Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich William Lucy, Müller von Birmingham aus der Grafschaft Warwick, am 20. Februar 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XV., S. 81 |
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XV.
Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich
William Lucy,
Muͤller von Birmingham aus der Grafschaft Warwick, am
20. Februar 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1836,
S. 278.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Lucy's verbesserte Dampfmaschinen.
Bekanntlich wird nach der gewoͤhnlichen Methode die Hin- und
Herbewegung durch eine Kurbel oder durch die sogenannte Sonnen- und
Planetenbewegung in eine rotirende Bewegung umzuwandeln, die Haupttreibwelle nicht
mit gleichmaͤßiger Bewegung umgetrieben; indem die Geschwindigkeit der Kurbel
an jenen Stellen, wo diese uͤber und unter ihrer Bewegungsachse weggeht,
abweicht, und indem die Kraft des Dampfes in diesem Falle weder direct noch
vollkommen in Anwendung kommt. Von den vielen Mitteln, zu denen man bereits seine
Zuflucht nahm, um diese Unregelmaͤßigkeiten der Bewegung auszugleichen, ist
gegenwaͤrtig das Schwungrad allein allgemein in Anwendung. Dieses nimmt
naͤmlich die uͤberschuͤssige Kraft, die der Kolben auf die
Kurbel ausuͤbt, wenn der Dampf in der guͤnstigsten Stellung auf
dieselbe wirkt, auf, um sie hierauf in solchen Stellungen, in welchen es zur
Ausgleichung der Kurbelbewegung noͤthig ist, wieder abzugeben. In einigen
Faͤllen gab man dem Schwungrade mittelst eines Triebwerkes auch eine
groͤßere Geschwindigkeit, als sie die Hauptwelle besizt, um dadurch die Kraft
der Maschine gleichmaͤßiger zu machen, als es durch Anbringung eines
schwereren Schwungrades an der Haupttreibwelle moͤglich ist. In allen diesen
Faͤllen verblieb jedoch in mehreren Theilen der Rotirungen der
Haupttreibwelle immer noch eine betraͤchtliche Ungleichheit; dieser
abzuhelfen ist der Zwek meiner Erfindung. Ich bediene mich zu diesem Behufe einer
Luftpumpe in Verbindung mit Ventilen oder anderen Apparaten, wodurch der nothwendige
luftleere Raum in dieser Pumpe sicherer erzielt wird; oder ich bringe die
gewoͤhnliche Luftpumpe des Verdichters an der zweiten Bewegung der Maschine
an; oder ich bediene mich der Gravitation eines Gewichtes, welches ich mittelst
eines Hebels oder einer Stange auf die Dampfmaschine wirken lasse. Die Beschreibung
wird dieß anschaulich machen.
Die Abbildung, Fig.
61, zeigt die Haupttreibwelle und die Kurbel mit einem Theile der
Verbindungsstange einer Dampfmaschine, woran meine Erfindung angebracht ist. a ist ein Theil der Verbindungsstange, welche von dem
Balancier einer Dampfmaschine, deren Cylinder gegen 33 Zoll im Durchmesser hat,
waͤhrend die Kolbenhube 6 Fuß messen, auslaͤuft. b ist die Haupttreibwelle, und c die daran befestigte Kurbel. An derselben Treibwelle befindet sich aber
auch das Zahnrad d, welches in ein anderes, an der Welle
e aufgezogenes Zahnrad e
eingreift; da lezteres einen um die Haͤlfte kleineren Durchmesser hat, als
das Rad d, so wird es sich folglich mit einer zwei Mal
so großen Geschwindigkeit bewegen, als ersteres. f ist
eine Verbindungsstange, welche an einem an dem Rade e
befestigten Kurbelzapfen angebracht ist. Dieser Zapfen laͤßt sich stellen,
indem solcher Maßen Loͤcher ausgebohrt sind, daß er dem Mittelpunkte der
Bewegung naͤher gebracht werden kann, wodurch die Kurbel nothwendig
verkuͤrzt wird. Beim Einsteken dieses Zapfens ist zu bemerken, daß eine durch
den Mittelpunkt des Rades e und den Zapfen gezogene
Linie mit einer durch die Kurbel und den Mittelpunkt der Haupttreibwelle gezogenen
Linie immer einen rechten Winkel oder beinahe einen solchen bilden soll. Das andere
Ende der Stange f steht mit dem Balancier g, der sich gleich dem gewoͤhnlichen Balancier in
entsprechenden Zapfenlagern um einen Stuͤzpunkt schwingt, in Verbindung. h ist die Stange des Kolbens i, der sich in dem von mir so genannten pneumatischen Cylinder bewegt.
