Titel: | Beschreibung einer in Niederfüllbach bei Coburg aufgestellten, nach der Idee von Leovier durch den herzoglich Coburg'schen Kammerrath Ludloff ausgeführten Wasserhebmaschine. |
Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXXIII., S. 178 |
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XXXIII.
Beschreibung einer in Niederfuͤllbach bei
Coburg aufgestellten, nach der Idee von Leovier durch den herzoglich Coburg'schen
Kammerrath Ludloff
ausgefuͤhrten Wasserhebmaschine.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ludloff's Wasserhebmaschine.
Unter den mancherlei Apparaten und Werkzeugen des dortigen Sr. Maj. dem Koͤnig
Leopold von Belgien zugehoͤrigen, in jeder
Hinsicht interessanten landwirthschaftl. EtablissementsEine Beschreibung der dortigen, sowohl in Bezug auf gebaͤuliche Anlage
als den Zusammenhang der einzelnen Geraͤthe unter sich, als
vollendetes Muster zu betrachtenden Branntweinbrennerei, ebenfalls ein Werk
von Hrn. Ludloff, findet sich mit Zeichnungen
versehen, im LXII. Bande S. 392 dieses Journals, als Auszug aus meinen
Notizen uͤber eine durch Deutschland gemachte landwirthschaftliche
Reise. Z.findet sich eine Wasserhebmaschine, die
baͤlder bekannt zu werden verdient, als es beiden Dienstverhaͤltnissen
ihres Erfinders, des dortigen genialen Wirthschaftsdirigenten Hrn. Ludloff zu erwarten siebt. Durch Lieferung einer
Beschreibung derselben glaube ich somit im Interesse des Publicums zu handeln und
indem ich solche hiemit gebe, fuͤge ich zugleich ihrer deutlicheren
Erklaͤrung wegen einige bildliche Darstellungen derselben bei und zwar in
Fig. 1 und
2
unter
Adie Seitenansicht der im Gange befindlichen Maschine, mit
Ansichten einzelner Theile derselben;
Bihren Grundriß oder die Ansicht von Oben.
Die Zeichen saͤmmtlicher Ansichten beziehen sich immer auf die gleichen
Gegenstaͤnde und es zeigen solche unter 1 einen Bok von eichenem Holz, auf
dem in einem Ausschnitte die Welle 2 ruht, in deren Mitte senkrecht sich eine
eiserne Achse 3 erhebt, um die sich das Rad 4 mit den darauf ruhenden Armen 5
bewegt. An jedem dieser Arme haͤngt ein Schoͤpfkasten, wovon je nach
der Hoͤhe des Ufers und der Groͤße des Wasserbeduͤrfnisses
entweder je der dritte, der zweite oder auch jeder einzelne zum Wasserholen (siehe
6) eingerichtet ist.
Die Zusammensezung dieser Schoͤpfkasten ist folgende. Jeder derselben hat in
seinem Boden bei 7 ein mit Blei bedektes ledernes Ventil (Klappe) zum
Einstroͤmen des Wassers, was in dem Augenblik erfolgt, wo dasselbe
uͤber dem Wasserspiegel herstreicht, welche Bewegung indessen ohne
anderweitiges Zuthun einzig und allein durch die Stroͤmung des Wassers von
selbst bewirkt wird. Damit aber die Luft im Inneren des Schoͤpfkastens jenes
Einstroͤmen nicht erschwere, ist bei 8 eine Roͤhre zum Ausstroͤmen
derselben angebracht. Jeder einzelne der in Folge jener Stroͤmung in die
Hoͤhe gelangenden Schoͤpfkasten entleert sich durch die Bornen
angebrachte Oeffnung 9 dadurch, daß der Schoͤpfkasten durch die in dem Bok 10
befindliche, nach Beduͤrfniß hoͤher und nieder stellbare gebogene
Rahme a gefaßt, und schon bei der leisesten
Beruͤhrung so tief niedergedruͤkt wird, daß sich die in dem
Schoͤpfkasten enthaltene Fluͤssigkeit bei n in den, unter jenen Bok liegenden Trog b
ergießt. Die bereits unter 5 erwaͤhnten Arme sind durch hoͤlzerne
Traͤger 11 an dem auf der Achse 3 sizenden Kopf 13, der sich mit dieser
ebenfalls umdreht, aufgehaͤngt, damit sie sich nicht verbiegen.
