| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXIX., S. 394 | 
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                        LXXIX.
                        
                           Miszellen.
                           
                        
                           Miszellen.
                           
                        
                     
                        
                           Neue, in das Gebiet der chemischen Kuͤnste
                              einschlagende Preisaufgaben der Société d'encouragement
                              in Paris.
                           Die Gesellschaft hat auf die Berichte, die ihr von ihrem Comité der chemischen
                              Kuͤnste erstattet worden sind, folgende Preise fuͤr die Jahre 1837 und
                              1839 ausgeschrieben:
                           
                        
                           1. Preis von 2000 Fr. fuͤr eine genaue Beschreibung der Bereitung des
                                 Ultramarins.
                           Die Bereitung des kuͤnstlichen Ultramarins ward in Frankreich auf den von der
                              Gesellschaft ergangenen Aufruf erfunden; der Erfinder verdiente und erhielt auch den
                              ausgeschriebenen Preis. Unser beruͤhmte Vauquelin
                              war der einzige Zeuge, der bei den Operationen des Concurrenten zugegen war; und da
                              die Gesellschaft damals versaͤumt hatte zu verlangen, daß das mit dem Preise
                              gekroͤnte Verfahren unter Siegel in einer vollkommenen Beschreibung deponirt
                              werde (eine Vorsichtsmaßregel, die sie seit jener Zeit befolgt): so wurde das
                              Geheimniß fuͤr uns mit Hrn. Vauquelin zu Grabe
                              getragen.
                           Es fehlt der Gesellschaft demnach an einer Garantie, daß diese schoͤne
                              Erfindung nicht ganz verloren gehe, wenn der Erfinder selbst allenfalls
                              aufhoͤren sollte, sie auszuberten. Da uͤbrigens bekannt ist, daß
                              mehrere Chemiker in Hinsicht auf denselben Gegenstand zu sehr schoͤnen
                              Resultaten gelangten, obschon es ihnen, so viel die Gesellschaft weiß, nicht gelang,
                              ihr Verfahren fabrikmaͤßig zu bewerkstelligen; so ist es wahrscheinlich, daß
                              uns ein neuer Concurs im allgemeinen Interesse mit einem fuͤr die Industrie
                              und die schoͤnen Kuͤnste so nuͤzlichen Verfahren bekannt machen
                              duͤrfte. Ja es ist sogar moͤglich, daß wir auf diese Weise zu
                              Verbesserungen gelangen, wenigstens was die Ersparniß an Kosten betrifft.
                           Aus diesen Gruͤnden sieht sich die Gesellschaft veranlaßt einen Preis von 2000
                              Fr. fuͤr denjenigen auszusezen, der eine genaue Beschreibung eines
                              fabrikmaͤßigen Verfahrens gibt, nach welchem man auf wohlfeile Weise ein
                              kuͤnstliches Ultramarin erzeugen kann, welches eben so schoͤn ist, wie
                              jenes des Hrn. Guimet, und welches, wenn es zu den
                              gegenwaͤrtigen Preisen in den Handel gebracht wird, einen Gewinn von
                              wenigstens 10 Proc. abwirft.
                           Die Muster muͤssen vor dem 1. Julius 1837 dem Secretariate der Gesellschaft in
                              verschlossenen Flaschchen eingesendet werden. Die Concurrenten koͤnnen sich
                              das Geheimniß ihres Verfahrens fuͤr 10 Jahre vorbehalten, in diesem Falle
                              muͤssen sie es jedoch einem Abgeordneten der Gesellschaft mittheilen, der
                              dann die von dem Concurrenten gegebene Beschreibung, nach sorgfaͤltiger
                              Verificirung derselben versiegelt deponiren wird. Das Siegel wird erst 10 Jahre nach
                              erfolgter Deposition erbrochen.
                           
