Titel: Verbesserte Methode Schiffe, Boote und andere schwimmende Körper zu treiben, worauf sich William Busk, Ingenieur von Bankside in der Grafschaft Surrey, am 16. Julius 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 63, Jahrgang 1837, Nr. VII., S. 19
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VII. Verbesserte Methode Schiffe, Boote und andere schwimmende Koͤrper zu treiben, worauf sich William Busk, Ingenieur von Bankside in der Grafschaft Surrey, am 16. Julius 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Julius 1836, S. 15. Mit Abbildungen auf Tab. II. Busk's verbesserte Methode Schiffe zu treiben etc. Bekanntlich strebt Wasser, welches in einem Gefaͤße befindlich ist, die Waͤnde dieses Gefaͤßes mit einer Kraft, die mit der senkrechten Hoͤhe der Wassersaͤule im Verhaͤltnisse steht, hinauszudruͤken oder das Gefaͤß nach allen Richtungen durch Druk zu zersprengen. Eben so bekannt ist aber auch, daß wenn man an irgend einem Theile des Gefaͤßes eine Oeffnung anbringt, der auf diesen Theil wirkende Druk durch das Ausfließen des Wassers beseitigt wird, waͤhrend der Druk nach den uͤbrigen Richtungen zu derselbe bleibt, so lange der Wasserstand auf gleicher Hoͤhe erhalten wird. Koͤnnte sich das Gefaͤß frei bewegen und waͤre der Widerstand nicht groͤßer, als der unausgeglichene innere Druk, so wuͤrde der Druk, der auf die der Oeffnung gegenuͤber liegende Wand ausgeuͤbt wird, bewirken, daß sich das Gefaͤß in einer der Oeffnung entgegengesezten Richtung bewegt: eine Wirkung, welche im Principe mit der sogenannten Barker' schen Muͤhle uͤbereinstimmt. Durch meine Erfindung soll nun dieses Princip in Verbindung mit einigen mechanischen Vorrichtungen zum Treiben von Schiffen und Booten benuzt werden. Fig. 71 zeigt ein mit meiner Erfindung ausgestattetes Boot von der Seite; Fig. 72 ist ein Grundriß desselben und Fig. 73 ein Durchschnitt durch die einzeln fuͤr sich dargestellten Kufen oder Bottiche. a ist ein Bottich oder ein Behaͤlter, der an irgend einer entsprechenden Stelle des Fahrzeuges untergebracht werden kann, und der mittelst einer Dampfmaschine oder durch irgend eine andere Triebkraft fortwaͤhrend mit Wasser gespeist wird. An Bord des Fahrzeuges befinden sich zwei Canaͤle b, b, die von dem Bottiche a auslaufen, gleichsam nur einen Theil desselben bilden, und wie die Zeichnung zeigt, zu beiden Seiten uͤber die Wandungen des Fahrzeuges oder des sonstigen schwimmenden Koͤrpers hinausragen. c, c und d, d sind Schleusenthuͤren oder Ventile, die zu dem weiter unten anzugebenden Zweke geoͤffnet oder geschlossen werden, und durch die das Wasser uͤber der Schwimmlinie entleert wird. Wenn daher der Bottich oder der Behaͤlter a bis auf irgend eine bestimmte Hoͤhe mit Wasser gefuͤllt ist, so wird dieses im Verhaͤltnisse der Hoͤhe der Wassersaͤule gegen die Schleusen druͤken. Wenn demnach das Wasser auf einer Hoͤhe von etwas mehr dann einem Fuß erhalten wird, so wird auf den unteren Theil der Schleusen ein Druk von beilaͤufig einem halben Pfund auf den Quadratzoll ausgeuͤbt werden; und wenn daher die beiden Schleusen c um einen Zoll gehoben wuͤrden, und die Schleuse 24 Zoll weit waͤre, so wuͤrde durch das Oeffnen beider, vorausgesezt, daß das Wasser immer auf gleicher Hoͤhe erhalten wird, eine Umwaͤlzung des Druckes von 48 Quadratzollen, der beinahe 24 Pfunden gleichkommt, entstehen. Es erhellt also, daß wenn der Druk auf die Schleusen d gleich bleibt, er den Betrag des auf die Schleusen c wirkenden Drukes um 24 Pfund uͤbersteigt, und daß das Fahrzeug mit einer Kraft von 24 Pfunden vorwaͤrts getrieben wird. Wuͤrden die Schleusen c um zwei Zoll gehoben werden, so wuͤrde der Ueberschuß des auf die Schleusen d wirkenden Drukes bedeutend zunehmen, ohne jedoch das Doppelte von ersterem Druke zu erreichen, ausgenommen die Wassersaͤule wird gleichfalls erhoͤht. Wollte man das Boot oder Fahrzeug nach Ruͤkwaͤrts laufen machen, so muͤßten die Schleusen c geschlossen und die Schleusen d dafuͤr geoͤffnet werden, indem dann der Druk auf die Schleusen c ausgeuͤbt werden wuͤrde, und das Boot mithin in einer der fruͤheren entgegengesezten Richtung fortgetrieben werden muͤßte. Aus dem Gesagten ergibt sich aber auch, daß wenn man die Schleusen zu beiden Seiten des Bottiches so bewegen wuͤrde, daß die eine das