Titel: | Verbesserungen an den Eisenbahnen, worauf sich John Reynolds, Eisenmeister von Oakwood bei Neath in der Grafschaft Glamorgan, am 5. Mai 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XVI., S. 85 |
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XVI.
Verbesserungen an den Eisenbahnen, worauf sich
John Reynolds,
Eisenmeister von Oakwood bei Neath in der Grafschaft Glamorgan,
am 5. Mai 1835 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1836,
S. 285.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Reynolds's verbesserte Eisenbahnen.
Meine Erfindung besteht in gewissen Methoden, den Schienen oder Platten, auf denen
die Raͤder laufen sollen, in allen ihren Laͤngentheilen eine gleiche
Unterstuͤzung zu geben, damit sie nicht allenfalls durch ein auf ihnen
lastendes Gewicht an einem Punkte mehr eingebogen werden koͤnnen, als an
einem anderen. Ich bezweke dieß auf zweierlei Weise; und zwar 1) durch gußeiserne
Traͤger, welche endwaͤrts zusammengefuͤgt, in und auf den
vorher gehoͤrig consolidirten Boden gelegt werden, eine solche Breite und
Staͤrke haben, daß sie nirgendwo in einem merklichen oder nachtheiligen Grade
durch die daruͤber rollenden Wagen in den Boden eingedruͤkt werden
koͤnnen, und endlich so an einander befestigt sind, daß keiner derselben
fuͤr sich allein und von den benachbarten Schienen unabhaͤngig irgend
eine senkrechte oder seitliche Bewegung machen kann. Die Schienen oder Platten, auf
denen die Wagenraͤder zu laufen haben, koͤnnen entweder mit den
Traͤgern aus einem Stuͤke gegossen seyn, oder sie koͤnnen auch
aus davon getrennten guß- oder schmiedeisernen Stuͤken bestehen,
welche von einem Ende zum anderen auf oder in den Traͤgern befestigt sind, so
zwar, daß sie entweder ihrer ganzen Laͤnge nach oder in kleinen
Zwischenraͤumen auf diesen aufruhen. Dasselbe bezweke ich 2) durch
Traͤger, welche aus natuͤrlichen oder kuͤnstlichen
Steinbloͤken bestehen, die anderwaͤrts zusammengefuͤgt, auf den
Boden gelegt oder in denselben eingebettet werden, und eine solche Breite und Tiefe
besizen, daß sie unmoͤglich tiefer in den vorher gehoͤrig
consolidirten Boden eingedruͤkt werden koͤnnen. Diese Traͤger
werden auf die Kante gelegt, und solcher Maßen mit einander verbunden, daß keiner
fuͤr sich allein und von seinen Nachbarn unabhaͤngig irgend eine
Bewegung machen kann. Die Schienen oder Platten, worauf die Raͤder zu laufen
haben, werden dann auf solche Weise in oder auf der oberen Seite dieser
Traͤger befestigt, daß sie entweder ihrer ganzen Laͤnge nach oder in
kurzen Zwischenraͤumen auf ihnen aufruhen.
Die Formen und Dimensionen, welche ich fuͤr die gußeisernen Traͤger,
die Schienen moͤgen an sie gegossen seyn oder nicht, am zwekmaͤßigsten halte, so
wie die nach meiner Ansicht geeignetsten Methoden die gußeisernen oder steinernen
Traͤger an einander zu befestigen, und die Befestigungsweise der Schienen auf
den Traͤgern, so wie jene Formen und Dimensionen, welche ich fuͤr die
Schienen am zutraͤglichsten halte, ersieht man aus den Zeichnungen, zu deren
Beschreibung ich nunmehr sogleich uͤbergehen will.
Fig. 62 ist
eine seitliche Ansicht und Fig. 63, Nr. 1 und 2, sind zwei
Grundrisse der beiden Enden eines gußeisernen Traͤgers, auf den die Schiene
a gegossen ist.
Fig. 64 ist
ein Querdurchschnitt durch den zwischen den beiden Enden oder Gefuͤgen
befindlichen Theil, woran a die Spur fuͤr die
Raͤder ist. Diese Traͤger koͤnnen von beliebiger Laͤnge
gegossen werden.
Fig. 65 zeigt
das Ende A in das Ende B
gelegt; der zwischen e und dem Vorsprunge d befindliche Raum ist zur Aufnahme eines Keiles
bestimmt, wodurch die beiden Enden so mit einander verbunden werden, daß das eine
nicht ohne das andere niedergedruͤkt werden kann. Zwischen die beiden Enden
kann ein Bleiblech, Filz, Pappendekel oder irgend eine andere entsprechende
Fuͤtterung gelegt werden. Jene Theile von A, die
mit dieser Fuͤtterung und mit den Keilen in Beruͤhrung kommen,
muͤssen glatt gemacht werden, damit die durch die Ausdehnung und
Zusammenziehung des Eisens bedingte Bewegung leichter von Statten gehen kann. Wenn
man will, kann man auch beiden Enden der Traͤger die bei A ersichtliche Form geben, und sie dann in einem eigenen
Verbindungsstuͤke oder Sattel, woran das Ende B
die eine Haͤlfte darstellt, zusammentreffen lassen.
