Titel: | Ueber einige Eigenschaften des rothen Krapppigments; von Gustav Schwartz in Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LII., S. 207 |
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LII.
Ueber einige Eigenschaften des rothen
Krapppigments; von Gustav
Schwartz in Muͤlhausen.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen. No. 49.
Schwartz, uͤber einige Eigenschaften des rothen
Krapppigments.
Einige Versuche, welche ich in der Absicht anstellte, von einem tuͤrkischroth
gefaͤrbten Zeuge den Farbstoff abzuziehen, haben mich auf Resultate
gefuͤhrt, welche, die allgemeine Ansicht uͤber die Verbindung des
Krapppigments mit der Baumwolle bestaͤtigen und uͤberdieß einige neue
Thatsachen liefern, die mir der Bekanntmachung werth zu seyn scheinen.
Ich habe nach einigen fruchtlosen Versuchen gefunden, daß sich einem Zeuge, welcher
tuͤrkischroth oder in irgend einer anderen Farbe mit Krapp gefaͤrbt
wurde, das Pigment ohne eine Veraͤnderung zu erleiden, am besten durch ein
Gemisch von Alkohol und Schwefelsaͤure entziehen laͤßt, welches man
aus 10 Gewichtstheilen Alkohol und 1 Gewichtstheil Schwefelsaͤure
zusammensezt. In dieser Fluͤssigkeit, welche ich schwefelsaͤurehaltigen Alkohol nenne, ließ ich tuͤrkischrothe
Zeugstuͤkchen bis zur gaͤnzlichen Entfaͤrbung kochen und zwar
in einem Kolben mit langem Halse. Nachdem ich naͤmlich auf die
Zeugstuͤkchen so viel Fluͤssigkeit gegossen hatte, daß sie damit
gehoͤrig getraͤnkt waren, kochte ich das Gemenge, wobei ich mit der
Hand auf den Hals des Kolbens druͤkte, so daß weniger Alkohol verdampfen
konnte. Ich goß dann die Fluͤssigkeit ab und ein nochmaliges Auskochen war
hinreichend, um die Zeuge vollstaͤndig zu entfaͤrben. Die vereinigten
Fluͤssigkeiten ließ ich nun gaͤnzlich erkalten.
Die Fluͤssigkeit war citronengelb, etwas in Orange siechend; aus ihr hatte
sich eine sehr leichte flokige Substanz abgesezt, welche auf einem Filter gesammelt
wurde und ganz wie eine fette Saͤure aussah.
In die so filtrirte Fluͤssigkeit goß ich allmaͤhlich Ammoniak, um die
Schwefelsaͤure zu saͤttigen; da das schwefelsaure Ammoniak in Alkohol
unaufloͤslich ist, so fiel es in dem Maaße nieder, als es entstand. Beim
Zusaz von Alkali entsteht eine violette Faͤrbung, welche aber durch
Umruͤhren verschwindet. Endlich tritt ein Zeitpunkt ein, wo die
Fluͤssigkeit, wenn man sie noch mit einigen Tropfen Ammoniak versezt, violett
bleibt; dann hoͤrt man mit dem Zusaz auf.
Die Fluͤssigkeit hat sich durch diese Bildung von schwefelsaurem Ammoniak
erhizt; man laͤßt sie erkalten und gießt sie vom Bodensaz ab; sie besizt nun
eine sehr dunkle roͤthlichviolette Farbe. Man laͤßt sie nochmals
stehen, wodurch sich noch einige Krystalle von schwefelsaurem Ammoniak absezen;
endlich gießt man sie neuerdings ab, verjagt das wenige
uͤberschuͤssige Ammoniak durch Kochen und verduͤnnt sie zulezt
mit ihrem gleichen Volum Wasser.
Beim Abdampfen wird die violette Aufloͤsung zimmtbraun und laͤßt sogar
etwas Farbstoff in Floken fallen; auf Zusaz von Wasser scheiden sich noch mehr
Floken ab.
In der so bereiteten Fluͤssigkeit faͤrbte ich nun Zeugstuͤkchen,
welche mit Beizen bedrukt, durch Kuͤhkoth passirt und gereinigt worden
waren.
