Titel: | Ueber den Bau von Brükenbogen aus Baksteinen und hydraulischem Cemente ohne Lehrbogen und Baugerüste, nach der Methode des Hrn. Brunel in London. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. V., S. 18 |
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V.
Ueber den Bau von Bruͤkenbogen aus
Baksteinen und hydraulischem Cemente ohne Lehrbogen und Baugeruͤste, nach der
Methode des Hrn. Brunel in
London.Wir haben zwar schon im Polyt. Journale Bd.
XLVII. S. 350 und LV. S. 76
Nachricht von dem Brunel'schen Baue gegeben, finden uns jedoch bei der Wichtigkeit
dieses Gegenstandes veranlaßt noch ein Mal darauf zuruͤkzukommen und ihn
auch durch Zeichnungen zu erlaͤutern. Wir fuͤgen bei, daß die Brunel'sche Methode erst am 14. Maͤrz l. J. in
dem Institute of British Architects
ausfuͤhrlich abgehandelt und guͤnstig beurtheilt wurde. A. d.
R.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. November 1835, S. 523.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ueber Brunel's Bau von Bruͤkenbogen ohne Lehrbogen
etc.
Hr. Mallet, Straßen- und
Bruͤkenbauinspector, hat sich theils von Hrn. Brunel selbst, theils von Jemanden, der dessen Bauten selbst besichtigte,
genaue Aufschluͤsse uͤber die Versuche verschafft, welche Hr. Brunel anstellte, um ohne Lehrbogen und
Baugeruͤste Bruͤkenbogen zu bauen. Da er die Guͤte hatte, uns
die von ihm gesammelten Details zur Bekanntmachung zu uͤberlassen, so legen
wir sie hiemit dem sachverstaͤndigen Publicum zur Einsicht vor.
Hr. Brunel bemerkt zuerst, daß an einem Bogen d, c, e, f, Fig. 40, der untere auf
dem Pfeiler ruhende Theil a, b, c, d einen Druk in einer
Richtung erfaͤhrt, welche gegen die Normallinie der Curve senkrecht ist,
waͤhrend der obere Theil a, b, e, f sich nach
Normalspruͤngen gegen die Laͤnge a, b zu
trennen, und mit seiner ganzen Schwere auf den unteren Theil zu druͤken
trachtet. Der untere Theil a, b, c, d muß demnach aus
festen Steinen, welche zu groͤßerer Sicherheit wie Gewoͤlbsteine
gelegt sind, gebaut werden; der obere Theil dagegen muß leicht und die Verbindung
der Steine an demselben so getroffen seyn, daß keine Trennung moͤglich ist.
Hr. Brunel hat die Bemerkung gemacht, daß eine
hinlaͤnglich starke Verbindung saͤmmtlicher Steine, aus denen ein
Bogengewoͤlbe besteht, hinreicht, um ihm die noͤthige Festigkeit zu
geben. Die Dreifaltigkeitsbruͤke in Florenz ist nichts weiter als eine
Mauerverkleidung aus Marmor, welche mit unbehauenen, aber in einer gewissen Ordnung
gelegten Bruchsteinen ausgefuͤllt ist. Hier hat die Erfahrung gezeigt, daß
die durch den Moͤrtel bewirkte Bindung der Steine hinreicht, um dem Baue die
noͤthige Festigkeit zu geben, obgleich die Steine nicht wie
Gewoͤlbsteine gelegt sind. Man ließ anfangs uͤber diese Bruͤke
keine Wagen passiren, indem man sie nicht fuͤr fest genug hielt; die
Franzosen lieferten den Beweis, daß sie dieß allerdings sey, denn sie passirten mit Artillerie und
Train uͤber dieselbe, und seither steht sie allem Fuhrwerke offen!
