Titel: Ueber ein Verfahren Berlinerblau aus den Mutterlaugen der künstlichen rohen Soda zu bereiten, worauf sich Ch. Atwood, Sodafabrikant in Wickham in der Grafschaft Durham, am 16. Jan. 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XL., S. 210
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XL. Ueber ein Verfahren Berlinerblau aus den Mutterlaugen der kuͤnstlichen rohen Soda zu bereiten, worauf sich Ch. Atwood, Sodafabrikant in Wickham in der Grafschaft Durham, am 16. Jan. 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1836, S. 15. Atwood, Berlinerblau aus den Mutterlaugen zu bereiten. Der Patenttraͤger wendet zur Bereitung von Berlinerblau die Mutterlaugen der durch Gluͤhen des Glaubersalzes mit kohlensaurem Kalk und roher Steinkohle dargestellten rohen Soda an, indem nur diese Blausaͤure enthaͤlt, keineswegs aber die mit Kohks oder rohen Holzkohlen bereitete. Aus der Aufloͤsung jener rohen Soda, sagt der Patenttraͤger, kann man sich das Berlinerblau verschaffen, indem man sie durch einen entsprechenden Zusaz ebenderselben Saͤuren faͤllt, deren man sich in den gewoͤhnlichen Berlinerblau-Fabriken zu gleichem Zweke bedient. Man verwendet hiezu meistens jene Saͤure, welche man sich am wohlfeilsten und leichtesten verschaffen kann; doch ist zu bemerken, daß sie in Ueberschuß, d.h. in solcher Menge zugesezt werden muß, daß das Alkali dadurch uͤbersaͤttigt oder mehr als neutralisirt wird. Naͤchst der Saͤure muß aber auch noch eines jener Eisensalze zugesezt werden, deren man sich in den Berlinerblau-Fabriken gewoͤhnlich bedient: und zwar in solcher Menge, daß hiedurch so viele metallische Basis geliefert wird, als zur gehoͤrigen Erzeugung von Berlinerblau erforderlich ist. Der Zusaz der Eisensalze und der Saͤure, so wie auch der Zusaz von Alaun oder der sonstigen Substanzen, die man allenfalls fuͤr noͤthig haͤlt, um dem Farbstoffe mehr Koͤrper oder einen gewissen Ton zu geben, kann nach denselben Vorschriften und Methoden, wie bei der bisher uͤblichen Faͤllungsweise des Berlinerblaues geschehen. Eben so kann man zur weiteren Behandlung, zum Troknen etc. des aus den angegebenen Aufloͤsungen gefaͤllten Berlinerblaues gleichfalls die gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Methoden befolgen. Da es jedoch zu kostspielig waͤre, wenn man das Berlinerblau direct aus den Aufloͤsungen der erwaͤhnten rohen Soda niederschlagen wollte, indem hiezu wegen des Reichthumes dieser Aufloͤsungen an Alkali eine sehr große Menge Saͤure erforderlich seyn wuͤrde, so ist es besser, die Faͤllung des Berlinerblaues nicht eher vorzunehmen, als bis ein Theil des Alkalis aus den erwaͤhnten Aufloͤsungen weggeschafft worden ist. Lezteres kann entweder durch Krystallisation oder dadurch geschehen, daß man die Soda so viel als moͤglich mit Talg, Oehlen oder anderen verseifbaren Substanzen zu Seife verbindet, oder durch Anwendung beider Processe. Der Gehalt der Laugen an blausauren Salzen bleibt naͤmlich derselbe, es mag Soda daraus krystallisirt haben oder Seife daraus gewonnen worden seyn: nur wenn die Sodalaugen durch einen solchen Proceß von Schwefel gereinigt wurden, wobei die blausauren Verbindungen zerstoͤrt, verfluͤchtigt oder zersezt werden, sind sie natuͤrlich zur Verwendung auf Berlinerblau nicht mehr anwendbar. So enthalten z.B. jene Laugen oder Mutterlaugen, welche nach den gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Methoden, d.h. durch Eindampfen, Troknen und darauf folgendes Verbinden des aͤzenden und schwefelwasserstoffsauren Alkalis mit Kohlensaͤure in dem eigens hiezu bestimmten Ofen von Schwefel gereinigt wurden, nur mehr sehr wenige blausaure Verbindungen, so daß sie nicht mehr mit Vortheil auf Berlinerblau benuzt werden koͤnnen. Dagegen bleibt der Blausaͤuregehalt der Aufloͤsungen oder Mutterlaugen unbeeintraͤchtigt, wenn die Reinigung derselben vom Schwefel durch Anwendung von kohlensaurem Gase erzielt worden ist: und zwar ganz besonders, wenn dieß in geschlossenen Gefaͤßen oder unter Abhaltung des Zutrittes der Luft bewerkstelligt wurde. Eben so bleibt der Blausaͤuregehalt der Aufloͤsungen oder der Laugen im Wesentlichen unveraͤndert, wenn die Soda durch Anwendung irgend eines geeigneten Eisen- oder Mangansalzes von Schwefel befreit wurde. Ueber diese leztere Reinigungsmethode brauchen wir nichts weiter zu sagen, als daß sie durch sorgfaͤltige und allmaͤhliche Versezung der Aufloͤsungen mit den erwaͤhnten Metallsalzen vorgenommen wird, wobei man mit diesem Zusaze so lange fortfahrt, bis die Reinigung vollkommen geschehen ist, und bis der Schwefel, welcher als schwefelwasserstoffsaures Alkali vorhanden war, in Verbindung mit den Metallen als Schwefelmetall niedergefallen ist, wie dieß in meinem fruͤher patentirten Verfahren die Soda zu reinigen beschrieben wurde.Wir haben das fruͤhere Patent des Hrn. Atwood im Polyt. Journale Bd. LVI. S. 126 bekannt gemacht.A. d. R. Wurde zur Reinigung der Aufloͤsung vom Schwefel ein Eisen- oder Mangansalz angewendet, und wurde dieses Salz in Ueberschuß, d.h. in groͤßerer Menge zugesezt, als es gerade zur Faͤllung des Schwefels erforderlich ist, so wird mit dem Schwefelmetalle immer zugleich auch etwas Berlinerblau niederfallen, und vorlaͤufig verloren gehen. Lezteres kann jedoch wieder aus dem Niederschlage gewonnen werden, wenn man denselben in einer geeigneten Saͤure aufloͤst, und diese Aufloͤsung zur Reinigung einer neuen Sodaaufloͤsung verwendet.