Titel: Ueber die elektro-magnetische Triebkraft und deren Anwendung auf einen elektro-magnetischen Wagen. Von den HH. S. Stratingh Ez. und C. Becker.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. L., S. 247
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L. Ueber die elektro-magnetische Triebkraft und deren Anwendung auf einen elektro-magnetischen Wagen. Von den HH. S. Stratingh Ez. und C. Becker. Aus der Allgemeenen Konst- en Letterbode 1835, No. 54 und 55. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Stratingh u. Becker, uͤber elektro-magnetische Triebkraft. Die von Hrn. Jacobi bewerkstelligte Anwendung des Elektro-Magnetismus zur Erzeugung einer TriebkraftPolytechn. Journal Bd. LX. S. 282. veranlaßte uns zu versuchen, ob wir nicht auch nach einer fruͤher von uns in Betreff des Elektro-Magnetismus gemachten Erfindung zu demselben Zweke gelangen koͤnnten, und ob es nicht moͤglich waͤre, eine passende Anwendung dieser neuen Triebkraft zu zeigen. Jacobi verfertigte seinen Apparat, indem er zwei eiserne, mit Kupferdraht umwundene Staͤbe von der Dike eines Daumens, von denen jeder aus 8 Stuͤken bestand, nahm, und den einen auf einer um ihre Achse umlaufenden, den anderen hingegen auf einer unbeweglichen Scheibe befestigte, und zwar so, daß bei der durch einen galvanischen Apparat erzeugten Bewegung die Enden der beweglichen Staͤbe so nahe als moͤglich an den unbeweglichen voruͤber gingen, und dabei durch das Abstoßen der Pole eine Bewegung erzeugten. Die Masse der hiedurch erzeugten Kraft ward zu 25 niederl. Pfunden angegeben, und die mit dem Apparate erzielte Triebkraft ward auf 5–6 Pfd. angeschlagen. Zu den Vorzuͤgen dieser Kraft vor der Dampfkraft rechnete man hauptsaͤchlich den, daß hier die Vermehrung der Kraft nicht so wie bei anderen Kraͤften mit den Erzeugungskosten in geradem Verhaͤltnisse steht; und daß die Kraft auf dreierlei Weise, namentlich durch Anwendung dikerer Staͤbe, erhoͤht werden kann. Wir wollen nun versuchen zu zeigen, ob sich diese elektro-magnetische Triebkraft nicht auf eine andere einfachere Weise herstellen, und zu einem im taͤglichen Leben vorkommenden Zweke anwenden laͤßt. Man sieht den von uns verfertigten, nur als Modell zu betrachtenden Apparat in der beigefuͤgten Zeichnung um zwei Drittheile verkleinert abgebildet, und zwar in Fig. 83 von Vorne, in Fig. 84 von Hinten, und in Fig. 85 von der Seite. Der bewegliche magnetische Apparat ist auf dem vierekigen Brette a angebracht, waͤhrend sich der Elektromotor n oder jener Apparat, der den elektrischen Strom entwikelt, auf einem abgerundeten, an diesem Brette hervorragenden Theile b befindet. Der ganze Apparat muß in doppelter Hinsicht betrachtet werden: naͤmlich 1) in so fern er Kraft genug zur Darstellung der elektro-magnetischen Bewegung besizt; und 2) in so fern diese Triebkraft auf passende Weise zur Herstellung eines magnetischen Wagens benuzt ist. In ersterer Hinsicht finden wir hier den hufeisenfoͤrmig gebogenen Stab d, der aus weichem Eisen besteht, und unbeweglich in das Bodenbrett a eingelassen ist. Dieses Hufeisen bildet einen etwas in die Breite gezogenen Halbkreis, damit die beiden Pole so weit aus einander fallen, daß fuͤr den mittleren, beweglichen, sogleich weiter zu beschreibenden Stab g, g' hinlaͤnglich Raum bleibt. Es ist an seinen unteren Enden e, e' von Innen beiderseits etwas platt gefeilt, damit sich der bewegbare Stab g, g' im Vorbeigehen so viel als moͤglich der platten, breiteren Oberflaͤche der Hufeisenenden e, e' annaͤhern kann. Das