Titel: | Verbesserungen im Gerben gewisser Arten von Häuten und Fellen, worauf sich Frederick Chaplin, Gerber von Bishop Storford in der Grafschaft Herts, am 18. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXXXIV., S. 463 |
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LXXXIV.
Verbesserungen im Gerben gewisser Arten von
Haͤuten und Fellen, worauf sich Frederick Chaplin, Gerber von Bishop Storford in der Grafschaft Herts,
am 18. Febr. 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
1836, S. 93.
Chaplin, Verbesserungen im Gerben von Haͤuten und
Fellen.
Nach dem gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Verfahren, die Haͤute der
Stiere, Ochsen, Kuͤhe, Buͤffel, Pferde, so wie auch die Felle der
sogenannten ostindischen Kips und der Kaͤlber, auf welche sich, meine
Erfindung beschraͤnkt, zu gerben, pflegt man dieselben nach dem Abhaaren und
nach einigen anderen vorbereitenden Operationen so lange Zeit uͤber in Gruben
in einer Gerbefluͤssigkeit einzuweichen, bis sie vollkommen gar sind. Dieser
Gerbeproceß ist, da einige Monate Zeit erforderlich sind, um ihn zu Ende zu bringen,
sehr langweilig. Mannigfache Versuche wurden deßhalb auch bereits angestellt, um ihn
zu erleichtern und abzukuͤrzen: so hat man die Haͤute und Felle
dadurch, daß man sie in Ringen oder Rahmen befestigte, in eine Art von Saͤken
verwandelt, in welche man dann die Gerbefluͤssigkeit fuͤllte, und in
denen man mittelst Roͤhren oder Pumpen einen bedeutenden kuͤnstlichen
oder hydrostatischen Druk auf diese Fluͤssigkeit ausuͤbte, um diese
leztere durch die Haͤute durchsikern zu machen, um dabei zu bewirken, daß der
Gerbestoff die Haͤute durchdringe und von ihnen aufgenommen werde, und um
solcher Maßen den Gerbeproceß wesentlich abzukuͤrzen. Eben so hat man in
derselben Absicht vorgeschlagen, eine Anzahl von Haͤuten oder Fellen in einer
geschlossenen, mit Gerbefluͤssigkeit gefuͤllten Kammer
aufzuhaͤngen, und dann durch einen pneumatischen oder hydraulischen Druk zu
bewirken, daß sich die Haͤute rascher mit Gerbestoff saͤttigen. Eben
so wurde empfohlen, zwei Haͤute zu einer Art von Sak zusammenzunaͤhen;
diese Saͤke mit Gerbefluͤssigkeit zu fuͤllen; sie zur
Verhuͤtung der Ausdehnung gefuͤllt in ein offenes Gehaͤuse aus
Holzstaͤben zu bringen; und in diesem Gehaͤuse einer erwaͤrmten
Luft auszusezen, damit das durch die Poren der Haͤute gedrungene Wasser der
Gerbefluͤssigkeit verdampft werde, waͤhrend der Gerbestoff selbst in
den Haͤuten zuruͤkbleibt. Gegen alle diese Methoden lassen sich
sowohl, was die Anschaffungskosten der Apparate betrifft, als auch in anderer
Hinsicht Einwendungen machen. Bekanntlich hat man fuͤr Schaffelle und andere
derlei duͤnne kleine Felle einen Gerbeproceß vorgeschlagen, gemaͤß
welchem ein oder mehrere Felle zu einer Art von Sak zusammengenaͤht werden
sollen. Diese Saͤke soll man dann ganz oder zum Theil mit der
Gerbefluͤssigkeit fuͤllen, und leztere soll man so lange durch die
Felle sikern lassen, bis diese vollkommen gegerbt sind. Meine Erfindung bezwekt nun
ein aͤhnliches Princip mit gewissen Modificationen auf das Gerben der im
Eingange erwaͤhnten Haͤute anzuwenden, um dadurch den Gerbeproceß so
zu beschleunigen, daß er je nach der Qualitaͤt der Haͤute in 48
Stunden bis 10 Tagen vollkommen beendigt ist: und zwar ohne Beihuͤlfe eines
kuͤnstlichen hydrostatischen oder pneumatischen Drukes, und ohne
Beihuͤlfe des erwaͤhnten offenen hoͤlzernen Rahmens und ohne
Anwendung von kuͤnstlicher Waͤrme. Ich befolge naͤmlich
folgendes Verfahren.
