Titel: Ueber eine Methode der zur Gasbeleuchtung verwendeten Flamme des gekohlten Wasserstoffgases eine größere Leuchtkraft zu geben. Von Hrn. Chaussenot dem älteren, Civilingenieur in Paris, passage Violet, No. 9.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XXXII., S. 133
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XXXII. Ueber eine Methode der zur Gasbeleuchtung verwendeten Flamme des gekohlten Wasserstoffgases eine groͤßere Leuchtkraft zu geben. Von Hrn. Chaussenot dem aͤlteren, Civilingenieur in Paris, passage Violet, No. 9.Hr. Chaussenot erwarb sich im vorigen Jahre mit dieser Abhandlung den Preis von 3000 Fr., den die Société seit mehreren Jahren auf ein Mittel ausschrieb, womit kohlenstoffarmen Flammen von Wasserstoffgas eine groͤßere Leuchtkraft gegeben werden kann.A. d. R. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Maͤrz 1837, S. 98. Mit Abbildungen auf Tab. II. Chaussenot, uͤber einen verbesserten Gasbrenner. Man hat sich, seit man anfing, das aus Steinkohlen oder fettigen, oder harzigen Substanzen gewonnene gekohlte Wasserstoffgas als Beleuchtungsmittel zu benuzen, mit besonderem Eifer auf Vervollkommnung der zur Erzeugung und Reinigung dieser Gase dienenden Apparate verlegt, und es darin auch zu sehr sinnreichen Erfindungen gebracht. Minder rasch und gluͤklich war der Gang der Fortschritte in Hinsicht auf die zur Verbrennung der Gase dienenden Apparate: und doch verdienten gerade diese eine besondere Aufmerksamkeit indem man sich nicht nur freiwillig einer großen Menge jenes Lichtes, welches ein bestimmtes Volumen Gas zu geben im Stande ist, sondern auch mehrerer jener Vortheile beraubte, die aus einer besseren Verbrennungsmethode erwachsen muͤssen. Von der großen Wichtigkeit dieses Gegenstandes durchdrungen, gab Ich mir alle Muͤhe einen groͤßeren Nuzeffect zu erzielen, als er bis zur Stunde bei der Verbrennung des gekohlten Wasserstoffgases irgendwo realisirt wurde. Ich war so gluͤklich zu diesem Resultate zu gelangen, indem ich die Temperatur der zur Unterhaltung der Verbrennung dienenden Luft erhoͤhte; und indem ich dieselbe auf solche Weise in die Flamme leitete, daß ein reichlicher Absaz von Kohlenstoff erzeugt, und dieser dann bei der moͤglich hoͤchsten Temperatur verbrannt wurde. Die Hauptbedingungen zur Lichterzeugung bei der Verbrennung der verschiedenen Gase sind bekanntlich: 1) ein mehr oder minder großer Gehalt derselben an Kohlenstoff. 2) eine reichliche Abscheidung dieses Kohlenstoffes in die Flamme, bewirkt durch deren groͤßte Entwikelung vermittelst eines gehoͤrigen Luftstromes. 3) eine hohe Temperatur, der das Gasgemenge ausgesezt werden muß, wenn es beim Austritte aus den Brennern der Verbrennung unterliegt. Die beiden lezteren Bedingungen: naͤmlich die hohe Temperatur und zugleich eine reichliche Abscheidung oder Faͤllung des Kohlenstoffes wurden bisher nur sehr unvollkommen realisirt. Die Quantitaͤt Luft, welche zur Verbrennung noͤthig war, bewirkte, besonders wenn man der Flamme durch Beschleunigung der Verbrennung mittelst eines raschen Luftzuges Glanz und Weiße gab, einen groͤßeren oder geringeren Verlust an Intensitaͤt; und uͤberdieß entzog diese Luft, indem sie sich fortwaͤhrend bei der Temperatur der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft auf die Flamme stuͤrzte, dieser so viel von ihrem Waͤrmestoffe, daß das Licht hiedurch abermals um ein Bedeutendes vermindert