Titel: Ueber Apparate zum Heben zukerhaltiger Flüssigkeiten.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXXIX., S. 348
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LXXIX. Ueber Apparate zum Heben zukerhaltiger Fluͤssigkeiten. Aus dem Bulletin des Sucres, No. 4, S. 55. Ueber Apparate zum Heben zukerhaltiger Fluͤssigkeiten. Die Apparate, deren wir hier erwaͤhnen wollen, verdienen allgemeiner bekannt zu seyn, als es dermalen der Fall ist, da sie fuͤr geringe Kosten ein sehr rasches Aufsteigen der Fluͤssigkeiten bedingen. Es ist zu erwarten, daß sie allerwaͤrts, wo eine große Quantitaͤt Fluͤssigkeit emporzuschaffen ist, und zwar besonders, wo man mit siedenden Fluͤssigkeiten zu thun hat, die Pumpen verdraͤngen duͤrften. In lezterem Falle erfuͤllt sich naͤmlich der luftleere Raum, der durch das Aufziehen des Kolbens in der Pumpe erzeugt wird, nicht mit Fluͤssigkeit, sondern mit Dampf, so daß die Pumpe gar nicht oder sehr schlecht arbeitet. Die erste Idee dieser Apparate verdanken wir Hrn. Manoury d'Ectot, der einen solchen an dem Schlaghause in Grenelle, wo taͤglich eine große Menge Wasser emporgehoben werden muß, errichtete. Man hat sich daselbst uͤberzeugt, daß diese Vorrichtung eine der einfachsten, eine der zuverlaͤssigsten und eine derjenigen ist, die am wenigsten Reparaturen veranlassen; abgesehen von dem ihr eigenen großen Vortheile, daß sie zum Heben von Fluͤssigkeiten aller Art dient. In der Zukerfabrik des Hrn. Aubineau in Dallan bei Saint-Quentin arbeitet ein solcher Apparat mit groͤßter Regelmaͤßigkeit und ohne alle Beaufsichtigung und Reparaturen. Nicht minder zufrieden sind die Redactoren der Flandre agricole, die in ihrer Zukerfabrik in Artres gleichfalls einen besizen. Der zum Emporschaffen kalter Fluͤssigkeiten dienende Apparat unterscheidet sich von dem fuͤr siedende Fluͤssigkeiten bestimmten. Wir wollen zuvoͤrderst ersteren als den einfacheren eroͤrtern. Derselbe besteht, wie die hier beigefuͤgte Figur zeigt, Textabbildung Bd. 65, S. 348 aus einem metallenen Gefaͤße von irgend einer beliebigen, z.B. rechtekigen Gestalt, welches uͤberall geschlossen und nur an den Stellen A, L, V, D mit Haͤhnen versehen ist. Um die Fluͤssigkeit zu heben, sezt man den Apparat unmittelbar uͤber den Behaͤlter, worin jene befindlich ist, und zwar so, daß der Entleerungshahn D die allenfalls in dem Apparate enthaltene Fluͤssigkeit in den Behaͤlter entleert. An dem Hahne L ist eine Roͤhre anzubringen, welche bis zur Fluͤssigkeit hinabsteigt; und an dem Hahne V befindet sich eine Roͤhre, welche mit einem Dampferzeuger communicirt. Der Hahn A ist mit keiner Roͤhre versehen, denn er bildet den Lufthahn, und dient nur zur Ausleerung der Luft. Wenn die vier Haͤhne geschlossen sind, so muß man, um den Apparat spielen zu machen, zuerst den Lufthahn A und dann den Dampfhahn V oͤffnen, damit der durch lezteren einstroͤmende Dampf die Luft austreibe. Sobald bei A etwas Dampf auszutreten beginnt, schließt man beide Haͤhne; und wenn sich dann durch Verdichtung des Dampfes ein luftleerer Raum im Gefaͤße erzeugt hat, so oͤffnet man den Hahn L, welcher mit der emporzuhebenden Fluͤssigkeit communicirt, damit der atmosphaͤrische