Titel: Auszug aus einer Abhandlung über die Fabrication vergoldeter und gepreßter Papiere zum Tapezieren und zu Papparbeiten; von Hrn. Delport in Paris.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XX., S. 60
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XX. Auszug aus einer Abhandlung uͤber die Fabrication vergoldeter und gepreßter Papiere zum Tapezieren und zu Papparbeiten; von Hrn. Delport in Paris.Hr. Delport erhielt fuͤr seine Papiere von Seite der Société d'encouragement die silberne Medaille. A. d. O. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Okt. 1837, S. 391. Delport, uͤber die Fabrication vergoldeter und gepreßter Papiere. Die Zubereitung und, Fabrication der Goldpapiere gehoͤrt unter die sogenannten Geheimnisse, und befand sich bisher wirklich nur in den Haͤnden der wenigen eingeweihten Fabrikanten. Sie erfordert auch, so einfach sie zu seyn scheint, große Sorgfalt und Gewandtheit und eine gruͤndliche Kenntniß der Zusammensezung der dabei anzuwendenden Stoffe. Das Hauptpraͤparat bei der Fabrikation dieser Papiere ist der sogenannte Grund (assiette). Es ist Hrn. Delport nach langen Bemuͤhungen endlich gelungen, Goldpapiere zu fabriciren, die ihre Geschmeidigkeit und ihren Glanz nicht verlieren, die sich auf Gegenstaͤnden aller Art anbringen lassen, ohne sich abzuschaͤlen und ohne matt zu werden; und die selbst einen Druk aushalten, wie er noͤthig Ist, um sie 1 bis 2 Linien erhaben zu pressen. Es gelang ihm eben so geschlagenes Messing oder falsches Gold zu fixiren und zu bruniren; falsches Gold matt auf Papier zu firnissen, so daß es von gutem Golde kaum zu unterscheiden, und auch eben so dauerhaft ist wie dieses; brunirtes Silberpapier zu firnissen, damit es unter der Einwirkung der Luft seine Weiße nicht verliert und nicht anlauft. Endlich wendet er statt des langweiligen und muͤhsamen Abreibens der Stoffe auf dem Reibsteine eine Muͤhle an, die ihm sehr große Vortheile gewaͤhrt. 1. Vergoldung auf Papier. Obschon der armenische Bolus den besten Grund fuͤr die Goldpapiere abgibt, so wußten ihn die Englaͤnder doch, wenigstens zum Theil, durch Pfeifenthon, dem sie eine geringe Menge Bolus und einen Theil Graphit beimengten, zu ersezen. Auf diesem Grunde, der eine blaßfahle Farbe hatte, und der mit etwas sehr duͤnnem Pergamentleime vermengt in einer sehr duͤnnen Schichte auf das Papier aufgetragen wurde, fixirte man das Gold wie bei der gewoͤhnlichen Vergoldung auf Holz mit klarem Wasser. Dergleichen Papier kann jedoch nur von sehr sorgfaͤltigen und gewandten Arbeitern verwendet werden, und besizt nie die Dauerhaftigkeit desjenigen, welches aus der Fabrik des Hrn. Delport hervorgeht. Der Erfinder blieb nach vielfachen Versuchen definitiv bei folgendem Verfahren stehen. Man verschafft sich zuerst guten armenischen Bolus. Der beste findet sich in großen, nicht splitterigen Stuͤken, hat eine lebhaft blutrothe Farbe, fuͤhlt sich milde an, und bekommt, wenn man ihn mit dem Finger reibt, Glanz, ohne sich dabei in Pulver zu verwandeln. Bedient man sich noch der Reibsteine, so wascht man diese Stuͤke, um sie dann zu zerstoßen, zu sieben und mit Wasser abzureiben, wobei man auf ein Pfund ein Sechzehntel Blutsteinpulver und so milden und glaͤnzenden Graphit, als man bekommen kann, zusezt. Da der Blutstein dazu bestimmt ist dem Grunde gehoͤrige Soliditaͤt zu geben; da er aber das Gold beim Brunnen haͤrter macht, so wendet ihn Hr. Delport nur in den beiden ersten der aufzutragenden Schichten an, waͤhrend die dritte und lezte nur aus armenischem Bolus und ein Sechzehntel Graphit zusammengesezt wird. Um die Composition zu fetten, wenden die einen Talg, die anderen hingegen einen Loͤffel Olivenoͤhl an; allein ersteres macht das Papier stetig, indem es durch das Gold dringt, und lezteres macht, indem es verdunstet, das Gold beim Bruniren troken. Hr. Delport nimmt daher anstatt des Talges ein Gemenge aus Hammelfett, Rindsfett und Jungfernwachs, welches er uͤber einem gelinden Feuer schmilzt, und welches er heiß durch ein Seihtuch laufen laͤßt, nachdem er ihm vorher eine Prise Alaunpulver zugesezt hat. Anstatt des Oehles nimmt er eine Mischung von einer Unze Wallrath mit fuͤnf Eßloͤffel guten Olivenoͤhles, die er, wenn sie zerflossen ist, durch einen Wollenzeug filtrirt, und der er beilaͤufig drei Quentchen Alaun auf das Pfund Farbe zusezt. 