Titel: | Ueber den von Hrn. Saxton erfundenen Strommesser. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXXV., S. 178 |
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XXXV.
Ueber den von Hrn. Saxton erfundenen Strommesser.
Aus dem Magazine of Popular Science, No. 2, S.
108.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Saxton's Strommesser.
Die oͤfter eintretende Notwendigkeit, die Geschwindigkeit der Fluͤsse
zu messen, um die Quantitaͤt des voruͤberstroͤmenden Wassers,
die Stroͤmung etc. zu bestimmen, machte es hoͤchst
wuͤnschenswerth, Mittel an der Hand zu haben, mit deren Huͤlfe sich
die Geschwindigkeiten in jedem vorkommenden Falle messen und vergleichen lassen.
Wir besizen bereits von Eytelwein, Wattmann, Fontaine und
anderen Instrumente, welche zu diesem Zweke bestimmt sind; keines scheint jedoch
saͤmmtlichen Bedingungen so vollkommen entsprochen zu haben, wie jenes,
welches den Gegenstand gegenwaͤrtiger Mittheilung bildet. Mit Erfolg und mit
Vortheil wurde dasselbe daher auch seit zwei Jahren sowohl von englischen, als
auswaͤrtigen Hydraulikern angewendet: namentlich zum Messen der Quellen, aus
denen man in lezter Zeit das große London mit gesundem Trinkwasser versehen zu
koͤnnen hoffte.
Unter den Bedingungen, welche an einem Instrumente von fraglicher Art besonders zu
wuͤnschen waͤren, duͤrften folgende die vorzuͤglichsten
seyn: Leichtigkeit der Anwendung unter allen moͤglichen Umstaͤnden,
Tragbarkeit, geringe Anzahl von Bestandtheilen, Staͤrke und Einfachheit,
damit es nicht leicht brechen oder in Unordnung gerathen, dafuͤr aber
jedenfalls leicht ausgebessert werden kann. Auch muß es nothwendig die
Geschwindigkeit der Stroͤmung waͤhrend der ganzen Dauer einer
bestimmten Zeitperiode registriren, und zwar selbst dann, wann die wirkliche
Beobachtung des Instrumentes wegen Untertauchung desselben oder aus anderen
Gruͤnden unmoͤglich gemacht ist.
Allen diesen Bedingungen entspricht nun das Instrument des Hrn. Saxton. Man kann mit ihm die Geschwindigkeit der Stroͤmung an der
Oberflaͤche, oder am Boden, oder in irgend einer beliebigen, zwischen beiden
gelegenen Linie leicht und genau messen; und hieraus, wenn hinreichende
Beobachtungen dieser Art in verschiedenen Linien angestellt wurden, die mittlere
Geschwindigkeit eines Wasserstromes fuͤr einen bestimmten Ort der Beobachtung
berechnen. Multiplicirt man bann diese mit dem Durchschnittsflaͤchenraume des
Wasserstromes, so ergibt sich die Gesammtmasse des Wassers, welche waͤhrend
der Dauer der Beobachtung voruͤberfloß. In Faͤllen, wo große
Genauigkeit erforderlich oder die Geschwindigkeit sehr wandele bar ist, kann man mit
einer beliebigen Anzahl von Instrumenten zugleich beobachten.
Das Instrument besteht aus einem sich umdrehenden Fluͤgel, aus einem Register,
aus einem Schwanze, und aus einem Maaßstabe. Lezterer bildet eine Stange von 7/8
Zoll im Durchmesser und 6 Fuß Laͤnge, welche in Fuß, Zolle und Zehntheile
abgetheilt ist; an ihr schieben sich die uͤbrigen Theile des Instrumentes,
und zwar so, daß sie an jedem beliebigen Punkte gestellt werden koͤnnen. Der
Schwanz besteht aus einer duͤnnen Metallplatte, welche 6 bis 20 Zoll lang
seyn kann, und auf welche das voruͤberstroͤmende Wasser wirkt, um die
Achse oder Welle des Fluͤgels mit der Richtung der Stroͤmung parallel
zu erhalten. Der umlaufende Fluͤgel besteht aus einem oder aus mehreren an
einer Welle befestigten Armen, deren Oberflaͤche so gedreht ist, daß sie von
der Welle auslaufend einen fortwaͤhrend groͤßer werdenden Winkel mit
dieser bildet. Dieser Winkel ist ein solcher, daß durch die Wirkung der
Stroͤmung auf einen Arm unter allen Geschwindigkeiten in einer gegebenen
Laͤnge, wie z.B. in einem Yard, in einem Fuß etc., ein Umgang hervorgebracht
wird. Ist dieß genau der Fall, so folgt hieraus, daß ein Wassertheilchen, auf
welchen Theil der gekruͤmmten Oberflaͤche es auch stoßen mag, immer
mit gleicher Gewalt die Welle umzutreiben trachten, und innerhalb einer und
derselben Zeit uͤber die ganze Breite des Fluͤgels gelangen wird, der
Uebergang mag in der Naͤhe der Achse oder Welle, wo die Oberflaͤche
schmal, aber wenig geneigt ist, oder in der Naͤhe des Endes geschehen, wo die
Oberflaͤche breiter ist und eine groͤßere Neigung besizt.