Druk die Fluͤssigkeit in das Gefaͤß emporzusteigen zwingt. Ist die Fuͤllung erfolgt, was man bei einiger Uebung gar bald aus der abgelaufenen Zeit entnehmen kann, so schließt man den Hahn L und oͤffnet dafuͤr den Hahn D, damit die Fluͤssigkeit in den zu deren Aufnahme bestimmten Behaͤlter ablauft. Beim Oeffnen dieses Hahnes D muß, wie sich von selbst versteht, zugleich auch der Lufthahn A geoͤffnet werden, weil sonst die Fluͤssigkeit nicht aus dem Gefaͤße abfließen wuͤrde. Mit diesem Apparate kann man Fluͤssigkeiten natuͤrlich nur auf eine Hoͤhe von 25 Fuß heben; will man eine groͤßere Hoͤhe erlangen, so muß man ihn mit folgendem Apparate in Verbindung bringen, wo man dann jede beliebige Hoͤhe erlangen kann. Zum Heben siedender Fluͤssigkeiten dient naͤmlich der aus der beigegebenen Zeichnung ersichtliche Apparat, Textabbildung Bd. 65, S. 349 an welchem A der Lufthahn, V der Dampfhahn, L der Hahn fuͤr den Zufluß und D jener fuͤr den Abfluß der Fluͤssigkeit ist. Ueber dem Hahne L muß ein Trichter angebracht seyn, in den die zu hebende Fluͤssigkeit gelangt; der Apparat muß sich daher in einer tieferen Stellung befinden, als der Kessel oder als das Gefaͤß, in welchem die zukerhaltige Fluͤssigkeit enthalten ist. Ueber dem Abflußhahne D ist eine Roͤhre anzubringen, welche bis unter den Behaͤlter, in den die Fluͤssigkeit emporgeschafft werden soll, hinaufreicht, und die in diesen Behaͤlter einmuͤndet. Dieser Behaͤlter kann sich auf einer Hoͤhe von 20, 30, 50 Fuß und weit daruͤber befinden. Um den Apparat in Gang zu sezen, oͤffnet man die Haͤhne L und A, und schließt dafuͤr die beiden anderen Haͤhne. Dann traͤgt man die Fluͤssigkeit durch den uͤber L angebrachten Trichter ein, wobei man jedoch den Lufthahn A fortwaͤhrend offen laͤßt, weil sonst die Fluͤssigkeit nicht aufsteigen wuͤrde. Wenn der Apparat gefuͤllt ist, was man daraus erkennt, daß die Fluͤssigkeit im Trichter mit jener im Apparate auf gleicher Hoͤhe steht, so schließt man die beiden Haͤhne L und A, und oͤffnet dafuͤr den Dampfhahn V und die Abflußroͤhre D. Die Folge hievon ist naͤmlich, daß der bei V eintretende Dampf die Fluͤssigkeit durch die Roͤhre D bis in den oberhalb angebrachten Behaͤlter treibt. Hat der Dampf einen Druk von 2 Atmosphaͤren, so kann man die Fluͤssigkeit auf 25 Fuß Hoͤhe treiben; hat er einen Druk von 3 Atmosphaͤren, so kann diese Hoͤhe 50 Fuß betragen u.s.f. Beide der beschriebenen Apparate lassen sich auch mit einander verbinden. So erzeugt man, um die kalten Fluͤssigkeiten auf mehr als 25 Fuß zu heben, zuerst einen luftleeren Raum im Apparate; und wenn dieser mit Fluͤssigkeit erfuͤllt worden ist, so treibt man leztere dadurch, daß man Dampf einstroͤmen laͤßt, noch hoͤher. Die Abflußroͤhre ist dann eben so einzurichten wie an dem fuͤr siedende Fluͤssigkeiten bestimmten Apparate. Alle diese Vorrichtungen muͤssen mit Sorgfalt aus Kupfer zusammengesezt seyn; die beste Form, die man ihnen geben kann, duͤrfte ein Cylinder seyn, der an beiden Enden durch sphaͤrische Dekel geschlossen ist. Der Rauminhalt laͤßt sich nach Belieben waͤhlen. Zur Reinigung ist ein entsprechendes Loch, welches gut verschlossen und lutirt wird, anzubringen.