Titel: | Verbesserungen in dem Verfahren gewisse Gewebe und andere Substanzen ganz oder zum Theil luft- und wasserdicht zu machen, um sie gegen nachtheilige Einwirkung der Luft und Feuchtigkeit zu schüzen, worauf sich Thomas Hancock, Fabrikant wasserdichter Zeuge von Goswell-mews in der Grafschaft Middlesex, am 5. August 1830 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. VIII., S. 29 |
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VIII.
Verbesserungen in dem Verfahren gewisse Gewebe
und andere Substanzen ganz oder zum Theil luft- und wasserdicht zu machen, um sie
gegen nachtheilige Einwirkung der Luft und Feuchtigkeit zu schuͤzen, worauf sich
Thomas Hancock,
Fabrikant wasserdichter Zeuge von Goswell-mews in der Grafschaft Middlesex, am
5. August 1830 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Januar 1836, S.
295.
Hancock's Fabrikate aus Kautschuk.
Unter obigem Patente macht der Patenttraͤger hauptsaͤchlich drei
Vorschlaͤge: 1) naͤmlich die Fabrikation eines Artikels, den man als
Zeug oder Leder benuzen kann, und welcher sowohl wasser- als luftdicht ist;
2) die Bereitung einer plastischen Substanz, womit man Figuren, menschliche Theile
oder andere Gegenstaͤnde abgießen und modelliren kann; und 3) endlich
Bereitung einer Tuͤnche, womit man verschiedene Faserstoffe und die daraus
erzeugten Fabrikate zum Theil luft- und wasserdicht zu machen und gegen die
nachtheiligen Einfluͤsse der Feuchtigkeit zu schuͤzen im Stande
ist.
Die Basis zu allen diesen Dingen und Bereitungen bildet der Kautschuk, den der
Patenttraͤger, wie er sagt, in fluͤssiger Gestalt anwendet, so wie er
in Ostindien und Suͤdamerika aus mehreren Baͤumen als milchiges Gummi
ausschwizt, und wie er ihn in seinem fruͤheren Patente vom November 1824
beschriebenEs ist wirklich sonderbar, daß beinahe in allen Patenten, in welchen es sich
von Anwendung des Kautschuks in fluͤssiger Form handelt, gesagt wird,
daß das
milchige Gummi in der natuͤrlichen fluͤssigen Gestalt, in der
es aus den Baͤumen ausschwizt, benuzt und verwendet werden soll;
waͤhrend es doch notorisch ist, daß das natuͤrliche
fluͤssige Gummi nur ein einziges Mal in sehr geringer Menge nach
England gebracht worden ist, und in diesem Zustande zu den fraglichen Zweken
als untauglich sich zeigte. In allen Faͤllen, in denen von Anwendung
des fluͤssigen Kautschuks gesprochen wird, meinte man demnach eine
Aufloͤsung des gewoͤhnlichen Kautschuks in Naphtha oder in
irgend einem anderen Aufloͤsungsmittel.A. d. Lond. Journ.
.
Das Material, welches man anstatt eines Zeuges oder anstatt Leder benuzen soll,
besteht aus Kautschuk und verschiedenen Faserstoffen, wie Baumwolle, Seide, Flachs,
Haar oder Lumpen, welche in den Papiermuͤhlen zu Zeug vorbereitet werden. Auf
jedes Pfund fluͤssigen Kautschuks wird naͤmlich beilaͤufig eine
Unze Faserstoff zugesezt, nachdem dieser in kleine Stuͤke von kaum 1/8 Zoll
Laͤnge geschnitten worden ist. Wenn diese Stoffe gehoͤrig mit dem
Gummi vermengt worden sind, gießt man die ganze Masse auf einer flachen Tafel aus,
auf der man sie troknen laͤßt, so daß sie eine mehr oder minder dike Haut
bildet. Will man der Masse eine bestimmte Farbe geben, so kann man unter die
Fluͤssigkeit und die Faserstoffe auch Chromgelb, Cochenille, Indigo,
Gruͤnspan, Umbraerde, Venetianerroth und dergl. m. mengen. Eben so kann man
die verfertigten Haͤute, wenn sie troken geworden, zwischen Walzen, die bis
auf die Temperatur des Blutes erwaͤrmt worden sind, auswalzen, um ihrer
Oberflaͤche mehr Glaͤtte zu geben.
