Titel: | Ueber einige neue Methoden Roh- und Stabeisen zu erzeugen. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Guenyveau, Ingenieur und Professor der Mineralogie an der École des mines. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XL., S. 201 |
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XL.
Ueber einige neue Methoden Roh- und
Stabeisen zu erzeugen. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Guenyveau, Ingenieur und Professor der
Mineralogie an der École des mines.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Junius 1836, S. 199.
Guenyveau, uͤber Methoden Roh- und Stabeisen zu
erzeugen.
Im gegenwaͤrtigen AugenblikHr. Guenyveau sandte seine Abhandlung am 18.
Februar 1835 an den General-Bergwerk- und
Straßenbau-Director ein. A. d. R., wo man mit mannigfachen Versuchen uͤber mehrere Theile der
Eisenfabrication beschaͤftigt ist, und wo man bemuͤht ist, die mit der
Ausbringung des fraglichen Metalles verbundenen Kosten theils durch Anwendung roher
Brennstoffe, theils durch Eintreiben von heißer Luft in die Schmelzoͤfen zu
ermaͤßigen, duͤrfte es vielleicht nicht ungeeignet seyn, die
Aufmerksamkeit auf einige neue Methoden oder vielmehr auf einige Modificationen der
Methoden, die man dermalen bei der Gewinnung von Roheisen und bei der Umwandlung
dieses lezteren in Schmied- oder Stabeisen befolgt, aufmerksam zu machen. Ich
bin weit entfernt diese Methoden als erprobt und als solche darzustellen, die man
unmittelbar in Anwendung bringen soll; nein ich halte sie vielmehr fuͤr
Versuche, die man anstellen, fuͤr Operationen, die man studiren, und
fuͤr Processe, welche man erst schaffen soll; denn ich sehe nur zu gut, wie
viele fruchtlose Versuche man noch zu machen haben wird, und wie oft man sich in
seinen Erwartungen getaͤuscht finden duͤrfte. Allerdings
wuͤrden die Huͤttenmeister, die alle ihre Zeit auf die
Ausfuͤhrung der Auftraͤge, die sie erhalten, zu verwenden haben, und
die bei der uͤblichen Benuzung ihrer Zeit, ihrer Oefen und ihrer Maschinen
mit Nuzen beschaͤftigt sind, lieber die Beschreibung von Methoden, die sie
nur mehr auszufuͤhren brauchten, vernehmen, als die Aufforderung zu
Versuchen, welche Kosten veranlassen und das Gelingen doch in Zweifel lassen. Da wir
jedoch in Frankreich keine Musterhuͤttenwerke, ja nicht einmal irgend eine
Anstalt besizen, wo man sich auf Kosten der Verwaltung mit Vervollkommnung der
metallurgischen Processe beschaͤftigt, wie dieß in Preußen, Hannover, Oesterreich und Rußland
der Fall ist, so koͤnnen die franzoͤsischen Bergingenieure den
Fabrikanten nur mit Nachschlaͤgen an die Hand gehen, und ihnen keineswegs
direct zu befolgende Vorschriften ertheilen. Andererseits bin ich aber
uͤberzeugt, daß die Wichtigkeit der Mittel, die hier zur Eroͤrterung
kommen sollen, und der Einfluß, den ein auch nur theilweises Gelingen derselben auf
den Gestehungspreis des Roh- und Stabeisens uͤben muͤßte,
hinreichen werden, um den Eifer und das Interesse unserer Huͤttenwerksbesizer
so anzuregen, daß sie nicht anstehen duͤrften, wenigstens jene Modificationen
zu versuchen, die ihnen am meisten Wahrscheinlichkeit des Gelingens darzubieten
scheinen.
Ich konnte selbst nach der reiflichsten Erwaͤgung keine Einwendungen, die man
allenfalls den Methoden, die ich in Vorschlag bringen werde, entgegenstellen
duͤrfte, entdeken, obschon ich nicht in Abrede ziehe, daß man bei deren
Ausfuͤhrung auf mehrere Schwierigkeiten stoßen duͤrfte. Weit entfernt
mich in dieser Hinsicht auf bestimmte Details zu stuͤzen, zaͤhle ich
vielmehr auf die Erfahrung der Praktiker, die diese Schwierigkeiten besser
uͤberwinden werden, als ich es durch meine unvollstaͤndigen Angaben zu
thun im Stande bin.
Ich beschaͤftigte mich mit den drei Haupttheilen der Eisenproduction:
naͤmlich mit der Erzeugung von Roheisen, mit dessen Reinigung und mit der
Verwandlung des gereinigten Eisens in Stabeisen. In Hinsicht auf jeden derselben
hoffe ich durch meine Mittheilungen Nuͤzliches zu leisten, und ich bemerke
vorlaͤufig nur noch, daß es sich bei mir von keinem Patente handelt, daß
vielmehr jeder Huͤttenmeister aus den Mitteln, die er zur Ausfuͤhrung
meiner Vorschlaͤge in Anwendung bringt, jeden Vortheil ziehen kann.
1. Von der Behandlung der
Eisenerze.
Die Behandlung der Eisenerze in den Hohoͤfen ist, so wie sie dermalen
betrieben wird, eine delicate Operation, die unter dem großen Einflusse von
mancherlei unscheinbaren Verschiedenheiten der Erze und des Brennmateriales, womit
man arbeitet, steht. Die Quantitaͤt sowohl als die Qualitaͤt der
Producte sind stets unsicher; der Bau der Oefen sowohl, als der fuͤr deren
Betrieb noͤthigen Geblaͤse ist sehr kostspielig etc. Alle diese
Hindernisse und Unannehmlichkeiten suchte ich zu vermindern.
Um die Beweggruͤnde, die mich bestimmten die Veraͤnderungen, welche ich
in Vorschlag bringen will, an den Dimensionen und Verhaͤltnissen der
Hohoͤfen, so wie auch an der Leitung der bei diesen vorkommenden Operationen
vorzunehmen, und um die Wahrscheinlichkeit des Gelingens meiner Vorschlaͤge
gehoͤrig wuͤrdigen zu koͤnnen, ist es unumgaͤnglich
nothwendig, wenigstens in Kuͤrze die Resultate der Beobachtungen und die
wahrscheinlichsten der Vermuthungen uͤber die im Inneren eines Hohofens Statt
findenden Vorgaͤnge durchzunehmen.