Wie war jedoch diese Bindung der Steine zu bewerkstelligen? Hr. Brunel nahm in dieser Hinsicht seine Zuflucht zu einem Verfahren,
aͤhnlich jenem, nach welchem man zum Baue der Waͤnde der
Strohhuͤtten Stroh mit verwendet. Sucht man ein Stuͤk einer solchen
Mauer zu brechen, so bemerkt man, daß die Strohhalme, so lange sie nicht durch den
Einfluß der Luft zerstoͤrt worden sind, einen ziemlich großen Widerstand
leisten. Wuͤrde man sich also anderer aͤhnlicher, aber viel
staͤrkerer Bindemittel bedienen, und wuͤrde man diese fest einlassen,
so ließe sich hiedurch ein außerordentlich großer Widerstand erzielen. Hr. Brunel wendet hiezu Eisen und Holz an; er bringt zwischen
die verschiedenen Steinlager, aus denen die Bogen gebaut werden, eiserne
Baͤnder, gleichwie man sie zu Faßreifen nimmt, aber von viel geringerer Dike.
Diese Baͤnder sind nach der Laͤngenrichtung des Bogens angebracht,
indem in dieser Richtung eine starke Cohaͤsion erzeugt werden soll. Abgesehen
von diesen eisernen Baͤndern bedient sich Hr. Brunel aber in Erwaͤgung, daß sich das Holz unzerstoͤrbar
machen laͤßt, auch noch hoͤlzerner Latten, gleichwie man sie beim
Gypsen anwendet. Man kann zwar hiegegen einwenden, daß zwischen dem Holze und dem
Cemente, der die Steine an einander bindet, keine gehoͤrige Adhaͤrenz
Statt findet; allein dem laͤßt sich leicht dadurch steuern, daß man das Holz
einer Behandlung unterwirft, durch die es einer solchen theilhaftig wird. Dieser
Behandlung gemaͤß wird das Holz zuerst, um es unzerstoͤrbar zu machen,
mit einer Schichte mineralischen Theeres uͤberzogen, und dann mit
Ziegelpulver uͤberstreut. Die Adhaͤrenz, welche sich auf diese Weise
zwischen dem Holze und dem Cemente erzeugen laͤßt, ist so groß, daß, wenn man
z.B. eine so behandelte Latte zwischen zwei durch Cement verbundene Baksteine
bringt, das Holz unmoͤglich mehr zwischen den Steinen herausgezogen werden
kann.
Auf diesem Principe beruhen die Brunel'schen Bogenbauten,
die aͤußerst flache und am Schlusse sehr duͤnne Bogen moͤglich
machen. Damit jedoch diese Bauten alle moͤglichen Vortheile gewaͤhren,
empfiehlt Hr. Brunel Alles anzuwenden, wodurch die
Senkungen nach der Schließung der Bogen vermieden oder wenigstens vermindert werden
koͤnnen. Als eines der wesentlichsten Mittel zu diesem Zweke erachtet er eine
große Breite der Pfeiler; ja er schlaͤgt sogar vor, den Pfeilern die aus Fig. 41
ersichtliche Gestalt, gemaͤß der sie unter dem Wasser breiter werden sollen,
zu geben, um deren Basis dadurch zu vergroͤßern, und um die Senkungen, welche
nach der Belastung der Pfeiler beinahe immer und auf eine sehr ungleiche Weise Statt finden, zu
vermindern. Namentlich ereignet sich diese Senkung zwischen den Pfeilern und den
Widerlagern nicht selten in einem solchen Grade, daß dadurch Spruͤnge
entstehen, welche die Wirkungen saͤmmtlicher zur Versicherung der Festigkeit
der Bogen getroffenen Maßregeln aufheben. Aus diesem Gesichtspunkte betrachtet gibt
daher Hr. Brunel den Bogen mit großer Spannung und sehr
breiten Pfeilern den Vorzug; so will er fuͤr Bogen von 180 bis 200 Fuß
Spannung Pfeiler von 30 Fuß, wobei er uͤberdieß auch noch das Gewicht der auf
den Pfeilern ruhenden Masse auf jede mit der Festigkeit vertraͤgliche Weise
zu vermindern bemuͤht ist.
