Titel: Ueber einige Eigenschaften des rothen Krapppigments; von Gustav Schwartz in Mülhausen.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LII., S. 207
Download: XML
LII. Ueber einige Eigenschaften des rothen Krapppigments; von Gustav Schwartz in Muͤlhausen. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen. No. 49. Schwartz, uͤber einige Eigenschaften des rothen Krapppigments. Einige Versuche, welche ich in der Absicht anstellte, von einem tuͤrkischroth gefaͤrbten Zeuge den Farbstoff abzuziehen, haben mich auf Resultate gefuͤhrt, welche, die allgemeine Ansicht uͤber die Verbindung des Krapppigments mit der Baumwolle bestaͤtigen und uͤberdieß einige neue Thatsachen liefern, die mir der Bekanntmachung werth zu seyn scheinen. Ich habe nach einigen fruchtlosen Versuchen gefunden, daß sich einem Zeuge, welcher tuͤrkischroth oder in irgend einer anderen Farbe mit Krapp gefaͤrbt wurde, das Pigment ohne eine Veraͤnderung zu erleiden, am besten durch ein Gemisch von Alkohol und Schwefelsaͤure entziehen laͤßt, welches man aus 10 Gewichtstheilen Alkohol und 1 Gewichtstheil Schwefelsaͤure zusammensezt. In dieser Fluͤssigkeit, welche ich schwefelsaͤurehaltigen Alkohol nenne, ließ ich tuͤrkischrothe Zeugstuͤkchen bis zur gaͤnzlichen Entfaͤrbung kochen und zwar in einem Kolben mit langem Halse. Nachdem ich naͤmlich auf die Zeugstuͤkchen so viel Fluͤssigkeit gegossen hatte, daß sie damit gehoͤrig getraͤnkt waren, kochte ich das Gemenge, wobei ich mit der Hand auf den Hals des Kolbens druͤkte, so daß weniger Alkohol verdampfen konnte. Ich goß dann die Fluͤssigkeit ab und ein nochmaliges Auskochen war hinreichend, um die Zeuge vollstaͤndig zu entfaͤrben. Die vereinigten Fluͤssigkeiten ließ ich nun gaͤnzlich erkalten. Die Fluͤssigkeit war citronengelb, etwas in Orange siechend; aus ihr hatte sich eine sehr leichte flokige Substanz abgesezt, welche auf einem Filter gesammelt wurde und ganz wie eine fette Saͤure aussah. In die so filtrirte Fluͤssigkeit goß ich allmaͤhlich Ammoniak, um die Schwefelsaͤure zu saͤttigen; da das schwefelsaure Ammoniak in Alkohol unaufloͤslich ist, so fiel es in dem Maaße nieder, als es entstand. Beim Zusaz von Alkali entsteht eine violette Faͤrbung, welche aber durch Umruͤhren verschwindet. Endlich tritt ein Zeitpunkt ein, wo die Fluͤssigkeit, wenn man sie noch mit einigen Tropfen Ammoniak versezt, violett bleibt; dann hoͤrt man mit dem Zusaz auf. Die Fluͤssigkeit hat sich durch diese Bildung von schwefelsaurem Ammoniak erhizt; man laͤßt sie erkalten und gießt sie vom Bodensaz ab; sie besizt nun eine sehr dunkle roͤthlichviolette Farbe. Man laͤßt sie nochmals stehen, wodurch sich noch einige Krystalle von schwefelsaurem Ammoniak absezen; endlich gießt man sie neuerdings ab, verjagt das wenige uͤberschuͤssige Ammoniak durch Kochen und verduͤnnt sie zulezt mit ihrem gleichen Volum Wasser. Beim Abdampfen wird die violette Aufloͤsung zimmtbraun und laͤßt sogar etwas Farbstoff in Floken fallen; auf Zusaz von Wasser scheiden sich noch mehr Floken ab. In der so bereiteten Fluͤssigkeit faͤrbte ich nun Zeugstuͤkchen, welche mit Beizen bedrukt, durch Kuͤhkoth passirt und gereinigt worden waren. Die Temperatur wurde auf 60° R. getrieben und auf diesem Grade bis zur gaͤnzlichen Saͤttigung erhalten; kaum war das Muster im Faͤrbebad, so zog es außerordentlich schnell an; nach Verlauf einer Minute war es so dunkel, als ein Stuͤk beim gewoͤhnlichen Krappfaͤrben in zwei Stunden wird; die vollstaͤndige Saͤttigung (das Ausfaͤrben) geschah jedoch weniger