In Fig. 63, Nr.
2, sieht man die Verbindungstheile oder Gefuͤge A, B verlaͤngert. Das Ende B hat vier Vorspruͤnge d, d, d, d,
welche zur Aufnahme von zwei Paaren zur Befestigung der beiden Enden dienender Keile
bestimmt sind, im Falle man dem Gefuͤge besondere Festigkeit geben will. Wenn
diese Traͤger gehoͤrig gelegt und endwaͤrts an einander
befestigt worden sind, so werden unter sie und an deren Seiten Kies,
Steingeroͤll, Asche und andere derlei Substanzen fest eingerammt und
eingestampft, so daß der Boden mit den mit c
bezeichneten Raͤndern beinahe in einer und derselben Flaͤche
liegt.
Fig. 66 ist
ein Querdurchschnitt eines gußeisernen Traͤgers mit einer auf ihm ruhenden,
guß- oder schmiedeisernen Schiene a. Zwischen der
Schiene und der Rippe q befindet sich ein Raum, in
welchen entweder der ganzen Laͤnge nach oder in Zwischenraͤumen Keile
und eine Fuͤtterung gebracht werden. Die an der unteren Flaͤche der
Schiene befindliche Aushoͤhlung ist angebracht, theils um an Metall zu
ersparen, theils auch um derselben einen geringen Grad von seitlichem Spielraume zu geben. x ist eine am Boden laufende Rippe oder Flosse, die man
da anbringen kann, wo eine bedeutende Staͤrke nach der Laͤnge und
Seite erforderlich ist.
Fig. 67 ist
ein Durchschnitt und Fig. 68 ein Grundriß
einer anderen Methode die Schienen an den Traͤgern zu befestigen. h, h sind Naͤgel oder Bolzen mit großen
Koͤpfen, welche so zugeschnitten sind, daß sie den Seiten der Schienen
entsprechen, und welche an den gegenuͤberliegenden Seiten der Schienen bis
dicht an dieselben eingetrieben werden, so daß hiedurch alle seitliche Bewegung der
lezteren verhuͤtet wird. In die Traͤger sind zur Aufnahme der
Naͤgel oder Bolzen Loͤcher gegossen, welche entweder diesen angepaßt
sind, oder zugleich auch noch zur Aufnahme einer Fuͤtterung aus Blei, Holz
oder anderer Art dienen.
Die Naͤgel oder Bolzen koͤnnen in Entfernungen von 2 bis 3 Fuß oder in
anderen entsprechenden Entfernungen von einander angebracht werden; die
Koͤpfe derjenigen, die sich an der Seite befinden, an welcher die
vorspringenden Raͤnder der Raͤder zu laufen haben, muͤssen so
eingesenkt seyn, daß sie nicht damit in Beruͤhrung kommen.
Fig. 69 ist
ein Durchschnitt, woraus man die Befestigungsmethode der schmiedeisernen Schienen an
den Traͤgern ersieht. Die Schienen werden, nachdem sie in der Form a ausgewalzt worden sind, auf die schraͤg
zugeschnittene Rippe oder Flosse q des Traͤgers
gelegt, worauf man dann die Vorspruͤnge n, n so
nach Einwaͤrts treibt, daß sie an der Flosse q
anliegen. Auf diese Weise kann man sich solcher Schienen, die mit den
Traͤgern aus einem Stuͤke gegossen sind, so lange bedienen, bis deren
Oberflaͤche abgenuͤzt ist, und sie dann noch mit schmiedeisernen
Schienen bedeken.
Wollte man die in den Traͤgern befindliche Aushoͤhlung zur Leitung von
Gas, von Wasser oder irgend einer anderen Fluͤssigkeit benuzen, so
muͤßte unter der Schiene und rings um die aͤußersten Enden der
Roͤhren herum ein kleiner Raum gelassen werden, so daß sie hiedurch einen
hervorspringenden Rand bekaͤmen. Dieser Raum wuͤrde zur Aufnahme eines
metallenen Ringes oder einer elastischen Liederung, welche die an einander stoßenden
Roͤhrenenden umfaßt, dienen; man ersieht dieß aus Fig. 70, wo derselbe
Theil, der in Fig.