                        
                           2. Preis von 10,000 Fr. auf die Ausziehung des Zukers aus den
                                 Runkelruͤben.
                           Die Runkelruͤbenzuker-Fabrication muß, obwohl sie in Frankreich eine
                              hoͤhere Wichtigkeit und Vollkommenheit erlangt hat, als in irgend einem
                              anderen Lande, noch große Fortschritte machen, wenn sie einen neuen Aufschwung
                              bekommen soll. Man weiß, daß gute Runkelruͤben, wenn sie auf einem geeigneten
                              Boden gebaut  worden
                              sind, und wenn ihr Saft kalt an Baume's Araͤometer
                              7 Grad zeigt, dem Gewichte nach 10 Proc. krystallisirbaren Zuker enthalten, und daß
                              dieser Zuker, wenn die Ruͤben keine Veraͤnderung erlitten haben, weder
                              mit unkrystallisirbarem Zuker, noch mit Traubenzuker, noch mit Mannastoff verbunden
                              ist. Dessen ungeachtet gewinnen unsere gegenwaͤrtigen Fabriken im
                              Durchschnitte in den ersten 2 bis 3 Monaten nach dem Einsammeln der Ruͤben
                              nicht mehr als 5 bis 6, und in den spaͤteren Monaten nicht Mehr als 3 bis 4
                              Proc. Zuker. Durch das in den Fabriken gebraͤuchliche Reiben und Auspressen
                              erhaͤlt man auf wohlfeilem Wege selten uͤber 75 Proc.
                              Ruͤbensaft, obschon die Ruͤben bekanntlich uͤber 95 Proc.
                              enthalten Dazu kommt aber noch, daß durch den Einfluß des Wassers, der Temperatur,
                              der angewendeten alkalischen und sauren Reagentien eine bedeutende Quantitaͤt
                              krystallisirbaren Zukers in Traubenzuker umgewandelt wird, und entweder in die
                              Melassen uͤbergeht oder den krystallisirten Zuker verunreinigt. Es ist daher
                              immer noch zu hoffen, daß sich der aus den Runkelruͤben zu gewinnende Ertrag
                              an Zuker weit hoͤher steigern duͤrfte, als bisher, wenn man ein Mal
                              die Gewinnung des Saftes aus den Ruͤben und die Behandlung des gewonnenen
                              Saftes auf eine hoͤhere Stufe von Vollkommenheit gebracht haben wird.
                              Zahlreiche Versuche und Opfer werden zur Erreichung dieses Zieles noch erforderlich
                              seyn; um auch ihrerseits hiezu beizutragen gruͤndet die Gesellschaft einen
                              Preis von 10,000 Fr., den sie im Jahre 1839 jenem Concurrenten ertheilen wird,
                              welcher ein fabrikmaͤßiges Verfahren ausfindig gemacht hat, wonach man in den
                              vier Monaten zwischen September und Februar und ohne Erhoͤhung der
                              gegenwaͤrtigen Gewinnungskosten aus weißen schlesischen Runkelruͤben,
                              deren Saft bei einer Temperatur von 15° an Baume's
                              Araͤometer 7 Grade zeigt, 8 Proc. krystallisirten Zuker von der unter dem
                              Namen Belle quartrième bekannten Qualitaͤt
                              gewinnen kann; oder den sie uͤberhaupt auch demjenigen zuerkennen wird, der
                              aus mehr oder minder zukerreichen Ruͤben von dem in ihnen enthaltenen
                              krystallisirbaren Zuker 8 Proc. gewinnt.
                           Der Preisbewerber muß den von der Gesellschaft ernannten Commissaͤren alle
                              Mittel an die Hand geben sich von der Erzielung des bestimmten Ertrages zu
                              uͤberzeugen, und sich genaue Kenntniß von dem eingeschlagenen Verfahren zu
                              verschaffen. Es bleibt ihm uͤbrigens unbenommen sich ein Patent ertheilen zu
                              lassen.
                           
                        
                           3. Preise auf Verbesserungen in der
                                 Holzkohlenbrennerei.
                           Das an der Luft getroknete Holz, welches gewoͤhnlich von den Kohlenbrennern
                              angewendet wird, enthalt 0,25 hygrometrisches Wasser und 0,38 Kohle. Nach dem an den
                              Huͤttenwerken gewoͤhnlich uͤblichen Verfahren gewinnt man
                              jedoch aus 100 Theilen Holz selten mehr als 16 bis 18 Theile Kohle; es findet also
                              ein Verlust von 0,5 an Kohle Statt, der von der Entwikelung von Gasen, die
                              Kohlenstoff mit als einen Bestandtheil enthalten, herruͤhrt.
                           Man findet im Dictionnaire de l'industrie und im Dictionnaire technologique hoͤchst
                              nuͤzliche Nachweisungen uͤber den sogenannten absteigenden
                              Verkohlungsproceß (carbonisatio per descensum), bei
                              welchem die Operationen regelmaͤßiger von Statten gehen, und bei welchem der
                              Verlust bedeutend vermindert wird.
                           Mehrere Abhandlungen und Arbeiten, die im Großen unternommen wurden, und welche wir
                              den HH. Dufournel, Houzeau-Muiron, Thomas und Laurent, Virlet und anderen verdanken, beweisen die
                              Moͤglichkeit, daß sich beim Hohofenbetriebe unvollkommen verkohltes oder
                              selbst solches Holz anwenden laͤßt, welches so scharf getroknet worden ist,
                              daß es eine braͤunlichfahle Farbe bekam, und welches man in Frankreich Charbon roux oder auch fumerons (Braͤnde) zu nennen pflegt.
                           Es scheint allerdings, daß die Anwendung der Kohle in diesem Zustande am meisten
                              Vortheile gewaͤhrt, allein welches ist das wohlfeilste Verfahren, sich solche
                              braun-rothe Kohle zu verschaffen? Dieß ist bis jezt noch nicht hergestellt,
                              obschon bereits mehrere Versuche im Großen hieruͤber angestellt worden sind.
                              Die Gesellschaft beschloß daher in der Absicht dieß aufzuklaͤren, folgende im
                              Jahre 1839 zu ertheilende Preise, auszuschreiben:
                           1. Preis von 3000 Franken fuͤr jenen, der das wohlfeilste und in allen mit
                              Holz arbeitenden Huͤttenwerken und sonstigen Fabriken zu obigem Zweke
                              anwendbare Verfahren beschreibt, und wonach sich der groͤßte oder wenigstens
                              ein eben so  großer
                              Nuzeffect des Holzes erzielen laͤßt, wie er sich ergeben wuͤrde, wenn
                              man aus 100 Kilogrammen lufttrokenen Holzes 30 Kilogramme gewoͤhnliche Kohle
                              gewaͤnne.
                           2. Preis von 1500 Fr. fuͤr jenen, der dasselbe gleichfalls auf die wohlfeilste
                              Weise, aber nach einem Verfahren erreicht, welches sich nur fuͤr bestimmte
                              Localverhaͤltnisse eignet, wie z. B. fuͤr den Fall, daß das Holz ohne
                              große Kosten an den Fuß der Hohoͤfen geschafft werden kann.
                           3. Goldene Medaille fuͤr denjenigen, der zuerst in Frankreich die braunrothe
                              Kohle beim Hohofenbetriebe unter Ersparnissen in Anwendung bringt.
                           