Das Register besteht aus einem an der Seite graduirten Rade, welches die Zahl der
Umdrehungen, die der Fluͤgel machte, andeutet. Das Eingreifen des
Fluͤgels in das Rad kann nach dem Belieben des Beobachters augenbliklich
eintreten und eben so schnell wieder aufgehoben werden. Zu allen uͤbrigen
Zeiten hingegen bleibt das Register unbeweglich, wie sich der Fluͤgel auch
umdrehen, oder welches uͤberhaupt die Stellung des Instrumentes seyn mag.
An Fig. 59,
welche einen Seitenaufriß des Registers, des Fluͤgels und eines Theiles des
Meßstabes und des Schwanzes gibt, ist E die Welle des
Fluͤgels A, die in einem Gestelle F laͤuft, und an der sich eine endlose Schraube
G befindet. In diesem Gestelle haͤngt das Rad
des Registers H, welches am Rande fein gezaͤhnt,
an der Seitenflaͤche hingegen graduirt ist. Die Welle dieses Rades ruht in
zwei Fuͤhrstangen I, J, von denen man hier nur
die eine I sehen kann. Aus dem unteren Theile des
Gestelles ragt ein Einfall K hervor, der das Rad
unbeweglich haͤlt, so lange es in dasselbe eingefallen ist. Die
Fuͤhrstangen sind nur mit dem einen Ende an dem Gestelle festgemacht und
bewegen sich daselbst an einem Zapfen L. Ihre Bewegung
ist durch einen an dem anderen Ende befindlichen Aufhaͤlter M, der sich in einem durch Punkte angedeuteten Fenster
bewegt, beschraͤnkt. Dieses Fenster gestattet den Zaͤhnen des Rades
genau so tief in die endlose Schraube G einzugreifen,
daß keine Einzwaͤngung Statt finden kann. Die beweglichen Enden der
Fuͤhrstangen werden mit einer in dem Oehre O
befestigten und bis in die Hand des Beobachters emporlaufenden Schnur N emporgehoben. Ist diese Schnur außer
Thaͤtigkeit, so bleiben die Fuͤhrstangen herabgesenkt; das Rad ist
dann von der endlosen Schraube befreit, und wird von der Feder P, welche sich zwischen der vorderen Fuͤhrstange
und dem Rade befindet, auf den Einfall K
gedruͤkt. Ein Gefuͤge Q, welches sich an
der Verbindung des Registers mit dem aus der Meßstabscheide S hervorragenden Arme R befindet, gestattet,
daß die Welle des Fluͤgels gegen den Meßstab C
geneigt werden kann, was zuweilen bei der Anwendung des Instrumentes an der
Oberflaͤche von Stroͤmungen von Nuzen ist. Der untere Theil der
Meßstabscheide S ist zu einer kegelfoͤrmigen
Schraube mit Laͤngenspalten U geschnitten, und an
dieser Schraube bewegt sich eine geraͤnderte Schraubenmutter V, womit die Scheide an dem Stabe C festgehalten wird. Eine aͤhnliche, an der Fluͤgelwelle E befindliche Schraubenmutter X gestattet das Herausnehmen dieser Welle zum Behufe der Reinigung.
Fig. 60 gibt
einen Grundriß des Fluͤgels, des Registers, des Meßstabes, und eines Theiles
des Schwanzes. Man kann hier auch die Hintere Fuͤhrstange sehen.
Fig. 61 ist
ein Frontaufriß des Fluͤgels.
Will man sich dieses Instrumentes bedienen, so sezt man das Nullende des Meßstabes
gewoͤhnlich auf den Boden des Fluͤgels etc., und schirrt den
Fluͤgel in jener Hoͤhe an den Meßstab, in welcher man die
Geschwindigkeit der Stroͤmung kennen zu lernen wuͤnscht. Wenn der
Meßstab dann frei und aufrecht gehalten wird, so schwingt sich der Schwanz
alsogleich nach der Stroͤmung, wo dann der Fluͤgel dieser dargeboten
und durch sie in Bewegung gesezt wird. In dem in Fig. 59 dargestellten
Zustande des Instrumentes steht der Fluͤgel nicht mit dem Register in
Verbindung, so daß sich also lezteres in Ruhestand befindet. Wenn der Fluͤgel
eine gleichmaͤßige Geschwindigkeit erlangt hat, und die Beobachter bereit
sind, so wird nach der Uhr gesehen und zu gleicher Zeit die Schnur angezogen, wo
dann das Registerrad zugleich mit dem Fluͤgel in Bewegung kommt. Nach Ablauf
der bestimmten Zeit laͤßt man die Schnur wieder los, wo dann die an der
Fuͤhrstange befindliche Feder das Register herabdruͤkt, von der Welle
des Fluͤgels befreit, und dafuͤr mit dem Einfalle in Verbindung
bringt, so daß es zum Stillstande kommt, obschon der Fluͤgel wie
fruͤher umlaͤuft. Es kann daher in diesem Zustande nach Belieben
gepruͤft werden, und auf diese Weise laͤßt sich also die Zahl der
Umgaͤnge des Fluͤgels und mithin die Geschwindigkeit und das Volumen
des voruͤberstroͤmenden Wassers mit großer Genauigkeit ermitteln.