Dieser Cylinder ist, wie die Zeichnung deutlich zeigt, an dem oberen Theile offen,
an dem unteren hingegen geschlossen. l ist ein in dem
Kolben i befindliches, nach Außen sich oͤffnendes
Ventil, durch welches alle unter dem Kolben in dem Cylinder k enthaltene Luft austreten kann, wenn die uͤbrigen Oeffnungen beim
Beginne der Bewegung der Maschine geschlossen werden. m
ist ein Sperrhahn und eine Roͤhre, durch welche der Cylinder k mit dem Verdichter der Maschine in Verbindung steht:
der Zustand des Vacuums in dem Cylinder k haͤngt
demnach von dem Vacuum in dem Verdichter ab, was ein wichtiger Theil meiner
Erfindung ist, indem er den richtigen Gang der Maschine versichert. Arbeitet die
Maschine nicht mit Condensation, dann muͤßte mit dem Cylinder k eine kleine Luftpumpe in Verbindung gebracht werden,
damit die Luft, die sich sonst beim Betriebe der Maschine ansammeln wuͤrde,
entfernt werden kann. n ist ein Sperrhahn an einer
Roͤhre, welche von dem Cylinder k in die
atmosphaͤrische Luft fuͤhrt, und durch welchen man alles Wasser oder
Oehl, welches allenfalls durch den Kolben gedrungen ist (die obere Flaͤche
des Kolbens muß naͤmlich immer mit Wasser oder Oehl bedekt erhalten werden),
abfließen lassen kann.
In einigen Faͤllen, wo es die Umstaͤnde zulassen, verbinde ich, anstatt
an den Condensationsmaschinen eine eigene pneumatische Pumpe, so wie ich sie hier
beschrieben, anzubringen, die gewoͤhnliche Luftpumpe des Verdichters lieber
mit der zweiten Bewegung der Maschine. In diesem Falle muß der Dekel an dem einen
Ende des Luftpumpencylinders weggelassen werden, damit der Druk der Luft auf die
Oberflaͤche des Luftpumpenkolbens die Bewegung der Maschine auf gleiche Weise
auszugleichen trachtet, auf welche dieß in der pneumatischen Pumpe k geschieht. Die Dampfmaschine wuͤrde hiedurch
bedeutend vereinfacht werden; denn die gewoͤhnliche Luftpumpe wuͤrde
nicht nur den Verdichter in Thaͤtigkeit sezen, sondern zugleich auch den
Ausgleichungsproceß in Hinsicht auf die rotirende Bewegung der Hauptkurbelwelle
vollbringen. Dieser Theil meiner Erfindung ist hauptsaͤchlich auf neue
Maschinen anwendbar; er eignet sich aber auch fuͤr aͤltere Maschinen,
im Falle sich die Luftpumpe fuͤglich mit dem zweiten Triebwerke der Maschine
verbinden laͤßt.
