Titel: | Ueber die Fabrication des Leiocoms (gedörrten Kartoffelstärkmehls), von Lucian Rey. |
Autor: | Lucian Rey |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XVI., S. 49 |
Download: | XML |
XVI.
Ueber die Fabrication des Leiocoms
(gedoͤrrten Kartoffelstaͤrkmehls), von Lucian Rey.Die nachfolgende Beschreibung des zwekmaͤßigsten Verfahrens zur Bereitung
des in Frankreich sehr viel, in Deutschland bis jezt noch wenig angewendeten
Leiocoms (uͤber dessen Anwendung als Verdikungsmittel in den
Kattundrukereien wir bereits eine Abhandlung von Schwartz im Polytechn. Journal Bd.
LIX. S. 191 mitgetheilt haben) ist vom Verfasser, der selbst
laͤngere Zeit Director einer Staͤrkmehlfabrik war, der Redaktion
des Polytechn. Centralblatts eingesendet und von
derselben in Nr. 62 dieser Zeitschrift bekannt gemacht worden. Wir bemerken
noch, daß man einen in England gebraͤuchlichen Apparat zum Roͤsten
von Weizen- und Kartoffelstaͤrke im Polyt. Journal Bd. LXVI. S. 191 beschrieben findet. A.
d. R.
Rey, uͤber die Fabrication des Leiocoms.
Seit einigen Jahren ist die Fabrication des Leiocoms in Frankreich eine der
ergiebigsten Branchen der Staͤrkmehlfabrication geworden. Die aͤußerst
verschiedenartigen Anwendungen dieses Produktes im Zeugdruk, in der Bandfabrication,
der Fabrication bunter Papiere, Tinten, Wasserfarben u.s.w. haben die Wege des
Absazes vermehrt und somit auch Bestrebungen hervorgerufen, diesen Fabricationszweig
moͤglichst zu verbessern.
Das Roͤsten des Getreidestaͤrkmehls geschieht bekanntlich in der Regel
in Cylindern von Kupfer oder Eisenblech, durch welche eine eiserne, mir Kurbeln
versehene und in Lagern ruhende Achse geht. Die Lager befinden sich in dem
vierseitigen Mauerwerks. Das Kartoffelstaͤrkmehl, wie es vom Fabrikanten
gewonnen wird, kann man indessen so nicht loͤsten; es hat die Eigenschaft, in
der Hize zu Pulver zu zerfallen, sich an die Gefaͤßwaͤnde anzusezen
und zu verkohlen, wodurch das Product mit feinen Kohlenkoͤrnchen vermengt
erscheint. Die Nachtheile sind um so groͤßer, je weniger troken das
Staͤrkmehl angewendet wird; es blaͤht sich dann auf, bakt zusammen,
und die Operation des Roͤstens wird meistens eine nachtheilige, wegen der
großen Verluste.
Die genannten Schwierigkeiten hat man dadurch zu beseitigen gesucht, daß man die
Cylinder durch eine Art Kessel mit flachem Boden ersezte, und diesen lezteren mit
einem Ruͤhrapparate mit Buͤrsten von aͤhnlicher Art, wie in den
Oehlfabriken, versah. Spaͤter, da man sah, daß die Buͤrsten
anbrannten, roͤstete man das Staͤrkmehl in großen Oefen unter stetem
Umruͤhren bis zu dem erforderlichen Grade. – Das Folgende wird zeigen,
daß nach gehoͤriger Vorbereitung die Cylinder auch fuͤr
Kartoffelstaͤrkmehl sehr gut brauchbar sind.