schnell. Ich war nicht wenig daruͤber verwundert, daß die mit diesem Extract erhaltenen Farben sich durchaus nicht von denjenigen unterschieden, welche man beim gewoͤhnlichen Krappfaͤrben erhaͤlt. Um mich von der Haltbarkeit dieser Farben zu uͤberzeugen, behandelte ich sie 1) mit Seife; 2) im Saͤurebad; 3) mit Seife; 4) im Saͤurebad und 5) wieder mit Seife. Ich habe die gefaͤrbten Muster freilich nicht auf den Bleichplan ausgelegt, glaube aber, daß die Passagen durch Saͤure und Seife die Haltbarkeit der Farben hinreichend beweisen; dazu kommt noch, daß im Winter, wo ich meine Versuche anstellte, die Wirkung des Lichts nicht sehr merklich ist. Bei jeder dieser Passagen ließ man die Fluͤssigkeit fuͤnf Minuten lang kochen; auch wurden Saͤure und Seife in groͤßerer Menge angewandt, als bei den gewoͤhnlichen Passagen. Den Beweis fuͤr die Soliditaͤt der Muster liefert der Umstand, daß die Farben nach diesen Passagen noch satt waren und das Lilas einen blaͤulichen Ton hatte. Da dieser Versuch mit dem Farbstoff eines tuͤrkischrothen Zeugstuͤkchens angestellt wurde, war ich begierig zu erfahren, ob man mit Mustern von gewoͤhnlichem Krapproth dasselbe Resultat erhaͤlt. Ich wiederholte ihn daher mit einem einhaͤndigen rothen Muster und die Nuͤancen, welche ich mit dem abgezogenen Farbstoff erhielt, gaben in der Haltbarkeit den vorhergehenden nichts nach. Ich wiederholte endlich dieselben Versuche noch mit einem violetten Muster, einem einhaͤndigen braunen Muster und sogar mit einem Schwarzboden und erhielt stets den vorhergehenden entsprechende Resultate, d.h. es mochte mit dem schwefelsaͤurehaltigen Alkohol ein (in Krapp gefaͤrbtes) rothes, schwarzes, braunes oder violettes Muster abgezogen worden seyn, so ließ sich mittelst des Extracts jede dieser Farben vollkommen rein und haltbar wieder darstellen. Nach diesen merkwuͤrdigen Resultaten beeilte ich mich dieselben Versuche mit gaͤnzlich erschoͤpftem Krapp zu wiederholen, um zu sehen, ob man damit haltbare Farben erhaͤlt: ich nahm, also Krapp aus einer Farbekufe, faͤrbte damit so lange fuͤr tuͤrkischroth vorbereitete Zeugstuͤkchen, als er noch Farbstoff abgab, filtrirte ihn dann, suͤßte ihn mehrmals aus, troknete ihn dann bei gelinder Waͤrme und behandelte ihn zwei Mal mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol. Ich erhielt so eine viel sattere Aufloͤsung als mit den Mustern; sie war dunkelbraun. Nachdem ich dieselbe wie vorher behandelt und mit Wasser verduͤnnt hatte, faͤrbte ich darin mit Beizen bedrukte und gereinigte Zeugstuͤkchen bis zu ihrer Saͤttigung aus. Dann troknete ich die Zeuge, um ihre Nuͤance mit denjenigen vergleichen zu koͤnnen, welche ich mit dem von Tuͤrkischroth abgezogenen Pigment gefaͤrbt und nicht geschoͤnt hatte. Der Unterschied war auffallend: der Boden faͤrbte sich nicht mehr blaͤulichroth, sondern hell roͤthlichgelb ein; das Violet war schon graulich und das Roth dunkel ziegelroth, kurz das Muster sah gerade aus, als wenn es mit Elsasser Krapp ohne Zusaz von Kreide gefaͤrbt worden waͤre. Beim Schoͤnen ergab sich, daß diese Farben nicht haltbar sind, so daß sie mir den im Extract von Tuͤrkischroth gefaͤrbten keinen Vergleich aushalten. Ohne besseren Erfolg wiederholte ich denselben Versuch mit einem guten Avignon-Krapp, welcher noch nicht zum Faͤrben benuzt, sondern bloß mit Wasser von 15° R. ausgewaschen worden war. Durch einen Zusaz von Kreide beim Faͤrben erhielt man sowohl mit erschoͤpftem als mit frischem Krapp merklich bessere Resultate. Endlich stellte ich folgenden