Titel: Beschreibung eines neuen Combinationsschlosses von der Erfindung des Hrn. Grangoir, Mechanikers und Schlossers in Paris, rue Mouffetard, No. 307.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXVIII., S. 339
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LXVIII. Beschreibung eines neuen Combinationsschlosses von der Erfindung des Hrn. Grangoir, Mechanikers und Schlossers in Paris, rue Mouffetard, No. 307. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Maͤrz 1837, S. 82. Mit Abbildungen auf Tab. V. Grangoir's Combinationsschloß. Hr. Grangoir, der Erfinder eines Combinationsschlosses, fuͤr welches ihm die Société d'encouragement ihre silberne Medaille zu erkannte, hat auf weitere Verbesserungen an dieser Art von Schloͤssern sinnend, derselben Gesellschaft ein neues Schloß vorgelegt, dem er den Namen Serrure à combinaison et à double effet gab. Wir muͤssen, indem wir eine Beschreibung und Abbildung dieses lezteren mittheilen, auf sein fruͤhstes Schloß verweisen; denn nur wenn man dieses vor Augen hat, kann man die Details, in die wir hier eingehen muͤssen, gehoͤrig auffassen.Man findet eine ausfuͤhrliche Beschreibung und Abbildung dieses Schlosses im Polyt. Journ. Bd. LIX. S. 265.A. d. R. An der aͤußeren Einrichtung des neuen Schlosses ist durchaus nichts geaͤndert worden. Der Riegel wird auch hier mit einem ovalen Knopfe in Bewegung gesezt; zum Umdrehen der Scheiben oder Zifferblaͤtter, auf denen sich die 24 Buchstaben des Alphabets befinden, dienen gleichfalls vier rosettenfoͤrmige Knoͤpfe. Die Achse oder Spindel dieser Knoͤpfe ist jedoch innen mit einer Spiralfeder umgeben, damit sich die Knoͤpfe zuruͤkziehen lassen, um sie von den Zifferblaͤttern unabhaͤngig umdrehen zu koͤnnen, wie dieß weiter unten gezeigt werden wird. Fig. 22 zeigt das Schloß von der Dekplatte her betrachtet; die Hauptstuͤke des Mechanismus sind hinter dieser Platte verborgen; sie sind uͤbrigens dieselben, wie die in der fruͤheren Abbildung ersichtlichen. Fig. 23 stellt einen nach der Linie A, B, Fig. 22 gefuͤhrten senkrechten Durchschnitt des einen der aͤußersten Knoͤpfe und der Theile, die er in Bewegung sezt, vor. Fig. 24 ist ein senkrechter Durchschnitt des einen der mittleren Knoͤpfe und des dazu gehoͤrigen Mechanismus nach der Linie C, D, Fig. 22. Fig. 25 zeigt eine der gezahnten, an der Achse des aͤußersten Knopfes aufgezogenen Scheiben im Grundrisse. Fig. 26 ist ein Durchschnitt derselben Scheibe nach der Linie E, F, Fig. 25. Fig. 27 zeigt die innere Scheibe, welche in der gezahnten Scheibe umlauft. An allen diesen Figuren sind fuͤr gleiche Theile gleiche Buchstaben beibehalten. A ist die Dekplatte des Schlosses. B der ovale Knopf, welcher an der Mitte an der vierekigen Spindel C aufgezogen ist, und den Riegel in Bewegung sezt. D, D die aͤußeren, an dem vierekigen Theile der Spindel der aͤußersten Rosettenknoͤpfe fixirten gezahnten Raͤder mit den inneren Scheiben D'. E, E Huͤte, welche an der Spindel der mittleren Knoͤpfe aufgezogen und unten mit einem kleinen Aufhaltstifte versehen sind; lezterer dringt in den Schnabel der Riegel, um dieselben dem ovalen Knopfe naͤher zu bringen. F, F sind die messingenen Haͤuser fuͤr den in die Zaͤhne des Rades D eingreifenden Sperrkegel. G, G ist das Hin und Her, welches der ovale Knopf zum Behufe des Oeffnens des Schlosses emporhebt. H, H sind die Riegel, deren seitliche Bewegung durch den Aufhaltstift des Hutes E bewerkstelligt wird, und welche das Hin- und Her losmachen. I ist der Knopf eines der aͤußersten Zifferblaͤtter mit seiner Spindel J; an lezterer befindet sich das Zahnrad K, so wie auch das Zifferblatt, auf welches die 24 Buchstaben des Alphabets gravirt sind. Innerhalb des Rades K befindet sich die Scheibe L. M ist einer der mittleren