Titel: | Neues Verfahren zur Bereitung der Jodsäure, von Louis Thomson. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXXXV., S. 386 |
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LXXXV.
Neues Verfahren zur Bereitung der
Jodsaͤure, von Louis
Thomson.
Aus dem Edinburgh philos. Mag. No. 56, S.
442.
Thomson's Verfahren zur Bereitung der Jodsaͤure.
Man bringe ein Atom oder 126 Gran Jod nebst 24 Unzen Wasser in eine angemessene
Flasche und lasse zuvor in kaltem Wasser gewaschenes Chlor so lange durch die
Mischung gehen, bis sie farblos geworden ist. Darauf lasse man die Aufloͤsung
eine Stunde lang stehen, erhize sie dann bis zu 212° F., damit das
unverbundene Chlor frei werde und seze 2 1/2 Atom oder 295 Gran frisch
gefaͤlltes Silberoxyd hinzu, lasse das Ganze zehn Minuten sieden, filtrire es
und lasse es bis zur Trokne sorgfaͤltig abdampfen. Das Product ist reine
wasserfreie Jodsaͤure.
Aus dem obigen Verfahren wird zugleich erhellen, daß es keine Chloriodsaͤure
gibt, da die sogenannte Saͤure ein bloßes Jodchlorid ist, das bei seiner
Aufloͤsung im Wasser in Salz- und Jodsaͤure mit einer veraͤnderlichen
Menge von Jod verwandelt wurde. Ich muß zugleich bemerken, daß ich nicht im Stande
gewesen bin, Chlor und Jod in den Verhaͤltnissen zu vereinigen, die
nothwendig sind, um diese Saͤuren ohne die Dazwischenkunft des Wassers zu
bilden. Es findet sich dabei immer ein Ueberschuß von Jod vor. Ich zweifle jedoch
nicht, daß dieß bei einer niedrigen Temperatur bewerkstelligt werden koͤnne.
Bei dem lezten von mir angestellten Versuche wurden 50 Gran Jod mit 41,5 Kubikzoll
oder ungefaͤhr 30 Gran Chlor verbunden. Wurde die so gebildete Substanz in
eine große Menge Wasser gebracht und einige Tage dem Sonnenscheine ausgesezt, so
sezte sie 8 Gran Jod ab und nahm eine blaßgelbe Farbe an.
Daß die Salz- und Jodsaͤure in der Aufloͤsung fertig gebildet
vorhanden sey, davon habe ich mich nicht nur durch Geschmak und Geruch
uͤberzeugt, sondern auch dadurch, daß ich freie Salzsaͤure daraus
durch Destillation erhielt, obgleich diese Saͤuren, wenn die Destillation so
lange fortgesezt wird, bis die Aufloͤsung hoͤchst concentrirt ist, auf
einander reagiren und Chlor und Jod erzeugen.
Das jodsaure Ammoniak ist ein aͤußerst krystallinisches gekoͤrntes
Pulver, das nur wenig Aufloͤsbarkeit besizt. Man kann es dadurch bereiten,
daß man die Aufloͤsung von Salz- und Jodsaͤure mit reinem
Ammoniak saͤttigt, worauf dasselbe gefaͤllt wird, waͤhrend das
salzsaure Ammoniak aufgeloͤst bleibt. Die Jodsaͤure wird von der
Schwefelcyansaͤure und dem schwefelcyansauren Kali und Natron zersezt, und
auch der Speichel, wahrscheinlich in Folge seines Gehaltes an schwefelcyansaurem
Kali, zersezt die Jodsaͤure und erzeugt mit derselben und der Staͤrke
einen blauen Niederschlag, der sich nicht von dem unterscheiden laͤßt,
welcher unter aͤhnlichen Umstaͤnden von dem Morphin bewirkt wird.
Diese Entdekung ist in gerichtlich-medicinischer Hinsicht von Wichtigkeit, da
jezt die Jodsaͤure eine sehr zuverlaͤssige Probe fuͤr Cyan
darbietet.