Titel: Verfahren den Werth des Braunsteins für technische Zweke zu bestimmen; von Dr. Thomson, Professor der Chemie in Glasgow.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XI., S. 55
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XI. Verfahren den Werth des Braunsteins fuͤr technische Zweke zu bestimmen; von Dr. Thomson, Professor der Chemie in Glasgow. Aus den Records of general Science. Junius 1836, S. 412. Thomson's Verfahren den Braunstein zu probiren. Der zu pruͤfende Braunstein muß zuerst fein gepulvert werden, worauf man folgender Maßen verfaͤhrt: In eine tarirte Florentiner Flasche bringt man 600 Gran Wasser und 75 Gran krystallisirte Kleesaͤure; dann sezt man 50 Gran von dem zu pruͤfenden Braunstein zu und gießt hierauf so schnell als moͤglich 150 bis 200 Gran concentrirte Schwefelsaͤure in die Flasche. Lezteres geschieht am besten auf die Art, daß man vorher ein bestimmtes Gewicht Schwefelsaͤure, z.B. 210 Gran, in einem Standglase abwiegt und auf der Waage laͤßt; man gießt dann in die Flasche so viel Schwefelsaͤure als angeht, bringt hierauf das Standglas wieder auf die Waage und bestimmt genau das Gewicht der ausgegossenen Saͤure. Es findet ein lebhaftes Aufbrausen Statt, indem sich eine reichliche Menge kohlensauren Gases entbindet. Man bedekt nun die Oeffnung der Flasche mit einem Papier und laͤßt sie 24 Stunden lang stehen, worauf man sie wieder wiegt. Der Gewichtsverlust der Flasche entspricht genau der Quantitaͤt Mangansuperoxyd, welche der angewandte Braunstein enthaͤlt. Wenn z.B. der Gewichtsverlust 34 Gran betrug, so werden die angewandten 50 Gran Braunsteinpulver 34 Gran Mangansuperoxyd enthalten und der Braunstein wird also aus 68 Proc. reinem Mangansuperoxyd und 32 Proc. fremdartigen Koͤrpern bestehen. Um sich den Hergang bei dieser Operation zu erklaͤren, muß man sich erinnern, daß die Kleesaͤure besteht aus: 2 Atomen Kohlenstoff 1,5 3    – Sauerstoff 3 ––– 4,5 und das Mangansuperoxyd aus: 1 Atom Mangan 3,5 2 Atomen Sauerstoff 2 ––– 5,5 Die Kleesaͤure entzieht dem Mangansuperoxyd die Haͤlfte seines Sauerstoffs, welcher sie in Kohlensaͤure verwandelt, daher das Aufbrausen. 55 Gran reines Mangansuperoxyd wuͤrden 10 Gr. Sauerstoff abgeben, die 45 Gran Kleesaͤure in 55 Gran Kohlensaͤure verwandeln koͤnnen; da nun leztere entweicht, so zeigt der Gewichtsverlust die Menge der gebildeten Kohlensaͤure an. Nun ist aber das Gewicht der gebildeten Kohlensaͤure genau gleich dem Quantum Mangansuperoxyd, welches seinen Sauerstoff an die Kleesaͤure abgibt.Nach den genaueren Atomgewichten, deren man sich auf dem Continent edient, entsprechen 55,28 Kleesaͤure 55,57 Mangansuperoxyd. A. d. R. Ich habe bei solchen Proben gefunden, daß bisweilen eine geringe Menge Mangansuperoxyd der Einwirkung der Kleesaͤure entgeht, wahrscheinlich in Folge der großen Menge fremdartiger Koͤrper, womit es gemengt ist. Was man aber dadurch an Kohlensaͤure weniger erhaͤlt, wird durch die Feuchtigkeit, welche das kohlensaure Gas mit sich reißt, wieder aufgewogen, so daß der Irrthum im Allgemeinen unbedeutend ist. Aus folgenden Versuchen kann man sich uͤberzeugen, daß obige Probirmethode ein fuͤr technische Zweke hinreichend genaues Resultat gibt. Ich nahm dazu ein schwarzes Manganoxyd, welches nach meiner Analyse bestand aus: Mangansuperoxyd   68,49 Eisenoxyd   11,85 Wasser     5,68 Erdiger Substanz   13,98 –––––– 100,00 Erster Versuch. Ich brachte in die Flasche – Wasser 599 Gran. Kleesaͤure   75 Braunstein   50 Schwefelsaͤure 184 –––– Summe 908 Der Gewichtsverlust betrug 32,5 Gran. Er haͤtte aber 34,245 seyn sollen, betrug also 1,745 Gran zu wenig. Zweiter Versuch. Ich brachte in die Flasche – Wasser 600 Gran. Kleesaͤure   75 Braunstein   50 Schwefelsaͤure 154 –––– Summe 879 Der Gewichtsverlust betrug 34,5 Gran. Er haͤtte 34,245 Gr. seyn sollen, war also in diesem Falle um 0,255 Gr. zu groß. Dritter Versuch. Ich brachte in die Flasche – Wasser 600 Gran. Kleesaͤure   75 Braunstein   50 Schwefelsaͤure 154,1 ––––– 879,1 Gewichtsverlust 35 Gr. Es gingen also hier 0,755 Gr. an Gewicht zu viel ab. Wir wollen nun das Mittel aus diesen drei Versuchen nehmen: Der Gewichtsverlust war beim ersten   32,5 Gran. zweiten   34,5 dritten   35,0 ––––– 102,0 ––––– Mittel   34 Gr. Hier betraͤgt der Irrthum nur 0,245 Gr., was bedeutend weniger als 1 Proc. ist. Wenn man daher drei Versuche anstellt, wird der Irrthum unter 1 Proc. seyn, so daß sich nach diesem Verfahren der Superoxydgehalt jeder Braunsteinsorte ziemlich genauGanz genau laͤßt sich der Gehalt des Braunsteins an Mangansuperoxyd nach der Methode bestimmen, welche Gay-Lussac in seiner neuesten Anleitung zur Chlorometrie (Polyt. Journal Bd. LX S. 146.) beschrieben hat.A. d. R. bestimmen laͤßt. Das Mangansuperoxyd ist naͤmlich allein den Fabrikanten bei der Chlorbereitung nuͤzlich, indem das Sesquioxyd und rothe Oxyd hiezu sehr wenig taugen. Ich habe verschiedene andere Verhaͤltnisse der Ingredienzien versucht, die vorhergehenden aber als die besten befunden; auch habe ich die Kleesaͤure mit dem Braunstein in einem Moͤrser zerrieben, der Irrthum ist aber am Geringsten, wenn die Kleesaͤure bloß in das Wasser geschuͤttet und der Braunstein zugesezt wird, ehe die Saͤure aufgeloͤst ist. Wenn man die Schwefelsaͤure nicht zulezt zusezt, kann man der Gewichtsbestimmungen nicht sicher seyn.