2. Leimung des Papieres. Der beste Leim fuͤr Goldpapier ist eine Mischung aus Leim von Kaninchenfellen und aus Leim von Weißhaͤuten (peaux blanches). Man loͤst ein Viertelpfund dieses Leimes in einem Liter heißen Wassers auf, und kocht die Aufloͤsung, wenn sie nach einigen Stunden erfolgt ist, eine halbe Stunde lang bei gelindem Feuer: zu den beiden ersten auf das Papier aufzutragenden Schichten nimmt man ein Viertel Liter Kaninchenleim auf einen halben Liter Weiß- oder Leimwasser und einen Viertel Liter klares Wasser. Das Ganze wird in einem glasirten irdenen Geschirre erhizt und mit der Farbe vermengt. Zum Auftragen, bei dem man darauf zu achten hat, daß alle Stellen gehoͤrig bedekt werden, nimmt man einen platten Pinsel aus Schweinsborsten, Queue-de-morue genannt. Man traͤgt drei Schichten auf; bei der dritten sezt man ein Drittel Liter Wasser zu. Das auf diese Weise geleimte Papier wird wie gewoͤhnlich auf Schnuͤre aufgehaͤngt, und wenn es troken geworden ist, in die Presse gebracht. Zu Tapeten eignet sich jedes Papier, wenn es nur geleimt ist. Das duͤnne Goldpapier ist gewoͤhnlich Coquille-Vélin oder Serpente-Vélin; zu dem starken Goldpapiere hingegen, welches zum Pressen dient, nimmt man gut geleimtes Grand-raisin-Vélin. Um das Gold aufzutragen, nimmt man das gepreßte grundirte Papier, buͤrstet es auf der grundirten Seite, breitet es auf einem glatten, pultartig geformten Marmor aus, und befeuchtet es, damit es sich nicht falte, auf beiden Seiten und mittelst der angegebenen Buͤrste mit einer Aufloͤsung von 1/4 Liter Pergamentleim in 2 1/2 Liter heißen und vollkommen reinen Wassers. Die Vergoldung selbst geschieht wie bei der Vergoldung des Holzes, erfordert aber große Gewandtheit und Genauigkeit. Im Allgemeinen wird diese Arbeit von Weibern besser als von Maͤnnern verrichtet. 3. Brunirung. Wenn der mit Gold bedekte Bogen Papier troken geworden ist, so schreitet man zur Brunirung oder Glaͤttung, wozu man sich in der Fabrik des Hrn. Delport eines schwaͤrzlichen Kiesels, der ganz als Polirstein zubereitet aus der Picardie kommt, bedient. Die schwaͤrzesten und feinkoͤrnigsten sind die besten. Zum Behufe des Brunirens wird das Papier auf einer ganz ebenen Tafel aus trokenem Birnbaumholze, die leine Spruͤnge haben darf, ausgebreitet. Manchmal wird zwei Mal, d.h. ein Mal nach der Laͤnge und ein Mal nach der Quere brunirt. Zeigte sich das Gold beim Glaͤtten zu troken und zu hart, so koͤnnte man das Glaͤtten erleichtern, indem man mit einem mit Jungfernwachs abgeriebenen Tampon aus feinem Tuche leicht uͤber das Gold hinfaͤhrt. 4. Pressung. Hr. Delport bedient sich hiebei der englischen Methode, der sogenannten Gaufrage á la contre-partie. Man hat diese Methode oft nachzuahmen versucht. Einige bedienten sich einer Art von Walzwerk, an welchem die eine Walze gravirt, die andere hingegen mit einem Leder, auf welches das zu pressende Papier gebracht wurde, uͤberzogen war. Andere wendeten als Contrepartie eine papierne Walze an, die jedoch kostspieliger kam und nie ganz reine Abdruͤke gab. Der Cylinder, dessen sich Hr. Delport bedient, ist eine eiserne Welle, welche mit einer abgedrehten Abklatschmasse uͤberzogen und von der Dike der gestochenen Walze ist. Man laͤßt diese beiden Cylinder auf einander laufen, bis der Dessin erhaben erscheint, wobei man den zu stark vorspringenden Theil der metallenen Contrepartie mit dem Grabstichel weghebt, bis beide Cylinder gut in einander passen. ES koͤnnen auf diese Weise 300 bis 400 Fuß Papier in einer Stunde gepreßt werden. Die beste, allein auch die langsamste und kostspieligste Methode Papier zu pressen, ist uͤbrigens die mit dem Balancier, welche die schoͤnsten Reliefs gibt.