wurde. Bevor ich auf eine Beschreibung der Art und Weise eingehe, auf welche ich den angedeuteten Maͤngeln steuere und ein lebhafteres, reineres und ergiebigeres Licht erzeuge, duͤrfte die Bemerkung an ihrem Orte seyn, daß die bei der Verbrennung hervorgebrachte Waͤrme unter zwei ganz verschiedenen Gestalten besteht. Ein Theil dieser Waͤrme wird naͤmlich von der Luft und von dem bei der Verbrennung erzeugten Wasserdampfe, die beide in der Atmosphaͤre emporsteigen, absorbirt; waͤhrend ein anderer Theil nicht absorbirt wird, sondern nach allen moͤglichen Richtungen durch Ausstrahlung, welche um so lebhafter von Statten geht, je intensiver die Verbrennung ist, entweicht. Nach diesen physikalischen Gesezen habe ich nun meinen Apparat eingerichtet, an welchem die Waͤrme, die sonst durch Ausstrahlung verloren geht, zur Erhizung der die Verbrennung unterhaltenden Luft benuzt wird. Das Licht gewinnt unter diesen seiner Entwikelung und Erzeugung hoͤchst guͤnstigen Umstaͤnden ein umfangreicheres, glaͤnzenderes und compacteres Aussehen, und wird uͤberdieß durch die Bewegungen der atmosphaͤrischen Luft weit weniger zum Flakern gebracht. Es entging mir, obwohl ich das Princip der Ausstrahlung zur Erwaͤrmung der Luft benuzte, keineswegs, daß sich die Luft auch auf directem Wege: naͤmlich dadurch, daß man sie zur Aufsaugung des Waͤrmestoffes aus der verbrannten Luft zwaͤnge, erhizen ließe. Allein bei der Annahme dieses Systemes haͤtte uͤber dem eigentlichen Verbrennungsheerde ein mehr oder minder umfangreicher metallener Apparat angebracht werden muͤssen, in welchen die kalte Luft eingedrungen waͤre, um daselbst die an die Metalloberflaͤchen uͤbergegangene Waͤrme aufzunehmen und dann erwaͤrmt an den Heerd der Verbrennung zu gelangen. Ich habe zum Versuche einen derlei Apparat zusammengesezt, und mich hiebei uͤberzeugt, daß derselbe nicht nur viel complicirter, kostspieliger und minder elegant seyn wuͤrde, sondern daß er auch weit weniger Nuzeffect gibt, als ein durch Ausstrahlung thaͤtiger Apparat. Nur von lezterem soll daher auch in der nunmehr folgenden Beschreibung der auf Taf. II gegebenen Abbildung die Sprache seyn. Fig. 56 ist ein Aufriß meines Apparates. Fig. 57 ein senkrechter Durchschnitt durch dessen Mitte. Fig. 58 ein horizontaler Durchschnitt nach der Linie A, B, Fig. 57. Fig. 59 ein horizontaler Durchschnitt nach der Linie C, D. Fig. 60 ein senkrechter Durchschnitt des beweglichen Ringes des Glascylinders. Fig. 61 ein Durchschnitt des Brenners und des Kegels. Fig. 62 ein Grundriß derselben Theile. Fig. 63 ein senkrechter Durchschnitt des metallenen Gehaͤuses fuͤr den Glascylinder. Fig. 64 eine Ansicht desselben Theiles von Unten. A ist die Roͤhre, in der das Gas herbeigelangt. B ein kreisrundes metallenes Gehaͤuse, dessen Boden in der Mitte mit einem zum Durchgange der Schraube der Roͤhre A dienenden Loche versehen ist. C der Brenner, der mittelst der Schraube der Roͤhre A auf dem Grunde dieses Gehaͤuses fixirt ist, indem diese Schraube in das Innere seiner Basis eindringt, D ist ein metallener Kegel, welcher auf den Brenner C gestekt und mittelst vier kleiner Querbalken E in einer bestimmten Stellung erhalten wird: diese Querbalken sind naͤmlich mit dem einen Ende an die inneren Wandungen des Kegels, mit dem anderen hingegen an einen Ring geschweißt, welcher an den Brenner C gerieben wird. F ein glaͤserner Rauchfang, der mit seiner Basis auf