Titel: Verbesserungen in der Reinigung des Leuchtgases, worauf sich Henry Phillips, Chemiker von Exeter, am 17. August 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXXXII., S. 442
Download: XML
LXXXII. Verbesserungen in der Reinigung des Leuchtgases, worauf sich Henry Phillips, Chemiker von Exeter, am 17. August 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1836, S. 302. Phillips, uͤber Reinigung des Leuchtgases. Das Steinkohlengas enthaͤlt bekanntlich, selbst nachdem es den gewoͤhnlichen Reinigungsprocessen mit Einschluß seiner Behandlung mit Kalk unterworfen worden, eine bedeutende Quantitaͤt Ammoniak oder fluͤchtiges Alkali, welches abgesehen von anderen Unannehmlichkeiten hauptsaͤchlich Ursache der fortwaͤhrenden Corrosion und Zerstoͤrung ist, die man an den Lampenschnaͤbeln und uͤberhaupt an allen aus Kupfer und Messing bestehenden Theilen der Apparate bemerkt. Durch die gegenwaͤrtig patentirte Erfindung beabsichtige ich nun das Ammoniak mehr oder minder vollkommen aus dem Steinkohlengase abzuscheiden, und zwar durch die Anwendung gewisser Salzaufloͤsungen und gewisser Apparate bei der Reinigung des zur Beleuchtung dienenden Steinkohlengases. Meine Erfindung laͤßt sich am vorteilhaftesten in Anwendung bringen, wenn das Gas die gewoͤhnlichen Reinigungsprocesse mit Einschluß der Behandlung mit Kalk bereits erlitten hat. Ich lasse naͤmlich die Roͤhre, durch die das Gas aus dem Kalkapparate austritt, in den Boden eines vierekigen oder rechtwinkeligen Kastens eintreten, in welchem uͤber einander mehrere durchloͤcherte Platten oder Boden von der Groͤße des Kastens angebracht sind. Diese Platten oder Boden bedeke ich 5–6 Zoll hoch mit Lohabfallen, Zweigen, Farrnkraͤutern, Kohks, Kies, Wollenlumpen etc. oder uͤberhaupt mit irgend einer Substanz, welche die sogleich anzugebenden Salzaufloͤsungen einige Zeit uͤber eingesogen erhalten kann. Oben auf den Kasten unmittelbar unter dessen Dekel lege ich endlich eine durchloͤcherte Metallplatte, deren obere Flaͤche ich mit einem groben Leinen- oder anderen Zeuge bedeke. Durch dieses Tuch steke ich in jedes der Loͤcher der Platte einen Nagel, so daß diese Naͤgel mit ihren Koͤpfen aufruhen, waͤhrend ihre Spizen einen Zoll lang und daruͤber in den Kasten hineinragen. Hierauf versichere ich den Dekel, in welchen eine oder mehrere Roͤhren eingelassen sind, mittelst eines hydrostatischen Gefuͤges, wie dieß zur Genuͤge bekannt ist. Die Roͤhren dienen zum Eintragen der Salzaufloͤsungen, welche ich auf die obere durchloͤcherte Platte, durch welche die Naͤgel ragen, anwende. Wenn die Salzaufloͤsung auf diese Platte gelangt ist, so wird sie sich in Folge der Capillarattraction, welche die Zeugfasern ausuͤben, schnell vertheilen. so daß mithin ein fortwaͤhrendes Abtropfen der Fluͤssigkeit von den Nagelspizen Statt findet. Die Fluͤssigkeit faͤllt dann auf die Lohe oder auf die sonstige Substanz, womit der zunaͤchst unterhalb befindliche Boden bedekt ist, und nachdem sie diese Schichte und die Loͤcher des Bodens durchdrungen auf den naͤchstfolgenden Boden u.s.f., bis sie endlich auf dem Boden des Kastens anlangt, um von hier aus mittelst eines umgekehrten Hebers fortgeschafft zu werden. Das Gas, welches bei dem untersten Boden des Kastens eintritt, ist gezwungen saͤmmtliche durchloͤcherte Platten und die auf ihnen befindlichen Substanzen zu durchstroͤmen, und wird demnach hiebei der Einwirkung der Salzaufloͤsungen ausgesezt, die fortwaͤhrend von einer auf die andere Platte herabtropfen. Aus dem obersten Theile des Kastens tritt das Gas dann durch eine Roͤhre in den untersten Theil eines zweiten, in jeder Hinsicht vollkommen aͤhnlichen Kastens; und hierauf, wenn es noͤthig seyn sollte, selbst in einen dritten. Da der Inhalt dieser Kaͤsten von Zeit zu Zeit erneuert werden muß, so duͤrfte es am besten seyn, einige solcher Kaͤsten zum Behufe der Abwechslung vorraͤthig zu haben. Die Salzaufloͤsungen, womit ich das Ammoniak aus dem Steinkohlengase abzuscheiden gesonnen bin, sind entweder eine kalte gesaͤttigte Aufloͤsung von Alaun in Wasser, oder eine Aufloͤsung von schwefelsaurem oder salzsaurem Mangan, oder von irgend einem anderen Mangansalze, welches man erhaͤlt, wenn man die bei der Chlor- und Chlorkalkbereitung ruͤkstaͤndige Masse mit Wasser auslaugt. Um mich zu uͤberzeugen, ob das Gas, nachdem es durch die Kaͤsten gegangen, noch Ammoniak enthaͤlt, bringe ich ein Stuͤkchen geroͤthetes Lakmuspapier in dasselbe; wird naͤmlich die urspruͤngliche blaue Farbe dieses Papieres wieder hergestellt, so ist dieß ein Beweis, daß noch Ammoniak im Gase enthalten ist. Den hier beschriebenen Apparat erklaͤre ich keineswegs als meine Erfindung, indem er beinahe derselbe ist, dessen man sich bei dem sogenannten trokenen Kalkungsprocesse gleichfalls bedient. Ich beschraͤnke mich uͤbrigens auch keineswegs auf diesen Apparat allein, indem die erwaͤhnten Salzaufloͤsungen offenbar auf verschiedene andere Weise so mit dem Gase in Beruͤhrung gebracht werden koͤnnen, daß hiedurch das Ammoniak daraus abgeschieden wird. Ich bemerke nur noch, daß die Salzaufloͤsungen nicht vollkommen gesaͤttigt zu seyn brauchen, indem auch verduͤnnte Aufloͤsungen dem Zweke entsprechen; doch ist in diesem Falle eine groͤßere Quantitaͤt davon noͤthig.