Titel: | Verbesserungen an den rotirenden Maschinen und den dazu gehörigen Apparaten, worauf sich Thomas Earl of Dundonald, von Regent's Park in der Grafschaft Middlesex, am 20. December 1833 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XXXIV., S. 164 |
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XXXIV.
Verbesserungen an den rotirenden Maschinen und
den dazu gehoͤrigen Apparaten, worauf sich Thomas Earl of Dundonald, von Regent's Park in
der Grafschaft Middlesex, am 20. December 1833
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Januar 1837, S.
216.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Dundonald's rotirende Maschine.
Obiges Patent betrifft eine Verbesserung der rotirenden Dampfmaschine, auf welche
sich Ihre Lordschaft (bekannter unter dem Namen Lord Cochrane) am 11. November 1830
ein Patent ertheilen ließ.Dieses Patent ist bereits in unserem Journal Bd. LXII. S. 441 bekannt gemacht
worden.A. d. R. Das Neue, was hierin gelegen ist, besteht 1) in der Anwendung zweier oder
mehrerer rotirender Kolben an der Maschine, welche entweder als eine
Verdichtungs- oder als eine Hochdruk-Dampfmaschine oder auch mit
comprimirter Luft oder mit Gas zu arbeiten hat.
Fig. 17 und
18 sind
senkrechte Durchschnitte durch die Maschine, unter rechten Winkeln gegen einander
genommen, indem an ersterer Figur die Achse der Laͤnge, an lezterer hingegen
der Quere nach durchschnitten ist. Man sieht hier auf einem Fußgestelle oder auf
einer sonstigen entsprechenden Basis einen unbeweglichen Cylinder oder eine Trommel
a, a befestigt, deren Seiten oder Enden mit den
Platten b, b verschlossen sind. Durch den Mittelpunkt
des Cylinders laͤuft eine Achse oder Welle c,
welche zwei Fluͤgel oder Kolben d, e
fuͤhrt, von denen ersterer an der Welle selbst fixirt ist, waͤhrend
lezterer mit einer Scheide auf solche Weise an ihr aufgezogen ist, daß er sich eine
geringe Streke weit in rotirender Richtung um sie bewegen kann.
Innerhalb dieses unbeweglichen Cylinders ist ein rotirender Cylinder f aufgezogen und mit solchen Liederungen versehen, daß
er dampfdicht schließt. Dieser Cylinder dreht sich mit seinen Anwellen g, g in Ausschnitten, welche zu diesem Zweke in den
beiden Endplatten angebracht sind. Die von der mittleren Welle ausgehenden Kolben
oder Fluͤgel d, e erstreken sich durch
Laͤngenspalten, die in den Umfang des rotirenden Cylinders geschnitten sind,
und sind mit einer dampfdichten Liederung versehen.
Der in dem unbeweglichen Cylinder fuͤr die Wirkung des Dampfes gelassene Raum
ist durch den inneren excentrischen Cylinder auf einen Halbmond beschraͤnkt:
jedoch mit Ausnahme jener Stellen, an denen der Dampf ein- und austritt. Der
Eintritt des Dampfes, er mag von hohem oder niederem Druke seyn, erfolgt bei der
Oeffnung h. Wenn er das zwischen dieser
Einmuͤndungsstelle h und dem Fluͤgel d befindliche Segment der halbmondfoͤrmigen
Kammer eingenommen hat, so treibt er vermoͤge seiner Elasticitaͤt den
Fluͤgel d in der Richtung des Pfeiles im Inneren
des Cylinders herum, bis dieser Fluͤgel in der Stellung des zweiten
Fluͤgels e angelangt ist. Ist dieß der Fall, so
entweicht der Dampf, der hinter diesem Fluͤgel d
die Halbmondfoͤrmige Kammer erfuͤllt, unmittelbar durch die Oeffnung
i in den Verdichter oder auch in die
atmosphaͤrische Luft, waͤhrend der zweite Fluͤgel e, der mittlerweile in die Stellung von d gelangt, nunmehr dieselbe Einwirkung erleidet.
