Titel: | Bericht des Hrn. Th. Olivier über eine von Hrn. Bruneel, Büchsenmacher in Lyon, der Société d'encouragement in Paris vorgelegte, von der Kammer aus ladbare Flinte. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. VII., S. 28 |
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VII.
Bericht des Hrn. Th. Olivier uͤber eine von Hrn. Bruneel, Buͤchsenmacher in
Lyon, der Société d'encouragement in Paris
vorgelegte, von der Kammer aus ladbare Flinte.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. September 1835, S. 433.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Olivier's Bericht uͤber eine von der Kammer aus ladbare
Flinte.
Die Bruneel'sche Flinte hat eine bewegliche Kammer oder
Schwanzschraube à la Pauly; an der unteren Seite
derselben ist das Zuͤndloch angebracht, welches mit der Kapsel ausgestattet
werden muß. Der Zuͤndcanal ist nicht geradlinig, sondern er besteht aus einem
krummen Canale, der einerseits an dem Zuͤndloche ausmuͤndet,
waͤhrend sein entgegengeseztes Ende an den Mittelpunkt der kreisrunden
Flaͤche der Ladung, die sich gegen die Platte der beweglichen Schwanzschraube
stemmt, graͤnzt. Das Schloßblatt ist sehr einfach und besteht nur aus vier
Stuͤken: naͤmlich aus einer großen Feder, einem Druͤker, einem
Hahne und einer kleinen Klappe. Keines von diesen Stuͤken bietet jedoch in
seiner Form eine Analogie mit den gewoͤhnlichen Formen dar.
Der Hahn endigt sich an seinem unteren Ende nach Art eines Druͤkers, so daß
das Schloßblatt gleichsam mit zwei Druͤkern ausgestattet zu seyn scheint. Wir
wollen den zum Abfeuern dienenden Druͤker mit a,
jenen des Hahnes hingegen groͤßerer Deutlichkeit wegen mit b bezeichnen.
Will man die Flinte spannen, so druͤkt man auf den Druͤker b, wo dann der Hammer des Hahnes herabsinkt, und durch
den Druͤker a, der den Hammer mittelst einer
Auskerbung erfaßt, gespannt erhaͤlt. Um abzufeuern braucht man mit dem Finger
nur auf den Druͤker a zu druͤken, dem man
mittelst einer Schraube, gegen die sich der Tfoͤrmige Schwanz des Druͤkers stemmt, einen beliebigen Grad von
Empfindlichkeit geben kann.
Die von Hrn. Bruneel getroffene Einrichtung gestattet, daß
man die Flinten spannen und in die Ruhe bringen kann, ohne die bewegliche Kammer zu
beruͤhren. Um sie in die Ruhe zu bringen, legt man den Zeigfinger an den
Druͤker des Hammers und den Ringfinger an den zum Abfeuern dienenden
Druͤker, indem man die beiden Finger kreuzt; dann druͤkt man mit dem
Ringfinger auf lezteren Druͤker, waͤhrend man mit dem Zeigfinger den
Hahn allmaͤhlich so weit nachlaͤßt, bis er sich in der Ruhe
befindet.
Die beigefuͤgte Zeichnung wird den ganzen Mechanismus deutlich und anschaulich machen; das
Gesagte genuͤgt jedoch zur Aburtheilung uͤber die Vortheile und
Nachtheile der neuen, von Hrn. Bruneel erfundenen Flinte.