                        
                           4. Preis von 3000 Fr. auf wohlfeile Desinficirung der Urine und der Ablaufwasser
                                 der Schwindgruben.
                           Zahlreiche, mit vollkommenem Erfolge gekroͤnte Arbeiten und Unternehmungen
                              lieferten die Beweise, daß sich die thierischen Ueberreste sowohl als die
                              thierischen Excretionen mit Vortheil in der Landwirthschaft benuͤzen lassen,
                              ohne daß sie vorher eine langsame Zersezung zu erleiden brauchen; ja es ist sogar
                              hergestellt, daß man den groͤßten Nuzeffect aus diesen stikstoffhaltigen
                              Substanzen ziehen kann, wenn man deren Zersezung unter der Erde mit der Entwikelung
                              der Pflanzen, die deren Producte zu assimiliren im Stande sind, in
                              Verhaͤltniß bringt. Die Resultate der von der Société
                                 royale et centrale d'agriculture ausgeschriebenen Preisaufgaben, zahlreiche
                              im Großen angestellte Versuche, und die Erfahrung vieler gebildeter Landwirthe haben
                              dieß als Wahrheit uͤber alle Zweifel erhoben.
                           Die Anwendung der kohligen Substanzen zur Desinficirung des Menschenkothes in den
                              Schwindgruben hat zur Genuͤge beurkundet, mit welchem Vortheile man dieses
                              Verfahren befolgen kann, um die mit dem Raͤumen der Schwindgruben verbundenen
                              Unannehmlichkeiten zu vermindern. Die zahlreichen Versuche, die man uͤber die
                              Desinficirung der festen Stoffe der Schwindgruben mittelst thierischer Kohle
                              anstellte, und woruͤber die Sanilaͤts-Commission in Paris einen
                              so vortheilhaften Bericht erstattete; die guͤnstigen Erfolge, welche leztere
                              ungeachtet des Eigensinnes des Schlendrians und ungeachtet der vielen absichtlich in
                              den Weg gestellten Hindernisse nachwies, deuten unwiderlegbar auf die Vortheile, die
                              man zu erwarten haͤtte, wenn man mehr oder weniger analoge Mittel anwenden
                              wollte, um eine der widerlichsten und dennoch so oft wiederkehrenden Arbeiten aus
                              unseren Wohngebaͤuden zu verbannen.
                           Zu diesen unmittelbaren Unannehmlichkeiten gesellen sich aber auch noch andere, nicht
                              minder bedeutende, welche aus der langsamen Zersezung erwachsen, der man die aus den
                              Schwindgruben genommenen Stoffe uͤberlaͤßt, um sie in sogenanntes
                              Duͤngpulver zu verwandeln, und bei der sich nicht nur ein
                              unertraͤglicher Gestank verbreitet, sondern bei der zugleich auch noch
                              Fluͤssigkeiten abgeschieden werden muͤssen, die eine große Menge
                              aͤußerst verwesbarer organischer Stoffe enthalten. Durch Desinficirung der in
                              den Schwindgruben enthaltenen festen Stoffe nach Entfernung der
                              Fluͤssigkeiten wuͤrden sich die Nachtheile, die das Raͤumen mit
                              sich bringt, wesentlich vermindern; und andererseits wuͤrde durch Verwandlung
                              der abgeschiedenen Fluͤssigkeiten in nuͤzliche Producte demnach ein
                              Theil der Frage geloͤst werden, indem das Wegschaffen dieser
                              Fluͤssigkeiten der Gesundheit unserer Wohnungen nachtheilig wird. Uebrigens
                              muß bemerkt werden, daß das Wegschaffen der Fluͤssigkeiten keineswegs
                              dieselben Erstikungsgefahren droht, wie dieß bei den festen Kothstoffen der Fall
                              ist; und daß bereits eine sehr große Verbesserung dadurch erzielt wurde, daß man die
                              in den Schwindgruben von den Fluͤssigkeiten gesonderten festen Stoffe
                              desinficirte, und hiedurch die Erstikungsgefahren fuͤr die beim
                              Raͤumen beschaͤftigten Individuen großen Theils beseitigte.
                           Die Aufgabe muß jedoch unter einem weiteren Gesichtspunkte aufgefaßt werden, und zwar
                              um so mehr, als auf dem gegenwaͤrtigen Standpunkte der Kuͤnste und
                              Wissenschaften auch eine Loͤsung derselben erwartet werden darf. Die
                              Erfahrung hat gezeigt, daß, wenn die festen Substanzen in den Schwindgruben
                              vollkommen von den Fluͤssigkeiten geschieden wuͤrden, sowohl die einen
                              als die anderen mit sehr geringen Beschwerden weggeschafft werden koͤnnten.
                              Ein Architekt in Versailles, Namens Gourlier, schlug
                              bereits vor 50 Jahren einen auf Realisirung dieser Absichten zielenden Bau vor. Auch
                              die sogenannten beweglichen Schwindgruben geben ein Mittel zur Abscheidung der
                              beiderlei Stoffe von einander  an die Hand: doch behalten die Fluͤssigkeiten
                              wegen ihres großen Gehaltes an organischen Stoffen immer noch die Eigenschaft in
                              Faͤulniß uͤberzugehen.
                           Die Erfindung von Schwindgruben, in denen die festen Substanzen vollkommen
                              abgeschieden wuͤrden, und eine solche Desinficirung der
                              Fluͤssigkeiten, daß man sie ohne Nachtheil auf die Straße fließen lassen
                              koͤnnte, waͤre demnach sowohl in sanitaͤtspolizeilicher
                              Hinsicht, als auch der groͤßeren Bequemlichkeit der Wohnungen wegen, einer
                              der wichtigsten Dienste. Die festen, mit kohligen Producten vermengten Stoffe
                              wuͤrden unmittelbar einen Duͤnger liefern, der den durch langsame
                              Zersezung erzielten bei weitem uͤbertraͤfe, und der uͤberdieß
                              von allen den Unbequemlichkeiten des Duͤngpulvers frei waͤre. Die
                              Fluͤssigkeiten dagegen ließen sich gleichfalls desinficiren und der in ihnen
                              enthaltenen organischen Stoffe entledigen, so daß nur mehr die aufloͤslichen
                              Salze des Urines in ihnen enthalten waͤren.
                           Die Gesellschaft ertheilt hienach im Jahre 1837 einen Preis von 3000 Fr. fuͤr
                              ein im Großen angewendetes Verfahren, wonach die Urine in den Schwindgruben von den
                              festen Substanzen geschieden und auf wohlfeile Weise so vollkommen desinficirt
                              werden koͤnnten, daß man sie ohne Nachtheil auf die Straßen oder in die
                              Gassen oder Canaͤle laufen lassen koͤnnte.
                           