Die Fluͤgel oder Kolben werden demnach durch die Elasticitaͤt oder
Spannkraft des Dampfes hinter einander im Inneren des stationaͤren Cylinders
herumgetrieben, und fuͤhren hiebei sowohl den rotirenden Cylinder als die
mittlere Welle mit sich, von welcher Welle dann die rotirende Kraft weiter zum
Maschinenbetriebe verwendet wird. Der innere rotirende Cylinder wirkt also nur als
Fuͤhrer fuͤr die Fluͤgel und an der tiefsten, zwischen der
Eintritts- und Austrittsmuͤndung gelegenen Stelle als
Dampfsperrer.
Die Eintritts- und Austrittscanaͤle sollen dem Patenttraͤger
gemaͤß mit Vierweghaͤhnen ausgestattet werden, damit die rotirende
Bewegung der Maschine, d.h. jene der Fluͤgel oder Kolben, wenn es
noͤthig ist, umgekehrt werden kann; oder damit man den Dampf auch
gaͤnzlich abzusperren im Stande ist.
Eine Maschine dieser Art kann nicht nur mit Dampf, sondern auch mit verdichteter Luft
oder solchem Gase betrieben werden; auch kann man sie, wenn man mit ihrer Achse oder
Welle einen Zaͤhlapparat in Verbindung bringt, zum Messen irgend einer
Fluͤssigkeit benuzen, so wie sie sich auch als Pumpe zum Heben von Wasser
etc. verwenden laͤßt, wenn man auf das Ende ihrer Welle eine rotirende Kraft
wirken laͤßt.
Eine Modification einer rotirenden Dampfmaschine mit halbmondfoͤrmiger Kammer
erhellt aus Fig.
19, wo der innere Cylinder unbeweglich und der aͤußere
dafuͤr beweglich gedacht ist. Der aͤußere Cylinder a, a dreht sich naͤmlich um eine unbewegliche
Welle b, b, deren Enden in Tragpfosten fixirt sind. Der
innere oder unbewegliche Cylinder c ist, wie die
Zeichnung zeigt, excentrisch an dieser Welle festgemacht. Die beiden Blaͤtter
oder Klappen d und e sind an
Angeln aufgezogen und in Ausschnitte, welche sich im Inneren des aͤußeren
rotirenden Cylinders befinden, eingebettet; um sie in Thaͤtigkeit zu bringen,
werden sie durch irgend ein von Außen auf sie wirkendes Mittel in die aus der
Zeichnung ersichtlichen Stellungen herausgetrieben. Der bei dem hohlen Ende der
Welle b eingelassene Dampf stroͤmt durch einen
Canal, welcher durch punktirte Linien angedeutet ist, unter der Klappe d in die halbmondfoͤrmige Kammer, und bewirkt,
indem er zwischen der Klappe d und dem am Grunde
befindlichen Dampfsperrer seine Spannkraft ausuͤbt, daß der aͤußere
Cylinder so weit herumgetrieben wird, daß die Klappe d
durch die Umdrehung in die Stellung der Klappe e
gelangt, wo sie dann durch den unbeweglichen Cylinder in ihren Ausschnitt
eingedruͤkt wird, damit sie ohne Hinderniß unter dem Dampfsperrer hinweg
gelangen kann. Der Dampf entweicht dann bei der entgegengesezten Oeffnung in die
hohle Welle. Wenn dieß geschehen ist, so gelangt anstatt der Klappe d die Klappe e in
Thaͤtigkeit, und auf diese Weise wird der aͤußere Cylinder in
fortwaͤhrender rotirender Bewegung erhalten.
Fuͤr den Fall, daß man die Maschine nach entgegengesezter Richtung arbeiten
lassen wollte, sind im Inneren des aͤußeren umlaufenden Cylinders auch noch
zwei andere Klappen oder Fluͤgel f, g angebracht,
die man in Thaͤtigkeit bringen kann, wenn man vorher die beiden Klappen d, e in die fuͤr sie bestimmten Ausschnitte
zuruͤkgelegt hat. Man aͤndert in diesem Falle durch Umdrehen eines
Hahnes die Eintritts- und Austrittscanaͤle, wo dann der Dampf an der
entgegengesezten Seite der halbmondfoͤrmigen Kammer eintreten, und mithin dem
aͤußeren Cylinder eine umgekehrte rotirende Bewegung mittheilen wird.