Soll das Register auf Zero zu arbeiten beginnen, so braucht man nur die Feder Y, welche den Einfall fuͤhrt,
herabzudruͤken, wo dann dieser von dem Registerrade H befreit und lezteres ganz frei wird. Das Zero kann dann an die Stelle
des Einfalles als Zeiger gesezt werden.
Da der Betrag der Reibung an der Welle und an dem Instrumente durch
Vernachlaͤssigung desselben nach Versuchen und durch andere Ursachen
groͤßer werden kann, als er zur Zeit der Graduirung war, so soll man, wenn
große Genauigkeit erforderlich ist, das Instrument, bevor man es anwendet, genau
untersuchen, und seine Reibung pruͤfen, indem man es mit einer entsprechenden
Geschwindigkeit durch eine Streke stehenden Wassers von bekannter Laͤnge
zieht, und hierauf beobachtet, ob das Register diese Laͤnge genau andeutet
oder nicht.Bei den in der Gallery of Practical Science mit
dem Instrumente angestellten Versuchen wurde eine Laͤnge von 60 Fuß
abgestekt, und dann der Strommesser mit verschiedenen Geschwindigkeiten
durch das stehende Wasser gezogen. Jedes Mal zeigte das Instrument hiebei
die durchlaufene Laͤnge beinahe mit mathematischer Genauigkeit an. A.
d. O. Ist irgend eine Veraͤnderung an dem Instrumente eingetreten, so wird sie auf
diese Weise entdekt werden, so daß man sie bei den weiteren Versuchen
gehoͤrig in Anschlag bringen kann.
Um den ganzen Apparat leichter tragbar zu machen, ist die Einrichtung getroffen, daß
man den Schwanz und den Fluͤgel leicht von der Scheide des Meßstabes und von
dem Register abnehmen kann. Der ganze Apparat mit Ausnahme des Meßstabes
laͤßt sich dann in ein Etui von 6 1/2 Zoll Laͤnge, 4 1/2 Zoll Breite
und 1 1/2 Zoll Hoͤhe paken. Der Meßstab selbst laͤßt sich in zwei
Stuͤke, von denen jedes einen Yard in der Laͤnge mißt, abbiegen.
Die Oberflaͤche des Fluͤgels laͤßt sich auf folgende Art finden.
Es sey die Laͤnge A, innerhalb welcher der
Fluͤgel eine Umdrehung zu machen hat, gegeben: naͤmlich 1 Fuß; es
betraͤgt die Laͤnge des Armes B 3 Zoll;
und es sey C die Breite des Armes an der Welle, welche
ein Theil von A, z.B. 1/12 Zoll, seyn soll. Nun
beschreibe man ein vielseitiges Prisma, welches man in Fig. 62 im Grund-
und in Fig.
63 im Aufrisse sieht, und dessen Seitenzahl = der Zahl, wie oft C in A enthalten ist (hier
z.B. 12 Mal), und dessen Radius = B. In Fig. 62 sey ad eine der Seiten und o der Mittelpunkt; wenn man dann ao und
do verbindet, so wird ao der eine und do der andere Rand des Armes seyn. In Fig. 63 sey abcd eine der Seiten und ono die Achse des Prisma's; verbindet man dann a mit d, so ist ad die geneigte oder inclinirte Linie des
aͤußeren Endes des Armes. Gesezt das Prisma bestehe aus einer weichen
Substanz, so wird, wenn man eine Schnittlinie bei ad eindringen und den Linien ao, do folgen laͤßt, die verlangte
Oberflaͤche entstehen, die ihre Richtung in dem Maaße, als sie fortschreitet,
veraͤndert, und wie ono senkrecht wird,
wenn sie an dem Mittelpunkte anlangt. In Fig. 62 erscheint die
Oberflaͤche des Armes durch das Dreiek aod
beschraͤnkt. Aus Fig. 63 erhellt deren
Drehung, wenn man annimmt, daß sich die Linie ad
um ihren Mittelpunkt dreht, bis sie mit ono
zusammenfaͤllt.