und also nie gezwungen
wird seine Arbeit wegen schlechter Luft auszusezen. Er kann ferner selbst die
kleinsten Risse leichter entdeken, als bei dem matten Scheine des Lichtes in einer
zugewoͤlbten Cisterne; und eben so kann der Eigenthuͤmer den Gang der
Arbeit besser uͤberwachen.
Wenn auch Mauern von 5 Zoll fuͤr Behaͤlter von mittlerem Inhalte
allerdings hinreichten, ohne daß man den Versuch zu gewagt nennen kann, so versteht
sich doch, daß deren Dike in dem Maaße erhoͤht werden muͤßte, als der
Rauminhalt oder Behaͤlter waͤchst. Die Model der Baksteine
muͤssen dann in demselben Verhaͤltnisse abgeaͤndert werden;
auch muß der Thon zu diesen Steinen sorgfaͤltig ausgewaͤhlt werden, so
wie es denn ferner gut seyn duͤrfte sie vor dem Brennen zu schneiden. Wir
fuͤgen nur noch bei, daß an den Hauptmauern, an welche die Behaͤlter
oder Cisternen gelehnt sind, alle Feuchtigkeit und alles Durchsikern mit aller
Sorgfalt beseitigt und verhuͤtet werden muß. Wir haben aus diesem Grunde
außen auch eine Gegenmauer angebracht, deren Boͤschung das Regenwasser
abfließen macht.
Wir wollen nunmehr nur noch die Kosten dieser Weinbehaͤlter oder Cisternen mit
jenen der gewoͤhnlichen hoͤlzernen Geschirre, deren Stelle sie
vertreten, vergleichen. Unsere Ausgaben bei dem Baue derselben berechneten sich
naͤmlich folgender Maßen.
1)
Fuͤr
12 messingene Haͤhne mit vier
Schluͤsseln
132 Fr.
2)
–
12 andere kleinere Haͤhne, wovon in der
Mitteder vorderen Wand einer jeden Cisterne einer angebrachtist,
und die zum Kosten des Weines bestimmt sind
60 –
3)
Fuͤr
50 Cntr. Kalk, den Cntr. zu 1 1/2 Fr.
75 –
4)
–
400 flache Baksteine fuͤr den Sokel u. die
Grundlageder Scheidewaͤnde
32 –
5)
Fuͤr
2000 sogenannte Barons, das Tausend zu 40 Fr.
80 –
6)
–
die Steine, in welche die Haͤhne, die Rahmen
unddie Schluͤssel, die zum Verschließen der Oeffnung
derBehaͤlter dienen, eingelassen sind
166 –
7)
Fuͤr
den Bewurf
144 –
8)
–
Arbeitslohn
90 –
––––––
Summa
779 Fr.
Jeder Behaͤlter oder jede (Zisterne kam demnach beilaͤufig auf 64 Fr.
zu stehen, welcher Preis jedoch nach Localverhaͤltnissen nochwendig großem
Wechsel unterworfen seyn muß. Nimmt man diesen Preis jedoch selbst um ein Drittheil
hoͤher an, so erscheint er dennoch im Vergleiche mit den
Stuͤkfaͤssern und im Vergleiche der uͤbrigen Vortheile sehr
maͤßig. 34 Stuͤkfaͤsser, jedes zu einer Fuhre, kommen
naͤmlich mit Einschluß der Bereifung per
Stuͤk auf 48 und zusammen auf 1632 Fr. zu stehen, so daß sich in den
Anschaffungskosten allein eine Ersparniß von 853 Fr. ergibt. Dazu kommen jedoch noch
mehrere andere Vortheile, die um so wichtiger sind, als sie sich jaͤhrlich
wiederholen.
Die Unterhaltung des gewoͤhnlichen Geschirres laͤßt sich
jaͤhrlich per Stuͤk auf nicht weniger als
45 Fr. anschlagen; bei guten Cisternen hingegen faͤllt diese Ausgabe weg. Bei
den Faͤssern betraͤgt der Verlust an Wein beinahe 1/12; an den
Cisternen hingegen ist der Verlust, wenn sie ein Mal angezogen haben, sehr
unbedeutend, indem er nur durch die unmerkliche fortschreitende Gaͤhrung
bedingt ist. Bei der Aufbewahrung in Faͤssern geschieht es haͤufig,
daß Reifen abspringen; daß sich der Boden wirft; daß die Weine wegen schlechter
Bereifung oder wegen eines Fehlers im Holze durchsikern; daß sie einen Faßgeschmak
bekommen, saͤuerlich werden, oder sonst umschlagen, wodurch dem
Eigenthuͤmer großer Schaden erwaͤchst. Wir hegen hingegen die volle
Ueberzeugung, daß die Weine in den Cisternen vollkommen gesund bleiben; daß sie sich
durchaus nicht entfaͤrben, und daß die Festigkeit dieser Art von Geschirren
gegen alle Unfaͤlle schuͤzt.
Bei Anwendung der Cisternen kann man ferner mit aller Leichtigkeit eine zwei Mal
groͤßere Menge Wein in demselben Raume unterbringen, wie bei Anwendung der
gewoͤhnlichen hoͤlzernen Faͤsser. Waͤhrend die
Kellerluft manche hoͤlzerne Geschirre in kurzer Zeit zerstoͤrt,
traͤgt sie im Gegentheile zur Erhaͤrtung der Cemente und zur
Consolidirung der Cisternen bei. Haben sich die Waͤnde der Cisterne ein Mal
mit einer schoͤnen Weinsteinschichte bedekt, so beschraͤnkt sich deren
ganze Behandlung auf Entfernung des Gelaͤgers und auf gehoͤrige
Schwefelung; nur bei der ersten Fuͤllung muß man sie wiederholt mit Wasser
auswaschen und mit Weingeist abreiben. Endlich ist man auch von dem Kuͤfer
unabhaͤngig, so daß man beim Abziehen des Weines aus den Bottichen nie von
diesen Leuten hingehalten werden kann.
Wir wollen diesen Vergleich, der so offenbar zu Gunsten der Cisternen spricht, jedoch
nicht weiter treiben, sondern nur noch bemerken, daß die Weinhaͤndler schon
gegenwaͤrtig den in diesen Geschirren aufbewahrten Weinen den Vorzug geben. Andererseits darf
aber nicht vergessen werden, daß gute Cisternen dieser Art gleichsam als ein
Meisterstuͤk der Baukunst zu betrachten sind; daß kein Fehler in deren Bau
unbestraft bleibt; daß die Mauern und Waͤnde vollkommen undurchdringlich und
aus einem Gusse seyn muͤssen; und daß man demnach vor deren
Ausfuͤhrung Alles wohl uͤberlegen muͤsse, und diese selbst nur
geschikten und geuͤbten Haͤnden anvertrauen duͤrfe.