Knoͤpfe, an dessen Achse O das Zahnrad N mit der inneren Scheibe N aufgezogen ist. P ist das Schloßblech. a, a sind Spiralfedern, welche die Riegel von einander entfernt halten. b, b Zaͤhne, welche die Riegel aufhalten; ein gegenuͤber liegender Zahn b' faͤllt in einen Ausschnitt der Scheibe N' des Zahnrades N ein, wenn sie in die Combination gebracht wird. c, c Sperrkegel, die in die Zahne des Rades D einfallen. d, d Zahne, welche zum Behufe des Oeffnens des Schlosses in eine Spalte der Scheibe D' eintreten, waͤhrend der entgegengesezte Theil dieser Zaͤhne in den Ausschnitt k der Scheibe L. einfallt. e, e ein Aufhaltstift, der mit dem Hute E aus einem Stuͤke besteht. f ein Sperrkegel der Scheibe L. g eine die Achse J umgebende Spiralfeder. h eine um die Achse des Knopfes M gewundene Spiralfeder. i, i Stifte oder Zapfen, die mit den Knoͤpfen I, M aus einem Stuͤke bestehen, und welche in entsprechende, in den Zifferblaͤttern der Raͤder K und N befindliche Loͤcher einpassen, damit diese fest an die Knoͤpfe geschirrt werden koͤnnen. k ist ein in der Scheibe L angebrachter Ausschnitt. Der Erfinder nennt sein Schloß doppelwirkend, à double effet, weil man sich, nachdem man die Buchstaben der Zifferblaͤtter der angenommenen Combination gemaͤß den Zeigern gegenuͤber gebracht hat, auch noch eine zweite, bloß auf die aͤußersten Knoͤpfe anwendbare Combination vorbehalten kann. Um das Schloß zu oͤffnen, dreht man jeden der Rosettenknoͤpfe ohne ihn zuruͤkzuziehen von Rechts nach Links, damit hiedurch, indem die Zifferblaͤtter unter diesen Umstaͤnden an die Knoͤpfe geschirrt sind, die Buchstaben der angenommenen Combination allmaͤhlich unter die Zeiger gelangen. Dann zieht man die beiden mittleren Knoͤpfe M an, und dreht sie so weit um, bis man fuͤhlt, daß der Aufhaltstift gefaßt, und die Riegel von ihren Aufhaltern b losgemacht hat. Dann dreht man die Knoͤpfe l, nachdem man sie angezogen hat, bis zum Aufhaltpunkte nach Rechts. In diesem Augenblike ist der ovale Knopf befreit, so daß er umgedreht werden kann, wodurch das Hin und Her emporgehoben und der Riegel geoͤffnet wird. Wenn man besorgt, daß die Combination, deren man sich bedient, errathen sey, so kann man sich fuͤr die beiden aͤußersten Scheiben auch noch eine zweite waͤhlen. Gesezt z.B. die angenommene Combination sey das Wort Clef, so verfaͤhrt man, nachdem man die Buchstaben dieses Wortes nach einander unter die Zeiger gebracht hat, zum Behufe des Oeffnens nach dieser Combination auf folgende Weise. Wenn die Knoͤpfe zuruͤkgezogen und bis zum Ruhepunkte gebracht sind, so versezt man den ovalen Knopf in horizontale Stellung, dreht den Knopf I nach Links, und zaͤhlt die Buchstaben von A angefangen, wie wir annehmen wollen, an dem rechten Knopfe bis zu L und an dem linken bis zu I. Dann treibt man die Zapfen der Knoͤpfe wieder in die Loͤcher der Zifferblaͤtter, um diese an sie zu binden. Wenn man dann diese Zifferblaͤtter bis zum Aufhaltpunkte umdreht, so ist das Schloß geoͤffnet: d.h. die Aufhaͤlter d und d' treten dann frei in die Ausschnitte der Scheiben D' und L, und der Aufhaͤlter b' in den Ausschnitt der Scheibe N. So lange dieser Einklang der Theile nicht hergestellt ist, wird es bei aller Feinheit des Gefuͤhles desjenigen, der das Schloß zu oͤffnen versucht, unmoͤglich seyn die Eroͤffnung zu vollbringen; denn an keinem der inneren Sicherheitsriegel wird mehr ein Druk fuͤhlbar seyn. Das neue Schloß eignet sich theils wegen seiner Complicirtheit, theils wegen seines hohen Preises hauptsaͤchlich nur fuͤr Cassen und dergl. Hr. Grangoir hat zu diesen Zweken bereits mehrere geliefert und man ist mit denselben sehr zufrieden.

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Tafel Tab.
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