1) Man sagt, daß ein Brennmaterial unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden
mehr Erz traͤgt (porte) oder schmilzt als ein
anderes, wenn ein bestimmtes Gewicht dieses Brennstoffes die Schmelzung einer
groͤßeren Menge Erzes bewirkt als ein anderes, und mithin eine
groͤßere Menge Roheisen liefert als dieses. Die Unterschiede, welche in
dieser Hinsicht theils zwischen verschiedenen Brennstoffen, und zwar selbst zwischen
Brennstoffen einer und derselben Art, theils zwischen den verschiedenen Arten von
Oefen, theils in dem Zustande, in welchem sich der Ofen nach der Betriebsepoche
befindet etc., zu bemerken sind, sind sehr bedeutend. Auch ist bekannt, daß die
Schmelzbarkeit der Erze und deren Reichthum an Metall sehr wechselt.
2) Man nimmt allgemein an, daß ein Einsaz oder eine Gicht Brennmaterial, wie man sie
gewoͤhnlich an einem Hohofen zu halten pflegt, mit Beihuͤlfe der Hize,
die der Apparat bereits erlangt hat, das auf sie gebrachte Gemenge von Erz und
Zuschlag oder Schmelzmitteln schmelzen muß. Die mehr oder minder dike Schichte Erz
muß demnach regelmaͤßig und immer auf der unter ihr befindlichen
Kohlenschichte ruhend, und dabei ihre horizontale Stellung beibehaltend, bis in das
Gestell hinabsinken, wo der Hauptheerd der Verbrennung ist, und wo die vollkommen
fluͤssig gewordenen Substanzen durch das Brennmaterial, welches hier
gaͤnzlich verbrannt wird, hindurch dringen. Man kam demnach die Behandlung
der Erze in einem Hohofen als mehrere, regelmaͤßig und ununterbrochen auf
einander folgende, partielle Schmelzungen, die nur durch ihr Aufeinanderfolgen
gegenseitig von einander abhaͤngen, und wobei die Temperatur des Ofens auf
einem und demselben Grade erhalten wird, betrachten.
3) Bevor jedoch die Schmelzung in diesem Schmelzraume von Statten geht, muß das in
den Erzen enthaltene Eisenoxyd reducirt worden seyn, was theils durch die
Beruͤhrung, in die es mit dem Brennmaterials einer jeden Gicht gelangt,
theils durch die Wirkung der brennbaren Gase, die fortwaͤhrend durch den Ofen
stroͤmen, geschieht. Endlich muͤssen alle Substanzen, welche in dem
Gestelle zu wirken haben, in Betracht der hohen Temperatur, die daselbst unterhalten
werden muß, sehr stark erhizt in dasselbe gelangen, was bis auf die neueste Zeit mit
Ausnahme der eingetriebenen Luft auch wirklich der Fall war. Ueberdieß darf weder
das Brennmaterial noch das Erz fluͤchtige Theile, Feuchtigkeit oder Gase
entwikeln, indem durch
die Ausdehnung dieser die Temperatur vermindert wird. Die Substanzen, welche in dem
Gestelle verbrennen, oder daselbst auf einander wirken sollen, muͤssen
demnach auf geeignete Weise zubereitet in dasselbe gelangen.
4) Diese Zubereitungen geschehen auf zweierlei Weise. Am haͤufigsten pflegt
man die Erze sowohl als das Brennmaterial, bevor man sie in die Hohoͤfen
bringt, zu roͤsten, und dadurch die Kohlensaͤure und das gebundene
Wasser einerseits auszutreiben, und andererseits das Brennmaterial zu verkohlen.
Einige Erze und einige Brennmaterialien werden jedoch ohne alle weitere
Vorbereitungen eingetragen, wo dann diese wahrscheinlich im Inneren des Ofens selbst
Statt finden. Diese Vorbereitungen koͤnnen aber nicht nur gar haͤufig
nicht in den Schachtoͤfen selbst geschehen, sondern sie wuͤrden sogar
nicht ein Mal genuͤgen, wenn die Substanzen, selbst wenn sie vor dem Aufgeben
die fraglichen Vorbereitungen erlitten, unmittelbar in das Gestell gebracht werden
wuͤrde. Denn es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß diese Substanzen
bei ihrer Ankunft im Gestelle bereits eine Temperatur besizen, die von jener, welche
in diesem Raume besteht, und welche zur Verkohlstoffung des Eisens, zur Bildung der
Schlaken etc. erforderlich ist, nur wenig abweicht. Es ist naͤmlich
anerkannt, daß unter allen Bedingungen eines guten Schmelzprocesses jene oben an
steht, daß die Erze von allen fluͤchtigen Bestandtheilen befreit, in
metallischen Zustand reducirt, und wenn es noͤthig ist mit den Schmelzmitteln
gemengt, in einiger Entfernung uͤber der Form beinahe auf dem Schmelzpunkte
anlangen muͤssen. Außerdem muß sich in dem Schmelzraume eine
hinlaͤngliche, von allen fluͤchtigen Theilen befreite Menge
Brennmaterial befinden, und alle diese Substanzen muͤssen hinreichend erhizt
seyn, damit die noͤthigen Wirkungen mit Leichtigkeit von Statten gehen
koͤnnen. Eben so muß eine hinreichende Quantitaͤt Luft eingetrieben
werden, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die die Erfahrung fuͤr jeden
einzelnen Fall lehrt. Die vorlaͤufige Erhizung der Luft hat sich in sehr
vielen Faͤllen als vortheilhaft gezeigt, obwohl die Temperatur, die man ihr
gab, von jener des Schmelzpunktes noch sehr fern war.