Die auf diese Weise erzeugten Haͤute koͤnnen zur Verfertigung von
Stiefeln, Schuhen, Hosentraͤgern, Kappen und mannigfachen anderen Artikeln,
so wie auch zu Ueberzuͤgen oder sogenannten Plagen fuͤr Lastwagen
benuzt werden, da sie wasserdicht und sehr dauerhaft sind. Das Verhaͤltniß
des Faserstoffes zu der Kautschukfluͤssigkeit laͤßt sich nach Belieben
abaͤndern; ein groͤßerer Zusaz von Faserstoff ist noͤthig, wenn
die aus dem Zeuge zu verfertigenden Gegenstaͤnde mit der Nadel genaͤht
werden sollen.
Die Substanz, deren man sich als plastisches Material bedienen will, soll aus der
Kautschukfluͤssigkeit und aus verschiedenen erdigen Substanzen, wie aus Kalk,
Oker, Ziegelmehl und anderen derlei Dingen, welche man je nach dem Grade der
erforderlichen Haͤrte unter verschiedenen Verhaͤltnissen beisezt,
bereitet werden. Alle diese erdigen Substanzen geben naͤmlich, nachdem sie
mit Wasser befeuchtet und dann der Kautschukfluͤssigkeit beigesezt worden
sind, eine dike Fluͤssigkeit, welche man in Model aus Gyps oder einer anderen
Substanz gießen kann, um Buͤsten, Figuren und andere derlei
Gegenstaͤnde zu erzeugen. Wenn man sich zur Erzeugung eines Gusses einen
hohlen Model verfertigt hat, so wird die fluͤssige Mischung in einer duͤnnen Schichte in
denselben ausgegossen, gleich wie dieß beim Gießen von hohlen Gypsfiguren zu
geschehen pflegt; ist die erste Schichte troken geworden, so traͤgt man dann
auf gleiche Weise eine zweite ein, und so fort, bis die Masse die gehoͤrige
Dike erlangt hat. Im Halse des Gusses laͤßt man eine Oeffnung, durch die man
denselben mit Kleien oder Saͤgespaͤnen ausfuͤllen kann, um dem
Ganzen groͤßere Soliditaͤt und mehr Gewicht zu geben. Man kann auf
diese Weise auch mancherlei Verzierungen gießen, die sich gleich jenen aus
Papiermache verwenden lassen. Im Nothfalle kann man, um den in den Modeln erzeugten
Gegenstaͤnden groͤßere Festigkeit zu geben, der Masse auch Leim,
Staͤrke oder eine Aufloͤsung von arabischem Gummi zusezen.
Um Seiden-, Baumwollen- oder andere Gewebe theilweise wasser-
und luftdicht zu machen, kann man die Kautschukfluͤssigkeit, nachdem der Zeug
flach und stark ausgespannt worden ist, mit einer Buͤrste oder mit einer
Spatel auf dessen Oberflaͤche auftragen; oder man kann die Zeuge auch in die
Fluͤssigkeit eintauchen. Fuͤr solche Stellen der Zeuge, die nicht so
vollkommen wasserdicht gemacht zu werden brauchen, wie andere, kann man die
Fluͤssigkeit mit Wasser verduͤnnen. Will man dem Fabrikate eine Farbe
geben, so kann man Indigo-, Cochenille- oder andere
Farbaufloͤsungen unter die Fluͤssigkeit bringen. Sollte man endlich
gegen die dunkle Farbe des Kautschuks Einwendungen zu machen haben, so ließe sich
diese durch vorlaͤufiges Abwaschen desselben mit Wasser beseitigenWir haben, schreibt das London Journal, den
lezteren Theil der Patentbeschreibung mehrere Male durchlesen, indem wir
glaubten den Patenttraͤger mißverstanden zu haben, allein er spricht
darin wirklich von der Vermengung der Kautschukfluͤssigkeit mit
Wasser oder mit waͤsserigen Aufloͤsungen. Wie dieß geschehen
soll, ist uns unbegreiflich, indem sich der Kautschuk augenbliklich aus
seinen Aufloͤsungen abscheidet, sobald diesen Wasser zugesezt wird.
– Wir fuͤgen dieser Bemerkung nur noch bei, daß wir das oben
angezogene fruͤhere Patent des Hrn. Hancock im Polyt. Journal Bd.
XVIII. S. 370 bekannt machten, und daß wir gegenwaͤrtiges
sonderbares Patent hauptsaͤchlich nur deßwegen ausfuͤhrlicher
behandelten, weil dessen Inhaber zu einem der ersten englischen
Kautschukwaarenfabrikanten gehoͤrt. Da von demselben keine solche
Unkenntniß der Substanzen, womit er es zu thun hat, zu vermuthen ist, so
duͤrfte das in seiner Patentbeschreibung herrschende Dunkel wohl als
absichtlich gelassen zu betrachten seyn.A. d. R..