Hufeisen ist ferner in zwei Lagen mit Kupferdraht von beilaͤufig einem Striche (streep) Dike und beilaͤufig 4 niederl. Ellen Laͤnge umwunden. Der Draht ist nicht mit Seide uͤbersponnen, wie es sonst gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, sondern bloß gehoͤrig uͤberfirnißt; ein Firnißuͤberzug ist auch zwischen den beiden Lagen oder Schichten angebracht. Da dieses Ueberfirnissen eben so genuͤgend befunden ward, wie das muͤhsamere, umstaͤndlichere und mehr Raum einnehmende Ueberspinnen mit Seide, so verdient es den Vorzug vor lezterem, und zwar um so wehr, als es zugleich auch einfacher, dauerhafter und minder kostspielig ist. Die Umwindung ist so bewerkstelligt, daß die Enden einer jeden Drahtschichte mit den Hauptleitungsdraͤhten verbunden sind, und daß die Windungen in zwei Theile getheilt und dann wieder vereinigt sind, damit der Lauf des elektrischen Stromes dadurch verkuͤrzt und mithin beschleunigt wird. Die aͤußeren Enden der breiten Hauptleitungsdraͤhte laufen vorne in zwei Schaͤlchen aus Ebenholz f, f', die mit Queksilber gefuͤllt sind, damit das Hufeisen auf diese Weise magnetisch wird und entgegengesezte Polkraͤfte bekommt. Der zweite Theil des Apparates besteht aus dem beweglichen, aus weichem Eisen verfertigten Stabe g, g', der mit einem Senkmaaße versehen ist, damit er sich innerhalb des beschriebenen Hufeisens d horizontal in der Runde herum bewegen kann. Er ist stielrund, an beiden Enden jedoch abgeplattet, damit er mit diesen Enden zwischen den inneren flachen Polenden des Hufeisens e, e' vorbeigehen kann, ohne sie zu beruͤhren. Seine in der Mitte angebrachte Achse ruht mit ihrem gestaͤhlten Ende in einer staͤhlernen oder achatenen Pfanne, die sich in der Mitte des runden, auf dem Bodenbrette befestigten Queksilberschaͤlchens k, k' befindet. Das obere Ende der Achse laͤuft gleichfalls in einer mit Stahl oder Achat gefuͤtterten Pfanne h, die von zwei aus starkem Kupferdrahte verfertigten, rechtwinkelig gebogenen und zur Seite des linken Hufeisenendes e in das Bodenbrett eingelassenen Traͤgern i, i' festgehalten wird. Auf welche Weise die Achse zum Behufe der Uebertragung der Bewegung einiger Maßen abgeaͤndert wurde, soll spaͤter gezeigt werden. Die Umwindung dieses Stabes geschieht so wie an dem Hufeisen mit Kupferdraht von beilaͤufig 2 niederl. Ellen Laͤnge; der elektrische Strom wird auch hier wieder von zwei breiteren platten Kupferdraͤhten, deren Enden in das in der Mitte des Bodenbrettes angebrachte Queksilberschaͤlchen k, k' auslaufen, aufgenommen. Auch dieser Stab muß zur Erzielung einer hinreichenden magnetischen Kraft eines elektrischen Stromes theilhaftig werden; da er aber eine dem Hufeisen gleichartige magnetische Kraft bekommen wuͤrde: d.h. da z.B. sowohl an dem Ende e' des Hufeisens, als an dem Ende g' des Stabes Nordpol und an den entgegengesezten Enden Suͤdpol werden wuͤrde, so wuͤrde hieraus nothwendig folgen, daß der Nordpol des Stabes g' von dem Nordpole des Hufeisens e' und eben so der Suͤdpol des Stabes g von dem Suͤdpole des Hufeisens e abgestoßen wuͤrde, und daß gar keine Bewegung entstuͤnde, wenn sich gleich anfangs entgegengesezte Pole gegenuͤber stuͤnden. Die Bewegung wuͤrde demnach unbedeutend oder ganz nichtig werden; und das Ganze wuͤrde sich nicht anders verhalten, als wenn man ein elektromagnetisches Hufeisen mit einem umgekehrt elektro-magnetischen Stabe in Verbindung braͤchte, wobei die Anziehung entgegengesezter Pole nur um so staͤrker waͤre. Dagegen war vorauszusehen, daß sich allerdings eine Bewegung