                        
                           Ueber die Eisenbahnprojecte in England
                           Enthaͤlt das London Journal of arts, welches doch
                              sonst ganz torystische Grundsaͤze durchbliken laͤßt, folgende
                              merkwuͤrdige Aeußerung: „Die wohlthaͤtigen Wirkungen, welche
                                 die Ausfuͤhrung der zahlreichen Eisenbahnprojecte dadurch uͤber
                                 England verbreitet, daß den arbeitenden Classen auf diesem Wege viele und
                                 fortwaͤhrende Beschaͤftigung erwaͤchst, lassen sich zum
                                 Theile berechnen, wenn man bedenkt, daß gegenwaͤrtig an der
                                 London-Birmingham-Eisenbahn allein zwischen 10,000 bis 11,000
                                 Meuschen beschaͤftigt sind Sonderbar erscheint unter diesen
                                 Umstaͤnden die Verwerfung mehrerer Eisenbahnprojecte, namentlich der Stephenson'schen Bahn zwischen London und Brighton,
                                 vom Hause der Lords und auch vom Hause der Gemeinen. Da wenigstens die
                                 Einwilligung von ⅔ der Grundeigenthuͤmer erlangt seyn muß, bevor
                                 eine Bill fuͤr eine neue Eisenbahn eingebracht werden darf, so ist
                                 offenbar, daß diese Projecte nicht zum Nachtheile der Grundeigenthuͤmer
                                 ausfallen werden. Und was die politischen und sonstigen Gruͤnde betrifft,
                                 so scheint uns auch bei den Eisenbahnen die Concurrenz wuͤnschenswerth.
                                 Wenn auch große Speculationen in Hinsicht auf den Gewinn, den man sich davon
                                 verspricht, mißlingen, so erwaͤchst doch der Vortheil aus deren
                                 Ausfuͤhrung, daß die großen, ungleichmaͤßig angehaͤuften
                                 Capitalien auf diesem Wege wieder vertheilt und sowohl zur physischen und
                                 moralischen Verbesserung der Existenz der arbeitenden Classen, als zur
                                 Verhuͤtung der Zunahme ihrer Verarmung verwendet werden. Unsere
                                 Staatsmaͤnner und Staatsoͤkonomen sollen bei jedem Vorschlage zu
                                 großen, auf Verbesserungen abgesehenen Ausgaben und Unternehmungen doch ja nicht
                                 vergessen, daß Capitalien, selbst wenn sie schlecht (d. h. ohne Gewinn
                                 fuͤr die Darleiher) ausgelegt und verwendet werden, doch fuͤr das
                                 Publicum nie verloren gehen, sondern daß dieß nichts weiter ist, als eine
                                 Vertheilung von uͤbermaͤßig angehaͤustem Wohlseyn durch die
                                 zahlreichen Adern eines gesunden Koͤrpers, woraus mit erhoͤhtem
                                 Gewinn fuͤr das Ganze ein frischer Umlauf
                                 erwaͤchst“
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Wasserdaͤmpfe zum
                              Fruchtmaischen.
                           Hr. Ludwig Gall, durch seine Verbesserung der
                              Destillirapparate ruͤhmlich bekannt, hat in einer besonderen Schrift eine
                              Anleitung zum Maischen durch Einleitung von Wasserdampf bekannt gemacht; 
                                 Anweisung zum Fruchtmaischen mittelst Wasserdampfs, ein Verfahren, welches
                                    die Arbeit abkuͤrzend und erleichternd, in den Zollvereinsstaaten
                                    einen zwei- bis vier Mal groͤßeren Gewinn, als das
                                    gewoͤhnliche Verfahren gewaͤhrt. Von Ludwig Gall. Mit Abbildungen. Preis 3 Thlr. Trier, 1835.
                                    F. A. Gall's Buchhandlung.
                                  die Vortheile dieser Maischart sind:
                           