Die Temperatur wurde auf 60° R. getrieben und auf diesem Grade bis zur
gaͤnzlichen Saͤttigung erhalten; kaum war das Muster im
Faͤrbebad, so zog es außerordentlich schnell an; nach Verlauf einer Minute
war es so dunkel, als ein Stuͤk beim gewoͤhnlichen Krappfaͤrben
in zwei Stunden wird; die vollstaͤndige Saͤttigung (das
Ausfaͤrben) geschah jedoch weniger schnell. Ich war nicht wenig
daruͤber verwundert, daß die mit diesem Extract erhaltenen Farben sich
durchaus nicht von denjenigen unterschieden, welche man beim gewoͤhnlichen
Krappfaͤrben erhaͤlt.
Um mich von der Haltbarkeit dieser Farben zu uͤberzeugen, behandelte ich sie
1) mit Seife; 2) im Saͤurebad; 3) mit Seife; 4) im Saͤurebad und 5)
wieder mit Seife.
Ich habe die gefaͤrbten Muster freilich nicht auf den Bleichplan ausgelegt,
glaube aber, daß die Passagen durch Saͤure und Seife die Haltbarkeit der
Farben hinreichend beweisen; dazu kommt noch, daß im Winter, wo ich meine Versuche
anstellte, die Wirkung des Lichts nicht sehr merklich ist.
Bei jeder dieser Passagen ließ man die Fluͤssigkeit fuͤnf Minuten lang
kochen; auch wurden Saͤure und Seife in groͤßerer Menge angewandt, als
bei den gewoͤhnlichen Passagen. Den Beweis fuͤr die Soliditaͤt
der Muster liefert der Umstand, daß die Farben nach diesen Passagen noch satt waren
und das Lilas einen blaͤulichen Ton hatte.
Da dieser Versuch mit dem Farbstoff eines tuͤrkischrothen
Zeugstuͤkchens angestellt wurde, war ich begierig zu erfahren, ob man mit
Mustern von gewoͤhnlichem Krapproth dasselbe Resultat erhaͤlt. Ich
wiederholte ihn daher mit einem einhaͤndigen rothen Muster und die
Nuͤancen, welche ich mit dem abgezogenen Farbstoff erhielt, gaben in der
Haltbarkeit den vorhergehenden nichts nach.
Ich wiederholte endlich dieselben Versuche noch mit einem violetten Muster, einem
einhaͤndigen braunen Muster und sogar mit einem Schwarzboden und erhielt
stets den vorhergehenden entsprechende Resultate, d.h. es mochte mit dem
schwefelsaͤurehaltigen Alkohol ein (in Krapp gefaͤrbtes) rothes,
schwarzes, braunes oder violettes Muster abgezogen worden seyn, so ließ sich
mittelst des Extracts jede dieser Farben vollkommen rein und haltbar wieder
darstellen. Nach diesen merkwuͤrdigen Resultaten beeilte ich mich dieselben
Versuche mit gaͤnzlich erschoͤpftem Krapp zu wiederholen, um zu sehen,
ob man damit haltbare Farben erhaͤlt: ich nahm, also Krapp aus einer
Farbekufe, faͤrbte damit so lange fuͤr tuͤrkischroth
vorbereitete Zeugstuͤkchen, als er noch Farbstoff abgab, filtrirte ihn dann,
suͤßte ihn mehrmals aus, troknete ihn dann bei gelinder Waͤrme und
behandelte ihn zwei Mal mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol. Ich erhielt so
eine viel sattere Aufloͤsung als mit den Mustern; sie war dunkelbraun.
Nachdem ich dieselbe wie vorher behandelt und mit Wasser verduͤnnt hatte,
faͤrbte ich darin mit Beizen bedrukte und gereinigte Zeugstuͤkchen bis
zu ihrer Saͤttigung aus. Dann troknete ich die Zeuge, um ihre Nuͤance
mit denjenigen vergleichen zu koͤnnen, welche ich mit dem von
Tuͤrkischroth abgezogenen Pigment gefaͤrbt und nicht geschoͤnt
hatte. Der Unterschied war auffallend: der Boden faͤrbte sich nicht mehr
blaͤulichroth, sondern hell roͤthlichgelb ein; das Violet war schon
graulich und das Roth dunkel ziegelroth, kurz das Muster sah gerade aus, als wenn es
mit Elsasser Krapp ohne Zusaz von Kreide gefaͤrbt worden waͤre. Beim
Schoͤnen ergab sich, daß diese Farben nicht haltbar sind, so daß sie mir den
im Extract von Tuͤrkischroth gefaͤrbten keinen Vergleich
aushalten.
Ohne besseren Erfolg wiederholte ich denselben Versuch mit einem guten
Avignon-Krapp, welcher noch nicht zum Faͤrben benuzt, sondern bloß mit
Wasser von 15° R. ausgewaschen worden war.