Um diese rotirende Kraft zum Maschinenbetriebe zu verwenden, soll um den
aͤußeren Theil des umlaufenden Cylinders ein gezahnter Ring, der zur
Mittheilung der Triebkraft dient, gelegt werden.
Der Patenttraͤger beschreibt noch einige andere Modificationen seiner
Maschine, welche jedoch, was das Princip betrifft, saͤmmtlich mit den beiden
oben beschriebenen zusammenfallen. Dagegen beruht eine zweite, unter dem
gegenwaͤrtigen Patente begriffene Erfindung auf der Erzielung einer
Triebkraft aus der rollenden und schlingernden Bewegung eines auf der See
befindlichen Fahrzeuges. Die edle Lordschaft will naͤmlich eine
Queksilbermasse benuzen, damit diese, indem sie sich von einer Seite auf die andere
wirft, ein Volumen Luft comprimire; welche Luft dann, indem man sie aus einer
geschlossenen Kammer entweichen ließe, anstatt des Dampfes als die zum Betriebe der
rotirenden Maschine dienende Kraft benuzt werden soll.
Fig. 20 ist
ein Querdurchschnitt durch ein Boot oder durch ein sonstiges Fahrzeug, auf welchem
eine rotirende Maschine und der zu ihrem Betriebe dienende pneumatische Apparat
untergebracht ist. Die Maschine, welche als nach einem der oben erlaͤuterten
Systeme gebaut gedacht ist, ist durch a angedeutet. Die
beiden unterhalb befindlichen Behaͤlter b, b
sollen die Luftkammern bilden; c, c ist eine
uͤber den Scheitel dieser Kammern fuͤhrende Roͤhre, durch
welche die Luft aus der einen der Kammern b in die
andere gelangen kann; d ist eine aͤhnliche
Roͤhre, die am Boden der beiden Kammern eine aͤhnliche Communication
herstellt, die aber zum Hin- und Herfließen von Queksilber bestimmt ist. e, e sind Roͤhren, die aus den beiden Kammern e in die Maschine fuͤhren, und durch welche die
comprimirte Luft zum Betriebe der Maschine in leztere gelangt.
Wir muͤssen annehmen, daß diese Figur nur auf eine rohe Weise zeigen soll, wie
der Patenttraͤger diesen Theil seiner Erfindung in Anwendung zu bringen
gesonnen ist; denn es fehlen hier noch viele Dinge, ohne welche die Maschine nicht
wohl zu arbeiten vermag. Die unteren Theile der Kammern b,
b, so wie auch die lange Roͤhre d sind
mit Queksilber gefuͤllt; ihre oberen Theile dagegen, so wie auch die
Roͤhre c mit Luft. Das Boot wird durch die
Bewegungen, welche es zur See macht, das Queksilber durch die Roͤhre d aus einer der beiden Kammern in die andere treiben; und
waͤhrend die eine Kammer b hiebei in eine
hoͤhere Stellung geraͤth, wird sie sich durch Oeffnen eines Ventiles
von Außen mit atmosphaͤrischer Luft fuͤllen. Dagegen wird die in der
anderen, in eine tiefere Stellung gelangten Kammer enthaltene Luft durch den Druk
des Queksilbers comprimirt und dann durch ein Ventil in die Roͤhre e und aus dieser in die Maschine getrieben werden. Auf
diese Weise soll also die rotirende Maschine durch die Luft, welche durch die
Bewegungen des Bootes in comprimirten Zustand versezt wird, in ununterbrochener
Bewegung erhalten werden!Man vergleiche hieruͤber den Aufsaz, der im Polyt. Journal Bd. LV. S. 246 uͤber die Cochrane'sche Benuzung des Queksilbers in den
Schiffen zur Erzeugung einer Triebkraft gegeben wurde.A. d. R.