                           1) daß ein, seinem Rauminhalt nach, um 2/5 kleinerer Kessel zur Erhizung des zum
                              Einteigen und Gahrbruͤhen noͤthigen Wassers hinreicht;
                           2) daß man nicht noͤthig hat, das erforderliche heiße Wasser erst aus einem
                              Kessel in Kannen abzulassen und nach dem Maischbottich hinzutragen;
                           3) daß man die Temperatur der Maische beim Einruͤhren und Gahrbruͤhen
                              ganz genau, bis zum halben Grade, reguliren kann, was fuͤr den Erfolg von der
                              groͤßten Wichtigkeit ist; endlich
                           4) daß man, was der Hauptvorzug des Dampfmaischens ist, mit 100 Quart Wasser in
                              Dampfform in die Maische geleitet, derselben die naͤmliche Temperatur
                              ertheilt, wie durch 550 Quart siedendheißes Wasser, und folglich 9/11 desjenigen
                              Raumes, den, bei dem gewoͤhnlichen Verfahren, das zum Gahrbruͤhen
                              noͤthige Wasser einnimmt, zur schnelleren und vollkommeneren
                              Abkuͤhlung der Maische mittelst kalten Wassers uͤbrig bleiben.
                           Die hier aufgezaͤhlten Vortheile, welche das Maischen mittelst Wasserdampfs
                              fuͤr den praktischen Betrieb gewaͤhrt, begruͤnden den in
                              oͤkonomischer Ruͤksicht weit wichtigeren Vortheil, in einer zur
                              Verarbeitung von 1400 Pfd. Schrot eingerichteten Brennerei, und mit denselben
                              Ausgaben fuͤr Steuer, Brennmaterial, Arbeitslohn und Unterhaltungskosten,
                              welche eine Brennerei von diesem Umfange noͤthig machen wuͤrde,
                              taͤglich 2000 Pfd. Getreide verwerthen zu koͤnnen, so daß der Spiritus, welcher aus den taͤglich mehr
                              verarbeiteten 600 Pfd. Getreide gewonnen wird, bloß den Preis des Getreides
                              kostet.
                           Nach Hrn. Gall's Versuchen ist frisches Malz immer altem
                              vorzuziehen, und Luftmalz wirksamer als Darrmalz. 5 Pfd. Luftmalz sind hinreichend,
                              um 100 Pfd. Staͤrkmehl zu verzukern, und an Wasser sind dazu nicht mehr als
                              350 Pfd. noͤthig. Da aber in den Brennereien nicht Staͤrkmehl, sondern
                              Karloffeln und Getreideschrot verarbeitet werden, so mußte ausgemittelt werden, wie
                              viel Malz bei diesen nothwendig ist. Hr. Gall fand, daß
                              5/6, Pfd. Luftmalz auf 100 Pfd. Kartoffeln (also ¼ so viel als bisher
                              angewandt wurde). und 2½ Pfd. auf
                              100 Pfd. Getreide (also 10/11 weniger als man bisher nahm) hinreichen. Hinsichtlich
                              der zum Maischen noͤthigen Wassermenge genuͤgen nach Hrn, Gall 252¼ Pfd. oder 101 Quart auf 100 Pfd. trokene
                              Substanz.
                           
                        
                           Ueber eine wohlfeile Art von Geblaͤse fuͤr
                              Schmiede.
                           Das Stirling Journal und aus diesem das Mechanics' Magazine in Nr. 696 berichtet, daß ein
                              Schmied in Stirling, Namens William Bowle, hinter seiner
                              Esse eine Art von Geblaͤs angebracht habe, welches sich durch Einfachheit,
                              Wohlfeilheit und Zwekmaͤßigkeit auszeichnet. Dieses Geblaͤse besteht
                              naͤmlich aus Windmuͤhlfluͤgeln von 5 Zoll Breite, welche an
                              einer horizontalen, ¾zoͤlligen, eisernen Welle befestigt, und in einem
                              Gehaͤuse von 18 Zoll im Durchmesser eingeschlossen sind. An dem Ende der
                              Welle befindet sich eine Rolle von 2 Zoll im Durchmesser, von der ein Laufband an
                              eine zweite, gerade uͤber ihr angebrachte groͤßere Rolle von 20 Zoll
                              im Durchmesser laͤuft. Der am Feuer befindliche Arbeiter dreht mit einer Hand
                              und mit Huͤlfe einer Kurbel die eine dieser Rollen, waͤhrend er mit
                              der anderen das Eisen im Feuer handhabt. Uebrigens kann der Windfang hinter der Esse
                              eben so gut auf verschiedene andere Weise in Bewegung gesezt werden. Der mit dieser
                              Vorrichtung, welche nur 30 Schill. kostet, erzeugbare Zug ist eben so
                              kraͤftig und anhaltend, wie einer, den man mit den besten Blasebaͤlgen
                              von 6 Pfd. Sterl. im Werthe hervorzubringen vermag. An groͤßeren
                              Huͤttenwerken hat man schon laͤngst aͤhnliche, durch
                              Dampf- oder Wasserkraft getriebene Geblaͤse in Anwendung gebracht.
                              Fuͤr kleinere Schmiedessen haͤlt das Stirling
                                 Journal die Vorrichtung fuͤr neu; in England mag dieß seyn, in
                              Deutschland erinnern wir uns aber dieselbe schon vor Jahren von mehreren einfachen
                              Landschmieden benuzt gesehen zu haben.
                           