65 im Querdurchschnitte abgebildet wurde, im Laͤngendurchschnitte
dargestellt ist. Der Traͤger B ist mit der
Schiene als aus einem Stuͤke gegossen, oder mit einer auf ihm ruhenden
Schiene abgebildet. p und r
ist der uͤber und unter den Roͤhrenenden befindliche Raum, welcher
auch rings um sie herum fortlaͤuft; man kann der Außenseite von B eine etwas groͤßere Dike geben als Ersaz
fuͤr das, was ihr innen zur Erzeugung des fuͤr die Liederung noͤthigen
Raumes genommen werden mußte. Ich bemerke uͤbrigens, daß ich die Idee, hohle
Schienen zur Leitung von Fluͤssigkeiten zu benuzen, keineswegs als neu
erklaͤre, sondern nur die Verbindung dieser hohlen Traͤger.
In Fig. 70
sieht man die Schiene auf einer mittleren senkrechten Rippe oder Flosse, von welcher
in kurzen Entfernungen von einander Winkelbaͤnder l,
l auslaufen, ruhen. Die Verbindungsweise ist uͤbrigens ganz so wie
da, wo die Schienen auf hohlen Traͤgern ruhen.
Fig. 72 ist
ein Querdurchschnitt eines Traͤgers, der der ganzen Laͤnge nach mit
einer aus einem Stuͤke gegossenen Sicherheitsleiste t versehen ist. Durch diese soll nicht nur Sicherheit gegen das Ablaufen
der Raͤder von den Schienen geschafft werden; sondern man kann
vermoͤge derselben die Reifen der Raͤder auch cylindrisch und ohne
vorstehende Raͤnder verfertigen, waͤhrend man ihnen bisher eine etwas
kegelfoͤrmige Gestalt geben mußte. Man muͤßte hiebei an geeigneten
Stellen des Gestelles des Wagens kleine horizontale Raͤder oder Walzen
anbringen, und zwar auf solche Weise, daß sie mit dem Vorsprunge der Leiste t in Beruͤhrung kaͤmen, so oft die Walzen
von ihrer wahren Bahn abweichen zu wollen Miene machten. An dem einen Ende eines
jeden der Traͤger muͤßte sich gleichwie bei B in Fig. 63 ein Verbindungsstuͤk oder ein Sattel befinden;
waͤhrend das andere Ende, wie dieß durch punktirte Linien u angedeutet ist, mit einem Ausschnitte, der zur
Aufnahme des Vorsprunges und des unter diesen getriebenen Keiles diente, versehen
seyn sollte. Der an der aͤußeren Seite des Traͤgers befindliche
Erdboden kann mit dem Scheitel der Sicherheitsleiste gleich hoch gemacht werden.
Fig. 73 ist
ein Laͤngendurchschnitt von steinernen Traͤgern, auf denen eine
Schiene liegt. Man sieht bei A und B zwei verschiedene Methoden, die Bloͤke mit
einander zu verbinden; durch die punktirten Linien bei i,
i ist angedeutet, wo an der aͤußeren Seite ein Schluͤssel aus
Eisen oder aus einem harten Steine eingetrieben werden kann. Bei K sieht man an dem Gefuͤge B einen eisernen Bolzen, welcher in runde Loͤcher, die an
correspondirenden Stellen in den Stein gebohrt sind, eingelassen ist. Gibt man
diesem Bolzen mehrere Seitenflaͤchen, so wird er um so leichter ziehen, indem
die Winkel um so mehr in den Stein eingreifen.
Fig. 74 und
75 sind
Querdurchschnitte, und Fig. 76 ist ein
ebensolcher in vier Mal groͤßerem Maaßstabe, woraus gleichfalls eine
Befestigungsmethode der Schienen an den Traͤgern ersichtlich ist. h, h sind Naͤgel oder Bolzen aͤhnlich den
bei Fig. 67
und 68
beschriebenen, von denen der eine mit Blei oder Kitt eingelassen ist,
waͤhrend der andere in einen hoͤlzernen, in den Traͤger
eingesenkten Pflok
eingetrieben wird. Unter die Schiene wird Bleiblech oder eine andere
Fuͤtterung gelegt. Mittelst eines in die Traͤger geschnittenen Falzes
kann auch hier die in Fig. 66 beschriebene
Befestigungsmethode angewendet werden. Wenn man den Steinen 20 Zoll Dike gibt, so
erhaͤlt man eine sehr feste Bahn; uͤbrigens muß sich die Groͤße
der Steine nach den zu Gebot stehenden Steinbruͤchen und nach der Festigkeit
des Bodens, worauf die Bahn gelegt werden soll, richten. Auch die Dimensionen der
gußeisernen Traͤger koͤnnen je nach der Festigkeit des unterliegenden
Bodens verschieden modificirt werden.
Fig. 77 zeigt
eine Sicherheitsleiste t fuͤr steinerne
Traͤger; sie besteht aus schmiedeisernen Staͤben, welche von eisernen
Bolzen oder Klammern, die in gewissen Entfernungen von einander in den
Steinbloͤken festgemacht sind, getragen werden, und die auch hier zur
Verhuͤtung des Abweichens der Wagenraͤder von den Schienen dienen
sollen.