Nenn die Haͤute oder Felle abgehaart worden sind und auch die uͤbrigen
dem eigentlichen Gerbeprocesse vorangehenden Vorbereitungen erhalten haben, bildet
man aus jeder einzelnen Haut einen Sak, indem man deren Raͤnder
sorgfaͤltig mit starkem Bindfaden zusammennaͤht, so daß nur eine
Oeffnung zum Einfuͤllen der Fluͤssigkeit uͤbrig bleibt. Auf
gleiche Weise kann man auch aus mehreren Haͤuten einen einzigen Sak bilden.
Diese Saͤke werden, um sie von allen ihnen anhaͤngenden Unreinigkeiten
zu saͤubern, ein oder zwei Mal in eine schwache Bruͤhe oder
Gerbefluͤssigkeit getaucht, und unmittelbar darauf mit starker
Gerbefluͤssigkeit gefuͤllt. Dieß geschieht, indem ein Mann den Sak mit
beiden Enden an den offen gelassenen Raͤndern emporhaͤlt,
waͤhrend ein anderer die Fluͤssigkeit einfuͤllt. Die
Haͤute bringt man hiebei in den Fußweg zwischen den Bottichen einer
gewoͤhnlichen Gerberei, oder auf ein uͤber den Bottichen angebrachtes
Brett, oder zunaͤchst an den Bottichen auf den Boden, damit man die zu deren
Fuͤllung erforderliche Fluͤssigkeit leicht herbeischaffen kann,
waͤhrend der aus ihnen ablaufenden Fluͤssigkeit gestattet ist, in
einen zu ihrer Aufnahme bestimmten Bottich abzufließen. Ist ein Sak gefuͤllt,
so bindet man die Fuͤlloͤffnung mit einer starken Schnur zu, so daß
man ihn nach allen Richtungen umwenden kann: dieß Umwenden ist naͤmlich von
großem Belange fuͤr die Guͤte und Gleichmaͤßigkeit der Gerbung.
Die Fluͤssigkeit wird die Haͤute bald allwaͤrts durchdringen
und in bedeutender Quantitaͤt von ihnen abfließen; einiges laͤuft auch
bei den Naͤhten aus, besonders so lange die Saͤke noch frisch
gefuͤllt sind. Das Ablaufende kann in Bottichen aufgesammelt und auf die
unten zu beschreibende oder eine andere Weise wieder in frische Bruͤhe
verwandelt werden. Es wird dann zum Nachfuͤllen verwendet, welches geschieht,
indem man die Fuͤllloͤcher von Zeit zu Zeit aufbindet, und welches in
so kurzen Zwischenzeiten wiederholt werden muß, daß die Saͤke beinahe immer mit
Gerbefluͤssigkeit gefuͤllt sind. Wenn die Saͤke 2 bis 3 Stunden
lang in der Stellung gelegen sind, welche man ihnen beim ersten Fuͤllen gab,
so kehrt man sie so um, daß jener Theil, der fruͤher der unterste war,
nunmehr zum obersten wird. Je oͤfter dieses Umkehren der Saͤke
geschieht, um so besser und um so gleichmaͤßiger wird die Gerbung der
Haͤute ausfallen; es muß je nach der Staͤrke der
Gerbfluͤssigkeit und je nach der Dike der Haͤute auf diese Weise so
lange fortgefahren werden, bis die Haͤute vollkommen gar sind, was der Gerber
bald erkennen wird. Mit der weiter unten beschriebenen Fluͤssigkeit, der ich
vor allen uͤbrigen den Vorzug gebe, kann nan die staͤrkste Haut in 7
bis 8 Tagen vollkommen gerben; ein Kalkfell oder eine Pferdehaut wird nur 48 Stunden
Zeit beduͤrfen; dabei ist angenommen, daß die Saͤke mit frischer
Fluͤssigkeit gefuͤllt und 4 bis 5 Mal des Tages nachgefuͤllt,
die Nacht uͤber aber unberuͤhrt bleiben. Man kann die Fleisch-
oder die Haarseite nach Außen richten; doch richte ich lieber die Fleischseite nach
Auswaͤrts. Einiger Vortheil erwachst daraus, wenn man jenes Ende der Bretter
oder des Bodens, worauf die Koͤpfe der Haͤute liegen, um 12 bis 18
Zoll hoͤher stellt, damit die sogenannten Schwaͤnze, welche als der
dikste Theil am schwersten zu gerben sind, der staͤrksten und nachhaltigsten
Einwirkung der Gerbefluͤssigkeit ausgesezt werden. Diese Einrichtung
erleichtert auch die Abscheidung der ablaufenden Fluͤssigkeit von jener,
womit die Saͤke angefuͤllt werden sollen.