                        
                           Prutzman's verbessertes Schloß.
                           Das Franklin Journal enthaͤlt einen
                              Commissionsbericht uͤber ein von Hrn. Prutzman in
                              Philadelphia erfundenes Schloß, welches sich in mehrfacher Hinsicht auszeichnen
                              soll. Die Haupteigenthuͤmlichkeit desselben besteht darin, daß der Riegel so
                              festgestellt wird, daß er durch keinen Dietrich in Bewegung gesezt werden  kann, und daß der
                              Schluͤssel nicht anders als in einzelnen Theilen angestekt werden kann. Das
                              Schloß ist mit Tummlern ausgestattet, die sich senkrecht und waagerecht bewegen, so
                              daß der Riegel, er mag abgesperrt oder aufgesperrt werden, in seiner Stellung
                              erhalten wird. Auf die Tummler selbst wirkt ein in dem Schluͤsselbarte
                              angebrachter und um einen Stuͤzpunkt beweglicher Hebel, welcher durch eine
                              Platte in Bewegung gesezt wird, die so in dem Schlosse angebracht ist, daß sie in
                              einen der Kaͤmme des Schluͤssels eindringt und den Hebel gegen den
                              Stiel des Schluͤssels andruͤkt. Das eine Ende dieses Hebels wirkt auf
                              einen an dem einen an dem einen der Tummler befindlichen Vorsprung, und
                              druͤkt denselben herab, waͤhrend ein Theil des Schluͤssels auf
                              einen parallelen Tummler wirkt und denselben emportreibt. Das entgegengesezte Ende
                              des Hebels wirkt dagegen auf einen horizontalen Tummler, und macht dadurch den
                              Riegel frei. Wenn der Riegel abgesperrt worden ist, so gelangen die Tummler wieder
                              in ihre fruͤhere Stellung zuruͤk, um den Riegel wieder festzuhalten.
                              Zwischen den beiden parallelen Tummlern ist ein um einen Stuͤzpunkt
                              beweglicher Hebel angebracht; der Riegel wird an dem einen Ende festgehalten, und an
                              dem anderen mittelst eines Schluͤssels in Bewegung gesezt, so daß sich
                              derselbe in einer dem Schluͤssel entgegengesezten Richtung bewegt. Die
                              Commission erklaͤrt diese Art von Schloß, dessen man sich bereits an den
                              Gassen mehrerer der amerikanischen Banken bedient, fuͤr eines der besten ihr
                              bekannt gewordenen. Von den gewoͤhnlichen Schluͤsseln kann leicht ein
                              Abdruk genommen werden; bei der neuen Art von Schluͤssel hingegen ist dieß
                              nicht wohl thunlich, weil in Hinsicht auf den Hebel ein hoher Grad von Genauigkeit
                              erforderlich ist. (Aus dem Mechanics' Magazine, No.
                              697.)
                           
                        
                           Ueber einen neuen tragbaren Krahn.
                           Hr. Maudsley in London, liest man im Temps, hat einen tragbaren, durchgehends aus Eisen
                              gebauten Krahn erfunden, womit man die bedeutendsten Lasten heben und bewegen kann.
                              Die vorzuͤglichsten Theile dieser Maschine sind zwei Pfosten und zwei Arme
                              aus Schmiedeisen, die sich um starke, durch den Rost oder durch das Fußgestell des
                              Krahnes gehende Bolzen bewegen. Diese Arme werden mittelst zweier, an Bolzen
                              befestigter Ketten, die sich nach entgegengesezten Richtungen auf Haspel aufwinden,
                              einander genaͤhert oder von einander entfernt, und auf diese Weise wird die
                              Last seitlich bewegt. Die Welle deß Haspels erhaͤlt die Bewegung eines
                              Zahnrades mitgetheilt, in welches eine Schraube ohne Ende eingreift. An der
                              senkrechten Spindel dieser lezleren befindet sich ein kleines Rad, welches von einem
                              Getriebe gefuͤhrt wird, dessen Welle an einem Armrade befestigt ist. Den an
                              dem einen Arme befestigten Lasten wird durch Gewichte, welche an dem anderen Arme
                              aufgehaͤngt werden, das Gleichgewicht gehalten. Die zum Aufheben derselben
                              bestimmten Ketten laufen uͤber Rollen und winden sich auf eine Trommel, an
                              deren Welle sich ein Zahnrad befindet. In lezteres greift ein an der Welle eines
                              anderen Zahnrades angebrachtes Getriebe, und dieses Zahnrad wird von einem anderen
                              Getriebe gefuͤhrt, welches an der Achse einer Kurbel, womit man die Trommel
                              umtreibt, befestigt ist. Der ganze Krahn befindet sich auf einer Unterlage, die sich
                              mit Raͤdern auf einem Wagen im Kreise drehen laͤßt.
                           