5) Die Erhizung der Stoffe, so wie die Verdampfung der fluͤchtigen
Bestandtheile, die Reduction des Eisenoxydes etc., muͤssen waͤhrend
des Niedergehens der Gichten auf verschiedenen Hoͤhen des Ofens geschehen;
und von der Genauigkeit, womit diese Processe an jenen Stellen, an denen sie zu
geschehen haben, von Statten gehen, haͤngt hauptsaͤchlich das gute
Resultat des Schmelzprocesses ab. Es ereignet sich sehr haͤufig, daß die
Stoffe in dem Gestelle und selbst in der Naͤhe der Form anlangen, ohne daß
die Erze vollkommen reducirt, oder auch nur vollkommen von Wasser und Kohlensaͤure befreit
sind; ja manchmal sogar, ohne daß das Brennmaterial seine fluͤchtigen
Bestandtheile abgegeben haͤtte, und ohne daß alle diese Stoffe zusammen eine
hinlaͤnglich hohe Temperatur erlangt haͤtten. Die Folgen hievon sind
die Entstehung von weißem und schlechtem Gußeisen und Schlaken, die mit Eisenoxyd
uͤberladen sind, Verschlechterung oder Verstopfung des Ofens etc. Einer
mangelhaften Vorbereitung der Stoffe, bevor sie in die Naͤhe der Form
gelangen, und dem hieraus folgenden Herabsinken des Schmelzpunktes sind demnach am
haͤufigsten die schlechten Producte und jene Ungluͤksfaͤlle
zuzuschreiben, die nicht durch einen zu heißen Gang des Ofens bedingt sind.
Uebrigens bleibt es doch immer zu verwundern, wie wenig Veraͤnderungen das Erz
und das Brennmaterial auf dem Wege durch die ganze Hoͤhe des Schachtes, die
bald 6 bis 7, bald 10 bis 11 Meter betraͤgt, erleiden: die
Kohlensaͤure und selbst die Feuchtigkeit werden nicht immer aus den Erzen
ausgetrieben; oft ist das Holz selbst in der Mitte der Rast nicht einmal verkohlt.
Aus allem diesem laͤßt sich schließen, daß die Temperatur unter dem Kohlensak
der Oefen nur gering ist, was sich leicht auch durch den Mangel an freiem
Sauerstoffe an diesen Stellen erklaͤren laͤßt. Die Erhizung geschieht
daselbst nur durch das Durchstroͤmen der heißen, bei der im Schmelzraume
Statt findenden Verbrennung entwikelten Gase, und der verbrennbare Theil dieser Gase
entwikelt erst an der Gicht, wo er mit der atmosphaͤrischen Luft in
Beruͤhrung kommt, eine starke Hize. Man kann daher mit Recht sagen, daß zwei
Drittheile der Hoͤhe der Hohoͤfen, naͤmlich der uͤber
der Rast befindliche Theil, den Zwek, zu dem sie bestimmt sind, nur unvollkommen
erfuͤllen: d.h. die verschiedenen Vorbereitungen zu bewirken, die mit den
Erzen und dem Brennmateriale vorzugehen haben, bevor die Schmelzung erfolgt. Und
wuͤrden diese Wirkungen in den gewoͤhnlichen Faͤllen auch
wirklich auf geeignete Weise vor sich gehen, so bliebe doch immer noch der große
Nachtheil, daß man diese fuͤr das Gelingen des Schmelzprocesses so wichtigen
Vorbereitungen nicht uͤberwachen, den Grad ihres Fortschreitend und ihrer
Vollkommenheit nicht bemessen etc. kann. Es ist nur zu wahr, daß, wenn die Stoffe
ein Mal in dem Ofen aufgegeben worden sind, man nicht mehr auf sie einwirken kann,
so daß das weitere Resultat dann nur mehr von der inneren Gestalt des Ofens, von der
Art und Weise, auf welche das Brennmaterial brennt, u. dergl., kurz von lauter
Umstaͤnden abhaͤngt, auf die der Arbeiter beinahe keinen Einfluß mehr
hat.
6) Wenn man nun erwaͤgt, was eigentlich die Schmelzung der Eisenerze bewirkt, und daß
dieselbe hauptsaͤchlich von der in dem Gestelle angehaͤuften
Quantitaͤt Brennstoff (vorausgesezt, daß eine hinreichende Menge Luft von
gehoͤriger Pressung eingetrieben wird), von der Beschaffenheit und dem
Mischungsverhaͤltnisse der Erze und der Schmelzmittel, von der
gehoͤrigen Vorbereitung dieser Stoffe, und endlich davon abhaͤngt, ob
das Gestell durch den fortgesezten Betrieb des Ofens nicht mehr oder weniger Schaden
gelitten, so wird man finden, daß alle diese wichtigen Bedingungen und mithin das
Gelingen des ganzen Processes selbst dem Zufalle anheimgestellt sind, ohne daß man
im Stande waͤre, den Stand der Dinge fruͤher als durch die schlechten
Resultate zu erkennen, und ohne daß man selbst dann noch uͤber die Ursachen
dieser schlechten Resultate außer Zweifel gesezt wird. Das Gelingen ist
wahrscheinlich, und wird auch wirklich erzielt, wenn dem Inneren des Ofens gute
Proportionen gegeben worden, wenn die Erze, der Zuschlag und das Brennmaterial, so
wie die eingetriebene Luft gehoͤrig bemessen worden sind. Allein der Ofen
laͤßt sich nicht veraͤndern, obwohl er sich waͤhrend einer
Campagne selbst anders gestalten kann; und die uͤbrigen Elemente
koͤnnen in jedem Augenblike modificirt werden, wie man denn auch wirklich
durch Abaͤnderung derselben den Gang der Oefen regulirt, und die durch einen
Fehler im Baue oder die Verschlechterung der Apparate waͤhrend der Campagne
bedingten nachtheiligen Wirkungen dadurch zu vermindern sucht. Da jedoch alle diese
Mittel und hauptsaͤchlich Abaͤnderungen der Gichten erst nach Ablauf
einer bestimmten Zeit auf den Gang des Ofens Einfluß uͤben koͤnnen;
und da sich die uͤber den schlechten Gang des Ofens gehegten Vermuthungen als
irrig beweisen koͤnnen, so darf man sich uͤber den bestaͤndigen
Wechsel, den man an den Hohofenproducten bemerkt, nicht laͤnger wundern.
Andererseits ergeben sich andere Unfaͤlle, wie z.B. ein ungleiches Verbrennen
der Kohle, daraus, daß der Wind auf der einen Seite in groͤßerer Menge
eintrat, als auf der anderen. Die Folgen hievon sind ein ungleiches Niedergehen der
Gichten und manchmal sogar ein Umstuͤrzen derselben; die Bildung von
Adhaͤrenzen und Vorspruͤngen an den Waͤnden der Oefen; die
Bildung von sogenannten Gewoͤlben (voutes) durch
Erz- und Zuschlagtruͤmmer u. dergl.; das ploͤzliche
Herabstuͤrzen der Stoffe, und andere derlei mechanische Zufaͤlle,
denen man, selbst wenn man von deren Bestehen weiß, nicht abhelfen kann, weil der
Arbeiter mit seiner Kehrstange wohl im Heerde arbeiten, aber im Gestelle
hoͤchstens einen oder zwei Fuß hoch uͤber das Niveau der Form reichen
kann.
