Titel: | Ueber Hrn. Hutchison's Patent-Gaserzeuger für den Marinedienst. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LV., S. 270 |
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LV.
Ueber Hrn. Hutchison's Patent-Gaserzeuger fuͤr
den Marinedienst.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 661. S.
2.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Hutchison's Patent-Gaserzeuger fuͤr den
Marinedienst.
Der Erfinder beabsichtigte bei der Zusammensezung seines Apparates eine wohlfeile und
vollkommen entsprechende Methode ausfindig zu machen, wonach sich ein Kriegsschiff
erster Classe oder irgend ein anderes großes Seefahrzeug durch einen und denselben
Proceß mit einer hinreichenden Menge Brennmaterial, Licht und Waͤrme versehen
ließe.
In der beigegebenen Zeichnung dieses Apparates, Fig. 95 und 96, ist a der Ofen; b, b sind die
Reverberirzuͤge; c, c die Retorte; d, d, d ein Durchschnitt eines aus Eisenblech
bestehenden Kegels; e, e die Vorrichtung zur Reinigung
des Gases mit trokenem Kalke; f die Gasroͤhre;
g ein hydraulisches oder Sandgefuͤge; h ein gußeiserner Dekel; i
der Rauchfang. Die Steinkohlen, aus denen das Gas gewonnen werden soll, werden in
die Retorte gebracht; die Destillation wird durch die heiße Luft, welche durch
Verbrennung von Kohks in dem Ofen erzeugt wird, bewirkt; denn diese heiße Luft
verbreitet, indem sie durch die Canaͤle in dem mittleren Theile des Kessels
zieht, an jeden Theil des Kessels eine gleichfoͤrmige Waͤrme. Das Gas,
welches sich entwikelt, stroͤmt durch die Reinigungsapparate e, e und sezt dabei alle seine Unreinigkeiten auf die
darin enthaltenen Kalkschichten ab.
Jedermann wird auf den ersten Blik glauben, daß um diese Maschine an Bord eines
Schiffes in Thaͤtigkeit zu erhalten, ein weit groͤßerer
Steinkohlenvorrath als gewoͤhnlich erforderlich seyn duͤrfte; es ist
aber gerade das Gegentheil der Fall, indem derselbe Steinkohlenvorrath, nachdem er
das zum Kochen und Heizen noͤthige Gas geliefert und uͤber das ganze
Fahrzeug Waͤrme Verbreiter hat, auch noch mehr als den vierten Theil seiner
urspruͤnglichen Quantitaͤt an Kohks gibt, so daß also hiebei ein
wesentlicher Vortheil erwaͤchst. Die Ersparniß, die sich bei der
Einfuͤhrung dieses Apparates an Oehl, Kerzen, Holz und Steinkohlen ergeben
muß, wird gewiß sehr bedeutend seyn.
Der neue Gaserzeuger scheint besonders fuͤr jene Schiffe geeignet, die nach
Indien und die Tropenlaͤnder fahren, indem die Reisenden auf diesen wegen der
Veraͤnderungen der Temperatur, die haͤufig vorkommen, großen
Unbehaglichkeiten ausgesezt sind. Diesen laͤßt sich durch den fraglichen Apparat leicht
abhelfen, indem man durch das Speisungsventil die Waͤrme leicht reguliren
kann, wie man sie fuͤr die Gesundheit zutraͤglich haͤlt. Eben
so kann das Gas auch angezuͤndet, allmaͤhlich vermindert und ganz
ausgeloͤscht werden, ohne daß hiedurch Rauch, Asche oder ein unangenehmer
Dampf entsteht.
Das Gas laͤßt sich sehr gut auch zu Signalen verwenden, indem die Flamme in
beliebigem Grade vergroͤßert werden kann, ohne daß besondere Vorsicht darauf
verwendet zu werden brauchte, und ohne daß man von Wind und Regen etwas zu
befuͤrchten haͤtte. In Kriegen, oder wenn Stuͤrme eine Flotte
zerstreuten, waͤre es gewiß von hoͤchster Wichtigkeit, wenn man das
Admiralschiff durch ein solches Signal leicht erkennbar machen koͤnnte. Ein
an den Bugen der Dampfboote angebrachtes Gaslicht von gehoͤriger
Groͤße wuͤrde die Schifffahrt auf viel befahrenen Fluͤssen viel
sicherer und leichter machen; denn bekanntlich ereigneten sich in den lezten Jahren
auf der Themse wegen mangelhafter Beleuchtung mehrere Ungluͤksfaͤlle.
Auch bei Schiffbruch koͤnnten dergleichen Signale große Dienste leisten.
Endlich eignet sich der Apparat besonders noch fuͤr Wach-,
Kranken- und Gefaͤngnißschiffe, indem sich bei dessen Anwendung manche
Ersparnisse und manche Bequemlichkeiten ergeben muͤßten.
Leuchtthuͤrme endlich lassen sich nach der neuen Methode um die Haͤlfte
der Kosten, die sie gegenwaͤrtig veranlassen, beleuchten. Hr. Hutchison beschaͤftigt sich dermalen
hauptsaͤchlich mit dieser lezteren Benuzungsweise seines Apparates und mit
der Herstellung einer telegraphischen Nachtcommunication vermoͤge desselben.
Die Resultate seiner Bemuͤhungen sollen seinerzeit bekannt gemacht werden.
– Wir bemerken nur noch, daß der Apparat 3 Fuß 6 Zoll im Gevierte und 6 Fuß
in der Hoͤhe mißt.