Titel: Beschreibung eines dynamometrischen Zaumes zum Messen des Nuzeffectes der Triebkräfte. Von Hrn. A. Morin.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXI., S. 282
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LXI. Beschreibung eines dynamometrischen Zaumes zum Messen des Nuzeffectes der Triebkraͤfte. Von Hrn. A. Morin. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Mai 1837, S. 180.Dieser Artikel ist aus einem Werke entnommen, welches Hr. Morin unter dem Titel: Experiences sur les roues hydrauliquesA. Morin erscheinen ließ.A. d. O. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Morin's dynamometrischer Zaum. Dieser Apparat besteht, wie man aus Fig. 5 und 6 sieht, aus einem gußeisernen Ringe a, der aus zwei Theilen, welche bei b, b mit Ohren, Bolzen und Schraubenmuttern verbunden sind, zusammengesezt ist. Der innere Durchmesser dieses Ringes mißt 0,80 Met., so daß man ihn selbst an große Raͤderwellen anlegen kann; er hat 0,16 Met. in der Breite, und in der Mitte eine Dike von 0,03 Met. An den Seiten ist er durch einen Randvorsprung g verstaͤrkt, damit er auf diese Weise groͤßere Steifheit erlange, und damit das seitliche Abglitschen der sich reibenden Stuͤke verhuͤtet werde. Die aͤußere Oberflaͤche der Kehle ist mit Sorgfalt abgedreht worden, weßhalb man sie in Hinsicht auf die Welle A, an welcher der Ring aufgezogen wird, nur zu centriren braucht, um eine mit dieser Welle vollkommen concentrische, cylindrische Oberflaͤche zu erhalten. Um diese Operation zu erleichtern, sind außen um den Ring herum symmetrisch sechs große Schrauben mit vierekigen Koͤpfen c, c angebracht, und durch die ihnen als Schraubenmuttern dienenden Ohren d, d gefuͤhrt. Wenn der Ring an die Welle angelegt ist, so wird es ein Leichtes seyn, seine aͤußere Oberflaͤche durch gehoͤrige Handhabung dieser Centrirschrauben zu adjustiren. Da jedoch die Gewalt, die ihn um die Welle zu drehen strebt, oͤfter sehr groß ist, so koͤnnten die Schrauben verbogen und die Oberflaͤche der Welle ausgefurcht werden, wenn diese aus Holz bestuͤnde. Um dieß zu verhuͤten, muß man den Ring nach vollbrachter Centrirung mit Keilen, die zu zwei und zwei so angebracht sind, daß ihre aͤußeren Oberflaͤchen stets mit der Achse parallel laufen, stark an die Welle treiben. Das Eintreiben dieser Keile muß allmaͤhlich und nach einander geschehen, damit die ringfoͤrmige Oberflaͤche keine excentrische Curve bekommt. Wenn der Ring ein Mal concentrisch an der Welle aufgezogen ist, so umgibt man ihn mit einem gegliederten Reibungsbande h, h, welches aus 8 blechernen Platten, die durch Bolzen verbunden und nach einem etwas groͤßeren Halbmesser als der Ring centrirt sind, zusammengesezt ist. Diese Vorkehrung ist getroffen, damit die Winkel der Glieder das Fett und die fremden Koͤrper, welche zwischen die sich reibenden Oberflaͤchen gelangen, aufnehmen koͤnnen. Das gegliederte Band endigt sich in zwei an den Enden verstaͤrkte und hakenfoͤrmig gebogene Halbglieder, die in die durchbohrten Koͤpfe zweier großer Bolzen e, e eingreifen. Leztere sind durch den aus Tannenholz bestehenden Balken B, der den Hebelarm des Zaumes bildet, gefuͤhrt. Zur Befestigung dieser Bolzen an dem Balken B dienen die beiden Schraubenmuttern i, i, welche auf großen Rosetten ruhen, und welche an den mit einem Schraubengewinde versehenen Theil der Bolzen e geschraubt werden. In den unteren Theil des Balkens B ist ein Lager aus hartem Holze C eingesezt, welches Lager mit einem centrirten und mit dessen Oberflaͤche concentrischen Theile auf dem Ringe a aufruht. Ein oder mehrere Loͤcher, welche durch den Hebel und das Lager gebohrt sind, gestatten einiges Oehl nachzugießen, um die Oberflaͤche des Ringes schluͤpfrig zu erhalten. An dem Ende des Hebelbalkens befindet sich ein Haken f, in den die Waagschale, auf welche das Belastungsgewicht des Zaumes gelegt wird, eingehakt