Dadurch daß die Kapsel im Inneren angebracht wird, ist allerdings dem
laͤstigen und manchmal selbst gefaͤhrlichen Plazen der Kapseln
vorgebeugt; allein man muß dafuͤr das Zuͤndkraut von der Patrone
losmachen; auch ist an der Bruneel'schen Flinte das
Aufsezen der Kapsel auf das Zuͤndloch mit weit mehr Unbequemlichkeiten
verbunden, als dieß an jenen Flinten der Fall ist, an denen sich das
Zuͤndloch außen befindet. Die Schließung ist bei der beweglichen Kammer à la Pauly nicht vollkommen genau: ein Vorwurf,
der jedoch saͤmmtliche nach diesem Systeme gebaute Flinten trifft. Das
Schloßblatt des Hrn. Bruneel gewaͤhrt den großen
Vortheil, daß man die Flinte mit groͤßter Leichtigkeit spannen und in die
Ruhe versezen kann, ohne daß man die bewegliche Kammer emporzuheben braucht. Da
diese Bedingung beim Militaͤrdienste unumgaͤnglich nothwendig ist, so
verdient die neue Vorrichtung in dieser Hinsicht vor der Robert'schen den Vorzug. Dagegen eignet sich die Anwendung zweier
Druͤker nur fuͤr Flinten mit einem Laufe, indem man bei Doppelflinten
nicht fuͤglich vier Druͤker anbringen koͤnnte. Ließe sich das
aus zwei Theilen bestehende Zuͤndloch der Robert'schen Flinte mit dem Schloßblatte der Bruneel'schen und der Schwanzschraube oder der Kammer der Lefauchaux'schen vereinen, so gaͤbe dieß meiner
Meinung nach eine Kriegswaffe, die alle bisherigen uͤbertreffen
duͤrfte. Der Erfindungsgeist wird jedoch nicht hiebei stehen bleiben, und in
Kuͤrze werden wahrscheinlich noch vollkommenere Mechanismen zu Tage
gefoͤrdert werden. Ich schlage im Namen der Commission vor, Hrn. Bruneel fuͤr Mittheilung seiner interessanten
Erfindung den Dank der Gesellschaft zu bezeugen.
Fig. 34
zeigt einen senkrechten Durchschnitt des Bruneel'schen
Schloßblattes in der Stellung, die es hat, wenn die Kammer geschlossen und die
Flinte gespannt ist.
Fig. 35
zeigt dasselbe mit offener Kammer und in Ruhe verseztem Hahne.
Fig. 36 gibt
eine Ansicht des Hahnes und seiner Feder von Oben.
Fig. 37 zeigt
den Hahn einzeln fuͤr sich von Vorne und im Profile.
Fig. 38 zeigt
den Druͤker von Vorne und im Profile.
Fig. 39 ist
die Feder des Druͤkers.
An allen diesen Figuren sind gleiche Gegenstaͤnde mit gleichen Buchstaben
bezeichnet. a ist der Lauf; b der Hebel der Kammer oder die Schwanzschraube; c
der Zapfen, um welchen sich dieser Hebel dreht; d die
bewegliche Kammer; e der Hahn; f die große Feder, die sich gegen den Hahn e
stemmt; g der Druͤker oder das Zuͤngelchen
des Hahnes; h der eigentliche Druͤker; i ein Haken, der sich an dem oberen Theile des
Druͤkers befindet; k eine an dem Hahne
befindliche Auskerbung, in die der Haken i des
Druͤkers eingreift; l eine Feder, die sich gegen
die Ferse p des Druͤkers h stemmt; m der Buͤgel; n das mit einer Zuͤndkapsel gekroͤnte
Zuͤndloch der beweglichen Kammer; o der
Zuͤndcanal, durch den das Feuer des Zuͤndkrautes an die Ladung dringt.
Um die Flinte zu laden, hebt man den Hebel b und die
daran befestigte bewegliche Kammer empor, so daß der Lauf zum Behufe des
Einfuͤhrens der Patrone nunmehr geoͤffnet ist. Nachdem dieß geschehen
ist, sezt man die Zuͤndkapsel auf das Zuͤndloch n, senkt den Hebel herab, und spannt die Flinte, indem man den Finger auf
den Druͤker oder Schwanz g des Hahnes bringt, und
diesen hiemit in die aus Fig. 34 ersichtliche
Stellung versezt. Der Druͤker bringt, indem er zuruͤkweicht, den Hahn
e in Schwingung, indem dieses nur eine
Verlaͤngerung desselben ist. Die große Feder druͤkt auf die Ferse des
Hahnes. Wenn der Hahn gesenkt ist, so wird er in dieser Stellung
zuruͤkgehalten, indem ein kleiner Haken i des
Druͤkers h in die an dem Hahne befindliche
Auskerbung k eingreift. Um das Gewehr abzufeuern,
braucht man nur sachte auf den Druͤker h zu
druͤken, wo dann der Hahn von Unten nach Oben auf die Kapsel schlaͤgt,
wie dieß in Fig.
34 durch punktirte Linien angedeutet ist. Durch den Schlag wird das
Zuͤndkraut entzuͤndet; das Feuer dringt durch den Canal o und der Schuß geht los. Will man die Flinte in die
Ruhe bringen ohne sie abzufeuern, so bringt man zwei Finger, welche man kreuzt,
gleichzeitig auf den Druͤker g und den
Druͤker h, und haͤlt mittelst ersterem den
Hahn zuruͤk, um ihn langsam nachzulassen, nachdem man den Haken des
Druͤkers g losgemacht hat.