                        
                           Vervollkommnete Treppengelaͤnder.
                           Hr. Féron in Paris, rue de Clichy, No. 29,
                              verfertigt gegenwaͤrtig Treppengelaͤnder, welche nicht bloß
                              außerordentlich zur Zierde des Inneren der Wohngebaͤude beitragen, sondern
                              die man unter die wirklichen Kunstwerke rechnen kann. Er verziert naͤmlich
                              die Laͤufer, an denen man sich mit den Haͤnden festzuhalten pflegt,
                              mit den schoͤnsten mosaikartigen Incrustationen, welche bis auf 3 Linien
                              Tiefe eindringen und welche saͤmmtlichen Umrissen der Zeichnungen mit
                              bewundernswerther Genauigkeit folgen. Die zu den Gelaͤndern verwendeten
                              Guͤsse besizen den hoͤchsten Grad von Vollendung, und die an ihnen
                              vorkommenden Cannelirungen haben saͤmmtlich einen abgerundeten Grund, damit
                              man sie leichter mit der Buͤrste reinigen kann. Alle die einzelnen Theile
                              sind nach einem eigenthuͤmlichen, von Hrn. Féron erfundenen Verfahren so
                              fest und so innig miteinander verbunden, daß das Ganze eine große Dauerhaftigkeit
                              verspricht. Derselbe Erfinder  hatte die gluͤkliche Idee, seine Incrustationen
                              auch auf die Parquetboden der Zimmer anzuwenden, und auf diese Weise mit verschieden
                              gefaͤrbtem Holze Boden zu erzeugen, die den schoͤnsten aus Marmor,
                              Stukarbeit oder Erdharz erzeugten Mosaikboden nicht nachstehen. Die einzelnen
                              Stuͤke, welche zu dieser Art von Mosaik dienen sollen, werden mit
                              verschiedenen Maschinen ausgeschnitten. (Mémorial
                                 encyclolopédique. Oktober 1836, S. 607.)
                           
                        
                           Perrot's
                              Maschine zum Satiniren der Tapetenpapiere.
                           Hr. Perrot in Rouen, der Erfinder der zum Calicodruke
                              bestimmten Perrotine, hat nunmehr auch eine neue, zum Satiniren der Tapetenpapiere
                              dienende Maschine erfunden, und dieselbe mit dem Namen Satincuse belegt. Das Satiniren geschah bisher mit der Hand, indem man
                              eine Buͤrste nach allen Richtungen auf der Oberflaͤche des Papieres
                              herum bewegte; mit der Maschine geschieht nun dieselbe Arbeit weit schneller und
                              wenigstens eben so gut. Zur Bedienung der Maschine sind nur zwei Personen
                              noͤthig; und da es sich bei deren Anwendung nur um das Umdrehen einer Kurbel
                              handelt, so koͤnnen dieß ganz gewoͤhnliche Arbeiter seyn. Man
                              versuchte bereits fruͤher schon dasselbe Geschaͤft durch eine Walz
                              verrichten zu lassen, allein die Umdrehungen der Walze nach einer und derselben
                              Richtung gaben nur eine sehr unvollkommene Satinirung, indem die Buͤrste
                              hiebei immer nur nach einer und derselben Richtung arbeitete, so daß deren Spuren
                              stets parallel blieben. Die Maschine des Hrn. Perrot
                              dagegen bedingt eine doppelte Bewegung. Nach einem Berichte, den Hr. Gors der Sociétè libre
                                 d'èmulation in Rouen hieruͤber erstattete, verbindet die neue
                              Vorrichtung Geschwindigkeit mit Leichtigkeit und Vollkommenheit der Arbeit und der
                              dadurch erzielten. Fabricate. (Mémorial encyclopédique.
                              November 1836, S. 669.)
                           
                        
                           Ueber die Zukergewinnung aus dem Cactussafte
                           liest man im Moniteur industriel vom September vorigen
                              Jahres folgenden Artikel. „Der Aufschwung, den die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication in Frankreich nahm, bewirkte, daß man
                              auch in Sicilien einige derlei Fabriken errichtete. Diese Unternehmungen versprachen
                              zwar gleich den franzoͤsischen gedeihlich zu werden; allein nunmehr
                              duͤrfte ihre Existenz wirklich gefaͤhrdet werden, wenn sich die
                              Entdekung, die Dr. Furnari
                              machte, im Großen so vertheilhaft bewaͤhrt, wie man dieß nach den im Kleinen
                              angestellten Versuchen zu schließen berechtigt ist. Dr.Furnari entdekte naͤmlich in den
                              Fruͤchten der gemeinen Fakeldistel, des (Cactus
                                 Opuntia L., einen krystallisirbaren Zuker, der in seinen Eigenschaften dem
                              Rohr- und Runkelruͤbenzuker vollkommen gleichkommt. Acht
                              Fruͤchte dieser Pflanze, welche uͤberall an den unwirthbarsten Punkten
                              der Suͤdlaͤnder gedeiht, und daselbst von der aͤrmsten Classe
                              als Nahrungsmittel benuzt wird, geben beilaͤufig 9 bis 10 Unzen Saft, dessen
                              Zukergehalt je nach der Farbe der Fruͤchte (wovon es weiße, gelbe und rothe
                              gibt), je nach der Zeit des Einsammelns und je nach der Beschaffenheit des Bodens
                              wechselt. Der aus denselben gewonnene Zuker ward schon bei den ersten Versuchen sehr
                              weiß und fest; und die Manipulationen sind im Ganzen sehr einfach, da man die
                              Fruͤchte nur zu waschen, zu reiben und zu maceriren braucht. Die Schalen der
                              Fruͤchte lassen sich sehr gut auf Alkohol benuzen. Man verspricht sich sehr
                              viel von dieser Entdekung des Hr. Furnari, und es soll
                              sich auch bereits eine Compagnie gebildet haben, die dieselbe in Sicilien, Algier
                              und Spanien ausbeuten will.
                           