Die Modificationen an den Hohoͤfen, welche ich im Vorschlag bringe, sollen den
meisten dieser Uebelstaͤnde abhelfen. Sie bestehen hauptsaͤchlich in der
Trennung der beiden erwaͤhnten Operationen: naͤmlich der Vorbereitung
der Erze und des Brennmateriales und des Schmelzens der unter geeignete
Umstaͤnde versezten Stoffe. Der ganze zur Behandlung der Eisenerze bestimmte
Apparat wird demnach aus zwei Theilen oder zwei mit einander verbundenen Oefen
bestehen, wovon ich den einen A die
Vorbereitungsoͤfen, den anderen B hingegen den
Schmelzofen nenne.
A. Die zur Vorbereitung dienenden Oefen, welche eine Art
von Reverberirofen sind, sollen hinter und in gleicher Hoͤhe mit dem loche
des Schachtes, der sogenannten Gicht des Schmelzofens angebracht, und durch die aus
diesem austretenden Flammen und Gase geheizt werden, indem diese Gase der ganzen
Laͤnge nach uͤber deren Sohle stroͤmen. Dergleichen Oefen
sollen zwei vorhanden seyn; der eine ist zur Verkohlung der Steinkohlen, der andere
zur Vorbereitung der zu schmelzenden Stoffe, wie z.B. zum Roͤsten und zur
gehoͤrigen Erhizung derselben bestimmt. Beide Oefen communiciren einerseits
und durch eine geeignete Oeffnung mit dem Schmelzofen, um aus diesem die brennbaren
Gase und die sonstigen Ruͤkstaͤnde der Verbrennung in stark erhiztem
Zustande zugefuͤhrt zu erhalten, und um durch eben dieselbe Oeffnung auch die
Kohlen- und Erzgichten nach gehoͤrig geschehener Vorbereitung von der
Sohle herabfallen zu machen. Andererseits sind die Oefen aber auch mit Zuͤgen
oder Rauchfaͤngen versehen, die an dem entgegengesezten Ende der Sohlen
angebracht sind, und durch welche das Herbeistroͤmen der Flammen und Gase aus
dem Schmelzofen regulirt wird.
Aus dieser Einrichtung ergibt sich in Hinsicht auf das Brennmaterial (die
Steinkohlen) eine wohlfeilere und mit keinem Abgange verbundene Verkohlung, weil
dessen Destillation und Erhizung durch Gase bewirkt wird, die beinahe oder ganz von
allem freien Sauerstoffe befreit sind. Es wird hiebei aus dem Vorbereitungsofen eine
große Menge brennbarer Gase austreten, welche bei der gewoͤhnlichen
Verkohlungsmethode ohne Nuzeffect verbrannt oder hoͤchstens theilweise zur
Erhizung der Sohle des Verkohlungsofens benuzt werden, waͤhrend sie hier
mittelst einiger Vorrichtungen zu verschiedenen Zweken verwendet werden
koͤnnen. Hinsichtlich der Erze, die an der am wenigsten erhizten Stelle der
Sohle in den Vorbereitungsofen gelangen, wird man alle dieselben Vortheile erzielen,
die das Roͤsten im Reverberirofen gewaͤhrt: naͤmlich
Leichtigkeit die Masse umzuruͤhren, sie mit der atmosphaͤrischen Luft
in Beruͤhrung zu bringen und das Schwefeleisen so wie die phosphorsauren
Verbindungen des Eisens zu zersezen. Die Vorbereitung wild in allen ihren
Fortschritten verfolgt und mit der Reduction des Eisenoxydes unter Zusaz von Kohle, wenn ein solcher als
vortheilhaft befunden wird, beendigt. Man braucht zu diesem Behufe nur jede Gicht
oder jeden Einsaz auf der Sohle gegen den Schmelzofen hin, wo die hoͤchste
Temperatur Statt findet, vorwaͤrts zu schaffen. Wann endlich der Zuschlag
oder der Fluß mit den Erzen vermengt worden und das Ganze bis zum Weißgluͤhen
erhizt ist, so laͤßt man das Ganze mit dem von dem zweiten Ofen gelieferten
Brennmateriale in den Schmelzofen fallen. Alle diese Vorbereitungen des Erzes, und
wenn man es fuͤr zwekmaͤßig haͤlt, auch dessen Erhizung und
Reducirung, geschehen ohne allen Aufwand an Brennmaterial und mit geringeren Kosten
an Arbeitslohn als bei dem dermal uͤblichen Verfahren; abgesehen davon, daß
sie auch in groͤßerer Vollkommenheit vollbracht werden.
B. Der Schmelzofen, in welchem die Reduction des
Eisenoxydes, insofern diese nicht schon fruͤher erfolgte, die Verkohlung oder
Verbindung des reducirten Eisens mit Kohlenstoff und die Bildung erdiger Silicate
von Statten geht, soll ganz so gebaut werden, wie die gewoͤhnlichen
Hohoͤfen unter dem Kohlensak (oder unter der Flaͤche, welche den
Schacht mit der Rast verbindet) gebaut sind. Sind Veraͤnderungen vorzunehmen,
so werden sich diese spaͤter ergeben; fuͤr den Anfang duͤrfte
es, um eines guten Resultates sicher zu seyn, am geeignetsten seyn, sich an das
bereits Bekannte zu halten. Man hat hier also einen Raum oder eine Art von Trichter,
der von der Rast gebildet wird, und der hier gerader als gewoͤhnlich seyn
kann, weil keine so große Masse oder Saͤule darauf druͤkt; das
Gestell, an dessen unterem Theile sich zwei oder drei Formen befinden, und den
Heerd, der wie gewoͤhnlich offen seyn kann. Der obere und weiteste Theil des
Ofens endigt sich in eine aus feuerfesten Baksteinen gebaute Woͤlbung, in
welcher sich 1) die beiden großen Oeffnungen befinden, womit der Schmelzofen mit den
beiden Vorbereitungsoͤfen in Verbindung steht, damit die Flammen und die bei
der Verbrennung entwikelten Gase aus ersterem in lezteren uͤbergehen
koͤnnen; und 2) die Seitenoͤffnungen, die sich mit Pfroͤpfen
aus Bakstein verschließen lassen, und durch welche ein Theil der Flamme austritt, um
die Roͤhren zu erhizen, welche die aus dem Geblaͤse kommende Luft
enthalten und dadurch ihr vor ihrem Eintritte in den Ofen eine gewisse Temperatur zu
ertheilen. Ueber dem gewoͤlbten Theile und in der Mitte ist die Art von
Kammer anzubringen, in der sich die Windroͤhren befinden; und rings um diese
Kammer herum ist fuͤr andere Oeffnungen zu sorgen, welche waͤhrend der
Schmelzung geschlossen bleiben, und durch die man eine Kehrstange einfuͤhren
kann, um mit dieser die stekengebliebenen Substanzen herab zu befoͤrdern, oder
um damit die Waͤnde des Gestelles zu reinigen, wenn man es fuͤr
noͤthig haͤlt.