Durch einen Zusaz von Kreide beim Faͤrben erhielt man sowohl mit
erschoͤpftem als mit frischem Krapp merklich bessere Resultate.
Endlich stellte ich folgenden Versuch an: Krapp, welcher bei 15° R.
ausgewaschen worden war, wurde mit Seifenwasser begossen und dann einige Tage an
einem warmen Orte stehengelassen. Nachdem er vollkommen ausgetroknet war, behandelte
man ihn mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol und faͤrbte in dieser (wie
fruͤher zubereiteten) Fluͤssigkeit, ohne genuͤgendere Resultate
zu erhalten, als bei den vorhergehenden Versuchen ohne Kreide.
Woher kommt es nun, daß die Versuche mit Extract von Krapp, der doch gerade so wie
die gefaͤrbten Muster behandelt worden war, nicht gelangen? Warum
faͤrbt das Extract eines Krapps nicht solid, wie das Extract von einem in
Krapp gefaͤrbten Muster?
Dieser Umstand liefert ein ganz neues Feld fuͤr Versuche. Zuerst vermuthete
ich, daß der reine Farbstoff eine innige Verbindung mit den fetten Saͤuren
bilde, welche entweder durch das Oehlen oder die Seifenpassagen auf den Zeug kamen
und daß diese Verbindung die Eigenschaft besize, der angewandten Saͤure zu
widerstehen.
Ob diese Annahme gegruͤndet ist, ließ sich leicht ausmitteln: Ich nahm
naͤmlich ein nicht geschoͤntes Muster von einem einhaͤndigen
rothen Dessin, passirte es bloß durch kochende Kleie, um den weißen Grund von den
falben Theilen zu reinigen, und behandelte es dann mit schwefelsaͤurehaltigem
Alkohol, wie bei den vorhergehenden Versuchen. Die erhaltene Aufloͤsung war
nach dem Filtriren hellbraun; sie wurde mit Ammoniak gesaͤttigt, decantirt,
gekocht und mit Wasser verduͤnnt; endlich faͤrbte man darin ein
Muster, welches nach dem Faͤrben gut aussah, den Schoͤnungsmitteln
widerstand und vollkommen so solid war, als wenn es mit dem von geschoͤnten
Zeugen abgezogenen Farbstoff gefaͤrbt worden waͤre. Hier waren also
keine fetten Saͤuren vorhanden, welche den Farbstoff gegen die Einwirkung der
Schwefelsaure haͤtten schuͤzen koͤnnen.
Indessen wirken die fetten Saͤuren doch in geringem Grade als Schuzmittel, wie folgende
Versuche beweisen: Man faͤrbe in der Fluͤssigkeit, welche man durch
Behandlung des bei 15° R. ausgewaschenen Avignon-Krapps mit
schwefelsaͤurehaltigem Alkohol erhaͤlt, ein Zeugstuͤkchen,
theile es in zwei Haͤlften und schoͤne die eine, passire hingegen die
andere bloß durch kochende Kleie; dann ziehe man den Farbstoff nach dem bekannten
Verfahren von diesen zwei Zeugstuͤkchen ab; faͤrbe darin zur
Vergleichung zwei neue Probestuͤkchen, schoͤne sie, und man wird dann
finden, daß das mit dem Extract von den geschoͤnten Farben erhaltene etwas
solider ist, als das andere.
Diese Versuche wurden mit gleichem Resultate auch mit dem Farbstoff des
Elsasser-Krapps wiederholt, welcher durch schwefelsaͤurehaltigen
Alkohol ausgezogen worden war. Diese Nuͤancen sind indessen nur
vergleichungsweise schoͤner, denn gegen die wie gewoͤhnlich mit
unversehrtem gutem Avignon-Krapp gefaͤrbten, zeigen sie noch einen
auffallenden Unterschied. Wir wollen jedoch den Faden unserer Versuche wieder
aufnehmen.
Um fuͤr meine ersten Versuche uͤber die groͤßere oder geringere
Soliditaͤt des Krapps eine Theorie zu finden und zugleich um die Natur des
von soliden Probestuͤkchen abgezogenen Farbstoffs kennen zu lernen, suchte
ich mir den reinen Farbstoff von den Abschnitten zweier Stuͤke, wovon das
eine wie gewoͤhnlich geschoͤnt, das andere aber nach dem Krappen bloß
durch Kleie passirt worden war, in Pulverform zu verschaffen und untersuchte dann
die Eigenschaften dieser beiden Substanzen.