                        
                           Ueber die Venuzung des Ruͤkstandes der ausgelaugten
                              Soda.
                           Wenn die Soda aller ihrer in Wasser aufloͤslichen Theile entledigt worden ist,
                              so bleibt in den Bottichen ein schiefergrauer Nuͤkstand, welcher aus Kohle,
                              Kieselerde, Kalk, Bittererde, Eisen, Gyps und beilaͤufig 15 Proc. Schwefel
                              besteht. Der hohe Arbeitslohn und der niedrige Preis dieser in dem Ruͤkstande
                              enthaltenen Substanzen hielt die Fabrikanten bisher ab, ihn zum Behufe der Gewinnung
                              des Schwefels zu zersezen. Dagegen hat Hr. d'Arcet eine
                              sehr vortheilhafte Benuzung desselben ausfindig gemacht: d, h, er will ihn als
                              Cement anwenden,  indem
                              er beim Troknen sehr hart und zaͤh wird. Ein Hofraum, der zur Haͤlfte
                              mit diesem Ruͤkstande und zur Haͤlfte mit dem gewoͤhnlichen
                              Kitte der Pflasterer gepflastert worden war, zeigte an der ersten dieser beiden
                              Haͤlften eine weit groͤßere Dauerhaftigkeit und Festigkeit, denn er
                              gab auch unter den schwersten Lasten nicht nach, waͤhrend das
                              gewoͤhnliche Pflaster darunter aus einander ging. Sehr vortheilhaft
                              laͤßt sich der Ruͤkstand ferner zur Herstellung der Gartenwege
                              verwenden, indem er mit einer sehr geringen Menge Sandes vermengt und festgestampft
                              eine sehr harte Schichte bildet, welche durch den Regen nicht erweicht wird, in der
                              Hize keine Risse bekommt, und uͤberdieß auch noch die schaͤzbare
                              Eigenschaft besizr, daß keine Unkraͤuter darauf fortkommen. Diese leztere
                              Eigenschaft kann nur dann schaͤdlich werden, wenn man der Schichte eine
                              solche Dike oder Tiefe gibt, daß die Wurzeln der benachbarten Baͤume damit in
                              Beruͤhrung kommen; in diesem Falle wuͤrden die Baͤume
                              naͤmlich beinahe unfehlbar absterben. Eine sehr passende Anwendung
                              duͤrften diese bisher unbenuzten Ruͤkstaͤnde endlich
                              wahrscheinlich auch noch bei der Herstellung der Harzpflasterung finden, die man
                              neuerlich auf den Boulevards in Paris einfuͤhrte. (Journal des connaissances usuelles. December 1836.)
                           
                        
                           Patterson's Patent-Gerbematerial.
                           Das Patent, welches sich Hr. William Patterson, Gentleman
                              in Dublin, am 22. Oktober 1835 auf das Gerben von Haͤuten und Fellen mittelst
                              einer Substanz, die bisher noch nicht zu diesem Zweke
                                 verwendet worden ist, geben ließ, liefert einen neuen Beweis, wie wenig die
                              schon in fruͤheren Zeiten empfohlenen Gerbestoffe bekannt geworden sind. Das
                              Arcanum des Patenttraͤgers beruͤht naͤmlich lediglich auf der
                              Anwendung der Brombeerstaude (blackberry), welche in
                              Deutschland schon im vorigen Jahrhundert von dem verdienten Gleditsch empfohlen, aber wie so mancher andere Vorschlag dieses Mannes
                              langst wieder vergessen wurde. Wir begnuͤgen uns damit, aus dem neuesten
                              Februarhefte des Repertory of Patent Inventions
                              Folgendes in Betreff des Verfahrens des Hrn.Patterson
                              auszuziehen. Die Wurzeln, Staͤngel und Aeste der Brombeerstaude werden
                              vorzugsweise im Fruͤhling gesammelt, und nachdem sie entweder an der Sonne
                              oder vermoͤge kuͤnstlich angebrachter Waͤrme getroknet worden
                              sind, auf einer gewoͤhnlichen Lohmuͤhle so wie die Eichenrinde
                              gemahlen. Mit diesem Producte bereitet man sich durch Maceration mit Wasser eine
                              Gerbebruͤhe, in oder mit welcher die Felle oder Haͤute gegerbt werden,
                              und deren gehoͤrige, d. h. zum Gerbeprocesse noͤthige Staͤrke
                              der Gerber ebenso an dem Aussehen oder Geschmake erkennt, wie dieß mit der
                              Eichrindenbruͤhe der Fall ist. Die Haͤute werden genau auf dieselbe
                              Weise vorbereitet, wie dieß gewoͤhnlich zu geschehen pflegt; auch sind alle
                              uͤbrigen waͤhrend des patentirten Gerbeprocesses vorkommenden
                              Operationen jenen, die man beim gewoͤhnlichen Gerbeverfahren mit
                              Eichenbruͤhe befolgt, vollkommen gleich und aͤhnlich, so daß der
                              Patenttraͤger hieruͤber gar nichts zu sagen fuͤr noͤthig
                              fand. Er schließt damit, daß er sichs vorbehaͤlt, die Gerbebruͤhe
                              nicht bloß durch Maceration, sondern auch durch Absieden der Brombeerenwurzeln,
                              Staͤnael und Aeste zu bereiten.