Man wird finden, daß der neue Ofen, an welchem der Schacht weggelassen ist, beinahe
um 2/3 niedriger seyn kann, als die gewoͤhnlichen Hohoͤfen; d.h., daß
seine Hoͤhe, wenn man mit Kohks schmilzt, beilaͤufig 5 Meter; wenn man
mit Holzkohle arbeitet, hingegen 3 Meter oder 3 Meter 30 Centimeter betragen kann.
Es ergibt sich demnach, im Falle diese Einrichtung fuͤr gut befunden wird,
durch diese Veraͤnderung allein eine bedeutende Verminderung der Baukosten
der Oefen, der Kosten, welche das Emporschaffen der Stoffe an die Muͤndung
des Schachtes, d.h. an die Gicht, veranlaßt, etc. Allein abgesehen hievon wird man,
im Verhaͤltnisse der geringen Hoͤhe des Apparates und der beinahe
unmittelbaren Aufgebung des Brennmateriales, der Erze und des Zuschlages in das
Gestelle, alle Theile dieses lezteren mit der Kehrstange erreichen, eine beliebige
Quantitaͤt Brennmaterial daselbst unterhalten, Schmelzmittel eintragen, und
uͤberhaupt auf mannigfache Weise und schnell auf den Gang des Apparates
einwirken koͤnnen. Endlich wird hier, wo auf die in dem Gestelle befindliche
Masse nicht noch eine 20 bis 30 Fuß hohe Saͤule von Stoffen wirkt, der Druk,
unter welchem man die Luft gegenwaͤrtig in die Oefen eintreibt, nothwendig
veraͤndert oder vielmehr vermindert werden koͤnnen. Ließe sich der
gewoͤhnliche Druk nur um den vierten Theil vermindern, so waͤre dieß
schon von hoͤchster Wichtigkeit; denn es wuͤrde sich hieraus bei einer
und derselben Quantitaͤt Wind eine Verminderung der Triebkraft um beinahe die
Haͤlfte ergeben: so daß hieraus sowohl bei der Anschaffung, als bei der
Unterhaltung der ungeheuren, zur Speisung der Kohksoͤfen erforderlichen
Geblaͤse eine große Ersparniß erwachsen muͤßte.
Ich habe hiebei angenommen, daß an dem neuen Ofen dieselben horizontalen Dimensionen,
welche man den alten gibt, beibehalten werden, um in dem neuen Ofen taͤglich
dieselbe Quantitaͤt Roheisen ausbringen zu koͤnnen, wie in den
aͤlteren; allein wie mir scheint, duͤrften sehr wohl auch mit engeren
Oefen Versuche angestellt werden koͤnnen.
Sollte man uͤber die vortheilhaften Producte, die sich mit niederen
Schmelzoͤfen von geringer Weite erzielen lassen, Zweifel hegen, so erinnere
ich an die 10 Fuß hohen Oefen, welche Wilkinson in
England zum Schmelzen von Eisenerzen benuzte, und welche mit Kohks betrieben mit
Oefen von 50 Fuß Hoͤhe in die Wette arbeiteten. Ferner hat Hr. Bouchotte im Jahre 1834 in der Naͤhe von
Besançon zum Versuche einen Ofen von 4 Meter Hoͤhe erbaut, welcher sehr gutes Roheisen
gibt, jedoch etwas mehr Kohlen verzehrt als ein anderer, gleichfalls ihm
gehoͤriger, aber 30 Fuß hoher Ofen, in welchem dieselben Erze mit demselben
Brennmateriale behandelt werden. An keinem dieser Oefen hatten die zu schmelzenden
Substanzen, bevor sie eingetragen wurden, die oben besprochenen Vorbereitungen
erlitten, und wenn auch einige Erze geroͤstet und das Brennmaterial verkohlt
worden ist, so wird man doch zugeben, daß die Schmelzung in dem neuen Apparate viel
leichter von Statten gehen wird.
Bevor ich das den neuen Schmelzofen Betreffende schließe, darf ich einige
Schwierigkeiten, die die Erfahrung gewiß mehr oder minder vollkommen besiegen lehren
wird, nicht verhehlen. Dazu gehoͤrt das Aufgeben der weißgluͤhenden
Erze, Schmelzmittel und Brennstoffe, deren Verhaͤltnisse oͤfter
geaͤndert werden muͤssen, ohne daß man im Stande waͤre, sie in
diesem Zustande zu waͤgen oder auch nur genau zu messen. Ferner muß die Gicht
oder der Einsaz, der aus den Vorbereitungsoͤfen in den Schmelzofen
herabfaͤllt, gleichfoͤrmig uͤber eine große Flaͤche
ausgebreitet werden, und damit dieß ohne zu große Muͤhe geschehen
koͤnne, ist hiezu noch eine eigene Maschine zu erfinden.
Eben so duͤrften verschiedene Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen sehn, damit bei
der hohen Temperatur der Flamme das Gewoͤlbe durch die Art von
Erschuͤtterung, die es von Seite der heißen Gase erfaͤhrt, nicht zu
schnell Schaden leide. Vielleicht muͤßte man dasselbe, um diese Wirkung zu
beseitigen, auf einer gewissen Hoͤhe uͤber den Gichten erhalten.