Von diesen Betrachtungen geleitet glaubte er, daß man mit Huͤlfe der
angedeuteten Mittel und mit dem roͤmischen oder englischen Parker'schen Cemente ohne alle Lehrbogen und ohne irgend
eine andere Art von Stuͤze die beiden Haͤlften eines sehr
gedruͤkten Bogens von großer Spannung erbauen koͤnnte. Der in dieser
Hinsicht angestellte Versuch gab auch wirklich den schlagendsten Beweis
hiefuͤr. Uebrigens wuͤrde Hr. Brunel bei
dem Baue einer großen Bruͤke nur einen geringen Theil der Dike des
Koͤrpers des Bogens auf diese Weise ausfuͤhren; waͤhrend sich
der Pfeiler und die anliegenden Theile in einer geringen Streke gleich von Vorne
herein so auffuͤhren ließen, wie sie seyn sollen. Hr. Brunel wuͤrde demnach den Pfeiler nach dem aus Fig. 42 ersichtlichen
Grundriß und nach dem aus Fig. 43 ersichtlichen
Durchschnitte erbauen, um ihn auf moͤglichst vollkommene Weise mit dem
Koͤrper des Bogens verbinden zu koͤnnen. Auf den Mitten dieser
Stuͤzen wird ein erster Bogen, den Hr. Brunel
arche de service et d'épure nennt, errichtet; und
wenn hierauf die beiden Bogenhaͤlften bis zum Schlußsteine gefuͤhrt
worden sind, so sezt man die Arbeit aus, bis die Senkung erfolgt ist, um dann erst
nach dieser den Schlußstein einzusezen. Zeigen sich hierauf ungleiche Senkungen oder
Irrthuͤmer im Musterrisse des Baues, so kann man sie an diesem ersten Bogen
von geringer Dike leicht verbessern. Wenn das Gewoͤlbe hienach geschlossen
worden ist, so vermehrt Hr. Brunel dessen Breite mit
Baksteinen, oder in Ermangelung solcher mit angeschlossenen Steinen (pierres accolées), wozu er jedoch nur Steine von
6 Zoll Breite auf einen Fuß in der Laͤnge nimmt. Wenn auf diese Weise nach
und nach eine Dike von 6 Fuß gewonnen worden ist, so haͤlt Hr. Brunel den Bogen fuͤr geeignet zum Dienste benuzt
zu werden; er laͤßt daher Baumaterial, Steine oder Baksteine auf denselben
schaffen, und legt sie auf den Pfeiler und die benachbarten Theile in einem solchen
Verhaͤltnisse, daß hiedurch eine Masse erzeugt wird, die das Gewicht der
Bruͤke nach ihrer Vollendung und die Last, die sie zu tragen hat, wenn sie
der Passage
eroͤffnet ist, repraͤsentirt. Dieß geschieht, damit die Bruͤke
vor ihrer Vollendung noch ihre vollkommene Senkung erfahre, worauf man dann auf
dieselbe Weise fortfaͤhrt, auf die man begonnen.
Diese vorlaͤufige Eroͤrterung der Principien gibt vollkommenen
Aufschluß uͤber saͤmmtliche Details des Baues des Bogens, den Hr. Brunel auf dem vor dem Eingange zum Themsetunnel
befindlichen Bauplaze auffuͤhren ließ. Dieser zur Probe aus Baksteinen
aufgefuͤhrte Bau besteht naͤmlich aus zwei Bogenstuͤken, welche
auf einem einzigen Pfeiler ruhen, und die so weit gefuͤhrt sind, als es der
disponible Raum gestattete. Man sieht ihn in Fig. 44 im Aufrisse. H ist genau die Haͤlfte eines Bogens von 100 Fuß
Spannung und 10 Fuß Pfeil; der andere Theil I ist nicht so lang, indem er wegen
Mangel an Raum nicht weiter gefuͤhrt werden konnte. An dem Ende dieses
lezteren Bogens ist jedoch ein aus Eisen bestehendes Gewicht K von 25,600 Pfd. aufgehaͤngt, welches das Uebergewicht des
vollendeten Theiles ausgleichen soll. Der Pfeiler hat nur eine sehr geringe Dike.