Untersuchung der pulverfoͤrmigen
Farbstoffe.
Der Farbstoff wurde von den zwei Zeugen, wovon der eine geschoͤnt, der andere
aber nicht geschoͤnt worden war, wie bisher mit schwefelsaͤurehaltigem
Alkohol abgezogen, mit dem Unterschiede jedoch, daß man nach dem Verjagen des
uͤberschuͤssigen Ammoniaks das Erhizen der Fluͤssigkeit nicht
einstellte, sondern so lange fortsezte, bis sie stark in die Enge gebracht war.
In beiden Faͤllen sezten sich zahlreiche Floken von Farbstoff ab, welche sich
auf Zusaz von destillirtem Wasser noch sehr vermehrten, so daß die
Fluͤssigkeit eine breiartige Consistenz erhielt. Der Niederschlag vom nicht
geschoͤnten Zeuge, welchen ich mit N bezeichnen
will, war viel bedeutender als derjenige, welchen der geschoͤnte Zeug
lieferte und den ich mit A bezeichne, obgleich die
angewandten Zeuge gleich groß waren.
Jeder der beiden Niederschlaͤge wurde nun auf ein besonderes Filter
gebracht.
Der Niederschlag A lieferte beim Filtriren eine hellgelbe
Fluͤssigkeit, welche beim Aussuͤßen desselben mit destillirtem Wasser
immer Heller wurde und endlich eine konstante, kaum bemerkliche Farbe
beibehielt.
Vom Niederschlag N lief eine hellbraune
Fluͤssigkeit ab, welche sich in der Farbe lange gleich blieb, aber endlich so
hell wie die vom Niederschlag A wurde: es waren ohne
Zweifel die falben Theile, welche sich im lezteren Falle absonderten.
Die beiden Filter wurden so lange ausgesuͤßt, bis die durchgehende
Fluͤssigkeit Barytsalze nicht mehr truͤbte und folglich alles
schwefelsaure Ammoniak daraus entfernt war. Man ließ die Filter hierauf abtropfen
und dann einige Stunden in gelinder Waͤrme stehen. Waͤhrend dieser
Zeit uͤberzogen sich beide mit einer ungeheuren Menge kleiner orangefarbiger
Krystalle, der Niederschlag N aber
verhaͤltnißmaͤßig noch weit mehr als der andere. Ich kann den
Temperaturgrad, wobei das Austroknen Statt fand, nicht genau an, geben, er war aber
nicht stark genug, um die Filter zu verkohlen oder auch nur zu braunen. Nach dem
Austroknen hatte der Niederschlag N die Farbe des
Elsasser-Krapps, trennte sich leicht vom Papier und konnte zwischen den
Fingern zerrieben werden.Bei einem anderen Versuche erhielt ich einen Niederschlag N von dunkel zimmtbrauner Farbe, was wohl daher
ruͤhrt, daß derselbe viel laͤnger ausgesuͤßt worden
war; uͤbrigens besaß et dieselben Eigenschaften wie jener.
Der Niederschlag A war dunkelbraun, fuͤhlte sich
fett an und blieb stark am Papier kleben, so daß man ihn nicht ganz davon trennen
konnte.
Beim Sublimiren wurden beide schwarz und kamen in Fluß, indem sie einen gelben Dampf
entbanden, welcher den Hals der Roͤhre mit orangefarbigen Krystallen
uͤberzog, die den beim Austroknen des Niederschlags entstandenen
aͤhnlich waren.
Der Niederschlag N verbreitete waͤhrend des
Sublimirens einen Geruch wie man ihn beim Verbrennen des Krapps bemerkt; dagegen war
der Geruch des Niederschlags A bei dieser Operation
unertraͤglich und ganz demjenigen aͤhnlich, welchen man beim
Destilliren von Talg (zur Bereitung von Stearinsaͤure) bemerkt.
Beide Substanzen hinterließen nach der Sublimation eine kohlige Materie.
Als man den Niederschlag N mit destillirtem Wasser
erhizte, loͤste er sich darin zum Theil auf und Zeugstuͤkchen, welche
in dieser Aufloͤsung gefaͤrbt wurden, lieferten schoͤne und
solide Farben. Hr. H. Schlumberger hat nach seiner
MethodePolyt. Journal Bd. LVII. S. 457. das Faͤrbevermoͤgen desselben bestimmt und gefunden, daß es eben so groß wie
beim Alizarin ist, d.h. daß er 60 Mal so viel faͤrbt, als ein gleiches
Gewicht Krapp.