Ebendieß duͤrfte auch bei den Roͤhren und bei den anderen Theilen des
Lufterhizungsapparates der Fall seyn.
Was die Vorbereitungsoͤfen betrifft, so muͤßte man sich, in Hinsicht
auf den Bau ihrer Sohle, auf die Hoͤhe ihrer Woͤlbung, auf ihre
Laͤnge etc. nach der Analogie richten; in jedem Falle brauchen die Zugkamine
offenbar nicht sehr hoch zu seyn.
Am geeignetsten duͤrfte es seyn, mit dem Schmelzofen einen Versuch zu
beginnen, indem man in ihn verkohltes Brennmaterial und nach der
gewoͤhnlichen Methode geroͤstetes Erz, welche beide vorher zum
Weißgluͤhen erhizt worden sind, eintraͤgt. Hat man hiebei
guͤnstige Resultate erlangt, und wurden auch mit den
Vorbereitungsoͤfen einige vorlaͤufige Versuche angestellt, so kann man
dann beide Oefen gleichzeitig zur Probe arbeiten lassen.
Ich hege die Hoffnung, daß man nach dieser Methode und mittelst einiger
Vorbereitungen und Reinigungen, die bei den aͤlteren Methoden nicht
moͤglich waren, auch aus Erzen von schlechter oder mittelmaͤßiger
Qualitaͤt gutes Roh- und Schmiedeisen erzeugen kann. Auch glaube ich, daß man
hiedurch in Stand gesezt werden duͤrfte, mit jeder Art von Erz es auf eine
taͤgliche Production von 15 bis 17 Tonnen Schmiedeisen zu bringen: ein
Ertrag, der bisher nur in wenigen Gegenden realisirt werden konnte. Endlich
duͤrfte es die Leichtigkeit, womit sich derlei Oefen leiten lassen,
wahrscheinlich moͤglich machen, mit dem Roheisen in dem Heerde selbst, der zu
dessen Aufnahme bestimmt ist, eine Art von Reinigung vorzunehmen, wie man dieß in
der Eiffel schon seit langer Zeit zu thun pflegt.
2. Von der Verwandlung des Roheisens in
geschmeidiges Eisen.
Das Roheisen wird bekanntlich durch einen Oxydationsproceß, bei welchem die mit ihm
verbundenen fremdartigen Stoffe, wie Kohlenstoff, Silicium, Schwefel, Phosphor etc.,
mittelst des Sauerstoffes der Luft verbrannt werden, in haͤmmer- und
gießbares (fondable) Eisen umgewandelt. Diese Reinigung
kann nicht geschehen, ohne daß zugleich auch Metall mit verbrennt, so daß also bei
ihr immer ein Verlust Statt findet, der je nach der Beschaffenheit des Roheisens,
nach der Methode, die man befolgt, und nach der Gewandtheit des Arbeiters eben so
wandelbar ist, wie der Verbrauch an Brennmaterial.
Die beiden gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Reinigungsmethoden werden
entweder mit Holz- oder mit Steinkohlen vorgenommen, und erfordern hienach
sehr verschiedene Oefen. Jede Art von Roheisen kann nach dem alten Verfahren mit
Holzkohlen gereinigt werden; das mit Kohks ausgebrachte Eisen jedoch kann nicht
unmittelbar im Reverberirofen und durch die Einwirkung eines natuͤrlichen
Luftstromes allein in Stabeisen verwandelt werden, sondern es erfordert eine
Vorbereitung, die man das Weißmachen nennt.
Ich weiß nicht, ob man zur Erzeugung von Feinmetall oder zur vollkommenen Reinigung
des mit Kohks erzeugten Roheisens im Reverberirofen versucht hat, mit einem
Geblaͤse comprimirte Luft darauf zu treiben; allein ich habe Gruͤnde
zu glauben, daß man nach diesem Verfahren kein wohlfeiles Eisen haͤtte
erzeugen koͤnnen. Die Abkuͤhlung, welche hiedurch an einem so
strengfluͤssigen Metalle, wie das Eisen ist, entstehen muͤßte,
wuͤrde ein schnelles Erstarren des Eisens, welches unfehlbar die weitere
Reinigung verhindern wuͤrde, bewirken. Dem sey wie ihm wolle, so ist
offenbar, daß die Schwierigkeiten, auf die man bei der Erzeugung von Feinmetall
sowohl, als bei der vollkommenen Reinigung des Kohkseisens im Reverberirofen und mit
dem natuͤrlichen Luftstrome stieß, davon herruͤhrten, daß das
Oxydationsmittel zu schwach war, um die Beschaffenheit des Metalles zu
veraͤndern. Wahrscheinlich duͤrfte die unvollkommene Reinigung des
nach der englischen Methode gewonnenen Eisens auf demselben Grunde beruhen; so daß
bei zwekmaͤßig geleiteter Anwendung eines kraͤftigeren
Oxydationsmittels selbst das widerspenstigste Eisen wahrscheinlich eine unmittelbare
Reinigung zulassen duͤrfte. Ein bis auf gehoͤrigen Grad erhiztes
Gemeng von Wasserdampf und Luft scheint nun alle wuͤnschenswerthen
Bedingungen zu erfuͤllen. Ließe man dieses Gemenge auf Roheisen
stroͤmen, welches auf der Sohle eines Reverberirofens ausgebreitet, in Fluß
gebracht oder in teigigem Zustande erhalten wird, so duͤrfte die Reinigung
dieses Gußeisens leicht und schnell und mit Ersparniß an Brennmaterial von Statten
gehen. Die Erfahrung allein kann jedoch, wenn sich ein Mal Arbeiter gebildet haben,
die die Anwendung des neuen Mittels gehoͤrig zu leiten wissen, entscheiden,
ob der Verlust hiebei geringer oder groͤßer ist, als bei den
gewoͤhnlichen Operationen. Eben so wird diese allein bewaͤhren, ob die
Vermuthung, daß die Reinigung des Eisens hienach vollkommener geschieht, und daß
sich nach diesem Verfahren ein besseres Schmiedeisen erzeugen laͤßt, als nach
dem bisherigen, gegruͤndet ist. So viel ist gewiß, daß jene Puddlirer, welche
mit sehr weit geoͤffnetem Register arbeiten, ein besseres Eisen liefern, als
die anderen; daß jedoch bei ihrer Arbeit sehr große Sorgfalt und Aufmerksamkeit
erforderlich ist, wenn der Verlust nicht erhoͤht werden soll.