Der ganze Bau ist mit gewoͤhnlichen englischen Baksteinen von 2 1/2 Zoll Dike
auf 4 Zoll Breite und 9 Zoll Laͤnge und mit Parker'schem Cemente, welcher schwaͤrzlich ist, in kurzer Zeit
vollkommen erhaͤrtet und vollkommen an den Baksteinen anklebt,
ausgefuͤhrt. Die Fugen haben im Allgemeinen 5/12 oder 1/2 Zoll mittlerer
Dike. Das Gewoͤlbe ward, abgesehen von den dazu verwendeten hoͤlzernen
und eisernen Baͤndern, ohne Lehrbogen erbaut, gleichwie man eine senkrechte
Mauer aufzufuͤhren pflegt, indem die Baksteinlagen an dem unteren Theile wie
Gewoͤlbsteine gelegt wurden, wie dieß aus Fig. 44 erhellt. Die
Fugenlinien der Gewoͤlbsteine laufen mit der Achse des Gewoͤlbes
parallel, und die Gewoͤlbsteine einer jeden Lage sind so gelegt, daß sie
einander gegenseitig binden.
Fig. 45 zeigt
einen Durchschnitt nach der Linie A, B des Aufrisses;
Fig. 46
gibt einen Durchschnitt nach der Linie C, D, und Fig. 47 einen
Aufriß und den Apparat des Endes des halben Bozens nach der senkrechten
Flaͤche E, F. Die obere Schichte von einem Zoll
Dike besteht aus einer Cementlage, womit die Platform nach Vollendung des Baues
uͤberzogen ward. Man ersieht demnach aus Fig. 44, 45, 46 und 47, daß die innere
Bogenwoͤlbung von einem Bogen von 13 1/2 Zoll Dike und 3 Fuß 6 Zoll Breite,
der zu beiden Seiten um 9 Zoll uͤber die glatte Außenseite des
Hauptgemaͤuers, welches mithin nur 2 Fuß Dike hat, vorspringt, gebildet wird.
Man sieht ferner aus dem allgemeinen Aufrisse, daß gegen den Schlußstein hin der aus
Gewoͤlbsteinen zusammengesezte Theil des Bogens nur aus einem Bogen oder Gurt
(Extradosbogen) besteht, waͤhrend er gegen den Pfeiler hin aus diesem Bogen
oder Gurt und aus einem
zweiten, uͤber diesem befindlichen, concentrischen Bogen von 9 Zoll Dike, der
jedoch nicht wie jener uͤber die Außenseiten des Gemaͤuers des
Hauptkoͤrpers hinausragt, zusammengesezt ist. Von dem Punkte M aus besteht der aus Gewoͤlbsteinen
zusammengesezte Theil aus einem vorspringenden Extradosbogen und aus einem Theile
des Hauptgemaͤuers, welcher sich in die obere horizontale Flaͤche, an
die der Pfeiler graͤnzt, endigt. Das ganze uͤbrige Gemaͤuer
besteht aus horizontalen, flach gelegten Baksteinen, welche sich in die
Extradosbogen der Gewoͤlbsteine endigen. Die beiden Schaͤrfen des
Pfeilers, deren aͤußere Kanten etwas schief verlaufen, bestehen aus
Baksteinlagen, welche senkrecht gegen diese Kanten gelegt sind; die Krone endlich
ist aus Theilen zusammengesezt, von denen der eine uͤber den anderen
vorragt.