erlangen ließe, wenn man sowohl durch den Stab g, g' as durch das Hufeisen e, e einen eigenen elektrischen Strom gehen ließe, und wenn man dann den Strom des beweglichen Stabes g, g' auf diese oder jene Weise schnell umwandelte. Daß dieß allerdings zu bewerkstelligen war, wurde wohl ausgemittelt; allein wie die Umwandlung der Pole genau zur rechten Zeit und schnell geschehen koͤnnte, war nicht so leicht anzugeben. Nach unserer Ansicht laͤßt sich dieser Zwek jedoch auf folgende einfache und hinreichend sichere Weise erreichen. Das flache aus Ebenholz bestehende Queksilberschaͤlchen k, k', welches zur Aufnahme der Enden der Umwindungen des beweglichen Stabes g, g' dient, ist naͤmlich durch eine nicht leitende Scheidewand aus Elfenbein l in zwei Abtheilungen geschieden, so daß, wenn der eine Pol des Stabes nach dem einen der Pole des Hufeisens gerichtet ist, das eine Ende der Stabumwindung in die eine und das andere Ende in die andere Abtheilung des Schaͤlchens fuͤhrt. Da nun aber diese beiden Enden eine freie Bewegung haben muͤssen, und in dieser keineswegs durch die Scheidewand l beschraͤnkt werden duͤrfen, so wurde dieses Hinderniß auf einfache Weise durch eine zufaͤllige Eigenthuͤmlichkeit des Queksilbers: naͤmlich in den Gefaͤßen, in denen es sich befindet, eine erhabene gewoͤlbte Oberflaͤche anzunehmen, beseitigt. Hiedurch bleiben naͤmlich die Poldrahtenden des Stabes g, g' waͤhrend der Bewegung stets hinreichend mit ihren bestaͤndig dieselbe Elektricitaͤt annehmenden Queksilberabtheilungen k, k' in Beruͤhrung. Die kurze Unterbrechung, welche bei dem Uebergange uͤber die Scheidewand Statt findet, ist wegen der raschen Umdrehung des Stabes als null und nichtig zu betrachten, obschon sie, wie kurz sie auch seyn mag, dennoch als nothwendig erachtet werden muß. Der Mechanismus der Polverwechslung liegt demnach in dem Apparate selbst, und wird durch dessen eigene Kraft und ohne die geringste Aufopferung einer zweiten Kraft bewerkstelligt. Das Durchlaufen der Draͤhte durch die kleinen Queksilberhaͤufchen kann nicht in Anschlag kommen, indem hiedurch kein Verlust an Kraft, der auch nur von einigem Belange waͤre, bedingt ist. Man koͤnnte den Einwurf machen, daß, wenn dieser Apparat zum Betriebe eines Wagens oder zu anderen Zweken, bei denen Erschuͤtterung Statt findet, benuzt wuͤrde, diese Queksilberleitung kaum vollkommen unterhalten werden duͤrfte. Fuͤr diesen Fall haben wir jedoch bereits gefunden, daß diese umspringende Leitung auch mit anderen Mitteln, die alle Bedenken beseitigen duͤrften, erzielt werden koͤnnte. Damit das Queksilberschaͤlchen k, k' stets mit dem Elektromotor c in Verbindung bleibe, ist dasselbe zu beiden Seiten fuͤr jede seiner beiden Abtheilungen mir einem kupfernen Leitungsdrahte m, m' versehen, wodurch es sowohl aus dem rechten als aus dem linken Schaͤlchen f, f' den elektrischen Strom mitgetheilt bekommt. Der Elektromotor c, dessen wir uns zu diesem Zweke bedienten, besteht lediglich aus einem sogenannten Hare'schen Calorimotor oder auch aus einem einfachen, umgerollten, und mit Hoͤlzchen 2 niederl. Striche von einander entfernten Plattenpaare aus Kupfer und Zink von 25 bis 30 niederl. Zoll Laͤnge und 15 Zoll Hoͤhe. Weitere Untersuchungen werden noch lehren, welche Art von Elektromotor sich am besten hieher eignet, und am anhaltendsten wirkt; ebendieß gilt auch von der zur Erregung der Elektricitaͤt benoͤthigten Saͤure oder sauren Fluͤssigkeit. Wir halten hiezu ein Gemenge von gleichen Theilen Schwefel- und Salpetersaͤure, mit 40 Theilen