Der Niederschlag A blieb hingegen beim Erhizen mit
destillirtem Wasser an dem Gefaͤß haͤngen und faͤrbte selbst
durch anhaltendes Kochen die Fluͤssigkeit nur sehr schwach, so daß man in
derselben keine Zeugstuͤkchen ausfaͤrben konnte. Als man diesen
Niederschlag A hingegen mit Alkohol behandelte,
loͤste er sich darin sehr leicht auf, und die Fluͤssigkeit, welche
nach dem Verduͤnnen mit Wasser sehr gut faͤrbte, lieferte solide
Farben; sein Faͤrbevermoͤgen wurde nicht bestimmt.
Beim Gluͤhen in einem Platintiegel entbanden die beiden Farbstoffe zuerst viel
gelbe Daͤmpfe, wurden schwarz und kamen in Fluß, indem sie im Tiegel wie ein
Schwamm sich auftrieben; in der Weißgluͤhhize hinterließen sie endlich eine
leichte flokige Substanz, welche 5 bis 6 Proc. vom Gewicht der angewandten
Farbstoffe betrug, sich in den Saͤuren nicht aufloͤste und nach meiner
Analyse groͤßten Theils aus schwefelsaurer Thonerde und etwas schwefelsaurem
Kalk bestand.Die in der geistigen Pigmentloͤsung gefaͤrbten
Zeugstuͤkchen enthalten stets Alaunerde und Kalk, wovon man sich
durch Einaͤschern derselben uͤberzeugen kann.A. d. O.
Aus diesen vergleichenden Versuchen geht nun offenbar hervor, daß der Niederschlag
vom Extract eines geschoͤnten Zeuges eine Verbindung
fetter Sauren mit Farbstoff ist.
Ich habe diese Versuche auch mit dem pulverfoͤrmigen Farbstoff wiederholt,
welcher mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol aus Avignon- und
Elsasser-Krapp ausgezogen und wie der von den Zeugen abgezogene behandelt
worden war. Ich glaubte, daß man durch langes Aussuͤßen dieses
pulverfoͤrmigen Extracts mit Wasser ein reineres Product erhalten
duͤrfte, welches solidere Farben liefern koͤnnte. Die Resultate waren
auch allerdings genuͤgender als beim directen Faͤrben in einer mit
Ammoniak gefaͤllten Fluͤssigkeit, doch erhielt ich keine Farben, die
als solid betrachtet werden konnten. Durch Zusaz von Kreide wurden die Farben
auffallend besser, gerade so wie bei der angefuͤhrten
Fluͤssigkeit.
Die pulverfoͤrmigen Farbstoffe von den beiden Krappsorten waren dunkelbraun,
fast schwarz. Beim Einaͤschern verhielten sich alle beide wie das Pulver von
gefaͤrbten Zeugstuͤkchen und lieferten eine eben so große Menge eines
weniger flokigen Ruͤkstands, welcher ebenfalls aus schwefelsaurem Kalk und
etwas schwefelsaurer Thonerde bestand; bei dem aus Avignon-Krapp
dargestellten herrschte der Kalk vor.
Ich habe nun die vergleichende Untersuchung der pulverfoͤrmigen Farbstoffe von
geschoͤnten und nicht geschoͤnten Zeugen, so wie die Untersuchung
derselben Substanz, welche man auf directem Wege aus Elsasser- und
Avignon-Krapp erhaͤlt, mitgetheilt; nun entsteht aber noch die Frage,
was die Ursache der verschiedenen Resultate beim Faͤrben ist. Warum
faͤrbt das Extract von Zeugen, sie moͤgen geschoͤnt worden seyn
oder nicht, solid, der aus Krapp direct ausgezogene Farbstoff aber nicht? Die
Erklaͤrung dieses Umstandes muß ich Anderen uͤberlassen; so viel geht
jedoch aus meinen saͤmmtlichen Versuchen hervor:
1) daß der rothe Farbstoff des Krapps dadurch, daß er sich mit den auf den Zeugen
befestigten Beizen vereinigt, hinsichtlich seiner faͤrbenden Eigenschaften
nicht modificirt wird;
2) daß die Schoͤnungsoperationen seine Eigenschaften durchaus nicht
veraͤndern;
3) daß der rothe Farbstoff des Krapps eine einfache Pflanzensubstanz und keineswegs
ein Gemisch oder eine Verbindung mehrerer Pigmente ist;
4) daß dieser Farbstoff, nachdem er schon auf dem Zeuge befestigt ist, durch die
Seifenpassagen noch eine innige Verbindung mit den fetten Saͤuren
eingeht.
Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger uͤber diese
Abhandlung.
Man hat schon seit langer Zeit angenommen, daß die verschiedenen Farben, welche man
beim Faͤrben mit Krapp erzielen kann, von einem und demselben Farbstoffe
herruͤhren, hatte aber bis jezt keinen sicheren Beweis dafuͤr. Einige
Chemiker glaubten in dem Krapp zwei verschiedene Farbstoffe gefunden zu haben, wovon
der eine beim Faͤrben das Roth und der andere das Violet gibt; diese
verschiedenen Producte, welche sie bei ihren Analysen erhielten, muͤssen aber
einer Veraͤnderung des Farbstoffs durch die zur Ausscheidung desselben
angewandten Agentien zugeschrieben werden. Die Versuche des Hrn. Gustav Schwartz sezen diese Frage außer Zweifel und beweisen
genuͤgend, daß alle Krappfarben, das Roth, Rosenroth, Violet etc. durch ein
und dasselbe Pigment hervorgebracht werden und daß die Entstehung der einen oder
anderen einzig durch die Natur des auf dem Zeuge befestigten Beizmittels bedingt
ist.
Aus denselben Versuchen hat Hr. Schwartz gefolgert, daß
der Farbstoff des Krapps weder waͤhrend des Faͤrbens, noch durch die
Schoͤnungsmittel modificirt wird und daß leztere an die bereits auf dem Zeuge befestigte
Verbindung von Pigment mit Mordant noch fette Saͤuren abgeben.
Ich bin von dem Ausschuß fuͤr Chemie beauftragt worden, seine Versuche zu
wiederholen, und will nun meine Resultats mittheilen.
Der schwefelsaͤurehaltige Alkohol ist ein vortreffliches Mittel um den
Farbstoff von Zeugen abzuziehen; behandelt man geschoͤnte violette und
rosenrothe Muster damit, so loͤst er sich leicht schon in der Kaͤlte
und augenbliklich in der Waͤrme auf; die Alaunerde und das Eisenoxyd, welche
die Basis dieser beiden Farben bilden, werden dem Zeuge vollstaͤndig
entzogen.
Merkwuͤrdig ist, daß der von gefaͤrbten und geschoͤnten Zeugen
abgezogene Farbstoff in dieser Fluͤssigkeit, obgleich sie sehr sauer ist,
seine Eigenschaft solid zu faͤrben, vollkommen behaͤlt,
waͤhrend eine aͤhnliche Aufloͤsung, die man durch Behandlung
von pulverfoͤrmigem Krapp (mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol)
erhaͤlt, er mag nun zuvor mit Wasser ausgewaschen worden seyn, oder nicht,
beim Faͤrben nur unsolide Farben liefert.
Hr. Schwartz folgert aus seinen Versuchen, daß der rothe
Farbstoff des Krapps, indem er sich mit den auf Zeugen befestigten Beizmitteln
verbindet, in seinen faͤrbenden Eigenschaften nicht modificirt wird. Meiner
Meinung nach reichen jedoch die Versuche des Hrn. Schwartz nicht aus, um diesen Schluß zu ziehen; ich glaube im Gegentheil,
daß der Farbstoff waͤhrend des Faͤrbens modificirt wird und daß ihn
dann das Loͤsungsmittel, womit man ihn von den Zeugen abzieht, wieder in
seinen urspruͤnglichen Zustand zuruͤkfuͤhrt. In einer
Abhandlung, welche ich demnaͤchst der Gesellschaft vorlegen werde, beweise
ich, daß der Farbstoff des Krapps waͤhrend der Faͤrbeoperation oxydirt
wird; das Gemisch von Schwefelsaͤure und Alkohol ist dann natuͤrlich
sehr geeignet, um ihn zu desoxydiren und in den Zustand zuruͤkzuversezen,
worin er sich im Krapp befand.
Daß das durch Behandlung von Krapppulver mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol
bereitete Extract weniger solide Farben liefert, koͤnnte daher
ruͤhren, daß in diesem Falle das Loͤsungsmittel auf den desoxydirten
Farbstoff wirkt und ihn so modificirt, daß er nicht mehr solid faͤrbt,
waͤhrend es bei seiner Einwirkung auf den durch die Faͤrbeoperation
schon oxydirten, auf dem Zeuge befindlichen Farbstoff, ein zum Solidfaͤrben
geeignetes Extract liefert.