Titel: Verbesserungen an den Maschinen zur Bobbinnet- oder Tullfabrication, worauf sich John Levers, Maschinenbauer von New Radford in der Grafschaft Nottingham, und James Pedder, Spizenfabrikant von ebendaher, am 27. Februar 1835 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXI., S. 109
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XXI. Verbesserungen an den Maschinen zur Bobbinnet- oder Tullfabrication, worauf sich John Levers, Maschinenbauer von New Radford in der Grafschaft Nottingham, und James Pedder, Spizenfabrikant von ebendaher, am 27. Februar 1835 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of Arts. April 1836, S. 99. Mit Abbildungen auf Tab. II. Levers's und Pedder's verbesserte Maschinen zur Bobbinnet- oder Tullfabrication. Gegenwaͤrtige Verbesserungen beziehen sich auf jene Arten von Maschinen, in welchen die Spulen und Wagen mittelst geriefter Walzen und kreisrunder Kaͤmme in Bewegung gesezt werden. Sie bestehen in der Ausstattung dieser Maschinen mit einem Mechanismus, wodurch das Traversiren gewisser Spulenwagen verhindert wird, waͤhrend die anderen traversirenden Spulenwagen veranlaßt werden, an den Saͤumen wieder umzukehren, um hiedurch den Tull oder daß Spizennez in eine beliebige Anzahl von Streifen oder Breiten abzutheilen, und die Raͤnder einer jeden Breite mit verschiedenen gestikten Mustern versehen zu koͤnnen. Diese Zweke sollen nun dadurch erreicht werden, daß man die Hinteren gerieften Walzen hohl macht, und durch die Mitte einer jeden derselben eine Welle mit verzahnten Kreissegmenten einfuͤhrt. Diese verzahnten Segmente haben sich, wenn sie solcher Maßen an den centralen Wellen aufgezogen sind, in Fugen zu bewegen, welche in den Umfang der hohlen Walzen geschnitten sind. Die Zahne der Segmente fallen hiebei mit den Riefen der Walzen zusammen. Die verzahnten Segmente bleiben zu gewissen Zeitperioden der Maschinenthaͤtigkeit still stehen, obschon die Walzen umlaufen. Durch diesen Stillstand der Segmente soll verhuͤtet werden, daß die nicht traversirenden Spulenwagen und die Umkehrwagen einer jeden Spizenbreite durch die umlaufenden Walzen in Thaͤtigkeit gesezt werden; und durch dieses zeitweise Stillstehen dieser Wagen werden in Verbindung mit dem entsprechenden Schuͤtteln jene Bewegungen erzeugt, die zur Bildung der Saͤume und der Umnaͤhung erforderlich sind. Das Stillstehen der verzahnten Segmente wird durch eine herabhaͤngende sectorfoͤrmige Zahnstange, welche auf die an den Enden der inneren Wellen der hinteren Walzen befindlichen Getriebe wirkt, hervorgebracht. Die Zahnstange selbst wird mittelst Hebeln von eigens geformten Muschelraͤdern in Bewegung gesezt; der Umfang dieser Muschelraͤder bestimmt naͤmlich die schwingenden Bewegungen derselben, wodurch jene verzahnten Segmente, die auf die nicht traversirenden und vernaͤhenden Spulen wirken, in Bewegung gesezt oder zum Stillstande gebracht werden, waͤhrend eine andere Reihe von Muschelraͤdern jenen Stangen, welche die Saͤume oder die Muster in dem Neze erzeugen, die noͤthigen Laͤngen- und Schaukelbewegungen mittheilt. Zu bemerken ist hiebei noch, daß die in die Hinteren gerieften Walzen gebrachten verzahnten Segmente verschiedene Diken haben koͤnnen, damit sie einen oder mehrere der Durchlasse der Kaͤmme bedeken, und also gleichzeitig auf eine beliebige Anzahl von Wagen wirken koͤnnen. Fig. 33 zeigt die vier gerieften Walzen a, a und b, b im Durchschnitte in einer Stellung, welche sie haben, wenn sie in der Maschine aufgezogen sind. Die Zahne der Herabhaͤngenden sectorfoͤrmigen Zahnstange c, c, c greifen in die an den Enden der Walzen