Zur Regulirung der Maschine nach dem jedesmaligen Wasserstande dient der Hebel 13,
der den Mechanismus einer gewoͤhnlichen Heblade hat, womit die Welle 2
hoͤher oder niederer gestellt wird, waͤhrend mittelst des Hebels 14
dem Rade die noͤthige schraͤge Richtung gegeben wird. Lezteres
vermittelt hauptsaͤchlich die Rahme 15, welche durch die eiserne Zwinge 16
mit der Nabe des Rades 3 in Verbindung steht. Zur Befestigung genannter Hebel dienen
eiserne Bolzen, die in den Loͤchern (siehe 17) wie es gerade noͤthig
ist, eingestekt werden.
In Absicht auf den Fuß des Boks wird noch bemerkt, daß diesen bilden: die Unterlage
a, auf der die Saͤule b sich erhebt, die mit der Scheide c umgeben,
und an welcher ferner unten die Rinne d und oben das
Brett e befestigt ist. Mittelst dieser Scheide und eines
unter derselben eingestekten Nagels lassen sie sich je nach Erforderniß
hoͤher oder niedriger stellen. Brett und Rinne haben die Biegung des Kreises,
den die aͤußeren Enden der Maschine beschreiben, und ersteres ist so
gestellt, daß es mir seiner Spize die Kopfstuͤke der Schoͤpfkasten
(siehe 18) faͤngt, waͤhrend ihrer Fortbewegung niederdruͤkt,
und sie so ohne allen Zwang veranlaßt, ihren Inhalt an Wasser in die darunter
befindliche Rinne zu entleeren, von wo aus dann dasselbe nach Belieben weiter
geleitet werden kann.
Die Vortheile dieser Construction sind hauptsaͤchlich folgende:
1) Wohlfeilheit in der Ausfuͤhrung, indem die ganze Maschine ungleich billiger
zu stehen kommt, als die gewoͤhnlichen Wasserschoͤpfmaschinen.
2) Leichter Transport derselben, in so fern sie sich von dem Ort ihrer Aufstellung
ganz leicht wegnehmen und an einem anderen fast ohne alle Vorrichtung aufstellen
laͤßt.
3) Kann sie ohne die geringste Schwierigkeit durch die Kraft eines Menschen nach dem
Wasserstande regulirt werden, ohne dadurch im Gange gestoͤrt zu werden, das
Wasser mag seicht oder hoch seyn.
4) Braucht sie kein Wehr, keine Schleuße oder sonst einen Bau im Flusse, und ist
somit der Schifffahrt, den Floͤßen, den Muͤhlen etc. nicht hinderlich,
waͤhrend dieses Umstandes wegen manche wohlthaͤtige
Waͤsserungsanlage sehr oft unterbleiben muß. Wuͤrden auch
Holzfloͤße den Fluß passiren und das ganze Strombett einnehmen, so darf nur
bei deren Ankunft der Schoͤpfkasten aus dem Spiegel des Wassers gehoben
werden, wozu aber ganz wenig Kraftaufwand noͤthig ist. Endlich
5) ist ihre Leistungsfaͤhigkeit im Vergleich mit den gewoͤhnlichen
Wasserschoͤpfraͤdern ungleich bedeutender.
Diese Vorzuͤge gewaͤhrt die Maschine bei einem nicht zu steilen Ufer
und sie sind durch mehrjaͤhrige Erfahrung so entschieden erprobt, daß sich
ihr ein großer Vorzug vor den meisten der bis jezt bekannten
Wasserschoͤpfmaschinen namentlich fuͤr die Zweke der
Bewaͤsserung nicht absprechen laͤßt.
C. Zeller in Carlsruhe.