Titel: | Verbesserungen an den Maschinen, womit das Vorgespinnst von Baumwolle, Wolle oder anderen derlei Faserstoffen auf Spulen aufgewunden wird, worauf sich Joseph Chesseborough Dyer, Maschinenbauer von Manchester, und James Smith, Baumwollspinner von Deanston in der Grafschaft Perth, am 17. Julius 1835 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XIX., S. 93 |
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XIX.
Verbesserungen an den Maschinen, womit das
Vorgespinnst von Baumwolle, Wolle oder anderen derlei Faserstoffen auf Spulen
aufgewunden wird, worauf sich Joseph
Chesseborough Dyer, Maschinenbauer von Manchester, und James Smith, Baumwollspinner von
Deanston in der Grafschaft Perth, am 17. Julius 1835 ein Patent ertheilen ließen.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1836,
S. 265.)
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Dyer's und Smith's Vorspinnmaschine.
Unsere Erfindung besteht in einer verbesserten Methode das Vorgespinnst, so wie es
von den Walzen der Kardaͤtsch-, Strek-, Floͤth-
oder Vorspinnmaschinen herlaͤuft, auf Spulen oder dergleichen Vorrichtungen
aufzuwinden. Das Vorgespinnst kann in Folge dieser unserer Erfindung in Gestalt von
Kegeln und in mehreren auf einander folgenden spiralfoͤrmig gelegten
Schichten auf die Spulen aufgewunden werden, wodurch sich nicht nur die Masse
Vorgespinnst, die auf eine Spule gebracht werden kann, in beliebigem Maaßstabe
vermehren laͤßt, sondern wodurch auch das Abwinden desselben von den Spulen,
wenn dieß zu verschiedenen Zweken zu geschehen hat, bedeutend erleichtert wird. Das
Vorgespinnst windet sich naͤmlich auf dieselbe Weise ab, wie das Garn von
einem Koͤtzer oder Cop. Die Ersparung an Arbeit, der geringere Verlust und
einige andere Vortheile, welche hieraus erwachsen, werden sogleich fuͤr
Jedermann, der mit der Baumwoll-, Wollen-, Flachs- oder
Seidenspinnerei vertraut ist, erhellen.
Wir wollen nun zur Beschreibung der Einrichtung oder des Mechanismus, wodurch unsere
Erfindung an aͤlteren Maschinen oder auch an neueren eigens zu diesem Behufe
gebauten Maschinen angebracht werden soll, uͤbergehen. Da sich die Erfindung
jedoch hauptsaͤchlich fuͤr jene Art von Vorspinnmaschine, die man in
England mit dem Namen tube-frame bezeichnet, und
auf welche Hr. I. Ch. Dyer ein Patent besizt, eignet, so
wollen wir zuerst deren Anwendung an dieser Art von Maschinen zeigen. Wir glauben
uͤbrigens, daß hieraus auch deren Anwendung an den anderen Arten von
Maschinen zur Genuͤge erhellen duͤrfte.
Fig. 80 ist
ein Durchschnittsaufriß des einen Endes einer derlei Maschine.
Fig. 81 zeigt
zwei Theile eines Frontaufrisses derselben Maschine.
Fig. 82
endlich ist ein Aufriß des entgegengesezten Endes.