Ich bediene mich bei dem hier beschriebenen Gerbeprocesse der sogenannten Terra japonica oder des Catechu, ohne mich jedoch darauf
allein zu beschraͤnken. Ich bringe, um die Gerbefluͤssigkeit
zuzubereiten, gegen 300 Pfd. Catechu in einen leeren, fuͤr 25 bis 30
Haͤute hinreichenden Bottich, gieße gegen 100 Gallons siedendes Wasser
darauf, und lasse es beilaͤufig eine halbe Stunde lang ruhig damit stehen.
Nach Ablauf dieser Zeit ruͤhre ich es dann um, um die allenfalls ganz
gebliebenen Stuͤke zu zertruͤmmern; nachdem dieß geschehen ist, gieße
ich so viel gewoͤhnliche Gerbebruͤhe (auf deren Staͤrke es
nicht besonders ankommt) zu, daß der Bottich zu 3/4 voll wird. Diese
Fluͤssigkeit wird, nachdem sie tuͤchtig umgeruͤhrt worden ist,
sogleich in die Saͤke verfuͤllt. Um eine alte Bruͤhe
aufzufrischen, braucht man bloß die Fluͤssigkeit aus dem Bottiche, in welchem
sie sich ansammelte, mit Zuruͤklassung des Bodensazes, der sich aus ihr
abschied, zu entfernen; dem Bodensaze gegen 1 1/2 Cntr. Catechu zuzusezen; hierauf
je nach der Quantitaͤt des Bodensazes 60 bis 100 Gallons Wasser zuzugießen;
nach einiger Ruhezeit die Fluͤssigkeit umzuruͤhren; und endlich jene
Fluͤssigkeit, die man anfangs aus dem Bottiche nahm, wieder nachzugießen. Es muß immer in jedem
Bottiche eine bedeutende Quantitaͤt Bodensaz vorhanden seyn, und dieser muß
vor dem Fuͤllen der Haͤute jederzeit gut aufgeruͤhrt werden,
damit etwas davon mit der Fluͤssigkeit in die Saͤke hinein kommt. Es
dient dieser Bodensaz naͤmlich nicht nur zur Verstaͤrkung der
Fluͤssigkeit, sondern er verlegt auch die Naͤhte, so daß diese
allmaͤhlich weniger durchlaufen lassen als anfangs. Finden sich große
Loͤcher in den Haͤuten, so muͤssen sie zugenaͤht werden;
kleinere Loͤcher koͤnnen dagegen leicht mit hoͤlzernen Zapfen
verstopft werden. Sind die Haͤute gar gegerbt, so oͤffnet man die
Naͤhte mit einem Messer; sollten die Naͤhte dem Aussehen der
Haͤute schaden, so kann man rings herum einen kleinen Hautstreifen
wegschneiden, nachdem die Haͤute vorher zur Entfernung des
anhaͤngenden Bodensazes abgewaschen worden sind. Sind die Haͤute zu
Sohlleder bestimmt, so gibt man sie zulezt, und bevor man sie zum Troknen
aufhaͤngt, noch eine Stunde lang in eine gewoͤhnliche
Eichenrindenbruͤhe; sind sie dagegen zu Ueberleder bestimmt, so weicht man
einen halben Centner Sumach eine halbe Stunde lang in 50 Gallons siedenden Wassers
ein, und gießt dann das Wasser mit dem Sumach zu so viel gewoͤhnlicher
Eichenbruͤhe, als fuͤr 25 schwere Haͤute oder eine
verhaͤltnismaͤßige Anzahl duͤnnerer Felle erforderlich ist. In
dieser Bruͤhe lasse man die Haͤute durch 48 Stunden oͤfter
durchnehmen, bevor man sie endlich zum Troknen aufhaͤngt. Immer muß
unmittelbar, nachdem das Abtropfen der Haͤute aufgehoͤrt hat, in deren
beide Seiten eine kleine Quantitaͤt Fischthran eingerieben werden; das
Troknen wird nach der gewoͤhnlichen, jeder Art von Leder entsprechenden
Methode geleitet.
Ich erklaͤre, daß ich die Anwendung des Catechu zum Gerben nur dann als meine
Erfindung in Anspruch nehme, wenn hiebei auf die hier beschriebene Weise verfahren
wird; denn das Gerben mit Catechu ist an und fuͤr sich laͤngst
bekannt.