Dieses aus Baksteinen und Cement aufgefuͤhrte Mauerwerk ist durch
hoͤlzerne und eiserne, in horizontalen und parallelen Linien angebrachte
Baͤnder, welche von dem Gemaͤuer des Pfeilers ausgehend der ganzen
Laͤnge des Bogens nach laufen, verstaͤrkt. An dem unteren, aus
Gewoͤlbsteinlagen bestehenden Theile wurden rechtwinkelige hoͤlzerne
Latten von einem Zoll Dike auf 1 1/4 Breite angewendet; dergleichen Latten wurden
drei auf einander gelegt und mit Naͤgeln an einander befestigt, so daß auf
diese Weise Baͤnder entstanden, die sich in der Mitte des
Bogengemaͤuers in Zwischenraͤumen von 9 Zoll senkrecht uͤber
einander befanden, beinahe so wie man dieß aus Fig. 45 ersieht. Wenn
diese horizontalen Baͤnder in der Naͤhe des inneren Bogengurtes
anlangten, wurden sie abgeschnitten und an dem Ende mit einem Baksteine bedekt.
Da dieser Bau nur zur Probe und durchaus nicht fuͤr laͤngere Dauer
aufgefuͤhrt worden war, so wurde das Holz nicht mit der Tuͤnche
uͤberzogen, die dasselbe unzerstoͤrbar gemacht und zugleich auch die
Adhaͤsion des Cementes vermehrt haͤtte. In dem oberen, aus
horizontalen Baksteinlagen zusammengesezten Theile wurde Eisen anstatt des Holzes
angewendet; auch wurden anstatt eines einzigen in der Mitte des Gemaͤuers
verlaufenden Bandes drei in einer und derselben Flaͤche liegende Reihen von
Baͤndern angebracht, und deren Anzahl in dem Maaße vermehrt, als die Dike des
Gemaͤuers wuchs, so daß sich ihrer an dem oberen Theile bis an 6 befanden.
Diese aus sehr flachen Eisenstreifen von 1 1/2 Zoll Breite bestehenden
Baͤnder wurden bald zwischen zwei und zwei, bald zwischen drei und drei
Baksteinlagen gelegt; reichten sie in der Laͤnge nicht aus, so wurden neue
Streifen angesezt und mit Nieten festgemacht. Der ganze Bau wurde weder durch einen
Lehrbogen noch auf irgend andere Weise ausgenommen von dem Pfeiler getragen und
unterstuͤzt.
Fig. 48 ist
ein Aufriß des Pfeilers; Fig. 49 ein Grundriß
seiner Basis nach der Linie A, B in Fig. 48; und Fig. 50 ein
horizontaler Durchschnitt nach der Linie C, D. Der
Pfeiler hatte geringe Dike; spaͤter verstaͤrkte man jedoch seine
Kraft, indem man ihm waͤhrend der Entstehung des Bogens in der Mitte des
Bogens kleine Gemaͤuer a von 2 Fuß 7 Zoll Breite
anfuͤgte, so daß der Pfeiler am Ende die Gestalt bekam, die man in Fig. 51 im
Aufrisse und in Fig. 52 im Durchschnitte ersieht.
Zum Baue des Bogens und um der inneren Bogenwoͤlbung die gehoͤrige Form
zu geben, bediente man sich eines kleinen, sehr einfachen und leichten Apparates,
der auf den beiden Vorspruͤngen der inneren Bogenwoͤlbung ruhte, und
den man in Fig.