angebrachten Getriebe d, d, d, d, so daß die Walzen durch die Schwingungen dieser Zahnstange umgetrieben werden, wie dieß in Maschinen dieser Art gewoͤhnlich zu geschehen pflegt. Die beiden Hinteren Walzen b, b sind hier in diesem Falle groͤßer als die vorderen, damit sie, indem sie ausgebohrt seyn muͤssen, dennoch eine hinreichende Metalldike darbieten. Damit sich der Umfang von allen den vier Walzen a, a und b, b durch gleiche Raͤume bewege und die Wagen mit gleicher Geschwindigkeit in die Kaͤmme treibe, muͤssen die groͤßeren oder Hinteren Walzen eine groͤßere Anzahl von Riefen und deren Getriebe eine groͤßere Anzahl von Zaͤhnen haben. Leztere werden durch eine eigene Sectorzahnstange e, e, welche an der Seite der Herabhaͤngenden Zahnstange c angebracht ist, in Bewegung gesezt. Fig. 34 zeigt einen Theil einer der Hinteren gerieften Walzen, welche man in Fig. 35 auch im Durchschnitte ersieht. f, f ist die durch die hohle Walze gestekte Welle, woran die verzahnten Segmente g, h, i mit Schwalbenschwaͤnzen, welche in eine Laͤngenfurche eingreifen, festgemacht sind. Fig. 36 ist ein Querdurchschnitt einer der Hinteren Walzen b mit der inneren Welle f und mit einem der daran befestigten verzahnten Segmente. Die Zahl der Zaͤhne dieser Segmente muß von der Zahl der Schwaͤnze oder der Verzahnungen in dem unteren Theile der Spulenwagen abhaͤngen; die Bogen der Segmente fuͤr die innere Hintere Walze, Fig. 37, sollen 4/5 der Zahl der Zaͤhne, welche einen vollkommenen Kreis bilden, enthalten; waͤhrend jene der aͤußeren Hinteren Walze nur 2/5 der Zaͤhne des ganzen Kreises zu enthalten brauchen, indem sie nur auf eine Wagenbindung zu wirken haben, wie dieß aus Fig. 38 erhellt. Fig. 39 gibt eine Endansicht von einer der Hinteren Walzen, woran man das Getrieb d, womit sie in Bewegung gesezt wird, so wie auch das an dem Ende der Welle f angebrachte Getrieb k, wodurch diese Welle und deren verzahnte Segmente unabhaͤngig von den sie umschließenden gerieften Walzen in Thaͤtigkeit oder zum Stillstande gebracht werden, ersieht. Die Herabhaͤngende Sectorzahnstange, welche die Bewegungen der Wellen f, f dirigirt, befindet sich nicht an jenem Ende der Maschine, an welchem die gewoͤhnliche, zur Bewegung der gerieften Walzen dienende Zahnstange angebracht ist, sondern an dem entgegengesezten Ende. Fig. 40 zeigt eine weitere herabhaͤngende Sectorzahnstange l, l, welche in das Getrieb der Wellen f eingreift; sie ist an einer in dem Endgestelle der Maschine festgemachten Achse, welche mit dem Mittelpunkte der Curve der Kaͤmme zusammenfallt, aufgehaͤngt, und bewirkt, wenn sie sich schwingt, daß sich die Wellen f mit den gezahnten Sectoren umdrehen, waͤhrend sie, wenn sie stillsteht, auch jene verzahnten Sectoren festhaͤlt, die die nicht traversirenden und umkehrenden Spulenwagen zuruͤkhalten. An der Mitte der herabhaͤngenden Zahnstange l sind mittelst eines Gefuͤges m zwei stellbare Stuͤke n, n, welche man in England half jacks zu nennen pflegt, und die mit den oberen Enden zweier senkrechter Hebel o, o in Verbindung stehen, angebracht. Diese senkrechten Hebel schwingen sich an Zapfen p, p, die in das Endgestelle der Maschine eingelassen sind; ihre unteren Enden sind mit Gegenreibungsrollen q, q, die in dem Umfange eigens geformter Muschelraͤder r, r laufen, ausgestattet. Das Princip, nach welchem diese Raͤder, die uͤbrigens mit den gewoͤhnlichen Bobbinnetraͤdern an einer und derselben Welle aufgezogen sind, erbaut sind, erhellt aus Fig. 41 und 42. Die Flaͤchen dieser Raͤder sind naͤmlich mit Kreisen a, b, c, welche durch Punkte angedeutet werden, beschrieben; die Durchmesser