ist. Dieser Haken muß oben eine Schraubenmutter und unten eine Verschulterung haben, und zwischen diesen beiden muß der Balken eingezwaͤngt seyn, damit bei allenfallsigen Erschuͤtterungen die Aufhaͤngung nicht in Unordnung geraͤth. Von der Anwendung dieses Zaumes. Wenn man den Nuzeffect eines Wasserrades bestimmen will, so hat man sich zuerst Gewißheit daruͤber zu verschaffen, ob dasselbe sowohl in Hinsicht auf die aͤußeren Formen, als auch in Hinsicht auf die Coincidenz seines Schwerpunktes mit seiner Rotationsachse gehoͤrig centrirt ist. Man hat daher die Schaufeln oder Eimer in guten Zustand zu versezen und so anzuordnen, daß ihr Spiel sowohl in Hinsicht auf den Zufuͤhr- als den Abfuͤhrlauf und auf die Seitenwinde gleich ist. Befaͤnde sich das Rad um seine Achse herum nicht im Gleichgewichte, so muͤßte man an seiner inneren Seite an den geeigneten Stellen Gegengewichte anbringen, welche das Gleichgewicht herzustellen im Stande waͤren. Ist dieß geschehen, so adjustirt man die Zapfenlager und die Zapfen, wobei man sie gehoͤrig befettet, so wie auch dafuͤr sorgt, daß an den Enden der Welle und der Zapfen keine Reibung der Ausladung Statt findet. Wenn der Zaum nun solcher Maßen adjustirt worden ist, so bringt man den Hebel in horizontale Stellung, worauf man vor und hinter der Welle fuͤr Boͤte oder Stuͤzpunkte sorgt, die dem Hebel zwar uͤber und unter dieser Stellung einen Spielraum von 2 oder 3 Graden gestatten, dafuͤr aber seine Oscillationen auf unwandelbare Weise beschranken. Diese Anordnung verhuͤtet alle Gefahren, welche aus einer zufaͤlligen Steigerung der Reibung des gegliederten Bandes und des Ringes erwachsen koͤnnten; denn in Folge dieser wuͤrde der Hebel emporgehoben und mit seiner Belastung mit in die allgemeine Bewegung des Rades hineingezogen werden. Sie gewaͤhrt uͤberdieß auch noch den Vortheil, daß die mit dem Instrumente angestellten Beobachtungen hinreichend genau werden, wenn man den Hebel des Zaumes nur dann als wirklich im Gleichgewichte befindlich betrachtet, wenn er leicht zwischen seinen beiden Stuͤzpunkten hin und her schwankt. Man muß sich außerdem aber auch noch davon Gewißheit verschaffen, daß die Traͤgheit der in Bewegung begriffenen Massen waͤhrend der Dauer des Versuches keine so großen Quantitaͤten Arbeit zu entwikeln vermag, daß hieraus ein merklicher Einfluß auf die Resultate erwachst. Diesen Zwek erreicht man, wenn man die Dauer der zu einer bestimmten Anzahl von Umgaͤngen erforderlichen Zeit zu wiederholten Malen zaͤhlt; ist diese constant, so kann man gewiß seyn, daß die Bewegung gleichfoͤrmig oder wenigstens periodisch ist, und daß die durch die Traͤgheit entwikelte Totalarbeit fuͤr den beobachteten Zeitraum Null ist. Ist der Apparat ein Mal zusammengestellt, so lassen sich die Versuche damit eben so leicht als in kurzer Zeit vornehmen. Von dieser Leichtigkeit soll man aber auch stets profitiren, um mehrere den verschiedenen Oeffnungen der Schuzbretter und den verschiedenen Wassertrachten, unter denen die Maschine arbeiten kann, entsprechende Reihen von Versuchen vorzunehmen. Endlich wird es gut seyn, bei jeder Reihe die Belastung allmaͤhlich von Null, wobei das eigene Gewicht des Zaumes auf die Distanz des Aufhaͤngepunktes Beziehung hat, bis zu jener Belastung, bei der die Maschine zum Stillstehen oder dem Stillstande moͤglichst nahe kommt, abzuwechseln. Auf diesem Wege laͤßt sich leicht durch Versuche ermitteln, bei welcher Geschwindigkeit die Triebkraft am vorteilhaftesten arbeitet. Der Zaum wiegt mit dem Ringe, dem Bande, dem Bolzen, dem Zapfenlager, dem Haken, und dem Schluͤssel zum Anziehen der Schraubenmuttern nur 200 bis 250 Kilogr.; er ist daher ziemlich leicht transportabel, so daß sich jeder Maschinenbauer einen zur Bemessung der Kraft der von ihm hergestellten Werke anschaffen kann und soll.

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