53 von der Flaͤche, in Fig. 54 hingegen im
Durchschnitte sieht. Nach Vollendung des Theiles C, D
haͤngte man den Apparat zu beiden Seiten an den Vorspruͤngen der
inneren Bogenwoͤlbung auf. Der Apparat selbst bestand aus einem auf die Kante
gelegten Balken E, F, der an der einen Seite nach der
Curve, welche die innere Bogenwoͤlbung bekommen sollte, behauen war, und der
von den beiden Stuͤken A, B, welche an die
senkrechte Oberflaͤche des Vorsprunges des Bogens gebracht und mittelst des
Vorsprunges G, Fig. 54,
zuruͤkgehalten wurden, getragen ward. Unter diese Stuͤke wurde dann
ein kleiner Keil h auf solche Weise eingetrieben, daß
die Woͤlbung des Balkens fest gegen den bereits vollendeten Theil des Bogens
angedruͤkt ward. Der aͤußerste gegen den Schlußstein hin gelegene
Theil C, E des Balkens hatte in seiner Breite einen
Ausschnitt von beilaͤufig einem halben Zoll in der Dike; und dieser
Ausschnitt diente zur Aufnahme der Balken i, welche auf
diese Weise gleichsam einen Lehrbogen fuͤr den zu verlaͤngernden Theil
des Bogens bildeten, und auf welche die Baksteine und der Cement gelegt wurden, bis
man an dem Ende von C, E anlangte. Der Apparat wurde
jedes Mal, so oft es nothwendig war, weiter vor bewegt. War ein Mal dieses
Gemaͤuer oder dieser Kern vollendet, so begann Hr. Brunel dessen Breite an der einen Seite zu vermehren, um
saͤmmtliche Theile dieser Art von Bau vollkommen deutlich zu machen. Sie
wurde bis auf eine gewisse Streke von dem Schlußsteine auf 5 Zoll gebracht; es wurde
auf diese Weise nur die Dike und Breite des Gurtbogens (Extradosbogen), von welchem
bereits die Rede war, und der bereits uͤber das Gemaͤuer vorragte,
erhoͤht; nur wurde auf die obere Flaͤche dieses Vorsprunges und auf
die senkrechte Flaͤche eine Baksteinbreite gelegt, wobei man die neuen
Baksteine immer nach Art von Gewoͤlbsteinen legte, so daß hiedurch an der
nakten Außenseite des Gemaͤuers ein neuer Bogen von 18 Zoll Dike und 13 bis
14 Zoll Vorsprung entstand. Die auf einander gesezten Schichten oder Diken bieten
daher in senkrechten, den Koͤpfen parallelen Flaͤchen Fugen dar. Diese
Theile haͤngen zwar nur durch die Bindekraft des Cementes an dem
Gemaͤuer; allein sie sind im Stande, sehr bedeutende Lasten zu tragen, wenn
ein Mal der Schlußstein des Bogens gelegt ist.
Anstatt die Dike des Grundgemaͤuers zur Unterstuͤzung der
vergroͤßerten Breite des oberen Theiles auf gleiche Weise zu vermehren,
fuͤhrt man von dem Vorsprunge e, f, Fig. 56, aus,
den neuen inneren Bogengurt (Intradosbogen) bildend, mit Baksteinen und Cement
Pfeiler von der ganzen Breite dieses Vorsprunges auf; und auf diese Pfeiler sezt man
dann vollkommen centrirte Bogen, wie man sie in Fig. 55 bei c sieht, und welche den oberen Theil zu tragen haben.
Diese kleinen Bogen stehen demnach mit dem Grundgemaͤuer des Kernes, an
dessen Außenseite sie aufgesezt sind, nur durch den dazwischen gelegten Cement in
Verbindung. Fig.
55 gibt einen Aufriß des Baues nach Bildung dieser Bogen, und Fig. 56 einen
senkrechten Durchschnitt des Grundgemaͤuers. Die kleinen Bogen von 3 Fuß
Spannung sind aus je zwei concentrischen Bogen, von denen jeder aus einer
Baksteinbreite besteht, gebildet; sie tragen die horizontalen Steinlagen des oberen
Theiles; die Pfeiler, worauf sie ruhen, haben einen Fuß 1 1/2 Zoll Dike und eine
breitere aus drei Baksteindiken erbaute Basis.