dieser Kreise muͤssen der Laͤnge der Bewegung, welche zum Betriebe der Wagen erforderlich ist, angemessen seyn. Da in dieser Maschine zwei Wagenbindungen in Thaͤtigkeit zu sezen sind, so muͤssen bei den verschiedenen Evolutionsperioden drei verschiedene Radien der Muschelraͤder auf die Hebel wirken, indem die groͤßten und kleinsten Radien die aͤußersten Enden der Bewegung, waͤhrend welcher sich saͤmmtliche Wagen in den Hinteren oder in den vorderen Kaͤmmen befinden, bestimmen, waͤhrend die mittleren Radien der Muschelraͤder jener Stellung entsprechen, bei der sich die eine Wagenbindung in den Hinteren, die andere hingegen in den vorderen Kaͤmmen befindet. In der aus Fig. 40 ersichtlichen Stellung der Muschelraͤder und der herabhaͤngenden Zahnstange befinden sich saͤmmtliche Spulenwagen in den hinteren Kaͤmmen. So wie sich die Muschelraͤder aber in der Richtung der in Fig. 40 bemerkbaren Pfeile umdrehen, werden die Hebel bei dem Uebergange der Radienspizen von 1 nach 2 keine Bewegung erleiden, und folglich werden die von den verzahnten Segmenten abhaͤngigen Spulenwagen stationaͤr oder unbewegt bleiben, waͤhrend sich die uͤbrigen Wagen in die vorderen Kaͤmme bewegen, wie dieß in jenem Durchschnittsaufrisse der Kaͤmme, der gerieften Walzen, der Spulenwagen und der inneren Wellen mit den verzahnten Segmenten, den man in Fig. 43 sieht, angedeutet ist. Wenn die vordere Wagenbindung in die vorderen Kaͤmme uͤbergetreten ist, so bewegt sich die vordere Kammstange um einen Durchlaß nach Rechts. Indem hierauf die Muschelraͤder in ihrer rotirenden Bewegung fortfahren, wirken die Spizen der Radien 3 auf die Gegenreibungsrollen. und erzeugen dadurch eine solche Bewegung der Hebel, daß sich die inneren Wellen zugleich mit den gerieften Walzen umdrehen, und daß folglich saͤmmtliche Wagen mit Ausnahme der in den hinteren Kaͤmmen zuruͤkbleibenden, nicht traversirenden Wagen in die vorderen Kaͤmme getrieben werden. Nunmehr schwingt sich die vordere Kammstange um einen Durchlaß nach Links, wo dann bei dem weiteren Umlaufe der Muschelraͤder die zwischen 3 und 4 befindlichen Theile ihres Umfanges auf die Hebel o, o wirken. Die Folge hievon ist, daß sich die inneren Wellen und die verzahnten Segmente mit den gerieften Walzen zuruͤkdrehen, wobei die nicht traversirenden und umkehrenden Wagen bis an das Ende ihrer Bewegungen in den hinteren Kaͤmmen zuruͤkkehren. Waͤhrend die Muschelraͤder von 4 bis zu 5 umlaufen, erhalten die Hebel keine Bewegung mitgetheilt, und folglich bleiben die verzahnten Segmente unbewegt, obschon durch die Umdrehung der gerieften Walzen saͤmmtliche Spulenwagen in die hinteren Kaͤmme getrieben werden. Durch die Umdrehung der Muschelraͤder von 5 bis 6 wird dann den inneren Wellen dieselbe rotirende Bewegung wie den gerieften Walzen mitgetheilt, und hiedurch bewirkt, daß sich saͤmmtliche Spulenwagen bewegen, und daß die eine Bindung derselben in die vorderen, die andere hingegen in die hinteren Kaͤmme gelangt. Die Bewegung der Muschelraͤder von 6 nach 7 bewirkt ein Gleiches und schafft saͤmmtliche Wagen in die vorderen Kaͤmme. Aus deren Umdrehung von 7 bis 8 folgt, daß sich die inneren Wellen abermals mit den gerieften Walzen umdrehen, und die Wagen in die Mitte schaffen: d.h. daß sich die eine Wagenbindung in den hinteren und die andere in den vorderen Kaͤmmen befindet. Hierauf bewegt sich die vordere Kammstange um einen Durchlaß nach Rechts. Bei dem weiteren Umlaufe der Muschelraͤder von 8 bis 9 koͤnnen dann saͤmmtliche Spulen in die Hinteren Kaͤmme uͤbergehen, worauf sich die vordere Kammstange um einen Durchlaß nach Links bewegt. Waͤhrend