Titel: Beschreibung eines verbesserten Stuhles zur Brocatweberei; von Hrn. W. Rooke, Bethnal-Green, Union Street.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LIV., S. 264
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LIV. Beschreibung eines verbesserten Stuhles zur Brocatweberei; von Hrn. W. Rooke, Bethnal-Green, Union Street.Die Society of arts erkannte Hrn. Rooke fuͤr diesen verbesserten Webstuhl einen Preis von 5 Pfd. Sterl. zu.A. d. R. Aus den Transactions of the Society of Arts. Vol. L. P. II. S. 77. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Rooke, uͤber die Brocatweberei. Der verbesserte Stuhl, der hier beschrieben werden soll, beseitigt, indem gerade nur so viel Seide verarbeitet wird, als zur Erzeugung des Musters noͤthig ist, den Verlust an Material, der sonst gewoͤhnlich bei der Brocatweberei Statt fand. Er gewaͤhrt aber außerdem auch noch einen anderen Vortheil: bei der alten Methode wird naͤmlich der Grund, besonders wenn es ein Heller oder leichter ist, durch das Durchscheinen der zu den Mustern verwendeten Farben mehr oder weniger beeintraͤchtigt; nach der neuen Methode hingegen behaͤlt der Grund seine vollkommene Reinheit, indem nichts von den Farben der Muster oder Figuren darin zu bemerken ist. Man hat zwar gegenwaͤrtig diesen Glanz und diese Reinheit der Figuren sowohl als des Grundes dadurch zu erzielen gesucht, daß man die Schuͤzen fuͤr jede Figur besonders warf; da jedoch die neue Maschine so viele Schuͤzen, als in dem Fabrikate der Quere nach Figuren vorkommen, auf ein Mal wirft, so bedingt sie eine große Ersparniß an Zeit. Fig. 18 zeigt diese Maschine in der Perspective; in Fig. 19 sieht man sie vom Ende her betrachtet. Bei der Brocatweberei werden bloß jene Theile der Kette, die zu den Figuren gehoͤren, aufgezogen; anstatt jedoch unter allen diesen Theilen nur eine einzige Schuͤze durchzuwerfen, wie es gewoͤhnlich geschieht; oder anstatt so viele einzelne Schuͤzen zu werfen, als Figuren vorhanden sind, haͤngt Hr. Rooke uͤber der Kette den Rahmen a, a auf, der zwei Mal so viele Schuͤzen enthaͤlt, als in der Breite des Brocates Figuren vorkommen. Dieser Rahmen haͤngt von zwei parallelen Latten b, b, die mit Stiften an dem Querholze c festgemacht sind, herab. Einen der Zapfen dieses lezteren sieht man bei d. An dem entgegengesezten Ende der Latten b, b sind die Gewichte e, von denen nur eines abgebildet ist, aufgehaͤngt; sie sind etwas schwerer als der Rahmen a, und ziehen daher diesen in die Hoͤhe, so daß ihn der Weber, wenn er seiner bedarf, mit der Hand gegen die Kette herabziehen muß. In diesem Rahmen befinden sich so viele Oeffnungen oder Fenster f, f, als in der Breite Figuren vorkommen sollen. Diese Oeffnungen nehmen die aufgehobene Seide auf, waͤhrend die Schuͤzen g, g weit genug herabgelassen sind, um unter den betreffenden Kettentheilen durchgeworfen zu werden. Der Rahmen enthaͤlt eine doppelte Schuͤzenreihe: naͤmlich die eine vorne, die andere am Ruͤken; beide Reihen gleiten in Falzen n, n, welche in der Naͤhe des unteren Endes in den Rahmen geschnitten sind. Die Schiebstange h, h, welche sich mittelst ihres Knopfes i bewegen laͤßt, wirft die Schuͤzen hin und her, zu welchem Zweke von ihr aus die gebogenen Draͤhte j, j herabsteigen. k ist der Knopf, der zur Bewegung der hinteren Schiebstange l, an welcher ebenfalls solche Draͤhte m angebracht sind, dient. Die Schuͤzen werden also auf aͤhnliche Weise wie in dem Bandwebestuhl geworfen; und bei der Anwendung zweier Reihen von Schuͤzen ist man im Stande in jeder Figur zwei Farben zu weben, da jede Figur ihre eigenen Schuͤzen hat. In Fig. 19 bezeichnet die Linie o, o einen Theil der aufgezogenen und p, p die nicht aufgezogene Kette. Die Schuͤzen g, g muͤssen so lang seyn, daß sie durch den Raum f reichen und in den gegenuͤberliegenden Falz n eintreten, bevor sie den Falz, in welchem sie sich fruͤher bewegten, verlassen. Da die Figuren nicht weiter brocatirt werden koͤnnen, als die Raͤume f, f, so werden die glatten Stellen in dem Fabricate beinahe die doppelte Breite der Figuren bekommen. Man kann diesen jedoch durch Einwirken einer anderen Farbe eine groͤßere Breite geben; so kann man z.B. wenn Blumen brocatirt worden, denselben Blaͤtter von irgend einer Breite beifuͤgen. Waͤhrend eine Reihe von Figuren brocatirt wird, faͤllt eine mit dem Rahmen a verbundene Latte r in einen in der Lade befindlichen Ausschnitt herab, wodurch der Rahmen genau uͤber den Figuren erhalten wird; ist jedoch eine Reihe vollbracht, so wird der Rahmen a halben Weges bewegt, um die naͤchste Figurenreihe in die Mitte oder den fruͤher leer gelassenen Raͤumen gegenuͤber zu bringen. Damit diese Bewegung moͤglich wird, ist den parallelen Latten b, b gestattet, sich um die Stifte q, q zu bewegen; dabei hebt man die Latte r aus, um sie in gehoͤriger Entfernung in einen anderen Ausschnitt der Lade einfallen zu lassen. Ist auch diese Reihe vollendet, so bringt man den Rahmen wieder in die Stellung zuruͤk, die er fruͤher hatte, wo dann die Arbeit wieder von Neuem beginnt.

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Tafel Tab.
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Tab. IV