Versuch an: Krapp, welcher bei 15° R. ausgewaschen worden war, wurde mit Seifenwasser begossen und dann einige Tage an einem warmen Orte stehengelassen. Nachdem er vollkommen ausgetroknet war, behandelte man ihn mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol und faͤrbte in dieser (wie fruͤher zubereiteten) Fluͤssigkeit, ohne genuͤgendere Resultate zu erhalten, als bei den vorhergehenden Versuchen ohne Kreide. Woher kommt es nun, daß die Versuche mit Extract von Krapp, der doch gerade so wie die gefaͤrbten Muster behandelt worden war, nicht gelangen? Warum faͤrbt das Extract eines Krapps nicht solid, wie das Extract von einem in Krapp gefaͤrbten Muster? Dieser Umstand liefert ein ganz neues Feld fuͤr Versuche. Zuerst vermuthete ich, daß der reine Farbstoff eine innige Verbindung mit den fetten Saͤuren bilde, welche entweder durch das Oehlen oder die Seifenpassagen auf den Zeug kamen und daß diese Verbindung die Eigenschaft besize, der angewandten Saͤure zu widerstehen. Ob diese Annahme gegruͤndet ist, ließ sich leicht ausmitteln: Ich nahm naͤmlich ein nicht geschoͤntes Muster von einem einhaͤndigen rothen Dessin, passirte es bloß durch kochende Kleie, um den weißen Grund von den falben Theilen zu reinigen, und behandelte es dann mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol, wie bei den vorhergehenden Versuchen. Die erhaltene Aufloͤsung war nach dem Filtriren hellbraun; sie wurde mit Ammoniak gesaͤttigt, decantirt, gekocht und mit Wasser verduͤnnt; endlich faͤrbte man darin ein Muster, welches nach dem Faͤrben gut aussah, den Schoͤnungsmitteln widerstand und vollkommen so solid war, als wenn es mit dem von geschoͤnten Zeugen abgezogenen Farbstoff gefaͤrbt worden waͤre. Hier waren also keine fetten Saͤuren vorhanden, welche den Farbstoff gegen die Einwirkung der Schwefelsaure haͤtten schuͤzen koͤnnen. Indessen wirken die fetten Saͤuren doch in geringem Grade als Schuzmittel, wie folgende Versuche beweisen: Man faͤrbe in der Fluͤssigkeit, welche man durch Behandlung des bei 15° R. ausgewaschenen Avignon-Krapps mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol erhaͤlt, ein Zeugstuͤkchen, theile es in zwei Haͤlften und schoͤne die eine, passire hingegen die andere bloß durch kochende Kleie; dann ziehe man den Farbstoff nach dem bekannten Verfahren von diesen zwei Zeugstuͤkchen ab; faͤrbe darin zur Vergleichung zwei neue Probestuͤkchen, schoͤne sie, und man wird dann finden, daß das mit dem Extract von den geschoͤnten Farben erhaltene etwas solider ist, als das andere. Diese Versuche wurden mit gleichem Resultate auch mit dem Farbstoff des Elsasser-Krapps wiederholt, welcher durch schwefelsaͤurehaltigen Alkohol ausgezogen worden war. Diese Nuͤancen sind indessen nur vergleichungsweise schoͤner, denn gegen die wie gewoͤhnlich mit unversehrtem gutem Avignon-Krapp gefaͤrbten, zeigen sie noch einen auffallenden Unterschied. Wir wollen jedoch den Faden unserer Versuche wieder aufnehmen. Um fuͤr meine ersten Versuche uͤber die groͤßere oder geringere Soliditaͤt des Krapps eine Theorie zu finden und zugleich um die Natur des von soliden Probestuͤkchen abgezogenen Farbstoffs kennen zu lernen, suchte ich mir den reinen Farbstoff von den Abschnitten zweier Stuͤke, wovon das eine wie gewoͤhnlich geschoͤnt, das andere aber nach dem Krappen bloß durch Kleie passirt worden war, in Pulverform zu verschaffen und untersuchte dann die Eigenschaften dieser beiden Substanzen. Untersuchung der pulverfoͤrmigen Farbstoffe. Der Farbstoff wurde von den zwei