Wasser verduͤnnt, vorraͤthig, und finden dieß zur Erzielung der gewoͤhnlichen Bewegung genuͤgend; nebenbei halten wir eine staͤrkere, mit 20 bis 10 Theilen Wasser verduͤnnte Saͤure bereit, um von ihr Gebrauch zu machen, wenn die Bewegung zu traͤg oder groͤßere Kraftanwendung noͤthig wird. Man kann uͤbrigens, um die Thaͤtigkeit anhaltender und geregelter zu machen, auch waͤhrend der Bewegung selbst langsam Saͤure zufließen lassen. Dieser Elektromotor befindet sich in einem passenden glaͤsernen oder porcellanenen Gefaͤße n, welches auf dem vorstehenden Fußgestelle b angebracht wird, und durch die Draͤhte o, o' bis an die hinter ihm befindlichen zwei Haupt-Queksilberschaͤlchen f, f', welche ihrerseits sowohl mit dem Hufeisen, als mit dem Stabe in Verbindung stehen, reichen. Wenn Alles solcher Maßen eingerichtet worden ist, hat man nichts Anderes zu thun, als die Saͤure in das Gefaͤß des Elektromotors n zu gießen, wo dann schnell hinreichende Elektricitaͤt entwikelt werden wird, was aus den beinahe augenbliklich eintretenden Umdrehungen des Stabes g, g' erhellt. Die Wirksamkeit wird sich hiebei nach der Staͤrke der Saͤure und nach der Ausdehnung der mit der Saͤure in Beruͤhrung kommenden Metalloberflaͤche richten, so daß die entwikelte Stroͤmung um so weniger schnell, aber um so anhaltender seyn wird, je schwaͤcher die angewendete Saͤure ist. Wir wollen nun den Gang der Stroͤmung naͤher betrachten, und hiebei annehmen, daß der rechte Draht o' des Calorimotors die rechte Seite des Hufeisens e' zum Nordpole, die linke e hingegen zum Suͤdpole macht. In Folge der getroffenen Einrichtung kann in demselben Augenblike das rechte Ende des Stabes g', wenn dieser quer zwischen den Hufeisenenden e, e' steht, zum Nord- und das linke zum Suͤdpole magnetisirt werden, wo dann zu beiden Seiten die Pole des Hufeisens und des Stabes in eine zwar gleichnamige, jedoch feindliche Richtung kommen. Da es nun scheint, daß sich die Abstoßungskraft nach einer festen, rechten oder linken Seite regelt, so folgt hieraus, daß die Pole des beweglichen Stabes g, g' nicht bloß abgestoßen, sondern auch je nach der Art der elektrischen Stroͤmung gegen die eine der beiden Seiten hingezogen werden, und zwar mit einer Kraft, die mehr als hinreicht, um deren Umlaufen bis zu dem anderen Pole zu bewirken. Sind die Pole daher bis zu dieser Haͤlfte der Umdrehung gelangt, so wird das Ende des ersten rechten Poles g' nunmehr aus der einen Abtheilung k des Queksilberschaͤlchens in die andere Abtheilung k' uͤbergehen, wodurch jenes Ende, welches so eben der rechte Nordpol des Stabes g' war, nunmehr zum Suͤdpole wird, waͤhrend umgekehrt der linke Suͤdpol g in den Nordpol verwandelt wird. Hiedurch treffen nun wieder gleichnamige Pole des Stabes g, g' und des unbeweglichen Hufeisens e, e' zusammen, wodurch eine abermalige Abstoßung erfolgt und eine einmalige Umdrehung zuruͤkgelegt wird. Der gute Fortgang dieses elektromagnetischen Spieles, welches sich selbst regulirt, beruht auf der Moͤglichkeit einer so schnellen Polumwechslung, wie sie hier erforderlich ist, und die lediglich durch die elektro-magnetische und nicht durch die magnetische Stroͤmung hervorgebracht wird; diese Moͤglichkeit ist durch den fraglichen Apparat erwiesen. Ein sehr großer Vortheil ergibt sich hiebei daraus, daß wegen dieser Polumwechslung die magnetische Kraft, welche in dem unbeweglichen Hufeisen durch einen anhaltend gleichbleibenden elektrischen Strom angeregt werden koͤnnte, keine nachtheilige Wirkung auf das Ganze auszuuͤben im Stande