den kreisrunden vorspringenden Raͤndern des Kegels D ruht. G ein in das Gehaͤuse B eingesezter glaͤserner Cylinder, welcher zum Behufe der leichteren Einfuͤhrung an diesem Theile auch eine etwas kegelfoͤrmige Gestalt haben kann. Die mit dem Cylinder G in Beruͤhrung stehenden Raͤnder des Gehaͤuses sind gespalten, damit der Cylinder nicht allenfalls wegen der Ausdehnung, die er erleidet, zerspringen kann. H ein beweglicher, auf dem oberen Rande des Cylinders ruhender Ring, an dessen innerer Wand sich fuͤnf kleine Zapfen I befinden, wodurch der Rauchfang F in gleicher Entfernung erhalten wird. Wenn die nach Fig. 56 und 57 zusammengesezte Lampe wie gewoͤhnlich angezuͤndet worden ist, so dehnt sich die in dem Rauchfange F enthaltene Luft aus, und in Folge dieser Ausdehnung steigt sie empor, um in die atmosphaͤrische Luft uͤberzugehen. Sie wird in dem Maaße ihres Entweichens durch aͤußere Luft ersezt, welche durch den oberen Theil des Raumes, der sich zwischen der aͤußeren Oberflaͤche des Rauchfanges F und der inneren Oberflaͤche des Cylinders G befindet, eintritt. Sie stroͤmt hiebei nach der in Fig. 57 mit Pfeilen angedeuteten Richtung herab, um, wenn sie an dem unteren Theile des Rauchfanges F angelangt ist, zur Speisung des Verbrennungsheerdes mit Luft zu dienen. Sie erhizt sich hiebei, indem sie mit den erwaͤhnten Oberflaͤchen in Beruͤhrung kommt, in dem Maaße, als sie sich dem Verbrennungsheerde annaͤhert, und eignet sich dadurch einen großen Theil jener Waͤrme an, die sonst verloren gegangen waͤre. Die auf solche Weise an den Verbrennungsheerd zuruͤkgefuͤhrte Waͤrme erhoͤht sowohl dessen Wirksamkeit als auch die Intensitaͤt des Lichtes, welche in dem Maaße zunimmt, als die verschiedenen Theile des Apparates heißer werden, und als mithin die Temperatur der in den bezeichneten Raͤumen circulirenden Luft steigt. Die Intensitaͤt erreicht demnach auch in Kuͤrze ihr Maximum. Außerdem ist zu beruͤksichtigen, daß das durch den Brenner stroͤmende Gas, indem es einen großen Theil der Hize dieses lezteren, welche durch die ihn fortwaͤhrend umgebende heiße Luft auf einen hohen Grad gebracht wird, absorbirt, hiedurch selbst zu einer vollkommeneren Verbrennung geeignet wird. In Folge dieser Einrichtung des Apparates wird die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Quantitaͤt Luft solcher Maßen moderirt, daß man der Flamme die moͤglich groͤßte Entwikelung geben und mithin die moͤglich groͤßte Menge Kohlenstoff in ihr faͤllen kann: ein Umstand, welcher der Erzeugung von Licht um so guͤnstiger ist, als die Temperatur der Verbrennung zu gleicher Zeit durch die zu ihrer Unterhaltung verwendete heiße Luft auf einen sehr hohen Grad von Intensitaͤt gebracht wird. Der Apparat, dessen Dimensionen in der Abbildung angedeutet sind, hat bei den damit angestellten Versuchen bei gleichem Verbrauche an Gas eine um 2/3 groͤßere Intensitaͤt des Lichtes, als mit den gewoͤhnlichen Brennern zu erzielen ist, gegeben. Die Dimensionen lassen sich uͤbrigens abaͤndern; man kann z.B. dem Rauchfange und dem Cylinder eine groͤßere Hoͤhe geben, um dadurch die Oberflaͤchen noch mehr auszudehnen, und mithin eine noch groͤßere Erhizung der an den Verbrennungsheerd gelangenden Luft zu erzielen.Das Patent auf die hier beschriebenen Apparate ward in Frankreich von Hrn. Derode, in Paris rue de Clichy No. 39, genommen.A. d. O.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II