Zeugen, wovon der eine geschoͤnt, der andere aber nicht geschoͤnt worden war, wie bisher mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol abgezogen, mit dem Unterschiede jedoch, daß man nach dem Verjagen des uͤberschuͤssigen Ammoniaks das Erhizen der Fluͤssigkeit nicht einstellte, sondern so lange fortsezte, bis sie stark in die Enge gebracht war. In beiden Faͤllen sezten sich zahlreiche Floken von Farbstoff ab, welche sich auf Zusaz von destillirtem Wasser noch sehr vermehrten, so daß die Fluͤssigkeit eine breiartige Consistenz erhielt. Der Niederschlag vom nicht geschoͤnten Zeuge, welchen ich mit N bezeichnen will, war viel bedeutender als derjenige, welchen der geschoͤnte Zeug lieferte und den ich mit A bezeichne, obgleich die angewandten Zeuge gleich groß waren. Jeder der beiden Niederschlaͤge wurde nun auf ein besonderes Filter gebracht. Der Niederschlag A lieferte beim Filtriren eine hellgelbe Fluͤssigkeit, welche beim Aussuͤßen desselben mit destillirtem Wasser immer Heller wurde und endlich eine konstante, kaum bemerkliche Farbe beibehielt. Vom Niederschlag N lief eine hellbraune Fluͤssigkeit ab, welche sich in der Farbe lange gleich blieb, aber endlich so hell wie die vom Niederschlag A wurde: es waren ohne Zweifel die falben Theile, welche sich im lezteren Falle absonderten. Die beiden Filter wurden so lange ausgesuͤßt, bis die durchgehende Fluͤssigkeit Barytsalze nicht mehr truͤbte und folglich alles schwefelsaure Ammoniak daraus entfernt war. Man ließ die Filter hierauf abtropfen und dann einige Stunden in gelinder Waͤrme stehen. Waͤhrend dieser Zeit uͤberzogen sich beide mit einer ungeheuren Menge kleiner orangefarbiger Krystalle, der Niederschlag N aber verhaͤltnißmaͤßig noch weit mehr als der andere. Ich kann den Temperaturgrad, wobei das Austroknen Statt fand, nicht genau an, geben, er war aber nicht stark genug, um die Filter zu verkohlen oder auch nur zu braunen. Nach dem Austroknen hatte der Niederschlag N die Farbe des Elsasser-Krapps, trennte sich leicht vom Papier und konnte zwischen den Fingern zerrieben werden.Bei einem anderen Versuche erhielt ich einen Niederschlag N von dunkel zimmtbrauner Farbe, was wohl daher ruͤhrt, daß derselbe viel laͤnger ausgesuͤßt worden war; uͤbrigens besaß et dieselben Eigenschaften wie jener. Der Niederschlag A war dunkelbraun, fuͤhlte sich fett an und blieb stark am Papier kleben, so daß man ihn nicht ganz davon trennen konnte. Beim Sublimiren wurden beide schwarz und kamen in Fluß, indem sie einen gelben Dampf entbanden, welcher den Hals der Roͤhre mit orangefarbigen Krystallen uͤberzog, die den beim Austroknen des Niederschlags entstandenen aͤhnlich waren. Der Niederschlag N verbreitete waͤhrend des Sublimirens einen Geruch wie man ihn beim Verbrennen des Krapps bemerkt; dagegen war der Geruch des Niederschlags A bei dieser Operation unertraͤglich und ganz demjenigen aͤhnlich, welchen man beim Destilliren von Talg (zur Bereitung von Stearinsaͤure) bemerkt. Beide Substanzen hinterließen nach der Sublimation eine kohlige Materie. Als man den Niederschlag N mit destillirtem Wasser erhizte, loͤste er sich darin zum Theil auf und Zeugstuͤkchen, welche in dieser Aufloͤsung gefaͤrbt wurden, lieferten schoͤne und solide Farben. Hr. H. Schlumberger hat nach seiner MethodePolyt. Journal Bd. LVII. S. 457. das Faͤrbevermoͤgen desselben bestimmt und gefunden, daß es eben so groß wie beim Alizarin ist, d.h. daß er 60 Mal so viel faͤrbt, als ein gleiches Gewicht Krapp. Der Niederschlag A blieb hingegen