Ein System, welches jedem Staͤrkmehl-Fabrikanten anzurathen ist, besteht darin, stets die
Fabrication des Kartoffelstaͤrkmehls mit der des Getreidestaͤrkmehls
zu verbinden. Da naͤmlich die Zeit, wo das Starkmehl aus dem Getreide am
vortheilhaftesten gewonnen werden kann, da anfaͤngt, wo die Bereitung des
Kartoffelstaͤrkmehls keinen Vortheil mehr bringt, so ist man dann im Stande,
fortwaͤhrend zu fabriciren und seine guten Arbeiter beizubehalten. Der
Verfasser sezt bei der folgenden Darstellung diese Einrichtung voraus, um sich eine
weitlaͤufige Beschreibung der senkrechten, in hoͤlzernen
Troͤgen umlaufenden Mahlsteine zu ersparen, welche zu Gewinnung des
Getreidestaͤrkmehls in Gebrauch sind. Indessen denke man sich von den
Troͤgen jene durchloͤcherten Bleche weg, durch welche das mit
Staͤrkmehl beladene Wasser ablauft.
Man beginnt nun damit, 20 Kilogr. frisches Kartoffelstaͤrkmehl mit 25 Liter
kaltem Wasser anzuruͤhren, sezt dem Gemenge 1/2 Kil. Alaunpulver zu, bringt
das Ganze in einen kupfernen Kessel, in welchem 40 Liter kochendes Wasser sich
befinden. Man arbeitet das Gemenge gut durch, laͤßt von Neuem kochen, und
sobald alle Staͤrkmehltoͤrnchen geplazt sind und der Kleister einige
Consistenz erlangt hat, bringt man ihn aus dem Kessel in eine hoͤlzerne Kufe.
– Nun bringt man in die beschriebenen hoͤlzernen Troͤge
frisches Staͤrkmehl und laͤßt die Steine umlaufen, um die
Koͤrnchen zu zerquetschen, waͤhrend man von Zeit zu Zeit so viel
Kleister zusezt, daß ein fluͤssiger Brei entsteht. Nach einer Viertelstunde,
wenn der Kleister dem Breie gehoͤrig incorporirt ist, bestreut man lezteren
mit trokenem Staͤrkmehl in hinreichender Menge, um durch fortgehende Arbeit
der Steine einen Brei von jener Consistenz zu erhalten, wie sie gewoͤhnlich
das aus den Kufen kommende Staͤrkmehl besizt. Eine genaue Mengenbestimmung
des Kleisters und trokenen Staͤrkmehls laͤßt sich nicht geben, da dieß
von der Consistenz des ersieren und von der hygroskopischen Feuchtigkeit des
lezteren abhaͤngt. Kurz, man muß eine Masse herstellen, welche nach dem
Troknen sehr zaͤhe und nicht ohne eine leichte Kraft zerbrechlich ist.
– Der so verhaͤrtete Brei wird in Stuͤkchen von 8 Centim.
Laͤnge und 5 Centim. Breite und Hoͤhe geschnitten, auf ausgesperrten
Tuͤchern einige Tage an der Luft ausgebreitet, und dann in die
Trokenoͤfen gebracht, die man allmaͤhlich bis 40°
erwaͤrmt. Bemerkt man beim Zerreiben der Masse zwischen den Fingern, daß sie
keine Feuchtigkeit mehr enthaͤlt, so geht man zum eigentlichen Doͤrren
uͤber, welches nun, nach dieser Vorbereitung, ganz wie beim
Getreidestaͤrkmehl vorgenommen werden kann. Die Cylinder fassen
gewoͤhnlich 20 Kilogr.; man fuͤllt sie aber nicht ganz, damit der
Inhalt beim Umdrehen in Bewegung gerathen kann. Jeweiliges Umruͤhren mit
einem Spatel ist noͤthig. Die Feuerung wird natuͤrlich allmaͤhlich bis
zum hoͤchsten Punkte gesteigert.
Der bei dieser Zubereitung stattfindende Verlust au Kartoffelstaͤrkmehl
haͤngt von der Nuͤance ab, welche das Leiocom haben soll. Er
betraͤgt fuͤr die Nuͤance der beigelegten Probe (schoͤn
braungelb und sehr rein) 16–18 Proc. Der Preis ist pro 50 Kilogr. 45–60 Fr., je nachdem das Product mehr oder weniger
sorgfaͤltig bereitet, d.h. von kohligen Partikeln frei ist.