A, A, A sind solche Theile des Gestelles, welche
dargestellt werden koͤnnen, ohne die uͤbrigen hier wichtigeren Theile
des Mechanismus zu verbeten. B, B sind die Walzen, von
denen das Vorgespinnst herlaͤuft. C die
Roͤhre, welche das Vorgespinnst dreht und es an die Spulen oder Trommeln D, D, auf die es durch die Umdrehungen dieser lezteren
aufgewunden wird, fuͤhrt. Die Spulen sind hier als beinahe mit Vorgespinnst
gefuͤllt dargestellt; auch wird man sehen, daß, obschon das Vorgespinnst in
spiralfoͤrmigen Schichten auf eine kegelfoͤrmige Oberflaͤche
aufgewunden wird, dennoch jede Spule mit der auf sie aufgewundenen Masse
Vorgespinnst eine cylindrische, nur an den beiden Enden kegelfoͤrmig
zulaufende Gestalt bekommt. Die Spulen koͤnnen aus Holz, Pappendekel,
Eisenblech oder irgend einem anderen entsprechenden Materiale verfertigt seyn; in
der Zeichnung sind sie bei E als aus duͤnnem
Eisenbleche bestehend dargestellt. Der Stiel der Spule hat einen Zoll im
Durchmesser; der sogenannte Boden hingegen hat bis an 5 Zoll im Durchmesser und
bildet eine kegelfoͤrmige Basis, worauf die erste Vorgespinnstschichte
aufgewunden wird. Das Aufwinden des Vorgespinnstes in spiralfoͤrmigen
Windungen wird durch fortwaͤhrende und entsprechende Bewegungen der
Roͤhren C, C und der Trommeln hervorgebracht. Die
Roͤhren sind in Halter eingepaßt, welche mit Bolzen an vorspringenden Leisten
der Latte F, die vorne der Laͤnge nach durch die
Maschine laͤuft, festgemacht sind. An den beiden Enden des Gestelles befinden
sich Fenster, welche an Federn, die an dem Gestelle angebracht sind, passen; und
dadurch ist eine Bewegung der Latte in einer geraden Linie, welche aber mit der
schiefen Linie der kegelfoͤrmigen Oberflaͤche, auf welche das
Vorgespinnst aufgewunden ist, parallel laͤuft, gestattet. Die Latte erhalt
ihre Bewegung durch eine Welle G mitgetheilt, welche von
einem Ende der Maschine zum anderen laͤuft, und an deren beiden Enden sich
Getriebe befinden, welche in die an den Enden der Latte befestigten Zahnstangen
eingreifen. An dem einen Ende dieser Welle ist auch ein Wechselrad H angebracht, in welches ein an der Welle J aufgezogenes Getrieb I
eingreift. Diese Welle J, die gleichfalls von einem Ende
der Maschine zum anderen laͤuft, erhaͤlt ihre Bewegung an dem dem
Wechselrade H entgegengesezten Ende, und zwar durch ein
Stirnrad, durch welches sie mit der Welle N in Verband
gesezt ist. Durch das an dieser Stelle der Welle J
befindliche Rad oder Getrieb wird die Veraͤnderung der Bewegung bei der
Koͤtzerbildung, so wie auch einige andere Bewegungen, wie sie den
verschiedenen Arten von Vorgespinnst entsprechen, hervorgebracht. Da die Bewegung
der Speisungswalzen eine gleichfoͤrmige ist, waͤhrend die
Aufnahmbewegung der kegelfoͤrmigen Aufwindoberflaͤche bestaͤndig wechselt, so
muß auch die rotirende Bewegung der Spulen in entsprechenden Verhaͤltnissen
regulirt werden, gleichwie ein Gleiches auch mit der Traversirbewegung der
Roͤhre, womit die Vorgespinnstschichten gelegt werden, zu geschehen hat. Zu
diesem Behufe wird von den Speisungswalzen her auf folgende Weise eine wechselnde
Bewegung erzielt. K, K sind Winkelraͤder, die die
Bewegung an die senkrechte Welle L, fortpflanzen; in der
Nahe des unteren Endes dieser Welle befindet sich eine seitliche Reibungsrolle von
irgend einem entsprechenden Durchmesser, welche mit einer Feder und einer Scheide
ausgestattet ist, so daß sie an der Welle auf und nieder bewegt werden kann,
waͤhrend sie durch die Welle zu rotirenden Bewegungen veranlaßt wird. Diese
Reibungsrolle stemmt sich gegen eine Scheibe M von
gehoͤrigem Durchmesser, die an einer kurzen, in dem Gestelle befestigten
Welle N angebracht ist. Die Reibungsrolle wird mittelst
eines eigenen Halters O in gehoͤriger Stellung
erhalten; lezterer ist naͤmlich mittelst zweier kreisrunder Scheiben P, P, in denen die cylindrischen Enden des
Haͤlters so angebracht sind, daß ihnen eine freie rotirende sowohl als
Laͤngenbewegung gestattet ist, an dem Gestelle festgemacht. Ein aus dem
Halter O hervorragender Hebel Q umfaßt die in einen kreisrunden Ausschnitt desselben einpassende Nabe
der Reibungsrolle, und bestimmt demnach die Stellung dieser Reibungsrolle. R ist ein Hebel, welcher gleichfalls aus dem
Koͤrper des Halters O hervorragt, und mittelst
einer Klemmschraube daran festgemacht ist. An dem Ende dieses Hebels ist eine Schnur
angebracht, die uͤber eine an dem entgegengesezten Ende des Gestelles
befindliche Rolle laͤuft, und an deren Ende ein Gewicht aufgehaͤngt
ist. Dieses Gewicht druͤkt mittelst der genannten Hebel den Rand der
Reibungsrolle mit solcher Gewalt an die Flaͤche der Scheibe, daß diese in
hinreichendem Grade davon ergriffen wird, um die verschiedenen Theile, die sie in
Bewegung zu sezen hat, umzutreiben. Um ihr eine groͤßere Kraft zu verleihen,
ist die Einrichtung getroffen, daß die Geschwindigkeit der Scheibe groͤßer
ist, als jene der Theile, die sie umtreibt.