sich der Umfang der Muschelraͤder hierauf von 9 bis 10 umdreht, kommen die Hebel in eine solche Bewegung, daß die inneren Wellen mit den verzahnten Segmenten zuruͤkkehren und die Wagen in die Mitte fuͤhren. Bei der weiteren Umdrehung der Muschelraͤder von 10 bis 11 dauern dieselben Bewegungen der verzahnten Segmente mit den gerieften Walzen an, und die Folge davon ist, daß die Wagen die vorderen Kaͤmme einnehmen. Durch die Umdrehung von 11 bis 12 erzeugen die Hebel eine gleichzeitige Bewegung der inneren Wellen mit den verzahnten Segmenten und mit den gerieften Walzen, wodurch die Wagen aus den vorderen Kaͤmmen in die Mitte gefuͤhrt werden. Durch das Umlaufen der Muschelraͤder von 12 bis 1 endlich kommen die Wagen von der Mitte wieder in die Hinteren Kaͤmme und in die Stellung, die sie beim Beginne der Bewegung hatten, worauf dann neuerdings wieder dieselben Evolutionen erfolgen. Aus dem Gesagten erhellt, daß die Wagen an den Saͤumen umkehren werden, ohne daß es noͤthig waͤre in den vorderen Walzen Umkehrer anzubringen. Zu bemerken ist, daß, obschon an beiden Hinteren Walzen verzahnte Segmente angebracht sind, doch nur die innere der hinteren Walzen allein die Wagen zum Umkehren veranlaßt, indem die verzahnten Segmente an der aͤußeren der Hinteren Walzen nur dazu vorhanden sind, um je, nachdem es erforderlich ist, diese oder jene Wagen am Traversiren zu verhindern. Beispielsweise kann angefuͤhrt werden, daß wenn an der aͤußeren Hinteren Walze ein verzahntes Segment aufgezogen ist, welches weit genug ist, um sechs Durchlasse zu verbeten; wenn an der inneren Hinteren Walze ein aͤhnliches Segment aufgezogen ist; wenn von der vorderen Wagenbindung fuͤnf Wagen und Spulen entfernt werden, so daß nur ein Wagen zuruͤkbleibt, der mit den Segmenten zur Linken zusammentrifft, daß dann diese sechs Wagen in den vorderen und hinteren Kaͤmmen hin und her laufen werden, ohne zu traversiren; waͤhrend die uͤbrigen traversirenden Wagen die Maschen bilden. Mit Huͤlfe dieser Vorrichtungen kann demnach in dem Spizenneze am Rande einer jeden Breite ein Raum gelassen werden, der bloß aus geraden Faͤden besteht, und in welchen dann auf irgend eine der bekannten Methoden mit Fuͤhrern und Fuͤhrstangen auf eine dem verlangten Muster entsprechende Weise ein Ertragfaden eingeschlungen und eingewebt werden kann. Die zur Erzeugung des Spizennezes dienenden Raͤder sieht man in Fig. 44, 45 und 46: ersteres ist fuͤr das Kammstangenrad bestimmt; das zweite fuͤr das Hintere Fuͤhrstangenrad, und das dritte fuͤr das vordere Fuͤhrstangenrad. Die rings um diese Raͤder herum gesezten Nummern correspondiren mit den Nummern, welche in Fig. 41 und 42 den Muschelraͤdern beigesezt sind. Als ihre Erfindungen erklaͤren die Patenttraͤger: 1) die Einfuͤhrung von beweglichen Welten in den hinteren gerieften Walzen an solchen Bobbinnetmaschinen, die durch derlei Walzen in Bewegung gesezt werden, um an diesen Wellen verzahnte Segmente anbringen zu koͤnnen, welche unabhaͤngig von den gerieften Walzen umlaufen, und durch welche gewissen Spulenwagen eine außerordentliche Bewegung, gemaͤß welcher einige umkehren, waͤhrend andere am Traversiren verhindert werden, mitgetheilt werden kann. 2) die Anwendung der aͤußeren hinteren gerieften Walze, in welche zur Aufnahme verzahnter Segmente, womit gewisse Wagentheile am Traversiren verhindert werden sollen, Falzen oder Fugen geschnitten sind. 3) endlich die Anwendung jener Muschelraͤder, womit die inneren Wellen der hohlen gerieften Walzen in Bewegung gesezt werden, so wie dieß hier beschrieben ist.

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