ist, indem durch fortwaͤhrende Polumwechslung die in dem Hufeisen aufgeregte magnetische Kraft in jedem Augenblik wieder vernichtet wird. Gaͤbe es ein Mittel, womit man bei diesem Apparate, einiger Maßen so wie bei der Zamboni'schen Saͤule, den elektrischen Strom bestaͤndig andauernd machen koͤnnte, so waͤre hiedurch eine Art von Perpetuum mobile dargestellt. Was nun die Anwendung der elektro-magnetischen Triebkraft betrifft, so kamen wir auf die Idee den Apparat auf Raͤder zu sezen, und ihn dann zum Fortschaffen verschiedener darauf gebrachter oder angehaͤngter Gegenstaͤnde zu benuzen. Uebrigens versteht sich von selbst, daß sich auf aͤhnliche Weise auch verschiedene andere Bewegungen oder mechanische Vorrichtungen bewirken lassen. Es ist, wie bereits erwaͤhnt worden, an dem Apparat die Einrichtung getroffen, daß sich die Achse des bewegbaren Stabes h nach Oben in eine duͤnne Spindel endigt, welche in einer entsprechenden Pfanne laͤuft, die von den seitlichen Traͤgern i, i' und von Oben her von einem gegen den obersten Theil des Hufeisens d gestemmten Staͤbchen p festgehalten wird. Der untere Theil der Achse q laͤuft mit einer gleichen Spindel in einer staͤhlernen Pfanne, die von einem kupfernen, mit Schrauben an dem unteren Theile des Bodenbrettes a befestigten Arme r getragen und unterstuͤzt wird. Dieser untere Theil der Achse laͤuft, um dahin zu gelangen, durch den mittleren canalfoͤrmigen Theil des Queksilberschaͤlchens k, k', ohne dabei in seiner Bewegung ein Hinderniß zu erfahren. Der ganze Apparat, so wie man ihn in der Zeichnung ersieht, ruht auf drei kleinen Raͤdern, von denen zwei s, s' hinten und eines s'' vorne angebracht ist. Eines der hinteren Raͤder, hier das zur rechten Seite s' allein, ist dazu bestimmt unmittelbar von der Achse q des beweglichen Stabes her die Triebkraft mitgetheilt zu bekommen. Das linke Rad ist frei und wird in Folge der Bewegung des rechten mit groͤßerer oder geringerer Geschwindigkeit mitgefuͤhrt; ebendieß gilt auch von dem vorderen Rade s'', welches jedoch mit einer Steuerung v, womit man den Wagen lenken kann, versehen ist. Die Achse t der hinteren Raͤder laͤuft durch kupferne Traͤger u, u, welche fuͤr die hinteren Raͤder an der unteren Flaͤche des Bodenbrettes a, fuͤr das vordere Rad hingegen an der unteren Flaͤche des Vorsprunges b festgemacht sind. An dem rechten hinteren Rade befindet sich ein Kronrad w, dessen Zaͤhne nach Innen gerichtet sind, und durch dessen Umdrehung auch das Rad umgetrieben wird. Das Kronrad selbst wird umgetrieben, indem der unterste Theil der Spindel des beweglichen Stabes q ein achtzaͤhniges Getrieb bildet, welches in das 24zaͤhnige Kronrad eingreift, so daß durch 4 Umdrehungen der Spindel ein Umgang des Kronrades und mithin auch ein Umgang des rechten hinteren Wagenrades hervorgebracht wird. Wenn man den hiemit beschriebenen Wagen mit dem Elektromotor und der Saͤure versehen und damit gegen 3 niederl. Pfund waͤgend auf einen großen runden Tisch sezt, so wird er 15 bis 20 Minuten lang mit ziemlich gleichmaͤßiger Geschwindigkeit darauf herumlaufen; ja man kann ihn sogar mit der Haͤlfte seines Gewichtes befrachten, ohne daß dadurch dessen Lauf merklich an Geschwindigkeit verliert. Dabei kommt noch zu bemerken, daß zur Unterhaltung einer bestaͤndig im Kreise herumfuͤhrenden und umwendenden Bewegung mehr Kraft erforderlich ist, als wenn die Fahrt in gerader Linie von Statten zu gehen haͤtte. Die eigenthuͤmliche Kraft eines derlei Apparates sollte mit einer in groͤßerem Maaßstabe gebauten