Das neue Oxydationsmittel scheint mir uͤbrigens noch zahlreicher anderer
Benuzung faͤhig. So ist zu erwarten, daß, wenn man es auf Anthracit oder auf
trokene, im Brande begriffene Steinkohle wirken laͤßt, durch die Zersezung
des Wasserdampfes und die Entbindung von Wasserstoff mit diesen Brennmaterialien
eine solche Flamme hervorgebracht werden wird, daß man sich ihrer zum Heizen der
Dampfkessel und der Reverberiroͤfen bedienen kann. Bei der in England
uͤblichen Behandlung der kupferkieshaltigen Erze, bei der Reinigung des
Schwarzkupfers etc. duͤrfte das Eintreiben eines Gemisches von Wasserdampf
und Luft den besten Einfluß auf Beschleunigung des Roͤstens der Erze und der
Steine, so wie auf Reinigung des Kupfers selbst uͤben. Man hat hiebei zwei
Dinge zu untersuchen und durch Versuche zu pruͤfen; naͤmlich 1) die
Erzeugung des Wasserdampfes, dessen Vermengung mit Luft in verschiedenen
Verhaͤltnissen und deren Eintreiben auf irgend eine Substanz oder in irgend
einen Ofen; und 2) die zu dem fraglichen Zweke, naͤmlich zur Reinigung des
Roheisens, erforderlichen, besonderen Anordnungen.
Das Mittel, sich ein Gemisch von Luft und Wasserdampf von geeigneter
Ausstroͤmkraft zu verschaffen, ergibt sich aus den Versuchen, welche Pelletan anstellte, um zu beweisen, daß die Luft von Wasserdampf, der
unter einem starken Druke, wie z.B. von 4–5 Atmosphaͤren,
ausstroͤmt, fortgerissen wird. Pelletan
laͤßt den Dampf bei einer Roͤhre von kleinem Durchmesser, welche mit
einer anderen Roͤhre von groͤßerem Durchmesser umgeben ist,
ausstroͤmen, wobei die zwischen beiden Roͤhren circulirende Luft mit
fortgerissen und mit dem Dampfe vermengt wird. Man kann die Berichte nachsehen,
welche im Januar 1833 der Akademie der Wissenschaften in Paris hieruͤber
erstattet wurden, in denen man jedoch nur Andeutungen uͤber die Benuzung
dieser Wirkung zu mechanischen Zweken finden wird, waͤhrend ich die chemische
Anwendung derselben im Auge habe.
Es handelt sich also zu unserem Zweke darum, durch Versuche zu ermitteln, wie auf die
wohlfeilste und entsprechendste Weise Wasserdampf von hoher Temperatur erzeugt und
in beliebigen und wandelbaren Verhaͤltnissen mit Luft vermengt werden
koͤnne. Es ist zu bestimmen, wie groß die Geschwindigkeit des
Ausstroͤmens, und wie hoch die Temperatur im Verhaͤltnisse der
Temperatur des Dampfes im Kessel, im Verhaͤltnisse der mir ihm vermengten
Luft, im Verhaͤltnisse der Ausstroͤmmuͤndung und dergleichen
mehr seyn wird; es ist zu bemessen, wie viel Dampf zur Erzielung gewisser Wirkungen
erforderlich seyn duͤrfte, und es ist zu erforschen, wie man in jedem Falle
das Ausstroͤmen des Gemenges unterbrechen oder modificiren kann, ohne Gefahr
zu laufen, Explosionen zu erzeugen.
Die Dampferzeugung hat bei allen vorzunehmenden Versuchen in einem kleinen, von einer
eigenen Feuerstelle geheizten Kessel zu geschehen; bei der Anwendung im Großen
hingegen wird die Heizung der Puddliroͤfen, die gewoͤhnlich zu zwei
und selbst zu vier vereinigt sind, auch zur Heizung des Kessels, der alle
benachbarten Oefen mit Dampf zu versehen hat, dienen. Die ersten mit dem Roheisen
anzustellenden Versuche duͤrften dahin zielen, mit Holzkohlen ausgebrachtes
Roheisen unmittelbar im. Puddlirofen zu reinigen; denn es ist zu befuͤrchten,
daß das Feinmetall zu rasch erstarre und nur Eisen von schlechter Qualitaͤt
liefere. Die weiteren Versuche duͤrften dann auf eine aͤhnliche
Behandlung des mit Kohks gewonnenen Eisens, welches so große Neigung hat,
fluͤssig zu bleiben und seinen Kohlenstoff gebunden zu halten, gerichtet
seyn. Es ist nicht unmoͤglich, daß der Wasserstoff, der bei der Zersezung des
Dampfes in Beruͤhrung mit dem Metalle frei wird, auf den Schwefel und den
Phosphor wirke, und dazu beitrage, das Eisen von beiden zu befreien.
Sollte die Erfahrung zeigen, daß die unmittelbare Reinigung des Roheisens in einer
Operation zu schwierig ist oder zu unvollkommen geschieht, so koͤnnte man
versuchen, das neue Oxydationsmittel zur Fabrication von Feinmetall im Reverberirofen
anzuwenden; man brauchte dann keine Geblaͤse, was schon ein großer Vortheil
waͤre. Man koͤnnte sich eines Ofens mit doppeltem Gewoͤlbe, wie
man ihn in England zum Umschmelzen des Roheisens benuzt, bedienen, das Feinmetall im
Heerde zubereiten und die Reinigung dieses lezteren auf dem flachen Theile der Sohle
desselben Ofens beendigen.
Ich verhehle mir keineswegs, welchen zahlreichen Bedingungen ein neues Verfahren in
Hinsicht auf Qualitaͤt der Producte und in Hinsicht auf Fabrikationskosten
entsprechen muß; es muͤßte, wenn sein Erfolg vollkommen seyn soll, gleich vom
Anfange an die Concurrenz der bereits bekannten, durch lange Praxis auf den
hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebrachten Methoden aushalten
koͤnnen. Allein eben deßwegen, weil man in Hinsicht auf die alten Methoden
bereits alle Verbesserungsmittel erschoͤpft hat, soll man, wie mir scheint,
in einem neuen Systeme, in der Anwendung eines kraͤftigeren
Reinigungsmittels, welches wenigstens in gewissen Perioden zu nuͤzlichen
Resultaten fuͤhren duͤrfte, neue Ersparnisse und neue Vortheile
suchen. Der geringste Vortheil, den man sich von dem neuen, von mir in Vorschlag
gebrachten Verfahren versprechen kann, ist der, daß man alle Theile der englischen
Reinigungs- oder Frischmethode im Reverberirofen vornehmen kann, ohne dazu
der Geblaͤse zu beduͤrfen. Dieß allein waͤre aber schon ein
Resultat von großer Wichtigkeit.