Aus dem bereits Gesagten erhellt, daß die rotirende Bewegung der Aufwindspulen mit
den uͤbrigen dazu gehoͤrigen Bewegungen in solchen
Verhaͤltnissen abgeaͤndert werden muß, wie dieß dem Wechsel der
Ausdehnung des Umfanges, den die kegelfoͤrmige Oberflaͤche bildet,
entspricht. Dieß bewirken wir nun, indem wir die Reibungsrolle mittelst einer an der
Seite des Haͤlters O befindlichen Zahnstange, in
welche ein an der Welle G angebrachtes Getrieb
eingreift, abwechselnd gegen den Mittelpunkt und den Umfang der Scheibe oder davon
weg bewegen. Diese leztere Welle erhaͤlt, wie bereits gesagt worden ist, mittelst des
Wechselrades H eine Hin- und Herbewegung
mitgetheilt; und gleichwie die Bewegung des Wechselrades durch Abaͤnderung
der Bewegung der Scheibe regulirt wird, so werden auch die senkrechten Bewegungen
des Halters O regulirt, und mithin die Bewegung der
Reibungsrolle gegen den Mittelpunkt der Scheibe und davon weg, so daß die Scheibe
also zum Regulator ihrer eigenen Bewegungsveraͤnderungen wird, wodurch
saͤmmtliche davon abhaͤngige Bewegungen in Einklang erhalten werden.
Die Spulen, auf welche das Vorgespinnst aufgewunden werden soll, befinden sich an
aufrechten Spindeln, welche in Scheiben, die in die Dokenlatte eingelassen und mit
den Stiften R befestigt sind, festgemacht werden. An
diesen Spindeln sind auch die Scheiden S angebracht, die
zur Aufnahme der Basen der Spulen dienen. Die Befestigung derselben geschieht
mittelst Zapfen oder Vorspruͤnge, welche aus dem Randstuͤke der
Scheiden hervorragen, und welche so in Oeffnungen, die sich in der Basis der Spulen
befinden, einpassen, daß die Scheiden bei ihren Umdrehungen die Spulen mit sich
fuͤhren. Die Scheiden selbst erhalten ihre Bewegung von einer liegenden Welle
mitgetheilt, die dicht an den Spindeln laͤngs der Dokenlatte
vorlaͤuft, und an welcher Winkelraͤder angebracht sind, die in
aͤhnliche an den Boͤden der Scheiden befindliche Winkelraͤder
eingreifen. Da diese Welle zugleich mit der Dokenlatte in senkrechter Richtung ihre
Stellung veraͤndern muß, und von derselben Welle, an der sich die Scheibe
befindet, ihre Bewegung mitgetheilt erhaͤlt, so besteht das
Verbindungs-Raͤderwerk aus drei Raͤdern, von denen das eine an
der Welle der Scheibe, das zweite an der Welle der Dokenlatte, und das dritte
dazwischen an einem Zapfen angebracht ist, welcher sich an Verbindungsgelenken
befindet, von denen das eine aus der Welle der Scheibe, das andere hingegen aus der
Welle der Dokenlatte auslauft. Es ist hiedurch der Welle der Dokenlatte die
gehoͤrige senkrechte Bewegung gestattet, waͤhrend die
Verbindungsraͤder gehoͤrig in einander eingreifend erhalten werden.