Vorrichtung erprobt werden; uns genuͤgt bewiesen zu haben, daß sich auf die angegebene Weise eine anhaltende, selbst eine Beschwerung zulassende Bewegung vollkommen gut erzielen laͤßt. Es erhellt von selbst, daß sowohl hier, als an den Dampfwagen, der zum Unterbringen von Personen und Guͤtern dienende Raum auf dem Gestelle selbst unmittelbar vor oder hinter dem Apparate angebracht werden kann, oder daß sich ein derlei Apparat auch als Zugkarren, dem ein oder mehrere Wagen angehaͤngt werden, benuzen laͤßt. Da an unserem kleinen Instrumente anfaͤnglich eine Umdrehung des beweglichen Magnetstabes Statt fand, ohne daß zugleich die Raͤder eine freie Bewegung bekamen, und da hiebei die Zaͤhne des Kronrades leicht eine Beschaͤdigung haͤtten erleiden koͤnnen, so wurde dieses Rad solcher Maßen an der Achse des rechten hinteren Rades angebracht, daß mittelst der Feder x einige Bewegung dieses Rades um die Achse moͤglich war, ohne daß zugleich auch die Achse in Bewegung kommen mußte; uͤbrigens pakte das Kronrad die Achse immer noch fest genug, um die Umdrehung der Achse und des Rades zu bewirken. Da dieser Apparat einer groͤßeren und ausgedehnteren Anwendung faͤhig zu seyn scheint, so nehmen wir leinen Anstand ihn zur allgemeinen Kenntniß zu bringen; und zwar um so mehr, als alle ihm zu Grunde liegende Triebkraft vor vielen anderen und selbst vor der vielfach in Anwendung gebrachten Dampfkraft den Vorzug verdienen duͤrfte. Die Kraft kann naͤmlich vergroͤßert werden, ohne daß zugleich eine Vergroͤßerung des Elektromotors oder des Entwiklers der Grundkraft noͤthig waͤre; denn derselbe Elektromotor, der hier z.B. dem Hufeisen eine Kraft von 10 Pfd. mitzutheilen im Stande ist, kann einem groͤßeren, aber auf gleiche Weise eingerichteten Hufeisenmagnete eine Tragkraft von 25 bis 30 Pfd. geben. Ja Hr. Becket hat bereits mit Polenden von 3 Palmen Weite und mit einem Elektromotor von 2 Palmen Hoͤhe und 6 bis 8 Palmen Laͤnge Hufeisenmagnete verfertigt, welche ein Gewicht von 200 Pfd. zu tragen vermoͤgen, und deren Kraft sich durch Ausbreiten der Hufeisen noch vergroͤßeren laͤßt. Ueberdieß kann man die Kraft auch noch dadurch, daß man uͤber einander zwei sich kreuzende Hufeisen und Staͤbe anbringt, verdoppeln und selbst noch mehr erhoͤhen. Jedenfalls duͤrfte es der Muͤhe werth seyn, die Regeln der Kraftentwiklung und deren Vermehrung an dem fraglichen Apparate weiter zu untersuchen. Daß der neue Kraftapparat bei gegebener Moͤglichkeit einer groͤßeren Verstaͤrkung und einer ausgedehnteren Benuzung im Allgemeinen vor allen anderen, und selbst vor der klassisch gewordenen Dampfkraft den Vorzug verdienen duͤrfte, unterliegt wohl keinem Zweifel. Er eignet sich zum Transporte schon deßhalb besser, weil er nicht so schwer ist, als die Dampfmaschinen; seine Steuerung laͤßt sich auf sehr einfache Weise durch Regulirung des Elektromotors beliebig reguliren; der ganze Apparat ist einfacher, weniger Raum einnehmend und unmittelbar auf die zu bewegenden Theile selbst anwendbar; die zur Kraftentwiklung noͤthige Saͤure nimmt keinen so großen Raum ein, als das an den Dampfmaschinen noͤthige Brennmaterial; und endlich fallen hier auch alle Gefahren weg, selbst wenn die Kraft zufaͤllig uͤber die Maßen erhoͤht werden sollte: denn Alles wird durch eine bestaͤndig wirkende, nach Belieben zu beschraͤnkende Kraft ohne gefaͤhrliche Spannung oder Hize zu Stand gebracht. Moͤchten diese Bemerkungen zu einer weiteren Verfolgung dieses Gegenstandes Anlaß geben!

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