Der hier beschriebene Apparat spielt nun auf folgende Weise. In der Zeichnung ersieht
man die Kurbel in dem oberen Mittelpunkte und folglich in der unguͤnstigsten
Stellung; der Kolben i hingegen befindet sich in der
Mitte seines Hubes oder wenigstens in der Naͤhe derselben; er kann also den
Druk der Atmosphaͤre mit seiner groͤßten Gewalt zum Behufe des
Betriebes der Maschine fortpflanzen, so daß mithin die rotirende Bewegung der
Haupttreibwelle auf eine gleichmaͤßigere Weise fortgesezt wird. So wie
dagegen der Druk des Dampfes auf den Kolben in dem Dampfcylinder nach
Zuruͤklegung des erwaͤhnten Mittelpunktes immer guͤnstiger und
guͤnstiger wird, steigt der Kolben i in der
pneumatischen Pumpe im Gegensaze mit dem Druke der atmosphaͤrischen Luft
empor. Durch die fortwaͤhrende Thaͤtigkeit der Maschine
verspaͤtet demnach der Kolben i die
Thaͤtigkeit des Kolbens in dem Dampfcylinder so lange der Dampf am
kraͤftigsten wirkt; waͤhrend die atmosphaͤrische Luft
andererseits bei der Uebertragung der Kraft an die Maschine ihre Wirkung progressiv
steigert oder vermindert, so wie sich der Kolben in dem Dampfcylinder an jedem Ende
des Cylinders dem Mittelpunkte naͤhert oder davon entfernt.
Obschon ich es der Abbildung gemaͤß vorziehe, den Balancier und die
Kolbenstange h durch parallele Stangen mit der Maschine
zu verbinden, so laͤßt sich doch eine aͤhnliche Wirkung erzielen, wenn
man die Stange f direct und ohne Vermittelung des
Balanciers g mit der Kolbenstange verbindet.
Der Maßstab der Theile kann verschieden abgeaͤndert werden, denn die Kraft der pneumatischen
Pumpe wird im Verhaͤltnisse ihres Durchmessers groͤßer oder geringer
seyn, wenn man diesen Durchmesser mir der Geschwindigkeit des Kolbens verbindet.
Jeder sachverstaͤndige Mechaniker wird dieß anzuordnen wissen, es mag sich um
Erbauung einer neuen Maschine oder um Ausstattung einer aͤlteren mit meiner
Erfindung handeln.
Es erhellt uͤbrigens offenbar, daß anstatt die pneumatische Pumpe zur
Retardirung des Ganges der Dampfmaschine zu benuzen, um dadurch eine Kraft zu
sammeln, die hierauf in den erforderlichen Zeitpunkten wieder abgegeben werden soll,
an dem Ende des Hebels g auch ein Gewicht angebracht
werden kann, welches, indem es emporgehoben wird, waͤhrend der Dampf am
guͤnstigsten auf die Kurbel wirkt, die Bewegung verspaͤtet, um dann
spaͤter, wenn die Kurbel uͤber oder unter dem Mittelpunkte der
Bewegung der Hauptwelle weggeht, bei seinem Herabsinken die solcher Maßen gewonnene
Kraft wieder abzugeben. Auch auf diese Weise laͤßt sich mithin eine
gleichmaͤßigere Bewegung der Hauptwelle waͤhrend ihrer ganzen
Umdrehung bewirken.
Es ist mir wohl bekannt, daß man bereits schon fruͤher ein Flugrad, welches an
einer Stelle seines Umfanges schwerer belastet war, als im Uebrigen, und welches
sich mit zwei Mal groͤßerer Geschwindigkeit als die Hauptwelle bewegte, zum
Behufe der Ausgleichung der Bewegung an den Dampfmaschinen zu benuzen suchte; allein
in diesen Faͤllen wurde das an dem Rade angebrachte Gewicht gleichfalls der
rotirenden Bewegung des Rades theilhaftig gemacht; waͤhrend, wenn man ein
solches Gewicht meiner Erfindung gemaͤß anwendet, dieses der rotirenden
Bewegung des Rades, von dem es in Thaͤtigkeit gesezt wird, nicht theilhaftig
wird. Uebrigens muß ich noch bemerken, daß, obschon ich hier die ganze Maschinerie
als ohne Schwungrad dargestellt habe, dieses doch nicht durchaus weggelassen werden
muß, indem man meine Erfindung auch gleichzeitig mit ihm und gleichsam zu dessen
Unterstuͤzung anwenden kann. Ich nehme keinen der einzelnen Theile meines
Apparates, noch auch eine andere Verbindung derselben als die hier beschriebene als
meine Erfindung in Anspruch.