Diese senkrechte Bewegung der Dokenlatte ist bekanntlich deßhalb noͤthig,
damit das Vorgespinnst in mehreren aufanf einander folgenden Schichten aufgewunden und dem Koͤrper des
Koͤtzers auf jeder einzelnen Spule eine laͤngliche Form gegeben werden
kann. Die senkrechte Bewegung findet nach Abwarts Statt, waͤhrend die
Schichten aufgewunden werden, und wird auf folgende Weise erzeugt. An jedem Ende der
Dokenlatte sind senkrechte Zahnstangen angebracht, in welche Getriebe eingreifen,
deren Welle G sich von dem einen Ende der Maschine zum
anderen erstrekt. Diese Welle ist in dem Gestelle angebracht, und ist an dem einen
Ende mit einem Stirnrade T versehen, in welches ein an
der Nabe des Sperrrades V
befindliches Getrieb U eingreift. Damit dieses Sperrrad nicht durch das
Gewicht der an den Getrieben haͤngenden Dokenlatte umgetrieben werden kann,
sind zwei Sperrkegel angebracht, von denen der eine auf dem unteren und der andere
auf dem oberen Rande des Rades ruht, und zwar auf solche Weise, daß waͤhrend
der eine aufhaͤlt, der andere sich in dem zwischen je zwei Zahnen bestehenden
Raume befindet und das Rad aufhaͤlt, sobald der gegenuͤberstehende
Sperrkegel ausgehoben wird. Dieses Ausheben geschieht abwechselnd mittelst einer
Stange mit stellbaren Fingern, welche von der Roͤhrenlatte auslaͤuft,
und derselben Bewegung theilhaftig ist, wie diese. Auf diese Weise wird also der
Dokenlatte gestattet, um so kleine Raͤume, wie sie der Breite der
Vorgespinnstschichten entsprechen, herabzusinken, und je nachdem man die Zahl der
Zahne des Rades oder Getriebes, welches an der Nabe des Sperrrades angebracht ist,
vermehrt oder vermindert, koͤnnen die Bewegungen der Latte so regulirt
werden, daß sie jeder Art von Vorgespinnst entsprechen. Der hier beschriebene
Mechanismus kann uͤbrigens verschiedenen Umstanden gemaͤß verschieden
abgeaͤndert werden und dennoch denselben Zwek erfuͤllen. So
koͤnnen die wechselnden Bewegungen auch durch ein
Differential-Raͤderwerk oder auf andere geeignete Weise erzeugt
werden.
Wir hielten es nicht fuͤr noͤthig, hier auch jene Theile, welche unsere
Maschine mit den gewoͤhnlichen Maschinen gemein hat, wie z.B. die Treibrollen
etc. abzubilden und zu beschreiben; diese koͤnnen naͤmlich auf irgend
eine Weise so angebracht werden, daß sie unseren Mechanismus nicht in seinem Spiele
beeintraͤchtigen. Um zu zeigen, wie sich das Vorgespinnst von den Spulen
wieder abwindet, um irgend eine weitere Behandlung zu erfahren, ist in Fig. 80 bei
W eine mit Vorgespinnst gefuͤllte Spule,
womit die Roͤhrenmaschine (tube frame) gespeist
werden soll, angedeutet. Am Scheitel der Spule ist hier eine kreisrunde Scheibe
angebracht, die mit einem an ihrer unteren Seite befindlichen Zapfen in die
Aushoͤhlung der Spule hineinragt, und deren Rand ringsherum beinahe um einen
Zoll uͤber den Stiel der Spule hinausragt, damit das Vorgespinnst beim
Abwinden den Stiel der Spule weder beruͤhren, noch auch sich um ihn winden
kann. X ist eine zinnerne Rolle, deren
Oberflaͤche eine der Walze Y entsprechende
Bewegung hat, und deren Aufnahmoberflaͤche sich mit dem Mittelpunkte der
Scheibe auf der Spule in einer geraden Linie befindet, damit beim Abwinden so wenig
Gewalt als moͤglich auf das Vorgespinnst ausgeuͤbt wird.
Wir nehmen keinen der bereits bekannten Theile als unsere Erfindung in Anspruch; wohl
aber erklaͤren wir als solche die eigenthuͤmliche Zusammensezung
unseres Mechanismus, und namentlich die Art und Weise, auf welche das Vorgespinnst oder die
Floͤthen irgend eines Faserstoffes, so wie sie von den Walzen der
Kardaͤtsch-, Strek-, Vorspinn- oder irgend anderen
bekannten oder erst zu erfindenden Maschinen herlaufen, in spiralfoͤrmigen
Schichten auf eine kegelfoͤrmige Oberflaͤche aufgewunden werden.