Uebergewicht uͤber die andere bekaͤme, das Schiff auf diese Weise sowohl gesteuert, als fortgetrieben werden muͤßte. Um nun dieses Princip auf die moͤglich vortheilhafteste Weise mit einer gegebenen Kraft, die an Bord eines Schiffes zum Heben von Wasser bestimmt ist, in Anwendung zu bringen, ist es von Belang, die mechanischen Apparate oder Mittel so anzubringen oder zu verbinden, daß die Hoͤhe der Wassersaͤule auf dem niedrigsten Niveau erhalten wird. Nach den gewoͤhnlichen Berechnungen nimmt man eine Pferdekraft zu 33,000 Pfd., welche in der Minute auf einen Fuß gehoben werden, an; dieß wuͤrde also beinahe 550 Kubikfuß Wasser betragen. Die Triebkraft, welche eine einer Pferdekraft gleichkommende Quantitaͤt Wasser auf das Fahrzeug ausuͤben wuͤrde, wuͤrde wesentlich von der Hoͤhe abhaͤngen, auf der das Wasser fortwaͤhrend im Wasserbottiche a unterhalten wird; denn es ist bekannt, daß eine Oeffnung unter dem Druke einer Wassersaͤule von einem Fuße nur halb so viel Wasser liefern wird, als unter einem Druke von vier Fuß, u. s. f. Wenn also die Wassersaͤule immer auf einem Fuß unterhalten wird, so wuͤrde auf jeden Quadratzoll der Oeffnung und in einer der Oeffnung entgegengesezten Richtung fortwaͤhrend ein nicht ausgeglichener Druk von beilaͤufig einem halben Pfund wirken; waͤhrend, wenn die Wassersaͤule bestaͤndig auf vier Fuß Hoͤhe unterhalten wuͤrde, durch dieselbe Oeffnung in einer bestimmten Zeit beinahe eine doppelt so große Menge Wasser ausstroͤmen und ein unausgeglichener Druk von zwei Pfunden auf jeden Quadratzoll der Oeffnung entstehen wuͤrde. Obschon nun aber der Druk hier in diesem Falle durch die Anwendung einer vier Fuß hohen Wassersaͤule um das Vierfache erhoͤht werden wuͤrde, so wuͤrde dagegen doch der Nachtheil erwachsen, daß eine bestimmte zum Heben des Wassers auf einen vier Fuß hohen Wasserstand verwendete Kraft eine Triebkraft erzeugen wuͤrde, die nur halb so groß waͤre, wie jene, die bei einer Wassersaͤule von einem Fuß hervorgebracht wird. Dieß erhellt, wenn man annimmt, daß bei einem Fuß Hoͤhe eine bestimmte Quantitaͤt Wasser, z. B. 550 Fuß in der Minute, bei den Schleusen ausstroͤmt; denn hiedurch wird fortwaͤhrend ein Druk von einem halben Pfund auf jeden Quadratzoll der Oeffnung unterhalten, waͤhrend zur Speisung des Wasserbottiches nur eine einzige Pferdekraft erforderlich ist. Wuͤrde dagegen die Wassersaͤule eine Hoͤhe von vier Fuß haben, so wuͤrden bei derselben Oeffnung in jeder Minute 1100 Kubikfuß Wasser ausstroͤmen, und um diese Quantitaͤt bestaͤndig vier Fuß hoch zu heben, waͤren nicht weniger als acht Pferdekraͤfte erforderlich: man brauchte also zur Erzielung eines vier Mal groͤßeren Drukes eine acht Mal groͤßere Pferdekraft. Ich hielt es fuͤr noͤthig ausfuͤhrlicher in diesen Theil der Anwendung des angedeuteten Principes zur Erzielung einer Triebkraft fuͤr Boote einzugehen, weil meine Erfindung hauptsaͤchlich darin besteht, daß ich das Princip des Drukes des Wassers mittelst mechanischer Vorrichtungen in Anwendung bringe, und dabei den Wasserstand regulire oder niedrig erhalte. Um alle Weitlaͤuftigkeit zu vermeiden, ließ ich sowohl in der Beschreibung als in der Abbildung die Dampfmaschine oder die sonstige Maschine, womit das Wasser auf gleicher Hoͤhe erhalten werden soll, weg. Ich weiß wohl, daß man bereits mancherlei Maschinerien versuchte, womit man Wasser aus einem Fahrzeuge auszutreiben suchte, um dadurch dieses in Bewegung zu sezen; allein alle diese Vorrichtungen unterscheiden sich sowohl im Principe als in der Wirkung von meiner Erfindung. Der Druk, den ich als Triebkraft benuzt haben will, ist naͤmlich lediglich jener Theil des Drukes einer Wassersaͤule, welcher unausgeglichen bleibt, und der dem Geseze der verminderten Wassersaͤulen oder Hoͤhen unterworfen ist; waͤhrend in den anderen Faͤllen die Triebkraft dadurch erzielt wird, daß Wasser mit Pumpen oder anderen Maschinerien gegen Wasser getrieben wird. Ich beschraͤnke mich uͤbrigens keineswegs auf den hier beschriebenen Apparat, indem derselbe verschieden abgeaͤndert werden kann; nur muß stets darauf Bedacht genommen werden, daß sich die Richtung des Drukes leicht veraͤndern lasse, damit das Schiff oder Fahrzeug vor- und ruͤkwaͤrts getrieben werden kann.

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