3. Ueber ein neues Walzwerk zum Streken,
Formen und Fixiren des Stabeisens.
Die Walzwerke, welche zur Umwandlung der geschmeidigen Metalle in duͤnne
Platten bestimmt sind, wurden mit Erfolg zur Erzeugung von Eisenblech benuzt. In
neuerer Zeit suchte man sie auch dazu zu verwenden, hinreichend erhizte Metallmassen
in Staͤbe auszuziehen, und solcher Maßen das Aushaͤmmern durch eine
einfache Compression zu ersezen. Man brauchte zu diesem Behufe in den Strekwalzen
nur Ausschnitte anzubringen, so daß bei deren Bewegung ein regelmaͤßiger Raum
zwischen ihnen blieb, und daß also hiedurch eine Art von Zieheisen mit beweglichen
Waͤnden entstand, womit man den Eisenstaͤben jede beliebige Form Zu
geben vermochte. Dieses Verfahren bedingte einen weit geringeren Zeitaufwand und
mithin große Ersparnisse. Die Einrichtung der Walzen ist uͤbrigens dieselbe
wie an den Blechwalzwerken; die Achse der Rotation ist gleichfalls horizontal.
Um Eisenstaͤbe von kleinem Muster auszuziehen, bediente man sich einer etwas
verschiedenen Vorrichtung; d.h. man brachte drei Walzen uͤber einander an, so
daß also hiedurch gleichsam zwei Strekwerke gebildet wurden. Man ist hiebei nicht gezwungen, das Eisen
immer nur bei einer und derselben Seite einlaufen zu lassen; man braucht den Stab
nicht mehr uͤber den oberen Cylinder zu fuͤhren; und da man hiedurch
also weniger Zeit verliert, so wird das Eisen weniger abgekuͤhlt, und man
kann es folglich staͤrker ausstreken, als in einem Walzwerke mit zwei Walzen.
Man versichert, daß das Eisen der sogenannten kleinen Mills in England in Folge der
Einfuͤhrung dieser Neuerung gleich um 30 bis 40 Proc. seines fruͤheren
Preises fiel.
Ich schlage nun vor, dieses Verfahren auf die Fabrication von Stabeisen jeder Dike,
und selbst auf das Ausstreken von Paketen u. dergl. auszudehnen. Bei großen
Cylindern laͤßt sich die oben erwaͤhnte Methode nicht anwenden, weil
der Eintritt zu dem oberen Strekwerke so hoch zu stehen kaͤme, daß der
Arbeiter den auszustrekenden Stab nicht gehoͤrig zu dirigiren
vermoͤchte. Dieses Hinderniß verschwaͤnde jedoch, wenn man die
Strekwalzen senkrecht neben einander anbraͤchte, in welchem Falle man dann
auch eine weit groͤßere Anzahl von Walzen unterbringen koͤnnte. Diese
senkrechte Stellung wird allerdings einige Veraͤnderungen noͤthig
machen; wie z.B. Pfannen, in denen die unteren Zapfen ruhen, Halsringe, womit die
Achsen in gewissen Entfernungen von einander erhalten werden, u. dergl.; allein die
Bewegung wird dennoch auf die gebraͤuchliche Weise von einer Walze auf die
andere uͤbergetragen werden koͤnnen; auch duͤrften aus dieser
Anordnung, abgesehen von der Beschleunigung der Fabrication, noch verschiedene
andere ziemlich wichtige Vortheile erwachsen.
Alle Verzahnungen, so wie uͤberhaupt alle Vorrichtungen zur Uebertragung der
Bewegung von der Triebkraft an die Walzen koͤnnten, selbst wenn man die
Maschine horizontal bauen wollte, unter dem Boden der Werkstaͤtte, den ich
als aus gußeisernen Platten bestehend annehme, angebracht werden, indem hiedurch
viel Raum fuͤr die Arbeit und zur Unterbringung der vollendeten
Eisenstaͤbe gewonnen wird. Die verschiedenen Strekwerke, die fuͤr eine
mannigfaltige Fabrication erforderlich sind, koͤnnten im Kreise herum, d.h.
im Umfange eines Kreises, der dem Umfange eines horizontalen, unter dem Fußboden
verborgenen Zahnrades, welches die Bewegung der Triebkraft fortpflanzt, entspricht,
angebracht werden. Unter diesen Umstaͤnden ließe sich der bedekte die Esse
bildende Raum bedeutend beschraͤnken; eine kreisrunde Halle von 12 bis 15
Meter im Durchmesser wuͤrde fuͤr eine sehr ausgedehnte Fabrication
genuͤgen. Die Puddliroͤfen, der Stirnhammer und die Anlaßoͤfen
koͤnnten rings um die Strekwerke herum und außer der eben besprochenen Art
von Rotunde untergebracht werden.
Was die Handhabung der senkrechten Walzen betrifft, so erheischt diese
hauptsaͤchlich bei den Paketen, so wie sie aus den Anlaßoͤfen kommen,
so wie uͤberhaupt fuͤr alle etwas schwerere Gegenstaͤnde eine
Stuͤze, welche sich mittelst einer Kette und einer Zahnstange bewegen
laͤßt, gleichwie die horizontalen Strekwerke auf einer unbeweglichen
Stuͤze ruhen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich gegen das neue System in der
Ausfuͤhrung einige Schwierigkeiten erheben werden, namentlich was in einigen
Faͤllen die Annaͤherung der Cylinder betrifft; allein ich kann nicht
finden, was als ein wesentliches Hinderniß betrachtet werden koͤnnte, als
allenfalls seine Neuheit. Wenn sich jedoch die Vortheile, die ich hier angedeutet
habe, bewaͤhren sollten, so wird auch hier wie uͤberall das Gute und
Nuͤzliche endlich siegen.