beim Erhizen mit destillirtem Wasser an dem Gefaͤß haͤngen und faͤrbte selbst durch anhaltendes Kochen die Fluͤssigkeit nur sehr schwach, so daß man in derselben keine Zeugstuͤkchen ausfaͤrben konnte. Als man diesen Niederschlag A hingegen mit Alkohol behandelte, loͤste er sich darin sehr leicht auf, und die Fluͤssigkeit, welche nach dem Verduͤnnen mit Wasser sehr gut faͤrbte, lieferte solide Farben; sein Faͤrbevermoͤgen wurde nicht bestimmt. Beim Gluͤhen in einem Platintiegel entbanden die beiden Farbstoffe zuerst viel gelbe Daͤmpfe, wurden schwarz und kamen in Fluß, indem sie im Tiegel wie ein Schwamm sich auftrieben; in der Weißgluͤhhize hinterließen sie endlich eine leichte flokige Substanz, welche 5 bis 6 Proc. vom Gewicht der angewandten Farbstoffe betrug, sich in den Saͤuren nicht aufloͤste und nach meiner Analyse groͤßten Theils aus schwefelsaurer Thonerde und etwas schwefelsaurem Kalk bestand.Die in der geistigen Pigmentloͤsung gefaͤrbten Zeugstuͤkchen enthalten stets Alaunerde und Kalk, wovon man sich durch Einaͤschern derselben uͤberzeugen kann.A. d. O. Aus diesen vergleichenden Versuchen geht nun offenbar hervor, daß der Niederschlag vom Extract eines geschoͤnten Zeuges eine Verbindung fetter Sauren mit Farbstoff ist. Ich habe diese Versuche auch mit dem pulverfoͤrmigen Farbstoff wiederholt, welcher mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol aus Avignon- und Elsasser-Krapp ausgezogen und wie der von den Zeugen abgezogene behandelt worden war. Ich glaubte, daß man durch langes Aussuͤßen dieses pulverfoͤrmigen Extracts mit Wasser ein reineres Product erhalten duͤrfte, welches solidere Farben liefern koͤnnte. Die Resultate waren auch allerdings genuͤgender als beim directen Faͤrben in einer mit Ammoniak gefaͤllten Fluͤssigkeit, doch erhielt ich keine Farben, die als solid betrachtet werden konnten. Durch Zusaz von Kreide wurden die Farben auffallend besser, gerade so wie bei der angefuͤhrten Fluͤssigkeit. Die pulverfoͤrmigen Farbstoffe von den beiden Krappsorten waren dunkelbraun, fast schwarz. Beim Einaͤschern verhielten sich alle beide wie das Pulver von gefaͤrbten Zeugstuͤkchen und lieferten eine eben so große Menge eines weniger flokigen Ruͤkstands, welcher ebenfalls aus schwefelsaurem Kalk und etwas schwefelsaurer Thonerde bestand; bei dem aus Avignon-Krapp dargestellten herrschte der Kalk vor. Ich habe nun die vergleichende Untersuchung der pulverfoͤrmigen Farbstoffe von geschoͤnten und nicht geschoͤnten Zeugen, so wie die Untersuchung derselben Substanz, welche man auf directem Wege aus Elsasser- und Avignon-Krapp erhaͤlt, mitgetheilt; nun entsteht aber noch die Frage, was die Ursache der verschiedenen Resultate beim Faͤrben ist. Warum faͤrbt das Extract von Zeugen, sie moͤgen geschoͤnt worden seyn oder nicht, solid, der aus Krapp direct ausgezogene Farbstoff aber nicht? Die Erklaͤrung dieses Umstandes muß ich Anderen uͤberlassen; so viel geht jedoch aus meinen saͤmmtlichen Versuchen hervor: 1) daß der rothe Farbstoff des Krapps dadurch, daß er sich mit den auf den Zeugen befestigten Beizen vereinigt, hinsichtlich seiner faͤrbenden Eigenschaften nicht modificirt wird; 2) daß die Schoͤnungsoperationen seine Eigenschaften durchaus nicht veraͤndern; 3) daß der rothe Farbstoff des Krapps eine einfache Pflanzensubstanz und keineswegs ein Gemisch oder eine Verbindung mehrerer Pigmente ist; 4) daß dieser Farbstoff, nachdem er schon auf dem Zeuge befestigt ist, durch die Seifenpassagen noch eine innige Verbindung mit den fetten Saͤuren eingeht. Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger uͤber diese Abhandlung. Man hat schon seit langer Zeit angenommen, daß die verschiedenen Farben, welche man beim Faͤrben mit Krapp erzielen kann, von einem und demselben Farbstoffe herruͤhren, hatte aber bis jezt keinen sicheren Beweis dafuͤr. Einige Chemiker glaubten in dem Krapp zwei verschiedene Farbstoffe gefunden zu haben, wovon der eine beim Faͤrben das Roth und der andere das Violet gibt; diese verschiedenen Producte, welche sie bei ihren Analysen erhielten, muͤssen aber einer Veraͤnderung des Farbstoffs durch die zur Ausscheidung desselben angewandten Agentien zugeschrieben werden. Die Versuche des Hrn. Gustav Schwartz sezen diese Frage außer Zweifel und beweisen genuͤgend, daß alle Krappfarben, das Roth, Rosenroth, Violet etc. durch ein und dasselbe Pigment hervorgebracht werden und daß die Entstehung der einen oder anderen einzig durch die Natur des auf dem Zeuge befestigten Beizmittels bedingt ist. Aus denselben Versuchen hat Hr. Schwartz gefolgert, daß der Farbstoff des Krapps weder waͤhrend des Faͤrbens, noch durch die Schoͤnungsmittel modificirt wird und daß leztere an die bereits auf dem Zeuge befestigte Verbindung von Pigment mit Mordant noch fette Saͤuren abgeben. Ich bin von dem Ausschuß fuͤr Chemie beauftragt worden, seine Versuche zu wiederholen, und will nun meine Resultats mittheilen. Der schwefelsaͤurehaltige Alkohol ist ein vortreffliches Mittel um den Farbstoff von Zeugen abzuziehen; behandelt man geschoͤnte violette und rosenrothe Muster damit, so loͤst er sich leicht schon in der Kaͤlte und augenbliklich in der Waͤrme auf; die Alaunerde und das Eisenoxyd, welche die Basis dieser beiden Farben bilden, werden dem Zeuge vollstaͤndig entzogen. Merkwuͤrdig ist, daß der von gefaͤrbten und geschoͤnten Zeugen abgezogene Farbstoff in dieser Fluͤssigkeit, obgleich sie sehr sauer ist, seine Eigenschaft solid zu faͤrben, vollkommen behaͤlt, waͤhrend eine aͤhnliche Aufloͤsung, die man durch Behandlung von pulverfoͤrmigem Krapp (mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol) erhaͤlt, er mag nun zuvor mit Wasser ausgewaschen worden seyn, oder nicht, beim Faͤrben nur unsolide Farben liefert. Hr. Schwartz folgert aus seinen Versuchen, daß der rothe Farbstoff des Krapps, indem er sich mit den auf Zeugen befestigten Beizmitteln verbindet, in seinen faͤrbenden Eigenschaften nicht modificirt wird. Meiner Meinung nach reichen jedoch die Versuche des Hrn. Schwartz nicht aus, um diesen Schluß zu ziehen; ich glaube im Gegentheil, daß der Farbstoff waͤhrend des Faͤrbens modificirt wird und daß ihn dann das Loͤsungsmittel, womit man ihn von den Zeugen abzieht, wieder in seinen urspruͤnglichen Zustand zuruͤkfuͤhrt. In einer Abhandlung, welche ich demnaͤchst der Gesellschaft vorlegen werde, beweise ich, daß der Farbstoff des Krapps waͤhrend der Faͤrbeoperation oxydirt wird; das Gemisch von Schwefelsaͤure und Alkohol ist dann natuͤrlich sehr geeignet, um ihn zu desoxydiren und in den Zustand zuruͤkzuversezen, worin er sich im Krapp befand. Daß das durch Behandlung von Krapppulver mit schwefelsaͤurehaltigem Alkohol bereitete Extract weniger solide Farben liefert, koͤnnte daher ruͤhren, daß in diesem Falle das Loͤsungsmittel auf den desoxydirten Farbstoff wirkt und ihn so modificirt, daß er nicht mehr solid faͤrbt, waͤhrend es bei seiner Einwirkung auf den durch die Faͤrbeoperation schon oxydirten, auf dem Zeuge befindlichen Farbstoff, ein zum Solidfaͤrben geeignetes Extract liefert.